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Jagd, Musik und Brauchtum - Österreichischer Blasmusikverband

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2.1 Entwicklungen in Europa<br />

Frankreich: Mit der Entwicklung der „trompe de chasse“ <strong>und</strong> der Fanfare wurde der<br />

Endpunkt erreicht. Später wurden die Instrumente nur mehr geringfügig modifiziert.<br />

Auch die französische Revolution vermochte es nicht die Tradition der <strong>Jagd</strong>musik zu<br />

brechen, denn obwohl <strong>Jagd</strong>musik auch als Teil des adeligen Lebens galt, wurde sie<br />

schon bald wieder in ihrer ursprünglichen Form gespielt. Noch heute hat die französische<br />

<strong>Jagd</strong>musik nichts von ihrer Ursprünglichkeit verloren <strong>und</strong> wird so wie sie Ende<br />

des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts wiedergegeben.<br />

England: Sehr interessant ist, dass sich in England, trotz Adel <strong>und</strong> auch entsprechender<br />

<strong>Jagd</strong>, <strong>Jagd</strong>waffenproduktion etc. keine eigenständige Form der <strong>Jagd</strong>musik entwickelt<br />

hat.<br />

Deutschland: Anfang des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde in Deutschland auch die französische<br />

Art der <strong>Jagd</strong>musik übernommen. Ansätze zu einer eigenständigen <strong>Jagd</strong>musik wurden<br />

entweder nicht konsequent genug weitergepflegt oder ließen noch deutlich die Ansätze<br />

der französischen <strong>Jagd</strong>musik erkennen. Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert löschte eine Änderung der<br />

<strong>Jagd</strong>ausübung die <strong>Jagd</strong>musik in Deutschland völlig aus. Erst von Pleß gelang es die<br />

<strong>Jagd</strong>hornmusik zu beleben, verwendet wurde dazu Anfangs ein Signalhorn der Armee,<br />

also ein Trompeten Instrument. Durch die Nähe zur Armee ist es auch leicht zu erklären,<br />

dass viele Signale des Militärs zu <strong>Jagd</strong>signalen umfunktioniert wurden, neue Tot-<br />

Signale wurden für das Fürst-Pleß-Horn komponiert.<br />

Wenn wir also heute von der Verbreitung der deutschen <strong>Jagd</strong>signale in vielen Ländern<br />

Europas sprechen, darf nicht übersehen werden, dass diese erst während oder nach dem<br />

II. Weltkrieg erfolgte.<br />

Österreich: Wie in vielen Ländern wurde auch in Österreich die französische <strong>Jagd</strong>hornmusik<br />

übernommen, jedoch wurden bereits seit dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert Alphörner für<br />

die Hochgebirgsjagden eingesetzt. Aus der Symbiose Alphorn <strong>und</strong> der trompe de chasse<br />

entwickelten sich neue eigenständige Signale, die eine Vielfalt an jägerischer<br />

Volksmusik widerspiegelt. Dies dürfte sich aber nur auf den alpinen Raum beschränkt<br />

haben, in Böhmen blieb das französische Vorbild bis weit ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert erhalten.<br />

Der Wiener Kaiserhof dürfte dabei eine verbindende aber auch ausgleichende Funktion<br />

erfüllt haben. Wenzel Rossi, als „Jägerhornist“ hauptamtlich der Hofmusikkapelle<br />

zugeteilt, hatte die Zeit zur Verfügung eine kaiserliche Hofmusikjagd auszubauen. Im<br />

Lande entstanden nach dem Vorbild des Wiener Kaiserhofes Bläsergruppen, die im<br />

positiven Wettstreit zwischen „Wien“ <strong>und</strong> der „Provinz“ standen. Das führte zu einer<br />

einmaligen Vielfalt der österreichischen <strong>Jagd</strong>musik.<br />

Dies mögen auch die Gründe gewesen sein, warum im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert nicht wie in<br />

vielen Ländern Europas die <strong>Jagd</strong>musik stillschweigend unterging, sondern von den<br />

Volksmusikanten übernommen <strong>und</strong> aus Liebe zum <strong>Jagd</strong>hornklang weitergeführt wurde.<br />

Parallel dazu blieb der Wiener Kaiserhof eine Stätte der musikalischen <strong>Jagd</strong>tradition.<br />

Immer wieder tauchen die Namen der Berufsmusiker Joseph Schantl (1842-1902),<br />

Anton W<strong>und</strong>erer (1850-1906), Franz Joseph Liftl (1864-1932) <strong>und</strong> Karl Stiegler (1876-<br />

1932) auf. Sie schufen nicht erst die "Österreichische <strong>Jagd</strong>musik", sondern führten diese<br />

zu neuer Blüte. Karl Stiegler, Karl Hugo Pusch (1879-1944) <strong>und</strong> - nach 1945 - Ernst<br />

Paul (1907-1979) verhinderten, dass die einstmals k.k. Hofjagdmusik nicht mit der<br />

Monarchie unterging <strong>und</strong> bis heute als "Lainzer <strong>Jagd</strong>musik" weitergeführt wird.<br />

<strong>Jagd</strong>, <strong>Musik</strong> <strong>und</strong> <strong>Brauchtum</strong> Seite - 7 -

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