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Die Hauptstraße – einst Hauptverkehrsader zwischen <strong>Bit</strong>burg und Trier ist jetzt eine Sackgasse. Seit der Flughafen gebaut wurde, müssen alle den Umweg über Scharfbillig nehmen.<br />

TEUFEL SIND NICHT VERGESSEN<br />

Röhl hat fast alle Betriebe eingebüßt und wurde nach dem Bau des Flugplatzes sogar ausgesperrt.<br />

Dennoch hat dieses Dorf Wörter, Bräuche und Zusammenhalt bis heute bewahrt. Und ein Gasthaus.<br />

Die Hauptstraße in Röhl war früher die<br />

Hauptverbindungsstraße von <strong>Bit</strong>burg<br />

nach Speicher und von <strong>Bit</strong>burg rüber nach<br />

Trier. Als in den 50er Jahren in <strong>Bit</strong>burg der<br />

Flugplatz gebaut wurde, hat man Röhl mit<br />

einem Zaun ausgesperrt. Die Hauptstraße,<br />

die im weiteren Verlauf Alte Röhler Straße<br />

heißt, ist seither eine Sackgasse. Klaus-Dieter<br />

Lenz (70), der in seinem hübsch renovierten<br />

Elternhaus wohnt, das in der Feinebachstraße<br />

Nummer 1 direkt an die Hauptstraße grenzt,<br />

hat das als Kind erlebt: „Wir sind seitdem von<br />

Mötsch abgetrennt. Das waren von hier aus<br />

nur zwei Kilometer. Jetzt müssen wir immer<br />

den Umweg fahren über Scharfbillig und die<br />

B51. Dadurch sind es 13 Kilometer geworden.“<br />

Aber der aufgezwungene Umweg ist bei<br />

weitem nicht die einzige Veränderung, die sein<br />

Heimatort erlebt hat.<br />

In seiner Kindheit hatte hier noch jeder seine<br />

kleine Landwirtschaft. Es gab Lebensmittelgeschäfte<br />

und es gab Handwerksbetriebe – den<br />

Schmied, den Schreiner, den Anstreicher, den<br />

Elektriker. Davon ist nichts geblieben. Das sei<br />

schade, besonders für die älteren Menschen<br />

im Ort, meint Lenz. Immerhin kommen die<br />

mobilen Läden regelmäßig vorbei. Geblieben<br />

ist das Gasthaus Wings an der Hauptstraße 14.<br />

16 | 17<br />

Freitags übt der Musikverein im kleinen Saal,<br />

sofern der nicht mit einer Familienfeier belegt<br />

ist. Der Sportverein kommt nach den Spielen<br />

Hobby-Heimatforscher Klaus-Dieter Lenz könnte jedem<br />

Röhler etwas über seine Vorfahren erzählen – anhand<br />

der gesammelten Fotos und Trauerzettel.<br />

Gertrud und Hansi Thiel betreiben das Gasthaus<br />

Wings bereits seit 37 Jahren. Vererbt wurde es in Gertruds<br />

Familie immer an die Töchter.<br />

rein und die Wanderer gönnen sich nach der<br />

Tour ebenfalls ein Bierchen. Hier treffen sich<br />

die Menschen aus dem Dorf schon seit 196<br />

Jahren. Das Gasthaus wurde immer an eine<br />

Tochter weitergegeben. Gertrud Thiel (63) betreibt<br />

es bereits seit 37 Jahren gemeinsam mit<br />

ihrem Mann Hansi (68). Irgendwann soll es die<br />

Tochter weiterführen. Ob es eine Art Mitgift an<br />

die Tochter ist? Gertrud lacht: „Sie dürfen sich<br />

nicht vorstellen, dass man damit eine große<br />

Mitgift hat. Damit sich das rechnet, muss man<br />

schon Herzblut und viel Liebe investieren.“<br />

Das tut sie gerne, denn sie findet es wichtig,<br />

dass zumindest hier Jung und Alt noch miteinander<br />

reden. „Besonders schön ist es, wenn<br />

von früher erzählt wird und wenn dann auch<br />

wieder alte Begriffe benutzt werden, die heute<br />

keiner mehr kennt.“ Mit den alten Wörtern wie<br />

„Wiesbaum“ oder „Teufel“ wird ein Stück der<br />

Vergangenheit lebendig. Gertrud weiß, dass<br />

der Wiesbaum auf dem Heuwagen lag, damit<br />

das Heu unterwegs nicht runterfiel. Und dass<br />

es dazu auch den Teufel brauchte, die Kette<br />

zum Spannen des Wiesbaums. Früher hatte<br />

jeder hier im Ort ein paar Kühe. Mit denen<br />

ging man „muren“, dann haben die Tiere die<br />

Wegränder rundum abgeweidet. Auch heute,<br />

an einem ganz normalen Wochentag, sitzen<br />

hier Jung und Alt beisammen. Der 20-jährige<br />

Sebastian Loskyll lobt den guten Zusammenhalt<br />

im Ort. „Dazu tragen auch wir in der

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