Bayerischer Wald
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20 Mittwoch, 9. Mai 2018<br />
In Mauth im Bayerwald nah an der tschechischen<br />
Grenze steht gegenüber der Kirche ein<br />
altes Gasthaus. Seit über 80 Jahren ist es im<br />
Besitz der Familie Fuchs, erbaut wurde es<br />
1890. Als der alte Wirt Alfons Fuchs verstarb,<br />
war die Zukunft des Hauses ungewiss, aber<br />
dann entpuppte es sich als Glücksfall, dass einer<br />
der beiden Söhne, mit zweitem Namen auch<br />
ein Alfons, ein begnadeter Hobbykoch ist. Und<br />
auch die Apotheke, die er gemeinsam mit seiner<br />
Frau vor Ort führt, war ein Glücksfall, denn<br />
ohne sie hätte die junge Familie Fuchs wohl<br />
kaum die enormen Kosten für die Sanierung<br />
des alteingesessenen Wirtshauses stemmen<br />
können. Nun erstrahlt das Gasthaus Fuchs in<br />
neuem Glanz, elegante Gästezimmer und ein<br />
Spa-Bereich unterm Dach sind hinzugekommen<br />
– das ganze Haus ist ein wundervolles<br />
Beispiel für eine gelungene Sanierung mitten<br />
im Ortskern von Mauth. Und die Seele des<br />
Hauses, Mutter Anita Fuchs, steht mit über<br />
70 Jahren immer noch in der Küche und hilft,<br />
wo sie kann.<br />
Ein Apotheker als Wirt? Das funktioniert im<br />
Fall von Bernhard Alfons Fuchs gut, weil der<br />
dreifache Familienvater schon immer gern gekocht<br />
hat. Nach der Arbeit versteht sich. Und<br />
mit großem Interesse für besondere Zutaten,<br />
was sich rasch herumsprach in der Region.<br />
Wachteleier? Schweine? Gänse? Bringt’s zum<br />
Apotheker, der weiß was damit anzufangen.<br />
Hinzu kommt eine gewisse Systematik im Planen,<br />
die ihm bei der Renovierung sowie der<br />
langfristigen Entwicklung des Wirtshauses<br />
zugutekommt. In der Fuchs-Küche wird möglichst<br />
viel selbst gemacht. Der neue Besitzer<br />
hält seine eigenen schwäbisch-hällischen<br />
Landschweine, er hat eine Räucherkammer<br />
gebaut, er will demnächst Essig herstellen<br />
und plant eine kleine Weißbierbrauerei. Beim<br />
Renovieren des Wirtshauses hat er einen Erdkeller<br />
ausgraben lassen, um im Winter Gemüse<br />
einlagern zu können. Alles so, wie es die<br />
<strong>Wald</strong>ler schon immer getan haben.<br />
Selbstbewusste<br />
Bodenständigkeit<br />
Womit wir bei der Tradition der Bayerwaldküche<br />
wären ... Denn die liegt nicht nur in den<br />
Zutaten, den Pilzen, Beeren und Wurzelgemüsen,<br />
sondern eben auch in Küchenpraktiken wie<br />
dem Haltbarmachen oder der Verwertung des<br />
ganzes Tieres. Dazu passt die gepökelte Rinderzunge<br />
mit Linsen zu Neujahr (bringt Glück<br />
und Geld), die es auch beim Fuchs gibt. Oder<br />
die traditionelle Milchsäurevergärung der selbst<br />
eingelegten Gurken – da braucht’s keinen Zucker.<br />
Typisch für die bäuerliche Küche der Region<br />
sind auch Liwanzen, das sind Küchlein,<br />
die in einer speziellen Form im himmelblauen<br />
Kachelofen der alten Stube gebacken werden.<br />
Die Küche im Bayerwald musste früher aus<br />
der Not heraus das Beste machen, dann geriet<br />
vieles in Vergessenheit. Zigeunerschnitzel<br />
und Schwammerl-Sahnesaucen – bei diesen<br />
kulinarischen Tiefpunkten graust es dem frisch<br />
gebackenen Wirt. Doch er weiß auch: Was zu<br />
Hause gut geht, nämlich authentisch und gemüsereich<br />
kochen, ist im Wirtshaus erst auf<br />
halber Strecke erreicht. Was nicht so schlimm<br />
ist, weil der Schweinebraten mit Krautsalat –<br />
die klassische Kombi im Bayerwald – dank der<br />
eigenen Schweine besonders gut schmeckt und<br />
die selbstgemachten Knödel natürlich auch.<br />
Alternativ hätte es Pferderoulade mit glasierten<br />
Zuckerschoten und Karottenmus gegeben oder<br />
ein Wildragout mit Tagliatelle. Und die Essenz