LE-2-2013
LOGISTIK express Fachzeitschrift
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ABS. Logistik express FACHMEDIUM / 08Z037679 M / Markus Jaklitsch / MÜNZGRABENSTRASSE 36 / 3 / A-8010 GRAZ<br />
Blick voraus<br />
Zug um zug !!<br />
Lesen Sie mehr ab Seite 4<br />
logistik-express.com | <strong>LE</strong>-2/<strong>2013</strong>
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INHALT | Editorial<br />
INHALT<br />
LOGISTIK express 2|<strong>2013</strong><br />
| Seite Titel | Thema<br />
| 4 Was hat den denn geritten? | AKTUELL<br />
| 5 VNL: Stabilität durch Flexibilität | AKTUELL EVENT<br />
| 6 Was unsere „Kleinen” beschäftigt | UNTERNEHMER<br />
| 8 Infrastruktur mit Tunnelblick | INFRASTRUKTUR<br />
| 9 Intermodaltrans Italien - Schweiz | TRANSPORT LOGISTIK<br />
| 10 Des Ausblicks zweiter Teil | TRANSPORT LOGISTIK<br />
| 12 Die neue Seidenstraße | TRANSPORT LOGISTIK<br />
| 14 Metro setzt auf Bahn und Lkw | HANDEL TRANSPORT<br />
| 16 Blick auf Air Cargo Österreich | LUFTFRACHT<br />
| 15 Hamburg: Österreichs Tor zur weiten Welt | SCHIFFFRACHT<br />
| 18 Rohstofflogistik mit der Bohne an Bord | BINNENSCHIFFSLOGISTIK<br />
| 20 Deutsche Unternehmen gut gerüstet für die Zukunft | WIRTSCHAFT<br />
| 21 BMÖ: 15 Jahre besser einkaufen | EINKAUF<br />
| 22 Daten im Gleichklang – GS1 Syn | IT HANDEL<br />
| 23 Marktplatz PORTlog jetzt online! | IT PORTAL<br />
| 24 B2B-Logistiker müssen sich laufend behaupten | EXPRESS LOGISTIK<br />
| 25 Die Partnerwahl ist entscheidend | WIRTSCHAFT<br />
| 26 Sicherer und effizienter mit Elektrofahrzeugen | AUTOMOTIVE<br />
| 28 PVC-Recycling auf Rekordniveau | UMWELT<br />
| 29 Modernisierung statt Neubau / LTW | INTRALOGISTIK<br />
| 30 Wenn Drachentöter in den Handel stürmen… / BITO | INTRALOGISTIK<br />
| 31 Doppelt hält besser / KNAPP | INTRALOGISTIK<br />
| 32 Brauchen Unternehmen heut-zutage eine interne IT-Abteilung? | IT SOFTWARE<br />
| 34 Potentiale in der Logistik heben mit dem richtigen IT Anbieter | IT SOFTWARE<br />
| 36 Automatisierung öffnet das E-Commerce-Geschäft für KMU / Swisslog | E-COMMERCE<br />
| 37 Mit OPM die Nase vorn – auch in Finnland / WITRON | INTRALOGISTIK<br />
| 38 Lang erwarteter Startschuss in Indonesien | GLOBA<strong>LE</strong> MÄRKTE<br />
| 40 Zurück in die Zukunft | AUSBILDUNG<br />
| 41 Österreich forciert Binnenschifffahrts-Ausbildung | AUSBILDUNG<br />
| 42 Mit DHL zum erfolgreichen Lehrabschluss | AUSBILDUNG<br />
| 43 Menschen in Bewegung | JOB KARRIERE<br />
| 46 LCL: Nachhaltigkeit 3.0 | EVENT<br />
| 46 transfairlog geht 2014 erneut in Hamburg an den Start | EVENT<br />
| 47 Termine am laufenden Band | TERMINE EVENTS<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Marktveränderungen<br />
beeinflussen<br />
das Business. So<br />
setzen wir unseren<br />
Kurs fort und pushen<br />
nachhaltig mit neuen<br />
Medien und Agenturpartnern<br />
Serviceleistungen via Soziale<br />
Netzwerke, Multimediales Online- und<br />
E-Marketing auf diversen Kanälen, sowie<br />
Corporate Publishing und Crowdfunding<br />
Projekte.<br />
Buchprojekt “Die Brücke vor dem Kopf”:<br />
Erstmals entsteht in der Binnenschifffahrt<br />
ein Fachbuch, das ausschließlich<br />
über Crowdfunding finanziert wird. Zum<br />
Inhalt des Buches: Sicherheit ist in der<br />
Logistik eine zentrale Voraussetzung. Im<br />
Buch “Die Brücke vor dem Kopf” wird<br />
anhand praktischer Beispiele gezeigt, wie<br />
es zu Unfällen in der Binnenschifffahrt<br />
kommt und wie man diese vermeiden<br />
kann. Geschrieben wird das Buch von<br />
zwei Experten mit langjähriger Erfahrung<br />
in ihrer Branche: Dr. Stefan Poppelreuter/TÜV-Bonn<br />
und Kapt. Peter<br />
Baumgartner. Durch Spendenbeiträge<br />
kann jeder Interessierte die Höhe der<br />
Buchauflage mitbestimmen. Geplanter<br />
Erscheinungstermin ist Ende <strong>2013</strong>. Infos<br />
unter p.baumgartner@logistik-express.at.<br />
Markus Jaklitsch<br />
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Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik<br />
Graz, UW-Nr.812<br />
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Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten<br />
Wäldern und kontrollierten Quellen<br />
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IMPRESSUM<br />
Medieninhaber, Herausgeber, Marketing und<br />
Vertrieb: Markus Jaklitsch<br />
Redaktion: Angelika Thaler, Peter Baumgartner,<br />
Paul Christian Jezek, Anna Steiner, Michael<br />
Ghezzo, Thomas Wöhrle, Dirk Ruppik, Ursula<br />
Schmeling | Lektorat: Angelika Thaler, Wolfgang<br />
Fink | Grafik: Marion Lindert, Matthias Pall<br />
Zielgruppe: Entscheider, Entscheidungsträger<br />
Fokus: Wirtschaft, Industrie, Handel, Transport,<br />
Einkauf, Logistik. Heftpreis: Inland 8,10 Euro.<br />
Logistik express Fachmedium, Markus Jaklitsch<br />
Reitschulgasse 20, 8010 Graz, Austria<br />
Büro: Münzgrabenstraße 36/3, 8010 Graz<br />
Tel.: +43(0)676-9578311<br />
Tel.: +43(0)676-7035206<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 3
AKTUELL<br />
Was hat den denn geritten?<br />
Kaum ein Politiker hat es zuletzt so intensiv in die Schlagzeilen gebracht wie Minister Berlakovich. Wenn ein<br />
Umweltminister gegen ein Pestizidverbot stimmt, fragt man sich, was dahinter steckt. Oder vielleicht doch<br />
eher „wer“? Es würde mich nicht wundern, wenn wir es hier mal wieder mit einem Fall von Lobbying zu tun<br />
haben… doch ist Lobbying immer schlecht? Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Ganz ehrlich, ich möchte keine Politikerin<br />
sein. Jedes Wort wird auf die<br />
Waagschale gelegt – und dabei ist<br />
es oft nicht mal die eigene Meinung, die man<br />
von sich gibt, sondern die von Spindoktoren,<br />
Schreibern, der eigenen Partei oder Interessensgemeinschaften.<br />
Und es ist unmöglich,<br />
es Allen Recht<br />
zu machen. Der<br />
deutsche Politiker<br />
Horst Lorenz<br />
Seehofer sagte<br />
einmal – allerdings<br />
nach seiner<br />
Tätigkeit als BM<br />
für Ernährung,<br />
Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz<br />
– in<br />
Angelika Thaler<br />
einer Fernsehsendung<br />
„Diejenigen, die entscheiden, sind<br />
nicht gewählt und diejenigen, die gewählt<br />
werden, haben nichts zu entscheiden.” Das<br />
ist wohl der Grund dafür, warum so wenige<br />
Wissenschaftler und Experten politische<br />
Ämter bekleiden, die entscheiden lieber im<br />
Hintergrund.<br />
Lobbyist? Ich doch nicht!<br />
Von Lobbyismus zu sprechen, hat etwas<br />
Anrüchiges. Keiner will im direkten Kontext<br />
genannt werden, denn er gilt als verpönt.<br />
Warum eigentlich? Sucht man nach Definitionen,<br />
findet man bei neutraler Betrachtung<br />
nichts Schlimmes. Denn es geht um einen systematischen<br />
Prozess zur Formulierung und<br />
Durchsetzung von Interessen bzw. Anliegen<br />
von Personen(gruppen), Institutionen, Unternehmen<br />
oder einer ganzen Branche durch<br />
sachliche, umfassende Information. Überzeugen<br />
statt Überreden lautet demnach die<br />
Devise. Der einzige Unterschied zur „guten,<br />
alten“ Werbung ist, dass die Einflussnahme<br />
hauptsächlich durch organisierte Interessengruppen<br />
– beispielsweise Verbände, Vereine<br />
oder NGOs – und deren Vertreter erfolgt<br />
anstatt durch Einzelunternehmen. Ok, noch<br />
ein Unterschied: die Wahl der Mittel ist vielfältiger.<br />
Denn bei etwas lockererer Betrachtungsweise<br />
bin ich ein Logistik-Lobbyist.<br />
Ich informiere die Öffentlichkeit und auch<br />
Entscheidungsträger (die sich unter unseren<br />
Lesern befinden) über die Leistungen der Logistik<br />
und versuche damit auch, deren und<br />
die allgemeine Meinung (positiv) zu beeinflussen.<br />
Dafür werde ich bezahlt. Die Sache<br />
mit der Gegenleistung lassen wir einfach mal<br />
beiseite. Oder zählt das Vertilgen eines Extra-<br />
Lachshäppchens bei einer Presseveranstaltung<br />
als unlautere Geschenkannahme?<br />
Politikberatung<br />
Wie in fast allen Bereichen des Lebens gibt<br />
es auch auf dem Gebiet des Lobbyismus ein<br />
„Schönreden“. Mit anderem Namen versehen,<br />
klingt es auch nicht mehr so schlimm.<br />
Ein Beispiel: „Politikberater Alfons Mensdorff-Pouilly“<br />
klingt doch viel netter als „Waffenlobbyist<br />
Alfons Mensdorff-Pouilly“. Oder?<br />
Auch die Bezeichnungen „Public Affairs“ oder<br />
„politische Kommunikation“ sind durchaus<br />
gängig und akzeptiert. Haben Sie sich schon<br />
einmal gefragt, warum viele internationale<br />
Konzerne eine „Hauptstadtrepräsentanz“<br />
haben?Lobbying ist aus dem täglichen Leben<br />
nicht wegzudenken, es beeinflusst die<br />
Entscheidungen und den technischen Fortschritt.<br />
Hätte niemand sich für die Einführung<br />
der CD stark gemacht, hätten wir heute<br />
noch Kassetten. Ohne einen gemeinsamen<br />
Standard für VHS als Nachfolger von Super8<br />
und Betamax, wer weiß, wo die Filmindustrie<br />
sich hin entwickelt hätte. Verschiedene Mauterfassungssysteme<br />
buhlten um die Gunst der<br />
Regierung, ehe sich die GO-Box durchsetze.<br />
Mein Standpunkt: solange es transparent abläuft,<br />
ist Lobbying absolut ok. Einzelne haben<br />
oft Probleme dabei, sich und einer potenziellen<br />
tollen Idee Gehör zu verschaffen, doch<br />
wenn sie in einem Interessenverband Unterstützung<br />
finden, steigen ihre Chancen. Doch<br />
kehren wir zurück zum armen Minister. Wird<br />
sein ursprüngliches Votum gegen das Verbot<br />
von Neonicotinoiden zu einem politischen<br />
Suizid? Der Misstrauensantrag wurde abgeschmettert,<br />
noch rettet ihn seine Partei vor<br />
dem Rücktritt. Wer weiß, wie lange noch – so<br />
gesehen würde ihm etwas Lobbying zu seinen<br />
Gunsten nicht schaden. Wer will, wer<br />
mag? (AT)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
4 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
AKTUELL | EVENT<br />
Stabilität durch Flexibilität<br />
Oder auch Applaus, bis die Wände wackeln, denn das Programm des 20. Österreichischen Logistik-Tages,<br />
der am 20. Juni <strong>2013</strong> in Linz stattfindet, lässt einige Höhepunkte erwarten. Und Flexibilität ist auch für erfolgreiche<br />
Unternehmen das Gebot der Stunde. Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Immer mehr Besucher wissen die Qualität<br />
des Logistik-Tages zu schätzen und strömen<br />
nicht nur zur Hauptveranstaltung<br />
ins Design-Center Linz, sondern genießen<br />
auch schon die drei Themenspecials und die<br />
Abendgala des Vortages. Bei den Specials 1<br />
Integrierter Einkauf: Vom Erfüllungsgehilfen<br />
zum Supply-Chain-Motor und 3 Zukunftsfähige<br />
Transportkonzepte: Beiträge zur industriellen<br />
Konkurrenzfähigkeit auf globalen Märkten<br />
kann man sich auch gleich die voestalpine<br />
Stahlwelt ansehen. Special 2 Beschleunigte<br />
Wirtschaft: Innovationen und Paradeprojekte<br />
in der Intralogistik findet im Courtyard Marriott<br />
statt. Zur Abendgala im RaiffeisenForum<br />
finden sich dann alle zusammen, um der Verleihung<br />
des Österreichischen Logistik-Preises<br />
<strong>2013</strong> beizuwohnen.<br />
Keynotes<br />
Jeder Vortrag bietet geballte Information, aber<br />
manche Sprecher üben einen besonderen<br />
Reiz aus. Die so genannten Keynotes kommen<br />
in diesem Jahr von Thomas Fahnemann,<br />
CEO der Semperit AG, Dr. Erhard F. Grossnigg,<br />
Sanierer, Investor und Geschäftsführer<br />
der E.F. Grossnigg Finanzberatung und TreuhandgesmbH<br />
(„Vom Seufzer zum WOW! Der<br />
Turnaround zu wertbeständigen Business-<br />
Modellen“) sowie von Dipl. Kfm. Wolfgang<br />
Grupp, Alleiniger Geschäftsführer und Inhaber<br />
TRIGEMA („Verantwortung übernehmen<br />
– Herausforderungen annehmen“).<br />
wo man auch Zeit für die Fachausstellung finden<br />
wird, gibt es wieder parallele Fachbeiträge.<br />
In Sequenz 1 „Integrierte Planung braucht<br />
den Einkauf: Die Rolle der Lieferanten in einer<br />
dynamischeren Umwelt“ hinterfragt Prof.<br />
(FH) DI Dr. Gerald Schönwetter, Professor für<br />
Logistik-Management, Logistikum die Inhalte<br />
der Beiträge. Ebenso wie wohl auch Prof.<br />
(FH) Dr. Andreas Breinbauer, Leiter Studiengang<br />
Logistik und Transportmanagement,<br />
Rektor (FH) der FH des bfi Wien in Sequenz 2<br />
„Dienstleistung im volatilen Umfeld: Tendenzen<br />
und Entwicklungen für stabile Lieferketten“.<br />
Sequenz 3 titelt „Hoher Lieferservice und<br />
hohe Wirtschaftlichkeit: Die ständige Balance<br />
zwischen Lieferfähigkeit und Beständen“<br />
unter der Moderation von Hans-Christian<br />
Siegert, Geschäftsführer dr. schaab + Partner.<br />
Wofür werden Sie sich entscheiden? Nur jene<br />
Unternehmen, die mit den wachsenden<br />
Flexibilitätsanforderungen des Marktes mithalten<br />
können, werden langfristig im rauen<br />
Wettbewerb bestehen können. Der Logistiktag<br />
zeigt erprobte Möglichkeiten auf, die eigenen<br />
Prozesse dahingehend zu hinterfragen und<br />
gegebenenfalls zu optimieren. (AT)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
Parallelsequenzen<br />
Wie immer wird man sich auch heuer wünschen,<br />
sich mehrteilen zu können – um sich<br />
die Beiträge in den unterschiedlichen Sälen<br />
anzuhören. Aber man muss sich entscheiden!<br />
In Sequenz 1 „Mehrwert für die Supply Chain:<br />
Marktsignale nutzen – Kundennähe verbessern<br />
– Vertrieb integrieren“ sorgt Mag. Klaus<br />
Venus, GF und Partner Ifl Consulting GmbH,<br />
für einen geordneten Ablauf. Sequenz 2, moderiert<br />
von Prof. hc. Dr. Franz Freudhofer,<br />
Senior Expert Produktion & Logistik, nennt<br />
sich „Marktorientiert und schnell: Mit Flexibilität<br />
zur stabilen Produktion“. Dr. Alexander<br />
Wiegele, Geschäftsführer bauMax Import &<br />
Logistik GmbH, führt durch die Sequenz 3 „Innovative<br />
Optimierungen der Konsumgüter-<br />
Supply Chain“. Auch nach der Mittagspause,<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 5
Unternehmer<br />
Was unsere „Kleinen” beschäftigt<br />
Österreichs KMU finanzieren sich zum großen Teil selbst. Sie haben (fast) immer Appetit auf mehr (Risiko-)<br />
Kapital und bekommen es neuerdings sogar etwas einfacher. Und sie bilden nach wie vor 80 % unserer Lehrlinge<br />
aus. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK<br />
Unsere Klein- und Mittelbetriebe finanzieren<br />
sich großteils aus eigener<br />
Kraft, nur jedes vierte Unternehmen<br />
nimmt für Investitionen einen Bankkredit auf,<br />
und nicht einmal<br />
jedes zehnte greift<br />
auf andere Finanzierungsformen<br />
zurück. Das geht<br />
aus einer aktuellen<br />
Umfrage von<br />
aws (Austria Wirtschaftsservice<br />
GmbH), Wirtschaftskammer<br />
Paul Christian Jezek<br />
und Marktforschungsinstitut<br />
marketmind hervor. Demnach finanzieren<br />
derzeit 44 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen<br />
hauptsächlich über den Cashflow,<br />
nur 25,5 Prozent der 1.907 Befragten nannten<br />
den Bankkredit als Finanzierungsquelle. 9<br />
Prozent greifen zu anderen Finanzierungsformen<br />
wie Venture Capital, Mezzaninkapital<br />
(Beteiligung ohne Stimmrecht), stille Beteiligung<br />
oder „Business Angels“.<br />
„Heuer wollen wir vor allem den Zugang zu<br />
Risikokapital verbessern“, verspricht - auf das<br />
Finanzierungsthema angesprochen - Wirtschaftsminister<br />
Mitterlehner. „Durch unsere<br />
neue Jungunternehmer-Offensive stehen<br />
langfristig 110 Millionen Euro an Investitionskraft<br />
für Gründer und junge Wachstumsunternehmen<br />
zur Verfügung.“ Dasselbe Prinzip<br />
verfolgt das Wirtschaftsministerium im Rahmen<br />
der „Seedfinancing“-Förderschiene, mit<br />
der im Vorjahr 44 junge High-Tech-Unternehmen<br />
mit einem Rekordvolumen von 16,5 Millionen<br />
Euro unterstützt werden konnten. Das<br />
bei der FFG angesiedelte Programm COMET<br />
(Competence Centers for Excellent Technologies)<br />
unterstützt den Aufbau von Kompetenzzentren,<br />
in die allein der Bund rund 50<br />
Millionen Euro pro Jahr investiert.<br />
Im März startete die jüngste Ausschreibung<br />
mit 13,5 Millionen Euro, die weitere zehn<br />
bis zwölf Zentren aufbauen wird. „Unser<br />
langfristiges Ziel bleibt, dass Österreich im<br />
EU-Vergleich in die Gruppe der Innovationsführer<br />
aufsteigt“, betont Mitterlehner. Dass<br />
es sich wahrlich um ein gesamteuropäisches<br />
Thema handelt und die Europäische Union<br />
angestrengt nach Wegen sucht, um die<br />
Kreditklemme für Unternehmen in einigen<br />
Mitgliedsländern zu überwinden, wurde vor<br />
kurzem wieder sehr deutlich klargestellt. Es<br />
gebe Möglichkeiten, kleine und mittlere Unternehmen<br />
nicht über Banken, sondern über<br />
andere Schienen zu finanzieren, sagte der<br />
Vorsitzende der EU-Finanzminister, Michael<br />
Noonan, beim EU-Gipfel im April in Dublin.<br />
„Die traditionelle Finanzierung in Europa<br />
läuft über Banken“, sagte Noonan. „Wir haben<br />
einen Mangel an Krediten in einigen Ländern,<br />
und wir suchen nach Alternativen.“ Die EU<br />
MUSS im Kampf gegen Rekordarbeitslosigkeit<br />
und Rezession inzwischen dringend handeln.<br />
Wie weiter mit Crowd Funding?<br />
Ziemlich spektakulär hat sich zuletzt der<br />
Waldviertler Schuhhändler und Finanzrebell<br />
Heini Staudinger als Vorkämpfer für die Legalisierung<br />
des Finanzierungsmodells „Crowd<br />
Funding“ auch in Österreich einen Namen gemacht<br />
- dabei scheint er Türen einzurennen,<br />
die schon halb geöffnet sind. Die Widerstände<br />
seien „schon fast nicht mehr vorhanden“, sagt<br />
der Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft,<br />
Markus Roth. Konkret schlägt die Wirtschaftskammer<br />
eine neue Definition des Begriffs des<br />
Einlagengeschäfts im Bankwesengesetz vor<br />
sowie für das Kapitalmarktgesetz ein Stufenmodell<br />
für ein „Phasing-in“ der Prospektpflicht.<br />
Die derzeit niedrige Untergrenze für<br />
die Prospektpflicht - 100.000 Euro - sei eines<br />
der wesentlichen praktischen Hemmnisse<br />
für Crowd Funding und Bürgerbeteiligungsmodelle.<br />
Im Mai hat der Wirtschaftsbund ein<br />
neues Finanzierungsmodell für Klein- und<br />
Mittelbetriebe vorgestellt. Dabei sollen Unternehmer<br />
einfacher zu Eigenkapital kommen,<br />
wodurch Betriebe auch einfacher Kredite<br />
und Förderungen bekommen könnten. Mit<br />
dem Crowd-Funding-Projekt, das vorerst im<br />
Waldviertel zum Einsatz kommt, sollen private<br />
Investoren angelockt werden, in heimische<br />
Betriebe zu investieren. Das würde deren Eigenkapitalquote<br />
steigern, was wiederum bessere<br />
Aussichten auf Kapitalbeschaffung am<br />
Markt bedeute. „Bei meinem Modell vergeben<br />
Unternehmen Genussrechte an Anleger, die<br />
steuerrechtlich als Fremdkapital, unternehmensrechtlich<br />
aber als Eigenkapital behandelt<br />
werden können“, erklärt der Sprecher des<br />
Wirtschaftsbunds Waldviertel, Werner Groiß.<br />
Durch erhöhtes Eigenkapital kämen KMU somit<br />
schneller und einfacher an Kredite und<br />
Förderungen. Auf einer Public-Placement-<br />
Plattform werden künftig Unternehmensbeschreibung<br />
und Projektplanung öffentlich<br />
vorgestellt - zu Informationszwecken für private<br />
Investoren. Die wesentlichen Punkte für<br />
eine Gewinnbeteiligung würden zudem ausgewiesen,<br />
so Groiß. Das Investitionsvolumen<br />
bliebe aber unter 100.000 Euro, damit nicht<br />
wie bei Wertpapieren eine Prospektpflicht anfällt.<br />
Bewertungen sowie Kaufempfehlungen<br />
würden auf der Plattform nicht angegeben.<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
6 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
UNTERNEHMER<br />
Der Gewinn für private Geldgeber würde sofort<br />
endversteuert ausgeschüttet, um „unwissentliche<br />
Steuerbetrugsfälle“ auszuschließen.<br />
Eine Ausdehnung auf weitere Regionen ist<br />
laut Groiß durchaus vorstellbar.<br />
Die Obfrau des Wirtschaftsbundes, Sonja<br />
Zwazl, sieht jedenfalls einen erhöhten Bedarf<br />
an Finanzierungsmöglichkeiten: „Es ist zu sagen,<br />
dass die Zusammenarbeit mit unseren<br />
Banken im Land funktioniert, aber trotzdem<br />
brauchen wir eine zusätzliche, ergänzende<br />
Möglichkeit zur Finanzierung.“ Laut Wirtschaftslandesrätin<br />
Petra Bohuslav fördert<br />
das Land Niederösterreich jährlich mehr als<br />
1.000 Unternehmen mit knapp 53 Millionen<br />
Euro, durch alternative Finanzierungsmodelle<br />
hätten noch mehr Klein- und Mittelbetriebe<br />
Zugang zu Mitteln des Landes. Ein wichtiges<br />
Instrument sei die ständige Weiterentwicklung<br />
der finanziellen Unterstützungsangebote.<br />
„Wir sehen es als Aufgabe der öffentlichen<br />
Hand, neben den klassischen Förderungen<br />
auch alternative Finanzierungsinstrumente<br />
anzubieten“, so die Landesrätin.<br />
Nichts geht ohne KMU<br />
„Die Klein- und Mittelbetriebe bilden 80 Prozent<br />
der Lehrlinge in Österreich aus“, lobt<br />
der Vorsitzende des parlamentarischen Wirtschaftsausschusses<br />
und Obmann der Sparte<br />
Gewerbe und Handwerk, Konrad Steindl.<br />
„Rund 36.000 ausbildende Betriebe leisten<br />
hier hervorragende Arbeit. Und das, obwohl<br />
ausbildende Betriebe nur gut ein Drittel der<br />
Förderung pro Lehrstellenplatz erhalten als<br />
die überbetrieblichen Lehrwerkstätten.“<br />
Hier sieht Steindl Handlungsbedarf: „Tatsache<br />
ist, dass immer mehr Lehrlinge die gesamte<br />
Lehrzeit in der überbetrieblichen Lehrwerkstätte<br />
bleiben. Gedacht war das System<br />
anders: Dass Defizite von Jugendlichen so<br />
schnell wie möglich aufgeholt werden, damit<br />
sie in einen Ausbildungsbetrieb wechseln<br />
können, wo Lehrlinge dringend gesucht werden.<br />
Der Wirtschaftsbund-Vorstoß, die Förderungen<br />
effizienter einzusetzen und verstärkt<br />
in die betriebliche Ausbildung zu investieren,<br />
ist daher ein richtiger Schritt.“<br />
Für Kleine wird‘s leichter<br />
Die von der Regierung geplanten Erleichterungen<br />
im Sozialversicherungsrecht für<br />
Kleinunternehmer haben im April den Sozialausschuss<br />
passiert. Der Gesetzesentwurf,<br />
der u. a. die Möglichkeit der Befreiung von<br />
der Beitragspflicht für selbstständige Mütter,<br />
die Wochengeld beziehen, vorsieht, wurde im<br />
Ausschuss mit den Stimmen von SPÖ und<br />
ÖVP beschlossen. Das Paket sieht weiters vor,<br />
dass Selbstständige, die Kindergeld erhalten,<br />
künftig bis zur Geringfügigkeitsgrenze dazuverdienen<br />
können.<br />
Eine Entlastung für Jungunternehmer soll die<br />
Möglichkeit des zinsenfreien Aufschubs von<br />
Versicherungs-Nachzahlungen bringen. In<br />
den ersten drei Jahren nach Gründung soll<br />
die Möglichkeit geschaffen werden, Beitragsnachzahlungen<br />
zur Sozialversicherung zinsenfrei<br />
in zwölf Raten zu entrichten. Damit<br />
soll Liquiditätsengpässen entgegengewirkt<br />
werden. „Mit dem KMU/EPU-Paket wird die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie speziell<br />
für Unternehmerinnen verbessert“, sagt Bundesrätin<br />
Monika Kemperle. „Damit soll ein<br />
weiterer Schritt zur finanziellen Entlastung<br />
von Einpersonen- und Kleinunternehmen gesetzt<br />
werden.“<br />
Für Kleine kann‘s noch schwerer werden<br />
Kommt demnächst die Kostenfalle „REACH“?<br />
Das europäische Chemikalienrecht, das 2007<br />
mit der sogenannten REACH-Verordnung auf<br />
neue Füße gestellt wurde, sorgt für große Besorgnis.<br />
Zunächst ging die EU-Kommission in<br />
Brüssel davon aus, dass die Mehrbelastung für<br />
die europäische Wirtschaft bis 2018 maximal<br />
2,5 Milliarden Euro betragen wird. Tatsächlich<br />
sind gemäß dem Anfang Mai veröffentlichten<br />
Review, in dem etwa die praktischen Auswirkungen<br />
von REACH auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der europäischen Wirtschaft oder den<br />
Schutz von Mensch und Umwelt untersucht<br />
wurden, schon bis Ende 2010 Umsetzungskosten<br />
in Höhe von 2,1 Milliarden Euro angefallen.<br />
„Trotz umfassender Informationsarbeit sind<br />
viele österreichische Unternehmen von der<br />
Komplexität, die REACH aufweist, überfordert“,<br />
stellt Stephan Schwarzer, Leiter der<br />
umweltpolitischen Abteilung der WKÖ, fest.<br />
„Die Auswirkungen auf Unternehmen wurden<br />
von vielen Behörden quer durch Europa<br />
bisher unterschätzt. Dadurch sind insbesondere<br />
KMU klar die Verlierer der letzten fünf<br />
Jahre. REACH wird sich nur bewähren, wenn<br />
es europaweit gelingt, die richtige Balance<br />
zwischen Regulierung, Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Innovation zu finden. Die aktuelle Senkung<br />
der Gebühren für Kleinstunternehmen<br />
ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber bei<br />
weitem nicht ausreichend.“<br />
Nun stünden die nationalen und noch mehr<br />
die europäischen Behörden in der Pflicht,<br />
diesen Missstand zu korrigieren und Ausgewogenheit<br />
zu schaffen, fordert Schwarzer und<br />
unterstreicht, dass Österreich in dieser Hinsicht<br />
einen guten Weg geht. Positiv sei, dass<br />
die EU-Kommission aufgrund der zutage getretenen<br />
massiven Implementierungskosten<br />
auf eine Änderung bzw. weitere Verschärfung<br />
und Verkomplizierung der REACH-Gesetzgebung<br />
verzichten will. „Das ist aus Sicht der<br />
Wirtschaft der einzig richtige und akzeptable<br />
Zugang.“ Die bei der Überprüfung festgestellten<br />
Unzulänglichkeiten müssen vorrangig<br />
durch einen verbesserten und pragmatischen<br />
Vollzug bestehender Regelungen beseitigt<br />
werden, nicht durch neue Vorschriften.<br />
Schwarzer: „Die Klein- und Mittelbetriebe<br />
brauchen dringend eine Verschnaufpause,<br />
um mit den erschwerten Rahmenbedingungen<br />
zu Rande zu kommen. Ein Ausdünnen der<br />
KMU-Landschaft nach dem Motto ‚Operation<br />
gelungen, Patient tot‘ kann nicht im Sinne der<br />
Chemiepolitik sein. Um eine kostenschonende<br />
Umsetzung von REACH zu ermöglichen,<br />
müssen die Zusammenarbeit zwischen Behörden<br />
und Unternehmen intensiviert sowie<br />
die Kommunikations- und Informationskanäle<br />
insbesondere gegenüber den KMU deutlich<br />
verbessert werden.“ (PJ)<br />
Gründer-App für Jungunternehmer<br />
Seit kurzem gibt es die App „Gründernavi“<br />
für Neugründer und Jungunternehmer.<br />
Die praxisorientierte und effiziente App ist<br />
in vier Phasen gegliedert und begleitet den<br />
Anwender Schritt für Schritt durch den<br />
Gründungsprozess. Die App gibt es kostenlos<br />
sowohl für Android- als auch für iOs-<br />
Handys. Die Download-Links sowie Informationen<br />
zu weiteren Apps für Gründer<br />
und Jungunternehmer stehen unter www.<br />
gruenderservice.at/apps zur Verfügung.<br />
Startschuss für Frontrunner<br />
Frontrunner sind jene innovativen Unternehmen,<br />
die in ihren Bereichen europa-<br />
und weltweit Technologie- und<br />
Marktführer sind. Etwa 400 Unternehmen<br />
bilden eine für die Wirtschaftsleistung und<br />
die Beschäftigung sehr wichtige Gruppe.<br />
“Frontrunner-Unternehmen beschäftigen<br />
6 % der unselbständig Erwerbstätigen in<br />
Österreich, sind für 9 % der Wertschöpfung<br />
und 41 % aller Forschungsausgaben<br />
heimischer Unternehmen verantwortlich”,<br />
kommentiert Innovationsministerin Doris<br />
Bures. “Dadurch sichern sie Arbeitsplätze<br />
und Wertschöpfung ganzer Regionen und<br />
tragen einen großen Teil zur Innovationsleistung<br />
Österreichs bei”, begrüßt Georg<br />
Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung,<br />
die mit jährlich 20 Millionen Euro<br />
dotierte neue Frontrunner-Initiative des<br />
BMVIT.<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 7
INFRASTRUKTUR<br />
Infrastruktur mit Tunnelblick<br />
Nicht weniger als eineinhalb Milliarden Euro sollen in Österreich in den nächsten sechs Jahren in sichere Tunnelröhren<br />
investiert werden. Redaktion: PAUL CHRISTIAN JEZEK<br />
Die bisher getätigten Investitionen<br />
beziehen sich z. B. auf den<br />
Ausbau des Katschberg- und<br />
Tauerntunnels. Dazu kommt<br />
eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung in<br />
den neun Überwachungszentralen sowie in<br />
der zentralen Verkehrssteuerung in Wien-<br />
Inzersdorf. In jeder Überwachungszentrale<br />
(Hohenems, St. Jakob, St. Michael im Lungau,<br />
Klagenfurt, Plabutsch, Bruck/Mur, Ardning,<br />
Wels, Kaisermühlen und Zentrale in Wien-Inzersdorf)<br />
sind 365 Tage im Jahr durchgehend<br />
immer mindestens zwei Mitarbeiter für die<br />
Überwachung der Tunnel und der Freilandbereiche<br />
im Einsatz. In diesen Einrichtungen<br />
kann bereits derzeit auf 4.530 Verkehrskameras<br />
zugegriffen werden, 3.250 davon sind in<br />
Tunnelanlagen montiert, 500 fungieren auch<br />
als Webcams. Ein Ausbau auf insgesamt 6.000<br />
Verkehrskameras erfolgt bis 2015.<br />
Auf den 2.178 km Autobahnen und Schnellstraßen<br />
hat die ASFINAG 150 Tunnel zu<br />
betreiben und auch zu warten. 270 Tunnelkilometer<br />
werden in Summe in irgendeiner<br />
Form angegriffen. Das geschieht entweder<br />
durch den Bau zweiter Röhren, einer Generalsanierung<br />
oder auch durch Ausstattung<br />
mit neuesten Sicherheitsanlagen. ASFINAG-<br />
Vorstand Klaus Schierhackl: „Dabei können<br />
wir auf Innovationen aus Österreich zurückgreifen,<br />
wie das Beispiel der „Tunnelohren“<br />
zeigt, das wir gemeinsam mit der steirischen<br />
Forschungsgesellschaft Joanneum Research<br />
entwickelt haben.“<br />
Die größten Projekte neben dem bereits laufenden<br />
Ausbau des Bosrucktunnels sind der<br />
Vollausbau von Gleinalmtunnel (300 Millionen<br />
Euro, Start Ende <strong>2013</strong>) und Tunnelkette<br />
Klaus (204 Millionen Euro), gefolgt vom Sicherheitsausbau<br />
der Tunnel Arlberg, Perjen<br />
und Karawanken. „Mit der Fertigstellung von<br />
Bosruck-, Gleinalmtunnel und Tunnelkette<br />
Klaus ist ein Meilenstein erreicht“, erläutert<br />
Schedl. „Dann ist auch die Pyhrn Autobahn<br />
durchgehend vom Voralpenkreuz in Oberösterreich<br />
bis Spielfeld zweispurig befahrbar.“<br />
moscanner vor dem Karawankentunnel, der<br />
überhitzte Schwerfahrzeuge und Busse zum<br />
Abkühlen aussortiert. Schierhackl: „Mit dieser<br />
Technologie, die in dieser Art europaweit<br />
einzigartig eingesetzt ist, verhindern wir bereits<br />
im Vorfeld, dass im Tunnel eventuell ein<br />
Fahrzeugbrand ausbricht.“ Seit dem Start im<br />
Mai 2012 wurden bis Februar <strong>2013</strong> mehr als<br />
300 überhitzte Schwerfahrzeuge vor dem Karawankentunnel<br />
zum Abkühlen ausgeleitet.<br />
Das System - Spezialkameras scannen Fahrzeuge<br />
auf überhitzte Teile wie etwa Bremsen,<br />
Turbolader oder auch Motor - kommt jetzt<br />
auch bei anderen Tunnelanlagen zum Einsatz,<br />
fixiert ist ein derartiges Thermoportal<br />
bereits beim Arlbergtunnel, weitere sind noch<br />
geplant.<br />
Ein weiteres Beispiel: „Im Vorjahr haben wir<br />
mit dem intelligenten Akustiksystem AKUT<br />
ein international einmaliges High-Tech Sicherheitsprojekt<br />
präsentiert, das wir gemeinsam<br />
mit Joanneum Research zwei Jahre lang<br />
auf der S 35 im Kirchdorftunnel in der Steiermark<br />
getestet haben“, erinnert Schierhackl.<br />
„Jetzt bekommen auch der neue Bosrucktunnel<br />
und die Tunnel bei der Nordumfahrung<br />
Klagenfurt diese ,intelligenten Tunnelohren‘.“<br />
Dabei nehmen Spezialmikrofone die<br />
Tunnelgeräusche auf, bei untypischen Geräuschen<br />
(etwa: quietschende Reifen, zuschlagende<br />
Autotüren, menschliche Stimmen)<br />
wird in der Überwachungszentrale Alarm<br />
Von Tunnelohren bis zur<br />
Sprühnebelanlage<br />
Beim Tunnelsicherheits-Programm setzt die<br />
ASFINAG stark auf österreichische Innovationen.<br />
In der Praxis bewährt hat sich der Thergeschlagen<br />
- und das schneller als durch Video<br />
oder andere Sicherheitsausrüstungen.<br />
Der Einsatz bei weiteren Tunnelanlagen<br />
wird ebenfalls bereits geprüft. Eine Besonderheit<br />
kommt auch beim Citytunnel auf der<br />
A 14 Rheintal Autobahn bald zum Einsatz.<br />
Schierhackl: „Dort wird bis Oktober 2014 eine<br />
Hochdruck-Sprühnebelanlage installiert, um<br />
den Brandschutz im absoluten „worst case“<br />
zu garantieren. Die Anlage kann 90 Minuten<br />
lang mit Sprühnebel den Brand bekämpfen,<br />
ein eigenes Reservoir speichert dafür 400 Kubikmeter<br />
Wasser.“<br />
Jeder zweite investierte Euro für mehr<br />
Verkehrssicherheit<br />
Die ASFINAG investiert jedes Jahr knapp die<br />
Hälfte des gesamten Investitionsvolumens<br />
in die Verkehrssicherheit, allein heuer sind<br />
das etwa 500 Millionen Euro. „Einen Großteil<br />
haben wir dabei für die Tunnel budgetiert“,<br />
bestätigt Schierhackl. „Bis 2018 sind das in<br />
Summe 1,5 Milliarden Euro, die in diese 81<br />
Tunnel investiert werden.“ Dass sich diese<br />
Maßnahmen mehrfach auszahlen, zeigt nicht<br />
nur der Rückgang an Unfällen. „Es macht<br />
uns natürlich auch stolz, wenn einer unserer<br />
neuen Tunnel bei einem strengen internationalen<br />
Test als ,Europa-Sieger‘ hervorgeht“,<br />
verweist Schierhackl auf den ÖAMTC-Tunneltest,<br />
bei dem der 2011 eröffnete erneuerte<br />
Tauerntunnel ausgezeichnet wurde. Die Kosten<br />
betrugen 190 Millionen Euro. (PJ)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
8 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT | LOGISTIK<br />
Intermodaltrans Italien - Schweiz<br />
Schweizer Industrie und Handel kämpfen seit Jahren um Bahnverbindungen von/nach den Südhäfen als Alternative<br />
zu Rotterdam, Antwerpen, Hamburg oder Bremerhaven. Redaktion SCHWEIZ: URSULA SCHMELING<br />
Seit Mitte Mai gibt es wieder eine<br />
regelmäßige Bahnverbindung zwischen<br />
den italienischen Häfen La<br />
Spezia, Genua (Voltri und Sech),<br />
Ravenna und der Schweiz. Drehpunkt ist<br />
der Inlandterminal Melzo (bei Mailand).<br />
Von dort fahren täglich Züge von/nach allen<br />
Terminals in diesen Häfen. D.h. Container<br />
können täglich abgeführt oder zugestellt werden.<br />
Ab Melzo wird es in der Startphase zwei<br />
Containerganzzugverbindungen pro Woche<br />
nach Frenkendorf geben. Von dort erfolgt die<br />
Endauslieferung per Bahn oder per LKW. Angeboten<br />
wird dieser Verkehr (Melzo-Schweiz)<br />
von IMS Rail Switzerland in Zusammenarbeit<br />
mit den lokalen Partnern Hannibal (Melzo-<br />
Pier) und Sogemar (Zoll/Transitabfertigung),<br />
beides intermodale Töchter der Contship<br />
Italia Gruppe. IMS bietet seit Jahren Schienenlösungen<br />
zwischen den Häfen Koper und<br />
Triest zu diversen intermodalen Terminals in<br />
Österreich (u.a. Wien, Enns, Linz, Salzburg,<br />
Graz, Villach, Wolfurt) an. An einer Verbindung<br />
Triest-Frenkendorf wird noch gearbeitet.<br />
Das Angebot zielt auf maritime Container<br />
und kontinentale Verkehre. Die Schweizer<br />
Speditionswelt und der Einzelhandel begrüßen<br />
die neue Schienenverbindung als Alternative<br />
zu den Nordseehäfen. Sie ist vor allem<br />
interessant für Importe aus Indien, Sri Lanka,<br />
Australien, Ostafrika und dem östlichen Mittelmeerraum.<br />
Für diese Relationen bringt sie<br />
eine substanzielle Zeitersparnis gegenüber<br />
Verschiffungen via Nordseehäfen.<br />
Viele gescheiterte Versuche<br />
2011 hatte der Kombi-Operateur Hupac in<br />
Kooperation mit verschiedenen Schweizer<br />
Unternehmen und den ligurischen Häfen eine<br />
Bahnverbindung Schweiz-Genua respektive<br />
von/nach Savona/Vado aufgegleist. Der<br />
Betrieb scheiterte jedoch an der Unpaarigkeit<br />
der Verkehre, mangelndem Frachtaufkommen<br />
und der ungenügenden Bahninfrastruktur<br />
in Italien. Die Container mussten<br />
von Genua nach Busto per Lkw transportiert<br />
werden. Der Extraumschlag erwies sich als<br />
suboptimal. Eine zuvor existierende Verbindung<br />
zwischen Basel nach Genua via Busto<br />
war in der Wirtschaftskrise 2008 eingestellt<br />
worden. Angesichts der schwachen Wirtschaftskonjunktur<br />
in Italien, dem wichtigsten<br />
Empfängermarkt der Hupac-Verkehre,<br />
und dem steigenden Wettbewerbsdruck der<br />
Straße sieht Hupac derzeit keine Ansätze,<br />
um die Verkehre zu den ligurischen Häfen<br />
wieder aufzunehmen. Investitionen von APM<br />
Terminals (Maersk Gruppe) in Vado Ligure<br />
könnten jedoch mittelfristig neue Perspektiven<br />
eröffnen. (US)<br />
ADV 311/<strong>2013</strong> AT<br />
Grenzenlos kombinieren.<br />
Zielsicher optimieren.<br />
Sind Ihre Warenströme übersichtlich und Ihre Laufzeiten kurz? Können Ihre<br />
Lagerbestände reduziert, Ihre Prozess- und Fixkosten gesenkt werden?<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 9
TRANSPORT | LOGISTIK<br />
Des Ausblicks zweiter Teil<br />
Das Jahr ist fast zur Hälfte vorbei, trotzdem gibt es noch einige Erwartungen, die sich in diesem Jahr erfüllen<br />
(sollen). Dieses Mal konnten wir zusätzlich die DHL Freight für Antworten gewinnen. Redaktion: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Die neuesten Prognosen lassen<br />
nichts Gutes erahnen, auch<br />
das europäische Wirtschaftszugpferd<br />
Deutschland hat mit<br />
Problemen zu kämpfen. Das Wirtschaftswachstum<br />
bleibt hinter den ohnehin geringen<br />
Erwartungen noch zurück. Wer die Hände<br />
in den Schoß legt, hat schon so gut wie<br />
verloren. Doch davon will Heike Sommer,<br />
Managing Director Österreich und Slowenien<br />
DHL freight, ohnehin<br />
nichts wissen:<br />
„Wir wollen<br />
die beste Qualität<br />
bieten. Dadurch<br />
wollen wir<br />
schneller wachsen<br />
als unsere<br />
Wettbewerber,<br />
was letztlich dazu<br />
führt, dass wir Heike Sommer<br />
unsere Profitabilität<br />
steigern. Wir<br />
müssen nicht die Größten sein, sondern für<br />
unsere Kunden die Besten. Wenn unserer<br />
Kunden und unsere Mitarbeiter mit uns zufrieden<br />
sind, dann fahren wir auch betriebswirtschaftlich<br />
gut.“<br />
Topthema Nachhaltigkeit<br />
Weiterhin aktuell sind Nachhaltigkeitsthemen,<br />
denn selbst in schwierigen Zeiten steigen<br />
– nicht zuletzt aufgrund verschiedener<br />
Kampagnen – das Bewusstsein der Konsumenten<br />
und damit auch die Nachfrage nach<br />
„verträglichen“ Produkten und Dienstleistungen.<br />
„Wir betreiben<br />
eigene<br />
Wasserkraftwerke<br />
und haben in<br />
Photovoltaikanlagen<br />
investiert,<br />
zudem achten<br />
wir auf den Einsatz<br />
modernster<br />
Motoren“, erklärt<br />
KommR Johannes<br />
Hödlmayr,<br />
Johannes Hödlmayr<br />
MBA, CEO der<br />
HÖDLMAYR INTERNATIONAL AG, der plant,<br />
in absehbarer Zeit die Eisenbahnverkehre zu<br />
verdoppeln. Die cargo-partner GmbH ist ein<br />
österreichisches Familienunternehmen, das<br />
betont CEO Mag. Stefan Krauter: „Nachhaltigkeit<br />
ist bei uns<br />
seit nunmehr<br />
30 Jahren gelebte<br />
Realität, und<br />
nicht erst, seit es<br />
sich als medial<br />
schick erweist.“<br />
Beim Thema<br />
Umwelt steht der<br />
Fokus bei cargopartner<br />
auf CO2 Stefan Krauter<br />
Vermeidung, sowohl<br />
beim Transport, als auch beim Zubau in<br />
der Zentrale in Fischamend. Dies kommt unter<br />
anderem auch durch die ISO 14.001-Zertifizierung<br />
zum Ausdruck. Bei der Zertifizierung<br />
steht das Unternehmen nicht alleine da,<br />
auch Lagermax besitzt das ISO 14001 Umweltzertifikat.<br />
„Damit haben wir einen besonderen<br />
Fokus auf ökologische Aspekte.<br />
Lagermax ist Mitglied<br />
bei respact<br />
Austria und setzt<br />
eine Reihe von<br />
umweltgerechten<br />
Maßnahmen um.<br />
Wir arbeitet laufend<br />
an Verbesserungen,<br />
wie der<br />
Modernisierung<br />
des Fuhrparks, Herbert Weber<br />
wo wir bereits<br />
EEV- und EURO<br />
6-Klassen im Einsatz haben“, berichtet Herbert<br />
Weber, Geschäftsführer der Lagermax<br />
Internationale Spedition GmbH. Bekannt für<br />
ihr Engagement hinsichtlich Nachhaltigkeit<br />
ist die Schachinger Logistikholding GmbH.<br />
Dies äußert sich durch unterschiedliche<br />
Maßnahmen, wie Geschäftsführer Dkfm. Peter<br />
Overkamp erzählt: „Unsere Vorreiterrolle<br />
verankern wir z.B. durch den Bau des nachhaltigsten<br />
temperaturgeführten Hochregallagers<br />
oder das verstärkte Augenmerk auf betriebliche<br />
Gesundheitsförderung für unsere<br />
MitarbeiterInnen, Investitionen in unseren<br />
Fuhrpark uvm. Ende <strong>2013</strong> werden unsere<br />
Fortschritte, Aktivitäten und Maßnahmen<br />
in unserem zweiten Nachhaltigkeitsbericht<br />
erscheinen.“ Einen Nachhaltigkeitsbericht<br />
gibt es auch von der Gebrüder Weiss Gesellschaft<br />
m.b.H., wie CEO Wolfgang Niessner<br />
betont: „Als organisch gewachsenes Unternehmen,<br />
dessen Wurzeln im Transportwe-<br />
sen weit über 500 Jahre zurück reichen, ist<br />
nachhaltiges Wirtschaften für uns Erfolgsgeheimnis<br />
und Verpflichtung zugleich. Unsere<br />
verschiedenen Maßnahmen stellen wir auch<br />
in diesem Jahr in einem zertifizierten Nachhaltigkeitsbericht<br />
der Öffentlichkeit vor“. Die<br />
SCHENKER & CO AG versucht, den Geist und<br />
die Werte der aktuellen Generation mit ihren<br />
Mitarbeitern zu kommunizieren und zu leben,<br />
dazu gehören auch technische Entwicklungen.<br />
Vorstandsvorsitzender Kurt Leidinger:<br />
„Wir wollen bei wichtigen Entwicklungen<br />
dabei sein, darum haben wir beispielsweise<br />
einen Test für alternative Antriebe im Flurförderzeugbereich<br />
mit Linde und Fronius<br />
durchgeführt.“ Beim Bau neuer Terminals<br />
werden Experten für ökologische Lösungen<br />
in die Planung einbezogen. „Für uns ist das<br />
aber nicht nur eine grüne Plakette, sondern<br />
ein Beitrag zur eigenen Wirtschaftlichkeit und<br />
damit zur Wettbewerbsfähigkeit“, ergänzt<br />
er, „wenn das von allen verstanden wird, ist<br />
Nachhaltigkeit ein Selbstläufer.“<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
Kurz und prägnant formuliert Niessner, was<br />
ein Unternehmen braucht, um erfolgreich zu<br />
sein: „Um auf den Weltmärkten zu überzeugen,<br />
bedarf es höchster Qualifikation, Stateof-the-Art-Technologien<br />
sowie zeitgemäßer<br />
Infrastruktur und Verkehrsmittel.“ Das klingt<br />
sehr einfach, ist es aber nicht. Gerade in Bezug<br />
auf die Qualifikation trennt sich oft die<br />
Spreu vom Weizen. Leidinger: „Die Herausforderung<br />
liegt darin, Rezepte zum Thema<br />
Volatilität zu finden, vom Wachstumsmodus<br />
umzuschalten auf Flexibilität.“ Wo früher<br />
Jahreskontrakte üblich waren, werden heute<br />
häufig Ad-hoc-Lieferungen angefragt, und<br />
das zu aktuellen Tagespreisen. Die dadurch<br />
bedingten großen Mengensprünge erfordern<br />
ein hohes Maß an Flexibilität und Präzision.<br />
Was Leidinger auffällt, ist eine „Schizophrenie<br />
in der Branche, die zwar Outsourcing<br />
an andere verkauft, sich aber dann teilweise<br />
selbst nicht drüber traut.“ Er plädiert dafür,<br />
die Prozesse kritisch zu betrachten und zu<br />
prüfen, was wirklich zur Kernkompetenz des<br />
Unternehmens gehört, und sich zu fragen:<br />
„Muss ich wirklich alles selber machen?“ Für<br />
Hödlmayr sind seine Mitarbeiter ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor: „Man braucht eine klare Vision,<br />
eine umsetzbare Strategie und die richtigen<br />
Mitarbeiter am richtigen Ort. Gemeinsam<br />
10 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT | LOGISTIK<br />
sind wir stark.“ In diesem Punkt stimmt er<br />
mit Weber überein, der meint: „Die Basis für<br />
einen erfolgreichen Wettbewerb bildet unser<br />
motiviertes Personal. Aber auch ‚ordentliche‘<br />
Strukturen sind wichtig. Bei Lagermax setzen<br />
wir auf ein Ost-und Südosteuropa-Netzwerk<br />
mit eigenen Häusern und Linien, sowie auf<br />
ein starkes Partnernetz.“<br />
Mit Hinweis auf diverse Einflussfaktoren auf<br />
die weltweiten Versorgungsketten ist Berndt-<br />
Michael Winter, CEO der Logwin AG, überzeugt,<br />
dass neben der oft geforderten Flexibilität<br />
und Effizienz<br />
auch Stabilität<br />
und Verlässlichkeit<br />
gewährleistet<br />
sein müssen.<br />
„Umsichtige Risikoabsicherung<br />
ist<br />
hier in wichtiges<br />
Schlagwort. Für<br />
Unternehmen<br />
wie Logwin mit Berndt-Michael Winter<br />
einem hohen<br />
Anteil mittelständisch<br />
geprägter Kunden sind außerdem der<br />
persönliche Kontakt, die reibungslose Kommunikation<br />
und die tiefe Kenntnis der jeweiligen<br />
Kundenbranchen wesentliche Kriterien<br />
bei der Differenzierung im Wettbewerb.“ Dabei<br />
zählen seiner Meinung nach individuelle<br />
Lösungen, Qualität und Passgenauigkeit,<br />
oder auch kurz: „fokussiert und schnörkellos.“<br />
Deutliche Worte findet auch Overkamp:<br />
„Um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu<br />
sein, bedarf es: Einer schlanken Organisation,<br />
Branchenwissen und -kompetenzen<br />
sowie der Offenheit gegenüber Neuem (Pioniergeist).“<br />
Für Sommer liegt der Schlüssel<br />
zum Erfolg in der Kundenbeziehung: „Ein<br />
wichtiger Erfolgsfaktor ist die Festigung der<br />
Kundenbeziehung, um Logistikanbieter erster<br />
Wahl zu werden! Um das zu erreichen<br />
wurde bei DHL ein spezielles Kundenzufriedenheitsprogramm<br />
eingeführt.“<br />
Trends: In & Out<br />
In einer Branche, die (Güter) bewegt, stehen<br />
auch die Entwicklungen nicht still, und<br />
daher fragten wir unsere Gesprächspartner<br />
nach Trends. Den Anfang machte Niessner:<br />
„In der Branche zeichnet sich eine gewisse<br />
Umorientierung ab, die sich auch bei Gebrüder<br />
Weiss bemerkbar macht. Der Spediteur<br />
wird immer mehr direkt in die Supply Chain<br />
eingebunden. Das Outsourcing von Logistiklösungen<br />
und anderen Bereichen, die nicht<br />
als Kernkompetenz des Auftraggebers gesehen<br />
werden, bietet große Chancen für unsere<br />
Branche.“ Als weiteren Trend sieht er Multimodalität:<br />
„Wenn<br />
die infrastrukturellen<br />
Möglichkeiten<br />
gegeben sind,<br />
kann die Kombination<br />
verschiedener<br />
Verkehrsträger<br />
deutliche<br />
Effizienzsteigerungen<br />
bringen.“ Wolfgang Niessner<br />
Bei DHL freight<br />
ist Multimodalität<br />
ebenso ein Thema, hier liegt die Konzentration<br />
auf den Ost-West-Routen. Hödlmayr:„In<br />
der Automobilindustrie findet gerade eine Intensivierung<br />
der Produktpolitik statt, immer<br />
schneller werden neue Technologien eingeführt.<br />
Mit diesen Entwicklungen müssen<br />
die Logistiker Schritt halten, und dafür sind<br />
Trimodale Lösungen nötig, wo die einzelnen<br />
Verkehrsträger besser verzahnt sind. Dazu ist<br />
eine bessere Datenvernetzung nötig! Generell<br />
zeigt sich, dass Fortschritte in der High-Tech-<br />
Welt immer rascher erzielt werden, da müssen<br />
wir mit.“ Einen deutlichen Umbruch im<br />
weltwirtschaftlichen Gefüge erkennt Winter:<br />
„Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
hat die wirtschaftlichen und politischen<br />
Machtverhältnisse neu geordnet. Beispielsweise<br />
entwickeln sich frühere Beschaffungsmärkte<br />
auch zu Absatzmärkten mit völlig<br />
neuen Perspektiven. Die Staaten Süd- und<br />
Südostasiens sind schon lange nicht mehr<br />
die ‚Werkbank des Westens‘. Gemeinsam mit<br />
Australien und Neuseeland bilden sie einen<br />
eigenständigen und riesigen Binnenmarkt,<br />
der auch ausländischen Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten<br />
bietet. Hier sind Logistikpartner<br />
gefragt, die Landes- und Fachsprache<br />
sprechen.“<br />
Zwei gegenläufige<br />
Trends verortet<br />
Overkamp:<br />
„Es gibt den<br />
Trend der Konsolidierung<br />
auf<br />
der einen Seite –<br />
auf der anderen<br />
schätzen Kunden<br />
Peter Overkamp mehr und mehr<br />
familiengeführte<br />
Mittelständler<br />
mit ausgeprägter Branchenkompetenz.“<br />
Weber bemerkt das wachsende Aufkommen<br />
beim Internethandel und die damit verbundenen<br />
Logistik-Aufgaben, etwa im Bereich<br />
e-fulfillment. „Aber auch Cross-Trade Verkehre<br />
nehmen zu. Auf die Verlagerung der<br />
Produktionsstätten muss ein Logistikdienstleister<br />
flexibel reagieren können und über<br />
entsprechende Voraussetzungen sowie ein<br />
qualitativ hochwertiges Netzwerk verfügen.“<br />
Einen Trend hin zu mehr Qualität über die<br />
gesamte Transportkette hinweg bemerkt man<br />
bei DHL freight. Sommer: „Im LKW Bereich<br />
haben wir uns viel zu lange mit der einen<br />
Frage beschäftigt – ‚was kostet der Kilometer‘<br />
– und zu wenig mit dem Funktionieren<br />
der gesamten Transportkette. Hier sehen wir<br />
Nachholbedarf, hier müssen wir auch gegenüber<br />
den Kunden transparenter werden.<br />
Schließlich verdienen die Kunden nicht daran,<br />
dass sie ein Prozent der Transportkosten<br />
sparen, sondern daran, dass eine funktionierende<br />
Transportkette dazu beitragen kann,<br />
mehr Waren zu verkaufen.“ Ihrer Meinung<br />
nach müssen die Kunden den Wert der Leistung<br />
auf der gesamten Lieferkette verstehen.<br />
Denn, so Sommer: „Wir wollen eben nicht<br />
nur den reinen Transport von A nach B abwickeln,<br />
sondern wesentlich stärker ein Teil<br />
der End-to-end-Lösung sein – also in die<br />
Produktionsplanung, die Transporte und die<br />
Markterreichung integriert werden.“<br />
Ein Punkt, den sonst keiner ansprach, erscheint<br />
Leidinger als bemerkenswert: die<br />
Hafenentwicklung. „Es gibt Alternativen zu<br />
Hamburg und Rotterdam! Dort haben nicht<br />
nur die Kapazitäten, sondern auch die Kosten<br />
im Nachlauf eine kritische Grenze erreicht.<br />
Von Koper nach Österreich sind es<br />
400 Bahnkilometer,<br />
von Hamburg<br />
nach Österreich<br />
im Vergleich dazu<br />
rund 1.000 km.<br />
Und die Reeder<br />
bieten mehr Service<br />
an, die Häfen<br />
erwachen – hier<br />
wird es in Zukunft<br />
starke Veränderungen<br />
geben.“<br />
Kurt Leidinger<br />
Einen weiteren Trend erkennt Leidinger in<br />
der Standortwahl der Unternehmen, vom<br />
reinen Lohnkosten-Produktionsstandort hin<br />
zum Absatzmarkt-Standort. „Hier entsteht ein<br />
sehr hoher Logistikanspruch zur Versorgung<br />
lokaler Verbrauchermärkte. Ich gehe davon<br />
aus, dass wir irgendwann von der Null-Zins-<br />
Welt wieder in eine 2-3%-Zins-Welt übergehen,<br />
und eine Supply-Chain über 10.000 km<br />
zu finanzieren kostet natürlich wesentlich<br />
mehr als über 1.000 km. Und dann werden<br />
die Produktionen wieder zurückverlagert.“<br />
Ökonomisch, ökologisch und strukturell erwartet<br />
Österreich also einige Änderungen in<br />
naher Zukunft. Dass alle dafür gerüstet sind,<br />
wage ich zu bezweifeln – irgendjemand bleibt<br />
leider immer auf der Strecke. Wir werden sehen,<br />
wer am Ende übrig bleibt. (AT)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 11
TRANSPORT | LOGISTIK<br />
Die neue Seidenstraße<br />
Trotz niedriger See- und Luftfrachtraten werden Konsumgüter, Textilien, Hightech-Geräte und Maschinenteile<br />
auf dem Landweg von China nach Westeuropa transportiert. Die Zugverbindungen werden immer schneller.<br />
Für Hersteller oder Kunden, denen diese Transportvariante nicht schnell genug ist, bietet der Logistikdienstleister<br />
DHL Global Forwarding in Kooperation mit Silkway West Airlines seit letztem Jahr Bahn-Luft-Verkehre an.<br />
Redaktion SCHWEIZ: URSULA SCHMELING<br />
Rail-Air macht Sea-Air Konkurrenz<br />
Seit 2012 gibt es einen weiteren Mitwettbewerber<br />
auf der Strecke, Silkway West Airlines.<br />
Die im letzten Jahr gegründete Fluggesellschaft<br />
gehört zur Silk Way Holding, Aserbeidschan,<br />
und unterhält in Frankfurt/Main<br />
(Deutschland) ein weltweites Verkaufsbüro.<br />
Das Unternehmen bietet in Kooperation mit<br />
DHL Global Forwarding ein Luftfrachtprodukt<br />
für Sendungen aus China an, das sich<br />
als kostengünstige Alternative zwischen Luftfracht<br />
und See-Luft-Verkehren positioniert<br />
hat. Während Sea-Air ein alter Hut ist, sind<br />
Bahn-Luft-Verkehre relativ neu. Allerdings<br />
hat DHL dieses Produkt bereits in der Vergangenheit<br />
mit einem anderen Charter-Carrier<br />
angeboten. Die Frachtraten liegen rund 30 %<br />
unter den Luftfrachtraten, und auch die CO2-<br />
Emissionen sind erheblich geringer.<br />
Rund drei Wochen braucht ein<br />
Zug von China via Russland,<br />
Weißrussland und Polen nach<br />
Deutschland oder in umgekehrter<br />
Richtung, wenn alles gut geht. Das ist schneller<br />
als die Reise mit dem Seeschiff. Ein Container<br />
ist 30 Tage oder mehr von Shanghai<br />
nach Hamburg unterwegs.<br />
Für Bahnverkehre über die eurasische Landbrücke<br />
gibt es inzwischen eine Vielzahl von<br />
Anbietern. Zu diesen gehören DB Schenker<br />
Rail, TransContainer, die Frachttochter der<br />
Russischen Eisenbahn (RZD), Russian Railways<br />
Logistics in Kooperation mit ihrer Tochtergesellschaft<br />
YuXinOu (Chongqing) Logistics<br />
Co., Ltd., Far East Landbridge (FELB),<br />
die chinesische Staatsbahn und Interrail Holding.<br />
Doch die meisten Angebote sind auf<br />
Containerblockzüge und die Transsibirische<br />
Route beschränkt. Interrail bietet allerdings<br />
auch Einzelwagenverkehre, konventionelle<br />
und Containertransporte und dazu auch<br />
noch andere Routenführungen, u.a. via Kasachstan<br />
(in Kooperation mit den kasachischen<br />
Eisenbahnen), zu allen gewünschten<br />
Destinationen in Ost- oder Westeuropa an.<br />
Die Bahn als Verkehrsträger ist vor allem für<br />
Importe aus dem chinesischen Hinterland<br />
zu Destinationen fernab der europäischen<br />
Seehäfen interessant.<br />
Der Schweizer Einzelhändler Migros-Genossenschafts-Bund,<br />
Zürich, testete Mitte 2012<br />
den Containertransport auf der neuen Seidenstraße<br />
von China über Kasachstan und<br />
Russland nach Westeuropa in Kooperation<br />
mit DHL und dem Schweizer Eisenbahndienstleister<br />
Interrail Holding AG, St. Gallen,<br />
sowie der China Railway International<br />
Multimodal Transport (CRIMT) Co. Ltd.,<br />
der Containergesellschaft der chinesischen<br />
Staatsbahn China Railways (CNR), Peking.<br />
Die vier Partner wollten Informationen über<br />
die technologischen Abläufe an den Schnittstellen<br />
Breit-/Schmalspur und den Grenzen<br />
sowie die Organisation des Containerbahntransports<br />
über die riesige Entfernung von<br />
12.000 km durch fünf Länder gewinnen. U.a.<br />
wurden Pfannen in die Schweiz befördert.<br />
DHL organisiert die Bahntransporte von den<br />
chinesischen Lieferanten nach Ürümqi, der<br />
Hauptstadt der Uigurischen Autonomen Region<br />
an der Westgrenze Chinas. Es gibt tägliche<br />
Verbindungen ab den Bahn-Hubs Peking,<br />
Shanghai, Guangzhou, Zhengzhou, Chengdu<br />
und Chongqing. Die Transitzeit ab Peking<br />
beträgt rund drei, ab Shanghai vier Tage. Der<br />
Vorlauf ab Werk zu den Bahn-Hubs erfolgt<br />
per Bahn oder Lkw. Für die Züge gelten hohe<br />
Sicherheitsvorkehrungen. Die Waggons werden<br />
innen mit Kameras überwacht und von<br />
außen versiegelt. Es gibt keine Zwischenaufenthalte<br />
zum Be- oder Entladen. Auch der<br />
Umschlag von der Bahn aufs Flugzeug findet<br />
unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.<br />
Von Ürümqi bietet Silkway West Frachtflüge<br />
via Baku nach Zentralasien, Europa, in<br />
den Mittleren Osten und nach Afrika an. Die<br />
Airline vermarktet Vollfrachter- und Beiladekapazitäten<br />
der Fluggesellschaften Silkway<br />
West, Silk Way und Azerbaijan Airlines. Zum<br />
Fluggerät gehören B747-400F, B767-300F,<br />
IL76-90TD und AN-12. In Europa werden<br />
die Flughäfen London-Stansted, Luxemburg,<br />
Frankfurt-Hahn und Mailand-Malpensa regelmäßig<br />
bedient. In Ürümqi erfolgt die Exportzollabfertigung,<br />
an den europäischen<br />
Flughäfen die Importabfertigung durch DHL.<br />
Die Gesamttransitzeit beträgt rund 10-14 Ta-<br />
FOTO: silkway-airlines.com<br />
12 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
TRANSPORT | LOGISTIK<br />
ge, je nach Abgangsort. „Das Angebot ist auf<br />
Sammelgut zugeschnitten und ist vor allem<br />
für europäische Konsumgüterimporteure interessant.<br />
Zu unseren Kunden gehören u.a.<br />
Einzelhandelskonzerne wie der Migros-Genossenschaftsbund<br />
in der Schweiz“, erläuterte<br />
Nidjat Babyev, Silk Way Airlines GmbH,<br />
Frankfurt, anlässlich des Swiss Shippers’<br />
Council Luftfrachtseminars <strong>2013</strong>.<br />
DHL bietet ihren Kunden in der Schweiz in<br />
Kooperation mit Silkway West Airlines ab<br />
Mengen von 250 kg zwei wöchentliche Verbindungen<br />
von den Hauptwirtschafts-zentren<br />
in China nach Basel, Genf und Zürich an.<br />
„Dieses Angebot ist vor allem für Waren aus<br />
Produktionsstätten in den Regionen Chengdu,<br />
Chongqing und Zhengzhou interessant.<br />
Es zielt auf Importeure von Konsumgütern,<br />
Textilien, Hightech und Maschinenteilen,<br />
nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz<br />
Westeuropa. Die Kunden können mit diesem<br />
Produkt ihre Supply-Chains zeitlich noch<br />
flexibler gestalten“, erläutert Mark Bäumer,<br />
RAILAIR & SEAAIR Coordinator Switzerland,<br />
DHL Global Forwarding, Schweiz.<br />
Belgium<br />
Bulgaria<br />
Croatia<br />
Czech Republic<br />
Denmark<br />
Warten aufs<br />
Weihnachtsgeschäft<br />
„Zurzeit läuft bei der Migros sehr wenig ab<br />
China per Rail-Air, Sea-Air oder Luftfracht“,<br />
erklärt Markus Helg, Bereichsleiter Internationale<br />
Transporte, Migros-Genossenschafts-<br />
Bund Logistik Transport. „Traditionell ändert<br />
sich diese Situation wieder im zweiten Halbjahr.<br />
Die Erfahrungen mit dem Produkt Rail-<br />
Air waren jedoch sehr gut und wir werden<br />
diese Option auch in Zukunft aktiv nützen.“<br />
„Diese Bahn-Luft-Transporte bieten uns Zeitvorteile<br />
gegenüber Sea-Air und reinen Bahntransporten<br />
sowie Preis- und Umweltvorteile<br />
gegenüber reinen Lufttransporten. Sie sind<br />
auch flexibler als reine Bahntransporte, für<br />
die wir die Ladung in ganzen Containern zusammenstellen<br />
müssen“, ergänzt Bernhard<br />
Metzger, Leiter MGB Logistik Transport. „Der<br />
CO2-Fussabdruck spielt bei Migros und seinen<br />
Kunden eine große Rolle. Unser Management<br />
und ein hoher Anteil unserer Kunden<br />
sind sehr umweltbewusst.“ (US)<br />
Transportmodi im Vergleich<br />
Ein Kilo Luftfracht kostet derzeit knapp 5<br />
CHF respektive 3-4 EUR von Peking nach<br />
Frankfurt. Der Transport dauert etwa 4-7<br />
Tage. Bei Rail-Air belaufen sich die Kosten<br />
bei einer Transitzeit von 10-14 Tagen (je<br />
nach Abgangsort) auf ca. 75 % der Luftfrachtrate.<br />
Bei Sea-Air liegen die Kosten<br />
nochmals rund 50 Rappen tiefer respektive<br />
bei ca. 2 EUR/kg bei einer Transitzeit<br />
von rund 22 Tagen. Das gleiche Kilo ist<br />
mit dem Containerschiff zwischen Shanghai<br />
und Hamburg 30+ Tage unterwegs.<br />
Dieser Transport kostet nur 0,03 bis 0,40<br />
CHF (0,02 – 0,33 EUR), je nach Jahreszeit,<br />
Gewicht des Containers etc.<br />
Wenn dieses Kilo per Bahn reist, dauert<br />
die Fahrt 3 – 4 Wochen und kostet ca. 0,10<br />
bis 0,60 CHF (0,08-0,5 EUR).<br />
Für die Kostenangaben aus verschiedenen Quellen<br />
übernimmt die Redaktion keine Gewähr. (US)<br />
Estonia<br />
Finland<br />
France<br />
Germany<br />
dhl euroconnect.<br />
dIe eInFAchSte VerBIndunG<br />
nAch euroPA und<br />
dArÜBer hInAuS.<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 13
HANDEL | Transport<br />
Metro setzt auf Bahn und Lkw<br />
Das Handelsunternehmen Metro Cash & Carry baut in Österreich bei der Beschaffungslogistik auf die Leistungen<br />
von Rail Cargo Austria. Neue Kooperation mit Schachinger startet Anfang September. Redaktion: Logistik express<br />
Metro hat sich in Österreich für<br />
die Abwicklung seiner Beschaffungslogistik<br />
in seinen<br />
12 Großmärkten einen der<br />
größten Player auf dem Transportmarkt ausgesucht,<br />
nämlich Rail Cargo Austria (RCA).<br />
Das ist der Teilkonzern der ÖBB, der im vergangenen<br />
Jahr bei einem Umsatz von rund<br />
2,4 Mrd. einen Gewinn von 29 Mio. Euro<br />
erwirtschaftet hatte. Das ist bemerkenswert,<br />
zumal diese ÖBB-Sparte noch in den vergangenen<br />
Jahren massive Verluste geschrieben<br />
hatte und als großer, komplizierter Sanierungsfall<br />
galt. Anlässlich der Vorlage der Bilanz<br />
2012 Ende April wurde der Turnaround<br />
verkündet, die Sanierung ist aber noch nicht<br />
abgeschlossen und einige Baustellen müssen<br />
noch bearbeitet werden.<br />
RCA kümmert sich um die Beschaffung der<br />
vielen Tausend Metro-Artikel von den Lieferanten,<br />
wobei RCA entscheiden kann, ob sie<br />
die Ware mit dem Lkw oder auf der Schiene<br />
transportiert. „Entscheidend ist für uns die<br />
Wirtschaftlichkeit“, erklärt Paul Reisinger,<br />
Senior Department Manager für Logistik bei<br />
Metro Cash & Carry Österreich gegenüber<br />
Logistik Express. Transporte zwischen Vorarlberg<br />
und Wien rollen wegen der Entfernung<br />
auf der Schiene, im regionalen Einzugsbereich<br />
und überall dort, wo es keine Schienen<br />
gibt, dominiert naheliegender Weise der Lkw.<br />
„Unser Anforderungsprofil an RCA ist, dass<br />
die Beschaffung innerhalb von 24 bzw. 48<br />
Stunden zu unseren österreichischen Märkten<br />
erfolgen muss“, ergänzt Reisinger. Es sind<br />
Trocken- und Non-Food-Produkte, für deren<br />
Beschaffung RCA im Auftrag von Metro verantwortlich<br />
zeichnet. Den Bereich Frischware<br />
deckt der Logistiker Frigologo ab, beim<br />
Paketversand von anderen Produkten wie<br />
beispielsweise DVD kommt der KEP-Dienstleister<br />
DPD zum Einsatz.<br />
Es sind Österreich und Deutschland, wo<br />
hauptsächlich die Lieferanten von Metro<br />
sitzen und von woher RCA die Beschaffung<br />
bewerkstelligt. Aber auch aus anderen Ländern<br />
ist RCA in der Lage, die Waren herbeizuschaffen.<br />
Der Vorteil, den Reisinger bei RCA<br />
sieht, ist: Das flächendeckende Netzwerk in<br />
Österreich und die internationale Vernetzung<br />
über seine Töchter – wie beispielsweise<br />
Express-Interfracht – macht RCA als Beschaffungsdienstleister<br />
attraktiv. Die Kooperation<br />
Metro-RCA läuft seit 2001 und ist aus Sicht<br />
von Reisinger durchaus zufriedenstellend.<br />
Innerhalb Österreichs müssen die Waren<br />
innerhalb von 24 Stunden vom Lieferanten<br />
zu Metro kommen, von Europa nach Österreich<br />
gilt als Lieferfenster 48 Stunden, wobei<br />
der Hauptlauf idealerweise immer auf der<br />
Schiene stattfinden soll. Rund 60 Prozent der<br />
Fracht rollt auf der Schiene, für den Rest ist<br />
der Lkw unentbehrlich. Der strategische Einkauf<br />
der Beschaffungsleistungen erfolgt bei<br />
Metro über die Metro Group Logistics (MGL),<br />
wo Konditionen, Qualitätskriterien etc. mit<br />
den Logistikern ausgehandelt und per Saldo<br />
überprüft werden, ob die erbrachte Leistung<br />
mit den definierten Leistungskriterien in der<br />
Praxis übereinstimmen.<br />
Schachinger wird Metro-<br />
Distributionspartner<br />
In diesem Jahr stellt Metro in Österreich seine<br />
Distributionslogistik neu auf. Der neue Partner<br />
heißt Schachinger, ein familiengeführtes<br />
Speditionsunternehmen mit Hauptsitz in<br />
Linz, das derzeit gerade für zehn Mio. Euro<br />
ein „Leuchtturmprojekt“ realisiert. Damit ist<br />
der Bau einer grünen, 10.000 m 2 großen Logistik-Immobilie<br />
gemeint, die ab September<br />
dieses Jahres primär von Metro ausgelastet<br />
wird. Schachinger wird in dieser neuen Immobilie<br />
Lagerhaltung und Distributionslogistik<br />
abwickeln. Die Halle ist „wahrscheinlich<br />
die größte in Europa in Holzbauweise unter<br />
Berücksichtigung zahlreicher ökologischer<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
14 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Handel | transport<br />
Aspekte“, betont Franz Haiden, Branchenleiter<br />
Marken & Frische bei Schachinger gegenüber<br />
Logistik Express.<br />
CO2-armer Beton, <strong>LE</strong>D-Beleuchtung, geringer<br />
Energieverbrauch, inspirierende Innengestaltung<br />
zeichnen die neue Immobilie aus,<br />
die in der Nähe des jetzigen Schachinger-<br />
Standortes in Linz-Hörsching entsteht. Metro<br />
wird darin rund 18.000 Palettenplätze nutzen.<br />
Rund 55 Prozent der Metro-Artikel werden<br />
künftig über das neue Lager bei Schachinger<br />
zu den österreichischen Metro-Märkten disponiert,<br />
45 Prozent der Lieferungen kommen<br />
direkt von den Lieferanten zu den Metro-<br />
Märkten.<br />
Die Belieferung der Märkte erfolgt im Prinzip<br />
auf drei Schienen, beschreibt Reisinger:<br />
Entweder von RCA von den Lieferanten zu<br />
den Märkten oder von den Lieferanten direkt<br />
zu den Märkten oder als dritte Variante über<br />
das neue Schachinger-Lager zu den Märkten.<br />
Für Schachinger ist der Start mit Metro der<br />
Einstieg in die Handelslogistik, zumal man<br />
bisher nur als Logistiker für die Lebensmittelindustrie<br />
tätig war und für diese Lagerund<br />
Distributionsaufgaben erledigte, betont<br />
Haiden: „Die Kooperation mit Metro kann<br />
in vielen Bereichen der Supply Chain noch<br />
vertieft werden.“ Metro seinerseits setzt mit<br />
Schachinger auf langfristige Zusammenarbeit,<br />
was denn auch das Investitionsrisiko für<br />
Schachinger in die neue Immobilie reduziert.<br />
Leistung messen mit Supplier Scorecard<br />
Die Supplier Scorecard ist bei Metro in Österreich<br />
das Maß aller Dinge. Seit mehreren<br />
Jahren werden die Leistungen der 1.600 Lieferanten<br />
aus ganz Europa auf dieser Basis<br />
bewertet, um so einen gleich bleibend hohen<br />
Standard in den Lieferantenbeziehungen sicherzustellen,<br />
sagt Reisinger. Metro bezieht<br />
die Handelswaren von seinen Lieferanten<br />
zwar frei Haus, doch de facto lautet die Lieferkondition<br />
ab Werk des Lieferanten. Die<br />
Leistungsbewertung der Logistiker und Lieferanten<br />
nach dem Bonus/Malus-System<br />
bezieht sich auf Pünktlichkeit, Genauigkeit<br />
bei der Kommissionierung und genaue Einhaltung<br />
der vereinbarten Leistungskriterien<br />
wie beispielsweise genaue Einhaltung der<br />
Tiefkühlkette. Am Ende des Monats wird ein<br />
Soll/Ist-Vergleich gemacht und die Leistung<br />
abgerechnet. Rutscht der Dienstleister in den<br />
Malus, wird Ursachenforschung betrieben<br />
und „arbeiten wir gemeinsam an der Lösung<br />
des Problems“, so Reisinger.<br />
Frei Haus einkaufen und die Logistik selbst<br />
abwickeln hängt mit der generellen Einkaufspolitik<br />
bei Metro zusammen: „Dieses System<br />
ist notwendig, damit wir immer transparente<br />
Einkaufspreise vor Augen haben“, betont der<br />
Manager. Der Metro-Konzern hat mit Metro<br />
Logistics eine eigene Logistik-Firma im Haus,<br />
die en gros einkauft und die Logistikkosten<br />
den Lieferanten im Wege des sogenannten<br />
Frachtkostenausgleichs von der Rechnung<br />
abzieht. Den Lieferanten ist das in vielen Fällen<br />
sehr recht, weil sie sich nicht um Logistik<br />
kümmern wollen oder können und so diesen<br />
Part lieber Metro überlassen. Metro in<br />
Österreich muss aber nicht über MGL seine<br />
Logistik steuern oder einkaufen lassen, sondern<br />
kann das auch in Eigenregie tun, wenn<br />
es dafür plausible Argumente gibt.<br />
(<strong>LE</strong>)<br />
Märkte iM Wandel<br />
Halten Sie ScHritt!<br />
Der weltweite Wettbewerb hat sich verschärft. Wer sich von<br />
der Konkurrenz absetzen will, muss Initiative ergreifen. Wir<br />
berichten täglich. Mehr auf www.logistik-express.com.<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 15
Luft FRACHT<br />
Blick auf Air Cargo Österreich<br />
Das Geschäft mit der Luftfracht hat sich auf den österreichischen Flughäfen im vergangenen Jahr rückläufig<br />
entwickelt. Redaktion: Logistik express<br />
In Sachen Air Cargo in Österreich richtet<br />
sich der Blick zuerst auf den Wiener<br />
Flughafen Schwechat. Um knapp<br />
mehr als neun Prozent auf 252.000<br />
Tonnen hat dieses Geschäft auf VIE im Vorjahr<br />
spürbar nachgelassen. „Uns war bewusst,<br />
dass angesichts der weltweiten Wirtschaftsentwicklung<br />
für Air Cargo auf dem Wiener<br />
Flughafen kein leichtes Jahr werden wird“,<br />
kommentiert Flughafen-Vorstand Julian<br />
Jäger rückblickend das Ergebnis. Für <strong>2013</strong><br />
rechnet Jäger im zweiten Halbjahr mit einer<br />
wirtschaftlichen Erholung und wieder mit<br />
mehr Luftfracht. Bauliche Ausbaumaßnahmen<br />
sind in Wien in diesem Jahr jedenfalls<br />
keine geplant.<br />
Der Carrier Lufthansa nutzt Wien als Drehscheibe<br />
Richtung Südosteuropa. Das vor allem<br />
im Bereich Special Cargo, allerdings sind<br />
die Transportkapazitäten wegen des eingesetzten<br />
Fluggeräts nach Südosteuropa eher<br />
beschränkt. Die Alternative sind Road Feeder<br />
Services, die im Vorjahr mit einem Minus von<br />
fünf Prozent weniger nachgelassen haben als<br />
die geflogene Fracht mit minus 11 Prozent.<br />
Die rigorose Verschärfung der Sicherheitsvorschriften<br />
seit Beginn dieses Jahres beim<br />
Transport von Fracht unterflur in Passagierflugzeugen<br />
bewirke Umschichtung in Richtung<br />
Nurfrachterflüge, deren Bedeutung in<br />
diesem Jahr stark steigen wird, blickt Jäger in<br />
die nahe Zukunft.<br />
Weniger Fracht via Linz Hörsching<br />
Der Linzer Flughafen Hörsching, der noch<br />
2011 im Vergleich zu allen anderen österreichischen<br />
Airports mit einem Plus glänzte, hat<br />
im Vorjahr spürbar Volumen verloren: Es fiel<br />
in Summe mit knapp mehr als 47.000 Tonnen<br />
auf knapp mehr als neun Prozent zurück. Das<br />
Minus ging fast ausschließlich auf das Konto<br />
der Road Feeder Services; bei der geflogenen<br />
Fracht lag der Rückgang bei unter einem Prozent.<br />
Gerhard Kunesch, Geschäftsführer des<br />
Flughafens, bringen diese Zahlen nicht aus<br />
der Fassung: „Wir haben in den Jahren 2010<br />
und 2011 ein Wachstum von 40 Prozent erlebt<br />
und haben für 2012 damit gerechnet, dass<br />
sich der Frachtbereich konjunkturbedingt<br />
eher rückläufig entwickeln wird.“ In diesem<br />
Jahr rechnet man wieder mit einem leichten<br />
Wachstum.<br />
Linz hat sich zu einem Regionalflughafen gemausert,<br />
den die Airlines mit Vorliebe für den<br />
lokalen Umschlag bzw. für Transshipment-<br />
Transporte nutzen. So wurden im Vorjahr<br />
via Hörsching mit AN124-Fluggerät für die<br />
amerikanische Weltraumindustrie Satelliten<br />
abgefertigt und Frachtcharter nach Südafrika<br />
durchgeführt. Für <strong>2013</strong> auf der Agenda steht<br />
die Fertigstellung des neuen Luftfrachtterminals<br />
5; damit erhöhen sich die Umschlagskapazitäten<br />
um rund ein Viertel. Im operativen<br />
Bereich will man einen weiteren Nurfrachter-<br />
Service nach Linz bekommen und das frachtseitige<br />
ad-hoc-Geschäft noch stärker ausbauen.<br />
Linz hat zwei große Konkurrenten auf<br />
beiden Seiten, nämlich München und Wien.<br />
Kunesch: „Natürlich stehen wir in Konkurrenz<br />
zu den beiden, aber als Regionalflughafen<br />
können wir mit hoher Flexibilität punkten.<br />
Viele Kunden sehen den vermeintlichen<br />
Nachteil eines kleinen Flughafens sehr häufig<br />
als Vorteil.“<br />
Graz Thalerhof: Zweistellig war gestern<br />
Rückläufig entwickelt hat sich das Air Cargo<br />
Business auch auf dem Flughafen Graz<br />
Thalerhof (GRZ), der Hauptstadt des Bundeslandes<br />
Steiermark. Mit 10.210 Tonnen gab es<br />
ein Minus von beinahe sieben Prozent, wobei<br />
die geflogene Fracht mit einem Plus von 543<br />
Prozent glänzt. Den Grund für den Rückgang<br />
sieht Flughafen-Chef Gerhard Widmann in<br />
der steirischen Wirtschaft, die im Vorjahr<br />
nicht so abgehoben hat wie in den Jahren<br />
zuvor und dem Airport Zuwachsraten von<br />
35 Prozent im Cargo-Bereich bescherte. Für<br />
<strong>2013</strong> gibt man sich vorsichtig optimistisch:<br />
Wirtschaftliche Ausschläge zeigen meist sofort<br />
auch Auswirkungen auf die Luftfracht.<br />
Kontinuität wahren und die Fracht-Kapazitäten<br />
auslasten gehört zu den Zielen für<br />
<strong>2013</strong>. In diesem Jahr wird kräftig investiert.<br />
Ein Röntgenprüfsystem, mit dem Frachtstücke<br />
in Palettengröße durchleuchtet werden<br />
können, wird angeschafft und gleichzeitig<br />
der Lagerbereich räumlich erweitert. Kostenpunkt:<br />
200.000 Euro. Widmann: „Durch<br />
die Änderung der Vorschriften für bekannte<br />
Versender erwarten wir ein erhöhtes Frachtaufkommen<br />
im Screening-Bereich.“ 80 Prozent<br />
der via GRZ umgeschlagenen Fracht geht<br />
in den Export.<br />
Salzburg baut neues Logistik-Gebäude<br />
Zweistellig zurückgefallen ist Air Cargo auch<br />
in Salzburg-W.A.Mozart. 8.216 Tonnen wurden<br />
umgeschlagen und bewirkten ein Minus<br />
von beinahe 14 Prozent, berichtet Flughafensprecher<br />
Alexander Klaus. Der Grund dafür:<br />
Die auffällig weniger gewordenen Flugbewegungen,<br />
besonders in der Linienfliegerei.<br />
„Für uns war 2012 kein einfaches Jahr“, sagt<br />
Klaus. Zwar geht der Trend in Richtung steigender<br />
Flugbewegungen, davon würden aber<br />
die Regionalflughäfen nicht profitieren, so die<br />
Einschätzung in der Mozartstadt Salzburg.<br />
Für <strong>2013</strong> ist die Errichtung eines Logistikgebäudes<br />
samt entsprechenden Büros geplant<br />
und kostet sechs Mio. Euro. Auf der Kostenseite<br />
bekommt man das Cargo-Screening zu<br />
spüren: „Was uns dieser zusätzliche Aufwand<br />
in diesem Jahr kosten wird, können wir noch<br />
nicht absehen“, betont Klaus.<br />
Innsbruck & Co<br />
Über Innsbruck wurden im Jahr 2012 rund<br />
2.800 Tonnen umgeschlagen. Seit Anfang Juli<br />
2010 wird die Fracht in Innsbruck nur noch<br />
von Lufthansa gemanagt, und der Airport<br />
profitiert von der sehr guten Anbindung mit<br />
täglichen Flügen nach Wien und Frankfurt/<br />
Main. Dazu kommen am Boden RFS-Dienste<br />
von Innsbruck nach München. Das Schlusslicht<br />
bildet der Airport Klagenfurt-Wörthersee,<br />
auf dem Luftfracht keine nennenswerte<br />
Rolle spielt und vom Flughafenmanagement<br />
erst gar nicht kommuniziert wird.<br />
(<strong>LE</strong>)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
16 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
SCHIFF FRACHT<br />
Hamburg: Österreichs Tor zur<br />
weiten Welt<br />
Der Hamburger Hafen ist der wichtigste Exporthafen für die heimische Exportwirtschaft und der drittwichtigste<br />
Hafen für die Abwicklung des österreichischen Außenhandels. Redaktion: Logistik express<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
Seit 824 Jahren existiert der Hamburger<br />
Hafen, und seit 62 Jahren<br />
ist der Hafen mit einem eigenen<br />
Büro in Österreich vertreten, um<br />
die Kunden aus allen Bereichen der heimischen<br />
verladenden Wirtschaft bestmöglich<br />
in Hafenfragen zu betreuen. Der Geburtstag<br />
des Hafens ist alljährlich für Alexander Till,<br />
Leiter des Wiener Hamburg-Büros, eine gute<br />
Gelegenheit, den österreichischen Kunden<br />
für ihre Treue, via Hamburg zu verschiffen, zu<br />
danken und gleichzeitig die guten Kontakte<br />
zwischen Österreich und dem Elbe-Hafen zu<br />
hegen und zu pflegen.<br />
Mitte Mai wurde diesmal bei einem Wiener<br />
Heurigen der 824. Geburtstag gefeiert und Till<br />
konnte stolz vermelden, dass im vergangenen<br />
Jahr 289.000 TEU (Container) von Österreich<br />
via Hamburg in alle Welt verschifft worden<br />
sind. Das war ein Zuwachs gegenüber 2011,<br />
als 288.000 TEU aus Österreich in den Hafen<br />
kamen. Der Hamburger Hafen rangiert unter<br />
den für den österreichischen Außenhandel<br />
wichtigsten Überseehäfen Europas auf Platz<br />
drei – nach Koper und Rotterdam auf den<br />
Plätzen eins und zwei. Das gesamte Exportvolumen<br />
aus Österreich via Hamburg lag im<br />
Jahr 2011 bei mehr als 1,8 Mio. Gütertonnen.<br />
Im Hamburger Hafen wurden im Jahr 2012<br />
rund 131 Mio. Tonnen umgeschlagen, um<br />
rund ein Prozent weniger als im Jahr zuvor.<br />
Der Stückgutumschlag lag mit 92 Mio. Tonnen<br />
auf ähnlichem Niveau. Der Massengutumschlag<br />
blieb mit 39 Mio. Tonnen etwas<br />
unter dem Ergebnis von 2011. Insgesamt verzeichnete<br />
der im Universalhafen Hamburg<br />
dominierende Containerumschlag im Jahr<br />
2012 mit 8,9 Millionen TEU einen leichten<br />
Rückgang von 1,7 Prozent. In Europa bleibt<br />
Hamburg mit diesem Ergebnis zweitgrößter<br />
Containerhafen und festigte Platz 14 in der<br />
Liste der weltweit größten Containerhäfen.<br />
Die im Laufe der zweiten Jahreshälfte des<br />
Vorjahres in Europa festzustellende Konsum-<br />
und Investitionszurückhaltung beeinflusste<br />
im Hamburger Hafen besonders den<br />
Umschlag von Importgütern. Der Import<br />
verzeichnet mit 74 Mio. t einen Rückgang<br />
von drei Prozent. Der seeseitige Export legte<br />
dagegen mit einem Umschlagergebnis von<br />
57 Mio. t um zwei Prozent gegenüber 2011<br />
erneut zu. Die positive Exportentwicklung ist<br />
unter anderem auf die weltweit ungebrochene<br />
Nachfrage nach deutschen Produkten zu<br />
erklären. Der Hamburger Hafen baute auch<br />
seine Position als „Tor zur Welt“ für den deutschen<br />
Export weiter aus. Mit Ausnahme von<br />
Asien hatte der Hamburger Hafen das Umschlagsvolumen<br />
mit allen anderen Kontinenten<br />
gesteigert.<br />
Der Asienverkehr hat im Hamburger Hafen<br />
traditionell ein starkes Gewicht. Der rückläufige<br />
Asienverkehr ist primär durch ein<br />
schwieriges Wirtschaftsumfeld in Europa,<br />
die 2012 ausgebliebene „Peak Season“ im<br />
Weihnachtsgeschäft und die Abkühlung des<br />
chinesischen Außenhandels zu erklären. Der<br />
Containerumschlag mit China, Hamburgs<br />
wichtigstem Handelspartner im Containerverkehr,<br />
hat sich 2012 mit insgesamt 2,6 Mio.<br />
TEU (- 12 %) deutlich abgeschwächt. Das<br />
starke Wachstum im Containerumschlag mit<br />
Indien, der in 2012 im direkten Verkehr mit<br />
indischen Häfen 210.000 TEU (+ 7 %) erreichte,<br />
konnte den Rückgang im Chinaverkehr<br />
nicht kompensieren. Beim nicht-containerisierten<br />
Stückgut wird mit zwei Mio. t das<br />
Ergebnis aus dem Vorjahreszeitraum um<br />
16 Prozent unterschritten. Zwar entwickelte<br />
sich 2012 der Export von konventioneller<br />
Ladung positiv, die Importe erreichten mit<br />
730.000 Tonnen indes mit minus 35 Prozent<br />
ein deutlich schwächeres Umschlagergebnis.<br />
Die positive Export-Entwicklung im konventionellen<br />
Stückgutbereich ist vor allem auf<br />
die Ausfuhren von Fahrzeugen und Papier<br />
zurückzuführen.<br />
Hamburg ist auch Massenguthafen. Der Massengutumschlag<br />
brachte im Jahr 2012 ein<br />
insgesamt stabiles Umschlagergebnis von 39<br />
Mio. t Tonnen hervor und blieb damit nur<br />
knapp unter dem Wert von 2011. „Mit der<br />
positiven Umschlagentwicklung im Export<br />
des Hamburger Hafens können wir zufrieden<br />
sein. Sie zeigt einmal mehr, welchen<br />
Stellenwert deutsche Produkte im Ausland<br />
haben und verdeutlicht, welche bedeutende<br />
Rolle dem Hamburger Hafen im deutschen<br />
Außenhandel zukommt“, kommentierte<br />
Claudia Roller, Vorstandschefin von Hafen<br />
Hamburg Marketing e. V. das 2012er Umschlagsergebnis<br />
des Hafens. Gleichzeitig will<br />
sie das Gesamtergebnis nicht beschönigen:<br />
„Die Wirtschaft in Europa muss sich wieder<br />
erholen und mehr Konsum- und Investitionsbereitschaft<br />
hervorbringen.“ Bei einer wieder<br />
anziehenden Nachfrage in Europa und<br />
einem wieder erstarkenden Außenhandel in<br />
den wichtigsten Auslandsmärkten sei für den<br />
Hamburger Hafen im Jahr <strong>2013</strong> mit einem<br />
Wachstum beim Gesamtumschlag zu rechnen,<br />
ergänzte die Managerin. Eine positive<br />
Entwicklung des Hafens ist sehr stark von<br />
der Realisierung anstehender Infrastrukturprojekte<br />
abhängig, wie beispielsweise die aus<br />
Sicht der Seehafenwirtschaft und der verladenden<br />
Industrie dringend erwartete Fahrrinnenanpassung<br />
der Unter- und Außenelbe.<br />
(<strong>LE</strong>)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 17
BinnenschiffsLOGISTIK<br />
Rohstofflogistik mit der Bohne<br />
an Bord!<br />
Die Schifffahrt ist für die Rohstoffversorgung unverzichtbar. Der deutsche Staatssekretär Otto stellte bei der<br />
diesjährigen Nationalen Maritimen Konferenz klar: Wir brauchen die maritime Wirtschaft zur Lösung zentraler<br />
Zukunftsfragen, wie zum Beispiel der Rohstoffversorgung. Redaktion: Peter Baumgartner<br />
Die europäische Rohstoffpolitik<br />
macht sich in einer gemeinsamen<br />
Rohstoffstrategie laufend<br />
Gedanken darüber, wie künftig<br />
eine Rohstoffversorgungssicherheit gewährleistet<br />
werden kann und über welche<br />
Rohstoffmärkte dies geschehen soll. Der<br />
Rohstofflogistik<br />
kommt dabei<br />
eine entscheidende<br />
Rolle zu.<br />
Insbesondere die<br />
Schifffahrt auf See<br />
und die Binnenschifffahrt<br />
sind<br />
tragende Säulen<br />
der Rohstofflogistik.<br />
Neunzig Peter Baumgartner<br />
Prozent aller Warenströme<br />
in Europa<br />
werden über die See- und Binnenhäfen<br />
der Gemeinschaft abgewickelt. Für den Hinterlandverkehr<br />
auf den Binnenwasserstraßen<br />
sorgt die Binnenschifffahrt. Trotz andauernder,<br />
weltweiter Krisen wird der internationale<br />
Handel weiter wachsen. Darin sind sich alle<br />
Experten einig. Primärrohstoffe sind dabei die<br />
wesentlichsten Handelsgüter. Für eine ganze<br />
Reihe von Rohstoffen ist das Binnenschiff<br />
mehrheitlich Bestandteil im Modal Split. Früher<br />
einmal haben Binnenschiffe auch Menschen<br />
transportiert. Keine Touristen, sondern<br />
Menschen, die zum Beispiel umgesiedelt<br />
wurden, wenn es die kaiserlichen Kolonialisierungspläne<br />
erforderlich machten. Auf<br />
diese Transporte kann die Binnenschifffahrt<br />
heute sicher gerne verzichten. Tiere zählen<br />
auch fast nur mehr im verarbeiteten Zustand<br />
zum Transportgut auf Binnenschiffen.<br />
Die Haupttransportart in der Binnenschifffahrt<br />
sind Erze und Steine, gefolgt von Produkten<br />
der Kokerei und flüssigen Mineralölerzeugnissen.<br />
Nach Kohle, Erdöl und Erdgas<br />
kommen auf dem vierten Platz aber schon<br />
chemische Erzeugnisse, dicht gefolgt von Produkten<br />
der Land- und Forstwirtschaft. Dann<br />
kommt der expandierende Anteil an Sekundärrohstoffen,<br />
noch knapp vor Nahrungs-und<br />
Genussmitteln. Am „Hamburger Erzgebirge“<br />
Agrarrohstoff Umschlag in Korneuburg / Foto: Chudik Helmut<br />
(Hafen Hamburg) können pro Tag 180.000<br />
Tonnen Kohle und Erz umgeschlagen werden.<br />
Außerdem verfügt Hamburg über eine<br />
Silolagerkapazität von 1 Mio. Tonnen. Bereits<br />
40 Prozent des weltweit geförderten Rohöls<br />
kommt per Seeschiff zu den niederländischen<br />
Häfen, und ein wesentlicher Anteil davon<br />
geht mit dem Binnenschiff weiter in das Hinterland.<br />
Jedoch, die ursprüngliche Meinung,<br />
dass Binnenschiffe nur für Massenschüttgut<br />
geeignet seien, ist überholt. Tatsächlich ist<br />
das Binnenschiff das typische Transportmittel<br />
für Rohstoffe, und durch das rasante Anwachsen<br />
des Containertransportes gibt es heute<br />
praktisch kaum noch eine Warengruppe, die<br />
nicht für das Binnenschiff in Frage kommt.<br />
Gut, für die „Gewürzmetalle“ wird das Binnenschiff<br />
als Transportmittel weiterhin ohne<br />
Bedeutung bleiben. Dafür erlangt die Binnenschifffahrt<br />
mit dem Anwachsen der Recycling-Industrie<br />
zunehmend an Bedeutung im<br />
Bereich der Sekundärrohstofflogistik.<br />
Die Politik sieht nämlich vor, bis 2020 nahezu<br />
zwei Drittel aller Siedlungsabfälle wiederzuverwerten.<br />
Die Trennung und das Recyceln<br />
von Holz, Papier, Metall und Kunststoff werden<br />
also weiter zunehmen und für wachsende<br />
Transportvolumen in der Binnenschifffahrt<br />
sorgen. Für einige Ladungsarten stellt<br />
die Binnenschifffahrt Spezialschiffe zur Verfügung,<br />
die insgesamt zwar mengenmäßig<br />
weniger Ladung transportieren, aber für bestimmte<br />
Relationen enorm wichtig sind. So<br />
gibt es zum Beispiel eigene Tankschiffe für<br />
3000 Tonnen Getreide passen auf ein Binnenschiff/<br />
Baumgartner Peter<br />
Mineralwasser, Zement und Mehl. Blumen<br />
werden in besonders dafür geeigneten Containerschiffen<br />
transportiert, und chemische<br />
Produkte finden sich auf Schiffen, die genau<br />
ihrem Typ entsprechen. Grundsätzlich sind<br />
die Binnenschiffe in Bezug auf ihre Abmessungen<br />
in sieben Klassen von internationaler<br />
Bedeutung nach UNECE eingeteilt, die den<br />
ihnen zugeordneten Wasserstraßenklassen<br />
entsprechen. So entspricht zum Beispiel die<br />
Donau mehrheitlich der Klasse VII, was einer<br />
zugelassenen Schiffslänge von bis zu 285<br />
Meter entspricht. Schiffsverbände in dieser<br />
Klasse transportieren bis zu 27.000 Tonnen.<br />
Im westdeutschen Wasserstraßennetz<br />
dominiert das Motorschiff mit einer Länge<br />
von bis zu 135 Meter und ca. 6.000 Tonnen<br />
oder Verbände bis zu 185 Meter und 12.000<br />
Tonnen Tragfähigkeit. Für Rohstoffe aus der<br />
Mineralölindustrie gibt es aber bereits einzelne<br />
Schiffe, die allein mit 147 Meter Länge<br />
und 22,80 Meter Breite fast 12.000 Tonnen<br />
transportieren können. Auf den kleineren<br />
Wasserstraßen von regionaler Bedeutung<br />
fahren Binnenschiffe schon ab etwa 250 Tonnen<br />
Tragfähigkeit. Übersehen wird noch oft,<br />
dass viele Binnenwasserstraßen gleichzeitig<br />
auch Seewasserstraßen sind und von Seeund<br />
Binnenschiffen befahren werden. Allein<br />
Deutschland hat mehr als 800 Kilometer Seewasserstraßen<br />
ausgewiesen, die bis tief in das<br />
Ruhrgebiet hinein reichen. Der Nord-Ostsee-<br />
Kanal ist davon, was wenig bekannt ist, die<br />
wichtigste Wasserstraße überhaupt in Europa<br />
und die am meisten befahrene künstliche<br />
18 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
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BINNENSCHIFFSLOGISTIK<br />
Zementtanker / Foto: Chudik Helmut<br />
Zuckerrüben Umschlag im Ennshafen / Foto Steindl Otto<br />
Wasserstraße der Welt für See- und Binnenschiffe.<br />
Auch auf der Donau fahren Seeschiffe<br />
zum Beispiel bis nach Braila oder Galatz. Das<br />
sind 170 Flusskilometer. In Europa agieren<br />
derzeit etwa 70 Reedereien im Kurzstreckenseeverkehr<br />
(KSSV) und bieten wöchentlich<br />
etwa 250 Verbindungen zu diversen Häfen an.<br />
Fast alle verbinden den Seeweg mit Häfen an<br />
den Binnenwasserstraßen. Da man es verabsäumt<br />
hat, den einzigen deutschen Tiefwasserhafen<br />
Jade-Weser-Port mit der Binnenschifffahrt<br />
zu verbinden, wird jetzt versucht,<br />
eigens für diesen Küstenbereich einen neuen<br />
Binnenschiffstyp zu bauen.<br />
Eine dringend notwendige Maßnahme, denn<br />
das Thema Marine Mineralische Rohstoffe<br />
und deren Ausbeutung wird immer aktueller.<br />
Deutschland hat mit 500 Unternehmen und<br />
200 wissenschaftlichen Abteilungen, die auf<br />
diesem Sektor arbeiten, die Führung übernommen<br />
und ist dabei, eine eigene nationale<br />
Arbeitsgemeinschaft zu gründen.<br />
Die Rohstoffpolitik ist sich mit der Wirtschaft<br />
einig, dass es grundsätzlich Aufgabe der Wirtschaftsunternehmen<br />
ist, ihre Rohstoffversorgung<br />
sicherzustellen. Die einzelstaatlichen<br />
und europäischen Aktivitäten konzentrieren<br />
sich darauf, die Rohstoffsicherungsbemühungen<br />
der Wirtschaft nachdrücklich und<br />
effizient zu flankieren. Dazu zählt auch die<br />
Bereitstellung der Verkehrsinfrastruktur. Der<br />
sichere Zugang ist für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
und die Zukunftsfähigkeit der europäischen<br />
Industrie von grundlegender Bedeutung.<br />
Die Sicherheit der Rohstoffversorgung<br />
für die Lebensmittelindustrie gilt als einer<br />
der wichtigsten Gründe für die gemeinsame<br />
Agrarpolitik in der Union. Die Sojabohne –<br />
oder „Nazi-Bohne“ – wie sie einmal genannt<br />
wurde, ist so ein Rohstoff von wachsender<br />
Bedeutung. Derzeit ist Europa bei der Soja-<br />
Versorgung aber alles andere als autark. 98<br />
Prozent der benötigten Menge (33 Millionen<br />
Tonnen) müssen jährlich importiert werden.<br />
Hauptsächlich aus den USA, Argentinien und<br />
Brasilien. Laut Schätzungen der Landwirtschaftskammer<br />
Oberösterreich könnte die<br />
geplante Soja-Produktion im Donauraum<br />
mittelfristig rund 4 Mio. Tonnen und langfristig<br />
sogar 10 Mio. Tonnen Importe ersetzen,<br />
und die Wasserstraße bietet dafür eine<br />
hervorragende Transportinfrastruktur. Längst<br />
haben sich deshalb alle möglichen Anbaugebiete<br />
im Donauraum vereinigt und folgen<br />
gemeinsamen Interessen der Rohstoffversorgungssicherheit.<br />
Und das ist auch dringend<br />
notwendig. Mit dem starken Anstieg der weltweiten<br />
Rohstoffnachfrage ist eine Zuspitzung<br />
der Situation in der Rohstoffverfügbarkeit zu<br />
befürchten. Der Industrie droht eine Rohstofflücke.<br />
Trotzdem machen sich Industrie<br />
und Politik gegenwärtig hauptsächlich<br />
Sorgen um den Zugang zu den Rohstoffen.<br />
Weniger aber, ob diese über kontrollierbare<br />
Transportsysteme auch sicher beim Verbraucher<br />
ankommen können.<br />
Bereits jetzt wird die Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />
durch illegal geführte Transporte gestört<br />
(IMPEL). Bei manchen Chargen sind die<br />
Wertschöpfungskette vom Rohstofferzeuger,<br />
Händler, Transporteur und der maßgebliche<br />
Einfluss am Finanzsektor in einer Hand vereint.<br />
Infolgedessen kam es auf den Grundstoffmärkten<br />
in den vergangenen Jahren zu<br />
beispiellosen Preisschwankungen. Diese<br />
Preisschwankungen wurden durch eine Reihe<br />
strukturbedingter Probleme in der Lieferund<br />
Vertriebskette verschiedener Grundstoffe<br />
noch verschärft. Die Verfügbarkeit von Transportinfrastruktur<br />
und –Dienstleistungen zählt<br />
zu diesen Problemen. Daher haben die Europäische<br />
Kommission und die nationalen Regierungen<br />
eine Reihe von Initiativen eingeleitet.<br />
Dazu zählt eine Verwundbarkeitsanalyse<br />
der Ex- und Importkorridore mit dem Zweck,<br />
die Identifikation von Schwachstellen in denjenigen<br />
Transport- und Logistikinfrastrukturen<br />
zu erkennen, die für die Versorgung mit<br />
volkswirtschaftlich relevanten Rohstoffen<br />
von großer Bedeutung sind. Für die Schweiz<br />
ist zum Beispiel der Rhein eine bedeutende<br />
Logistikinfrastruktur. 33 Prozent der importierten<br />
Mineralölprodukte kommen mit dem<br />
Binnenschiff in das Land.<br />
Das deutsche Forschungsprogramm KLIWAS<br />
zielt darauf ab, klimabedingte Änderungen<br />
der Abflüsse und Wasserstände für Binnenwasserstraßen<br />
abzuschätzen. Analog werden<br />
für die Küstengewässer klima-bedingt veränderte<br />
Strömungen und Tidewasserstände<br />
und deren Auswirkungen auf die Schifffahrt<br />
untersucht. Gleichzeitig werden Anpassungsoptionen<br />
für die Schifffahrt entwickelt.<br />
In Österreich befasst sich das staatliche Forschungsprojekt<br />
KIRAS mit der Sicherheitsforschung,<br />
die den Schutz von kritischen<br />
Infrastrukturen beinhaltet. Bis in die 90iger<br />
Jahre waren viele Infrastrukturen, die heute<br />
als „kritisch“ angesehen werden, im Eigentum<br />
der öffentlichen Hand. So auch das<br />
Verkehrssystem Binnenschifffahrt. Mit dem<br />
Rückzug des Staates aus privatwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten sind die Ansprechpartner<br />
und Hauptakteure zum Schutz kritischer Infrastrukturen<br />
Unternehmen geworden, die<br />
strategische Funktionen wahrnehmen sollen.<br />
Der Staat kann diese letztlich nur noch<br />
unterstützen, die Verantwortung liegt bei der<br />
Unternehmensleitung und den Eigentümern.<br />
So wie Deutschland versucht allerdings auch<br />
Österreich, über neue gesetzliche Regelungen<br />
diese Unternehmen stärker unter Schutz<br />
zu stellen, damit gesamtstaatliche Interessen<br />
gewahrt bleiben.<br />
Zum Schluss kann man sagen, in der Schweiz<br />
liegt die Rohstoffversorgungssicherheit der<br />
Raffinerien maßgeblich in der Hand von<br />
Kapitänen der Binnenschifffahrt. In Österreich<br />
obliegt die alleinige Verantwortung der<br />
Rohstoffversorgungssicherheit für die Stahlindustrie<br />
bei der Binnenschifffahrt und in<br />
Deutschland ist die Binnenschifffahrt Träger<br />
der Energieversorgung. Insgesamt sind die<br />
Binnenschifffahrt und die Wasserstraßeninfrastruktur<br />
in Europa eine tragende Säule der<br />
Rohstoffversorgungssicherheit. (PB)<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 19
WIRTSCHAFT<br />
Deutsche Unternehmen gut<br />
gerüstet für die Zukunft<br />
Deutsche Unternehmen sind gut gerüstet für den internationalen Wettbewerb und ihre Kompetenzen, insbesondere<br />
in den Bereichen Forschung und Ressourceneffizienz, werden auch im Jahr 2025 weltweit gefragt<br />
und Wachstumstreiber sein. Zu diesem Ergebnis kommt die neue VDI-Studie „Produktion und Logistik in<br />
Deutschland 2025“, bei der rund 800 Ingenieure befragt wurden. TExt: VDI<br />
Bei den Zielmärkten für Produktion<br />
und Absatz wird Deutschland<br />
auch zukünftig eine große<br />
Rolle spielen. Von weiter zunehmendem<br />
Interesse ist vor allem China. Die<br />
Wahrnehmung von Russland und Osteuropa<br />
als attraktive Märkte ist unter den Befragten<br />
weniger ausgeprägt. Die Globalisierung der<br />
Produktion wird zukünftig noch deutlicher<br />
von steigenden Energie- und Transportkosten<br />
getrieben. Damit wird das Paradigma der primär<br />
lohnkostenorientierten Produktionsverlagerung<br />
von dem der lokalen absatzmarktorientierten<br />
Produktion abgelöst. Deutsche<br />
Unternehmen werden sich laut Studie weiter<br />
für die Zugänglichkeit und den Austausch<br />
von Wissen öffnen. Das gilt besonders für die<br />
branchen- und länderübergreifende Kooperation<br />
mit den Partnern, den Forschungseinrichtungen<br />
und den Wettbewerbern. Vor<br />
dem Hintergrund dieser Globalisierung fordert<br />
Dr.-Ing. Christian Jacobi, Beiratsmitglied<br />
der VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik<br />
(VDI-GPL) und einer der Initiatoren der Studie:<br />
„Unternehmen müssen Produzenten und<br />
Dienstleister für die Endfertigung vor Ort als<br />
ebenbürtige Partner, nicht als Billiglöhner,<br />
verstehen. Sie müssen nach Partnern auf Augenhöhe<br />
für langfristige Kooperationen suchen.<br />
Die hochwertige Qualität von Produkten<br />
und Technologien, für die sie geschätzt<br />
werden, darf nicht verloren gehen – auch bei<br />
einer Endfertigung im Ausland.“<br />
Die Vermittlung von Wissen sowohl im akademischen<br />
Bereich als auch gegenüber den<br />
immer jünger werdenden Zielgruppen gewinnt<br />
an Bedeutung. So sieht die Studie die<br />
Information von Kindern und Jugendlichen<br />
als einen Hebel, um sie frühzeitig für technische<br />
Berufe zu begeistern und dem demografisch<br />
bedingten Fachkräfteengpass entgegenzuwirken.<br />
„Unternehmen müssen stärker<br />
und vielfältiger in Bildung investieren, vom<br />
Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung.<br />
Innovationsmanagement muss zur Kultur<br />
eines jeden Unternehmens gehören“, sagt<br />
Dipl.-Ing. Jean Haeffs, Geschäftsführer der<br />
VDI-GPL. Die Bindung älterer Arbeitnehmer<br />
wird ebenfalls als wichtig erachtet. Unternehmen<br />
können nicht darauf verzichten, erfahrene<br />
Mitarbeiter über 55 Jahren so lange wie<br />
möglich zu beschäftigen und ihnen zum Ende<br />
ihrer Berufslaufbahn z.B. neue Aufgaben<br />
als Mentor, Ausbilder und Wissensvermittler<br />
anzutragen. Lebenslanges Lernen und eine<br />
altersgerechte Arbeitsplatz- und auch Arbeitszeitgestaltung<br />
werde auf dem personalpolitischen<br />
Maßnahmentableau ganz nach<br />
oben rutschen.<br />
Kritisch sieht die Studie die fehlende gesellschaftliche<br />
Akzeptanz neuer Technologien<br />
in Deutschland. Es bestehe die Gefahr, dass<br />
Deutschland den Anschluss verliere, sollten<br />
Schlüsseltechnologien zukünftig im Ausland<br />
entwickelt und dort zur Marktreife gebracht<br />
werden. Deutschlands Ingenieure fordern<br />
daher die Industrie und die Politik zu mehr<br />
Offenheit im Umgang mit Großprojekten auf.<br />
„Die Industrie muss Transparenz schaffen,<br />
damit Großprojekte von der Gesellschaft akzeptiert<br />
werden – durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit,<br />
emissionsarme Produktion und<br />
integrierende Architektur“, meint Jacobi.<br />
„Das erfordert gleichzeitig, dass die Politik in<br />
langfristigen Zielen denkt, unabhängig von<br />
Legislaturperioden.“<br />
Die steigenden Anforderungen des Logistikmarkts<br />
bieten dem „Logistik-Weltmeister“<br />
Deutschland vielfältige Wachstumsmöglichkeiten,<br />
auch weil die Digitalisierung des Konsums<br />
den Handel und die Distribution weiter<br />
revolutioniere. Die Bündelung von Warenströmen,<br />
Intermodalität und umweltfreundlichere<br />
Transportmittel müssen 2025 zum<br />
Alltag gehören. „Wir werden in Zukunft nicht<br />
mehr so produzieren wie heute“, sagte Dr.<br />
Jens Reichel, Vorsitzender des Fachbereiches<br />
Fabrikplanung und -betrieb innerhalb der<br />
VDI-GPL. „Uns fehlen die Rohstoffe, Energie<br />
ist teuer, und wir sind in vielen Augen überreguliert.<br />
Deutsche Unternehmen müssten<br />
folglich Geschäftsmodelle und Prozesse neu<br />
denken und noch effizienter werden.“ Herausgeber<br />
der Studie „Produktion und Logistik<br />
in Deutschland 2025 – Trends, Tendenzen,<br />
Schlussfolgerungen“ ist die VDI-Gesellschaft<br />
Produktion und Logistik (VDI-GPL).<br />
Der VDI – Sprecher, Gestalter, Netzwerker<br />
Ingenieure brauchen eine starke Vereinigung,<br />
die sie bei ihrer Arbeit unterstützt, fördert und<br />
vertritt. Diese Aufgabe übernimmt der VDI<br />
Verein Deutscher Ingenieure. Seit über 150<br />
Jahren steht er Ingenieurinnen und Ingenieuren<br />
zuverlässig zur Seite. Mehr als 12.000 ehrenamtliche<br />
Experten bearbeiten jedes Jahr<br />
neueste Erkenntnisse zur Förderung unseres<br />
Technikstandorts. Das überzeugt: Mit über<br />
150.000 Mitgliedern ist der VDI die mit Abstand<br />
größte Ingenieurvereinigung Deutschlands.<br />
Meilensteine auf dem Weg von der<br />
Gründung 1856 bis heute. (<strong>LE</strong>)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
20 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
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EINKAUF<br />
BMÖ: 15 Jahre besser einkaufen<br />
Unglaublich, aber wahr: schon seit 15 Jahren sorgt der BMÖ, Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und<br />
Logistik in Österreich, für den Vorsprung seiner Mitglieder. Und der Innovationsmotor Einkauf im Unternehmen<br />
kommt gerade erst richtig in Fahrt. RedaktioN: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Als sich 1998 eine kleine Gruppe<br />
österreichischer Einkaufsverantwortlicher<br />
zusammenschloss,<br />
um einen autonomen Verband<br />
zu gründen, war dies der Beginn eines Paradigmenwechsels.<br />
War der Einkauf früher<br />
einfach „nur“ für das Verhandeln von günstigeren<br />
Preisen und schnelleren Lieferzeiten<br />
zuständig, so ist ein guter Einkäufer heute<br />
ein Allroundtalent: „Wir sind Manager einer<br />
volatilen Wertschöpfungskette, Risk-Manager<br />
und Compliance-Verantwortliche in Personalunion<br />
und sorgen für die langfristige<br />
Rohstoffversorgung im Unternehmen“, bringt<br />
es Dkfm. Heinz Pechek, geschäftsführender<br />
Vorstand des BMÖ, auf den Punkt.<br />
Themenführer<br />
Als zentrale Aufgabe des BMÖ sieht sein Präsident,<br />
Dr. Christian Haring, die fundierte Unterstützung<br />
des Supply Chain Managements<br />
in den Unternehmen: „Wir greifen relevante<br />
Themen zeitgerecht auf, diskutieren und evaluieren<br />
Lösungen mit unseren Mitgliedern,<br />
um einen langfristigen Vorteil zu sichern.“<br />
Seit 2009 ist er der Präsident des BMÖ, und<br />
er weiß: „Gerade bei einem so kleinen Land<br />
wie Österreich ist Enthusiasmus nötig. Global<br />
Sourcing ist ein guter Weg, den Unternehmenserfolg<br />
nachhaltig sicherzustellen, und<br />
dabei helfen wir durch Information und auch<br />
Ausbildung.“ Die Themenführerschaft ist dabei<br />
ganz selbstverständlich, denn bei sich<br />
schnell verändernden Verhältnissen muss<br />
man aktuell bleiben, um an der Spitze mitzuspielen.<br />
„Der BMÖ ist ein enges Netzwerk<br />
nationaler und internationaler Einkaufsmanager,<br />
das stets gut besuchte Einkaufsforum<br />
zählt inzwischen zu den Leitkonferenzen“,<br />
freut sich Pechek. Auch die Initiierung des<br />
Austrian Supply Excellence Awards ist ohne<br />
Zweifel ein Highlight der letzten Jahre.<br />
Ausbildung von A-Z<br />
Bei den über 200 Mitgliedern des BMÖ handelt<br />
es sich überwiegend um Österreichische<br />
Leitunternehmen. „Bei unserer Ausbildung<br />
pflegen wir eine starke Interaktion zwischen<br />
Lehre und Praxis, um den hohen Qualitätsansprüchen<br />
gerecht zu werden“, erklärt Pechek.<br />
Aktuell bietet der BMÖ von einfachen<br />
Seminaren für Facheinkäufer bis zum MBA<br />
als krönende Stufe ein breites Spektrum an<br />
Aus- und Weiterbildungsangeboten für den<br />
strategischen wie auch operativen Einkauf.<br />
Denn „der Einkauf wird sich stets entwickeln<br />
müssen, Märkte und Gesetze ändern sich.<br />
11. Internationaler<br />
Leobener Logistik Sommer<br />
Klasse &<br />
Masse<br />
Erleben Sie logistische Fachthemen<br />
von gesellschaftlicher Relevanz in<br />
Referaten und Diskussionen!<br />
Das Ende der Überproduktion<br />
Genau wie bei einem Sportler gilt es, fit zu<br />
bleiben“, weiß Haring, dem die volatilen<br />
Märkte und der zunehmende Liberalismus<br />
im Welthandel angesichts ungleicher Arbeitsbedingungen<br />
Sorgen bereiten. Man darf gespannt<br />
sein, welche Ideen und Themen uns<br />
in den nächsten 15 Jahren erwarten. (AT)<br />
<strong>LE</strong>OBENER<br />
SOMMER<br />
19. – 20. September <strong>2013</strong><br />
Montanuniversität Leoben<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Die Verantwortung<br />
der Logistik<br />
Wie vermeidet man mit innovativen, bedarfsgerechten Verfahren Überproduktion,<br />
Ausschuss- und Retourwaren?<br />
Herausforderung Intralogistik<br />
Wie schleust man täglich hunderttausende Artikel schnell und fehlerfrei<br />
durch den Wareneingang und -ausgang?<br />
3D-Printing: Von der Vision zum Alltag<br />
Wann und wie werden 3D-Drucker Produktionsprozesse revolutionieren?<br />
Anmeldung & Info: www.logistik-sommer.at<br />
Logistik Center Leoben GmbH • office@logistik-center.at • +43 / 38 42 / 802-1001<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 21
IT | HanDEL<br />
Daten im Gleichklang – GS1 Sync<br />
Wer bisher vergeblich nach einem sicheren, effizienten und einfachen Weg für den Produktdatenaustauch<br />
gesucht hat, kann aufatmen: denn soeben hat die GS1 Austria mit „GS1 Sync“ eine zentrale Lösung dafür<br />
gestartet. RedaktioN: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Die Veröffentlichung der EU-<br />
Verordnung Nr. 1169/2011 betreffend<br />
Verbraucherinformationen<br />
über Lebensmittel Ende<br />
letzten Jahres stellt den Handel vor große<br />
Herausforderungen. Denn ab 13. Dezember<br />
2014, wenn die Verordnung in Kraft tritt, wird<br />
hinsichtlich der Kennzeichnung von Lebensmitteln,<br />
etwa im Bereich der Nährwerte, alles<br />
anders. „In Zukunft wird es auf sämtlichen<br />
Lebensmittelverpackungen in der Europäischen<br />
Union einheitliche und zugleich umfangreichere<br />
Informationen geben“, erklärt<br />
der zuständige Projektleiter MMag. Rene<br />
Schweinzger. Die dann bessere Lesbarkeit<br />
und Verständlichkeit für den Konsumenten<br />
bedeutet zugleich einen umfassenderen Datenaustausch<br />
zwischen Produzent und Handel:<br />
„Sobald die Verordnung greift, müssen<br />
Lebensmittelhersteller ihren Handels- und<br />
Gastronomiepartnern bestimmte Hinweise<br />
verpflichtend zur Verfügung stellen, diese<br />
wiederum dem Endverbraucher.“ Für Onlineshops<br />
gibt es dann ebenso spezielle Regelungen<br />
wie für Supermärkte, wo beispielsweise<br />
in Bedientheken und im Frischebereich für<br />
offene Waren Allergenangaben verpflichtend<br />
sind.<br />
GDSN Standards<br />
Die Waren in unseren Supermärkten kommen<br />
aus den unterschiedlichsten Regionen<br />
der Erde. GDSN (Global Data Synchronization<br />
Network) ist ein weltweites Netzwerk von<br />
Stammdatenpools, das bis zu 30 zertifizierte<br />
Datenpools verbindet und bislang rund<br />
25.000 Unternehmen umfasst. „Dieses Netzwerk<br />
ermöglicht den globalen, einfachen Produktstammdatentausch<br />
zwischen Herstellern<br />
und Händlern. Es genügt, wenn die Daten<br />
in einen einzigen Datenpool eingespeist<br />
werden, damit sie überall verfügbar sind“,<br />
berichtet Schweinzger. Da GS1 Sync die globalen<br />
GDSN Standards erfüllt und angekoppelt<br />
ist, bildet es das Tor zum internationalen<br />
Datenaustausch auch für österreichische<br />
Lieferanten und Händler. Damit eröffnen<br />
sich ganz neue Perspektiven, „es geschieht<br />
ein Umdenken weg vom lokalen länder- oder<br />
unternehmensspezifischen Stammdatenmanagement<br />
hin zu globalen Standards und Datensynchronisierung“,<br />
weiß der GS1-Experte.<br />
Effizienz und Qualität<br />
Die weltweite Datensynchronisierung erfolgt<br />
nicht, weil es gerade modern ist, sondern weil<br />
sie für die Unternehmen tatsächliche Vorteile<br />
bringt: „Das Ziel ist eine Effizienzsteigerung<br />
innerhalb der gesamten Supply Chain durch<br />
vereinfachte Prozesse, rasche weil elektronische<br />
Kommunikation und einen Abbau<br />
von vorhandenen Komplexitäten. Doch um<br />
diese Skaleneffekte zu realisieren, ist eine<br />
gemeinsame Systemsprache ohne viele lästige<br />
Schnittstellen die Voraussetzung“, fasst<br />
Schweinzger zusammen. Die GDSN Standards<br />
bilden die dafür notwendige Grundlage.<br />
Gerade im Onlinehandel – dem stärksten<br />
Treiber der Entwicklungen – gewinnen elektronisch<br />
erfasste Produktdaten zunehmend<br />
an Bedeutung. Doch schneller bedeutet keinesfalls<br />
schlampiger! Bei GDSN – und somit<br />
auch bei GS1 Sync – steht die Datenqualität<br />
im Vordergrund. Konsumentenrelevante Daten<br />
erfordern höchste Qualität, sie müssen<br />
aktuell, korrekt und vollständig vorliegen, das<br />
sieht man bei erfolgreichen Onlineshops, die<br />
damit die Kundenzufriedenheit und somit<br />
auch ihren Umsatz erhöhen.<br />
Durch GS1 Sync hat der unkoordinierte Datenaustausch<br />
ein Ende, eine zentrale Verwaltung<br />
der Daten sorgt für Effizienz. Die<br />
Infrastruktur des GS1-Technologie-Partners<br />
1WorldSync® bietet die nötige Sicherheit. Aktuell<br />
wächst die Zahl der in Österreich angebundenen<br />
Lieferanten ständig an, das System<br />
funktioniert. Die Zukunft kann kommen. GS1<br />
bieten anwenderorientierte Standards und<br />
Services für Identifikation, Information und<br />
Prozesse zur Kosten- und Qualitätsoptimierung.<br />
Weitere Informationen zu GS1 Sync<br />
finden Sie unter www.gs1.at/gs1sync (AT)<br />
FOTO: GS1.AT<br />
22 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Marktplatz PORTlog jetzt online!<br />
Hamburger Hafen bekommt Online-Marktplatz via transport logistic <strong>2013</strong>. RedaktioN: Logistik express<br />
IT POrTAL<br />
Im Hamburger Hafen sollen Angebot<br />
und Nachfrage zukünftig schneller<br />
zueinander finden. Seit heute ist das<br />
neue Online-Shopsystem PORTlog online.<br />
Damit können ab sofort Hafenkunden<br />
aus dem In- und Ausland schnell und präzise<br />
die richtigen Dienstleister im Lager-, Logistik-<br />
oder Transportbereich für ihre Im- und<br />
Exporte in Hamburg und der Metropolregion<br />
finden. Allein im Raum Hamburg gibt es weit<br />
mehr als 1000 Lager- und Logistikunternehmen.<br />
Durch die Auswahl einer gewünschten<br />
Dienstleistung erhalten die Kunden eine<br />
bis ins Detail filterbare Ergebnisliste qualifizierter<br />
Anbieter. Anders als in einem Branchenbuch<br />
können die ausgewählten Kriterien<br />
als Angebotsanfrage direkt an den Anbieter<br />
übermittelt werden. Mit PORTlog wollen Hafen<br />
Hamburg Marketing und die Hamburg<br />
Port Authority die Vermarktung von Logistikdienstleistungen<br />
im Hamburger Hafen<br />
vereinfachen.<br />
Den Startschuss für das neue Portal gaben<br />
Hamburgs Senator Frank Horch, Behörde<br />
für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Jens<br />
Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Hamburg Port Authority und Axel Mattern,<br />
Vorstand Hafen Hamburg Marketing auf<br />
der transport logistic <strong>2013</strong> in München.<br />
Was kann PORTlog?<br />
PORTlog ist eine Vermarktungsplattform für<br />
Logistikunternehmen, Hersteller sowie Imund<br />
Exporteure entlang der Transportkette<br />
und bringt potentielle Kunden und Anbieter<br />
von Lager-, Transport- und anderen Logistikdienstleistungen<br />
zusammen. So ruft der<br />
im In- oder Ausland befindliche Hafenkunde,<br />
der für sein spezielles Geschäft zum Beispiel<br />
ein Lagerunternehmen in Hamburg<br />
sucht, PORTlog auf und wählt dort in der<br />
übersichtlich gestalteten Eingabemaske in<br />
seiner Sprache seine Leistungsanforderungen<br />
aus. Nach Abschluss der Sucheingabe sucht<br />
PORTlog mithilfe eines Matching-Verfahrens<br />
sofort aus dem bestehenden Pool an Unternehmensprofilen<br />
die passenden Dienstleister<br />
zur Anfrage aus und listet die Ergebnisse<br />
auf dem Bildschirm auf. Im nächsten Schritt<br />
kann der Suchende eine standardisierte Angebotsanfrage<br />
an eines der vorgeschlagenen<br />
Dienstleistungsunternehmen senden. Dieser<br />
schnelle und wettbewerbsneutrale Suchvorgang<br />
ist für den Abfragenden kostenfrei.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.<br />
portlog.de. Fotos des offiziellen PORTlog<br />
Starts finden Sie ab 16:00 Uhr unter www.<br />
hafen-hamburg.de/news.<br />
(<strong>LE</strong>)<br />
© Katzer/IV<br />
ÖSTERREICHISCHES EINKAUFSFORUM <strong>2013</strong><br />
10. – 11. Oktober <strong>2013</strong>, Haus der Industrie Wien<br />
Märkte iM Wandel<br />
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Der weltweite Wettbewerb hat sich verschärft. Wer sich von<br />
der Konkurrenz absetzen will, muss Initiative ergreifen. Wir<br />
berichten täglich. Mehr auf www.logistik-express.com.<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 23
EXPRESS LOGISTIK<br />
B2B-Logistiker müssen sich<br />
laufend behaupten<br />
Die Distributionslogistik verbindet die Produktionslogistikeines Unternehmens mit der Beschaffungslogistik<br />
der Kunden und umfasst somit alle Aktivitäten zur Belieferung der Kunden mit den von ihnen nachgefragten<br />
Produkten. So lautet die Definition in einem Wirtschaftslexikon für einen Bereich im Logistikgeschäft, in dem<br />
täglich ein scharfer Wettbewerb herrscht. Besonders interessant ist der B2B-Bereich, bei dem Schnelligkeit,<br />
Qualität und Zuverlässigkeit eine entscheidende Rolle spielen. RedaktioN: LoGISTIK EXPRESS<br />
DHL Express einen reibungslosen Versand<br />
ihrer Produkte, Dokumente etc. erwarten. Bei<br />
Hirsch in Kärnten sitzt eine DHL-Mitarbeiterin,<br />
die dafür sorgt, dass die hochwertigen<br />
Armbänder - beispielsweise aus Krokodilleder<br />
- gleich mit einem "Diplomatenpass“<br />
(Nachweis für kontrollierte Erzeugung) auf<br />
die Reise gehen und auf dem Weg zu den<br />
Empfängern schnell über heikle Zollgrenzen<br />
kommen.<br />
Ein Paket zu einem transparenten<br />
Preis zum gewünschten Zeitpunkt<br />
von einem Geschäftskunden zum<br />
anderen zu bringen, ist die große<br />
tägliche Herausforderung bei der Österreichischen<br />
Post. Deren Logistik-Vorstand Peter<br />
Umundum ist überzeugt: "Derzeit gelingt es<br />
uns sehr gut, die Kundenwünsche in unseren<br />
Prozessen abzubilden“. Die Post gibt ihren<br />
B2B-Kunden ein Laufzeitversprechen nach<br />
der Formel E+1, was übersetzt bedeutet, dass<br />
jede Sendung am nächsten Tag beim Empfänger<br />
ist. Dabei werden bei B2B-Paketen<br />
zwei Zustellversuche unternommen: Sind<br />
beide erfolglos, erfolgt eine Rücksprache mit<br />
dem Absender, danach wird die Fracht entweder<br />
retourniert oder an eine andere Adresse<br />
zugestellt.<br />
B2B-Kunden erwarten vom Logistiker eine<br />
Top-Qualität und eine Reihe von Zusatzservices<br />
sowie individuelle Lösungen, weiß<br />
Rainer Schwarz, Geschäftsführer von DPD<br />
Austria aus dem täglichen Geschäft. DPD holt<br />
mit seinen 900 Lkw österreichweit Sendungen<br />
ab, speist sie in das eigene Netzwerk im<br />
Direktverkehr oder Systemverkehr ein und<br />
liefert sie punktgenau beim Empfänger ab,<br />
wobei die Zustellungen nach DPD-Standards<br />
von Subfrächtern gemacht werden. Schwarz<br />
ortet aktuell eine Laderaumknappheit, die<br />
von steigenden Preisen der Transportunternehmer<br />
begleitet wird. Fazit: Steigende<br />
Kosten stehen sinkenden Preisen in der B2B-<br />
Distributionslogistik gegenüber.<br />
Die Post hingegen ist zufrieden mit dem Geld,<br />
das sie für ihre Leistung bekommt: "Die Kunden<br />
honorieren unsere B2B-Leistungen. Wir<br />
werden in der Branche als starker Partner<br />
wahrgenommen und auch geschätzt“, verlautet<br />
aus der Post-Zentrale. Die Post zählt<br />
große Firmen wie beispielsweise Haberkorn,<br />
SHT, SSI Schäfer und Nespresso zu ihren<br />
B2B-Kunden, die rund 30 Prozent des gesamten<br />
Paketgeschäfts ausmachen. Weiter<br />
wachsen und den Platz zwei auf dem Markt<br />
kräftig verteidigen, das ist das ehrgeizige Ziel<br />
der Postler.<br />
Der Preis ist eines von zahlreichen Entscheidungskriterien<br />
im B2B-Geschäft, so Ralf<br />
Schweighöfer, Geschäftsführer von DHL<br />
Express in Österreich. Beim B2B-Geschäft<br />
entscheidet sich der Kunde bewusst für ein<br />
hochwertiges Produkt, da er besondere Anforderungen<br />
an den Transport stellt. Daher<br />
seien die Kunden bereit, für diesen hochwertigen<br />
Service auch einen höheren Preis zu<br />
bezahlen. KTM-Sportmotorcycle, Bank Austria<br />
oder der Uhrenarmbandhersteller Hirsch<br />
beispielsweise sind solche Kunden, die von<br />
Wohin sich die B2B-Logistik entwickelt<br />
Als Trends in der B2B-Logistik machen die<br />
Logistiker die Regionalisierung der Märkte<br />
in Südosteuropa aus. Dieser Veränderung<br />
stehen bestehende Länder-Lösungen gegenüber,<br />
und dies verlangt nach neuer Organisation<br />
bei den B2B-Prozessen. Ein Trend sind<br />
zudem Multi-Channel-Lösungen, die eine<br />
Kombination von B2B und B2C darstellen<br />
und die Logistiker vor neue Herausforderungen<br />
stellen. Gefordert werden hier flexible,<br />
skalierbare Logistiklösungen, die sowohl Filialbestellungen<br />
als auch Endkundenanforderungen<br />
Rechnung tragen, so der Tenor. "Die<br />
Firmen haben erkannt, dass die beste Produktqualität<br />
nichts nützt, wenn ihre Kunden<br />
im Geschäftsverkehr zu lange auf wichtige<br />
Dokumente oder Ersatzteile warten müssen“,<br />
sagt Schweighöfer.<br />
Der Transport von A nach B ist Schnee von<br />
gestern. B2B-Kunden erwarten eine komplette<br />
Wertschöpfungskette mit transparenten<br />
und proaktiven Informationen entlang der<br />
Supply Chain. Seit 2010 bietet DHL Express<br />
in Kooperation mit den österreichischen<br />
Passbehörden und der Staatsdruckerei einen<br />
Zustellservice für Bürger an, die kurzfristig<br />
einen neuen Reisepass benötigen. Bei den<br />
Bezirkshauptmannschaften oder Magistraten<br />
kann ein sogenannter Ein-Tages-Expresspass<br />
beantragt werden. Die Staatsdruckerei produziert<br />
diesen Reisepass über Nacht und übergibt<br />
ihn am nächsten Tag DHL Express zur<br />
Zustellung an den Bürger. Fazit: Innerhalb<br />
von 24 Stunden ist der neue Reisepass beim<br />
Empfänger. (<strong>LE</strong>)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
24 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Die Partnerwahl ist<br />
entscheidend<br />
In Saarbrücken trafen sich Anfang April die Experten aus der Automobillogistik<br />
und diskutierten auf dem Jahreskongress des AKJ Automotive<br />
über die zukünftigen Trends und Herausforderungen in der Branche.<br />
Dabei wurde Eines deutlich: Gerade im Bereich der Kooperationen liegen<br />
noch viele ungenutzte Potenziale. Autor: Thomas Wöhrle<br />
Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt, der Leiter<br />
des Kongresses und des Arbeitskreises<br />
AKJ Automotive, skizzierte<br />
die<br />
aktuellen Herausforderungen<br />
in der Branche.<br />
„Einerseits<br />
müssen die<br />
Unternehmen<br />
immer flexibler<br />
auf kurzfristige<br />
Marktschwankungen<br />
reagieren,<br />
andererseits<br />
Thomas Wöhrle<br />
sind die im Hinblick<br />
auf die Kundenanforderungen notwendigen<br />
technischen Innovationen in die<br />
Produkte zu integrieren“, so Schmidt. Die<br />
Logistik sei aufgefordert, entscheidende Lösungsbeiträge<br />
für beide Herausforderungen<br />
zu liefern - und sie tue dies auch schon mit<br />
neuen technischen Konzepten.<br />
Ausbau von Kooperationen gefordert<br />
Dr. Herbert Demel, Executive Vice President<br />
und Chief Strategy Officer der österreichischen<br />
Magna Group, erläuterte die Herausforderungen,<br />
denen sich die global tätigen<br />
Automobilzulieferer stellen müssen, um weiterhin<br />
erfolgreich am Markt bestehen zu können.<br />
„Denn die Zulieferer übernehmen heute<br />
bereits einen immer größeren Anteil an der<br />
Wertschöpfung in der Automobilindustrie -<br />
und dieser Anteil wird in Zukunft noch weiter<br />
steigen“, so Demel in Saarbrücken. „Auch der<br />
Grad der Kooperationen zwischen den einzelnen<br />
Zulieferern wird deutlich zunehmen.“<br />
Im Ausbau von Kooperationen gerade in<br />
der Logistik sieht auch Bernhard Mattes,<br />
Deutschland-Chef beim Automobilhersteller<br />
Ford, noch großes Potenzial. „Unsere logistische<br />
Struktur in Europa ist ganz gezielt auf<br />
die jeweiligen Märkte ausgerichtet und auf<br />
die entsprechenden Lieferanten im Fahrzeugsowie<br />
Teilebereich abgestimmt“, sagte Mattes<br />
auf der AKJ-Veranstaltung. „Dies werden wir<br />
auch für die Zukunft so beibehalten“. Bereits<br />
heute arbeite Ford mit anderen OEMs etwa<br />
bei der gemeinsamen Planung und Bestückung<br />
von Transporten über eine einheitliche<br />
EDV-Plattform zusammen. Grundlage ist der<br />
bereits im Jahr 2006 entwickelte globale Plan<br />
„One Ford“ zur ganzheitlichen Restrukturierung<br />
des Unternehmens, der nun kontinuierlich<br />
weiter verfolgt werden soll.<br />
Vier Unternehmen erhalten<br />
E-Logistics-Award<br />
Gleich vier Unternehmen wurden in diesem<br />
Jahr im Rahmen des Kongresses mit dem E-<br />
Logistics-Award ausgezeichnet. Mit dem E-<br />
Logistics-Award will die Jury des Arbeitskreises<br />
AKJ Automotive in jedem Jahr innovative<br />
Projekte würdigen, die in geeigneter Weise<br />
Logistik und Informationsverarbeitung verbinden.<br />
Den E-Logistics-Award erhielt der<br />
Automobilzulieferer Knorr-Bremse gemeinsam<br />
mit dem IT-Dienstleister Consilio für<br />
sein „Haljunka-basiertes Produktionssystem<br />
und interaktive Haljunka-Plantafel“ zur Umsetzung<br />
der Prinzipien des Lean Management<br />
in der Kleinserien- und Einzelfertigung. Außerdem<br />
ausgezeichnet wurde der Zulieferer<br />
Magna mit seinen Dienstleistern RISC Software,<br />
HGS Informationsmanagement und<br />
Allocation Network für ein „Supply Network<br />
Design, Planning and Execution“ als unternehmensweite<br />
Intranet-Plattform zu standardisierter<br />
Planung, Ausschreibung, Inbetriebnahme<br />
und Monitoring der Logistikprozesse<br />
für über 100 europäische Werke.<br />
Preisträger sind auch Volkswagen Sachsen<br />
und sein Dienstleister Carnet mit dem Projekt<br />
„VIVA Open“ als prozessnahe IT-Lösung<br />
zur Steuerung des Auftragsdurchlaufs durch<br />
die Automobilfabrik. Und schließlich erhielt<br />
Volkswagen auch noch einen Preis für „Cargo<br />
Beamer“, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit in<br />
der Logistik durch technische und organisatorische<br />
Lösungen in multimodalen Transportketten<br />
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Unter dem ungewöhnlichen Kürzel E-VECTOORC verbirgt sich ein umfassendes EU-Forschungsprojekt, das<br />
Elektrofahrzeuge sicherer und effizienter werden lässt und nebenbei auch noch den Fahrspaß steigert. Das<br />
Grazer Forschungszentrum VIRTUAL VEHIC<strong>LE</strong> bringt in diesem Projekt vor allem seine weitreichende Expertise<br />
im Bereich der verknüpften Simulation ein. Autor: Christian Santner<br />
Reduktion von Energieverbrauch<br />
und Bremsweg<br />
Zentrale Themen des Forschungsprojektes<br />
sind die Reduktion von Energieverbrauch<br />
und Bremsweg bei gleichzeitig verbessertem<br />
Beschleunigungsverhalten von Elektrofahrzeugen.<br />
Die Entwicklungsansätze, die hierbei<br />
verfolgt werden, zielen auf eine gezielte Beeinflussung<br />
der Fahrzeuglängs- und -querdynamik<br />
in allen Fahrsituationen ab. Die<br />
radindividuelle Momentenvorgabe durch vier<br />
im Fahrzeug verbaute, unabhängige Elektromotoren<br />
beeinflusst das Steuerverhalten<br />
mittels Längs- und Quer-Torque-Vectoring.<br />
Eine neuartige, hochfrequente Modulation<br />
der Radmomente verbessert das Verhalten<br />
des Antiblockiersystems und der Traktionskontrolle.<br />
Die Kombination dieser Technologien<br />
im Verbund mit einem neuartigen Energiemanagement<br />
ermöglicht auch ein deutlich<br />
verbessertes Rekuperationsverhalten (Energierückgewinnung<br />
beim Bremsen).<br />
Das europäische Projekt-Konsortium<br />
besteht aus renommierten<br />
Fahrzeugherstellern und Universitäten.<br />
Ziel der Forschung<br />
ist vor allem auch, die frühe Entwicklungsphase<br />
neuer Fahrzeugmodelle effizienter und<br />
schneller bewältigen zu können, um Kosten<br />
und wertvolle Zeit zu sparen. Im Projekt werden<br />
nicht nur Straßenanwendungen verbessert,<br />
sondern auch Offroad-Fahrzeuge. Graz<br />
als Wiege der Allradtechnologie ist dafür sicher<br />
ein gut gewählter Standort.<br />
Ziele des Projekts mit einem Gesamtbudget<br />
von 4,8 Mio. Euro sind die Betrachtung der<br />
individuellen Momentenregelung von im<br />
Fahrzeug verbauten Elektromotoren: „Früher<br />
dauerte es bis zu zwei Jahre, die Software-Parameter<br />
von E-Motoren, welche das<br />
Fahrverhalten des jeweiligen Fahrzeugtyps<br />
bestimmen, einzustellen, zu validieren und<br />
verifizieren. Durch Softwarelösungen kann<br />
man eine automatische Abstimmung dieser<br />
Parameter erreichen. Eine frühzeitige hocheffiziente<br />
Entwicklung ist dadurch möglich. Im<br />
weiteren Verlauf ist die Reduktion des Energieverbrauchs,<br />
die Verkürzung des Bremsweges<br />
sowie eine bessere Beschleunigung der<br />
E-Fahrzeuge Ziel der Entwicklung.“, erklärt<br />
Projektleiter Dr. Josef Zehetner, der das Projekt<br />
E-VECTOORC (Electric-VEhicle Control<br />
of individual wheel Torque for On- and Off-<br />
Road Conditions) am VIRTUAL VEHIC<strong>LE</strong><br />
leitet.<br />
Im Projekt werden grundlegend die Prozesse<br />
und Simulationen in einem frühen Stadium<br />
der Fahrzeugentwicklung für diesen sehr speziellen<br />
Bereich optimiert. Denn elektrifiziert<br />
angetriebene Fahrzeuge bringen einerseits<br />
beispielsweise für die Fahrdynamik zahlreiche<br />
Vorteile wie ein rasch verfügbares und<br />
relativ gleichbleibendes hohes Drehmoment<br />
mit sich. Andererseits besitzen Fahrzeuge mit<br />
elektrifizierten Antrieben aber auch Eigenheiten,<br />
die in der Entwicklung möglichst früh<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
Fahrdynamikregler für unterschiedliche<br />
Antriebsstrang-Topologien<br />
Ein wesentliches Ziel der Entwicklung ist, die<br />
Einsetzbarkeit des auf “Torque-Vectoring”<br />
basierenden Fahrdynamikreglers über unterschiedliche<br />
Antriebsstrangkonfigurationen<br />
hinweg zu gewährleisten. Der Fahrdynamikregler<br />
sollte derzeit schon verfügbare<br />
Varianten mit speziellen Differenzialgetrieben<br />
abdecken und auch künftige Varianten<br />
– wie beispielsweise radindividuelle Antriebe<br />
– ebenso beherrschen. Aus diesem Grund<br />
wird die Komponente in einer Simulationsumgebung<br />
an unterschiedlichen Fahrzeugmodellen<br />
validiert. Dazu gehören Front-,<br />
Heck- und Allradgetriebene Serienfahrzeuge<br />
unterschiedlicher Fahrzeugklassen, vom<br />
Kleinstwagen bis hin zum SUV mit den entsprechend<br />
skalierten Antriebsarchitekturen.<br />
Verbesserung des Fahrverhaltens durch<br />
Vorgabe einer Referenz-Einlenkcharakteristik<br />
Das Torque-Vectoring bei E-Fahrzeugen verteilt<br />
gezielt individuell die unterschiedlichen<br />
Antriebsmomente auf die einzelnen Räder.<br />
Dies eröffnet vielfältige Verbesserungsmöglichkeiten<br />
für das Fahrverhalten, den Fahrspaß<br />
und die Sicherheit. Das Fahrzeug wird<br />
gezielt “eingelenkt”, stabilisiert und auf Spur<br />
gehalten. Am VIRTUAL VEHIC<strong>LE</strong> stellt man<br />
sich in Bezug auf das E-Fahrzeug in der Entwicklung<br />
also die Frage, wie man das Fahrempfinden<br />
für den Lenker gestalten kann,<br />
26 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
AUTOMOTIVE<br />
um das gewohnte und gelernte Lenkverhalten<br />
eines marktüblichen Fahrzeuges zu erzielen<br />
und noch weiter zu verbessern. Denn<br />
die Vorteile des Elektro-Antriebes gilt es zu<br />
nutzen: “Er weist beim Beschleunigen eine<br />
um den Faktor zehn und beim Bremsen eine<br />
dreimal schnellere Reaktionszeit im Vergleich<br />
zu konventionellen Systemen auf’”, so Senior<br />
Researcher Bernhard Knauder vom VIRTU-<br />
AL VEHIC<strong>LE</strong>. Diese Vorteile und Eigenheiten<br />
müssen jedoch früh in der Entwicklung<br />
aussagekräftig simuliert und für das jeweilige<br />
Fahrzeug optimiert werden.<br />
Die Paarung eines passenden Antriebsstrangs<br />
mit dem im E-VECTOORC Projekt neu entwickelten<br />
Fahrdynamikreglers ermöglicht es,<br />
das Einlenkverhalten des Fahrzeugs individuell<br />
zu adaptieren. Dies erfolgt mittels individueller<br />
Momenten-Vorgabe an die einzelnen<br />
Räder. So können bei gleichem Lenkwinkel<br />
ungleich höhere Querbeschleunigungswerte<br />
erreicht werden als in einem Fahrzeug mit<br />
konventionellem Antrieb. Darüber hinaus<br />
werden durch Einsatz dieser Technik auch<br />
höhere Grenzwerte für die Querbeschleunigung<br />
erreicht, was das Fahrverhalten deutlich<br />
verbessert.<br />
Optimieren in Echtzeit, testen am Demonstrationsfahrzeug<br />
- zur Darstellung verschiedener<br />
Antriebsvarianten<br />
Wesentlich für den Erfolg der Arbeit und die<br />
Aussagekraft der Untersuchungen sind der<br />
Entwurf eines Echtzeitoptimierungsverfahrens<br />
sowie neuartige Ansätze zur Regelung<br />
der Fahrdynamiksysteme. Das gebündelte<br />
Know-how aus den unterschiedlichen Fachbereichen<br />
am VIRTUAL VEHIC<strong>LE</strong> wie Mechanik<br />
sowie Elektrik, Elektronik & Software<br />
macht dies möglich. Im Zuge der Entwicklung<br />
wurde ein Range Rover Evoque als Demonstrationsfahrzeug<br />
aufgebaut, der im ersten<br />
Schritt über zwei individuell angetriebene<br />
Räder verfügt. Auf dieser Basis wurden zahlreiche<br />
Versuche durchgeführt, um Daten zur<br />
Verbesserung der Steuerungsalgorithmen zu<br />
erhalten. Die 2WD Variante mit integrierter<br />
E-VECTOORC Steuerung in funktionsfähigem<br />
Zustand war am diesjährigen 6. Grazer<br />
Symposium „Virtuelles Fahrzeug“ vom 14. bis<br />
15. Mai in Graz/Österreich ausgestellt. In weiterer<br />
Folge wird das Demonstrator-Fahrzeug<br />
nach dieser Veranstaltung auf Allradantrieb<br />
(vier individuell angetriebene Räder) umgebaut,<br />
damit die 4WD Funktionalitäten entwickelt<br />
und getestet werden können. „Generell<br />
bietet das elektrifiziert angetriebene Fahrzeug<br />
viele konstruktionsbasierte Möglichkeiten,<br />
die bisher wenig bis gar nicht genutzt wurden.<br />
Dieses Potential wollen wir weiter ausschöpfen.”,<br />
so Zehetner.<br />
Forschungsschwerpunkte beim<br />
VIRTUAL VEHIC<strong>LE</strong><br />
Dr. Jost Bernasch, Geschäftsführer des VIR-<br />
TUAL VEHIC<strong>LE</strong>: „Ein zentrales Entwicklungsziel<br />
dieses spannenden Projekts ist der<br />
Entwurf eines echtzeitfähigen Optimierungsverfahrens,<br />
das erstmals die direkte Verbindung<br />
der Systeme Energiemanagement und<br />
Fahrdynamikregelung im Fahrzeug ermöglicht.<br />
Es freut uns ganz besonders, dass dieser<br />
Task federführend vom VIRTUAL VEHIC<strong>LE</strong><br />
betreut wird.“<br />
Weitere Forschungsthemen für das VIRTUAL<br />
VEHIC<strong>LE</strong> im Projekt neben der neuartigen<br />
Regelung für ABS, Traktionskontrolle und<br />
Torque-Vectoring sind die Entwicklung von<br />
Methoden zur automatisierten Abstimmung<br />
der Regelungssysteme, die Modellierung der<br />
Fahrereingaben und die Integration der Buskommunikation<br />
(CAN, FlexRay). (<strong>LE</strong>)<br />
Die Konsortialpartner des VIRTUAL VE-<br />
HIC<strong>LE</strong> im Projekt E-VECTOORC sind:<br />
• Flanders‘ DRIVE (B)<br />
• Fundación CIDAUT (E)<br />
• Instituto Tecnológico de Aragón (E)<br />
• Inverto (B)<br />
• Jaguar (UK)<br />
• Land Rover (UK)<br />
• Škoda Auto (CZ)<br />
• Technische Universität Ilmenau (D)<br />
• TRW Automotive Lucas Varity (D)<br />
• University of Surrey (UK, Lead)<br />
http://e-vectoorc.eu<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 27
UMWELT<br />
PVC-Recycling auf Rekordniveau<br />
VinylPlus, das Nachhaltigkeitsprogramm der europäischen PVC-Industrie, verzeichnete im letzten Jahr einen<br />
Recycling-Rekord von 362.076 Tonnen PVC. Damit liegt die Industrie auf gutem Kurs, ihr ambitioniertes Ziel<br />
von 800.000 Tonnen Recyclat pro Jahr bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Eine neue Definition gibt es übrigens<br />
auch. Text: Angelika Mader, API PVC- und Umweltberatung GmbH<br />
Die Definition fur „recycliertes<br />
PVC“ wurde aktualisiert. Sie<br />
umfasst neben post-consumer<br />
PVC auch bestimmte Arten<br />
von post-industrial PVC sowie einige der<br />
innerhalb der EU regulierten Abfallstrome.<br />
VinylPlus, das Nachhaltigkeitsprogramm<br />
der europäischen PVC-Industrie, verzeichnete<br />
im letzten Jahr einen Recycling-Rekord<br />
von 362.076 Tonnen PVC. Damit liegt die Industrie<br />
auf gutem Kurs, ihr ambitioniertes<br />
Ziel von 800.000 Tonnen Recyclat pro Jahr<br />
bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Die zugrundeliegende<br />
Definition für „recycliertes PVC“<br />
wurde aktualisiert. Sie umfasst neben postconsumer<br />
PVC auch bestimmte Arten von<br />
post-industrial PVC sowie einige der innerhalb<br />
der EU regulierten Abfallströme.<br />
Neue Technologien, um schwierig zu verarbeitendes<br />
Alt-PVC zu recyclieren, werden<br />
derzeit evaluiert. Gleichzeitig wurden bedeutende<br />
Anstrengungen unternommen, um das<br />
Problem der „legacy additives“ aufzugreifen,<br />
das aus geänderten Rahmenbedingungen für<br />
zulassungspflichtige Chemikalien im recyclierten<br />
PVC resultiert.<br />
Die Ergebnisse für 2012 wurden auf dem<br />
Nachhaltigskeitsforum für PVC in Istanbul<br />
präsentiert. Mit Bezug auf Aussagen von EU<br />
Umweltkommissar sagte Filipe Constant,<br />
Chairman von VinylPlus, die Industrie „entwickelt<br />
sich tatsächlich von einem Modell<br />
des Ressourcen-Verbrauchs, das dem linearen<br />
Muster nehmen-machen-verwendenwegwerfen<br />
folgte, zu einem echten Kreislaufmodell,<br />
das end-of-life Materialien wieder<br />
in die Produktionskette eingliedert und so<br />
den inhärenten Mehrwert von PVC – Langlebigkeit<br />
und Vielseitigkeit – erhöht.“ 2012<br />
verzeichnete VinylPlus im 5-Jahresvergleich<br />
(2007) in den Staaten der EU-27 eine Reduktion<br />
von 76,3 % bei der Verwendung von Blei.<br />
Bis Ende des Jahres 2015 wird Blei vollständig<br />
ersetzt sein.<br />
Der aktuelle Audit über die Einhaltung der<br />
„PVC Industriechartas“ ergab eine nahezu<br />
vollständige Erfüllung von 96 %. Mehrere<br />
VinylPlus Arbeitsgruppen sind dabei zu untersuchen,<br />
wie erneuerbare Energien und<br />
Rohstoffe in den Produktionsprozess einzugliedern<br />
sind, wie Additive nachhaltig verwendet<br />
werden und der ökologische Fußabdruck<br />
der PVC-Produktion umfassend zu<br />
erheben ist. In Zusammenarbeit mit „The<br />
Natural Step“, einer NGO, die VinylPlus beratend<br />
unterstützt, und BRE, dem Britischen<br />
Expertengremium für Zertifizierungen, wurde<br />
ein Konzept für ein VinylPlus Produktlabel<br />
entwickelt.<br />
„Es ist ziemlich beeindruckend zu sehen, wie<br />
eine dermaßen dynamische Wertschöpfungskette<br />
zusammenarbeitet, um die gesamte Industrie<br />
und ihre Produkte nachhaltiger zu<br />
machen“, kommentierte Reha Gür, Vizepräsident<br />
des Verbands der türkischen Kunststoffwirtschaft<br />
PAGDER. „Gerade jetzt, wo<br />
ein Großteil Europas und der Welt schwierige<br />
wirtschaftliche Zeiten erlebt, ist das umso<br />
mehr zu bewundern. Es ist uns eine Ehre, das<br />
Nachhaltigkeitsforum für PVC als Gastgeber<br />
in Istanbul zu beherbergen, und wir hoffen,<br />
dass die Arbeit von VinylPlus die großen und<br />
kleinen PVC-Produzenten unseres Landes inspiriert,<br />
einen Schritt näher an die Prinzipien<br />
und Ziele des Programmes heranzurücken.“<br />
Ein wichtiger Fokus von VinylPlus ist die<br />
Förderung des „Bewusstseins für Nachhaltigkeit“.<br />
In dieser Hinsicht wurde letztes Jahr<br />
eine Reihe von Kommunikationsprojekten<br />
unterstützt, um die Botschaften der freiwilligen<br />
Selbstverpflichtung entlang der Wertschöpfungskette<br />
zu untermauern. VinylPlus<br />
engagierte sich weiters in externen Debatten<br />
inklusive „Rio+20“, der Konferenz der Vereinten<br />
Nationen zur Nachhaltigen Entwicklung.<br />
Die freiwillige Selbstverpflichtung von Vinyl-<br />
Plus wurde ins offizielle „registry of committments“<br />
von Rio+20 aufgenommen.<br />
Tomas Anker Christensen, Senior Advisor für<br />
Partnerschaften im Büro der Vereinten Nationen,<br />
bemerkte im Rahmen seiner Ansprache<br />
auf dem Forum in Istanbul: „Partnerschaften<br />
sind der Schlüssel zur Erreichung vereinbarter<br />
Entwicklungsziele inklusive nachhaltiger<br />
Entwicklung. VinylPlus ist eine erfolgreiche<br />
Initiative und wir sind gespannt zu sehen, wie<br />
ambitioniert die Europäische Industrie auf<br />
konkrete Herausforderungen reagiert. Die Industrie<br />
muss eine kritische Rolle spielen, indem<br />
sie Veränderung forciert, die Wirtschaft<br />
„grüner“ macht und weltweit nachhaltigen<br />
Fortschritt ansteuert.“ (<strong>LE</strong>)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
28 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Modernisierung statt Neubau<br />
Gerade auf dem Gebiet der Intralogistik<br />
entwickelt sich die Technik<br />
laufend weiter. Um im Wettbewerb<br />
mit der Konkurrenz mitzuhalten,<br />
muss jedoch die Leistungsfähigkeit<br />
eines Distributionszentrums oder auch eines<br />
normalen Lagers oftmals ausgereizt werden.<br />
Nach ein paar Jahren kann es passieren, dass<br />
die Anforderungen zu groß geworden oder<br />
die Abläufe einfach nicht mehr optimal sind,<br />
obwohl die Anlage generell gute Dienste leistet.<br />
Ein Neubau ist in solchen Fällen nicht nur<br />
zeitlich, sondern auch investitionstechnisch<br />
nicht immer machbar. Die Lösung: aus alt<br />
mach neu. Paradebeispiele für Retrofit liefert<br />
etwa LTW mit Projekten für IKEA und 11er.<br />
„Für einen Modernisierungsschub genügt es<br />
häufig, nur einzelne Komponenten auf den<br />
aktuellen Stand der Technik zu bringen. Erster<br />
Auswechselkandidat ist meist die Steuerung“,<br />
weiß Werner Schön, Kundendienstleiter<br />
der LTW Intralogistics GmbH.<br />
INTRALogistik<br />
Nachhaltigkeit und Sparwünsche sind zwei der Gründe, warum sich Unternehmen für ein Retrofit-Projekt<br />
entscheiden. Oft kann durch den Austausch weniger Bauteile die Leistungsfähigkeit einer alten Anlage enorm<br />
verbessert werden. Redaktion: Angelika Thaler<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
Gründliche Analyse<br />
Ins Blaue hinein zu raten und auf gut Glück<br />
etwas auszutauschen, wäre völlig sinnlos. Daher<br />
steht am Beginn jedes Modernisierungsprojektes<br />
eine sorgfältige und umfassende<br />
Analyse der kompletten Anlage. „Es gilt, Maßnahme<br />
für Maßnahme die optimale Kosten-<br />
Nutzen-Balance zu finden, hier kommt die<br />
ganze Erfahrung unserer Mitarbeiter zum<br />
Tragen“, erklärt Werner Schön. Ehe dann<br />
vor Ort etwas ausgetauscht wird, wird simuliert<br />
und getestet, damit es nur zu minimalen<br />
Standzeiten kommt und die Produktion bald<br />
wieder ihren gewohnten Gang gehen kann –<br />
nur eben effizienter.<br />
Kartoffeln fliegen<br />
In Frastanz, Vorarlberg verarbeitet die 11er<br />
Nahrungsmittel GmbH jährlich gut 80.000<br />
Tonnen Rohkartoffeln zu rund 300 unterschiedlichen<br />
Tiefkühlprodukten wie Kroketten,<br />
Rösti-Taschen oder Pommes Frites.<br />
Die ursprüngliche Anlage mit Hochregallager<br />
wurde bereits 1991 errichtet und von<br />
LTW in den Jahren 2004/2005 binnen nur<br />
drei Wochen einer ersten Modernisierung<br />
unterzogen, bei der unter anderem drei Regalbediengeräte<br />
erneuert und ein modernes<br />
Lagerleitsystem implementiert wurden. „Im<br />
Wartungsbahnhof, wo die Arbeiten stattfanden,<br />
hatte es minus 28°C, das war eine enorme<br />
Herausforderung für Mensch und Material“,<br />
erinnert sich der Kundendienstleiter.<br />
Qualität überzeugt, denn als wieder ein „Modernisierungsschub“<br />
nötig war, holte 11er erneut<br />
LTW zu Hilfe. Eine neue Schienenanlage<br />
mit Doppel-Verschiebewagen sorgt dafür,<br />
dass die Kartoffeln nahezu durch die Halle<br />
fliegen. „Allein durch den störungsfreien Betrieb<br />
der Regalbediengeräte verzeichnen wir<br />
heute eine um 15 % höhere Umschlagsleistung.<br />
Und der neue Verschiebewagen, hat<br />
die Leistung um weitere 5 % verbessert“, freut<br />
sich der Verantwortliche bei 11er.<br />
Nicht nur Billy<br />
Das IKEA Möbelhaus ist weltweit bekannt.<br />
Das Distributionszentrum in Wels war ursprünglich<br />
für die Belieferung Mittel- und<br />
Osteuropas zuständig, seit 2007 liegt die Konzentration<br />
auf den Märkten Österreich und<br />
Schweiz. Diese Umverteilung und die gestiegene<br />
Nachfrage ließen auch das großzügig<br />
angelegte Lager an seine Grenzen stoßen.<br />
Nach der Prüfung verschiedener Konzepte<br />
entschloss sich IKEA für ein Retrofit: schichtweise<br />
wurden Schienenanlage, Weichen und<br />
die 10 Regalbediengeräte getauscht und auf<br />
den neuesten Stand der Technik und Ergonomie<br />
gebracht. „Die Umsetzung hat genauso<br />
perfekt gepasst wie die Planung. Nach zwanzig<br />
Jahren Zusammenarbeit mit LTW habe<br />
ich auch nichts anderes erwartet“, zeigt sich<br />
der Instandhaltungsleiter bei IKEA Wels, zufrieden.<br />
(AT)<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 29
INTRALOGISTIK<br />
Wenn Drachentöter in den<br />
Handel stürmen…<br />
…dann hoffentlich die des Spielzeugherstellers Schleich. Dank neuer Regalanlage von BITO und optimierten<br />
Lieferzeiten kommen auch Elfen, Ritter & Co rascher ins Verkaufsregal. Redaktion: Angelika Thaler<br />
Wer kennt sie nicht, die legendären<br />
Spielfiguren wie<br />
die Schlümpfe, Dinosaurier,<br />
Wildtiere und Bauernhoftiere,<br />
Elfen, Ritter und andere mittelalterliche<br />
Helden, die in nahezu jedem<br />
Kinderzimmer rund um den Globus zu<br />
Hause sind? Mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
kommen diese aus dem Hause Schleich.<br />
Friedrich Schleich hat das Unternehmen<br />
1935 gegründet. Mittlerweile gehört das<br />
Unternehmen zu den führenden Anbietern<br />
von Markenspielwaren. Das Design und die<br />
Herstellung der für die Produktion notwendigen<br />
Werkzeuge erfolgt am Firmensitz in<br />
Herlikofen direkt neben Schwäbisch Gmünd.<br />
Dort werden auch rund 30 Prozent der Spielzeugfiguren<br />
gefertigt, der Rest an mehreren<br />
Standorten im Ausland. Vertrieben werden<br />
die Spielfiguren weltweit.<br />
Waren auf mehrere Standorte verteilt<br />
Für die Lagerung und Distribution der Produkte<br />
hat Schleich gemeinsam mit zwei<br />
Partnern rund 14 Millionen Euro in das neue<br />
Logistikzentrum investiert. „Bislang hatten<br />
wir hier am Firmensitz ein 400 Quadratmeter<br />
großes Lager, das wir in drei Schichten<br />
betrieben“, erinnert sich Peter Pflieger, Logistikleiter<br />
bei Schleich. Dazu kamen weitere<br />
sechs Lager in der Umgebung, die Schleich<br />
gemietet hat. Alle Lagerhallen zusammen<br />
boten Platz für insgesamt 6.000 Paletten. Die<br />
Warenauslieferung hatte Schleich bereits<br />
2006 an seinen Dienstleister, die Spedition<br />
Lakner, ausgelagert, einer der Partner des<br />
neuen Logistikzentrums. In einer Halle von<br />
Lakner in Schwäbisch Gmünd wurden die<br />
Figuren auf Lkw verladen. „Bei größeren<br />
Aufträgen mussten wir die Waren aus den<br />
verschiedenen Lagern anfordern, um sie dort<br />
für die Kommissionierung und den Versand<br />
bereitzustellen“, sagt Pflieger. „Das musste<br />
alles koordiniert werden. Für uns bedeutete<br />
das einen erheblichen Arbeitsaufwand, bei<br />
dem sich auch leicht Fehler einschleichen<br />
konnten.“ Der Spielzeughersteller hat rund<br />
10.000 Kunden, die weltweit und direkt beliefert<br />
werden. Dazu gehört der Kiosk um die<br />
Ecke, der meistens nur die Mindestmenge<br />
ordert, bis zum Großhändler mit mehreren<br />
Peter Pflieger ist Logistikleiter bei der<br />
Schleich GmbH in Schwäbisch Gmünd.<br />
Lkw-Ladungen pro Tag. Das wirkt sich deutlich<br />
auf die Lagerprozesse aus.<br />
Platz im Lager optimal genutzt<br />
„Pro Tag liefern wir etwa 1.200 Bestellungen<br />
aus“, erzählt Pflieger. „Um alles effizient abwickeln<br />
zu können, brauchen wir ein zuverlässiges<br />
und ausgereiftes Lagersystem, mit<br />
dem wir diesen Umschlag täglich bewältigen<br />
können – ob wir einen Karton voller Waren<br />
liefern oder eine ganze Palette.“ Die Regalund<br />
Kommissioniertechnik für das neue,<br />
12.000 Quadratmeter große Logistikzentrum<br />
lieferte die BITO-Lagertechnik Bittmann<br />
GmbH. „Zur Versorgung der Kommissionierbereiche<br />
mit den Spielfiguren haben wir<br />
ein Regal errichtet, das Platz für rund 16.000<br />
Paletten bietet“, sagt BITO-Projektleiter Andreas<br />
Hahn. Weitere 1.600 Paletten-Stellplätze<br />
befinden sich im Stollenlager, in dem kommissioniert<br />
wird.<br />
Die Palettenregalanlage besteht aus 27 feststehenden<br />
Doppel- und Einfachregalreihen<br />
sowie zehn verfahrbaren Doppelregalreihen.<br />
Die Anlage ist elf Meter hoch, 90 Meter lang<br />
und in fünf Ebenen unterteilt. Pro Fach können<br />
vier Paletten längs nebeneinander gelagert<br />
werden. Zur Ein- und Auslagerung hat<br />
Schleich vier Schubmaststapler im Einsatz.<br />
Der Kommissionier- und Versandprozess<br />
verläuft gegenüber früher standardisiert und<br />
damit sicher: Kommt eine Bestellung herein,<br />
wird diese zuerst im ERP-System erfasst und<br />
an das Lagerverwaltungssystem übermittelt.<br />
Zeitgleich erfolgt eine Reservierung der erforderlichen<br />
Bestände. Für Bestellungen wird<br />
zudem eine Volumenvorausberechnung für<br />
die Versandkartons erstellt. Diese sind in drei<br />
Größen verfügbar: Einmal in der Grundfläche<br />
400 x 600 mm mit den Höhen 150 und 300<br />
mm sowie mit dem Grundmaß 300 x 400 mm<br />
und einer Höhe von 150 mm.<br />
Direkt neben dem Palettenlager steht ein<br />
dreigeschossiges Stollenlager. Ein Palettenlager,<br />
in das auf der zweiten und dritten Ebene<br />
per Rollenbahnen verbundene Gänge zum<br />
Kommissionieren integriert sind. Dadurch<br />
können alle Kommissionier-Plätze in einer<br />
Schleife erreicht werden. Das Lager besteht<br />
aus sechs Einfachregalreihen mit Platz für<br />
1.600 Paletten. Jede Ebene hat eine Fläche<br />
von jeweils 2.000 Quadratmetern. „Besonders<br />
wichtig bei der Planung des Stollenlagers war<br />
uns der Mitarbeiterschutz“, sagt Pflieger. Deshalb<br />
sind die beiden Bedienseiten der Regalreihen,<br />
auf denen die Paletten lagern, mit<br />
doppelter Absturzsicherung ausgestattet.<br />
An den Kommissionierstationen wird nach<br />
dem Prinzip Pick-by-light gearbeitet. Per Förderband<br />
gelangen die Versandkartons an die<br />
einzelnen Kommissionierplätze. Die Mitarbeiter<br />
entnehmen die Ware aus den Lagerkartons<br />
im Durchlaufkanal, legen sie in den<br />
Versandkarton und quittieren die Entnahme<br />
an der Lichtanzeige. Abschließend erhalten<br />
die Kartons einen Lieferschein, werden verschlossen,<br />
mit einem Versandlabel versehen<br />
und vom Lagerverwaltungssystem einem Palettenstellplatz<br />
zugewiesen.<br />
Leerkommissionierte Lagerkartons werden<br />
an den einzelnen Stationen einfach auf einen<br />
Gurtförderer unterhalb der Arbeitsplätze<br />
geworfen, zu einer Presse transportiert und<br />
später in einer Sammelstation gestapelt. Ist<br />
diese voll, wird der Staplerfahrer per Leuchtsignal<br />
informiert, er holt dann den Palettenstapel<br />
ab.<br />
Zufrieden blickt sich Peter Pflieger in der Halle<br />
um. „Mit BITO haben wir einen Lagerspezialisten<br />
gefunden, der zu uns passt. Unsere<br />
Lieferzeiten konnten wir deutlich verkürzen,<br />
und unsere Kapazitäten lassen sich viel besser<br />
planen, weil wir die Produkte jetzt unter<br />
einem Dach haben. Alles hat seinen festen<br />
Platz. Das spart Zeit und ist wirtschaftlich.“(AT)<br />
30 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
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INTRALOGISTIK<br />
Doppelt hält besser<br />
Daher ließ der Pharmaspezialist Fagron auch gleich zwei Distributionszentren von KNAPP ausstatten. Zwei<br />
Standorte, zwei Lösungen, ein Ergebnis: effiziente und optimierte Auslieferung von Arzneiwaren mit höchster<br />
Qualität. Redaktion: Angelika Thaler<br />
Die niederländische Fagron, weltweiter<br />
Marktführer im Bereich<br />
pharmaceutical compounding,<br />
beliefert nicht nur rund 150.000<br />
Apotheken in über 55 Ländern, sondern<br />
auch einzelne Patienten, Krankenhäuser und<br />
Großhändler. Die durchaus unterschiedlichen<br />
Anforderungen dieser Klientel führten<br />
zur logistischen Aufteilung auf zwei Distributionszentren:<br />
Oud Beijerland für Apotheken<br />
und Krankenhäuser und Capelle aan den IJssel<br />
für alle anderen.<br />
Aus alt mach neu<br />
Fagron wünschte sich, dass auch Bestellungen<br />
bis 17 Uhr noch bis 19 Uhr an die<br />
Endkunden versendet werden – und das ist<br />
geglückt. Dafür wurde in dem rund 350 m 2<br />
großen Lager in Oud Beijerland der Schnelldrehautomat<br />
SDA-2000 installiert, der die etwa<br />
1.500 Aufträge und 12.000 Auftragszeilen<br />
täglich bei höchster Auslieferqualität locker<br />
schafft. Da nicht alle Medikamente für die<br />
Automatenkommissionierung geeignet sind,<br />
finden hier nur rund 80 Prozent der Artikel<br />
eine platzsparende Unterkunft. Der Rest, wie<br />
etwa Tuben oder Tablettendosen, wird mit<br />
Hilfe eines Tubenkanalautomaten kommissioniert.<br />
Ein automatischer Kartonaufrichter<br />
verklebt die einheitlichen Kartons, ehe sie<br />
via Fördertechnik zur Auftragsstartstation mit<br />
ihrem Labelapplikator kommen. Der Zentralbandautomat<br />
verfügt über 6 Module mit<br />
SDA-Auswerfern und Tubenkanalauswerfern,<br />
die Kanäle sind sorten- und chargenrein bestückt<br />
und werden automatisch auftragsbezogen<br />
ausgeworfen. Ganz ohne Personal geht’s<br />
dann aber doch nicht: „Spezielle Artikel, wie<br />
Opiate und Kühlprodukte, werden im Anschluss<br />
manuell in die Kartons dazu kommissioniert“,<br />
erklärt Hans Overdijkink, zuständiger<br />
Vertriebsleiter, KNAPP Benelux. „Diese<br />
Lösung vereint höchste Effizienz und Qualität<br />
trotz der beengten Platzverhältnisse“, ist<br />
Overdijkink mit dem Resultat zufrieden.<br />
Höchste Effizienz<br />
Mehr als drei Mal so groß wie das bestehende<br />
Lager in Oud Beijerland ist das brandneue<br />
Distributionszentrum in Capelle aan den IJssel,<br />
wo sich die KNAPP-Automationslösung<br />
auf 1.100 m 2 erstreckt. Das Herzstück bildet<br />
das OSR Shuttle, das einen Großteil des<br />
Sortiments beherbergt und die zuverlässige<br />
Abwicklung der etwa 1.500 Aufträge täglich<br />
gewährleistet. Auch hier beginnt alles mit<br />
einem automatischen Kartonaufrichter, allerdings<br />
kommen zusätzlich Behälter zum<br />
Einsatz. Das HOST-System fordert je nach<br />
Auftrag das jeweilige Ladehilfsmittel von einer<br />
der zwei Zuführstrecken an. Während<br />
die Behälter bereits über Barcodes verfügen,<br />
bekommen die Kartons ein Routinglabel. Eine<br />
Waage ermittelt das Taragewicht für die<br />
spätere Auftragskontrolle.<br />
Das eingassige, von KiSoft gesteuerte OSR<br />
Shuttle bietet 3.200 Stellplätze für Behälter bis<br />
35 kg, die doppeltief eingelagert werden. Slots<br />
für kleinere Artikel helfen beim Platzsparen.<br />
Je nach Auftragsart fährt das Ladehilfsmittel<br />
automatisch nur zum OSR Shuttle oder zu<br />
den manuellen Kommissionierstationen, was<br />
Transportwege und damit die Durchlaufzeiten<br />
verkürzt. Ein Pick-it-Easy-Arbeitsplatz mit<br />
Pick-to-Light-Technologie ist direkt an das<br />
Shuttle angeschlossen, danach kommen fünf<br />
Palettenkommissionierplätze – ebenfalls mit<br />
Pick-to-Light. Wie schon im kleineren Lager<br />
gibt es auch im neuen Zentrum einen manuellen<br />
Kommissionierbereich, ausgestattet<br />
mit einer Doppelstation (M01 und M02 mit<br />
RF-Terminals) sowie einem abgegrenzten Bereich<br />
für Opiate. Aus Sicherheitsgründen erfolgt<br />
die Kommissionierung der Opiate nach<br />
dem Vier-Augen-Prinzip in verschlossenen<br />
Behältern. Abschließend wird jeder Behälter<br />
verwogen, um die Vollständigkeit der Artikel<br />
anhand der Soll-Liste laut Stammdaten zu<br />
überprüfen, und bei Abweichungen in die<br />
Endkontrollstation geleitet.<br />
Täglich erreichen etwa 30 Großvolumenaufträge<br />
das Distributionszentrum. Das Besondere<br />
daran: das HOST-System schickt<br />
einen entsprechenden Datensatz an einen<br />
Labeldrucker, der direkt ein Shipping Label<br />
anbringt. Diese Bulk-Aufträge laufen dann<br />
direkt zum Versandbereich statt über die Fördertechnik.<br />
Apropos Fördertechnik: Auf einer<br />
der zwei Förderstrecken landen die Behälter<br />
in der Umpackstation, wo die Artikel einen<br />
Versandkarton, ein Shipping Label und eine<br />
Packliste bekommen. Nach der Beigabe von<br />
Füllmaterial wird der Karton verschlossen<br />
und ist versandbereit. „Das Lager ist so gestaltet,<br />
dass es bei Bedarf jederzeit modular<br />
erweiterbar ist. So kann es mit Fagrons Anforderungen<br />
mitwachsen“, freut sich Overdijkink.<br />
(AT)<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 31
IT | Software<br />
Brauchen Unternehmen heutzutage<br />
eine interne IT-Abteilung?<br />
Früher hatten Unternehmensleiter schwerpunktmäßig mit wirtschaftlich relevanten Dingen zu tun – mit<br />
Märkten, Mitarbeitern, Kunden, Finanzen etc. Nachdem Computerisierung und Automatisierung seit etlichen<br />
Jahren in die Unternehmen Einzug gehalten haben, sieht sich jeder, der die Geschicke eines Unternehmens<br />
zu leiten hat, mit Fragen konfrontiert, die einen starken technischen Bezug haben. Autor: Michael Ghezzo, Confare<br />
Der CIO hat sich mehr als »Top Dog of the<br />
Nerd Herd and Boss of all things Bits and<br />
Bytes« positioniert, als wirklich strategischen<br />
Einfluss zu erlangen, schreibt Peter Hinssen<br />
von der London Business School in seinem<br />
Artikel »IT Departments Have Become Completely<br />
Useless«. Er beschreibt eine IT-Abteilung,<br />
die mehr gegen als für das Business<br />
arbeitet. Dementsprechend wird der CIO<br />
oft nur dann in strategische Überlegungen<br />
miteinbezogen, wenn es um IT-Budgets oder<br />
die Rolle der IT in Change-Prozessen geht,<br />
bestätigen die Studienergebnisse von Ernst<br />
& Young.<br />
Um der steigenden Bedeutung<br />
von IT für den Unternehmenserfolg<br />
gerecht zu werden, wurde<br />
in den 90er Jahren die Rolle<br />
des Chief Information Officers geschaffen.<br />
Er sollte die IT zu einem Wettbewerbsvorteil<br />
für das Unternehmen machen und dem<br />
Business-Management als Partner in allen<br />
IT-relevanten Entscheidungsprozessen zur<br />
Verfügung stehen. Die Forscher des Massachusetts<br />
Institute of Technology, MIT, prophezeiten<br />
dem CIO eine bedeutende Rolle<br />
in der Unternehmensführung. Obwohl das<br />
Rollenbild des CIO kein neues ist, wurde nur<br />
in wenigen Unternehmen die ursprüngliche<br />
Zielsetzung umgesetzt. In einer breiten von<br />
Ernst & Young durchgeführten Studie zur<br />
»DNA of the CIO« gaben nur 43 % der befragten<br />
CIOs an, maßgeblich am Gestalten<br />
strategischer Unternehmensentscheidungen<br />
mitzuwirken, und gerade 17 % haben es zum<br />
Teil der Geschäftsführung geschafft.<br />
Missverständnisse auf Tagesordnung<br />
»Die IT-Branche hat in den letzten Jahren<br />
immer das Blaue vom Himmel versprochen<br />
und dies leider selten eingehalten. ERP-Systeme<br />
sollten alles vereinfachen, doch leider<br />
wurde es meistens verabsäumt, zuerst Prozessoptimierungen<br />
umzusetzen. Systeme<br />
werden noch immer mit Hilfe von hübschen<br />
Dashboards und Lämpchen verkauft, und<br />
der CEO erwartet am kommenden Montag<br />
schon seinen schönen Bildschirm«, erklärt<br />
Eric-Jan Kaak, der beim heimischen Vorzeigeunternehmen<br />
Blizzard die Bereiche IT und<br />
Controlling verantwortet. »Der CIO hat dabei<br />
schön mitgespielt und die Erwartungen hoch<br />
gehalten. Bis die IT jedoch ein mehr oder weniger<br />
brauchbares Ergebnis vorweisen kann,<br />
ist aber in Wahrheit ein langwieriges Projekt<br />
notwendig, das dann meistens höhere Kosten<br />
verursacht als erwartet.«<br />
»Die IT ist keine Spaßbremse, sondern Teil<br />
der gesamten Prozessgestaltung«, Eric-Jan<br />
Kaak, Bereichsleiter IT & Controlling bei<br />
Blizzard.<br />
Kein Wunder also, dass sich die Unternehmensführung<br />
oftmals mehr von der IT erwartet,<br />
als diese zu liefern im Stande ist. Die<br />
Enttäuschung beruht auf Gegenseitigkeit. So<br />
sagen in der Befragung von Ernst & Young<br />
4 von 10 IT-Managern, dass sie nicht den<br />
notwendigen Rückhalt von Seite der Unternehmensführung<br />
des CEO haben.<br />
»IT Departments have become completely<br />
useless«, Peter Hinssen, Co-Gründer der<br />
Across Group und Lektor an der London<br />
Business School.<br />
Neue Schatten-IT?<br />
Die Spannungen nehmen zu, denn das Verständnis<br />
von EDV ist nicht mehr allein in der<br />
Hand von Experten. Neue Endgeräte, Apps,<br />
Cloud Computing und Social Networking<br />
halten Einzug in Unternehmen. Bevor der<br />
Marketingleiter den CIO von einem teuren,<br />
langwierigen und oft nicht erfolgreichen<br />
CRM-Projekt überzeugt, ist ein entsprechendes<br />
Cloud-Service schnell bestellt und installiert.<br />
Jeder Abteilungsleiter kann sich seine<br />
eigene IT-Unterstützung einkaufen.<br />
Während man in den letzten Jahren die »Industrialisierung«<br />
der IT propagiert hat, hält<br />
nun die »Consumerization« in den Unternehmen<br />
Einzug. »Bring Your Own Device« heißt<br />
der Trend, dass Anwender ihre privaten Endgeräte<br />
dienstlich nutzen. Auch Anwendungen<br />
aus dem privaten Umfeld, wie Skype oder<br />
Facebook, wollen moderne Arbeitnehmer auf<br />
dem Arbeitsplatz nutzen. Das Verständnis ist<br />
gering, wenn dies von der IT aus Gründen<br />
wie Compliance oder IT-Sicherheit abgedreht<br />
wird.<br />
Innovator statt Verhinderer<br />
Klaus Glatz ist CIO der Andritz AG, verantwortet<br />
die internationalen IT-Belange des<br />
bedeutenden Industriekonzerns und möchte<br />
nicht als Verhinderer gesehen werden: »Mit<br />
dem Einsatz neuer Technologien werden<br />
auch neue Modelle ermöglicht, die man aber<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
32 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
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IT | Software<br />
entsprechend steuern und managen muss.<br />
Die IT ist gefordert, den neuen Trends auch<br />
offen zu begegnen.«<br />
»Die IT ist gefordert, den neuen Trends<br />
offen zu begegnen«, Klaus Glatz, CIO der<br />
Andritz AG.<br />
Sich hinter Tech-Talk, Fachsimpeln und Abwehrargumenten<br />
zu verstecken wird nicht<br />
der richtige Weg für den CIO sein, sich vor<br />
diesem Trend zu schützen. So sehen auch in<br />
der E&Y Studie 37 % der befragten IT-Manager<br />
Verbesserungsbedarf, wenn es um Kommunikations-<br />
und Führungsfähigkeiten geht.<br />
Ȇber den Tellerrand zu blicken, wird eine<br />
wichtige Fähigkeit des CIOs sein«, erklärt Ali<br />
Aram, Senior Manager IT-Advisory bei Ernst<br />
& Young. »Wer sich nur mit dem günstigen<br />
und sicheren IT-Betrieb befasst, braucht sich<br />
nicht zu wundern, wenn er nicht in strategische<br />
Überlegungen einbezogen wird.«<br />
»Notwendig, dass eine merkbare Verschiebung<br />
hin zur Innovation passiert«, Johann<br />
Mittheisz, CIO der Stadt Wien.<br />
Johann Mittheisz, CIO der Stadt Wien, hat<br />
mehr als 40 Jahre IT-Erfahrung. Er ist es gewohnt,<br />
sich den strategischen Anforderungen<br />
der Fachabteilungen proaktiv zu stellen. Als<br />
»alter Hase« spürt er die Herausforderungen,<br />
die von den Themen Mobility, Cloud, Big Data<br />
und Soziale Technologien ausgehen. Der<br />
CIO dürfe diese jedoch nicht als Bedrohung<br />
empfinden. Es gelte, sie in eine Gesamtstrategie<br />
sinnvoll zu integrieren und nutzbar zu<br />
machen, ohne dass Security und Stabilität<br />
leiden. »Dafür ist es notwendig, dass von der<br />
derzeitigen 80:20 Regel – 80 % Betrieb, 20 %<br />
Innovation – eine merkbare Verschiebung zur<br />
Innovation hin passiert«, fordert Mittheisz.<br />
Gemeinsam Prozesse verbessern<br />
Die Innovation kann durch neue Technologien<br />
und Geschäftsmodelle, die daraus möglich<br />
werden, passieren oder durch das Optimieren<br />
der Unternehmensprozesse. Eric-Jan<br />
Kaak von Blizzard hat gute Erfahrungen mit<br />
multidisziplinären Teams gemacht, welche<br />
die gesamte Wertschöpfungskette betrachten<br />
und verbessern. »Die IT ist hier genauso mit<br />
an Bord, aber keine Spaßbremse, sondern<br />
Teil der gesamten Prozessgestaltung, einer<br />
Prozessgestaltung, die sich der Kernprobleme<br />
annimmt und nicht an der Oberfläche kratzt,<br />
als kontinuierliche Maßnahme und nicht als<br />
Projekt.«<br />
CIO als Unternehmer<br />
Die Spar AG ist eines der bedeutendsten<br />
Lebensmittelhandelsunternehmen in Österreich,<br />
mit 75.000 Beschäftigten und 12,5 Milliarden<br />
Euro Jahresumsatz beträgt alleine das<br />
Projektbudget der IT 25 Millionen Euro. IT-<br />
Chef Andreas Kranabitl fürchtet nicht um seinen<br />
Handlungsspielraum. »Eine Unternehmens-IT<br />
besteht aus viel mehr als Microsoft<br />
Office, Smartphones, Notebooks und Clouds.<br />
Ich gehe davon aus, dass diese Themen zirka<br />
20 Prozent meiner Agenda ausmachen.«<br />
»CIO muss ein Unternehmer sein, der sich<br />
mit IT, Geschäftsprozessen und Menschen<br />
auskennt«, Andreas Kranabitl, CIO der<br />
Spar AG.<br />
Diese wird viel mehr von Innovationsthemen<br />
dominiert, wie In-Memory, Mobile Applications,<br />
E-Commerce, Predictive Solutions<br />
und vielem mehr. »Im Mittelpunkt stehen<br />
Business Solutions und Projekte.« Die IT ist<br />
nicht mehr ein exotisches Durcheinander von<br />
Freaks und Gurus. IT ist eine professionelle<br />
Organisation, die die notwendigen Lösungen<br />
und Services liefert. Gerade wird der Business-Plan<br />
der IT <strong>2013</strong> – 2015 erstellt, und es<br />
sieht nicht danach aus, als würde Kranabitl<br />
und seiner Mannschaft dabei langweilig: »Wir<br />
haben einiges vor, das auch die IT fordern<br />
und wachsen lassen wird. Der CIO muss ein<br />
Unternehmer sein, der sich mit IT, Geschäftsprozessen<br />
und Menschen auskennt.«<br />
Chancen aktiv nutzen.<br />
Und so kommen auch die Analysten von<br />
Ernst & Young zu dem Schluss, dass der CIO<br />
aktiv die Chance nutzen soll, sich im Zusammenhang<br />
mit Mobility, Cloud und Social<br />
Media als Berater für die Fachabteilungen<br />
zu bewähren und aufzuzeigen, wie sich auf<br />
der Basis von Technologie neue Business-<br />
Chancen auftun. Er hat das entscheidende<br />
Know-how, um sicher zu stellen, dass den<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen und Sicherheitsanforderungen<br />
Rechnung getragen<br />
wird, ohne sich dabei als »Verhinderer« zu<br />
disqualifizieren. Dazu benötigt er Business-<br />
Verständnis und Kommunikationsfähigkeit.<br />
So ist er als gleichberechtigter und wichtiger<br />
Mitentscheider in den strategischen Gremien<br />
geschätzt und wird zum entscheidenden<br />
Wettbewerbsvorteil für sein Unternehmen.<br />
(MG)<br />
reibungslose projekte.<br />
sicherer betrieb.<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 33
IT | Software<br />
Potentiale in der Logistik heben<br />
mit dem richtigen IT Anbieter<br />
In vielen Unternehmen schlummern bis heute unentdeckte Potentiale, die durch den Einsatz neuer IT Lösungen<br />
gehoben werden könnten. Die Optimierung von Prozessen, die Vermeidung von Risiken und der damit<br />
verbundenen Kosten oder der bestmögliche Einsatz von Ressourcen sollten dabei stets die Zielsetzung sein.<br />
Besonders kleinere und mittlere Unternehmen sollten in regelmäßigen Abständen eruieren, ob es nicht doch<br />
eine Softwarelösung gibt, in die eine Investition lohnt und von der das Unternehmen profitieren könnte.<br />
Autor: CHRISTOPH GROSS, SCC Center<br />
Eine der Herausforderungen dieser,<br />
wie eigentlich aller Unternehmen,<br />
ist es jedoch, nicht nur zu definieren,<br />
was genau der Bedarf ist, sondern<br />
auch noch den bestmöglichen Anbieter<br />
und dessen Lösung auf dem Markt zu finden.<br />
Oft wird der damit verbundene Aufwand als<br />
zu hoch angesehen. Deshalb scheuen viele<br />
Unternehmen diesen und kaufen dann meist<br />
zu schnell und unbedacht eine Lösung, obwohl<br />
es noch weitaus geeignetere oder günstigere<br />
Lösungen gegeben hätte, oder vor allem<br />
auch einen anderen Anbieter, der von der<br />
Mentalität her möglicherweise mit dem eigenen<br />
Unternehmen besser harmoniert hätte.<br />
Bei der Suche reicht es nicht aus, nur die üblichen,<br />
allgemein bekannten Anbieter oder<br />
vermeintlichen „Marktführer“ in die Auswahl<br />
mit einzubeziehen. Vielmehr sollten Sie den<br />
Markt möglichst detailliert scannen und erst<br />
danach eine Entscheidung treffen, mit wem<br />
Sie in die engere Auswahl gehen.<br />
Besonders bei Lösungen, die nicht dem<br />
„Kerngeschäft“ des Logistikers entsprechen,<br />
wie eine Finanzbuchhaltung oder ein Dokumentenmanagement,<br />
lässt sich manch ein<br />
Unternehmen zu einer zu schnellen und<br />
unzureichend recherchierten Entscheidung<br />
verleiten, da der Aufwand für eine detaillierte<br />
Suche hier angeblich nicht gerechtfertigt ist.<br />
Doch weit gefehlt. Auch in diesem, wie in<br />
allen anderen Softwarebereichen sollten Sie<br />
genau recherchieren, welche potentiellen Anbieter<br />
und Lösungen es am Markt gibt.<br />
Das sollten Ihre Zielsetzungen bei der Softwaresuche<br />
für den Auswahlprozess sein:<br />
• Möglichst AL<strong>LE</strong> in Frage kommenden Anbieter<br />
bewerten.<br />
• Nicht nur Anbieter die auf Messen oder Ausstellungen<br />
sind kontaktieren.<br />
• Sich nicht nur auf die positiven oder negativen<br />
Aussagen über Anbieter verlassen,<br />
sondern die Anbieter und deren Lösung selbständig<br />
bewerten.<br />
• Schon vor der eigentlichen Anfrage den<br />
Anbieter auf Eignung prüfen.<br />
• Nicht nur die reinen Funktionen der Software,<br />
sondern auch noch weitere Themen im<br />
Detail klären.<br />
Welche „Eignungsfragen“ für einen Anbieter<br />
sollten Sie sich stellen? z.B.:<br />
• Bin ich überhaupt in der Zielgruppe der<br />
Anbieter? Warum? Wer als Unternehmen<br />
schlichtweg zu klein oder auch zu groß für<br />
den Anbieter ist, wird weder die richtige Lösung<br />
noch den richtigen Service oder Preis<br />
erhalten.<br />
• Liefert der Anbieter NUR seine eigene Lösung<br />
oder auch Drittlösungen oder Schnittstellen<br />
dazu? Warum? Eine Spedition benötigt<br />
z.B. mehr als nur die Speditionslösung.<br />
Je nach Anforderung können Lösungen wie<br />
Fuhrparkmanagement, Werkstatt, Finanzbuchhaltung,<br />
Reisekostenabrechnung, Lagerverwaltung,<br />
Telematik oder Dokumentenmanagement<br />
etc. notwendig werden. Wer dann<br />
einen Anbieter gewählt hat, der sich nur auf<br />
die eigene Lösung konzentriert, hat ggf. ein<br />
Integrations- und Kostenproblem. Die vermeintlich<br />
mögliche Prozessoptimierung wird<br />
damit deutlich geschmälert.<br />
Zum Autor: Christoph Groß ist seit 2005<br />
als Unternehmensberater im Bereich Prozessoptimierung<br />
durch Informationstechnologie<br />
tätig. Einer der Schwerpunkte liegt<br />
dabei in der Logistik. Er hat ca. 40 Kunden<br />
in der Softwareauswahl mit einem Ausschreibungsvolumen<br />
von > 10 Mio. € betreut.<br />
Info: christoph.gross@scc-center.de<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
34 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
IT | Software<br />
Eignet sich der Anbieter aus Gesichtspunkten<br />
der räumlichen Nähe, der Größe des<br />
Unternehmens oder der verfügbaren Supportstruktur?<br />
Warum? Große Entfernung<br />
bedeutet auch hohe Reisekosten. Zu wenig<br />
Mitarbeiter bei hohem Entwicklungsbedarf<br />
lassen Laufzeiten im Projekt in der Regel zu<br />
hoch ausfallen – oder der unzureichende<br />
Support bedeutet eine schlechte Betreuung<br />
im Tagesgeschäft.<br />
Wussten Sie, dass es im deutschsprachigen<br />
Raum:<br />
• > 850 Anbieter gibt, die von sich behaupten,<br />
Lösungen für die Logistik anzubieten?<br />
• > 60 Anbieter im Bereich Transportoptimierung<br />
und Management,<br />
• ca. 40 Anbieter von Warehousemanagement<br />
oder<br />
• > 20 Anbieter von Zollabwicklungslösungen<br />
gibt?<br />
• Telematik, Navigation<br />
• Warehousemanagement<br />
• Steuerung für automatisierte Lagertechnik<br />
• Gefahrgut Gefahrstoffmanagement<br />
• Zollabwicklung<br />
• EDI Electronic Data Interchange<br />
• Auto-ID<br />
• ERP für Dienstleistungsunternehmen<br />
• CRM Customer Relationship Management<br />
• Projektmanagement<br />
• Finanzbuchhaltung Rechnungswesen<br />
• Zahlungsabwicklung<br />
• Anlagenbuchhaltung<br />
• Controlling, Kostenrechnung<br />
• Personalzeiterfassung<br />
• Reisekostenabrechnung<br />
• Personaleinsatzplanung<br />
• SCM Supply Chain Management<br />
• Integrierte Business Intelligence Lösung<br />
• Reporting<br />
• Integriertes Electronic Dokumenten M.<br />
• Content Management<br />
Im Logistik express Matchmaker können Sie<br />
all diese Lösungen und zugehörigen Anbieter<br />
„per Knopfdruck“ kostenlos miteinander<br />
vergleichen!<br />
(CC)<br />
Den zuvor genannten Zielen gerecht zu werden<br />
ist deswegen nicht besonders einfach.<br />
Wer sich also auf die Suche nach einer neuen<br />
Software begibt, kann entweder auf Messen,<br />
im Internet oder bei Bekannten nachfragen<br />
oder den neuen, kostenfreien Service von Logistik<br />
Express und SCC-Center nutzen:<br />
• Suchen Sie nach hunderten von Kriterien<br />
im „Logistik Express Matchmaker“ nach einer<br />
geeigneten Softwarelösung und dem entsprechenden<br />
Anbieter.<br />
• Erhalten Sie bis zu einer Stunde kostenfreie<br />
Betreuung bei der Nutzung des Matchmakers,<br />
damit diese das Optimum bei Ihrer Suche<br />
herausholen können.<br />
• Nach abgeschlossener Suche erhalten Sie<br />
ebenfalls kostenfrei einen TOP20 Report mit<br />
allen Firmenprofilen der markierten Anbieter<br />
sowie einer Matrix mit den von Ihnen erfassten<br />
Suchkriterien sowie den Antworten Ihrer<br />
„Favoriten“.<br />
FOTO: INSANE-ARTWORK.AT<br />
Damit möchten wir Sie unterstützenm, Ihren<br />
Suchaufwand nicht nur schneller, sondern<br />
auch weitaus effizienter zu gestalten und Sie<br />
in die Lage versetzen, den Mehrwert durch<br />
den Einsatz neuer IT in Ihrer Logistik erhöhen<br />
zu können.<br />
Diese Softwarelösungen sind für Logistiker<br />
oder Logistikunternehmen relevant:<br />
• Transportoptimierung & Management<br />
• Speditionssoftware<br />
• Fuhrparkmanagement<br />
• Tourenplanung<br />
• Mobiles Auftragsmanagement<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 35
INTERVIEW | E-COMMERCE<br />
Automatisierung öffnet das<br />
E-Commerce-Geschäft für KMU<br />
Logistik express sprach mit Daniel Hauser, Managing Director, Swisslog, über die Geschäftsmöglichkeiten des<br />
Unternehmens im E-Commerce-Segment. REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />
Herr Hauser, der Anteil des Absatzkanals<br />
E-Commerce nimmt im Einzel- und Großhandel<br />
kontinuierlich zu. Wie ist Swisslog<br />
in dieser Sparte aufgestellt?<br />
Daniel Hauser:<br />
Wir realisieren<br />
derzeit ein<br />
Projekt für die<br />
Schweizer Post,<br />
das kleinen und<br />
mittelständischen<br />
Firmen<br />
den Einstieg ins<br />
E-Commerce-<br />
Daniel Hauser Geschäft erleichtern<br />
soll. Auf der<br />
Basis von SAP<br />
Extended Warehouse Management und<br />
Autostore, die von Swisslog implementiert<br />
wurden, will die Schweizer Post künftig die<br />
Distribution und das Retourenmanagement<br />
für KMU managen. Dies ist ein interessantes<br />
Geschäftsmodell – auch für andere Logistikdienstleister.<br />
Wir haben aber auch bereits intelligente, innovative<br />
Lagerlösungen bei Unternehmen<br />
realisiert, für die E-Commerce ein oder der<br />
Vertriebskanal ist. Namen kann ich leider<br />
hier nicht nennen.<br />
Worin bestehen die Herausforderungen des<br />
E-Commerce?<br />
D.H.: Im Kostendruck, in der Artikelvielfalt,<br />
den kurzen Lieferzeiten, hohen Retourenquoten,<br />
hohen Volumenschwankungen und<br />
hohen Marketingausgaben.<br />
Im Gegensatz zum Großhandel, wo große<br />
Mengen pro Artikel an Einzelhandelsgeschäfte<br />
ausgeliefert werden, gibt es im E-Commerce<br />
eine hohe Zahl an Einzelaufträgen für<br />
jeweils kleine Artikelmengen. Eine kosteneffiziente,<br />
punktgenaue und termingerechte<br />
Auslieferung ist da nicht einfach zu bewerkstelligen.<br />
Wo sehen Sie die Grenzen des E-Commerce?<br />
D.H.: Im Betriebswirtschaftlichen. Nur weni-<br />
ge E-Commerce-Händler machen Gewinne.<br />
Firmen können aber nicht unentwegt Verluste<br />
anhäufen. Probleme entstehen außerdem<br />
bei zu schnellem Wachstum, z.B. Kapazitätsprobleme<br />
im Warehousing, Probleme im Service<br />
für die „letzte Meile“, insbesondere im<br />
B2C-Geschäft. Der Kunde möchte am liebsten<br />
seine Bestellung binnen 24 Stunden und<br />
dazu noch kostenlos geliefert bekommen.<br />
Riesige Probleme werfen auch die hohen Retourenquoten<br />
auf. Im Textilhandel liegen sie<br />
bei durchschnittlich 28 %.<br />
Wo bietet Swisslog welche Lösungen an?<br />
D.H.: Wir haben innovative Automatisierungslösungen<br />
in unserem Produktportfolio,<br />
die das Kommissionieren, Verpacken,<br />
Lagermanagement, die Distribution, das<br />
Einschleusen von Retouren in den Handelskreislauf<br />
und damit alle E-Commerce-<br />
Geschäftsprozesse kostengünstiger machen.<br />
Swisslog bietet integrierte Logistiklösungen<br />
für Lagerhäuser und Verteilzentren. Die Leistungspalette<br />
umfasst technische Lösungen<br />
sowie die Implementierung eigener Software.<br />
Wir haben halbautomatische Behälterkommissionier-Lösungen<br />
zur Bereitstellung von<br />
mehreren tausend Produkten auf statischen<br />
oder dynamischen Plätzen sowie Highspeed<br />
Propick Arbeitsplätze für Ware-zu-Person<br />
Kommissionierung, z.B. für den Textilhandel.<br />
Wir installieren Lager- und Transportsysteme<br />
für Behälter und Trays mit hoher bis sehr<br />
hoher Durchsatzleistung sowie Lager- und<br />
Kommissionierlösung für Einzelteile und<br />
kleine Colli mit sehr hoher Lagerdichte. Mit<br />
unserem Produkt Autostore sind sämtliche<br />
Arbeitsplätze flexibel nutzbar. D.h. jeder Arbeitsplatz<br />
kann sowohl für die Kommissionierung<br />
als auch das Retourenmanagement<br />
genutzt werden. Unsere Softwarelösungen<br />
werden vollständig in die Firmen-IT-Infrastruktur<br />
integriert.<br />
Ist der E-Commerce-Hype überall in Europa<br />
gleich, z.B. in Deutschland, Österreich, der<br />
Schweiz und Osteuropa?<br />
D.H.: Die Entwicklung im Handel geht überall<br />
in Richtung E-Commerce und Multi-<br />
Channel-Selling. Allerdings ist der Trend in<br />
Westeuropa schon weiter fortgeschritten als<br />
in Osteuropa. In den USA hat der Umsatz<br />
im E-Commerce-Segment 2012 die 200 Mrd.<br />
USD-Grenze überschritten und wächst weiter<br />
zweistellig. Auch in diesem Kontinent sind<br />
wir aktiv. (US)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
36 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
INTRALOGISTIK<br />
Mit OPM die Nase vorn – auch in<br />
Finnland<br />
Gerade feierte die von WITRON-Firmengründer Walter Winkler entwickelte OPM-Technologie ihr 10jähriges<br />
Jubiläum, schon darf sie sich wieder beweisen: in einem der weltweit größten Verteilzentren nahe Helsinki<br />
wird ein umfangreiches automatisiertes OPM-Lagersystem zeigen, was es drauf hat. REDAKTION: ANGELIKA THA<strong>LE</strong>R<br />
Die im Jahr 2005 mit dem „VDI-<br />
Innovationspreis für Logistik“<br />
ausgezeichnete „Order Picking<br />
Machinery“ (OPM) kommt mit<br />
ihren COM-Maschinen (Case Order Machinery)<br />
ohne Personaleinsatz aus und eignet<br />
sich hervorragend für die filialgerechte Kommissionierung<br />
von Handelseinheiten – egal<br />
ob im Trockensortiment oder im Frische- und<br />
Tiefkühlbereich. Der gute Ruf des Systems<br />
verbreitete sich bis nach Finnland, wo sich<br />
die WITRON Logistik + Informatik GmbH in<br />
einem Ideenwettbewerb mit ihren wirtschaftlichen<br />
Lager- und Kommissionier-Systemen<br />
für den Lebensmitteleinzelhandel gegen verschiedene<br />
Wettbewerbslösungen durchsetzen<br />
konnte.<br />
Gigantische Dimension<br />
In Sipoo entsteht das 141.900 m 2 große Verteilzentrum<br />
für INEX Partners Oy (Logistikdienstleister<br />
der finnischen S Group), dessen<br />
Inbetriebnahme in fünf Teilabschnitten von<br />
Mitte 2016 bis Ende 2018 erfolgt. Diese Ausmaße<br />
sind unabdingbar, betrachtet man das<br />
Vollsortiment von knapp 26.000 verschiede-<br />
nen Artikeln, die täglich<br />
an 1.100 Filialen<br />
in ganz Finnland geliefert<br />
werden. Von<br />
Trockensortiment<br />
über Frischeprodukte<br />
(2, 4, 8 oder<br />
13 Grad Celsius) bis<br />
hin zur Tiefkühlware<br />
(- 26 Grad Celsius) ist<br />
alles dabei, was das<br />
Konsumentenherz<br />
begehrt.<br />
Bis zu 1,4 Millionen Einheiten werden zu<br />
Spitzenzeiten ergonomisch und filialgerecht<br />
auf Paletten, in Rollcontainern oder Behältern<br />
und Kartonagen kommissioniert werden.<br />
Dafür sorgen die automatisierten OPMs mit<br />
insgesamt 52 COM-Maschinen, DPS (Dynamik<br />
Picking System), ATS (Automated Tote<br />
System, Variante mit Kartons statt Kisten)<br />
und CPS (Car Picking System), welche je nach<br />
Lagerbereich und Temperaturzone zum Einsatz<br />
kommen. Ein automatischer Warenausgangs-Puffer<br />
verhindert Leerläufe, aufgeteilt<br />
in verschiedene Temperatur-Module sorgt<br />
er für die tourengerechte JIT-Verladung aller<br />
kommissionierten Ladungsträger.<br />
Gemeinsame Premiere<br />
Noch nie haben WITRON oder INEX ein so<br />
großes Einzelprojekt umgesetzt. Schließlich<br />
umfasst das Verteilzentrum neben 126.000<br />
Paletten-Stellplätzen und 120.000 Behälterstellplätzen<br />
enorme 650.000 Tray-Stellplätze.<br />
Mehr als 230 Regalbediengeräte flitzen<br />
durch die Gänge, hinzukommen mehrere Kilometer<br />
Fördertechnik – ein munteres Kommissionier-<br />
und Lagerballett, dirigiert vom<br />
WITRON-Lagerverwaltungssystem. Kein<br />
Wunder, dass sich der Projektverantwortliche<br />
INEX-Logistikmanager Tuukka Turunen<br />
freut: „Durch die genau abgestimmten<br />
Prozesse – vom Lieferanten über alle Bereiche<br />
des Logistikzentrums bis in die Filialen<br />
– sind unsere Lieferketten kaum noch anfällig<br />
für Veränderungen im Artikelspektrum,<br />
für saisonale Einflüsse, extreme Spitzentage,<br />
überraschende Verkaufs-Aktionen oder für<br />
Feiertags-Schwankungen.“<br />
FOTO: WITRON<br />
Ein schönes Lob, doch für WITRON noch kein<br />
Grund, sich auszuruhen. Mit Hilfe des Kundenfeedbacks<br />
wird OPM laufend weiterentwickelt,<br />
inzwischen erfolgte der Rollout der<br />
3. Generation. Innovationen wie der „Mechanisierte<br />
Leergut-Puffer“ und der „Automatisierte<br />
Warenausgangs-Puffer“ sind bereits logisch<br />
und physisch in den OPM-Materialfluss<br />
eingebunden. Weitere Neuerungen sind zu<br />
erwarten. (AT)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 37
GLOBA<strong>LE</strong> MÄRKTE<br />
Lang erwarteter Startschuss in<br />
Indonesien<br />
Indonesiens Wirtschaft hat in den letzten Jahren erstaunliche Wachstumswerte erreicht. Die Güterströme im<br />
südostasiatischen Land sind angeschwollen und verstopfen die Häfen. Ein Ausbau ist dringend erforderlich.<br />
Der Entwurf des nationalen Hafen-Masterplans wurde schon erstellt, erste Projekte befinden sich in der Startphase<br />
- darunter der Ausbau des neuen Containerhafens bei Tanjung Priok nahe der Hauptstadt Jakarta.<br />
REDAKTION: Dirk ruppik<br />
Die Republik Indonesien benötigt<br />
dringend neue und erweiterte<br />
Häfen, Straßennetzwerke und<br />
Schienenverbindungen, um die<br />
Wirtschaft des Landes zu entwickeln. Bislang<br />
sind die inländischen Versendungskosten zu<br />
hoch und die Liegeplatztiefe ist überwiegend<br />
zu klein, um größere Schiffe beherbergen zu<br />
können. Daher wird das Land meistens über<br />
Feederschiffe - üblicherweise über Singapur<br />
- versorgt. Aus all diesen Gründen sind<br />
die eigenen Häfen schlichtweg nicht wettbewerbsfähig.<br />
Laut dem indonesischen Präsidenten<br />
Susilo Bambang Yudhoyono will<br />
die Regierung bis 2025 zwölf Milliarden US-<br />
Dollar (rund neun Milliarden Euro) in den<br />
Ausbau des Hafensystems investieren und<br />
spezielle Wirtschaftszonen im<br />
weltgrößten Inselstaat mit 17.508<br />
Inseln und rund 240 Millionen Einwohnern<br />
einrichten. Er skizzierte<br />
dabei Pläne für sechs Wirtschaftskorridore<br />
und weitere Wirtschaftszonen<br />
für Tourismus und Bergbau<br />
genauer. Laut der Indonesischen<br />
Infrastruktur Initiative – ein dreijähriges<br />
Projekt der australischen<br />
Regierung – will die indonesische<br />
Regierung nur rund 1,3 Prozent<br />
des Bruttoinlandsproduktes (BIP)<br />
in <strong>2013</strong> (8,424 Billiarden indonesische<br />
Rupiah bzw. rund 666 Millionen Euro)<br />
in Infrastruktur investieren. Normalerweise<br />
sind in Entwicklungsländern fünf Prozent<br />
des BIP üblich. Durch den nationalen Hafen-<br />
Masterplan soll der Anteil auf fünf Prozent<br />
hochgeschraubt werden.<br />
Hafenausbau hält mit Wirtschaftsentwicklung<br />
bisher nicht mit<br />
„Indonesien wächst nicht mit voller Kraft, da<br />
das Wirtschaftswachstum durch die schwache<br />
Infrastruktur behindert wird“, sagte Michael<br />
Lund Hansen, Asia Pazifik-Direktor für<br />
Portfolio-Management von APM Terminals<br />
auf der „Indonesia International Conference<br />
- Focus On Indonesian Economy 2011“ in<br />
Jakarta am 22. Juli. Das Bruttoinlandsprodukt<br />
ist gemäß German Trade & Invest (Gtai) in<br />
den letzten Jahren real um sechs Prozent gewachsen.<br />
Er erklärte: „Momentan arbeiten<br />
fünf von sechs bedeutenden Containerhäfen -<br />
die 90 Prozent des Containeraufkommens des<br />
Landes handeln - an der Kapazitätsobergrenze,<br />
wodurch die Effizienz reduziert wird und<br />
die Logistikkosten erhöht werden. Dadurch<br />
besteht die Gefahr, dass das Land internationalen<br />
Handel an Niedrigkosten-Länder<br />
verliert.“ Anhand der vorhergesagten Wachstumsraten<br />
schlägt Hansen vor, dass das südostasiatische<br />
Land ein Minimum von sechs<br />
bis sieben Millionen TEU an neuer Containerkapazität<br />
bis 2015 und rund 15 Millionen<br />
TEU bis 2020 benötigt. „Wir müssen jetzt<br />
loslegen, damit die Anlagen im Zeitrahmen<br />
fertiggestellt werden können.“ Momentan<br />
können nur Containerschiffe bis zu 6.500 TEU<br />
im größten Liegeplatz des Landes in Tanjung<br />
Priok nahe der Hauptstadt Jakarta festmachen.<br />
Auf den Asien-Europa-Handelsrouten<br />
werden normalerweise Containerschiffe der<br />
doppelten Größe eingesetzt.<br />
Neuer Masterplan für Häfen<br />
Der Entwurf des neuen Hafenmasterplans<br />
(HMP, März 2012) stammt aus der Feder der<br />
Indonesia Infrastructure Initiative (IndII), ein<br />
durch die australische Regierung gefördertes<br />
Projekt, das das Wirtschaftswachstum in<br />
Indonesien durch verbesserte Infrastruktur<br />
und Investitionen fördern soll. Der Plan gilt<br />
für einen Zeitraum von 20 Jahren und kann<br />
alle fünf Jahre abgeändert werden. Er wurde<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
38 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Globale Märkte<br />
in enger Zusammenarbeit mit den indonesischen<br />
Ministerien und Experten erstellt. Die<br />
Wirtschaft des südostasiatischen Inselstaats<br />
hängt stark vom Zustand der Häfen ab. Durch<br />
das Schifffahrtsgesetz Nr. 17 (2008) sollen kritische<br />
Bereiche wie Effizienz, Sicherheit und<br />
Nachhaltigkeit der Häfen adressiert werden.<br />
In einem multidimensionalen Ansatz sollen<br />
u.a. der Wettbewerb stimuliert, rationalisierte<br />
Hafenentwicklungspläne erstellt,<br />
PPP-Verfahren für die Finanzierung eingeführt<br />
und die nationalen Behörden in den<br />
Planungsprozess integriert werden. Dadurch<br />
wird die Entwicklung eines Hafensystems gefördert,<br />
das „effizient, wettbewerbsfähig und<br />
flexibel ist und den internationalen Handel<br />
sowie Wirtschaftswachstum und regionale<br />
Entwicklung unterstützt.“ 2009 wurden laut<br />
HMP 968,9 Millionen Tonnen Güter in den<br />
indonesischen Häfen umgeschlagen. Davon<br />
waren 560,4 Millionen Tonnen Trockenschüttgut<br />
(rund 75 Prozent Kohle), 176,1 Millionen<br />
Tonnen Flüssigschüttgut (86 Prozent<br />
Petroleum und -produkte), 143,7 Millionen<br />
allgemeine Fracht und nur 88,2 Millionen<br />
Tonnen containerisierte Güter.<br />
Der Containerumschlag wuchs zwischen<br />
1999 und 2009 mit 12,3 Prozent. 2020 soll<br />
sich der Containerumschlag gegenüber 2009<br />
verdoppelt haben (bis 2030 weitere Verdopplung).<br />
Die Containerhäfen drohen bereits zu<br />
Engpässen zu werden und den freien Strom<br />
an Gütern zu behindern. Der gesamte Außenhandel<br />
belief sich auf 543 Millionen Tonnen<br />
(56 Prozent am Gesamtvolumen). Darunter<br />
waren es die Exportprodukte, die mit 442,5<br />
Millionen Tonnen (80 Prozent) den größten<br />
Anteil hatten. Indonesien gilt daher als klassisches<br />
Exportland. Es wird prognostiziert,<br />
dass der Güterumschlag bis 2015 auf 1,3 Milliarden<br />
Tonnen (jährlich +4,5 Prozent) und<br />
bis 2020 auf 1,5 Milliarden Tonnen (jährlich<br />
+ 3,7 Prozent) ansteigt.<br />
Konkrete Hafenprojekte<br />
Die sechs erwähnten Wirtschaftskorridore<br />
sind namentlich der Sumatra-, Java-, Kalimantan-,<br />
Sulawesi-, Bali-Nusa Tenggara- und<br />
der Papua-Kepulauan Maluku-Wirtschaftskorridor.<br />
Die Warenströme und die Hafensysteme<br />
in den jeweiligen Wirtschaftskorridoren<br />
sollen neu geordnet werden. Das südostasiatische<br />
Land besitzt insgesamt 111 Handelshäfen,<br />
614 nichtkommerzielle Häfen, 472<br />
Spezialterminals und 721 Terminals für private<br />
Interessen. Indonesien verfügt über insgesamt<br />
vier staatliche Betriebsgesellschaften<br />
für Seehäfen. Die PT Pelindo I mit Sitz in Medan<br />
ist im Gebiet von Nord-Sumatra in vier<br />
Provinzen für 26<br />
Häfen zuständig.<br />
Die PT Pelindo II<br />
verwaltet neben<br />
dem Hafen von<br />
Jakarta in zehn<br />
Provinzen insgesamt<br />
29 Häfen.<br />
PT Pelindo III mit<br />
Dirk Ruppik Sitz in Surabaya<br />
ist in acht Provinzen<br />
für 32 Häfen<br />
verantwortlich. Weiterhin betreibt die PT Pelindo<br />
IV mit Sitz in Makassar 24 Häfen in zehn<br />
Provinzen.<br />
Ein Megahafenprojekt auf Java (und größtes<br />
Hafenprojekt im Land) ist die Entwicklung<br />
des größten Industriehafens in Indonesien -<br />
dem Hafen Kalibaru nicht weit von Tanjung<br />
Priok im Norden Jakartas. Der staatliche Hafenbetreiber<br />
Pelindo II will hier in der ersten<br />
Phase (6,5 Millionen TEU) bis 2014 rund 1,8<br />
Milliarden Euro investieren. Laut dem Präsidenten<br />
von Pelindo II Richard Jost Lino wird<br />
der neue Hafen nach drei Bauphasen im Jahr<br />
2023 13 Millionen TEU Kapazität besitzen. Es<br />
ist der Bau von Kaianlagen von 4.000 m Länge<br />
vorgesehen. Die Wassertiefe soll 20 m betragen.<br />
Nach Fertigstellung erhält er offiziell<br />
den Namen New Priok. Zusammen mit dem<br />
alten Hafen Tanjung Priok (2011 5,8 Millionen<br />
TEU) wird der Großraum Jakarta dann<br />
über rund 19 Millionen TEU Boxenkapazität<br />
verfügen.<br />
Bis 2020 muss das Terminal laut Handelsminister<br />
Gita Wirjawan seine Kapazität verdreifachen,<br />
um mit dem Wachstum schrittzuhalten.<br />
„Wir müssen unsere Kapazität erhöhen,<br />
oder wir werden leiden.“ Containerschiffe<br />
nehmen derzeit laut Gtai für das Entladen<br />
eine Wartezeit von mindestens vier Tagen in<br />
Kauf. Tanjung Priok hat insgesamt drei Containerterminals,<br />
wovon zwei (Terminal I und<br />
II) von der Gesellschaft Jakarta International<br />
Container Terminals (JICT) im Rahmen eines<br />
Managementvertrages mit einer Laufzeit von<br />
20 Jahren betrieben werden. JICT ist ein Joint<br />
Venture von Pelindo II und der Hong Konger<br />
Hutchison Port Holdings (HPH). Durch den<br />
Ausbau von New Priok will Indonesien insbesondere<br />
seine Abhängigkeit vom Transshipment<br />
in Singapur verringern. Weitere Containerhäfen<br />
sind laut Gtai in Palembang und<br />
Bengkulu (beide Sumatra) sowie Pontianak<br />
(Kalimantan) geplant.<br />
Laut Alfred Natsir, dem geschäftsführender<br />
Direktor von Pelindo I, will die Hafengesellschaft<br />
in den nächsten vier Jahren vier Häfen<br />
- namentlich Batu Ampar Port (Batam), Dumai<br />
Port (Riau), Belawan (Medan) und Kuala<br />
Tanjung (Nord-Sumatra) - entwickeln. Dabei<br />
soll in Kuala Tanjung ein neuer internationaler<br />
Tiefsee-Hubhafen (15 m Wassertiefe) für<br />
Westindonesien entstehen. Allerdings steht<br />
die Machbarkeitsstudie noch aus. Die erste<br />
Phase des Hafenausbaus in Belawan wurde<br />
2012 begonnen, ein 100 m langer Pier sowie<br />
fünf Containerkrane wurden installiert.<br />
Von <strong>2013</strong> bis 2015 werden ein Kaierweiterungsprojekt<br />
(zunächst 700 m, dann 350 m<br />
Länge) durchgeführt und weitere fünf Krane<br />
aufgebaut. Der Hafen Bitung in Sulawesi wird<br />
ebenfalls in einen Hub für Indonesiens Osten<br />
verwandelt. Hier steht die Machbarkeitsstudie<br />
gleichermaßen aus. Beide Hubs liegen<br />
an internationalen Schifffahrtslinien und<br />
besitzen genügend Hinterland für die Entwicklung.<br />
Die drei Häfen New Priok, Teluk<br />
Lamong (Perak) und Belawan (Medan) sind<br />
Teil eines Fast-Track-Programms seitens der<br />
Regierung. Ein internationaler Standard bei<br />
der Containerabfertigung wird bisher nur in<br />
Tanjung Priok (JV mit HPH) und in Surabaya<br />
(JV mit DPW) erreicht.<br />
Hapag-Lloyd wünscht sich bessere<br />
Zollabfertigung<br />
Die Hamburger Reederei bietet wöchentliche<br />
Dienste (SIS) von Jakarta und von Surabaya<br />
(SSL) - dem zweitgrößten Hafen Indonesiens,<br />
an dem zahlreiche Kunden angesiedelt<br />
sind - an. Zudem werden Feederservices von<br />
vielen anderen Häfen via Jakarta und Singapur<br />
durchgeführt, um an alle bedeutenden<br />
Hapag-Lloyd-Services nach Europa, dem<br />
Doppelkontinent Amerika und innerhalb der<br />
Region anschließen zu können. Am 17. April<br />
wird Hapag ihren Südostasien-Australien-<br />
Service (SAL) erweitern. Er ist eine Kombination<br />
aus dem bisherigen SAL-Dienst und<br />
dem ASA-Service und wird wöchentlich an<br />
einem festen Tag durchgeführt. Folgende<br />
Häfen werden angelaufen: Kelang, Singapur,<br />
Brisbane, Sydney, Melbourne, Adelaide, Jakarta<br />
und Kelang.<br />
Die Reederei sieht durch den Ausbau des<br />
Hafensystems entstehende Chancen für das<br />
eigene Geschäft und denkt dabei an mögliche<br />
zusätzliche Dienste weiterer Häfen. Eine<br />
höhere Effizienz der Häfen sowie der Einsatz<br />
von größeren Schiffen würden zusätzlich das<br />
Geschäft beflügeln. Der Hauptschwachpunkt<br />
im indonesischen Hafensystem ist laut Reederei<br />
immer noch die Straßen- und Schienenanbindung<br />
der Häfen. Für das eigene Geschäft<br />
wäre eine verbesserte Zollabfertigung<br />
von größter Bedeutung.“ (DR)<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 39
AusBILDUNG<br />
Zurück in die Zukunft<br />
Rockstar, Schriftstellerin oder Bundeskanzler – in der Schulzeit sind die Berufswünsche häufig ausgefallen<br />
und vor allem schwer zu verwirklichen. Mit den Jahren kommt dann die Erfahrung, Träume verpuffen und<br />
im schlimmsten Fall bleibt am Ende nur noch der Wunsch nach irgendeiner Arbeitsstelle. Aber wer oder was<br />
stoppt die Ambitionen der heutigen Jugend? Redaktion: ANNA STEINER<br />
Auch wenn die Anzahl der Arbeitslosen<br />
in der Altersgruppe der unter<br />
25-jährigen mit 5,1 Prozent im<br />
Jahr 2012 unterdurchschnittlich<br />
gestiegen ist – es ist dennoch wieder ein Anstieg.<br />
Univ. Prof. Dipl. Wirtsch.-Ing.Dr.Ing.<br />
Prof.eh.Dr.h.c. Wilfried Sihn, Professor für<br />
Betriebstechnik und Systemplanung am<br />
Institut für Managementwissenschaften<br />
an der<br />
Technischen Universität<br />
Wien und<br />
Geschäftsführer<br />
der Fraunhofer<br />
Austria Research<br />
GmbH, ist davon<br />
überzeugt, dass<br />
eine fundierte Wilfried Sihn<br />
Ausbildung steigenden<br />
Arbeitslosenquoten<br />
entgegenwirken kann: „Das<br />
Hauptproblem ist, dass schlecht oder gar<br />
nicht ausgebildete junge Menschen es immer<br />
schwerer haben werden, einen Arbeitsplatz<br />
zu finden. Jene, die bereit und in der Lage<br />
sind, eine gute Ausbildung zu absolvieren,<br />
werden auch gute Chancen haben, einen adäquaten<br />
Arbeitsplatz zu finden.“<br />
Zusätzlich zu einer fundierten Ausbildung,<br />
sollte man, laut Wilfried Sihn, noch Kompetenzen<br />
wie soziale Intelligenz, Kommunika-<br />
tionsfähigkeit, Fachwissen, Metodenwissen<br />
und Sprachkompetenz mitbringen. „Neben<br />
diesen Skills ist es noch wichtig aufgabenspezifische<br />
und umsetzungsbezogene Fähigkeiten<br />
mitzubringen“, meint Prof. Dr. Helmut<br />
Zsifkovits, Professor für Industrielogistik an<br />
der Montanuniversität Leoben. Diese Anforderungen<br />
klingen plausibel, doch wie und vor<br />
allem wo soll man diese erlernen?<br />
Fehler im System<br />
Häufig fängt der Weg hin zum Arbeitslosengeld<br />
schon bei der Ausbildung beziehungsweise<br />
der Berufswahl an. Unzureichende<br />
Berufsberatung und undurchsichtige Ausbildungsangebote<br />
lassen so manchen orientierungslosen<br />
Jugendlichen stagnieren und den<br />
Beruf wählen, der ihm als erstes in den Sinn<br />
kommt – ohne viel darüber nachzudenken,<br />
ob dieser der richtige ist.<br />
Helmut Zsifkovits erkennt das Problem bei<br />
den Lehr- und Studienangeboten selbst:<br />
„Diese sollten sich nicht nach der Nachfrage<br />
der Lernenden ausrichten. Vielmehr sollte<br />
der Bedarf der Unternehmen und des Arbeitsmarktes<br />
beachtet werden. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />
–zumindest in unserem<br />
Land – beruht zu einem großen Teil auf einer<br />
schlechten Abstimmung zwischen Angebot<br />
und Nachfrage. Zusätzlich sollte nicht vergessen<br />
werden, dass es in Unternehmen immer<br />
weniger Stellen gibt, die sich auf einfache,<br />
schnell erlernbare Ausführungstätigkeiten<br />
konzentrieren.“<br />
Eine zu theoretische Ausbildung, die wenig<br />
mit dem Berufsalltag zu tun hat, ist meist<br />
nicht zielführend, ist auch Sihn überzeugt:<br />
„Universitäten und Fachhochschulen sind<br />
gefordert, außerfachliche Kenntnisse und<br />
Problemlösungskompetenzen in die Curricula<br />
zu implementieren. Zum Beispiel ist<br />
es bei uns an der Technischen Universität<br />
Wien Strategie, in den Studien eine breite,<br />
methodenorientierte Ausbildung zu vermitteln.<br />
Dass dies der richtige Ansatz ist, zeigen<br />
die Rückmeldungen aus der Wirtschaft und<br />
die Nachfrage nach Absolventen der Technischen<br />
Universität Wien am Arbeitsmarkt“<br />
so Sihn.<br />
Anders, als bei<br />
vielen anderen<br />
– meist überlaufenen<br />
– Studienrichtungen<br />
gibt<br />
es zu wenig TU<br />
Absolventen, als<br />
die Wirtschaft<br />
brauchen könnte:<br />
„Eine weitere Helmut Zsifkovits<br />
Herausforderung<br />
wird darin bestehen<br />
durch ein ausgewogenes Maß an Führungs-<br />
und Selbstverantwortung möglichst<br />
viele Studienanfängerinnen und -anfänger<br />
zum Abschluss zu führen, um die Zahl der<br />
Absolventen an den Bedarf der Wirtschaft anzugleichen“,<br />
so Sihn.<br />
Die Bereitschaft Neues zu probieren<br />
Möchte man heute als junger Mensch Karriere<br />
machen gilt es, viele Anforderungen zu erfüllen,<br />
dabei aber nicht ganz auf die eigenen<br />
Interessen zu verzichten: „Junge Menschen<br />
sollten das Bildungsangebot an den Universitäten<br />
nutzen. Sie sollten nicht aufhören, zu<br />
lernen, offen für Neues sein und die Dinge<br />
zu tun, die ihnen Freude bereiten, denn was<br />
man gerne macht, macht man meistens gut“,<br />
rät Sihn jungen Berufseinsteigern.<br />
Jedoch sind es meist die weniger beliebten<br />
Studienrichtungen, wie Technik und Naturwissenschaften,<br />
die in der Wirtschaft verstärkt<br />
nachgefragt werden: „Hier müssen Ausbildungsstätten<br />
verstärkt Motivationsarbeit leisten,<br />
begonnen werden muss damit allerdings<br />
schon früher, in der Schule und im Elternhaus“,<br />
so Zsifkovits.<br />
Die geliebte E-Gitarre mir dem Taschenrechner<br />
zu tauschen, ist bestimmt nicht leicht –<br />
für die Karriere in den meisten Fällen aber<br />
besser. In einem Beruf festzustecken, der<br />
nicht den Vorstellungen des einst 14-jährigen<br />
Ichs entspricht, führt oft zu dem Wunsch<br />
zurück in die Zukunft zu reisen, die man sich<br />
damals ausmalte. Irgendwann jedoch hat<br />
jeder Feierabend – Zeit für kreative Gitarrenriffs,<br />
unvollendete Gedichte und fiktive<br />
Parteiprogramme. (AS)<br />
40 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Ausbildung<br />
Österreich forciert Binnenschifffahrts-Ausbildung<br />
Österreich will in den Bildungseinrichtungen das Bewusstsein für die Binnenschifffahrt fördern und künftig<br />
die Auszubildenden mit anwendungsorientierten Ausbildungsmaterialien bedienen.<br />
REDAKTION: Logistik express<br />
Aus diesem Grund wurde das Projekt<br />
REWWay als Teil des Österreichischen<br />
Nationalen Aktionsplans<br />
für die Binnenschifffahrt<br />
(NAP) gestartet, an dem die österreichische<br />
Wasserstraßengesellschaft via donau gemeinsam<br />
mit dem Logistikum Steyr derzeit mit<br />
Hochdruck arbeitet. REWWay steht für Research<br />
& Education in Inland Waterway Logistics<br />
und hat zum Ziel, alle mit Logistik und<br />
Binnenschifffahrt in Berührung kommende<br />
sekundäre und tertiäre Bildungseinrichtungen<br />
in Österreich von den Universitäten bis<br />
zu den Berufsschulen mit qualifiziertem Lehrmaterial<br />
zu bedienen, erklärt Lisa-Maria Putz,<br />
die am Logistikum Steyr für REWWay zuständige<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin.<br />
FOTO: jonkmanfotografie gsm 0653913303<br />
Faktum ist, dass derzeit in den Bildungseinrichtungen<br />
das Thema Güterschifffahrt und<br />
Donau didaktisch unbelichtet ist und der<br />
Nachwuchs nicht zuletzt wegen fehlenden<br />
Lehrmaterials zu wenig Wissen und Informationen<br />
über die Binnenschifffahrt und deren<br />
wichtige Rolle in Logistikketten vermittelt bekommt,<br />
ergänzt FH-Professor Oliver Schauer<br />
vom Logistikum Steyr im Gespräch mit der<br />
Zeitung Binnenschifffahrt: „Wir müssen Binnenschifffahrtsthemen<br />
in die Lehrpläne integrieren<br />
und am Logistikum Steyr eine Forschungs-<br />
und Lehrzelle aufbauen.“<br />
Im ersten Schritt wurden bei den Stakeholdern<br />
die Bedürfnisse nach Lehrmaterialien<br />
abgefragt. Der Tenor dabei: Wenn gutes<br />
Lehrmaterial vorhanden ist, gibt es eine große<br />
Bereitschaft, Schüler, Studenten, Azubis<br />
vertieft über Binnenschifffahrt zu unterrichten.<br />
Dazu braucht es aber nicht nur Filme,<br />
Skripten oder Lehrbücher, sondern auch Case<br />
Studies, Fach-Exkursionen zu den Plätzen des<br />
Geschehens, Fachvortragende aus der Praxis<br />
und per Saldo eine enge Vernetzung mit der<br />
Verkehrswirtschaft, um die Binnenschifffahrt<br />
stärker in das Bewusstsein der Logistiker von<br />
morgen zu bringen. Die Akteure im Dreieck<br />
Lehre, Wirtschaft und Forschung sollen zusammenwirken,<br />
um die Binnenschifffahrt in<br />
der Logistik- und Weiterbildung zur Steigerung<br />
der Akzeptanz der Donau als Transportmittel<br />
zu heben. In den nächsten Monaten<br />
wollen Schauer und Putz von den Besten<br />
lernen und so beispielsweise die Duisburger<br />
Hafengruppe sowie die Universitäten Duisburg<br />
und Schweinfurt-Würzburg oder STC in<br />
Rotterdam besuchen und sehen, wie an diesen<br />
Bildungseinrichtungen das Thema Binnenschifffahrt<br />
didaktisch vermittelt wird. Bis<br />
2015 will man das Projekt abschließen und<br />
„auf dem education highway Lehrmaterialien<br />
distribuieren“, sagt Schauer. Das Logistikum<br />
Steyr als Teil der Fachhochschule Steyr gilt als<br />
eines der führenden Ausbildungszentren für<br />
die Logistik-Ausbildung in Österreich. Rund<br />
100 Professoren, Lektoren und wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter kümmern sich um die Ausbildung<br />
von 300 Studierenden. (<strong>LE</strong>)<br />
Der Nationale Aktionsplan Donauschifffahrt<br />
(NAP) ist ein dynamisches Planungsund<br />
Entscheidungsinstrument für die österreichische<br />
Schifffahrtspolitik bis 2015<br />
und unterstreicht die verkehrpolitische<br />
Bedeutung der Binnenschifffahrt, welche<br />
auch im Rahmen der österreichischen<br />
EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr<br />
2006 zum Schwerpunktthema gewählt<br />
wurde. Auch auf europäischer Ebene gewinnt<br />
die Binnenschifffahrt an Bedeutung:<br />
So hat die Europäische Kommission im<br />
Jänner 2006 ein Aktionsprogramm zur<br />
Förderung der Binnenschifffahrt in Europa<br />
vorgestellt. Der NAP stellt die nationale<br />
Umsetzungsstrategie dieses europäischen<br />
Aktionsprogramms dar, und gibt die Linie<br />
für die österreichische Schifffahrtspolitik<br />
bis 2015 vor.<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 41
Ausbildung<br />
Mit DHL zum erfolgreichen<br />
Lehrabschluss<br />
Die Bildungsdebatte schlägt in den letzten Monaten wieder hohe Wellen: unzureichende Lehrerausbildung,<br />
starre Lehrpläne, zu wenige Plätze in Lehrveranstaltungen an den Universitäten und Ausbeutung von Lehrlingen<br />
als billige Arbeitskräfte. Dass es auch anders geht, zeigt die DHL Freight Lehrlingsakademie.<br />
REDAKTION: Anna Steiner<br />
Die an den DHL Standorten Wien,<br />
Wels und Kalsdorf ansässige<br />
DHL freight Lehrlingsakademie<br />
versteht sich als Förderer der<br />
Jugend. Fundierte Ausbildung und lehrreiche<br />
Praxis werden in dem vorbildlichen Konzept<br />
groß geschrieben. „Der Auszubildende selbst<br />
steht im Mittelpunkt des Interesses. Die Teilnehmer<br />
sollen etwas lernen und nicht als billige<br />
Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Neben<br />
dem an der Berufsschule und in der Praxis<br />
Erlernten , sollen die Jugendlichen zusätzlich<br />
ausgebildet werden “, so Heike Sommer, Initiatorin<br />
der Lehrlingsakademie von<br />
DHL Freight.<br />
Das Konzept ist einfach, aber effektiv: Wöchentlich<br />
finden Weiterbildungen statt, die<br />
von externen und internen Trainern durchgeführt<br />
werden. Die Vielfalt der Ausbildner<br />
garantiert einen weitläufigen Überblick über<br />
Themen, die sich nicht nur mit fachspezifischen<br />
Inhalten beschäftigen. Im Mittelpunkt<br />
steht die Persönlichkeit der jungen Spediteure:<br />
Themen wie Selbstorganisation, Motivation,<br />
Umgangsformen und Kommunikation<br />
werden vermittelt. Besonderen Stellenwert<br />
haben die Bereiche Konfliktmanagement,<br />
Kundenorientierung und vernetztes Denken.<br />
Damit das theoretisch Erlernte bald praktische<br />
Anwendung findet, erfolgt einmal im<br />
Monat ein Praxistraining. Von einem Mitglied<br />
der Führungsmannschaft werden vielfältige<br />
Bereiche wie Zoll, Ladungssicherung oder<br />
Gefahrengut näher beleuchtet und mögliche<br />
Problemsituationen analysiert. Das Ziel der<br />
DHL Freight Lehrlingsakademie ist es, Jungspediteure<br />
kontinuierlich und nachhaltig<br />
auszubilden.<br />
Ausgezeichnete Qualität<br />
Engagement – besonders im Bereich der<br />
Jugendförderung – muss belohnt werden.<br />
So gewann die DHL Freight Lehrlingsakademie<br />
den HERMES Verkehrs.Logistik.Preis<br />
<strong>2013</strong>. Der, in diesem Jahr zum ersten Mal<br />
verliehene, Preis honoriert außerordentliche<br />
Leistungen in der österreichischen Verkehrsund<br />
Logistikwirtschaft und wird von der<br />
Bundessparte für Transport und Verkehr der<br />
Wirtschaftskammer Österreich (WKO) verliehen.<br />
„Die Verleihung des Preises bestärkt<br />
uns in unserer Strategie. Wir werden daran<br />
arbeiten, die Akademie weiter zu verbessern“,<br />
so Sommer.<br />
Oft niederschmetternd, wenn nur wirtschaftliche<br />
Unternehmen und nicht – wie man es<br />
sich wünschen würde – auch staatliche Institutionen<br />
an das Potential des Nachwuchses<br />
glauben. Ein wenig Investition, sowohl in<br />
finanzieller als auch in struktureller Hinsicht,<br />
reichen schon aus, um der verlorenen Jugend<br />
neue, nachhaltige Perspektiven für die berufliche<br />
Zukunft aufzuzeigen. Ob der Tatendrang<br />
von DHL Freight das nächste Jahr noch<br />
bestehen bleibt, wird sich spätestens bei der<br />
Verleihung des HERMES Verkehrs.Logistik.<br />
Preis <strong>2013</strong> zeigen. (AT)<br />
DHL Freight ist ein flexibler Partner für<br />
den Landtransport in ganz Europa, Teilen<br />
der GUS, des Nahen Ostens und Nordafrikas.<br />
Auf Straße, Schiene und im Kombinierten<br />
Verkehr.<br />
Sie verfügen in allen Industriesektoren<br />
über umfassendes Know-How: vom Stückgut-,<br />
Teil- und Komplettladungsverkehr<br />
bis hin zum Management der gesamten<br />
Beschaffungs- und Distributionslogistik.<br />
Über 170 Terminals in mehr als 40 Ländern<br />
sorgen mit wöchentlich über 3.500<br />
Abfahrten und lückenloser Sendungsverfolgung<br />
für wahrhaft flächendeckenden<br />
Landtransport-Service – unterstützt von<br />
Zollexperten in über 275 Büros. (<strong>LE</strong>)<br />
42 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
JOB | KARRIERE<br />
Menschen in Bewegung<br />
Karrieremeldungen lesen Sie auf Logistik-express.com<br />
Mit Anfang Juni <strong>2013</strong> übernahm Peter<br />
Ulber (53), ein international anerkannter<br />
Speditionsexperte und früheres<br />
Konzernleitungsmitglied von Kühne + Nagel,<br />
die Funktion von Monika Ribar als CEO<br />
von Panalpina, einem der weltweit führenden<br />
Transport- und Logistikunternehmen.<br />
Heike Sommer ist ab sofort neuer Managing<br />
Director Österreich und Slowenien<br />
der DHL Freight Austria mit Sitz in<br />
Kalsdorf bei Graz. Sie übernimmt damit die<br />
Agenden des kürzlich unerwartet verstorbenen<br />
Geschäftsführers Josef Augustin. Die<br />
gelernte Speditionskauffrau ist seit vielen<br />
Bei der Beiratssitzung der ACR Austrian<br />
Cooperative Research am 18. März <strong>2013</strong><br />
wurde Dr. Elisabeth Schludermann (35) als<br />
neues Mitglied willkommen geheißen. Die<br />
ACR ist ein Netzwerk aus 18 außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen mit insgesamt<br />
Dieser Wechsel in der operativen Führung<br />
ist vom Verwaltungsrat der Panalpina Welttransport<br />
(Holding) AG zusammen mit Monika<br />
Ribar sorgfältig vorbereitet worden.<br />
Jahren im Unternehmen tätig, zuletzt als<br />
Area Manager Südösterreich und Slowenien.<br />
Heike Sommer ist verheiratet und hat<br />
einen Sohn, sie bezeichnet ihre Familie als<br />
wichtigste Stütze und Ausgleich zum Geschäftsleben.<br />
600 MitarbeiterInnen. Elisabeth Schludermann<br />
ist seit Jänner 2010 an der Technischen<br />
Universität Wien im Forschungs- und<br />
Transfersupport für den Bereich Firmenkooperationen<br />
verantwortlich<br />
Peter Ulber<br />
CEO<br />
PANALPINA<br />
Heike SOMMER<br />
Direktor Österreich<br />
DHL Freight<br />
Elisabeth<br />
Schludermann<br />
Mitglied im Beirat<br />
ACR<br />
Mag. Elmar Paireder ist Anfang März<br />
neuer Leiter des Umwelttechnik-Clusters<br />
und des Netzwerks Ressourcen- und<br />
Energieeffizienz der Clusterland Oberösterreich<br />
GmbH. Der 37-jährige Wilheringer<br />
war zuvor zehn Jahre als Projektmanager<br />
im Mechatronic-Cluster tätig. Aufgrund des<br />
dort gesammelten Know-hows, speziell bei<br />
international ausgerichteten Kooperationsprojekten,<br />
ist der studierte Betriebswirt für<br />
seine zukünftigen Aufgaben bestens gerüstet<br />
Elmar Paireder<br />
Manager<br />
Umwelttechnik-Cluster<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Markus Skof (33)<br />
leitet seit Januar <strong>2013</strong> gemeinsam mit<br />
Dr. Markus Heinecker (36) die Geschicke<br />
des Grazer Logistiksoftware- und Systemhaus<br />
ISA GmbH – Jungheinrich Company.<br />
Seine Karriere bei ISA startete Skof 1999. Als<br />
Systementwickler und Projektleiter verantwortete<br />
er vor allem Projekte in Südafrika,<br />
Taiwan und China. In Folge übernahm er die<br />
Vertriebsagenten und ab 2011 zusätzlich das<br />
Key Account für Jungheinrich.<br />
Markus Skof<br />
Geschäftsführung<br />
ISA GmbH<br />
Der studierte Bauingenieur Dipl. Ing.<br />
Peter Kunz, FRICS (Fellow der Royal<br />
Institution of CharteredSurveyors) ist mit<br />
sofortiger Wirkung zum Head of Industrial<br />
& Logistics von Colliers International,<br />
Deutschland ernannt worden. Peter Kunz,<br />
der seit 2002 im Unternehmen ist, verant-<br />
Mit Wirkung zum 1. Juli <strong>2013</strong> tritt Sabine<br />
Hucke (48) als Geschäftsführerin in<br />
die Geschäftsstelle der BVL ein. Sie übernimmt<br />
die Aufgaben von Jörn Fontius (36).<br />
Hucke war lange Jahre Leiterin Zentrale Logistik<br />
der F.S. Fehrer Automotive GmbH. Zu<br />
wortet bei Colliers International, Frankfurt,<br />
als geschäftsführender Gesellschafter den<br />
gesamten Vermietungsbereich (Office, Retail,<br />
Industrial) und wird diese Aufgabe auch<br />
weiterhin wahrnehmen.<br />
ihrem Geschäftsführungsbereich gehören<br />
die Bereiche Inhalte, Wissen, Forschung und<br />
das Veranstaltungsmanagement. Als zentrale<br />
Aufgabe übernimmt sie die Projektleitung<br />
des 30. Deutschen Logistik-Kongresses im<br />
Oktober in Berlin.<br />
Peter Kunz<br />
Head of<br />
Industrial & Logistics<br />
Colliers International<br />
Deutschland<br />
Sabine Huke<br />
Geschäftsführerin<br />
BVL<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 43
JOB | KARRIERE<br />
Menschen in Bewegung<br />
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Erich Harsch<br />
Aufsichtsrat<br />
GS1 Germany<br />
Nach Otmar W. Debald übernimmt<br />
Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der dm-drogerie markt<br />
GmbH + Co. KG, die Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der GS1 Germany. Stephan<br />
Füsti-Molnár, General Manager der Henkel<br />
Wasch- & Reinigungsmittel GmbH, den stellvertretenden<br />
Vorsitz des Aufsichtsrats. In der<br />
neuen Legislaturperiode stehen vor allem<br />
das Thema Produkttransparenz sowie der<br />
weitere Aufbau eines Data Quality Service<br />
auf dem Programm.<br />
Christian Berner<br />
Aufsichtsrat<br />
4flow<br />
Christian Berner (59) ist ab sofort Mitglied<br />
des 4flow-Aufsichtsrates als Nachfolger<br />
von Hans-Peter Lendzion, der den Posten<br />
nach zwölf Jahren aus Altersgründen<br />
aufgibt. Christian Berner war bis September<br />
2012 Vorsitzender des Vorstandes der Lekkerland<br />
AG & Co KG. Insgesamt führte er<br />
das Unternehmen elf Jahre. Vor seiner Tätigkeit<br />
beim Frechener Großhändler war er<br />
für viele Jahre bei der Kühne & Nagel AG &<br />
Co. KG tätig.<br />
Matthias Krafft<br />
Geschäftsbereichsleiter<br />
inconso AG<br />
Stephan Seeck<br />
4flow<br />
Geschäftsbereiches Embedded Systems verantwortlich.<br />
Er begann seine Karriere 1997<br />
als Entwicklungsingenieur bei der SICAN<br />
GmbH in der Softwareentwicklung für Embedded<br />
Systems in den Bereichen Mobiltelefonie<br />
und sicherheitskritischer Systeme.<br />
Der Logistiksoftware-Spezialist inconso<br />
AG hat Matthias Krafft (44) zum<br />
Geschäftsbereichsleiter ernannt. Er ist für<br />
den Ausbau der bestehenden Kundenbeziehungen<br />
im Bereich Embedded Systems, die<br />
Gewinnung von Neukunden sowie die Weiterentwicklung<br />
und den Ausbau des neuen<br />
Prof. Dr. Stephan Seeck (48) bringt ab<br />
sofort sein umfassendes Logistikwissen<br />
bei 4flow consulting ein. Der promovierte<br />
Physiker und Professor in Berlin war vor dem<br />
Wechsel zu 4flow bei der Logistikberatung<br />
ZLU Consulting und Management in leitender<br />
Funktion und als Mitglied der Geschäftsleitung<br />
tätig. Dort verantwortete er vor allem<br />
Supply-Chain-Management-Projekte im<br />
Handel und in der Konsumgüterindustrie,<br />
sowie in der Chemiebranche und in der Ersatzteillogistik.<br />
Sassan Rabet<br />
CEO<br />
Xrail<br />
Xrail, die europäische Allianz zur Stärkung<br />
des internationalen Einzelwagenverkehrs,<br />
gab die Ernennung von Sassan<br />
Rabet (41) zum neuen CEO bekannt. Sassan<br />
Rabet, derzeit stellvertretender CEO von<br />
Xrail, trat die Position am 1. Mai <strong>2013</strong> an. Er<br />
hatte bereits verschiedene Führungspositionen<br />
bei SBB Cargo inne und verfügt über<br />
langjährige Erfahrung im Schienengüterverkehr.<br />
Rabet hat einen Master in internationaler<br />
Politik und Management, ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
Marjolein Dangremond<br />
Handelsvertreterin<br />
Reifengroßhandel<br />
Heuver<br />
Seit 1. April ist Marjolein Dangremond<br />
bei Heuver Reifengroßhandel Handelsvertreterin<br />
in der Abteilung Erdbewegungsund<br />
Baumaschinenreifen. Ihre Anstellung<br />
erfolgte im Rahmen der Vision von Heuver,<br />
hochwirksame Länderteams zu bilden. Marjolein<br />
wird einerseits Manager Bert van ´t<br />
Holt zur Hand gehen, sich aber auch auf die<br />
ausländischen Märkte und hier vor allem<br />
auf die französischsprachigen Regionen konzentrieren,<br />
da sie fließend Deutsch, Englisch<br />
und Französisch spricht.<br />
Gerard Kiela<br />
Area Sales Manager<br />
META-Regalbau<br />
Area Sales Manager Gerard Kiela (50) betreut<br />
nun den niederländischen Markt<br />
für META-Regalbau. Als Ansprechpartner für<br />
den Fachhandel unterstützt er vor Ort bei der<br />
Realisierung von Projekten, berät bei Marketing-Maßnahmen<br />
oder führt Produktschulungen<br />
durch. Er bringt eine langjährige<br />
Management-Erfahrung in verschiedenen<br />
Firmen der Logistikbranche in seine neue<br />
Tätigkeit ein. Das Projektgeschäft soll besonders<br />
mit den Fachboden-, Weitspann-, Paletten-<br />
und Kragarmregalen forciert werden.<br />
44 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
JOB | KARRIERE<br />
Soziale Netzwerke gewinnen immer mehr an Bedeutung. Knüpfen Sie Ihr persönliches Netzwerk.<br />
UPS hat bekannt gegeben, dass Jens Poggensee,<br />
der bereits seit 32 Jahren in der<br />
Transportbranche tätig ist, zum Vice President<br />
Freight Forwarding für UPS Europe<br />
ernannt wurde. In seiner neuen Position ist<br />
Poggensee für Strategie, Performance und<br />
Umsatzwachstum der Frachtlogistikdienste<br />
des Unternehmens in mehr als 120 Ländern<br />
und Gebieten in Europa verantwortlich.<br />
Jens Poggensee<br />
Leiter<br />
UPS Freight Forwarding<br />
Europa<br />
Diplom-Ingenieur Herfried Pichler<br />
(43) ist neuer Vertriebsleiter bei der<br />
Swisslog AG in Sipbachzell, wo er künftig<br />
Swisslog-Kunden in Österreich vor Ort noch<br />
besser bei ihren logistischen Anforderungen<br />
unterstützen und beraten kann. Er bringt<br />
über 13 Jahre Erfahrung im Vertrieb logistischer<br />
Anlagen mit. Der studierte Wirtschaftsingenieur<br />
für Maschinenbau an der<br />
Technischen Universität Graz zeichnet für<br />
den WDS-Bereich Swisslogs verantwortlich.<br />
Herfried Pichler<br />
Vertriebsleiter<br />
Swisslog<br />
Mit Mark Vogt (45) leitet von nun an<br />
ein ausgewiesener Experte für Projektierung<br />
und Realisierung automatischer<br />
Lager- und Materialflusssysteme den internationalen<br />
Vertrieb und das Marketing der<br />
Aberle GmbH. Die Aberle GmbH, Leingarten,<br />
ein Unternehmen von Körber Process<br />
Solutions, setzt auf weitere Expansion und<br />
baut ihren Managementbereich aus. Der<br />
diplomierte Maschinenbau-Ingenieur und<br />
gefragte Fachreferent Vogt verfügt über annähernd<br />
20 Jahre Branchenkenntnis.<br />
Mark Vogt<br />
Vertrieb und Marketing<br />
Aberle GmbH<br />
Air Charter Service (ACS), einer der führenden<br />
Anbieter von Passagier- und<br />
Frachtcharterflügen, hat Stephan Blank zum<br />
General Manager ernannt. Seit 1. Mai <strong>2013</strong><br />
ist er am Standort Frankfurt am Main für<br />
den sukzessiven Ausbau der Bereiche Privat-<br />
und Geschäftscharter sowie VIP- und<br />
Frachtcharter verantwortlich. Der erfahrene<br />
Manager und ausgewiesene Branchenkenner<br />
ist bereits seit September 2011 als Director<br />
Cargo Germany im Unternehmen tätig.<br />
Stephan Blank<br />
General Manager<br />
Air Charter Service in<br />
Deutschland<br />
Seit Januar <strong>2013</strong> leitet Heike Heine (44)<br />
die Abteilung Projektmanagement bei<br />
der CargoSoft GmbH. Ihr Aufgabenschwerpunkt<br />
liegt in der Definition und Steuerung<br />
der Prozesse zur Projektabwicklung sowie<br />
der Organisation von Schulungen über die<br />
gesamte Systempalette. Die Diplomkauffrau<br />
(FH) hat über 15 Jahre Berufserfahrung in<br />
der Projektabwicklung gesammelt. Sie war<br />
u.a. bei Danzas GmbH sowie DHL Freight<br />
GmbH tätig und hat diverse Logistik- und<br />
Speditionsunternehmen bei Softwareeinfüh-<br />
Heike Heine<br />
Projektmanagement<br />
CargoSoft<br />
Seit April <strong>2013</strong> ist Andy Nutz (42) bei<br />
der Cargosoft GmbH als Leiter Global<br />
Product Development beschäftigt. Ferner<br />
nimmt er auch vertriebliche Aufgaben wahr.<br />
Er hat seinen Dienstsitz in Frankfurt im neu<br />
eröffneten Cargosoft-Büro in der Cargo-City-<br />
Süd. Herr Nutz kümmert sich speziell um<br />
die Internationalisierung der vielfältigen<br />
Cargosoft-Produkte. CargoSoft plant, in den<br />
nächsten Jahren seine Präsenz und die Installationen<br />
weltweit auszubauen.<br />
Andy Nutz<br />
Leiter Global Product<br />
Development<br />
CargoSoft<br />
Die Hermes Fulfilment GmbH hat ihre<br />
Geschäftsführung verstärkt. Seit dem 1.<br />
April verantwortet der gelernte Speditionskaufmann<br />
Frank Marquard (51) das operative<br />
Geschäft des Hamburger Distanzhandelsdienstleisters.<br />
Er steht Dieter Urbanke zur<br />
Seite, der als Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
seit Gründung des Unternehmens im<br />
Jahre 2006 für die Bereiche Vertrieb, Finanzen,<br />
Controlling, Planung und Steuerung,<br />
Personal sowie Unternehmenskommunikation<br />
verantwortlich ist.<br />
Frank Marquard<br />
Geschäftsführung<br />
Hermes Fulfilment<br />
www.logistik-express.com<br />
LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 45
Events<br />
Nachhaltigkeit 3.0<br />
Der September wird wieder heiß! Der Leobener Logistiksommer lockt am 19. und 20. September <strong>2013</strong> wieder<br />
in die steirische Logistikhochburg. In der Montanuniversität Leoben können sich die Teilnehmer den Wissensvorsprung<br />
für einen erfolgreichen Jahresausklang holen. REDAKTION: Angelika Thaler<br />
Schon seit seiner Gründung im Jahr<br />
2002 konzentriert sich der internationale<br />
Leobener Logistik Sommer<br />
auf Transport-, Förder- und Altstofflogistik<br />
und damit so manchem Thema,<br />
das bei anderen Veranstaltungen unter den<br />
Tisch fällt. Trotzdem oder vielleicht gerade<br />
deswegen, erfreut er sich wachsender Beliebtheit.<br />
Für das 11. Jahr haben sich die Organisatoren<br />
drei spannende Schwerpunkte gesetzt,<br />
die helfen sollen, der unternehmerischen<br />
Verantwortung auf wirtschaftlicher, sozialer<br />
und ökologischer Ebene gerecht zu werden.<br />
Zukunftsmusik spielt das Thema „3D-Printing“,<br />
denn obwohl sich der 3D-Druck heute<br />
noch im Entwicklungslabor beweisen muss,<br />
wird er wahrscheinlich in nur wenigen Jahren<br />
die Produktionsprozesse revolutionieren.<br />
Denn wozu ein spezielles Kunststoff- oder<br />
Metallbauteil liefern lassen, wenn es vor Ort<br />
„ausgedruckt“ werden kann? Da kommen<br />
wir auch schon zum nächsten Thema, der<br />
bedarfsgerechten Produktion. Überproduktionen,<br />
Ausschuss- und Retourwaren verschwenden<br />
wertvolle Rohstoffe und Energie,<br />
belasten das Transportwesen und kosten<br />
obendrein noch eine Menge Geld. Das muss<br />
doch nicht sein! Daher bietet der Logistiksommer<br />
intelligente Lösungsansätze.<br />
Ein Dauerbrennerthema ist die Qualität. Beschädigte<br />
Ware kostet Zeit und Geld, Fehler<br />
machen niemanden glücklich und der Müllberg<br />
wächst, das Kundenvertrauen sinkt.<br />
Doch es gibt sie, die geeigneten Strategien,<br />
mit denen täglich hunderttausende Artikel<br />
fehlerfrei durch Warenein- und Warenausausgang<br />
geschleust werden. „Zero Defect<br />
Warehouse“ lautet die Devise! Vorträge aus<br />
der Praxis, Referate aus der Forschung und<br />
mitreißende Diskussionen in schönem Ambiente<br />
machen Leoben zu einem herbstlichen<br />
Hotspot, den man nicht verpassen sollte.<br />
(AT)<br />
transfairlog geht 2014 erneut in<br />
Hamburg an den Start<br />
Nach der erfolgreichen Premiere der transfairlog, Fachmesse für internationales Transport- und Logistik-<br />
Management im Juni 2012 gibt der Veranstalter, die Münchner EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, den<br />
Startschuss für die Fortsetzung auf dem Gelände der Messe Hamburg. Auf vielfachen Wunsch der letztjährigen<br />
Aussteller, findet die Veranstaltung im Herbst vom 4. bis 6. November 2014 statt. REDAKTION: Logistik express<br />
Wir haben den Termin im<br />
November bewusst parallel<br />
zum traditionellen Hamburger<br />
Schiffsmaklertreffen gelegt,<br />
das seit dem Jahr 1948 immer Anfang<br />
November stattfindet und mehrere Tausend<br />
Reeder und Schiffsmakler aus aller Welt in<br />
Hamburg versammelt. Wir sehen darin auch<br />
ein großes zusätzliches Besucherpotenzial für<br />
unsere Veranstaltung“, so Julia Kinzelmann,<br />
Projektleiterin der transfairlog 2014.<br />
Die transfairlog ist die zentrale Kompetenz-<br />
Plattform, bei der das breite Themenspektrum<br />
rund um die effiziente Gestaltung des<br />
innerbetrieblichen Materialflusses sowie der<br />
externen Logistik- und Transportprozesse<br />
im Fokus steht. Ergänzt wird die Ausstellung<br />
durch ein Rahmenprogramm auf Kongressniveau.<br />
Wissensforen und Live-Events zeigen<br />
neue Wege und Perspektiven für die künftigen<br />
logistischen Herausforderungen aller<br />
Marktteilnehmer auf.<br />
Als einer der wirtschaftsstärksten Umschlagknoten<br />
Europas ist Hamburg ein hervorragender<br />
Standort, um die Themen rund um<br />
die logistischen Herausforderungen aller<br />
Nord- und Ostsee-Anrainerstaaten zu diskutieren<br />
und Innovationen zu zeigen, die Märkte<br />
erschließen.<br />
Interessierte Unternehmen, die sich bis zum<br />
28. Februar 2014 für eine Teilnahme an der<br />
transfairlog 2014 entscheiden, profitieren von<br />
einem Frühbucherrabatt (<strong>LE</strong>)<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM<br />
46 LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong><br />
www.logistik-express.com
Termine EVENTS<br />
Termine am laufenden Band!<br />
Informationen zu Veranstaltungen stehen auf http://forum.logistik-express.at/calendar/ online.<br />
DATUM VERANSTALTUNG ORT INTERNET<br />
18.06. bis 19.06.<strong>2013</strong> EXCHAiNGE Frankfurt www.exchainge.de<br />
19.06. bis 20.06.<strong>2013</strong> Österreichischer Logistiktag Linz www.vnl.at<br />
11.09. bis 12.09.<strong>2013</strong> GS1 ECR-TAG Wiesbaden www.ecrtag.gs1-germany.de<br />
18.09. bis 19.09.<strong>2013</strong> EASYFAIRS® TRANSPORT & LOGISTIK SCHWEIZ Bern www.easyfairs.com<br />
19. bis 20.09.<strong>2013</strong> 11. Leobener Logistik Sommer Leoben www.logistik-sommer.at<br />
23. bis 24.09.<strong>2013</strong> 7. St. Galler Logistik Kongress Basel www.logistik.unisg.ch<br />
24.09.<strong>2013</strong> Logistik forum bodensee Bregenz www.vnl.at<br />
24.09 bis 26.09. <strong>2013</strong> Fach pack Nürnberg www.fachpack.de<br />
07.10 bis 10.10.<strong>2013</strong> 32. Motek Stuttgart www.motek-messe.de<br />
10.10. bis 11.10.<strong>2013</strong> BMÖ EINKAUFSFORUM Wien www.bmoe.at<br />
23.10. bis 25.10.<strong>2013</strong> 30. DEUTSCHER LOGISTIK KONGRESS Berlin www.bvl.de<br />
05. bis 07.11.<strong>2013</strong> Euro ID <strong>2013</strong> Frankfurt www.mesago.de<br />
Innovative Trends, spannende Reportagen<br />
und viele interessante Interviews!<br />
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LOGISTIK express Ausgabe 2/<strong>2013</strong> 47
20. Österreichischer Logistik-Tag<br />
19.–20. Juni <strong>2013</strong>, Design Center Linz, Stand 12<br />
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Die KNAPP AG setzt mit modernsten<br />
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Lagerlogistik. Schlüsselkomponenten<br />
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Know-how. Gegründet 1952, beschäftigt<br />
die KNAPP AG heute über 2.000<br />
Mitarbeiter und verfügt über ein globales<br />
Netzwerk von Unternehmensstandorten<br />
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