AH_CoburgerREFORMATIONSBOTSCHAFTER2017
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K 1 2 . 2 . Sprechstück<br />
Das Treffen zu Rodach<br />
Die Verhandlungspartner standen in Rodach noch ganz unter dem Eindruck der Protestation von<br />
Speyer. Der Unterschied zwischen der protestantischen Bekenntnisrichtung Luthers und Zwinglis<br />
spielte im Rodacher Bund noch keine entscheidende Rolle, Die Absicht, das Verhältnis zur<br />
Mutterkirche abzustecken, hatte Vorrang. Immerhin hielt man eine gemeinsame Marschrichtung<br />
für das evangelische Lager für wichtig genug, damit man in mit schriftlich fixierten<br />
Glaubenssätzen Rede und Antwort stehen könnte. Deshalb wurde die Abfassung einer<br />
Bekenntnisschrift in Rodach ebenfalls diskutiert. Diese Glaubenssätze für eine evangelische<br />
Bekenntnisschrift, in Rodach vorbereitet und auf der Tagung zu Schwabach nach dem<br />
Religionsgespräch zu Marburg im Oktober 1529 in 17 Artikeln zusammengestellt, wurden<br />
während Luthers Aufenthalt auf der Veste Coburg von Philipp Melanchthon überarbeitet und in<br />
die Augsburger Bekenntnisschrift des Jahres 1530 eingearbeitet. Rodach hat für die<br />
Vorbereitung der Schwabacher Artikel und damit auch für deren Verankerung in der Augsburger<br />
Bekenntnisschrift Pate gestanden. In Rodach stand auch gleichsam die Wiege des<br />
Schmalkaldischen Bundes. Diese geschichtliche Gegebenheit hat überkonfessionale Bedeutung.<br />
Orte der Tagungen eines sogenannten evangelischen Rumpfparlamentes zwischen den beiden<br />
Reichstagen zu Speyer und Augsburg waren außer Rodach die Städte Memmingen, Nürnberg,<br />
Saalfeld, Schleiz, Schwabach, Schmalkalden und Biberach. Beteiligt an den Beratungen und<br />
Beschlüssen waren bei unterschiedlicher Beschickung der Tagungen BrandenburgAnsbach,<br />
Sachsen, Hessen, Anhalt, BraunschweigLüneburg und die Reichsstädte Ulm, Kempten,<br />
Memmingen, Isny, Lindau, Nürnberg, Straßburg, Biberach, Konstanz, Reutlingen, Windsheim,<br />
Heilbronn, Weißenburg und St. Gallen. Letzteres trat zum letzten Male als Reichsstadt des<br />
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in Erscheinung. Auch Magdeburg, Nördlingen,<br />
Zürich, Bern, Frankfurt und selbst Köln waren im Gespräch. Insgesamt haben sich in Archiven<br />
etwa 80 Schriftstücke erhalten, die die Rodacher Tagung betreffen.<br />
In einem eigens für den 2. November verfassten Sprechspiel, das im Gottesdienst von<br />
Mitgliedern der evangelischen Jugend dargeboten wird, wird in ökumenischem Geiste die<br />
geschichtliche Bedeutung der Rodacher Tagung von 1529 gewürdigt werden.<br />
Dr. Albin Schubert<br />
© Dr. Albin Schubert<br />
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