Zehlendorf Mitte extra APR/MAI 2017
Journal für Zehlendorf Mitte und Umgebung
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<strong>Zehlendorf</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>extra</strong> 23<br />
mäldes, die Gerüchte um sein Verschwinden und<br />
das Schweigen der Nachkriegszeit. So denkt die<br />
Fotografien Johanna Diehl intensiv über dieses<br />
Schweigen nach, das sie anhand der eigenen<br />
Familiengeschichte wie durch einen trüben<br />
Schleier sichtbar macht. Andere erfinden neue<br />
Gerüchte oder sie kopieren das Werk, um es zu<br />
beschädigen (Norbert Bisky). Es gibt Künstler, die<br />
sich dem Thema Verlust als Leerstelle widmen<br />
(Arturo Herrera, Christian Jankowski) oder sich<br />
mit dem Moment des Todes des Malers auseinander<br />
setzen (Rémy Markowitsch, Birgit Brenner),<br />
der zum Mythos rund um das Bild beigetragen<br />
hat. Es geht um Staub, der auf die Geschichte gefallen<br />
ist, um Kontinuitäten von Weltanschauungen<br />
und um Schatten der Vergangenheit (Peter<br />
Rösel) oder um die Frage, was geschieht, wenn<br />
Der Turm der blauen Pferde sich plötzlich wieder<br />
zeigt (Via Lewandowsky). Eine Leuchtschrift im<br />
Freien erinnert daran, dass wir nie Gewissheit<br />
haben und alles immer auch ganz anders sein<br />
könnte (Tobias Rehberger). Bei Martin Assig wird<br />
ein inniges religiöses Gespräch in Gang gesetzt.<br />
Er bedient sich der vier apokalyptischen Reiter<br />
aus der Offenbarung des Johannes, um seine<br />
Geschichte über das Gemälde zu erzählen und<br />
bis zum flehentlichen „Komm, komm, komm“ die<br />
Trauer über den Verlust zu steigern.<br />
Nur eine Postkarte blieb<br />
Während von dem 200 mal 130 Zentimeter messenden<br />
Gemälde bis heute jede Spur fehlt, hat<br />
sich eine postkartengroße kolorierte Skizze erhalten,<br />
die Franz Marc kurz vor dem Jahreswechsel<br />
1912/13 innerhalb Berlins an seine Dichterfreundin<br />
Else Lasker-Schüler schickte. Sie befindet sich<br />
seit den 1960er-Jahren als Depositum der Bayerischen<br />
Staatsgemäldesammlungen in der Staatlichen<br />
Graphischen Sammlung München. ◾<br />
„Vermisst – Der Turm der blauen Pferde“<br />
3. März bis 5. Juni im Haus am Waldsee,<br />
Argentinische Allee 30, 14163 Berlin.<br />
Öffnungszeiten: Täglich außer montags von 11 – 18 Uhr.<br />
Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familien 10 Euro.<br />
www.hausamwaldsee.de.