o7_Bit_Mai18
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... das magazin für die region bitburg<br />
WENN DER OPA<br />
MIT DEM ENKEL …<br />
Platt oder Hochdeutsch?<br />
Wie steht es um den Eifeler Dialekt?<br />
Mehr dazu ab Seite 4.<br />
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Von Landflucht ist allerorts<br />
die Rede und davon, dass<br />
vorwiegend junge Männer in<br />
die großen Städte drängen.<br />
Das trifft die Unternehmen,<br />
die händeringend Fachkräfte<br />
suchen. Und das betrifft<br />
unsere Zukunft, die nur mit<br />
der Jugend gelingen kann.<br />
Wir haben mal die umgekehrte<br />
Frage gestellt und<br />
wollten wissen, wer bewusst<br />
Liebe Leserinnen,<br />
iebe Leser,<br />
hier bleibt. Das sind übrigens<br />
auch viele!<br />
Haben Sie in letzter Zeit mal<br />
können Sie denn noch Platt<br />
ein Arbeitszeugnis gelesen<br />
sprechen? Verstehen Sie es,<br />
und konnten Sie es wirklich<br />
wenn Sie es hören? Oder<br />
verstehen? Weil die Recht-<br />
können Sie sogar ein ganzes<br />
sprechung vorgibt, dass es<br />
Gespräch ausschließlich in<br />
grundsätzlich im Bereich<br />
Herausgeber:<br />
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der alten Ursprache Ihres<br />
Ortes führen? Wissenschaftler<br />
bewerten Moselfränkisch<br />
inzwischen nämlich als bedrohte<br />
Sprache. In den 70er<br />
Jahren war es einfach out,<br />
sich auf Platt zu unterhalten.<br />
Damals haben Lehrer Müttern<br />
eingeredet, Kinder hätten<br />
in der Schule Nachteile zu<br />
fürchten, wenn sie mit ihrem<br />
Dialekt aufwachsen. Gelernt<br />
haben sie eben Hochdeutsch<br />
mit Streifen. Immerhin:<br />
mit Streifen. Ob das aber<br />
ausreicht, um die Sprache<br />
der Urgroßväter und damit<br />
unsere kulturelle Identität zu<br />
bewahren? Pädagogen haben<br />
befriedigend sein muss,<br />
verklausulieren Arbeitgeber<br />
jedes Wort. Oder sie schreiben<br />
grundsätzlich nur<br />
noch gute Zeugnisse, damit<br />
sie nicht auch noch einen<br />
Prozess führen müssen. Ob<br />
Arbeitgeber Zeugnisse noch<br />
ernst nehmen, erfahren Sie in<br />
unserer Story zum Thema.<br />
Wie kleidet Frau in diesem<br />
Frühjahr und Sommer eigentlich<br />
ihre Füße? Wir haben<br />
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Bildnachweise:<br />
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ihre Haltung längst verändert<br />
und sagen, Dialekt sei eine<br />
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mal Pumps mit Pfennigabsatz<br />
sein.<br />
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Achim Rausch, Patrick Schmitz,<br />
Mirko Walter, Renate Dahmen<br />
das Erlernen von Fremdsprachen.<br />
Immerhin lässt sich<br />
feststellen, dass hier in der<br />
Region der Dialekt eine Renaissance<br />
erlebt. Hoffen wir,<br />
dass es noch nicht zu spät<br />
ist. Mehr dazu in unserem<br />
Titelthema.<br />
Womit auch immer Sie sich<br />
gerne nach draußen wagen:<br />
ich wünsche Ihnen allen viel<br />
Sonnenschein – und Spaß bei<br />
der Lektüre dieser <strong>o7</strong>!<br />
Lydia Schumacher<br />
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BRAUCHT UNSER PLATT ARTENSCHUTZ?<br />
Sprachwissenschaftler sehen das Aussterben der Dialekte kommen. Und die UNESCO hat Moselfränkisch,<br />
die Grundlage des Efeler Platt, als bedrohte Sprache gelistet. Dabei erlebt der Dialekt gerade in<br />
der Region <strong>Bit</strong>burg eine Renaissance. Ob das ausreicht?<br />
Die schlechte Nachricht vornweg: Die<br />
Organisation der Vereinten Nationen<br />
für Bildung, Wissenschaften und Kultur, die<br />
UNESCO, hat Moselfränkisch im Jahr 2009 als<br />
bedrohte Sprache gelistet. Jeder Dialekt, der<br />
von Lothringen über das nördliche Saarland, in<br />
Luxemburg, im deutschsprachigen Belgien und<br />
im nördlichen Rheinland-Pfalz gesprochen<br />
wird, ist eine Spielart des Moselfränkischen.<br />
Diese Sprache hat es sogar über den Rhein<br />
hinweg bis in Hunsrück und Westerwald geschafft.<br />
Erst die Ripuarische Sprachgrenze setzt<br />
dem Moselfränkischen nach Norden hin eine<br />
Grenze. Sie verläuft von West nach Ost quer<br />
durch die Eifel.<br />
Südlich dieses Sprachäquators heißt das Dorf<br />
Doaf, nördlich davon wird daraus das Dorp.<br />
Grund für den unseligen Listenplatz: Laut Erhebungen<br />
würden nur noch 390.000 Menschen<br />
in diesem großen Sprachraum Moselfränkisch<br />
beherrschen. Eigentlich sollten betroffene<br />
Mitgliedsstaaten in Programme investieren, um<br />
diese als bedroht geltenden Sprachen vor dem<br />
Aussterben zu bewahren. Ob das in Bezug auf<br />
Moselfränkisch geschieht? „Uns sind derzeit<br />
keine Programme bekannt“, so eine Sprecherin<br />
der deutschen UNESCO-Kommission. Was im<br />
Ernstfall verloren geht, das liegt auf der Hand:<br />
4 | 5<br />
die kulturelle Identität einer Region. Wenn<br />
Sprachwissenschaftler darüber diskutieren, woran<br />
es liegt, dass deutsche Dialekte grundsätzlich<br />
auf dem Rückzug sind, machen sie „drei<br />
M“ dafür verantwortlich: Mütter, Mobilität und<br />
Medien. Das ist nicht erst seit Internet und<br />
Smartphone der Fall. Vielmehr fing es schon<br />
Von diesen fünf Schülerinnen der Klasse 11 des Eifelgymnasiums<br />
in Neuerburg sprechen immerhin zwei Platt<br />
auf Muttersprachniveau: Lara Ludwig (17) aus Körperich,<br />
Anne Pauls (17) aus Peffingen, Carolin Hermes (17) aus<br />
Nusbaum, Anna Hösdorff (17) aus Wallendorf und Lena<br />
Richard (18) aus Mettendorf (v.l.n.r.).<br />
1920 an, als Rundfunkempfänger die Wohnstuben<br />
eroberten. Damit war das Hochdeutsche,<br />
das eigentlich nur ein Kompromiss ist, auf<br />
den man sich geeinigt hatte, allgegenwärtig.<br />
Und irgendwann haben Lehrer den Müttern<br />
empfohlen, mit ihren Kindern Hochdeutsch<br />
zu sprechen. Dann hätten diese weniger<br />
Probleme in der Schule. Also auf nach <strong>Bit</strong>burg<br />
und Umgebung – wie steht es dort um „oos<br />
Efler Platt“? Im Eifelgymnasium in Neuerburg<br />
treffen wir fünf Schülerinnen der Stufe 11.<br />
Ob sie heute noch Platt als erste und einzige<br />
Muttersprache gelernt haben? Carolin Hermes<br />
aus Nusbaum (17) hat bis zum Kindergarten<br />
fast ausschließlich Platt gesprochen.<br />
Ähnlich war es bei Anne Pauls (17) aus Peffingen:<br />
„Bis zum Kindergarten konnte ich nur<br />
Platt. Als ich in die Schule kam, habe ich es<br />
wieder vergessen und später bewusst wieder<br />
damit angefangen. Ich finde es nämlich sehr<br />
schön.“ Anne erinnert sich, dass ihre Eltern immer<br />
in Platt geschimpft haben. Sie und Carolin<br />
lieben ihren Dialekt und beherrschen ihn nach<br />
eigenen Angaben auf Muttersprachniveau. In<br />
ihrem Freundeskreis und in der Familie wird<br />
immer noch vorwiegend geeiflert. Das gibt<br />
ihnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit.<br />
Und wenn sie in die Fremde reisen, passiert es<br />
häufig, dass vom Nachbartisch jemand fragt:<br />
„Von wu seid Ihr dan?“ Lena Richard (18) aus<br />
Mettendorf beherrscht bestenfalls ein paar<br />
Worte wie „Krumper“ und „wersch“ (sicher /<br />
bestimmt), die sie bei Freunden aufgeschnappt<br />
hat. Ihre Mutter stammt aus Thüringen, der<br />
Vater aus Trier. Anna Hösdorff (17) aus Wallendorf<br />
kann es zwar nicht aktiv sprechen,<br />
versteht aber immerhin Platt: „Das kommt
auch daher, dass wir im<br />
Auto immer RTL-Radio auf<br />
Luxemburgisch hören.“ Lara<br />
Ludwig (17) aus Körperich<br />
platziert sich geradewegs in<br />
der Mitte: Sie versteht Platt,<br />
spricht sogar einige Brocken.<br />
Aber fließend ist das nicht.<br />
Dass grundsätzlich während<br />
der Schulpausen noch<br />
viel Platt zu hören sei, fällt<br />
Julia Elenz (31) auf, die hier<br />
Deutsch unterrichtet. In<br />
ihrem Grundkurs Geschichte<br />
der Stufe 12 haben gerade<br />
„Viele Schüler aus der Region sprechen<br />
Platt“ diagnostizieren Susanne<br />
Schmalen (links) und Julia Elenz,<br />
Lehrerinnen am Eifelgymnasium<br />
Neuerburg.<br />
sieben von 16 Schülern<br />
angegeben, dass sie Dialekt<br />
sprechen. Sie selbst ist in<br />
Speicher aufgewachsen, hat<br />
aber von ihren Eltern kein<br />
Platt gelernt.<br />
Nur ihre Großeltern haben<br />
es ihr näher gebracht. Ganz<br />
anders die Französisch-<br />
Lehrerin Susanna Schmalen<br />
(31): Sie hat als erste<br />
Muttersprache Eifler Platt<br />
gelernt – bis zum Kindergarten<br />
war das ihre einzige<br />
Sprache. In Schankweiler ist<br />
sie aufgewachsen, jetzt lebt<br />
sie im fünf Kilometer entfernten<br />
Ferschweiler. Hier wird<br />
sie immer an ihrer Sprache<br />
erkannt: „Wenn ich Platt<br />
spreche, merkt jeder sofort,<br />
dass ich nicht aus dem Ort<br />
stamme. Hier geht man ‚lafen‘<br />
oder ‚kafen‘. In Schankweiler<br />
sagen wir ‚lofen‘ und<br />
‚käfen‘.“ Während ihrer<br />
Jugend hat sie nur wenige<br />
Kinder gekannt, die so wie<br />
sie sprachen, die meisten<br />
haben zuhause in den 90ern<br />
hochdeutsch gelernt. Der<br />
Blick ins Eifelgymnasium<br />
macht Mut, denn immerhin<br />
lässt er vermuten, dass fast<br />
die Hälfte der Eifler Schüler<br />
noch guten Zugang zur<br />
Ursprache haben. Wie tief<br />
dieser Zugang ist, lässt sich<br />
allerdings schwerlich prüfen.<br />
Ob Dialekt auch Teil des<br />
Lehrplanes ist? „So wie alle<br />
anderen Soziolekte – von<br />
Jugendsprachen über Fachbis<br />
zu Bildungssprachen “,<br />
sagt Julia Elenz.<br />
Aber Platt ist kein eigenes<br />
Fach, sondern Teil der Reflektion<br />
über Sprache. Zum<br />
Beispiel spielt es bei der<br />
Analyse von Romanen oder<br />
Theaterstücken eine Rolle,<br />
wie der Protagonist spricht.<br />
Schmalen beobachtet indes,<br />
wie viele Wörter aus dem<br />
benachbarten Frankreich<br />
importiert wurden: „Viele<br />
ältere Leute sagen immer<br />
noch ‚Fouschert‘ zur Gabel,<br />
was von dem französischen<br />
Wort ‚Fourchette‘<br />
stammt. Und sie nennen den<br />
Regenschirm ‚Pallpri‘, was<br />
vom französischen ‚Parapluie‘<br />
stammt.“ Weil hiesigen<br />
Lehrern bewusst ist, dass<br />
Platt die Wurzel der Identität<br />
ist, klingt immerhin manches<br />
Lob im Eifelgymnasium<br />
so: „Dat as sching“ oder<br />
„dat haste god gemach“.<br />
„Muselfränkisch iewer all<br />
Grenzen“ – so titulierte<br />
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letzten Mal noch der deutsche<br />
Dialekt-Sprachraum im Mittelpunkt,<br />
so waren es in diesem Jahr<br />
die Nachbarn aus Luxemburg:<br />
„Mit den Menschen in Luxemburg<br />
sind wir ganz nah zusammen, das<br />
sollte uns nicht wundern. Denn<br />
bis zum Wiener Kongress im Jahr<br />
1915 gehörten wir zu Luxemburg.<br />
Danach wurden wir Preußen<br />
„Wir müssen viel tun, um die Sprache zu<br />
bewahren“, sagt Werner Pies, Initiator der<br />
Veranstaltung „Musekfränkisch iewer all<br />
Grenzen“ im Haus Beda.<br />
zugeschlagen.“ Der pensionierte<br />
Lehrer und Konrektor der<br />
Edith-Stein-Hauptschule hat drei<br />
Jahrzehnte der Kulturgemeinschaft<br />
<strong>Bit</strong>burg vorgestanden. Und er<br />
sah es immer als wichtig an, die<br />
Sprache zu bewahren. „Moselfränkisch<br />
ist die einzige Sprache<br />
der Welt, die in vier Ländern eine<br />
Rolle spielt.“ Neben Deutschland<br />
und Luxemburg sind das<br />
Teile Belgiens und Frankreichs.<br />
Mehrere CDs sind in Zusammenarbeit<br />
mit der Kulturgemeinschaft<br />
entstanden. Auf „Eefeler Sproch“<br />
etwa befinden sich 29 Sprachbeispiele<br />
aus der Region von Auw<br />
bei Prüm im Norden bis Irrel im<br />
Süden. Da hört man, dass „unser<br />
Vater“ in vier Weisen ausgedrückt<br />
wird: uhse Papp, eese Papp, oose<br />
Papp oder iese Papp. Zudem läuft<br />
mitten durch den Eifelkreis die<br />
G-J-Verschiebung. Deshalb sagen<br />
die <strong>Bit</strong>burger „goden Dach“ während<br />
Prümer „joden Dach“ sagen.<br />
Werner Pies ist in Hüttingen an<br />
der Kyll aufgewachsen. Er spricht<br />
noch heute mit seinen Freunden<br />
und der Familie Platt und ist<br />
6 | 7<br />
davon überzeugt, dass wir mehr<br />
tun müssen, um mit den Worten<br />
unsere kulturelle Identität zu<br />
bewahren. Sein Lieblingswort ist<br />
unbestritten das „Geheyschnis“:<br />
„Das ist mehr als nur ein Geheimnis.<br />
Es bezeichnet eine sehr enge<br />
Verbundenheit zwischen zwei<br />
Menschen und ist ein sehr liebevolles<br />
Gefühl“, sagt Pies.<br />
Dieser Begriff und viele andere<br />
könnten verlorengehen. Wer<br />
kennt denn heute noch ‚Schlachmundes‘<br />
für Zuckerrübensirup,<br />
oder ‚Mastenpudel‘ für jene Flüssigkeit,<br />
die aus Misthaufen rinnt?<br />
Dabei werden für ihn immer<br />
wieder tiefste Wurzeln sichtbar –<br />
zum Beispiel beim ‚Kneipchen‘:<br />
„So nannte man hier bei uns das<br />
kleinste Küchenmesser. Die Herkunft<br />
ist keltisch, die Verwandtschaft<br />
zum englischen ‚knife‘ ist<br />
nicht zu übersehen.“ In Ingendorf<br />
dichtet Mundartsängerin Sylvia<br />
Nels (45) bereits seit vielen Jahren<br />
Lieder in Eifler Dialekt. Sie ist<br />
überzeugt, dass die Texte im<br />
Dialekt aus ihren Herzen auf die<br />
Zunge kommen und deshalb auch<br />
in den Herzen der Hörer landen.<br />
Dabei nähert sie sich naturgemäß<br />
auch dem Wesen des Menschen<br />
aus dieser Region. Worauf lässt<br />
unser Dialekt schließen? „Die<br />
Menschen waren arm und hatten<br />
Die Aktion mit dem Bekenntnis zum Dialekt<br />
hat der Gewerbeverein <strong>Bit</strong>burg ins Leben<br />
gerufen. Viele Geschäfte machen mit.<br />
ums Überleben zu kämpfen. Für<br />
Wut und Argwohn gibt es ganz<br />
viele Begriffe. Es gab sogar mal<br />
ein Eifler Schimpfwörterbuch.<br />
Aber eine Liebeserklärung auf<br />
Platt ist fast unmöglich“, so ihre<br />
Diagnose. Dass es in der Eifel kein<br />
Wort für Liebe gibt, darüber hat<br />
sie längst ein Lied geschrieben.<br />
Hierzulande sagt man: „Eisch<br />
han Deisch gär“, oder „eisch sein<br />
fruh mat Dir“. Und man nutzt<br />
Methaphern wie „Dou bas mein<br />
Leevjen“ und „Dou bas mein<br />
Zockergutsjen“. Hinzu kommt,<br />
dass der Wortschatz doch sehr<br />
beschränkt war und deshalb alles<br />
mehrere Bedeutungen hatte – auf<br />
die Gesten und den Tonfall kam<br />
es also an. Wer von woanders<br />
kam, der sei argwöhnisch beäugt<br />
worden. Man habe vermutet, er<br />
wolle „den Stall leerfressen dann<br />
weiterziehen“. Zu Nels Lieblingswörtern<br />
gehören „hudelafatz“<br />
für ‚das ist kaputt‘ und der Fluch<br />
„sakrajiss“. Dabei ist gar nicht<br />
sicher, was er bedeutet: „Sakra<br />
bedeutet heilig und verdammt<br />
zugleich. Der zweite Teil könnte<br />
sowohl von Tag kommen als auch<br />
von Jesus. Ich bevorzuge letzteres.<br />
Der Eifler hat die heiligsten<br />
Wörter zum Fluch verdichtet, das<br />
gefällt mir gut.“<br />
Fünf Kinder aus dem Dorf trudeln<br />
pünktlich an diesem Montag zur<br />
Gitarrenstunde ein. Ob sie noch<br />
Platt sprechen? Elias (11) kennt<br />
es vom Opa: „Der hat nur Platt<br />
gekonnt, aber der ist gestorben als<br />
Platt kommt aus dem Herzen auf die Zunge und landet direkt in den Herzen der Zuhörer:<br />
Mundartsängerin Sylvia Nels (dritte von links) singt mit ihren Gitarrenschülern Pauline,<br />
Felix , Elias, Amelie und Alexa (v.l.n.r.) immer wieder Lieder auf Platt.<br />
ich zwei Jahre alt war.“ Alle fünf<br />
Kinder im Alter zwischen neun<br />
und elf Jahren sagen, dass sie<br />
ein „minibisschen“ Platt können.<br />
Mit Amelie (9) spricht der Opa<br />
Platt, sie versteht ihn zwar, aber<br />
sie antwortet ihm in Hochdeutsch.<br />
Sylvia meint, da müsse<br />
man dran schaffen und singt mit<br />
den Kindern immer wieder ihre<br />
Lieder: „Louster mol wat eisch Dir<br />
son, Krumpern kann man tron.<br />
„Junge Eltern sprechen wieder Platt mit<br />
ihren Kindern“: Den Trend hat Ilse Neumann-Kropp,<br />
Inhaberin der Flora-Apotheke<br />
festgestellt.<br />
Soll eisch Dir mol wat verzelen?<br />
Krumpern kann ma schelen. Soll<br />
eisch Dir wat verroden? Krumpern<br />
kann ma broden. Und dat durfs<br />
Dou nie vergäßen: Krumpern<br />
kann ma äßen.“ Viele Geschäfte<br />
in der Kreisstadt bekennen in<br />
ihren Schaufenstern: „Bei oos<br />
gett och platt geschwaat“. Wer<br />
in die Flora-Apotheke in <strong>Bit</strong>burg<br />
will, wird ebenfalls verstanden.<br />
An der Tür prangt das Schild „Mir<br />
schwäätzen Platt“ und das trifft<br />
hier für fast jeden Mitarbeiter zu.<br />
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berin Ilse Neumann-Kropp. Und<br />
sie hat einen neuen Trend ausgemacht:<br />
„Die jungen Eltern pflegen<br />
das Platt wieder und sprechen es<br />
auch mit ihren Kindern.“ In der<br />
Hauptstraße 38 kann Frau Unterwäsche<br />
im Mieder- und Dessousladen<br />
„Für Sie“ bei Rita Schmitz<br />
getrost in Moselfränkisch ordern.<br />
Im Reisebüro Holiday Land<br />
können Menschen die Fernreise<br />
gerne in <strong>Bit</strong>burger Platt buchen.<br />
In Kreissparkasse und Volksbank<br />
lassen sich Geschäfte auf Platt<br />
absprechen. Sogar im Krankenhaus<br />
<strong>Bit</strong>burg versteht fast jeder<br />
Wehwehchen in Eefeler Sproch.<br />
Bücher mit Heimatbezug gehen besonders<br />
gut“, sagt Rainer Thiemann, Inhaber der<br />
Buchhandlung LOGOS in St. Vith und <strong>Bit</strong>burg.<br />
©pictures by suse<br />
Auch Josef Junk, Bürgermeister<br />
der VG <strong>Bit</strong>burger Land, und Rainer<br />
Wirtz, hauptamtlicher Beigeordneter,<br />
führen ihre Verwaltung<br />
überwiegend in Platt. „Wenn Termine<br />
sind mit Menschen, die Platt<br />
sprechen, dann machen wir das<br />
auch. Gestern war ich zu einem<br />
90sten Geburtstag. Do sein die<br />
8 | 9<br />
Leut überrascht, wenn de Bürgermeester<br />
Platt schwätzt“, sagt Junk.<br />
Welche Vorteile das bringt? „Die<br />
Leute verlieren den überzogenen<br />
Respekt und sie fühlen sich sicherer,<br />
weil man sich dann näher ist“,<br />
sagt Wirtz. Beide stellen fest, dass<br />
immer mehr jüngere Menschen<br />
wieder Platt reden und vermuten,<br />
es sei wieder mehr im Kommen.<br />
Es scheint, als erlebe der Dialekt<br />
in dieser Region eine Renaissance.<br />
Ob das mit der Sehnsucht zu tun<br />
hat nach den eigenen Wurzeln?<br />
So ließe sich denn auch der Absatz<br />
von Büchern aus der Heimat<br />
erklären. Rainer Thiemann, der in<br />
St. Vith und <strong>Bit</strong>burg die Buchhandlung<br />
LOGOS betreibt, stellt<br />
immer wieder fest, dass Bücher<br />
mit regionalem Charakter sehr gut<br />
angenommen werden.<br />
So wurde auch das Kinder-<br />
Liederbuch „De Hohner plecke<br />
de Bloome“, das die Musikschule<br />
Landkreis Vulkaneifel herausgegeben<br />
hat, zum Renner. Thiemann:<br />
„Heimat hat mit Identifikation<br />
zu tun. Das spielt besonders im<br />
Zeitalter von Internet und Globalisierung<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Dazu tragen solche Bücher mit regionalem<br />
Charakter bei, die auch<br />
unsere Kinder ansprechen.“<br />
In all diese positive Besinnung<br />
auf unsere Wurzeln gießen<br />
Sprachwissenschaftler doch noch<br />
einige Wermutstropfen. Denn der<br />
Dialekt ist dadurch gekennzeichnet,<br />
dass es sich um eine lokal<br />
begrenzte Sprache mit eigener<br />
Grammatik handelt. Aber die<br />
Zukunft sieht wohl so aus, dass<br />
diese ursprünglichen Sprechweisen<br />
verschwinden und sogenannte<br />
Regiolekte ihren Platz einnehmen.<br />
Das sind regional gefärbte<br />
Umgangssprachen mit starken<br />
Einflüssen vom Hochdeutschen.<br />
Ist es also doch vorbei mit dem<br />
ursprünglichen Eifler Dialekt? Dr.<br />
Christoph Purschke, Sprachwissenschaftler<br />
an der Universität<br />
Luxemburg: „Es gibt einen Makrotrend,<br />
davon ist die Eifel genauso<br />
betroffen wie andere Regionen in<br />
Deutschland. Bedingt dadurch,<br />
dass jedes Kind zur Schule geht<br />
und mit Medien groß wird, gehen<br />
die Zahlen derjenigen, die Dialekt<br />
als Muttersprache lernen, zurück.“<br />
Das habe auch eine Studie im<br />
Raum Wittlich gezeigt, die den<br />
Spracherwerb von Kindern erforscht<br />
hat: Von mehr als 20 Kindern<br />
der erforschten Gruppe hatte<br />
tatsächlich nur noch eines den<br />
alten Dorf-Dialekt voll erworben.<br />
Alle anderen haben bereits den<br />
„Die alten Dialekte machen sogenannten<br />
Regiolekten Platz sagt Dr. Christoph<br />
Purschke, Sprachwissenschaftler an der<br />
Universität Luxemburg.<br />
Regiolekt gelernt – also Platt mit<br />
Streifen. Es ist demnach höchst<br />
selten, dass ein Kind zunächst nur<br />
mit Platt aufwächst. Schuld daran<br />
hat auch die Diskussion aus den<br />
70er und 80er Jahren, wo es hieß,<br />
dass Kinder dadurch schulische<br />
und berufliche Nachteile hätten.<br />
Diese Grundhaltung hat sich<br />
inzwischen verändert: „Kinder<br />
mit Dialekt können zwischen<br />
unterschiedlichen Sprachräumen<br />
wechseln. So bereiten sie sich<br />
früh auf das Erlernen anderer<br />
Sprachen vor.“ Laut Purschke<br />
bewahrt ein Dialekt das kulturelle<br />
Gedächtnis einer Gemeinschaft.<br />
„Das Problem ist: Oftmals haben<br />
Worte keinen Bezug mehr zur<br />
modernen Lebenswelt. Man muss<br />
also aufpassen, dass man nicht<br />
Dinge bewahrt, die kaum einen<br />
Bezug zur modernen Lebenswelt<br />
Er spricht immer noch Berbericher Platt:<br />
Markus Nöhl, Pressesprecher im Ministerium<br />
für Wissenschaft, Weiterbildung<br />
und Kultur in Mainz.<br />
haben.“ In Norddeutschland steht<br />
Niederdeutsch mancherorts sogar<br />
auf dem Stundenplan. Dort bringt<br />
man Kindern in der Grundschule<br />
Platt bei, damit es nicht ausstirbt.<br />
Ob es solche Aktivitäten auch<br />
in Rheinland-Pfalz gibt? „Eine<br />
entsprechende Initiative ist zurzeit<br />
nicht angedacht“, sagt Markus<br />
Nöhl, Pressesprecher des Ministeriums<br />
für Wissenschaft, Weiterbildung<br />
und Kultur in Mainz, auf<br />
Anfrage von <strong>o7</strong>. Die Berücksichtigung<br />
von regionalen Dialekten<br />
im Grundschulunterricht sei aber<br />
grundsätzlich möglich. Mundartgedichte<br />
könnten im Deutschunterricht<br />
eine Rolle spielen und im<br />
Musikunterricht könnten Mundartlieder<br />
gesungen werden. Markus<br />
Nöhl ließ sich aber eines nicht<br />
nehmen: Am Telefon hat er sein<br />
Platt aus „Beberich“ gesprochen.<br />
Er stammt nämlich aus Masholder<br />
und hat seine Wurzeln nicht<br />
vergessen, während er Geschichte<br />
und Politikwissenschaft in Trier<br />
und London studierte.
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An Saar und Mosel entlang, oder einfach mal die Weinberge hoch: Winfried Reis, Geschäftsführer von AliBi, hat das Radfahren als neues Hobby entdeckt.<br />
DAS KANN JEDEN TREFFEN!<br />
Zum Interview traf <strong>o7</strong> Winfried Reis (63), den Hobbyradfahrer und Geschäftsführer der „Arbeitslosen-Initiative<br />
<strong>Bit</strong>burg“, kurz AliBi GmbH. Von ihm wollten wir wissen, wie er und seine Mitarbeiter<br />
langzeitarbeitslosen Menschen helfen.<br />
Herr Reis, Sie haben gesagt, dass Radfahren<br />
ihre Leidenschaft ist. Was bringt<br />
Ihnen das Hobby?<br />
Das stimmt nicht ganz: Radfahren ist meine<br />
neue Leidenschaft geworden, nachdem ich im<br />
vergangenen Jahr eine Verletzung der Achilles-<br />
Sehne hatte. Vorher war ich regelmäßig 30<br />
Jahre lang joggen. Auf ärztliche Empfehlung<br />
verzichte ich jetzt darauf.<br />
Wo fahren Sie am liebsten?<br />
Ich lebe an der Saar und nutze gerne den Saarradweg<br />
oder den Moselradweg. Manchmal<br />
fahre ich auch einfach durch die Weinberge. Je<br />
nachdem wie es meine Zeit erlaubt, fahre ich<br />
zwei bis dreimal die Woche jeweils so um die<br />
30 Kilometer.<br />
Ist es Ihnen schwer gefallen, sich auf etwas<br />
Neues einzustellen?<br />
(lacht) Nein, gar nicht. Ich muss mich ja auch<br />
beruflich immer wieder auf neue Herausforderungen<br />
einlassen und sie bewältigen.<br />
Seit acht Jahren sind Sie Geschäftsführer bei<br />
AliBi. Welche neuen Herausforderungen warten<br />
denn in Ihrem Alltag?<br />
Es sind immer neue Mitarbeiter und neue Menschen,<br />
mit denen wir zu tun haben. AliBi ist ja<br />
ein Beschäftigungsträger, bei uns geht es zu 80<br />
Prozent um langzeitarbeitslose Menschen. Wir<br />
bieten fünf Projekte an, in denen sie auch von<br />
10 | 11<br />
pädagogischen Mitarbeitern betreut werden.<br />
Können Sie die Projekte beschreiben?<br />
Wir sind aktiv in der Integration von Flüchtlingen,<br />
helfen Beziehern von Arbeitslosengeld I<br />
dabei, nicht langzeitarbeitslos zu werden. Für<br />
Langzeitarbeitslose betreiben wir ein Second-<br />
Hand-Kaufhaus und eine Wäscherei. Dort arbeiten<br />
Angestellte zusammen mit so genannten<br />
Ein-Euro-Jobbern. Dann gibt es die „Perspektive<br />
Beschäftigung“, wo Menschen 40 Stunden<br />
pro Woche bei uns verbringen. Sie werden von<br />
Pädagogen betreut und arbeiten praktisch in<br />
der Hauswirtschaft oder im Gartenbereich.<br />
Was ist das Ziel Ihrer Projekte?<br />
Die Menschen sollen wieder auf dem ersten<br />
Arbeitsmarkt unterkommen. Und es geht auch<br />
darum, die Beschäftigungsfähigkeit wieder<br />
herzustellen. Andere fangen wir auf, damit<br />
sie überhaupt wieder am gesellschaftlichen<br />
Leben teilnehmen können. Das ist ein ganz<br />
neues Projekt des Ministeriums für Arbeit und<br />
Soziales. Hier geht es um das Coaching von<br />
Bedarfsgemeinschaften, die ALG II beziehen.<br />
Diese Unterstützung bieten wir zum ersten<br />
Mal auch im Kreis Vulkaneifel an.<br />
Inwiefern sollen die Betroffenen ein Coaching<br />
erfahren?<br />
Wir fahren zu den Familien nach Hause und<br />
helfen ihnen in allen Belangen, die sie alleine<br />
nicht zu lösen imstande sind. Mitarbeiter<br />
kümmern sich dann um die Suche nach einer<br />
Wohnung oder Kinderbetreuung. Oft geht es<br />
auch um gesundheitliche Probleme. Ganz<br />
nebenbei wollen wir das Bewusstsein bei den<br />
Kindern dafür stärken, dass sie später anders<br />
leben können als ihre Eltern.<br />
Warum sind Sie in den sozialen Bereich<br />
gegangen?<br />
Nach dem BWL-Studium war ich zunächst in<br />
einem Wirtschaftsunternehmen. Dann habe<br />
ich beim TÜV Rheinland im Bereich Akademie<br />
Aus- und Fortbildungen sowie Umschulungen<br />
gearbeitet. Mit den Akteuren wie Agentur für<br />
Arbeit und Jobcenter hatte ich damals auch<br />
zu tun. Deshalb habe ich mich hier beworben<br />
und den Job bekommen.<br />
Wie hat sich AliBi in den acht Jahre verändert?<br />
Als ich hier anfing, hatten wir 14 Mitarbeiter in<br />
drei Projekten. Jetzt sind es 30 fest angestellte<br />
Menschen in fünf Projekten. Wir haben das<br />
Kaufhaus umgestaltet. Jetzt präsentieren wir die<br />
gebrauchten Möbel und Kleidungsstücke besser.<br />
Wir haben gemeinsam mit dem Jobcenter<br />
neue Projekte angedacht und umgesetzt. Dazu<br />
gehört auch ein Fahrdienst für das Jobcenter.<br />
Transportieren Sie mit dem Fahrdienst die<br />
Mitarbeiter des Jobcenters?<br />
Nein, wir holen die Teilnehmer unserer Projek-
SSP_93x137_Anz_Roemerzeit_Orange7_01.indd 1 23.04.18 15:02<br />
te in den entlegenen Dörfern<br />
ab, da sie mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln meist nicht<br />
zu uns kommen können.<br />
Und wenn Kunden des Jobcenters<br />
zum Praktikum, zu<br />
Vorstellungs- oder Arzt-<br />
Terminen müssen, zu denen<br />
sie mit ÖPNV nicht pünktlich<br />
anreisen können, fahren<br />
wir sie hin. Die Fahrer sind<br />
Langzeitarbeitslose, deren<br />
Zeitverträge das Jobcenter<br />
fördert. Wenn sie Glück haben<br />
und sich der Fahrdienst<br />
etabliert, hätten sie eine feste<br />
Stelle.<br />
Wie finanziert sich AliBi?<br />
Wir generieren Mittel des<br />
Jobcenters <strong>Bit</strong>burg-Prüm,<br />
des Jobcenters Vulkaneifel,<br />
der Agentur für Arbeit. Dazu<br />
kommen Mittel des Landes<br />
und des Europäischen Sozialfonds.<br />
Zudem erhalten wir<br />
Spenden vom Bistum. Unser<br />
Jahresetat liegt bei rund einer<br />
Million Euro, dreißig Prozent<br />
davon erwirtschaften wir<br />
bereits selbst.<br />
Wie viele dieser Menschen<br />
schaffen es denn auf den<br />
ersten Arbeitsmarkt?<br />
Im vergangenen Jahr haben<br />
wir 45 von insgesamt 240<br />
Menschen vermittelt. Manche<br />
bringen wir in Rente, das<br />
zählt auch als Vermittlung<br />
und damit als Erfolg. Wir<br />
unterscheiden nicht zwischen<br />
Minijob, Teilzeit- oder<br />
Vollzeit. Bei jungen Leuten<br />
sind wir sehr erfolgreich. Bei<br />
den älteren gelingt es extrem<br />
selten.<br />
Welche Probleme bringt<br />
Ihre ältere Klientel mit?<br />
Diese Menschen bringen viel<br />
Lebenserfahrung mit, aber<br />
eben auch diverse<br />
Gebrechen. Deshalb sind<br />
sie nicht so leistungsfähig.<br />
Sie halten kaum acht<br />
Stunden durch, brauchen<br />
viele Pausen und fehlen<br />
manchmal. Wir haben dafür<br />
Verständnis, aber das haben<br />
wirtschaftlich denkende<br />
Unternehmen eben nicht.<br />
Ist es dieses Verständnis,<br />
das in unserer Gesellschaft<br />
fehlt?<br />
Ja, das ist Fakt: Gewinnorientierte<br />
Unternehmen<br />
glauben, sich solche<br />
Menschen nicht leisten zu<br />
können. Weiter, höher,<br />
schneller – das ist mit diesen<br />
Menschen nicht zu schaffen.<br />
Dabei kann es morgen jeden<br />
treffen, auch den Unternehmer<br />
selbst. Ein soziales<br />
Unternehmertum, das sich<br />
mit einem Status zufrieden<br />
gibt, und dafür auch Menschen<br />
mit Handicap toleriert,<br />
ist leider die Ausnahme. Und<br />
bei den Dax-Unternehmen<br />
geht es nur darum, welche<br />
Boni sich Manager noch<br />
einstreichen können. Wenn<br />
es Träger wie uns nicht geben<br />
würde, säßen diese<br />
Menschen alle zuhause<br />
auf der Couch ohne jede<br />
Chance auf gesellschaftliche<br />
Teilhabe.<br />
Erreichen Sie denn alle<br />
Betroffenen in der Region?<br />
Nein, bei weitem nicht.<br />
Wir haben im Alltag 140<br />
Menschen in unseren Maßnahmen.<br />
Das sind bestenfalls<br />
zehn Prozent. Die anderen<br />
90 Prozent sind sich selbst<br />
überlassen. Da müsste noch<br />
einiges passieren.<br />
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Er kommt spät, aber er kommt. Jetzt<br />
soll der T-Roc ein von diesem Hersteller<br />
bislang unbesetztes Segment „rocken“.<br />
So heißt es wörtlich bei Volkswagen, wo<br />
man sich nicht nur optisch mit neuen<br />
Modellen, sondern auch sprachlich<br />
verjüngen möchte. Europaweit ist jedes<br />
vierte Neufahrzeug mittlerweile ein Sport<br />
Utility Vehicle (SUV). Besonders steil ist<br />
dabei die Wachstumskurve der Kompakt-<br />
SUV. In Wolfsburg geht man sogar davon<br />
aus, dass das jährliche Volumen in diesem<br />
Segment von derzeit 6,4 Millionen<br />
Fahrzeugen binnen zehn Jahren auf etwa<br />
10,6 Millionen Fahrzeuge steigen wird.<br />
Produziert wird der Neue auf der<br />
Golf-Plattform in Portugal, aber er soll<br />
weit mehr sein als ein Golf mit erhöhter<br />
Sitzposition. Das zeigt er schon von<br />
außen im neuen Design, immerhin ist<br />
ein Volkswagen mit Ecken und Kanten<br />
gelungen. Die Frontpartie wirkt frisch,<br />
die flotte Dachlinie wird markant von<br />
einem Chromstreifen betont. Und zu den<br />
elf Grundfarben für den Außenlack bietet<br />
Volkswagen diverse Kontrasttöne fürs<br />
Dach. In der Ausstattungsvariante „Style“<br />
kann der Kunde sogar das Cockpit in<br />
Wunschfarbe passend zum Lack ordern.<br />
Das gab es bei einem Volkswagen bisher<br />
noch nicht. Im Innenraum sorgen dann<br />
bunte Kunststoffkonsolen, Lederstreifen<br />
und Ziernähte für Aufmerksamkeit. Dennoch<br />
ist das Interieur vom Material her<br />
eher an den Polo angelehnt.<br />
Die Technik, die Motoren, sowie die Ausstattung<br />
vom Navi übers Radio bis zu den<br />
Sicherheitssystemen stammen aus dem<br />
Baukastensystem des Bestsellers Golf.<br />
Motorisiert ist der Neuling wahlweise<br />
mit Benzinern mit 115, 150 und 190 PS,<br />
sowie mit bislang einem Dieselmotor, der<br />
150-PS auf die Straße bringt. Die Allrad-<br />
Variante ist ab 150 PS gegen Aufpreis zu<br />
haben, beim 190-PS-Motor ist 4Motion<br />
serienmäßig. Das Basismodell kostet<br />
20.390 Euro und liegt damit deutlich über<br />
den Wettbewerbern von Kia, Renault oder<br />
Opel. Aber er liegt immer noch knappe<br />
2.000 Euro unterhalb des sehr verwandten<br />
Q2 von Audi. Ob er das Zeug hat, das<br />
Segment aufzumischen? „Ganz eindeutig<br />
ja. Das Auto ist tatsächlich ein schicker<br />
Hingucker. Seit November ist es zu haben<br />
und die Nachfrage war von Anfang an<br />
groß“, sagt Willi Sonnengrün, Junior-Verkäufer<br />
bei Mais-Glandien, in Pronsfeld.<br />
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Listenpreis Basismodell:<br />
20.390 Euro<br />
Hauspreis Testausstattung:<br />
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„Der T-Roc ist auf jeden Fall ein Erfolgsmodell“,<br />
sagt Willi Sonnengrün, Junior-Verkäufer<br />
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Was trägt Frau im Frühjahr und Sommer 2018 an den Füßen? Bequem oder unbequem? Schlicht<br />
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unbedingt sehr gut passen, so dass<br />
sich meine Füße wohlfühlen.“ Vier<br />
Paar kommen bei „Solche Schuhe“<br />
Preis liegt? „Nein, die sind einfach<br />
super bequem und der Schuh fehlt<br />
noch in meiner Sammlung“, sagt<br />
viel mehr auf die Passform als aufs<br />
Aussehen“, sagt sie. Das gelte auch<br />
für Pumps und andere Schuhe<br />
tragen. Voll im Trend liegen zudem<br />
in die engere Wahl: der geblümte<br />
die Kundin. Was in der Sammlung<br />
mit hohen Absätzen. „Man muss<br />
Sneaker, also die bequemen Schuhe<br />
Schnür-Sneaker der Marke Remonte<br />
der 1,81 großen Anna Weber auch<br />
ja mehrere Stunden darin laufen<br />
zum Schlüpfen oder Schnüren mit<br />
mit Wechselfußbett zu 79,95 Euro;<br />
noch fehlt, sind Schuhe mit ganz<br />
können. Kauft man Schuhe allein<br />
der weißen Sohle ohne Absatz.<br />
der Sneaker zum Hineinschlüpfen<br />
hohem Absatz. „Bisher fand ich im-<br />
wegen der Optik, tut man seinen<br />
Die gibt es in allen Farben – uni,<br />
Füßen keinen Gefallen.“<br />
gemustert, geblümt oder mit Pail-<br />
Kundin Anna Weber probiert neben<br />
lettenbesatz. Ob die weiße Sohle<br />
Ballerinas in beige mit Perlenbe-<br />
nicht allzu schnell verschmutzt?<br />
satz von der Marke Ara (79,95<br />
Petra Solchenbach, Inhaberin von<br />
Euro), Pumps der Marke Gabor aus<br />
„Solche Schuhe“ in <strong>Bit</strong>burg, schüt-<br />
Textil in zartem Rosé gehalten und<br />
telt den Kopf: „Nein, das Material<br />
glitzernd zum Hauspreis von 71,95<br />
ist mit einer schmutzabweisenden<br />
Euro. Das sei ein Hingucker und<br />
Schicht versehen. Da kann nichts<br />
passieren.“ Außerdem sei ein Schuh<br />
ein Gebrauchsgegenstand, man<br />
Kundin Anna Weber (links) ist Schuhliebhaberin.<br />
Sie inspiziert regelmäßig das<br />
Sortiment von Petra Solchenbach, Inhaberin<br />
von „Solche Schuhe“ in <strong>Bit</strong>burg.<br />
„Auch Pumps müssen bequem sein“: Im<br />
„Schuhparadies“ <strong>Bit</strong>burg bedient Schuhfachverkäuferin<br />
Susanna Görgen die Kundin<br />
Anna Weber.<br />
das Rosé die perfekte Sommerfarbe,<br />
sagt die Verkäuferin. Aber Anna<br />
hat ihren Liebling längst bei einem<br />
dürfe ihm ansehen, dass er getragen<br />
der Marke Be Natural zu 89,95;<br />
mer, dass ich damit zu groß wäre,<br />
anderen Hersteller entdeckt: Es<br />
wird. Anna Weber (29) aus <strong>Bit</strong>burg<br />
der Schnürschuh der Marke Brako<br />
aber ich werde mir heute Pumps<br />
sind die leuchtend roten Pumps der<br />
ist regelmäßig hier auf der Suche<br />
aus rotem Naturleder zu 119 Euro<br />
anschauen.“ Auf ins Schuhparadies.<br />
Marke Paul Green aus reinem Leder<br />
nach Neuem. Ihr Schuhschrank<br />
und die Ballerinas von Gabor in<br />
Hier bedient die Schuhfachver-<br />
mit gut zehn Zentimeter hohem<br />
zuhause beherbergt immerhin 40<br />
der klassischen Farbkombination<br />
käuferin Susanna Görgen (20).<br />
Pfennigabsatz zu 109,95 Euro.<br />
bis 50 Paar zur Auswahl. Worauf<br />
Weiß-Rot-Blau aus Lackleder zu<br />
Aus ihrer Sicht geht der Trend auf<br />
„Die sehen super aus und sind<br />
legt sie Wert? „Zuallererst auf die<br />
69,95 Euro. Die Ballerinas machen<br />
jeden Fall hin zum bequemen<br />
überraschenderweise auch noch<br />
Optik, aber Schuhe sollten auch<br />
bei Anna das Rennen – ob das am<br />
Schuh. „Frauen achten inzwischen<br />
bequem.“<br />
15
Die Hauptstraße – einst Hauptverkehrsader zwischen <strong>Bit</strong>burg und Trier ist jetzt eine Sackgasse. Seit der Flughafen gebaut wurde, müssen alle den Umweg über Scharfbillig nehmen.<br />
TEUFEL SIND NICHT VERGESSEN<br />
Röhl hat fast alle Betriebe eingebüßt und wurde nach dem Bau des Flugplatzes sogar ausgesperrt.<br />
Dennoch hat dieses Dorf Wörter, Bräuche und Zusammenhalt bis heute bewahrt. Und ein Gasthaus.<br />
Die Hauptstraße in Röhl war früher die<br />
Hauptverbindungsstraße von <strong>Bit</strong>burg<br />
nach Speicher und von <strong>Bit</strong>burg rüber nach<br />
Trier. Als in den 50er Jahren in <strong>Bit</strong>burg der<br />
Flugplatz gebaut wurde, hat man Röhl mit<br />
einem Zaun ausgesperrt. Die Hauptstraße,<br />
die im weiteren Verlauf Alte Röhler Straße<br />
heißt, ist seither eine Sackgasse. Klaus-Dieter<br />
Lenz (70), der in seinem hübsch renovierten<br />
Elternhaus wohnt, das in der Feinebachstraße<br />
Nummer 1 direkt an die Hauptstraße grenzt,<br />
hat das als Kind erlebt: „Wir sind seitdem von<br />
Mötsch abgetrennt. Das waren von hier aus<br />
nur zwei Kilometer. Jetzt müssen wir immer<br />
den Umweg fahren über Scharfbillig und die<br />
B51. Dadurch sind es 13 Kilometer geworden.“<br />
Aber der aufgezwungene Umweg ist bei<br />
weitem nicht die einzige Veränderung, die sein<br />
Heimatort erlebt hat.<br />
In seiner Kindheit hatte hier noch jeder seine<br />
kleine Landwirtschaft. Es gab Lebensmittelgeschäfte<br />
und es gab Handwerksbetriebe – den<br />
Schmied, den Schreiner, den Anstreicher, den<br />
Elektriker. Davon ist nichts geblieben. Das sei<br />
schade, besonders für die älteren Menschen<br />
im Ort, meint Lenz. Immerhin kommen die<br />
mobilen Läden regelmäßig vorbei. Geblieben<br />
ist das Gasthaus Wings an der Hauptstraße 14.<br />
16 | 17<br />
Freitags übt der Musikverein im kleinen Saal,<br />
sofern der nicht mit einer Familienfeier belegt<br />
ist. Der Sportverein kommt nach den Spielen<br />
Hobby-Heimatforscher Klaus-Dieter Lenz könnte jedem<br />
Röhler etwas über seine Vorfahren erzählen – anhand<br />
der gesammelten Fotos und Trauerzettel.<br />
Gertrud und Hansi Thiel betreiben das Gasthaus<br />
Wings bereits seit 37 Jahren. Vererbt wurde es in Gertruds<br />
Familie immer an die Töchter.<br />
rein und die Wanderer gönnen sich nach der<br />
Tour ebenfalls ein Bierchen. Hier treffen sich<br />
die Menschen aus dem Dorf schon seit 196<br />
Jahren. Das Gasthaus wurde immer an eine<br />
Tochter weitergegeben. Gertrud Thiel (63) betreibt<br />
es bereits seit 37 Jahren gemeinsam mit<br />
ihrem Mann Hansi (68). Irgendwann soll es die<br />
Tochter weiterführen. Ob es eine Art Mitgift an<br />
die Tochter ist? Gertrud lacht: „Sie dürfen sich<br />
nicht vorstellen, dass man damit eine große<br />
Mitgift hat. Damit sich das rechnet, muss man<br />
schon Herzblut und viel Liebe investieren.“<br />
Das tut sie gerne, denn sie findet es wichtig,<br />
dass zumindest hier Jung und Alt noch miteinander<br />
reden. „Besonders schön ist es, wenn<br />
von früher erzählt wird und wenn dann auch<br />
wieder alte Begriffe benutzt werden, die heute<br />
keiner mehr kennt.“ Mit den alten Wörtern wie<br />
„Wiesbaum“ oder „Teufel“ wird ein Stück der<br />
Vergangenheit lebendig. Gertrud weiß, dass<br />
der Wiesbaum auf dem Heuwagen lag, damit<br />
das Heu unterwegs nicht runterfiel. Und dass<br />
es dazu auch den Teufel brauchte, die Kette<br />
zum Spannen des Wiesbaums. Früher hatte<br />
jeder hier im Ort ein paar Kühe. Mit denen<br />
ging man „muren“, dann haben die Tiere die<br />
Wegränder rundum abgeweidet. Auch heute,<br />
an einem ganz normalen Wochentag, sitzen<br />
hier Jung und Alt beisammen. Der 20-jährige<br />
Sebastian Loskyll lobt den guten Zusammenhalt<br />
im Ort. „Dazu tragen auch wir in der
Seit Generationen<br />
immer für Sie da!<br />
Das Gasthaus Reinhard Palzer Zunker im Zweiten Weltkrieg: Der<br />
Großvater der heutigen Wirtin Gertrud hämmert die Sense in Form,<br />
ihre Großmutter Gertrud ist mit dem Eimer unterwegs, die Schweine zu<br />
füttern. Und ihre Tante Katharina ist noch ein junges Mädchen.<br />
Lerchenfeldstr. 3 · 54662 Speicher<br />
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Jugendgruppe bei.“ Das<br />
gilt auch für die Pflege der<br />
Bräuche wie das Hüttenfeuer<br />
in der Osternacht,<br />
das Maibaumschlagen, das<br />
Wir sind bestimmt 40 Leute,<br />
wenn die Maibäume geschlagen<br />
werden“, sagt Sebastian Loskyll<br />
(20). Er mag den Zusammenhalt<br />
und die Bräuche.<br />
Ausrichten der Dorfkirmes.<br />
Sebastian lauscht gerne<br />
der Geschichte von Alfred<br />
Zimmer (72).<br />
Der erzählt vom Anstreicherbetrieb,<br />
den sein Großvater<br />
hier im Ort vor 130 Jahren<br />
gegründet hatte. Immerhin<br />
existiert er noch – Neffe Jörg<br />
Zimmer führt ihn in vierter<br />
Generation in Speicher<br />
weiter. Über jeden Vorfahren<br />
der hier geborenen Röhler<br />
könnte Hobby-Heimatforscher<br />
Lenz garantiert etwas<br />
erzählen. Denn er hat gut<br />
und gerne 1.500 Trauerzettel<br />
aus Röhl gesammelt,<br />
wie sie immer bei einer<br />
Beerdigung verteilt werden.<br />
Manche stammen noch aus<br />
Erinnert an früher: Alfred Zimmers<br />
erzählt beim gepflegten Bier<br />
von früher, als der Großvater den<br />
Anstreicher-Betrieb Zimmer gegründet<br />
hat.<br />
dem vorletzten Jahrhundert.<br />
Besonders religiös waren sie<br />
und viel stand dort geschrieben,<br />
als sie noch schlicht<br />
schwarz-weiß gedruckt<br />
wurden.<br />
So auch über den Mann<br />
aus Röhl, der von Beruf<br />
Steinhauer war und im Jahr<br />
1914 „ruhig und gottergeben<br />
im Herrn entschlafen“ ist.<br />
Wir erfahren, wen er wann<br />
aus welchem Ort geheiratet<br />
hatte, dass sie ihm bereits im<br />
Jahr 1905 „im Tode voraus<br />
gegangen“ war. Einige Jahre<br />
zuvor bereits und wann die<br />
Kinder geboren wurden.<br />
Heute sind die Zettel bunt,<br />
mit einer persönlichen Widmung<br />
versehen, beinhalten<br />
aber viel weniger Information.<br />
In Zukunft wird wohl<br />
kein Heimatforscher mehr<br />
aus Trauerzetteln schöpfen<br />
können. Aber was bleibt<br />
schon so wie es war?<br />
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Zu den Lieblingsgerichten der Gäste im Gasthof Im Radental gehört das Eifler Schnitzel. Koch und<br />
Inhaber Peter Irsch serviert es gerne mit frischen Bratkartoffeln und schöner Garnitur.<br />
WAS DIE GÄSTE LIEBEN<br />
In Fischbach und Oberraden leben insgesamt 70 Menschen.<br />
Dass sie immerhin noch den Gasthof „Im Radental“ haben, freut<br />
sie. Deshalb kommen sie gern zu Peter Irsch, genießen sein Essen<br />
und ein gepflegtes Bier.<br />
Peter Irsch (56) nimmt immer zwei<br />
kleine Schnitzelchen aus der Lende,<br />
wenn er das „Eifler Schnitzel“ zubereitet.<br />
Zuerst würzt er sie liebevoll von beiden<br />
Seiten. Für die Panade nimmt er das<br />
geschlagene Ei und Paniermehl, auf Mehl<br />
verzichtet er gänzlich. Dann lässt der Koch<br />
Schmalz in der Pfanne aus und brät das<br />
Fleisch langsam von beiden Seiten. Indes<br />
schneidet er Scheiben aus rohen Kartoffeln<br />
und gibt sie in die zweite Pfanne. In der<br />
dritten Pfanne brutzeln die Zwiebelringe<br />
und die beiden Baconscheiben rösten in<br />
der vierten.<br />
Sind die Schnitzel knusprig, verpasst<br />
er ihnen eine Einreibung mit Kaisersenf<br />
aus Monschau, weil man da noch grob<br />
gemahlene Senfkörner schmeckt. Obenauf<br />
thront am Ende das Spiegelei. Neben<br />
dem Cordon Bleu ist es das Lieblingsgericht<br />
seiner Gäste. Worauf Irsch bei der<br />
Zubereitung achtet? „Was wir anbieten,<br />
das wird frisch und aus frischen Produkten<br />
zubereitet.“ Zwölf Gerichte hat er auf der<br />
Karte – vom Schnitzel über das Lendchen<br />
bis zum Rumpsteak. In der Woche gehen<br />
die Snacks auf der Hand am besten. Also<br />
die hausgemachte Frikadelle, das Schnitzelbrötchen,<br />
die Bratwurst. Sonntags gibt<br />
es die Tagessuppe auf Kosten des Hauses<br />
zu jedem Gericht. Die Eltern hatten den<br />
Betrieb in den 60er Jahren eröffnet, damals<br />
gehörten noch 40 Gästezimmer mit<br />
Dusche und WC dazu. Weil die Gäste in<br />
den 80ern lieber in den Süden gereist sind,<br />
haben seine Brüder aus den Zimmern<br />
längst Wohnungen gemacht. 2012 hat<br />
Peter Irsch das Gasthaus nebst Saal und<br />
Küche von seinen Eltern übernommen.<br />
Seitdem hat er viel investiert in die Technik<br />
und die neuen Möbel im Saal. Vorher hatte<br />
der gelernte Koch im Eifelgymnasium die<br />
Küche für Schule und Internat geleitet. 350<br />
Essen am Tag – die dauernde Anspannung<br />
wurde irgendwann zu viel. „Ich habe<br />
Rückenprobleme und kann nicht dauernd<br />
stehen. Hier sind es ja viel weniger Essen<br />
und ich kann mich zwischendurch auch<br />
mal hinsetzen“, sagt Irsch.<br />
In Oberraden und Fischbach zusammen<br />
leben 70 Menschen, sie alle sind seine<br />
Gäste. Neben <strong>Bit</strong>burger Bier hat er Benediktiner<br />
Weizen im Ausschank. Aus dem<br />
dritten Hahn fließt zu Karneval ein Kölsch,<br />
über Pfingsten das Jever und zwei Mal im<br />
Jahr Altbier. Samstags ist fast immer der<br />
Saal belegt und zwei Darts-Vereine liefern<br />
sich dann gerne ein Duell. Sogar einen der<br />
inzwischen selten gewordenen Sparkästchenklubs<br />
beherbergt Peter Irsch.<br />
Sitzplätze<br />
· Saal 42 Plätze<br />
· Restaurant 22 Plätze<br />
· Terrasse 10 Plätze<br />
Öffnungszeiten Küche<br />
Donnerstag und Freitag:<br />
18 Uhr bis 22 Uhr<br />
Samstag: 15 Uhr bis 22 Uhr<br />
Sonntag: 11 Uhr bis 22 Uhr<br />
Ruhetage: Montag bis Mittwoch<br />
Hier im neu möblierten Saal ist Platz für Feiern<br />
jeder Art. Das Menü gestaltet der Inhaber<br />
nach Wunsch der Gäste.<br />
GASTHOF<br />
»Im Radental«<br />
Talstraße 8<br />
D-54675 Fischbach Oberraden<br />
Tel.: 06564-960597<br />
Fax.: 06564-960596<br />
19
JUNG, MÄNNLICH, EIFLER!<br />
Viele junge Männer kehren der Eifel den Rücken. Das beklagen unsere Unternehmer vor Ort, die<br />
händeringend Fachkräfte suchen. <strong>o7</strong> hat die Perspektive verändert und gefragt: Wer bleibt denn<br />
hier? Es sind viele!<br />
Oliver Enders (24) aus <strong>Bit</strong>burg zum<br />
Beispiel. Der staatlich geprüfte<br />
Maschinenbau-Techniker arbeitet beim<br />
Maschinenbauer PEDAX in der Konstruktion.<br />
Dort betreut er Standardisierungsprojekte<br />
und ist in der Auftragsabwicklung<br />
tätig. Gerade macht er nebenberuflich die<br />
Fortbildung zum technischen Betriebswirt.<br />
Dazu reist er abends nach Trier. Ob er<br />
ganz in die größere Stadt ziehen würde?<br />
„Auf gar keinen Fall! Ich fühle mich hier<br />
wohl. Ich habe einen sehr attraktiven<br />
Arbeitsplatz, nette Kollegen und <strong>Bit</strong>burg<br />
hat als Stadt genau die richtige Größe für<br />
mich“, sagt Enders. Sogar in der Freizeit<br />
habe sie einiges zu bieten.<br />
Als Jugendlicher im Alter von 18 bis 22<br />
Jahren hat er das noch anders gesehen.<br />
Damals musste es unbedingt die Disko<br />
sein und die hat er in Trier gefunden,<br />
nicht in der Eifel. Jetzt bevorzugt er die<br />
Locations in der kleineren Stadt, lobt das<br />
20 | 21<br />
In seiner Jugend hat es ihn in die Diskos nach Trier<br />
gezogen. Inzwischen bevorzugt Oliver Enders aus <strong>Bit</strong>burg<br />
die hiesigen Locations.<br />
Kevin Hack hat mal für ein Jahr in Trier gelebt. Damals<br />
hat er die Ruhe seines Eifeldorfes vermisst.<br />
Schwimmbad, die Eisbahn und den neuen<br />
Outdoor-Fitnesspark. Oliver beschreibt<br />
sich als Familienmensch, der dort bleiben<br />
will, wo Freunde und Familie zuhause<br />
sind. Und noch etwas kommt hinzu: Gerade<br />
zieht seine Freundin von der Mosel<br />
zu ihm nach <strong>Bit</strong>burg. „Sie hat eine neue<br />
Stelle gesucht und war flexibel. Ich wollte<br />
unbedingt bleiben – deshalb haben wir<br />
das so entschieden.“ Für Oliver Enders<br />
zeigen die Weichen Richtung Zukunft auf<br />
jeden Fall in die Eifel.<br />
Nur ein paar Türen weiter beim gleichen<br />
Unternehmen arbeitet Kevin Hack.<br />
Der 23-jährige Industriekaufmann ist in<br />
Winterspelt an der belgischen Grenze<br />
aufgewachsen. Sein Statement ist klar:<br />
„Ich würde gerne dort bleiben, wo ich<br />
jetzt bin. Das ist ein kleiner Ort, wo jeder<br />
jeden kennt. Wir haben die tolle Natur<br />
und ich kann die Radwege nutzen.“ Radfahren<br />
und wandern sind seine Leiden-
Mit Ehefrau Stefanie sowie den Töchtern Sarah Marie (7) und Cora<br />
Sophie (3) ist Christian vor einem Jahr ins eigene Haus nach Gondorf<br />
gezogen.<br />
schaften. Außerdem ist er<br />
aktiv im Fußballverein SG<br />
Winterspelt/Habscheid/<br />
Bleialf. Ob es ihn nie in<br />
die Großstadt gezogen<br />
hat? Kevin: „Ich habe mal<br />
ein Jahr in Trier gelebt.<br />
Das ist sehr anonym und<br />
in Bahnhofsnähe ziemlich<br />
laut. Ich habe die Ruhe<br />
auf dem Land vermisst.“<br />
Christian Reines (33) ist in<br />
Pickließem geboren und<br />
aufgewachsen. Vor einem<br />
Jahr hat der Bäckergeselle<br />
sich mit Ehefrau Stefanie<br />
sowie den Kindern Sarah<br />
Marie (7) und Cora Sophie<br />
Reiners freut sich, dass<br />
seine Kinder nicht in der<br />
Stadt, sondern auf dem<br />
Land aufwachsen dürfen.<br />
Denn hier in Gondorf<br />
haben sie einen eigenen<br />
Garten und eine Aussicht<br />
über den ganzen Ort bis<br />
hin zum Eifelpark. Dem<br />
Fußballverein SV Pickließem,<br />
in dem er lange<br />
aktiv gespielt hat, gehört<br />
er immer noch an. Er legt<br />
gerne Hand an, wenn Feiern<br />
vorbereitet werden. In<br />
die Diskotheken der großen<br />
Städte hat es ihn eher<br />
selten gelockt. Und, wie<br />
es sich in der Eifel gehört,<br />
hat er seine Frau vor zwölf<br />
Jahren auf der Kirmes in<br />
Nusbaum kennen gelernt.<br />
2008 wurde geheiratet<br />
und jetzt, mit dem neuen<br />
Haus, ist das Glück schon<br />
ziemlich perfekt.<br />
Unser Name steht für Erfahrung und Innovation in der<br />
Kunststoffverarbeitung. Die Entwicklung, Konstruktion<br />
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auch heute noch.<br />
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entfernten Gondorf<br />
gekauft. Die Eifel hat<br />
er bisher bestenfalls im<br />
Urlaub verlassen, warum<br />
sollte er auch? „Hier sind<br />
Familie, Freunde, Vereine<br />
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Diese drei jungen Männer<br />
würden junge Menschen<br />
gerne ermutigen, in der<br />
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In den Ortskernen, wo früher Handel und Wandel war, trifft man immer häufiger<br />
auf gähnende Leere. Einzelhändler geben auf oder gehen in den wohlverdienten<br />
Ruhestand. Nachfolger mit neuen Ideen sind schwer zu finden. Stattdesseen<br />
boomt der Handel in der Peripherie und entlang der Datenautobahn.<br />
Im Ortskern von Speicher stehen<br />
diverse Läden leer. Das betrifft das<br />
ehemalige Geschäft Euronics Conrad<br />
in der Bahnhofstraße, das seinen<br />
Sitz nach <strong>Bit</strong>burg verlegt hat. Nur<br />
ein paar Schritte entfernt war einst<br />
ein Schreibwarengeschäft – jetzt ist<br />
auch dort Leerstand. Gleich um die<br />
Ecke, direkt im Zentrum Am Markt,<br />
gab es mal ein kleines Lebensmittelgeschäft,<br />
daraus wurde längst eine<br />
Wohnung.<br />
Auch Ernst Follmann hat sein alteingesessenes<br />
Bekleidungsgeschäft<br />
Am Markt im Januar dieses Jahres<br />
aufgegeben – aus Altersgründen.<br />
Noch gibt es den Fashion Point,<br />
die Provinzial-Versicherung, das<br />
China-Restaurant, ein Geschäft für<br />
russische Lebensmittel und die Post.<br />
In der Metzgerei Müller, ebenfalls<br />
Am Markt, blickt Inhabergattin<br />
und Verkäuferin Marion Müller<br />
schon mit Sorge in die Zukunft:<br />
„Die Zustände hier am Markt sind<br />
schwierig, weil schon vieles weg<br />
ist. Wenn die Mischung nicht mehr<br />
stimmt, kommen die Menschen gar<br />
nicht mehr hierher.“ Wenn noch<br />
mehr Läden geschlossen würden,<br />
„Ich glaube nicht, dass wir überhaupt einen<br />
Mieter finden“, sagt Ernst Follmann, der sein<br />
Bekleidungsgeschäft in Speicher im Januar aus<br />
Altersgründen geschlossen hat.<br />
Wenn noch mehr Geschäfte aufgeben, dann<br />
sieht sie schwarz: Marion Müller, Inhabergattin<br />
und Verkäuferin in der Metzgerei Thomas Müller<br />
in Speicher.<br />
sähe sie persönlich schwarz. Müller:<br />
„Manche Kunden geben unumwunden<br />
zu, dass ihnen der Weg hierher<br />
zu weit ist, um den Ringel Fleischwurst<br />
beim Fachmann zu kaufen.<br />
Sie wollen alles an einer Stelle<br />
bekommen. Dabei haben wir sogar<br />
kostenlose Parkplätze direkt vor der<br />
Tür.“ Und immerhin gibt es neben<br />
den Fleischwaren längst ein kleines<br />
Angebot an Konserven, Obst oder<br />
Gemüse.<br />
Alles aus einer Hand bedeutet aber<br />
Einkauf in der nur wenige hundert<br />
Meter entfernten Kapellenstraße –<br />
bei Aldi, Rewe, Netto oder Rossmann.<br />
Hier ist die Peripherie, hier<br />
rollt der Rubel. Ernst Follmann, der<br />
im Januar geschlossen hat, macht<br />
sich keine Hoffnungen: „Bisher<br />
hatte ich eine Nachfrage zur Miete<br />
meiner Geschäftsräume. Für das<br />
Vorhaben waren die 400 Quadratmeter<br />
Ladenfläche plus Nebenräume<br />
zu groß. Ich gehe nicht davon<br />
aus, dass ich noch einen Mieter<br />
finden werde.“ Ob das am Preis lag?<br />
Nein, da sei er flexibel. Es liege in<br />
der Problematik aller Grundzentren<br />
begründet: „Unsere Innenstädte<br />
23
verlieren gegen die größeren Mittelzentren<br />
und gegen die Peripherie.“ Dass die Leerstände<br />
kein spezifisches Problem der Stadt<br />
Speicher sind, darauf weist auch Andreas<br />
Gerlach, der Vorsitzende des Gewerbevereins,<br />
hin. Was man hier vor Ort dagegen<br />
unternimmt? Zum Beispiel habe der Verein<br />
jüngst auf seiner Homepage die Rubrik<br />
„Neue Räume für neue Ideen“ eingerichtet.<br />
Dort werden drei der erwähnten Leerstände<br />
mit Bild und Exposé detailliert vorgestellt.<br />
Gebracht hat es im Fall des Bekleidungshauses<br />
Follmann bisher nichts. Gerlach<br />
und die anderen Gewerbetreibenden loben<br />
darüber hinaus die enge Zusammenarbeit<br />
mit der Kommune.<br />
Projekte wie die Erhaltung des Gymnasiums,<br />
der Neubau einer KITA, die Ausweitung<br />
von Wohngebieten, die Konversion<br />
von Industrie- und Gewerbebrachen, der<br />
Breitbandausbau und die Straßenerneuerung<br />
seien wesentliche Faktoren, um<br />
Familien nach Speicher zu locken. Damit<br />
könne man nachhaltig die Nachfrage<br />
erhöhen. „Der Speicherer Handel, das<br />
Handwerk und das produzierende Gewerbe<br />
sind immer noch so aufgestellt, dass es<br />
problemlos möglich ist, einen Hausbau ausschließlich<br />
mit ortsansässigen Unternehmen<br />
zu realisieren“, sagt Gerlach. Immerhin!<br />
In Kyllburg, laut Landes-Entwicklungsplan<br />
ein Zentrum der Grundversorgung, könnte<br />
man angesichts der Zahlen fast Boomtown<br />
vermuten. Dort stehen nur zwei Läden leer.<br />
Aber die Zahlen trügen: In Kyllburg gibt es<br />
jetzt schon keinen florierenden Einzelhandel<br />
mehr. Die kleinen Läden im Zentrum<br />
wurden längst zu Wohnungen umfunktioniert.<br />
Das weiß Bürgermeister Wolfgang<br />
Krämer, der hier aufgewachsen ist, genau:<br />
„Wir hatten mal gut 15 kleinere Einzelhändler<br />
hier in Kyllburg. Diese Strukturen<br />
haben wir verloren, aber größere gewinnen<br />
können.“ Die größeren Strukturen sind ganz<br />
schnell aufgezählt: Lidl sitzt zwar außerhalb<br />
des Zentrums, aber immer noch im Ort in<br />
der Bademer Straße; Edeka hat seinen Sitz<br />
am Bahnhof. Als einziges Geschäft im Zentrum<br />
ist „Shop In Shop“ in der Hahnstraße<br />
geblieben. Dort kann der geneigte Kunde<br />
Kunsthandwerk und vieles mehr finden. Die<br />
Ursache für die Veränderung vermutet Krämer<br />
darin, dass Kunden heutzutage mobiler<br />
und bequemer geworden sind: „Die Leute<br />
kaufen in Mittelzentren und zwar am liebsten<br />
entlang der Bundesstraßen, die sie ohnehin<br />
langfahren. Am liebsten würden sie<br />
mit dem Auto gleich bis reinfahren.“ Krämer<br />
wünscht sich wieder einen Einzelhandel<br />
Andreas Gerlach, Vorstandvorsitzender des Gewerbevereins<br />
Speicher hofft darauf, dass die Projekte der Stadt<br />
nachhaltig Früchte tragen.<br />
„Wir können uns nicht gegen die Entwicklung stemmen“,<br />
sagt Wolfgang Krämer, Ortsbürgermeister von Kyllburg.<br />
Die Mieten seien zu teuer in <strong>Bit</strong>burg, sonst wären die<br />
Läden in der Fußgängerzone nicht mehr leer, meint Alexander<br />
Triebel, Inhaber der Samartphone-Notaufnahme in<br />
der Petersstraße.<br />
in seiner Stadt, der alle Bedürfnisse deckt.<br />
Aber er weiß, dass er sich nicht gegen die<br />
Entwicklung stemmen kann. Und wie sieht<br />
es im Mittelzentrum <strong>Bit</strong>burg aus? Hier führt<br />
die Stadt penibel Listen über den Leerstand.<br />
Daraus geht hervor, dass die Zahl der Läden<br />
zwischen 2014 und 2017 von 301 auf 321<br />
gestiegen ist. In dieser Zeit ist der Leerstand<br />
in der Zone 1 (Fußgängerzone) von 15 auf<br />
sieben gesunken. Gleichzeitig ist er drum<br />
herum in Zone 2 gestiegen von 10 auf 18.<br />
Viele ehemalige Betriebe werden gar nicht<br />
gelistet, weil sie nicht mehr genutzt werden<br />
können. Oder weil sie dort stehen, wo die<br />
<strong>Bit</strong>-Galerie geplant ist. Die soll entlang der<br />
Trierer Straße vom Spittel bis hinten zur<br />
Kreissparkasse entstehen. Baubeginn war<br />
für März dieses Jahres angedacht, aber<br />
2019 sollen jetzt endgültig die Bagger<br />
anrücken. Davon erhofft man sich für<br />
die Stadt viel: Attraktive Geschäfte in der<br />
Galerie könnten mehr Kunden nach <strong>Bit</strong>burg<br />
bringen.<br />
Das wiederum könnte mehr attraktive<br />
Geschäfte in die gesamte Innenstadt locken.<br />
Alexander Triebel, Inhaber der Smartphone<br />
Notaufnahme in der Petersstraße, fürchtet<br />
das Gegenteil. Denn attraktive Marken<br />
hätten <strong>Bit</strong>burg längst eine Absage erteilt:<br />
„Bestimmt wird es so sein, dass Geschäfte<br />
aus der Innenstadt rüber in die Galerie gehen.<br />
Dann haben wir entlang der Fußgängerzone<br />
mehr Leerstand als jetzt. Und vielleicht<br />
kommt es sogar so wie in Trier, wo<br />
innerhalb der Galerie eine hohe Fluktuation<br />
herrscht wegen der hohen Preise.“ Noch<br />
wäre aus seiner Sicht mancher Leerstand<br />
hier in <strong>Bit</strong>burgs Zone 1 vermeidbar. Denn<br />
der resultiert aus seiner Erfahrung auch aus<br />
zu hohen Mieten. Hier in der Petersstraße,<br />
einer Seitenstraße der Hauptstraße, zahlt<br />
er für 45 Quadratmeter moderate 440 Euro<br />
pro Monat. „In der Hauptstraße gab es 20<br />
Quadratmeter nicht unter 500 Euro. Das<br />
ist viel zu teuer.“ Wohl deshalb sind diese<br />
beiden kleinen Läden in der Hauptstraße<br />
immer noch zu haben.<br />
Handel und Dienstleistung sind im<br />
Umbruch, das schlägt sich überall in der<br />
Region in den örtlichen Strukturen nieder.<br />
Rainer Wirtz, hauptamtlicher Beigeordneter<br />
der VG <strong>Bit</strong>burger Land, kennt die Ursache:<br />
„Man muss nur mal dem Postboten ins Auto<br />
schauen: So viele Pakete wie der jeden Tag<br />
transportiert, hatte er früher nicht mal im<br />
Monat.“ Wir sind es, die als Konsumenten<br />
mit den Füßen und per Mausklick darüber<br />
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WIE LAUFEN DIE GESCHÄFTE<br />
FRAU MOLITOR-STEIMETZ?<br />
Mutig hat sie vor acht Jahren den Neuanfang im Immobiliengeschäft gewagt.<br />
Dass daraus im Auf und Ab dieser Branche ein Erfolg wurde, hat Brigitte Molitor-<br />
Steimetz aus Bollendorf nur ihrem Instinkt und ihrem Engagement zu danken.<br />
Eigentlich hätte sie zufrieden sein können. Denn<br />
Brigitte Molitor-Steimetz, die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin<br />
und studierte Betriebswirtin, hatte das,<br />
was andere als Traumjob betrachten: Sie trug Verantwortung<br />
in einem großen Unternehmen in Luxemburg<br />
und verdiente damit gutes Geld. Aber sie merkte<br />
zunehmend, dass ihr etwas fehlte in diesem Bürojob.<br />
Hinzu kam das Faible, denn statt Modeblättchen zu<br />
wälzen oder Rezeptbücher zu sammeln, hat sie sich<br />
lieber Häuser angeschaut. Was sie daran faszinierte?<br />
„Jedes Haus hat eine Geschichte. Ich spüre mittlerweile<br />
schon beim Betreten, ob ein Haus eine gute<br />
Energie hat, ob Menschen dort glücklich sind und<br />
zu wem es passen könnten“, sagt Molitor-Steimetz.<br />
Ihre Leidenschaft siegte, sie kündigte den Job und<br />
startete als Immobilienmaklerin durch. Zunächst hat<br />
sie für ein bundesweit agierendes Unternehmen in<br />
der Grenzregion zu Luxemburg gearbeitet. Gegen<br />
die Abgabe von 30 Prozent des Umsatzes durfte sie<br />
an Schulungen teilnehmen und die Portale nutzen.<br />
Damals hat man zwar in ihr das Potenzial gesehen,<br />
das man für den Job brauchte. Gleichzeitig hat man<br />
aber vermutet, dass sie in einem völlig toten Gebiet<br />
ansässig sei. „Die haben sich sehr geirrt, schon nach<br />
wenigen Monaten habe ich mit meinem Umsatz<br />
das Gegenteil bewiesen.“ Nach einem Jahr hatte<br />
sie genug gelernt, um auf eigenen Füßen zu stehen<br />
– seitdem arbeitet sie unter ihren Initialen „BMS<br />
Immobilien“. Bis heute ist der Umsatz kontinuierlich<br />
gestiegen. Woran das liegt? „Hinter dem Erfolg steckt<br />
harte Arbeit. Da reichen acht Stunden nicht und auch<br />
nicht die Fünf-Tage-Woche. Das ist wie überall in der<br />
Dienstleistungsbranche so, dass ich oft sieben Tage<br />
die Woche beschäftigt bin.“<br />
Gerade war sie mit ihren erwachsenen Töchtern kurz<br />
in Rom, sogar dort klingelte das Telefon morgens um<br />
fünf Uhr. Molitor-Steimetz: „Man muss immer den<br />
besten Service bieten, sonst sind die Kunden weg.<br />
Und ich arbeite halt so, wie ich selbst als Kundin<br />
behandelt werden möchte.“ Ihre Kunden sind zu 90<br />
Prozent Menschen aus Luxemburg, die auf der deutschen<br />
Seite Wohnungen oder Häuser suchen. Aber<br />
sie vermittelt auch Immobilien in Luxemburg, Italien<br />
und Spanien. Überall gilt das Bestell-Prinzip – wer<br />
sie ruft, muss zahlen. Gerade eröffnet sie ein zweites<br />
Büro in Echternach. Und wenn sie einige Jahre in die<br />
Zukunft schaut, hat sie eigentlich nur einen Wunsch:<br />
Dass eine ihrer Töchter bei ihr einsteigt. Gründe<br />
dafür gibt es aus ihrer Sicht genug: „Das hat mit<br />
Leidenschaft zu tun. Und es ist einfach spannend,<br />
welche Menschen man trifft.“<br />
27
„ER WAR STETS BEMÜHT ...“<br />
Arbeitgeber müssen Arbeitszeugnisse „wohlwollend“ formulieren. Damit steigt das Risiko,<br />
dass sogar wegen Diebstahls gekündigte Mitarbeiter beim nächsten Arbeitgeber zuschlagen.<br />
Allerdings sind die Zeugnisse mittlerweile derart klausuliert, dass Arbeitnehmer gut daran tun,<br />
einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Das haben wir auch getan – und wollten von Fachanwalt<br />
und Unternehmern wissen, was sie von Zeugnissen halten.<br />
Thomas Flesch ist Inhaber<br />
der Bäckerei in Dudeldorf.<br />
In seinen elf Filialen arbeiten gut<br />
weil er gestohlen hat. Er wurde<br />
schon einige Male von künftigen<br />
Arbeitgebern seiner Ex-Mitarbeiter<br />
Probezeit. Cartus: „Wir haben<br />
Fachkräftemangel. Da ist man froh<br />
um jeden, der sich bewirbt. Ob er<br />
ohnehin wieder ändern. Die Zeit<br />
spare ich lieber.“ Grundsätzlich,<br />
so die aktuelle Rechtsprechung, ist<br />
90 Verkäuferinnen. Er weiß aus<br />
angerufen und befragt. „Dann<br />
aber tatsächlich geeignet ist, zeigt<br />
der Arbeitgeber gehalten, seinem<br />
eigener Erfahrung: „Diese Zeug-<br />
sage ich aber die Wahrheit“, so<br />
sich im Alltag.“ Er arbeitet lieber<br />
Schützling ein „wohlwollendes<br />
nisse sind nicht aussagekräftig.“<br />
Zeugnis“ der Note „befriedigend“<br />
Wenn er selbst welche schreibt,<br />
auszustellen. Wer glaubt, als<br />
dann biegt auch er die Wahrheit<br />
Arbeitnehmer besser gewesen zu<br />
gerade. Warum? „Weil das Gesetz<br />
sein, der muss das nachweisen.<br />
ist. Wenn jemand klaut, darf ich<br />
Attestiert der Arbeitgeber nur<br />
es nicht reinschreiben.“ Wenn<br />
ausreichend oder gar mangelhaft,<br />
eine gute Mitarbeiterin geht,<br />
muss auch er den Nachweis dafür<br />
nutzt er die Formulierungen „Zur<br />
erbringen. Arbeitnehmer sollten<br />
vollsten Zufriedenheit“. Und „wir<br />
aber Formulierungen genau lesen,<br />
bedauern ihren Entschluss, unser<br />
denn die Tücke steckt im Detail.<br />
Unternehmen zu verlassen, sehr“.<br />
Dann fügt er sogar hinzu, dass<br />
diese Dame ehrlich und zuverläs-<br />
Weil es die Rechtsprechung so will, biegt<br />
auch Bäckermeister Thomas Flesch die<br />
Wahrheit zuweilen gerade.<br />
Dominik Cartus, Leiter des Seniorenheims<br />
Casa Reha Birkenhof in <strong>Bit</strong>burg,<br />
setzt auf Menschenkenntnis statt auf Arbeitszeugnisse.<br />
Markus Eifel, Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht: „Zu mir kommen oft<br />
Mandanten, die sicher sind, dass<br />
sig war. Schreibt Flesch dagegen<br />
Flesch. Dominik Cartus, Leiter<br />
mit einer Fachkraft weniger, als<br />
sie ein tolles Zeugnis erhalten<br />
„wir waren mit ihrer Arbeit<br />
der Casa Reha in <strong>Bit</strong>burg, hat<br />
dass der Name des Hauses wegen<br />
haben. Bis ich ihnen sage, was<br />
zufrieden“, so entspricht das<br />
eine ähnliche Haltung: „Auf<br />
eines Mitarbeiters in Verruf gerät,<br />
da wirklich steht.“ Eifel analysiert<br />
der gesetzlich geforderten Note<br />
Arbeitszeugnisse gebe ich keinen<br />
weil er sich nicht an Regeln hält.<br />
Satz für Satz, denn die Formulie-<br />
„befriedigend“. Die bekommt<br />
Pfifferling.“ Er setzt lieber auf<br />
Und welche Zeugnisse stellt er<br />
rungen entsprechen Benotungsstu-<br />
auch derjenige, dem er gerne ein<br />
seine Menschenkenntnis und auf<br />
selbst aus? „Ich schreibe nur noch<br />
fen. Mancher lässt sich täuschen,<br />
mangelhaft attestieren würde,<br />
die Erfahrungen während der<br />
gute Zeugnisse. Sonst muss ich sie<br />
nur weil sie wohlwollend klingen.<br />
28 | 29
Eifel: „Er war stets bemüht ist<br />
das beste Beispiel: Das klingt<br />
fast positiv, entspricht aber<br />
tatsächlich einem Mangelhaft.“<br />
Manchmal steht in der<br />
Weil Zeugnisse laut Gesetzgeber<br />
„wohlwollend“ formuliert sein<br />
müssen, steckt die Tücke im Detail.<br />
Markus Eifel, Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht in <strong>Bit</strong>burg, unterstützt<br />
Arbeitgeber beim punktgenauen<br />
Schreiben und Arbeitnehmer beim<br />
Lesen von Arbeitszeugnissen.<br />
Beurteilung des Sozialverhaltens,<br />
dass man gesellig<br />
gewesen sei, immer auf die<br />
Kollegen zuging – auch das<br />
sei mit Vorsicht zu genießen:<br />
„Das kann bedeuten, dass<br />
man gerne einen bechert<br />
und eher auf der Party als auf<br />
der Arbeit zu finden war.“<br />
Hat ein Mitarbeiter gestohlen<br />
und wurde erwischt, folgt die<br />
fristlose Kündigung. Solche<br />
Fälle landen oft vor dem<br />
Arbeitsgericht. Markus Eifel<br />
holt für seine Mandanten in<br />
solchen Kündigungsschutzverfahren<br />
neben einer finanziellen<br />
Abfindung möglichst<br />
ein Zeugnis der Note zwei<br />
heraus. Dann steht diese Formulierung<br />
im Vergleich: „Der<br />
Beklagte (das Unternehmen<br />
/ Anmerkung der Red) erteilt<br />
dem Kläger eine gute Leistungs-<br />
und Führungsbeurteilung<br />
unter Verwendung der<br />
Dankes-, Bedauerns- und<br />
Wunschesformel.“<br />
Warum bekommt ein Dieb<br />
dann sogar das bessere<br />
Zeugnis? „Unter Umständen<br />
hat jemand zwanzig Jahre<br />
gute Arbeit geleistet. Hätte<br />
er nicht zum Schluss den<br />
Bock geschossen, wäre er<br />
sicher noch viele Jahre im<br />
Unternehmen geblieben.<br />
Deshalb sollte man niemandem<br />
die Zukunft verbauen.“<br />
Unternehmer regt das auf,<br />
denn dadurch verlieren<br />
Arbeitszeugnisse gänzlich<br />
an Aussagekraft. Nicht offen<br />
gegenüber orange7, aber<br />
inoffiziell räumen einige ein,<br />
dass es „schwarze Listen“ in<br />
diversen Branchen gibt. Die<br />
würden nicht geschrieben,<br />
sondern mündlich beim<br />
Bierchen weitergegeben.<br />
Noten für Fachwissen im Arbeitszeugnis:<br />
„Verfügt über äußerst profundes Fachwissen, welches<br />
er stets effektiv und erfolgreich einsetzte.“ Das<br />
ist eine klare Note sehr gut.<br />
„Verfügt über profundes Fachwissen, welches er<br />
effektiv und erfolgreich in der Praxis einsetzte“ – das<br />
entspricht der Note gut.<br />
„Verfügt über ein recht weites Fachwissen, welches<br />
er erfolgreich in der Praxis einsetzte“ – das wäre<br />
befriedigend.<br />
„Verfügt in seinem Bereich über ein hinreichendes<br />
Fachwissen“ – ausreichend.<br />
„War bemüht, Fachwissen weiter zu entwickeln und<br />
es in der Praxis einzusetzen“ – das ist mangelhaft.<br />
Steht über Fachwissen nichts im Zeugnis, so bedeutet<br />
das beredte Schweigen die Note ungenügend.<br />
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Noch ist er im ersten Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker SHK. Aber dieses Ausdehnungsgefäß an<br />
der Pelletsheizung kann Fabian Grün schon selbstständig austauschen.<br />
Fabian Grün (17) aus Orsfeld hat als<br />
kleiner Junge schon immer sehr gerne<br />
bei seinen Eltern und Großeltern im<br />
landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet.<br />
Deshalb war ihm sehr früh klar, dass er<br />
keinesfalls in einem Beruf im Büro landen<br />
wollte. Fabian wollte ein Handwerk<br />
erlernen. Bei Klein Umwelttechnik in<br />
Badem hatte er sich gleich für sein erstes<br />
Berufspraktikum beworben. Das gefiel<br />
ihm so gut, dass er im Anschluss während<br />
der Ferien noch freiwillige Praktika<br />
bei diesem Unternehmen gemacht hat.<br />
„Das war genau der richtige Bereich für<br />
mich. Es hat mir sehr gut gefallen – auch<br />
mit den Kollegen“, so Grün.<br />
Noch vor dem Realschulabschluss<br />
bewarb er sich um die Ausbildungsstelle<br />
als Anlagenmechaniker für Sanitär-,<br />
Heizungs- und Klimatechnik (SHK) bei<br />
dem Unternehmen in Badem und die<br />
Zusage kam aufgrund des Engagements<br />
postwendend. Jetzt hat Fabian Grün das<br />
erste von dreieinhalb Ausbildungsjahren<br />
schon fast geschafft. Einst waren es<br />
zwei Berufe – der Zentralheizungs- und<br />
Lüftungsbauer und der Installateur für<br />
Gas und Wasser. Vor 15 Jahren wurde<br />
daraus eine Ausbildung. Entsprechend<br />
viel gilt es zu lernen. Worauf achten die<br />
erfahrenen Ausbilder bei der Auswahl<br />
künftiger Azubis? „Die Noten in Physik<br />
und Mathematik sollten schon gut sein.<br />
In der Berufsschule und in der Praxis gilt<br />
es, Heizlasten, Wärmelasten und viele<br />
andere Parameter zu berechnen“, sagt<br />
Daniel Marx, SHK-Meister und Ausbilder<br />
bei Klein Umwelttechnik.<br />
Zudem müssten die künftigen Gesellen<br />
hohe Verantwortung beim Umgang mit<br />
Gas und dem Lebensmittel Wasser tragen,<br />
dessen sollten sie sich bewusst sein.<br />
Hier im Betrieb Klein legt man überdies<br />
Wert auf Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit,<br />
Kollegialität und einen freundlichen<br />
Umgang mit den Kunden. Fabian Grün<br />
fühlt sich im Ausbildungsbetrieb bis<br />
heute rundum wohl. Wenn er Fragen<br />
hat, helfen die erfahrenen Kollegen<br />
weiter. Außerdem beurteilt er seinen<br />
Arbeitsalltag als sehr abwechslungsreich:<br />
„Manchmal bin ich unterwegs mit dem<br />
Kundendienstmonteur und unterstütze<br />
ihn beim Service. Ansonsten fahre ich<br />
mit auf unterschiedliche Baustellen, wo<br />
neue Anlagen montiert werden.“
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