MEHR MEDIMAX Magazin Ausgabe 2
Ausgabe 2
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ZEHN HISTORISCHE<br />
WM-MOMENTE<br />
WM 2018<br />
Von großer Freude bis zu tiefem Schmerz: Es gibt Begegnungen,<br />
die sich ins kollektive Fußballgedächtnis eingebrannt haben.<br />
Hier zehn unvergessliche WM-Momente.<br />
Text: Francis Meerwald<br />
4. JULI 1954:<br />
DAS WUNDER VON BERN<br />
„Schäfer – nach innen geflankt – Kopfball,<br />
abgewehrt – aus dem Hintergrund müsste<br />
Rahn schießen. Rahn schießt! Tor, Tor,<br />
Tor!“ Kaum eine Sportreportage ist so in<br />
das kollektive Gedächtnis eingegangen<br />
wie die von Herbert Zimmermann. Das Finale<br />
der WM 1954, das der Außenseiter<br />
Deutschland gegen den großen Favoriten<br />
Ungarn gewann, ist auch so etwas wie ein<br />
Ur-Mythos der Bundesrepublik, fünf Jahre<br />
nach der Gründung. Schon 1934 hatte das<br />
DFB-Team erstmals überraschend gegen<br />
Ungarn gewonnen, mit 3:1 im Frankfurter<br />
Waldstadion. Ungarn betrieb den Fußball<br />
damals bereits unter professionellen Bedingungen,<br />
die Deutschen waren Amateure.<br />
Der Sieg von 1934 war gewissermaßen<br />
noch überraschender als der von 1954 –<br />
und die Ungarn hätten womöglich besser<br />
daran getan, sich vor dem Finale als Warnung<br />
an dieses Freundschaftsspiel zu erinnern<br />
und nicht an das letztlich wertlose<br />
8:3 gegen die Deutschen aus der Vorrunde.<br />
30. JULI 1966:<br />
DAS TOR VON WEMBLEY<br />
90<br />
Hätte es damals einen Videobeweis gegeben<br />
und ein Elfmeterschießen, auf dem<br />
Trikot „Der Mannschaft“ hätte ein fünf ter<br />
Stern geprangt. Denn beide Tore, die in<br />
der Verlängerung des WM-Endspiels von<br />
1966 fielen, waren irregulär. Auch das berühmte<br />
3:2 von Geoff Hurst war wohl eher<br />
kein Tor. Seit der letzten WM schauen pro<br />
Ge häuse sieben Kameras auf die Torlinie<br />
und den Ball, eine Fehlentscheidung wie<br />
da mals wäre heute nicht mehr möglich.<br />
Auch das 4:2 von Geoff Hurst aus der 120.<br />
Minute war irregulär: Dutzende Fans hatten<br />
schon voll Euphorie den Platz gestürmt.<br />
17. JUNI 1970:<br />
DAS JAHRHUNDERTSPIEL<br />
Schon einmal setzten die Italiener im Halbfinale<br />
deutschen Titelträumen ein Ende, den<br />
Pokal holten damals die Brasilianer. Ein Elfmeterschießen,<br />
auf das der DFB 2006 wohl<br />
hoffte, hätte es nicht gegeben, sondern bei<br />
Unentschieden nach Verlängerung ein Wiederholungsspiel.<br />
So suchten beide Teams in<br />
den zweimal 15 Minuten die Entscheidung.<br />
Bei müden Mannschaften griffen taktische<br />
Vorgaben nicht mehr, fünf Tore und ein zweimaliger<br />
Führungswechsel waren die Fol ge<br />
– mit einem glücklicheren Ende für Italien:<br />
dem 4:3 durch Rivera wussten Müller und<br />
Kollegen nichts mehr entgegenzusetzen.<br />
7. JULI 1974:<br />
DER TRAUM VON MÜNCHEN<br />
Kaum zu glauben: Das Finale von München<br />
war bereits das zehnte WM-Endspiel, aber<br />
das erste, in dem der Schiedsrichter auf<br />
Strafstoß entschied. Und das gleich zweimal.<br />
Der erste Elfmeter war berechtigt,<br />
nach nur einer Minute stand es 1:0 für<br />
WM: Die zehn schönsten WM-Momente<br />
die favorisierten Niederländer. Der erste<br />
deutsche Spieler am Ball war Torwart Sepp<br />
Maier, der den von Johann Neeskens wuchtig<br />
in die Mitte des Tores getretenen Ball<br />
wieder aus dem Netz holte. Der zweite Elfmeter<br />
wiederum hätte einen Videobeweis<br />
nicht überstanden. Wenn man es gut mit<br />
dem Frankfurter Stürmer Bernd Hölzenbein<br />
meint, kann man sagen, dass er die<br />
Gunst der Stunde nutzte, indem er über<br />
ein niederländisches Abwehrbein stolperte.<br />
Paul Breitner verwandelte humorlos zum<br />
Ausgleich. Noch vor der Pause zeigte Gerd<br />
Müller, warum er der beste Stürmer seiner<br />
Zeit war: Torhüter Jan Jongbloed machte<br />
nicht einmal eine Abwehrreaktion, so<br />
verblüfft war er. Dass die Deutschen zum<br />
zweiten Mal Weltmeister wurden, lag an<br />
Sepp Maier. Die Niederlande waren zwar<br />
an jenem Tag das bessere Team, im Tor<br />
hielt „Die Katze von Anzing“ jedoch alles<br />
Haltbare und manches Unhaltbare.<br />
21. JUNI 1978: DER<br />
NARRISCHE VON CORDOBA<br />
Begonnen haben wir die WM-Highlights mit<br />
einer legendären Radioreportage, hier folgt<br />
eine weitere: Das Spiel, um das es geht, war<br />
zum Vergessen, Österreich bereits ausgeschieden,<br />
Deutschland hätte einen hohen<br />
Sieg benötigt. Aber die Österreicher erwiesen<br />
sich als erstaunlich zäh. Dann fiel<br />
das Siegestor für Österreich, begleitet von<br />
den unsterblichen Worten des Edi Finger:<br />
„Da kommt Krankl […] in den Strafraum –<br />
Schuss … Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor,<br />
Tooor! I wer’ narrisch! Krankl schießt ein –