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mein/4 März 2020

mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020

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Am U-Bahnhof Nollendorfplatz

Fotos: Pavol Putnoki

mit Max Raabe und Christoph Israel in die Finger. Und

bald habe ich Max dann live im Admiralspalast erlebt.

Seitdem habe ich großen Spaß daran, diese Sachen auf

meine Art zu singen.“

Aber es ist nicht nur der Spaß an der schönen Musik und

den oft witzigen Texten, der ihn für dieses Genre begeistert:

„Was hatten wir für eine Hochkultur in Deutschland!

Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, was wir in

dieser Stadt, in Deutschland einmal hatten. Es darf nicht

wieder passieren, dass so etwas von hier gehen muss. Diese

großartigen Künstler, die Texte

voller Humor, diese Selbstironie,

die witzigen Melodien.“

Über Selbstironie verfügt Atrin

Madani auch auf der Bühne

reichlich. Manchmal zeigt er echte

Entertainerqualitäten. War er

in der Schule sowas wie der Klassenclown?

„Ja, so ziemlich. Ich

war schon mit fünf der Alleinunterhalter.

Ich glaube für einige

Lehrer war ich kein angenehmer

Schüler. Ich sage an dieser

Stelle noch einmal: Tut mir leid!

Selbstironie finde ich sehr wichtig.

Man sollte sich nicht immer

allzu ernst nehmen. Das Leben

ist schon ernst genug!“

Und wie sieht es mit Vorbildern

aus? „Oh, ich habe zu viele,

um sie alle aufzuzählen. Man

kann von jedem etwas lernen.

Bei einem Workshop sagte der

Schlagzeuger Jerry Granelli zu

mir: ‚Wenn du wissen willst, wie

ein Song perfekt gesungen wird,

dann hör‘ dir Sinatra an.‘ Man darf ihn oder andere natürlich

nicht kopieren, nur das Handwerk übernehmen,

nicht Ticks oder Eigenheiten. Ich darf einen Song nicht

wie Sinatra singen, sondern muss ihn singen wie Atrin

Madani.“

Woher kommen Atrins enorme englische Sprachkenntnisse,

die vorbildliche Aussprache? Wie bei Sinatra versteht

man jede Silbe, jeder Ausdruck macht Sinn, die Pointen

sitzen, das Storytelling ist beeindruckend, jeder Verse

macht neugierig auf den Song. Der Wortschatz ist umfangreich.

Ein Live-Radiointerview

anlässlich eines Konzerts in Toronto

absolvierte er perfekt. Auf

Facebook konnte man es sehen.

„Das fing zu Hause an. Bei uns

lief immer Musik, im Radio, auf

Schallplatte. Dann hatte ich

fünfmal die Woche Englisch-

Leistungskurs. Ich musste gut

Englisch lernen. Meine Mutter

lebte inzwischen in Kanada.

Und wenn man Songtexte verstehen

und singen möchte, muss

man Redewendungen, Sprichworte

usw. kennen. Manchmal

muss ich auch Ausdrücke nachlesen,

um Cole Porters Wortspiele

zu verstehen. Wenn ich sie

nicht verstehe, wie soll ich dem

Publikum damit Spaß machen?

Und am JIB sprechen wir mehr

Englisch als Deutsch. Wir sind

Luftsprünge am

Winterfeldtplatz für

den Fotografen

eine internationale Hochschule,

meine Professorin ist Amerikanerin.

‚You gotta know your shit‘,

sagt man in den USA.“

mein/4

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