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Bayerischer Wald

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Urlaub im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />

24 Mittwoch, 9. Mai 2018<br />

WELLNESS · WANDERN UND ERHOLUNG<br />

Gut gebrannt, Meister!<br />

Blutwurz und Bärwurz sind traditionelle Spezialitäten des Bayerwalds – doch auch Whisky gibt es im „Woid“<br />

Hübsch und talentiert: die Blutwurz.<br />

Sie sind so typisch für den Bayerischen <strong>Wald</strong> wie<br />

die Glashütten, die Weiten der Wälder, die aromatischen<br />

Pflanzen und die Waidler, seine Einwohner:<br />

die Spirituosen Blutwurz und Bärwurz.<br />

„Wir sind kein klassisches Obst- oder Getreide-<br />

Anbaugebiet, so dass nur die Kräuter und Wurzeln<br />

als typische, einheimische<br />

Rohstoffe zur Verfügung stehen“,<br />

erklärt Stefan Penninger,<br />

der in fünfter Generation die<br />

Alte Hausbrennerei Penninger<br />

betreibt. Die früheren Bayerwald-Schnapsbrenner<br />

hätten<br />

aus der Not eine Tugend gemacht,<br />

weiß Peininger, so dass<br />

sich die Region zum Zentrum<br />

der Kräuterspirituosen-Szene<br />

entwickelt habe.<br />

Die Heilkraft der beiden Pflanzen<br />

ist seit dem Mittelalter bekannt.<br />

„Beerwurtzwasser getruncken<br />

eröffnet die Verstopffung der<br />

Leber, der Nieren, Harngäng<br />

Foto: Pixabay und der Blasen“, heißt es zum<br />

Beispiel in einem Kräuterbuch<br />

aus dem 16. Jahrhundert. Und<br />

Hildegard von Bingen sowie Sebastian Kneipp<br />

haben den Blutwurz als Hausmittel für Magen-<br />

Darm-Probleme empfohlen. Blutwurz (Potentilla<br />

erecta) wird auch Dilledapp oder Tormentill genannt.<br />

Die Pflanze gehört zur Familie der Rosengewächse.<br />

Wenn die Wurzel durchschnitten<br />

wird, färbt sie sich rot. Deswegen der Name.<br />

Die Bärwurz (Meum athamanticum), auch Wilder<br />

Fenchel oder Bärendill, gehört zur Familie<br />

der Doldenblütler. Heute sind Blut- und Bärwurz<br />

vor allem als Grundstoff für die gleichnamigen<br />

Spirituosen bekannt.<br />

Seit 1905 gibt es die Alte Hausbrennerei Penninger<br />

in Hauzenberg, 20 Kilometer von Passau<br />

entfernt. Ursprünglich war das Unternehmen<br />

eine Essigfabrik. Heute ist der Penninger-<br />

Blutwurz der Verkaufsschlager. „Beim Blutwurz<br />

kommen neben der Blutwurz-Wurzel zwölf weitere<br />

Kräuter und Wurzeln sowie – beim Likör<br />

– Zucker zum Einsatz. Beim Bärwurz verwenden<br />

wir tatsächlich nur die Wurzel der Bärwurz-<br />

Pflanze. Dazu landwirtschaftlich erzeugten<br />

Neutralalkohol aus Getreide“, erklärt Stefan<br />

Penninger. Die Destillateure halten sich an die<br />

überlieferten Rezepte.<br />

Doch die Brennerei Penninger setzt den typischen<br />

Schnäpsen heute auch moderne Alternativen<br />

entgegen. Um langfristig auf dem Markt<br />

zu bestehen, müsse man innovativ sein. „Viele<br />

traditionelle Produkte verpassen den Punkt der<br />

Erneuerung“, hat Stefan Penninger festgestellt.<br />

Der Hauzenberger Brennerei aber ist eine<br />

Trendwende gelungen. Unter dem Motto „Mehr<br />

Lederjacke als Lederhose“ wird beispielsweise<br />

der „Blutwurz Black“ in einer schwarzen Flasche<br />

als modernes bayerisches Szenegetränk<br />

verkauft. Und der „Blutwurz Red“ ist eine süße<br />

Kombination aus Wurzel und Kirsche.<br />

Neben Penninger hat auch die Brennerei Liebl<br />

in Bad Kötzting neue Wege eingeschlagen.<br />

Neben Blut- und Bärwurz hat der Familienbetrieb<br />

vor rund zehn Jahren erfolgreich mit der<br />

Herstellung des ersten Single Malt Whiskys aus<br />

dem Bayerischen <strong>Wald</strong> begonnen. Der Coillmór-<br />

Whisky hat seinen Namen aus dem Gälischen:<br />

Coillmór bedeutet „großer <strong>Wald</strong>“. Die schottischen<br />

Highlands und der Bayerische <strong>Wald</strong><br />

haben jetzt also mehr als die wildromantischen<br />

Landschaften gemeinsam.<br />

Und wann trinkt der echte Waidler nun Blutwurz<br />

oder Bärwurz? Stefan Penninger: „Bärwurz<br />

trinke ich am liebsten als Digestif, weil sein<br />

würziges Aroma deftige Speisen geschmacklich<br />

abrundet. Und Blutwurz – obgleich ebenfalls ein<br />

hervorragender Digestif – sehr gerne abends<br />

zum Bier. Das Herbe des Hopfens und die würzige<br />

Süße des Blutwurz-Kräuterlikörs ergänzen<br />

sich hervorragend!“ Patrizia Steipe

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