I Kurz gemeldet .Kurz gemeldet . Kurz gemeldet - Bundesverband ...
I Kurz gemeldet .Kurz gemeldet . Kurz gemeldet - Bundesverband ...
I Kurz gemeldet .Kurz gemeldet . Kurz gemeldet - Bundesverband ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
9. Jahrgang<br />
Die verkehrspolitische Bedeutung der<br />
Binnenschiffahrt, die wirtschaftliche<br />
Lage der deutschen Unternehmen<br />
und die Möglichkeit der Verbesserung<br />
von Rahmenbedingungen standen im<br />
Mittelpunkt eines Gesprächs, das Bun-<br />
desverkehrsminister Reinhard Klimmt<br />
mit BDB-Präsident Heinz Hofmann<br />
und Hauptgeschäftsführer Gerhard v.<br />
Haus am 25. Januar 2000 in Berlin<br />
führte. Klimmt erläuterte in diesem Zusammenhang<br />
das vitale Interesse der<br />
Bundesregierung, zur Entlastung der<br />
Straße und Stärkung der umweltfreundlichen<br />
Wasserstraße und Schiene<br />
eine gezielte Politik zu betreiben.<br />
Informationen des <strong>Bundesverband</strong>es der Deutschen Binnenschiffahrt e.V.<br />
Freie Kapazitäten dieser Verkehrsträger<br />
müßten genutzt, der kombinierte<br />
Verkehr gestützt und alles unternommen<br />
werden, um das erwartete Verkehrswachstum<br />
in einer für Mensch<br />
und Umwelt erträglichen Form abzu-<br />
wickeln. Dabei spiele die Binnenschifffahrt<br />
auch eine unverzichtbare Rolle.<br />
BDB-Präsident Hofmann hatte zuvor<br />
den Wunschkatalog der Binnenschiffahrt<br />
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
vorgetragen und dabei<br />
auch auf die Bedeutung dieses<br />
Verkehrsträgers für den Güterfernverkehr<br />
in Deutschland hingewiesen. Im-<br />
Februar 2000 . Nr. 1<br />
BDB im Gespräch mit Minister Reinhard Klimmt:<br />
Wettbewerbsverzerrungen schaden deutschem Gewerbe<br />
Präsident Heinz Hofmann, Minister Reinhard Klimmt und Gerhard v. Haus<br />
merhin vollbringe das Binnenschiff eine<br />
Verkehrsleistung, die bei etwa 90<br />
Prozent der Deutschen Bahn liege.<br />
Die Liberalisierung des Verkehrsmarktes<br />
ohne die von der vorherigen Regierung<br />
versprochene Harmonisierung<br />
habe erheblich dazu beigetragen, daß<br />
seit der Tarifaufhebung ein Drittel der<br />
deutschen Binnenschiffsunternehmen<br />
aus dem Markt ausgeschieden seien.<br />
Das Gewerbe versuche aber, durch<br />
Innovation, gesteigerte Produktivität<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Eigene Gewerbevertretung<br />
ist unverzichtbar<br />
Donauausbau in der<br />
Diskussion<br />
Schwerguttransporte<br />
bleiben auf der Straße<br />
Abfallübereinkommen<br />
schützt die Umwelt<br />
Zwei Präsidenten gehen<br />
von Bord<br />
Telematik
2<br />
und großes persönliches Engagement<br />
die Krise zu bewältigen. Dabei hoffe<br />
es auf mittlere Sicht auf einen Abbau<br />
der Wettbewerbsverzerrungen gegenüber<br />
dem Hauptkonkurrenten Niederlande.<br />
Dies seien vor allen Dingen erhebliche<br />
steuerliche Nachteile beim<br />
Betrieb eines Binnenschiffs und die<br />
hohen Belastungen durch die Beiträge<br />
zur Berufsgenossenschaft.<br />
Auch die Konkurrenzsituation zur<br />
Bahn, die die Zusammenarbeit und<br />
Kooperation in weiten Bereichen zu<br />
verhindern suche, erschwere der Binnenschiffahrt<br />
die Erschließung neuer<br />
zusätzlicher Transporte. Überteuerte<br />
Angebotspreise für Zu- und Ablaufverkehre,<br />
verzögerte Abgabe von Angeboten<br />
oder die Nichtbeantwortung von<br />
Preisanfragen ließen die von der Politik<br />
geforderte Kooperation zu einem<br />
Wunschtraum werden. Die Bahn interessiere<br />
sich nur für die Binnenschifffahrt,<br />
wenn sie dadurch neue Verkehre<br />
akquiriere, Preisvorteile gegenüber<br />
eigenen Verkehren erreiche oder die<br />
Preisführerschaft in der Transportkette<br />
übernehmen könne.<br />
Verständnis zeigten die BDB-Vertreter<br />
für die durch die schwierige Finanzsituation<br />
ausgelöste zeitliche Streckung<br />
bei der Fertigstellung von Wasserbaumaßnahmen.<br />
Sie legten allerdings<br />
Wert auf eine klare Prioritätensetzung<br />
und schnellstmögliche Realisierung<br />
des Projektes 17 Deutsche Einheit.<br />
Nach der Fertigstellung der Elbquerung<br />
und der dazugehörigen Abzugsbauwerke<br />
müßte der Zeitraum für eine<br />
durchgängige Befahrbarkeit des Elbe-<br />
Havel-Kanals und der Havel nach<br />
Berlin mit Großmotorgüterschiffen<br />
möglichst rasch realisiert werden.<br />
Eine besondere Bedeutung räumte<br />
Hofmann der Beseitigung der Engpaßstelle<br />
auf der Donau zwischen<br />
Straubing und Vilshofen ein. Der BDB<br />
erwarte in diesem Jahr eine positive<br />
Entscheidung der Bundesregierung<br />
und des Freistaates Bayern zum Ausbau<br />
dieses Teilstücks mit einer<br />
Schleuse, der eine ganzjährige Befahrbarkeit<br />
für den wichtigen Verkehr<br />
zwischen der Nordsee und dem Donauraum<br />
mit einer Abladetiefe von<br />
2,50 Meter erlaube.<br />
Verkehrsminister Reinhard Klimmt<br />
kündigte eine Entscheidung nach Vorlage<br />
der in Auftrag gegebenen Gutachten<br />
für die zweite Jahreshälfte an.<br />
Diese würde sich an der ökonomischen<br />
Notwendigkeit unter Beachtung<br />
auch ökologischer Belange orientieren.<br />
Man könne nicht immer nur von<br />
der Bedeutung des umweltfreundlichen<br />
Verkehrsträgers Binnenschiff reden,<br />
ohne auch konkrete Maßnahmen<br />
zu dessen Förderung zu ergreifen. Er<br />
sei in dieser Frage nicht festgelegt.<br />
Die Forderung nach dem Bau einer<br />
Schleuse werde sorgfältig geprüft.<br />
Auch er sei der Meinung, daß diese<br />
Engpaßstelle durch geeignete Maßnahmen<br />
beseitigt werden müsse.<br />
Grundsätzlich sei er der Auffassung,<br />
daß Wasserstraße und Schiene grös-<br />
sere Verantwortung im Verkehr übernehmen<br />
müßten. Wegen des begrenzten<br />
Verkehrsnetzes bei Schiene<br />
und Wasserstraße sei der Lkw vor allem<br />
in seiner Verteilerfunktion in der<br />
Fläche unverzichtbar. Das Verkehrswachstum<br />
müsse im wesentlichen auf<br />
der mittleren, vor allem aber auf der<br />
langen Distanz von der Straße - soweit<br />
wirtschaftlich möglich und verkehrspolitisch<br />
sinnvoll - von der Schifffahrt<br />
und der Bahn übernommen werden.<br />
Dazu gäbe es keine vernünftige<br />
Alternative.<br />
Zu dem Konkurrenzverhältnis Bahn/<br />
Binnenschiffahrt meinte Klimmt, daß<br />
die Bahnreform neben der Schaffung<br />
eines modernen Verkehrsunternehmens<br />
auch das Ziel gehabt habe,<br />
nicht der Wasserstraße, sondern der<br />
Straße die Fracht abzujagen. Deshalb<br />
begrüße er die jetzige Philosophie der<br />
Bahn unter ihrem neuen Chef Hartmut<br />
Mehdorn, den Stückgutverkehr deutlich<br />
zu stärken und durch Expreßgutangebote<br />
die Attraktivität zu erhöhen.<br />
Die belastende Wirkung der Wettbewerbsverzerrungen<br />
für die deutschen<br />
Binnenschiffahrtsunternehmen gegenüber<br />
der niederländischen Konkurrenz<br />
ist auch Klimmt ein Dorn im Auge.<br />
Diese könnten aber nur in einem<br />
schwierigen Prozeß mittel- bis langfristig<br />
abgebaut werden. Eine isolierte<br />
Änderung der Steuergesetze nur für<br />
einen Wirtschaftsbereich sei nicht<br />
möglich. Die niederländische Wirt-<br />
schafts- und Steuerpolitik messe dem<br />
Verkehrssektor wegen des großen<br />
Gewichts in den Niederlanden eine<br />
hohe Bedeutung bei. Der Weg zur<br />
Harmonisierung innerhalb der Europäischen<br />
Union sei nach allen Erfahrungen<br />
ein langer und schwieriger Prozeß.<br />
Minister Reinhard Klimmt und die<br />
BDB-Vertreter sind übereingekommen,<br />
den Meinungsaustausch auf Abteilungsleiterebene<br />
fortzusetzen, wobei<br />
auch die Zusammenarbeit zwischen<br />
Ministerium und BDB auf dem<br />
Gebiet des kombinierten Verkehrs intensiviert<br />
werden soll.<br />
I
3<br />
IHK Berlin:<br />
Wettbewerbsnachteile für Schiffahrt im Verkehr nach Berlin<br />
Die Industrie- und Handelskammern<br />
von Berlin und Brandenburg sehen in<br />
einem Schreiben an Bundesverkehrsminister<br />
Reinahrd Klimmt mit großer<br />
Sorge, daß sich die Fertigstellung des<br />
Projektes 17 weiter verzögert. Der<br />
Verkehr auf Schiene und Straße profitiert<br />
schon heute erheblich von der<br />
schrittweisen Fertigstellung der Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit. Die<br />
Wasserstraßen sind aber noch immer<br />
auf Schiffsgrößen der Vorkriegszeit<br />
ausgerichtet. Es besteht ein hohes Risiko,<br />
daß die Binnenschiffahrt im<br />
Wettbewerb der Verkehrsträger dauerhaft<br />
zurückbleibt.<br />
Nach ersten Plänen sollte das Projekt<br />
17 bereits im Jahr 2002 fertiggestellt<br />
sein. Wichtige Einzelvorhaben, wie<br />
das Wasserstraßenkreuz Magdeburg<br />
und die Schleuse Charlottenburg in<br />
Berlin, sind inzwischen im Bau. Aufgrund<br />
der Streckung der zur Verfügung<br />
stehenden Mittel werden sich<br />
die übrigen Ausbaumaßnahmen je-<br />
Bei Regierungsübernahme, so Klimmt<br />
in seiner Antwort, hat die Bundesregierung<br />
eine Erblast der alten Bundesregierung<br />
vorgefunden, die ihren<br />
Ausdruck in hoher Arbeitslosigkeit, einer<br />
hohen Abgabenbelastung und einer<br />
nicht mehr tragbaren Staatsverschuldung<br />
gefunden hat. Bei einem<br />
Schuldenstand von 1,5 Billionen DM<br />
muß der Bund jährlich Zinslasten von<br />
82 Milliarden DM tragen, die für produktive<br />
Zwecke nicht mehr zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Die Bundesregierung hat daher mit<br />
ihrem Zukunftsprogramm den erforderlichen<br />
Weg der Konsolidierung angetreten.<br />
Trotz der Konsolidierung des<br />
Bundeshaushalts wird auch in Zukunft<br />
ein hohes Investitionsniveau sichergestellt.<br />
Die Bundesregierung hat deshalb<br />
auf der Grundlage der geltenden<br />
Finanzplanung alle laufenden Vorhaben<br />
sowie alle finanzierbaren Vorhaben<br />
bei Straße, Schiene und Wasserstraße,<br />
die bis 2002 begonnen werden<br />
sollen, in dem Investitionsprogramm<br />
1999 bis 2002 zusammengefaßt.<br />
Das Investitionsprogramm über-<br />
doch zum Teil um viele Jahre verzögern.<br />
Die Wirtschaft in Berlin und<br />
Brandenburg erwartet trotz dieser erheblichen<br />
Verzögerungen eine vollständige<br />
Fertigstellung bis zum Berliner<br />
Westhafen bis zum Jahr 2010.<br />
Erst dann kann sich die Binnenschiffahrt<br />
als moderner Verkehrsträger<br />
auch nach Osteuropa profilieren.<br />
Die Verzögerungen beim Wasserstraßenbau<br />
bringen insbesondere die<br />
Hafenplanung für Berlin-Brandenburg<br />
in Schwierigkeiten. Der Westhafen,<br />
als Berliner Endpunkt des Projektes<br />
17, wird gegenwärtig mit Unterstützung<br />
der EU modernisiert und zum innerstädtischen<br />
Logistikzentrum ausgebaut.<br />
Das Container-Terminal, ein<br />
Herzstück der neuen Anlage, soll bereits<br />
im Frühjahr 2001 fertiggestellt<br />
werden. Wegen der Verspätung auch<br />
bei der notwendigen Anhebung von<br />
zehn Brücken kann es voraussichtlich<br />
jedoch erst ab 2006 richtig genutzt<br />
werden.<br />
brückt den Zeitraum bis zur Verabschiedung<br />
eines neuen Bundesverkehrswegeplans.<br />
Selbstverständlich<br />
werden auch dann die Investitionen<br />
auf hohem Niveau fortgeführt.<br />
Das Investitionsprogramm enthält 916<br />
hoch prioritäre Aus- und Neubaumaßnahmen<br />
mit einem Investitionsvolumen<br />
von 64,5 Milliarden DM - darin<br />
enthalten sind auch die erforderlichen<br />
Mittel für Ersatz und Erhaltung der bestehenden<br />
Infrastruktur - sowie die zur<br />
Zeit prioritären Maßnahmen mit einem<br />
Investitionsvolumen in Höhe von weiteren<br />
2,85 Milliarden DM.<br />
Dieses kürzlich von der Bundesregierung<br />
verabschiedete Investitionsprogramm<br />
berücksichtigt auch die Wasserstraßen<br />
der östlichen Bundesländer.<br />
Neben dem herausragenden Projekt<br />
17 der Verkehrsprojekte Deutsche<br />
Einheit wurden auch der Ausbau der<br />
Mittel- und Oberelbe, der Havel-Oder-<br />
Wasserstraße, der Berliner Wasserstraße<br />
und der Spree-Oder-Wasserstraße<br />
hoch prioritär eingestuft. Das<br />
Programm ist ein erster Schritt auf<br />
Die Industrie- und Handelskammern<br />
von Berlin und Brandenburg appellieren<br />
deshalb an den Bundesverkehrsminister,<br />
die bestehende Finanzplanung<br />
für das Projekt 17 noch einmal<br />
zu überdenken. Nur dann wird der kostengünstige<br />
und umweltfreundliche<br />
Verkehrsträger Binnenschiffahrt auch<br />
im Osten Deutschlands seine Chance<br />
erhalten. Voraussetzung hierfür ist,<br />
daß der Ausbau der Strecke zügig<br />
vollendet wird. Für die geplante EU-<br />
Erweiterung und den damit verbundenen<br />
Anstieg des Güteraustauschs<br />
zwischen Deutschland und Polen ist<br />
die schnelle Realisierung des Projektes<br />
17 besonders wichtig. Dies gilt insbesondere<br />
auch für den Teltowkanal,<br />
dessen Ausbau erst nach 2010 geplant<br />
ist, und für die damit unmittelbar<br />
verbundene Entwicklung des Hafens<br />
König-Wusterhausen, der das höchste<br />
Güteraufkommen aller Häfen in Brandenburg<br />
aufweist. I<br />
Minister Reinhard Klimmt:<br />
Alle Planungen für östliche Wasserstraßen gehen weiter!<br />
dem Weg zu einer verläßlichen, realistischen<br />
Investitionsplanung und<br />
schafft für die Regionen Planungssicherheit.<br />
Mit den derzeitigen Haushaltsansätzen<br />
in der Finanzplanung<br />
sind sicherheitsrelevante Ersatzinvestitionen<br />
und die Fortführung laufender<br />
Maßnahmen sichergestellt.<br />
Im Rahmen der Konsolidierung des<br />
Staatshaushaltes müssen auch die<br />
Wasserstraßen ihren Beitrag hierzu<br />
erbringen. Zeitliche Verschiebungen<br />
sind daher unvermeidbar. Davon ist<br />
auch die Hebung der Vorrangbrücken<br />
für den zweilagigen Containerverkehr<br />
nach Berlin betroffen. Alle Planungen<br />
für die östlichen Wasserstraßen werden<br />
aber ohne Einschränkungen weitergeführt,<br />
um möglichst rasch die<br />
Baureife herzustellen. „Ich werde mich<br />
verstärkt für die Bereitstellung zusätzlicher<br />
Haushalsmittel auch für die<br />
Wasserstraßen einsetzen,“ so Klimmt<br />
„um so den weiteren Ausbau der ostdeutschen<br />
Wasserstraßen entsprechend<br />
beschleunigen zu können.<br />
I
4<br />
Hauptgeschäftsführer Gerhard v. Haus:<br />
Ohne eigene Interessenvertretung gibt sich das Gewerbe<br />
auf - Trittbrettfahrer handeln unsolidarisch!<br />
Der <strong>Bundesverband</strong> der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt ist die Gewerbevertretung<br />
seiner Mitgliedsunternehmen.<br />
Seine Bemühungen sind darauf gerichtet,<br />
die Rahmenbedingungen, unter<br />
denen die Schiffahrt ihren Gütertransport<br />
erbringt, so vorteilhaft zu gestalten,<br />
daß ein wirtschaftlicher Erfolg<br />
weitgehend garantiert ist. Das Gewerbe<br />
muß einerseits von belastenden<br />
Vorschriften und Auflagen verschont<br />
werden, andererseits soll den berechtigten<br />
Belangen der gesamten Schifffahrt<br />
oder auch einzelner Unternehmen<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Diese Interessenvertretung kann am<br />
besten von zentraler Stelle von einem<br />
schlagkräftigen Verband wirkungsvoll<br />
durchgesetzt werden.<br />
Die Palette der Aufgaben weist eine<br />
große Spannweite auf. Sie reicht von<br />
der Einflußnahme auf die Politik bei<br />
der Formulierung von Gesetzen und<br />
Verordnungen über die Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei Presse, Funk und Fernsehen<br />
bis zur Lösung von individuellen<br />
Problemen eines Partikuliers, der<br />
einen Stromanschluß für sein Schiff<br />
an einer Liegestelle benötigt.<br />
Das ständige Gespräch mit der Politik<br />
auf nationaler Ebene in Berlin und<br />
Bonn und auf internationaler Ebene in<br />
Brüssel, Straßburg und Genf dient<br />
dem gegenseitigen Meinungsaustausch,<br />
vor allem wenn Regelungen<br />
erlassen werden, von denen die Binnenschiffahrt<br />
mittelbar oder unmittelbar<br />
betroffen ist. Ganz gleich, ob es<br />
sich um Fragen der Scheinselbständigkeit,<br />
um die Besteuerung der Unterkunft<br />
an Bord als geldwerter Vorteil,<br />
um Abschreibungszeiträume von<br />
Schiffen, das Haftungsrecht oder um<br />
Lade- und Löschzeiten handelt. Die<br />
Themenliste kann beliebig erweitert<br />
werden.<br />
Ohne den massiven Druck des BDB<br />
auf die Bundesregierung hätte es weder<br />
das 100-Millionen-DM-Programm<br />
noch die Eishilfe gegeben; eine Abwrackaktion<br />
1996 bis 1998 mit der Bereitstellung<br />
von 60 Mio. DM aus dem<br />
Bundeshaushalt wäre an den Ministern<br />
Waigel und Wissmann gescheitert;<br />
eine Lade- und Löschzeiten-Verordnung<br />
wäre ersatzlos gestrichen<br />
worden; die bewilligten Ausbildungsbeihilfen<br />
und die Gleichstellung der<br />
Binnenschiffahrt mit Bahn und Lkw bei<br />
der Förderung von Terminals zum<br />
kombinierten Verkehr wären nicht erfolgt;<br />
mit den Initiativen des BDB zur<br />
Verbesserung der Bemannungsordnung<br />
auf nationaler und internationaler<br />
Ebene sind wir auf gutem Wege;<br />
um nur einige wichtige Bespiele zu<br />
nennen.<br />
Der Erfolg einer Gewerbevertretung<br />
ist schwer meßbar. Vor allen Dingen<br />
deshalb, weil vielen nicht bewußt ist,<br />
welche Verschlechterungen der Rahmenbedingungen<br />
eingetreten wären,<br />
hätte der Verband nicht rechtzeitig interveniert.<br />
Der ursprüngliche Entwurf<br />
zum Haftungsrecht hätte bei seiner<br />
Umsetzung zu unkalkulierbaren Risiken<br />
beim Betrieb von Binnenschiffen<br />
geführt. Die Versicherungsprämien<br />
wären - wenn das Risiko überhaupt<br />
versicherbar gewesen wäre - in<br />
schwindelerregende Höhe getrieben<br />
worden. Im technischen Bereich würde<br />
es Vorschriften geben, die sich<br />
nicht nur als unbürokratische Hemmnisse<br />
erwiesen hätten, sondern bei<br />
deren Umsetzung auch erhebliche<br />
Kosten beim Bau und Betrieb von<br />
Schiffen entstanden wären.<br />
Man denke nur an die Regelungen in<br />
der Rheinschiffs-Untersuchungsordnung<br />
oder die Fortentwicklung des<br />
Gefahrgutrechts (ADNR) bei der Zentralkommission<br />
für die Rheinschiffahrt<br />
in Straßburg. Der BDB hat in beiden<br />
und vielen anderen Fällen maßgeblich<br />
dazu beigetragen, daß überzogene<br />
Vorstellungen nicht in die Praxis umgesetzt<br />
wurden. Das beschlossene<br />
Abfallübereinkommen trägt auch die<br />
Handschrift der Gewerbeverbände auf<br />
internationaler Ebene. Dasselbe gilt<br />
für die Einstufung der transportierten<br />
Stoffe als Gefahrgut. Wenn es nach<br />
dem Willen mancher „Sachverständigen“<br />
ginge, würden selbst Kies und<br />
Sand zum Gefahrgut erklärt.<br />
Gemeinsam mit den Wasser- und<br />
Schiffahrtsdirektionen wird in den<br />
zehn Bezirksausschüssen des BDB<br />
um den richtigen Weg bei Ausbaumaßnahmen,Schleusenbetriebszeiten,<br />
Liegeplätzen und vielen anderen,<br />
Gerhard v. Haus<br />
für den Alltag des Partikuliers wichtigen<br />
Festlegungen gerungen.<br />
Auf internationaler Ebene hat sich der<br />
BDB mit den Partnerverbänden der<br />
Rheinuferstaaten, Belgiens und Österreichs<br />
in der Internationalen Binnenschiffahrts-Union,<br />
die gegenüber der<br />
Generaldirektion Verkehr der EU-<br />
Kommission in Brüssel als Partner<br />
auftritt, und der Internationalen Arbeitsgemeinschaft<br />
der Rheinschiffahrt<br />
gegenüber der Zentralkommission für<br />
die Rheinschiffahrt organisiert.<br />
Die Strukturbereinigung wäre ohne<br />
diese Interessenvertretung in einer für<br />
das europäische Binnenschiffahrtsgewerbe<br />
nicht so positiven Art und Weise<br />
abgewickelt worden. Finanzielle<br />
Hilfen aus den EU-Kassen wären vermutlich<br />
unterblieben. Die Zentralkommission<br />
für die Rheinschiffahrt ist<br />
durch die Gewerbeverbände als Hüterin<br />
der Freiheit der Schiffahrt auf dem<br />
Rhein gestärkt worden und sieht sich<br />
durch diese fachliche und kompetente<br />
Unterstützung in der Lage, sachgerechte<br />
Entscheidungen für die Rheinschiffahrt<br />
zu treffen.<br />
Selbst in Genf in einer Arbeitsgruppe<br />
des Wirtschaftsausschusses der Vereinten<br />
Nationen haben Vertreter des<br />
Verbandes an der Formulierung eines<br />
Übereinkommens für den Gefahrgut-
5<br />
transport in Europa mitgewirkt, um<br />
dort den berechtigten Belangen der<br />
Binnenschiffahrt Rechnung zu tragen<br />
und den Sicherheitsstandard zu erhalten<br />
und ihn für den Betrieb von Ostschiffen<br />
auf EU-Gewässern obligatorisch<br />
zu machen.<br />
Dies alles konnte und kann der BDB<br />
nur mit einer kompetenten und<br />
schlagkräftigen Mannschaft leisten,<br />
die zudem der ehrenamtlichen Unterstützung<br />
von Fachleuten aus den Mitgliedsunternehmen<br />
bedarf. Zwölf Ausschüsse,<br />
Arbeitskreise und Kommissionen<br />
beschäftigen sich mit den Themen<br />
Tankschiffahrt, Schiff und Maschine,<br />
Transport gefährlicher Güter,<br />
Nautik und Verkehrstechnik, Kombinierter<br />
Verkehr, Betriebswirtschaft auf<br />
dem Schiff, Bunker- und Entsorgungsbetriebe,<br />
Ost-West-Verkehr, Recht<br />
und Versicherung, Steuern und mit<br />
der Personenschiffahrt.<br />
Die dort erarbeiteten Vorstellungen<br />
und Konzepte sind Gegenstand der<br />
Erörterungen mit Regierung, Verwaltungen<br />
und verkehrswissenschaftlichen<br />
Instituten. Dies hilft den Verantwortlichen<br />
bei ihren Entscheidungen.<br />
Auch die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
für den Verkehrsträger Binnenschiff<br />
ist Aufgabe eines Berufsverbandes.<br />
Der ständige Kontakt mit den<br />
Vertretern von Presse, Funk und<br />
Fernsehen gehört ebenso zu den täglichen<br />
Tätigkeiten des BDB wie die<br />
Herstellung und Verbreitung von Werbeprospekten,<br />
Broschüren und Veröffentlichungen.<br />
Mit eigenen Veranstaltungen<br />
und Vorträgen, der Selbstdarstellung<br />
auf Verkehrsmessen und<br />
Ausstellungen soll der breiten Öffentlichkeit<br />
und allen an der Binnenschifffahrt<br />
Interessierten der ehemals „vergessene<br />
Verkehrsträger“ und dessen<br />
Bedeutung für den Güterverkehr -<br />
auch als Alternative zur Straße und<br />
Schiene - nahegebracht werden.<br />
Diese Aufgaben, die schließlich durch<br />
eine umfassende und permanente Information<br />
über alle wichtigen Sachverhalte,<br />
die für den Betrieb eines Schifffahrtsunternehemens<br />
von großer Bedeutung<br />
sind, ergänzt werden, können<br />
nur erledigt werden, wenn entsprechende<br />
Finanzmittel dafür bereitgestellt<br />
werden. Dies erfolgt durch die<br />
Beiträge der Mitgliedsunternehmen,<br />
die sich ihrer Verantwortung als Nutznießer<br />
der Verbandsarbeit bewußt<br />
sind. Leider gibt es immer noch eine<br />
beträchtliche Anzahl von Unternehmen<br />
in der Binnenschiffahrt, die den<br />
Nutzen der Verbandsarbeit gern in<br />
Anspruch nehmen, sich aber als „Trittbrettfahrer“<br />
der solidarischen Pflicht<br />
auf Mitfinanzierung entziehen. Alle<br />
Hafenkulisse in Deggendorf<br />
Beteiligten sollten sich darüber im klaren<br />
sein, daß die Vorteile der Verbandsarbeit<br />
nicht zum Nulltarif zu haben<br />
sind. Deshalb sollten alle dazu<br />
beitragen, die eigenen Interessen zu<br />
formulieren und deren Durchsetzung<br />
gegenüber Politik und Verwaltung<br />
durch Finanzierung einer schlagkräftigen<br />
Gewerbevertretung zu ermöglichen.<br />
Ein Gewerbe ohne Interessenvertretung<br />
gibt sich selbst auf.<br />
Manchen überzogenen Vorstellungen<br />
und Ansprüchen kann der Verband jedoch<br />
nicht gerecht werden. Er hat keinen<br />
Einfluß auf die Tarifgestaltung.<br />
Nach dem Wegfall des FTB und der<br />
Freigabe der innerdeutschen Tarife<br />
bildet sich der Frachtpreis durch Angebot<br />
und Nachfrage von Schiffsraum.<br />
Konjunkturelle Einflüsse, Kapazitätsüberhang<br />
an Schiffsraum, die<br />
Preiskonkurrenz der Deutschen Bahn<br />
AG und letztlich das Preisverhalten<br />
der Binnenschiffahrtsunternehmen<br />
selbst sind für das Frachtenniveau<br />
entscheidende Größen. Sicherlich<br />
spielen die Wettbewerbsverzerrungen<br />
sowohl innerhalb der Binnenschiffahrt<br />
als auch zu den Landverkehrsträgern<br />
eine wichtige Rolle. Nur hier können<br />
starke Gewerbeverbände auf die verantwortlichen<br />
Politiker mit dem Ziel<br />
der Abhilfe Einfluß nehmen. Die Einführung<br />
staatlich garantierter Mindesttarife<br />
- wie sie verschiedentlich auch<br />
heute noch gefordert wird - ist in ei-<br />
nem Zeitalter weltweiter Liberalisierung<br />
undenkbar geworden. I<br />
Expertensitzung<br />
Im Rahmen der Durchführung kapazitätsbezogener<br />
Maßnahmen für die<br />
Binnenschiffahrtsflotten der Gemeinschaft<br />
zur Förderung des Binnenschiffsverkehrs<br />
hat die Generaldirektion<br />
Verkehr der Europäischen Kommission<br />
die Gewerbeverbände der<br />
Mitgliedsstaaten und der Schweiz zu<br />
einer Expertensitzung am 28. Februar<br />
2000 nach Brüssel eingeladen. Auf<br />
der Tagesordnung steht unter anderem<br />
die Verwendung der angesammelten<br />
Mittel in den Reservefonds aus<br />
überschüssigen Jahresbeiträgen und<br />
Pönalezahlungen des Gewerbes, die<br />
Marktsituation in der Binnenschiffahrt<br />
und die Diskussion über eine Verringerung<br />
des Alt-für-Neu-Verhältnisses<br />
im laufenden Jahr. I
6<br />
Pilotversuch Teil II:<br />
Schwerguttransporte meiden nach wie<br />
vor die Wasserstraße<br />
Die Einbindung der Binnenschiffahrt in<br />
den Schwerguttransport gestaltet sich<br />
schwieriger, als Politiker, Administration<br />
und einige Verbandsfunktionäre<br />
gedacht hatten. Bekanntlich hatten die<br />
beiden Bundesverbände der deutschen<br />
Binnenschiffahrt seit Jahren<br />
versucht, Politik und Verwaltung zu<br />
bewegen, die Verwaltungsvorschrift<br />
zur Straßenverkehrsordnung, wonach<br />
bei Genehmigungen für Schwerguttransporte<br />
auf der Straße u. a. zu prüfen<br />
ist, ob dieser Transport nicht unter<br />
zumutbaren Bedingungen auf der<br />
Wasserstraße erfolgen kann, auch in<br />
der Praxis anzuwenden. Dies ist, von<br />
Kesseltransport auf dem Rhein<br />
einzelnen sporadischen Fällen abgesehen,<br />
seit Jahrzehnten nicht der Fall.<br />
In einer mehrstufigen Folge von Pilotversuchen<br />
sollte ein praxisnahes Verfahren<br />
für Prüfung und Genehmigung<br />
entwickelt werden. Die zweite Phase<br />
wurde unter Beteiligung von Straßenverkehrsbehörden<br />
in Brandenburg,<br />
Baden-Württemberg und Nordrhein-<br />
Westfalen im November 1999 durchgeführt.<br />
Das Ergebnis war niederschmetternd.<br />
Nicht in einem einzigen<br />
Fall kam es zu einem Transport auf<br />
der Wasserstraße. Die Gründe dafür<br />
sind mannigfaltig: Vermeidungsstrategien<br />
der Spediteure, die einer vergleichenden<br />
Prüfung zur Binnenschiffahrt<br />
durch Wechsel der Genehmigungsbehörde<br />
aus dem Weg gingen, oder<br />
die Verteuerung des Schiffstransportes<br />
durch die hohen Umschlagkosten.<br />
Das Genehmigungsverfahren sah vor,<br />
daß nur solche Straßentransporte abgelehnt<br />
werden sollten, bei denen der<br />
Schiffstransport zu günstigeren oder<br />
gleichen Preisen wie beim Straßentransport<br />
möglich gewesen wäre. Die<br />
durch den Straßengütertransport verursachte<br />
Belastung für die Allgemeinheit<br />
wurde dagegen nicht bewertet.<br />
Die Tatsache, daß Schiffstransporte<br />
keine Schäden an Straßen und<br />
Brücken verursachen, keine Reparaturkosten<br />
entstehen, Straßen nicht gesperrt,<br />
Oberleitungen nicht abgebaut,<br />
Brücken nicht stabilisiert und Bäume<br />
nicht gefällt werden müssen, hat keine<br />
Rolle gespielt.<br />
Die in der Verwaltungsvorschrift geforderte<br />
Zumutbarkeit hat sich allein auf<br />
die Preisgleichheit bezogen. Das war<br />
zu wenig. Erstaunlich auch, daß bei<br />
den vielen Schwerguttransporten nur<br />
in 15 Fällen die Binnenschiffahrt eingeschaltet<br />
wurde.<br />
Die Verantwortlichen in Bund und<br />
Ländern sowie in der Binnenschiffahrt<br />
müssen nun in einer sorgfältigen Analyse<br />
eine Bewertung des Ergebnisses<br />
vornehmen und die Konsequenzen für<br />
das weitere Verfahren ziehen. Die<br />
können in einer flächendeckenden<br />
und einheitlichen Praxis des Prüfverfahrens<br />
liegen, in der die Zumutbarkeit<br />
nicht allein am Preis, sondern<br />
auch an volkswirtschaftlichen Kriterien<br />
gemessen wird. Eine andere Alternative<br />
wäre die Kapitulation vor der Verwaltungsvorschrift<br />
und damit die Resignation.<br />
I<br />
Kabotage:<br />
Antragsinflation<br />
für Ostschiffe<br />
Die Zahl der Anträge von Kabotagefahrten<br />
und Drittlandverkehre für Ostschiffe<br />
hat in den letzten Monaten dramatisch<br />
zugenommen. Daneben werden<br />
Klagen aus der Partikulierschifffahrt<br />
über ungenehmigte Verkehre<br />
von Schiffen aus Polen und Tschechien<br />
sowie aus den Donauanliegerstaaten<br />
immer lauter. Hintergrund dafür ist<br />
einerseits die unbefriedigende Frachtensituation,<br />
unter der deutsche Schifffahrtsunternehmen<br />
leiden, und andererseits<br />
die Tatsache, daß Schiffe aus<br />
Osteuropa wegen ihrer günstigeren<br />
Kostenstrukturen zu Preisen fahren,<br />
die deutlich unter den Kosten westeuropäischer<br />
Schiffe liegen.<br />
Kritik wird in der Schiffahrt an einigen<br />
Wasser- und Schiffahrtsverwaltungen<br />
geübt, die derartige Verstöße nicht<br />
feststellen. Dabei wird häufig die Frage<br />
gestellt, ob bei den Eingangsschleusen<br />
zum deutschen Wasserstraßennetz<br />
auf Kontrollen verzichtet<br />
oder gar bewußt weggeschaut wird.<br />
Während bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion<br />
Süd in Würzburg im<br />
Jahre 1999 192 Anzeigen gemacht<br />
und Bußgeldbescheide versandt wurden,<br />
melden die Wasser- und Schifffahrtsdirektionen<br />
West in Münster und<br />
Mitte in Hannover Fehlanzeige.<br />
Der BDB hat daher in den letzten Tagen<br />
dem Bundesverkehrsministerium<br />
einige konkrete Fälle über Verstöße<br />
von Ostschiffen <strong>gemeldet</strong> und<br />
grundsätzlich um eine verbesserte<br />
Kontrolle sowie empfindliche Sanktionen<br />
bei festgestellten Verstößen gebeten.<br />
Wenn das Berliner Verkehrsministerium<br />
die deutsche Binnenschiffahrt<br />
unterstützen will, müssen<br />
solche verbotswidrigen Transporte<br />
auch strikt unterbunden werden.<br />
Auch die Gemischten Ausschüsse<br />
nach den bilateralen Verträgen mit<br />
den mittel- und osteuropäischen Staaten<br />
beschäftigen sich regelmäßig mit<br />
den Verstößen im Drittlandverkehr. Im<br />
Vorgriff auf die Liberalisierung nach<br />
Beitritt von Oststaaten in die Europäische<br />
Union nehmen es manche Unternehmen<br />
nicht mehr so genau mit<br />
dem EU-Recht und den Bestimmungen<br />
bestehender Verträge. Nur empfindliche<br />
Kontrollen und Sanktionen<br />
helfen da. I
7<br />
Infrastrukturausbau:<br />
Privatfinanzierung untaugliches Mittel<br />
Die vom Bundesverkehrsminister<br />
Reinhard Klimmt unter Vorsitz des<br />
ehemaligen Vorstandsmitgliedes der<br />
Deutschen Bahn bzw. der Telekom,<br />
Dr. Wilhelm Pällmann, eingesetzte<br />
Kommission zur Verkehrsinfrastrukturfinanzierung<br />
hat sich in einer Anhörung<br />
auch mit den Vorstellungen<br />
des Binnenschiffahrtsgewerbes, das<br />
durch den Präsident des <strong>Bundesverband</strong>es<br />
der Deutschen Binnenschiffahrt<br />
(BDB), Heinz Hofmann, und<br />
Hauptgeschäftsführer Gerhard v.<br />
Haus vertreten wurde, befaßt. Die<br />
Aufgabenstellung der Kommission ist<br />
es, bis Mitte kommenden Jahres Vorschläge<br />
zu erarbeiten und Empfehlungen<br />
zu geben, wie die Finanzierung<br />
wichtiger Infrastrukturmaßnahmen vor<br />
dem Hintergrund fehlender Haushaltsmittel<br />
gewährleistet werden kann.<br />
Angesichts der zentralen Bedeutung<br />
der Verkehrsinfrastruktur für die weitere<br />
Entwicklung des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland im zusammenwachsenden<br />
Europa bei gleichzeitigem<br />
Zwang der Konsolidierung<br />
der öffentlichen Haushalte soll die<br />
Kommission Alternativen zur Finanzierung<br />
der Infrastruktur aus Steuergeldern<br />
aufzeigen. Dabei vertritt Pällmann<br />
die Auffassung, daß eine private<br />
Vorfinanzierung, die später über öffentliche<br />
Haushalte refinanziert werde,<br />
keine nachhaltige Lösung darstelle.<br />
Die Vertreter des BDB haben in der<br />
Anhörung deutlich gemacht, daß das<br />
vom Kabinett für Bundeswasser-<br />
Präsident Heinz Hofmann, Dr. Wilhelm Pällmann<br />
straßen beschlossene Investitionsprogramm<br />
1999 bis 2002 mit einer Gesamtsumme<br />
von 3,2 Mrd. DM für Binnenwasserstraßen<br />
den aktuellen<br />
Bedürfnissen zum notwendigen Ausbau<br />
der Wasserstraßen und deren Instandhaltung<br />
bei weitem nicht ausreicht,<br />
zumal von der genannten Investitionssumme<br />
ein Betrag von jährlich<br />
ca. 300 Mio. DM für Geräte, Hochbaumaßnahmen<br />
und Personal abzusetzen<br />
ist. Eine weitere Kostenbelastung<br />
der Binnenschiffahrt durch Gebühren<br />
sei zumindest in der gegenwärtigen<br />
Situation der Frachtpreisentwicklung<br />
nicht vorstellbar. Höhere Wegekosten<br />
wäre die Binnenschiffahrt nur bereit<br />
zu zahlen, wenn auch die übrigen Verkehrsträger<br />
dazu im Rahmen der von<br />
ihnen verursachten Beanspruchung<br />
herangezogen würden. Möglichkeiten<br />
der Aktivierung von Finanzmitteln auf<br />
europäischer Ebene würden nur über<br />
die EU-Kommission aus dem Programm<br />
für Transeuropäische Netze<br />
(TEN) gesehen. Allerdings sei darauf<br />
hinzuweisen, daß in den 14 Projekten<br />
der ersten Priorität im TEN-Programm<br />
keine Binnenwasserstraßen in Europa<br />
enthalten seien. Mit nennenswerten<br />
Finanzierungszusagen sei daher<br />
kaum in einem überschaubaren Zeitraum<br />
zu rechnen. Eine Belastung der<br />
Rheinschiffahrt mit Gebühren oder<br />
Steuern lehnte BDB-Präsident Hofmann<br />
unter Hinweis auf die Mannheimer<br />
Akte und der darin garantierten<br />
Abgabenfreiheit der Schiffahrt ab.<br />
I<br />
Mannheimer Akte:<br />
Beitritt Österreich<br />
Wie aus dem österreichischen Verkehrsministerium<br />
zu erfahren ist, ist<br />
der Beitritt Österreichs zur Mannheimer<br />
Akte nur noch eine Formsache.<br />
Gegenwärtig scheitert dies offenbar<br />
nur noch an den ungeklärten Verhältnissen<br />
der Regierungsbildung. Der<br />
Haushalt darf deshalb nur in Form eines<br />
vorläufigen Haushaltes geführt<br />
werden, dessen Vollzug unter einer<br />
Kürzung aller Haushaltstitel von 20<br />
Prozent liegt. Außerdem scheint Einigkeit<br />
in der Regierung zu bestehen,<br />
daß der Beitrag aus dem Verkehrshaushalt<br />
finanziert wird.<br />
Die EU-Kommission, die zunächst einem<br />
Beitritt Österreichs ablehnend<br />
gegenüberstand, hat wohl inzwischen<br />
signalisiert, daß mit ernsthaften Protesten<br />
nicht zu rechnen sei.<br />
I<br />
Frühjahrssitzung<br />
Die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt<br />
(ZKR) hält ihre diesjährige<br />
Frühjahrstagung am 11. Mai 2000 in<br />
Straßburg ab. Auf der Tagesordnung<br />
steht das Ergebnis des Europäischen<br />
Übereinkommens über den Transport<br />
gefährlicher Güter, mit dem das für<br />
das Rheinstromgebiet geltende ADNR<br />
in ein für ganz Europa geltendes Regelwerk<br />
für die Binnenschiffahrt überführt<br />
wird. Außerdem werden Fragen<br />
der Besatzungsvorschriften im Rahmen<br />
des Kapitel 23 Rheinschiffsuntersuchungsordnung,<br />
die wirtschaftliche<br />
Lage der Rheinschiffahrt und das<br />
Übereinkommen über die Güterbeförderung<br />
auf Binnenwasserstraßen<br />
(CMNI) behandelt, das in einer diplomatischen<br />
Konferenz im Herbst verabschiedet<br />
werden soll.<br />
Ein weiteres Thema wird die durch die<br />
deutsche Wasserstraßenverwaltung<br />
verfügte Rheinsperrung sein. Dabei<br />
soll künftigen Aktionen dieser Art<br />
durch ein Regelmechanismus, an<br />
dem auch die ZKR beteiligt ist, vorgebeugt<br />
werden. Der BDB-Vizepräsident<br />
Dr. Wolfgang Hönemann wird in seiner<br />
Eigenschaft als Rheinkommissar<br />
auch die deutschen Gewerbeinteressen<br />
vertreten.<br />
I
8<br />
Neue Bundesländer:<br />
Nur Ausbau der ostdeutschen Wasserstraßen sichert<br />
Chancengleichheit und umweltfreundlichen Gütertransport<br />
Über den Ausbauzustand und Notwendigkeiten<br />
der Verbesserung des<br />
Wasserstraßennetzes in den neuen<br />
Bundesländern unterrichtete BDB-<br />
Vorstandsmitglied Dieter Kemp Mitglieder<br />
der Parlamentarischen Gruppe<br />
Binnenschiffahrt. Im einzelnen stellte<br />
er dazu fest: Mit dem im Jahre 1992<br />
verabschiedeten Bundesverkehrswegeplan<br />
und dem Verkehrsprojekt 17<br />
Deutsche Einheit sollten schrittweise<br />
die infrastrukturellen Voraussetzungen<br />
für eine moderne, leistungsfähige Binnenschiffahrt<br />
auch in den neuen Ländern<br />
geschaffen werden. Die neuen<br />
Bundesländer verfügen über ein Netz<br />
von über 1.300 Kilometer Bundeswasserstraße,<br />
- das Land Brandenburg ist<br />
übrigens das Land mit dem größten<br />
Wasserstraßenbestand.<br />
Heute, nahezu sieben Jahre nach der<br />
Beschlußfassung über den Bundesverkehrswegeplan<br />
und die Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit, sind die ersten<br />
Teilstrecken des Wasserstraßenausbaus<br />
nutzbar. Für die dringend<br />
benötigten weiteren Ausbauten und<br />
Neubauten wurden in den letzten Monaten<br />
die Grundsteine gelegt.<br />
So befindet sich die neue Schleuse<br />
Rothensee im Bau. Mit dem Bau der<br />
Trogbrücke zur Elbquerung des Mittellandkanals<br />
wurde begonnen. Vor wenigen<br />
Monaten wurde der erste Spatenstich<br />
für die neue Schleuse Hohenwarthe<br />
feierlich vorgenommen. In<br />
Berlin sind die Baumaßnahmen zum<br />
Neubau der Schleusen Spandau und<br />
Charlottenburg, wie wir uns während<br />
einer Besichtigung überzeugen konnten,<br />
in vollem Gange.<br />
Trotz all dieser Maßnahmen muß man<br />
jedoch bei einer Standortanalyse der<br />
Binnenschiffahrt auf den Wasserstrassen<br />
in den neuen Ländern feststellen,<br />
daß ein Verkehrssystem immer nur so<br />
leistungsfähig sein kann, wie die geringste<br />
Öffnung auf den Durchgangsstrecken.<br />
Das Wasserstraßennetz in den neuen<br />
Bundesländern entspricht nach wie<br />
vor in weiten Teilen dem Nachkriegszustand.<br />
Einige Fakten mögen dies belegen:<br />
- Noch mindestens bis zum Jahr<br />
2003 wird es dauern, bis die Bin-<br />
nenschiffahrt die Querung der Elbe<br />
wasserstandsunabhängig vom<br />
westdeutschen Kanalnetz in das<br />
ostdeutsche Kanalnetz vornehmen<br />
kann.<br />
- Der Ausbau des Elbe-Havel-Kanals<br />
bis zur Unteren Havel-Wasserstraße<br />
nach Berlin, die Strecke<br />
nach Berlin und die damit zwingend<br />
verbundenen Maßnahmen<br />
zur Anhebung der Brücken von<br />
4,50 m auf 5,25 m werden darüber<br />
hinaus mindestens weitere Jahre<br />
dauern. Man spricht heute von einer<br />
Zeit nach dem Jahre 2010.<br />
- Der zwingend notwendige Ausbau<br />
der Oder-Havel-Wasserstraße, der<br />
Verbindung von Berlin zur Oder<br />
und weiterführend zu den Ostseehäfen<br />
Stettin, Swinemünde<br />
und Stralsund wird nach heutiger<br />
Erkenntnis nicht vor den Jahren<br />
2010 - 2012 abgeschlossen sein.<br />
- Der Ausbau des Oder-Spree-Kanals<br />
zur Anbindung des Hafens Eisenhüttenstadt<br />
soll jetzt wegen<br />
des vordringlichen Bedarfs eine<br />
Beschleunigung erfahren - wird jedoch<br />
auch erst zum Ende der ersten<br />
Dekade des neuen Jahrhunderts<br />
fertig werden.<br />
- Die Saale, die das Einzugsgebiet<br />
der mitteldeutschen Chemiestandorte<br />
für die Binnenschiffahrt<br />
einschließt und nach Aussagen<br />
der dort ansässigen Unternehmen<br />
bereits heute ein Verlagerungspotential<br />
von nahezu etwa 2 Mio.<br />
Jahrestonnen hat, und der Anschluß<br />
an die Elbe muß gebaut<br />
werden.<br />
- Für die Elbe wurde in den letzten<br />
Jahren ein umfangreiches Instandsetzungsprogramm<br />
der Buhnen<br />
und Deckwerke in Angriff genommen,<br />
nach wie vor bleiben alle<br />
Aussagen zur Vollendung dieses<br />
Programms jedoch vage, da erhebliche<br />
unterschiedliche Auffassungen<br />
zwischen ökologischer<br />
Theorie und ökologischer Praxis<br />
bestehen.<br />
- Ähnlich verhält es sich mit der<br />
Oder.<br />
Dieter Kemp<br />
Zusammenfassend ist festzustellen,<br />
daß der Aufschwung bei der Wiederherstellung<br />
und beim Ausbau der<br />
Wasserstraßeninfrastruktur in den<br />
neuen Ländern langsam Gestalt annimmt,<br />
ja bereits erste Ergebnisse<br />
zeigt, aber es bleibt dennoch die Tatsache,<br />
daß die Binnenschiffahrt heute<br />
wie auch in den nächsten Jahren weiterhin<br />
noch erhebliche infrastrukturelle<br />
Nachteile gegenüber der im Wettbewerb<br />
stehenden und bevorzugten Verkehrsträgern<br />
Straße und Schiene in<br />
den neuen Ländern festzustellen und<br />
wahrscheinlich auch hinzunehmen<br />
hat.<br />
Wenngleich auch dieses im krassen<br />
Widerspruch zu allen Beteuerungen<br />
und Bekenntnissen aller seit 1990 amtierenden<br />
Verkehrsminister steht.<br />
Vorübergehend könnte es dem Verkehrssystem<br />
Binnenschiffahrt schon<br />
helfen, wenn eine am Ausbauzustand<br />
der einzelnen Wasserstraßen orientierteWasserstraßenabgabengestaltung<br />
die Nachteile gegenüber anderen<br />
Verkehrsträgern, zumindestens temporär,<br />
ausgleichen würde.<br />
Der Binnenschiffahrt in den neuen<br />
Ländern muß ein Verkehrswegesystem<br />
mit modernem Zuschnitt zur Verfügung<br />
stehen, und die Flotte muß<br />
modernisiert werden, damit sie ihre<br />
Chancen im europäischen Binnenschiffsverkehr<br />
nutzen kann. I
9<br />
Skandalös und unsolidarisch:<br />
Heimathafen London - der Geschichte<br />
dritter Teil<br />
Skandalös nennen Mitglieder des<br />
BDB und BDS das Verhalten der<br />
Deutschen Binnenreederei (DBR)<br />
beim Einsatz von Leichtern, die dem<br />
Vernehmen nach aus Tschechien<br />
stammen sollen und an deren Bug mit<br />
weißer Farbe „Heimathafen London“<br />
gepinselt steht und die illegal für Kabotagefahrten<br />
eingesetzt werden.<br />
Mit Unverständnis und Kritik wird auch<br />
der Abwrackfonds bei der WSD West<br />
in Münster bedacht, der die seit Jahren<br />
illegale Praxis noch nicht unterbunden<br />
hat. Illegal deshalb, weil für<br />
diese Leichter - anders als bei allen<br />
übrigen deutschen Unternehmen, die<br />
Schiffe aus Ländern außerhalb des<br />
Geltungsbereiches der Verordnung<br />
über die Strukturbereinigung einführen<br />
- keine Pönale bezahlt wurde. Die<br />
Rede ist von ca. 2 Mio. DM. Die zehn<br />
DBR-Leichter können also zu geringeren<br />
Kosten in Konkurrenz zu den übrigen<br />
EU-Schiffen eingesetzt werden.<br />
Der zuständige Abwrackfonds beruft<br />
sich nun auf eine Ausführungsregelung,<br />
die noch unter dem damaligen<br />
Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium,<br />
Heinz Contzen, erlassen<br />
wurde und nach deren Wortlaut eine<br />
Pflicht zur Pönalezahlung nicht bestand.<br />
Diese Ausführungsregelung steht im<br />
krassen Gegensatz zum Wortlaut der<br />
EG-Verordnung, die eindeutig regelt,<br />
daß für alle Schiffe, die aus Staaten<br />
außerhalb des Geltungsbereichs dieser<br />
Verordnung eingeführt werden,<br />
Pönale zu zahlen ist. Darauf hat der<br />
BDB auch immer wieder hingewiesen.<br />
Erst ein Urteil des Berufungskollegiums<br />
für die Wirtschaft in Den Haag<br />
hat dazu geführt, daß die DBR von<br />
„der Änderung der Rechtslage“ in<br />
Kenntnis gesetzt worden ist. Zwischenzeitlich,<br />
so ein Sprecher des Abwrackfonds,<br />
hat sich der Verdacht erhärtet,<br />
daß die Leichter zwar in England<br />
registriert waren, daß sie aber<br />
unmittelbar aus Tschechien in die<br />
Bundesrepublik eingeführt worden<br />
sind. Die DBR (UK) Ltd. ist daraufhin<br />
durch Sonderbeitragsbescheide vom<br />
25. November 1999 zur Zahlung der<br />
Pönale mit der Anordnung der sofortigen<br />
Vollziehung aufgefordert worden.<br />
Hiergegen hat die DBR (UK) Ltd.<br />
rechtzeitig Widerspruch eingelegt und<br />
gleichzeitig bei Gericht die Aufhebung<br />
der Anordnung des sofortigen Vollzugs<br />
beantragt. Der deutsche Abwrackfonds<br />
stellt dazu fest, daß - solange<br />
dieses Gerichtsverfahren nicht<br />
abgeschlossen ist - eine Stillegung<br />
der Leichter nicht möglich ist.<br />
*****<br />
Skandalös und unsolidarisch muß<br />
man das Verhalten der DBR bezeichnen,<br />
und fehlerhaft die Auslegung der<br />
EG-Verordnungen über die Strukturbereinigung<br />
durch Bundesverkehrsministerium<br />
und Abwrackfonds, die zu<br />
einer nicht gesetzeskonformen Ausführungsregelung<br />
in Deutschland geführt<br />
haben.<br />
Wenn die Leichter tatsächlich aus<br />
Tschechien stammen und mit Themsewasser<br />
allenfalls aus der Sprühdose<br />
in Berührung gekommen sind,<br />
dann ist dies ein übler Täuschungsversuch<br />
zu Lasten deutscher Partikuliere.<br />
Diese haben treu und brav bei<br />
Tonnageerhöhungen ihre Pönale bezahlt<br />
und müssen nun feststellen, daß<br />
sich die größte deutsche Binnenreederei<br />
ihnen gegenüber ungerechtfertigte<br />
Vorteile verschafft.<br />
Selbst wenn die Leichter aus England<br />
stammen würden, ergibt sich keine<br />
Änderung der Rechtslage. Unverständlich,<br />
daß der klare Wortlaut der<br />
entsprechenden EG-Verordnung von<br />
den Verantwortlichen in Bonn und<br />
Münster falsch interpretiert wurde.<br />
Es hat erst eines Gerichtsurteils in<br />
Holland bedurft, bis praktiziert wurde,<br />
was seit langem die Spatzen von den<br />
Dächern pfiffen. Großbritannien unterliegt,<br />
ebenso wie Tschechien, nicht<br />
der Verordnung über die Strukturbereinigung.<br />
Eine Anfrage bei der Generaldirektion<br />
Verkehr der EU-Kommission<br />
in Brüssel, wie sie der BDB auch<br />
gemacht hat, hätte schnell Klarheit<br />
schaffen können.<br />
Kein Wunder also, daß Partikuliere<br />
die Frage stellen, ob der Abwrackfonds<br />
die DBR gegenüber den übrigen<br />
Unternehmen der deutschen Binnenschiffahrt<br />
bevorzugt behandelt.<br />
I<br />
Werbung:<br />
Klimmt im Film<br />
Bundesverkehrsminister Reinhard<br />
Klimmt, aus dessen Haushalt die beiden<br />
Filme über die Bedeutung, die<br />
Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit<br />
der Binnenschiffahrt finanziert worden<br />
sind, äußerte sich in einem Statement<br />
ebenfalls zum Verkehrsträger Binnenschiff.<br />
„Der Verkehr ist“, so Klimmt,<br />
„ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft,<br />
und man kann sagen, daß<br />
er die Voraussetzung für unseren<br />
Wohlstand und für wirtschaftliches<br />
Wachstum ist. Die Binnenschiffahrt<br />
spielt dabei eine ganz wichtige Rolle.<br />
Minister Reinhard Klimmt<br />
Sie trägt dazu bei, weil sie ökologisch<br />
ist, weil sie kostengünstig ist, weil wir<br />
damit sicher Güter transportieren können<br />
und auf diese Art und Weise Handel<br />
und Wandel nach vorne bringen.<br />
Wir wissen das hier im Verkehrsministerium.<br />
Deswegen fördern wir die<br />
Wasserstraßen, fördern die Terminals,<br />
um zu erreichen, daß der kombinierte<br />
Verkehr alle Talente der Verkehrsträger<br />
entfalten und nutzen kann. Schiene,<br />
Straße und Wasserstraße werden<br />
miteinander verbunden und verknüpft,<br />
und dabei hat die Wasserstraße eine<br />
ganz, ganz besondere Rolle. Sie hat<br />
eine große Zukunft, wie die deutsche<br />
Binnenschiffahrt.“<br />
Die beiden Filme mit einer Länge von 6<br />
und 30 Minuten für Ausbildungszwecke,<br />
Verlader und Medien stehen<br />
ab Februar/März zur Auslieferung bereit.<br />
I
10<br />
Statistisches Bundesamt:<br />
Binnenschiffahrt im Jahre 1999 deutlich rückgängig -<br />
33tägige Hochwassersperre am Oberrhein forderte Tribut<br />
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt,<br />
wurden in den ersten drei Quartalen<br />
des Jahres 1999 in der Binnenschiffahrt<br />
auf deutschen Wasserstrassen<br />
169,7 Mio. Tonnen Güter und damit<br />
5,1 Prozent weniger transportiert<br />
als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.<br />
Im dritten Quartal ging die Beförderungsmenge<br />
um 1,7 Prozent<br />
zurück. Die Transportleistung - das<br />
Produkt aus Gütermenge und Transportweite<br />
im Inland - verringerte sich<br />
in den ersten neun Monaten des Jahres<br />
1999 um 4,5 Prozent auf 46,6 Milliarden<br />
Tonnenkilometer. Der Güterumschlag<br />
der deutschen Häfen in der<br />
Binnenschiffahrt nahm um 5,8 Prozent<br />
auf 199,7 Mio. Tonnen ab.<br />
Die bedeutendste Verkehrsverbindung<br />
in der Binnenschiffahrt in Deutschland,<br />
die Transporte von ausländischen<br />
zu deutschen Häfen, ging um<br />
fast 10 Prozent auf 74,6 Mio. Tonnen<br />
zurück. Die wesentlichen Ursachen<br />
für diese Entwicklung sind der durch<br />
die konjunkturelle Schwäche der Eisen-<br />
und Stahlindustrie bedingte<br />
Rückgang der Einfuhren von Eisenerzen<br />
(-4,6 Mio. Tonnen oder –21 Prozent)<br />
sowie die Abnahme der Transporte<br />
von Kraftstoffen und Heizöl um<br />
2,8 Mio. Tonnen (-19 Prozent). Auf der<br />
anderen Seite fiel der Anstieg der Importe<br />
von festen mineralischen Brennstoffen<br />
(Steinkohle u.ä.) mit 1,1 Mio.<br />
Tonnen erheblich geringer aus als in<br />
den Vorjahren. Die Kohleeinfuhren per<br />
Binnenschiff gingen im dritten Quartal<br />
um 0,6 Mio. Tonnen zurück.<br />
Die Beförderungen von deutschen zu<br />
ausländischen Häfen reduzierten sich<br />
bis September um 0,2 Prozent auf<br />
32,6 Mio. Tonnen. Im dritten Quartal<br />
haben sich die Transporte in dieser<br />
Verkehrsbeziehung, vor allem in den<br />
Bereichen Mineralölprodukte, Eisenund<br />
Stahlprodukte sowie Steine und<br />
Erden, deutlich erholt (+11 Prozent).<br />
Der innerdeutsche Verkehr verlor in<br />
den ersten drei Quartalen 2,9 Prozent<br />
und kam auf 46,3 Mio. Tonnen.<br />
Eine positive Tendenz zeigte allein der<br />
Durchgangsverkehr: Infolge einer<br />
Steigerung um 11,6 Prozent im dritten<br />
Quartal legte er zwischen Januar und<br />
September um 1,0 Prozent gegenüber<br />
Hauptverkehrsverbindungen/<br />
Insgesamt<br />
Nach Hauptverkehrsverbindungen<br />
Binnenverkehr<br />
Versand in das Ausland<br />
Empfang aus dem Ausland<br />
Durchgangsverkehr<br />
Nach Güterarten<br />
Güterarten<br />
Landwirtschaftliche Erzeugnisse u.ä.<br />
Andere Nahrungs- und Futtermittel<br />
Feste mineralische Brennstoffe<br />
Mineralölerzeugnisse u.ä.<br />
Erze, Metallabfälle<br />
Eisen, NE-Metalle<br />
Steine und Erden<br />
Düngemittel<br />
Chemische Erzeugnisse<br />
Andere Halb- und Fertigerzeugnisse<br />
dem entsprechenden Vorjahreszeitraum<br />
zu. Die von Schiffen unter deutscher<br />
Flagge insgesamt beförderte<br />
Gütermenge nahm zwischen Januar<br />
und September 1999 um 6,3 Prozent<br />
Die vorgesehene Rheinsperrung im<br />
März diesen Jahres wegen einer geplanten<br />
deutsch-niederländischen Militärübung<br />
ist teilweise vom Tisch.<br />
Die massiven Proteste des BDB und<br />
der Internationalen Arbeitsgemeinschaft<br />
der Rheinschiffahrt (IAR) gegenüber<br />
der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung<br />
des Bundes zeigten Wirkung.<br />
Gegenüber der vorgesehenen,<br />
länger dauernden Sperrung am 6.,<br />
13. und 17. März wird der Rhein bei<br />
Emmerich jetzt nur noch am 17. März<br />
zwischen 8.30 Uhr und 14.30 Uhr für<br />
die gesamte Rheinschiffahrt blockiert<br />
sein.<br />
Güterverkehr der Binnenschiffahrt<br />
(Mio. Tonnen)<br />
1. - 3. Vierteljahr<br />
1999<br />
169,7<br />
46,3<br />
32,6<br />
74,6<br />
16,2<br />
7,3<br />
10,7<br />
23,3<br />
28,5<br />
25,8<br />
9,0<br />
38,7<br />
5,9<br />
13,2<br />
7,2<br />
1998<br />
178,8<br />
47,7<br />
32,6<br />
82,5<br />
16,0<br />
6,7<br />
10,6<br />
22,8<br />
32,1<br />
31,2<br />
10,4<br />
39,5<br />
5,7<br />
12,6<br />
7,3<br />
Veränderung<br />
in<br />
Prozent<br />
-5,1<br />
-2,9<br />
-0,2<br />
-9,5<br />
+1,0<br />
+9,9<br />
+1,1<br />
+2,0<br />
-11,2<br />
-17,3<br />
-13,6<br />
-1,9<br />
+4,3<br />
+5,1<br />
-1,4<br />
ab. Der Anteil der deutschen Schiffe<br />
an der Güterbeförderung verringerte<br />
sich von 40,5 Prozent auf 40,0 Prozent.<br />
I<br />
Rheinsperrung teilweise vom Tisch<br />
Unabhängig von den wirtschaftlichen<br />
Folgen für die betroffenen Binnenschiffahrtsunternehmen<br />
wegen Nichteinhaltung<br />
garantierter Liefertermine,<br />
so hatten BDB und IAR argumentiert,<br />
würde die von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
verfügte Sperre einen<br />
Eingriff in die Rechte der Mannheimer<br />
Akte von 1868 darstellen.<br />
Beide Organisationen vertraten die<br />
Meinung, daß ein so gravierender Eingriff<br />
in die Schiffahrt auf dem Rhein<br />
nur im Einvernehmen mit der Zentralkommission<br />
für die Rheinschiffahrt erfolgen<br />
dürfe. Diese Argumentation<br />
trug sichtbare Früchte.<br />
I
11<br />
Verdienter Präsident geht von Bord:<br />
Staatssekretär Henner Wittling verabschiedet Ulrich<br />
Machens in den Ruhestand<br />
Der Präsidentenwechsel an der Spitze<br />
der Wasser- und Schiffahrtsdirektion<br />
West in Münster ist vollzogen. Am 28.<br />
Januar 2000 verabschiedete der<br />
Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium,<br />
Henner Wittling, den Präsidenten<br />
Ulrich Machens in den Ruhestand<br />
und führte den jetzigen Vizepräsidenten<br />
Klaus Beckmann als Nachfolger<br />
in sein neues Amt ein.<br />
In seinen Abschiedsworten würdigte<br />
Wittling den scheidenden Präsidenten<br />
als einen Fachmann, der auf eine anerkannte<br />
Lebensleistung zurückblicken<br />
könnte. Machens habe seine<br />
Karriere im Januar 1963 als technischer<br />
Angestellter bei der Wasserund<br />
Schiffahrtsdirektion Hannover begonnen.<br />
1971 sei er zum Amtsvorstand<br />
des Wasser- und Schiffahrtsamtes<br />
Passau und später des Amts Regensburg<br />
ernannt worden.<br />
Der Berufsweg von Präsident Ulrich<br />
Machens weise im Rückblick ganz<br />
verblüffende Gegensätze der Ereignisse<br />
auf. Wittling: „Da steht das Neugeschaffene<br />
neben dem Traditionellen.<br />
Da steht die gerade eingeweihte<br />
Wasserstraße Main-Donau-Kanal neben<br />
dem Wasserweg Dortmund-Ems-<br />
Kanal, dessen hundertjährigen Geburtstag<br />
die Wasser- und Schiffahrtsdirektion<br />
West im letzten Jahr feiern<br />
konnte.“ Der Bau des Main-Donau-<br />
Kanals war ein überaus anspruchsvolles<br />
Bauprojekt, das wegen des Eingriffs<br />
in Natur- und Landschaftsbild<br />
sowie der wirtschaftlichen Bedeutung<br />
der Wasserstraße immer wieder in die<br />
Schlagzeilen kam.<br />
Er sieht sich beidem verpflichtet: der<br />
Moderne und der Tradition und zeigt<br />
dabei großen Respekt gegenüber den<br />
Leistungen seiner Vorfahren, aber<br />
auch großes Selbstbewußtsein, das<br />
eine selbstkritische Haltung gegenüber<br />
den eigenen Möglichkeiten und<br />
Grenzen zulassen kann, und viel Humor.<br />
Präsident Ulrich Machens hat die<br />
Wasser- und Schiffahrtsdirektion West<br />
mit starkem Willen und Mut zu innovativen<br />
Lösungen durch die unruhigen<br />
Zeiten der Reform geführt. Sein<br />
Führungsstil ließ Freiräume zu und<br />
förderte damit die kreativen Anteile<br />
seiner Mitarbeiter.<br />
Henner Wittling<br />
Wittling dankte dem scheidenden Präsidenten<br />
für seine gute Arbeit und<br />
auch für die Zusammenarbeit mit der<br />
deutschen Binnenschiffahrt.<br />
*****<br />
BDB-Präsident Heinz Hofmann würdigte<br />
die 37-jährige Tätigkeit von<br />
WSD-Präsident Ulrich Machens in der<br />
Wasser- und Schiffahrtsverwaltung.<br />
Bei all seinem Wirken und seinen Entscheidungen<br />
habe man gespürt, daß<br />
Machens das Binnenschiffahrtsgewerbe<br />
als Kunden angesehen und mehr<br />
als notwendig mitgedacht und mitgehandelt<br />
habe. Er habe stets Nähe<br />
zum Gewerbe gesucht, Lösungsvorschläge<br />
unterbreitet, die sich positiv<br />
für die Binnenschiffahrt ausgewirkt<br />
hätten.<br />
Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit wäre<br />
die Ausschöpfung aller Möglichkeiten<br />
zur Verbesserung der Wasserstraßeninfrastruktur<br />
gewesen. Während seiner<br />
Tätigkeit bei der Wasser- und<br />
Schiffahrtsdirektion in Würzburg habe<br />
er sich vehement für den Ausbau von<br />
Main, Main-Donau-Kanal und Donau<br />
eingesetzt. Mit der Eröffnung des Kanals<br />
am 25. September 1992 sei auch<br />
ein Traum für ihn in Erfüllung gegangen.<br />
Der Main-Donau-Kanal habe bisher<br />
Früchte gezeigt, werde aber in<br />
den nächsten Jahrzehnten noch weit<br />
mehr an Bedeutung gewinnen. Hof-<br />
mann verknüpfte mit dem Dank auch<br />
die Hoffnung, daß das letzte Teilstück<br />
auf der Donau zwischen Straubing<br />
und Vilshofen ausgebaut werde, um<br />
der Schiffahrt ganzjährig eine volle<br />
Abladung zu erlauben.<br />
Ab 1993 als verantwortlicher Präsident<br />
der Wasser- und Schiffahrtsdirektion<br />
in Münster habe Machens<br />
auch hier dem Ausbau der Wasserstraßen<br />
höchste Priorität beigemessen.<br />
Einen Schwerpunkt sah Hofmann<br />
bei der Verbesserung der Dortmund-<br />
Ems-Kanal-Südstrecke. Alles in allem,<br />
so Hofmann, fühle sich der <strong>Bundesverband</strong><br />
der Deutschen Binnenschiffahrt<br />
mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
in Münster und in al-<br />
Ulrich Machens<br />
len übrigen Teilen der Bundesrepublik<br />
in einer Art Partnerschaft verbunden.<br />
Er erkenne an, daß die Aufgaben dieser<br />
Verwaltung nicht immer mit den<br />
Vorstellungen der Binnenschiffahrt<br />
übereinstimmen können. Es müsse<br />
auch ordnungspolitische Maßnahmen<br />
geben, ohne die ein reibungsloser und<br />
sicherer Transport unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten auf dem Wasser<br />
möglich sei. Für diese Belange der<br />
Binnenschiffahrt habe Machens immer<br />
ein offenes Ohr gehabt, geholfen, wo<br />
es möglich gewesen sei. Dafür dankte<br />
Hofmann dem scheidenden Präsidenten,<br />
den er als einen Freund der Binnenschiffahrt<br />
bezeichnete.<br />
I
12<br />
Präsident Heinz Hofmann:<br />
Ausbau drängt<br />
Die Bereitstellung sicher befahrbarer<br />
und wirtschaftlich leistungsfähiger<br />
Wasserstraßen ist ein für das Binnenschiffahrtsgewerbe<br />
unverzichtbarer<br />
Faktor ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Die<br />
Sicherung des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland - eingebunden in den<br />
Wirtschaftsraum der Europäischen<br />
Union - setzt ein leistungsfähiges, attraktives<br />
und gut funktionierendes<br />
Verkehrssystem voraus. Obwohl<br />
Deutschland über ein vom Grunde her<br />
ordentlich ausgebautes Wasserstraßennetz<br />
verfügt, fehlt es noch an<br />
der Vervollkommnung dieses Netzes.<br />
Als Beispiel gilt der notwendige Donauausbau<br />
oder der Ausbau des<br />
westdeutschen Kanalnetzes.<br />
Präsident Heinz Hofmann<br />
Es entsteht manchmal der Eindruck,<br />
daß es in Deutschland, aber auch in<br />
einigen anderen Staaten der EU, an<br />
Mut und Willen fehlt, den legitimen<br />
Forderungen der Binnenschiffahrt bezüglich<br />
der Modernisierung und Ausdehnung<br />
des deutschen und europäischen<br />
Wasserstraßennetzes nachzukommen.<br />
Wenn es politisch gewollt ist, den ökologisch<br />
günstigsten Verkehrsträger in<br />
der Zukunft mehr als bisher am Gesamtverkehr<br />
zu beteiligen, muß man<br />
auch die notwendige Infrastruktur zur<br />
Verfügung stellen. Die bisherigen<br />
Haushaltsansätze sowohl in Deutschland<br />
als auch in der EU wurden und<br />
werden diesen Anforderungen allerdings<br />
nicht gerecht. I<br />
Minister Dr. Otto Wiesheu:<br />
Vertragstreue des Bundes erwartet<br />
Für die Donauschiffahrt ist das Jahr<br />
2000 von besonderer Bedeutung.<br />
Nach einer Vereinbarung der Bundesregierung<br />
mit dem Freistaat Bayern,<br />
die im Jahre 1996 getroffen worden<br />
ist, soll in diesem Jahr die Entscheidung<br />
darüber fallen, wie die letzte bedeutsame<br />
Engpaßstelle der Donau<br />
zwischen Straubing und Vilshofen<br />
ausgebaut werden soll. Bekanntlich<br />
führt Niedrigwasser an vielen Tagen<br />
des Jahres dazu, daß der Gütertransport<br />
mit Schiffen erheblich eingeschränkt<br />
wird. An manchen Tagen<br />
konnten in den letzten Jahren selbst<br />
unbeladene Schiffe die Engpaßstelle<br />
wegen des unzureichenden Wasserstandes<br />
nicht passieren. Die Liefertreue<br />
und Einhaltung von Terminen<br />
und damit das Image der Binnenschiffahrt<br />
in den Augen der Verladerschaft<br />
leiden darunter. Dazu kommen<br />
die Kostenbelastungen, die durch<br />
Leichterungen und erhebliche Zeitverzögerungen<br />
für die Unternehmen entstehen.<br />
Die mit viel Mühe aufgebauten Geschäftsverbindungen<br />
drohen wegen<br />
der „Unzuverlässigkeit“ der Wasserstraßenverbindung<br />
irreparablen Schaden<br />
zu nehmen, der Abschluß für<br />
Neuverkehre wird vor diesem Hintergrund<br />
extrem schwierig. Der mit einem<br />
Finanzaufwand von 5 Milliarden<br />
DM gebaute Main-Donau-Kanal kann<br />
seine erwartete volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung nicht erfüllen, und die<br />
Chancen einer weiteren erheblichen<br />
Steigerung des Güteraustausches auf<br />
umweltfreundlichem Wege mit den<br />
Donau-Anliegerstaaten werden zu<br />
Lasten eines weiter steigenden<br />
Straßsengüterverkehrs vertan.<br />
Irritation hat im bayrischen Verkehrsministerium<br />
nun eine im August gemachte<br />
Äußerung eines Vertreters<br />
des Bundesverkehrsministeriums ausgelöst,<br />
der den Donauausbau zwischen<br />
Straubing und Vilshofen als ein<br />
„nicht begonnenes Projekt“ bezeichnet<br />
habe. Dahinter sieht die bayrische<br />
Staatsregierung den Versuch vor dem<br />
Hintergrund der Finanzknappheit, die<br />
Aufnahme dieses Projektes in den<br />
neuen Bundesverkehrswegeplan<br />
möglicherweise auszuschließen. Verkehrsminister<br />
Dr. Otto Wiesheu hat<br />
Minister Dr. Otto Wiesheu<br />
daher Bundesverkehrsminister Reinhard<br />
Klimmt an die gemeinsame Vereinbarung<br />
erinnert und Vertragstreue<br />
angemahnt. Aus dem Main-Donau-<br />
Staatsvertrag lasse sich nicht ableiten,<br />
daß der Lückenschluß zwischen<br />
Straubing und Vilshofen von einer<br />
weiteren wirtschaftlichen Bewertung<br />
abhängig sei.<br />
Zur Vorbereitung der Entscheidung im<br />
Jahr 2000 seien Gutachteraufträge erteilt<br />
worden, so Wiesheu. Im Vertrauen<br />
auf die Vertragstreue des Bundes<br />
habe sich der Freistaat Bayern zur<br />
Mitfinanzierung bereit erklärt. Bei den<br />
anstehenden Ausbauentscheidungen<br />
in diesem Jahr gehe es daher nicht<br />
erneut um die Frage des „Ob“, sondern<br />
nur darum, wie der Donauausbau<br />
erfolgen soll. Deshalb habe das<br />
bayrische Kabinett auch unter anderem<br />
beschlossen, den Bund aufzufordern,<br />
den zügigen Lückenschluß zwischen<br />
Straubing und Vilshofen nicht in<br />
vertragswidriger Weise durch eine<br />
neuerliche gesamtwirtschaftliche Bewertung<br />
mit wissenschaftlich fragwürdigen<br />
Bewertungsmethoden in Frage<br />
zu stellen. Gemeinsam mit Bayern<br />
sollten den besonderen Verhältnissen<br />
an der Donau gerecht werdende Ausbauvarianten<br />
entwickelt werden, die<br />
tragfähige Entscheidungsgrundlagen<br />
lieferten.<br />
I
13<br />
Parlamentarische Gruppe Binnenschiffahrt:<br />
Politische Standpunkte zum Ausbau des Flaschenhalses<br />
an der Donau<br />
Der RePort hat den Mitgliedern der<br />
Parlamentarischen Gruppe Binnenschiffahrt<br />
eine Frage zum notwendigen<br />
Ausbau der Donau vorgelegt.<br />
Nicht geantwortet hat MdB Dr. Winfried<br />
Wolf (PDS). Die Frage und die<br />
eingegangenen Antworten gibt der<br />
RePort im Wortlaut wieder:<br />
Bekanntlich soll in diesem Jahr nach<br />
einer Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik<br />
und dem Freistaat Bayern<br />
nach Vorlage in Auftrag gegebener<br />
Gutachten eine Entscheidung über<br />
den Ausbau der Donau zwischen<br />
Straubing und Vilshofen fallen. Das<br />
Binnenschiffahrtsgewerbe fordert den<br />
Bau einer Schleuse, um eine<br />
ganzjährige Abladetiefe von 2,50 m zu<br />
erreichen. Nur so kann ein wirtschaftlicher<br />
Gütertransport auf Dauer zwischen<br />
den Binnenschiffahrtsnationen<br />
der EU und den Donauanliegerstaaten<br />
erfolgen können, Liefertermine<br />
eingehalten und die Ausweitung der<br />
Verkehrsbeziehungen vorangetrieben<br />
werden. Welche Position nehmen Sie<br />
zu diesem Ausbauvorhaben ein?<br />
Renate Blank, MdB (CDU/CSU):<br />
Den Ausbau der Donau zwischen<br />
Straubing und Vilshofen unterstütze<br />
ich, seitdem ich die Sprecherin der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die<br />
Binnenschiffahrt im Ausschuß für Verkehr<br />
bin, das ist seit 1991. Nur mit einer<br />
ganzjährigen Befahrbarkeit der<br />
Donau können wir ein verkehrspolitisches<br />
Ziel, Verkehr auf das Binnenschiff<br />
zu verlagern, erreichen. Dies gilt<br />
nicht nur für die Donau, sondern auch<br />
für den Ausbau von Elbe und Saale.<br />
Wie das Ziel einer ganzjährigen Befahrbarkeit<br />
erreicht werden kann, wird<br />
derzeit geprüft; ob mit oder ohne<br />
Staustufe, ob mit oder ohne Schleuse<br />
oder nur mit Flußbaumaßnahmen,<br />
wird das in Auftrag gegebene Gutachten<br />
darstellen. Meine politische Intention<br />
ist, nicht über Art und Weise notwendiger<br />
Maßnahmen zu spekulieren,<br />
sondern endlich eine Entscheidung<br />
zugunsten der umweltfreundlichen Binnenschiffahrt<br />
zu treffen.<br />
Annette Faße, MdB (SPD):<br />
Die Vereinbarung von 1996 muß eingehalten<br />
werden. Eine vorzeitige Ent-<br />
scheidung pro oder contra einer Ausbauform<br />
ist auch rechtlich nicht zu<br />
verantworten. Das Ende dieses Jahres<br />
zu erwartende Ergebnis der Untersuchungen<br />
gilt es abzuwarten. Dann<br />
kann eine Bewertung vorgenommen<br />
werden. Eine Entscheidung ist nur im<br />
Einvernehmen mit dem Land Bayern<br />
möglich. Ich hoffe auf eine Lösung,<br />
die keine jahrelangen Gerichtsverfahren<br />
nach sich zieht, denn die Binnenschiffahrt<br />
braucht klare Entscheidungen.<br />
Michael Goldmann, MdB (F.D.P.):<br />
Für mich hat die Binnenschiffahrt als<br />
hochökologischer Verkehrsträger herausragende<br />
Bedeutung. Daraus ergibt<br />
sich zwangsläufig, daß der Gesetzgeber<br />
alle nötigen Maßnahmen ergreifen<br />
muß, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Binnenschiffahrt sicherzustellen.<br />
Dazu gehört natürlich auch, daß unsere<br />
Wasserstraßen so ausgebaut und<br />
erhalten werden, daß ein vernünftiger<br />
Betrieb möglich ist. Insbesondere die<br />
Donau nimmt eine herausragende<br />
Stellung innerhalb des Wasserstraßennetzes<br />
ein. Sie ist eine der<br />
wichtigsten Verkehrswege im aufstrebenden<br />
Ost-West-Warenaustausch.<br />
Unbestritten ist der Streckenabschnitt<br />
zwischen Straubing und Vilshofen ein<br />
Engpaß, für mich ist deshalb weiterhin<br />
das Erreichen einer Abladetiefe von<br />
2,50 m sehr wichtig. Doch ökologische<br />
Gesichtspunkte dürfen nicht vernachläßigt<br />
werden. Sollte mit flußbaulichen<br />
Maßnahmen eine Abladetiefe<br />
von 2,50 m an 300 Tagen im Jahr erreichbar<br />
sein, so halte ich dies für<br />
ausreichend. Andernfalls führt kein<br />
Weg an einer Staustufe vorbei.<br />
Seit über zehn Jahren wird nun über<br />
diesen Punkt gestritten. Es ist an der<br />
Zeit, endlich zu Entscheidungen zu<br />
kommen, da die Nachteile für die Binnenschiffahrt<br />
sonst noch größer werden.<br />
Helmut Wilhelm, MdB (Bündnis<br />
90/Die Grünen):<br />
An der Donau in Regensburg aufgewachsen,<br />
haben mich Schiffahrt, aber<br />
auch Natur und Ökologie der Donaulandschaft<br />
von Kindesbeinen an be-<br />
geistert. Es steht zu erwarten, daß die<br />
in diesem Jahr zur Vorlage erwarteten<br />
Gutachten zum Donauausbau zwischen<br />
Straubing und Vilshofen den<br />
Widerspruch zwischen Maximalwünschen<br />
der Schiffahrt und des Naturschutzes<br />
nicht vollständig auflösen<br />
können. Zwar möchte ich - um rational<br />
und sachgerecht entscheiden zu können<br />
- vor Vorlage der Gutachten nur<br />
vorsichtige Aussagen machen. Massive<br />
Eingriffe in das Flußsystem sind<br />
wohl weder mit der EG-Vogelschutzrichtlinie<br />
noch mit der FFH-Richtlinie<br />
vereinbar. Auch das Diktat leerer Bundeskassen<br />
läßt einen Maximalausbau<br />
der Donau nicht durchführbar erscheinen.<br />
Um der Schiffahrt daher verbesserte<br />
Auslastung zu ermöglichen und<br />
die Natur dennoch weitgehend zu erhalten,<br />
scheint der Weg im Ausbau<br />
ohne Staustufen vorgezeichnet zu<br />
sein.<br />
*****<br />
Die nächste Veranstaltung der Parlamentarischen<br />
Gruppe findet voraussichtlich<br />
am 16. Mai 2000 zum Thema<br />
Osterweiterung in der Parlamentarischen<br />
Gesellschaft Berlin statt. I<br />
Naturerbe<br />
In Brüssel macht man Ernst mit dem<br />
Naturschutz. Um schützenswerte Flächen<br />
für das europäische Naturerbe<br />
(Natura 2000) zu erfassen, waren die<br />
Bundesländer angewiesen, bis Ende<br />
1999 solch wertvolle Gebiete zu melden.<br />
Als „skandalös“ bezeichnete der<br />
Vorsitzende des Bundes Naturschutz<br />
Bayern, Hubert Weinzierl, daß der<br />
Freistaat Bayern dieser Verpflichtung<br />
nicht nachgekommen ist.<br />
Auf der bayerischen Vorschlagsliste<br />
zur Anmeldung von sogenannten<br />
FFH-Gebieten bei der EU-Kommission<br />
in Brüssel werden die Donau und<br />
die Donau-Auen zwischen Straubing<br />
und Vilshofen - zumindest vorerst -<br />
fehlen. Entgültig entscheiden will die<br />
Staatsregierung in dieser Frage erst,<br />
„wenn das Ob und das Wie des Donauausbaus<br />
geklärt ist“, begründete<br />
Umweltminister Werner Schnappauf<br />
die Zurückhaltung der Staatsregierung.<br />
I
14<br />
Gespräche zum Donauausbau:<br />
Politiker diskutieren mit Verwaltung und Wissenschaft<br />
Zu einem Gespräch mit Vertretern aus<br />
dem Verkehrsministerium und den<br />
Präsidenten der Bundesanstalten für<br />
Gewässerkunde und Wasserbau trafen<br />
sich am Dienstag dieser Woche<br />
die niederbayerischen SPD-Abgeordneten<br />
Bruni Irben, Jella Teuchner und<br />
Horst Kubatschka.<br />
Hintergrund des Gesprächs im Berliner<br />
Verkehrsministerium war die Kritik<br />
der niederbayerischen Abgeordneten<br />
an den vertieften Untersuchungen<br />
zum Donauausbau, insbesondere an<br />
der nach Meinung der Volksvertreter<br />
bislang „stiefmütterlichen” Behandlung<br />
der Untersuchungen zu einem staustufenfreien<br />
Ausbau. Brunhilde Irben:<br />
„Unser Standpunkt ist völlig klar: Wir<br />
wollen einen sanften Ausbau der Donau.<br />
Ich werte es als gutes Zeichen,<br />
wenn die Bundesregierung uns die<br />
Gelegenheit gibt, an einem runden<br />
Tisch mit den einzelnen Fachstellen<br />
unsere Position klarzumachen.”<br />
Der Präsident der Bundesanstalt für<br />
Wasserbau, Professor Dr. Hans Heinrich<br />
Witte, stellt den Stand der Untersuchungen<br />
dar: Mit einem abschließenden<br />
Ergebnis sei zur Mitte<br />
des Jahres zu rechnen. Derzeit würden<br />
intensiv die flußbaulichen Möglichkeiten<br />
einer Optimierung des Ist-<br />
Zustandes (Variante A) unter Vorgabe<br />
einer Fahrrinnenbreite von 70 m und<br />
einem Sicherheitsabstand von 10 m<br />
für Buhnen und Regelungswerke untersucht.<br />
Wenn dies erst jetzt geschehe,<br />
hänge dies alleine mit der Versuchsorganisation<br />
zusammen und<br />
nicht mit irgendwelchen Präferenzen<br />
für die eine oder andere Ausbauvariante<br />
seitens der Bundesanstalt. Hinsichtlich<br />
einer Berücksichtigung der<br />
Untersuchungen des Karlsruher Wasserbauexperten<br />
Dr. Bernhart erklärte<br />
der Parlamentarische Staatssekretär<br />
im Verkehrsministerium, Lothar Ibrügger:<br />
„Der Bund ist selbstverständlich<br />
bereit, die Ergebnisse der vom Freistaat<br />
Bayern in Auftrag gegebenen<br />
wasserbaulichen Studie Bernharts bei<br />
seiner Entscheidung zu berücksichtigen.”<br />
Bayern habe es aber bislang<br />
nicht für nötig gehalten, dem Bund<br />
entsprechende Unterlagen zukommen<br />
zu lassen. Ebenso wenig in Kenntnis<br />
gesetzt worden sei der Bund über den<br />
Inhalt eines Ifo-Gutachtens zur Wirt-<br />
schaftlichkeit des Güterverkehrs auf<br />
der Donau. Nach Lage der Dinge sei<br />
mit einer Entscheidung des Bundes<br />
über die Art des Donauausbaus zwischen<br />
Straubing und Vilshofen gegen<br />
Ende des Jahres 2000 zu rechnen.<br />
Zu den Bedenken der niederbayerischen<br />
Abgeordneten, ob ökologische<br />
Belange bei den vertieften Untersuchungen<br />
ausreichend berücksichtigt<br />
würden, bezog Professor Volkhard<br />
Wetzel, Leiter der Bundesanstalt für<br />
Gewässerkunde, Stellung. Seine Ergebnisse<br />
werde er am 14. März in<br />
München bekannt machen. Er bestätigte,<br />
daß potentielle FHH-Gebiete,<br />
wie z.B. das Naturschutzgebiet „Untere<br />
Isar”, in jedem Falle nach den EU-<br />
Richtlinien Berücksichtigung finden<br />
müßten. Die Bundesanstalt beabsichtige,<br />
sämtliche Untersuchungsergebnisse<br />
im Internet zu veröffentlichen,<br />
um diese jedermann zugänglich und<br />
nachprüfbar zu machen.<br />
Horst Kubatschka wies darauf hin,<br />
daß sich die Gewässergüte der Donau<br />
durch die Staustufe oberhalb von<br />
Straubing verschlechtert habe. Der<br />
Gewässergütekarte Bayern könnte<br />
entnommen werden, daß sich die Gewässergüte<br />
von „mäßig belastet” zu<br />
„kritisch belastet” entwickelt hätte.<br />
Dies seien die Auswirkungen der neu<br />
gebauten Staustufe. Es müsse verhindert<br />
werden, daß sich die Gewässergüte<br />
auch zwischen Straubing und<br />
Vilshofen verschlechtere, was beim<br />
Bau weiterer Staustufen zu befürchten<br />
wäre. Entscheidend sei die Fließgeschwindigkeit<br />
der Donau. Bei einer<br />
Staustufenlösung würde diese so verändert<br />
werden, daß sich auch der<br />
Charakter des Flusses verändern würde.<br />
Aus ökologischer Sicht sei es daher<br />
nicht akzeptabel, daß das letzte<br />
Stück freifließender Donau in Bayern<br />
zubetoniert würde.<br />
Diskutiert wurde ferner die Rechtmäßigkeit<br />
des Vergabeverfahrens zur<br />
„Bewertung und Bilanzierung von Planungsvarianten”.<br />
Bruni Irber hatte sich<br />
in dieser Angelegenheit an den Bundesrechnungshof<br />
gewandt. Dieser<br />
konnte zwar keine Vergabefehler feststellen,<br />
forderte aber eine lückenlose<br />
Dokumentation des Vergabeverfahrens.<br />
Bruni Irber: „Meine Intervention hat<br />
dazu geführt, daß künftig alle Vergabeverfahren<br />
des Bundes lückenlos<br />
nachvollziebar sein müssen. Das Wirtschaftsministerium<br />
bereitet derzeit eine<br />
entsprechende Verordnung vor.”<br />
I<br />
Termine zum<br />
Donauausbau<br />
Welche Auswirkungen hat der geplante<br />
Ausbau der Donau zwischen Straubing<br />
und Vilshofen in Niederbayern<br />
auf Natur und Umwelt? Antworten auf<br />
diese Frage werden bei zwei Veranstaltungen<br />
im Frühjahr gegeben: Die<br />
Bundesanstalt für Gewässerkunde<br />
lädt dazu am 14. März 2000 in das<br />
Europäische Patentamt in München<br />
ein. Auf dem Programm stehen dabei<br />
unter anderem Vorträge über die Vegetation<br />
der Donauaue zwischen<br />
Straubing und Vilshofen, die Fischfauna<br />
und die besondere Bedeutung des<br />
Donautals zwischen Straubing und<br />
Vilshofen für den „faunistischen Artenschutz“,<br />
dargestellt am Beispiel ausgewählter<br />
Tiergruppen. Die Veranstaltung<br />
wendet sich an Fachleute<br />
und die interessierte Öffentlichkeit.<br />
***<br />
Das 3. Deggendorfer Donausymposium<br />
beschäftigt sich mit den ökologischen<br />
Folgen des Donau-Ausbaus.<br />
Am 8. April 2000 referieren dazu<br />
Fachleute in der Fachhochschule<br />
Deggendorf. Veranstalter sind das<br />
Bayerische Hafenforum und die FH<br />
Deggendorf. Das 2. Deggendorfer Donausymposium<br />
im November vergangenen<br />
Jahres hatte zu einer entscheidenden<br />
„Klimaverbesserung“ zwischen<br />
Ausbaubefürwortern und Ausbaugegnern<br />
geführt. Damals hatte<br />
unter anderem Professor Dr. Hans-<br />
Heinrich Witte, der Direktor der Bundesanstalt<br />
für Wasserbau, über den<br />
Stand der Ausbau-Untersuchungen<br />
informiert. Auch Vertreter des Bundes<br />
Naturschutz hatten nach diesem<br />
Symposium eingeräumt, daß die Veranstalter<br />
damit einen maßgeblichen<br />
Beitrag „zur Versachlichung der Ausbau-Diskussion“<br />
geleistet hätten. I
15<br />
Novisad:<br />
Donauräumung<br />
Die bei Novisad während des Kosovo-<br />
Konfliktes zerstörten Brücken blockieren<br />
die Schiffahrt und erschweren den<br />
Gütertransport von und nach den Häfen<br />
der unteren Donau. Aufwendige<br />
Umladungen auf Landverkehrsträger<br />
sind notwendig. Alle Bemühungen der<br />
europäischen Schiffahrtsorganisationen<br />
zur Beseitigung der Brückentrümmer<br />
und Minen im Flußbett sind bisher<br />
ergebnislos verlaufen. Einen neuen<br />
Anlauf hat nun am 24. und 25.Januar<br />
die Donaukommission in einer<br />
Sondersitzung gemacht. Das Plenum<br />
der Kommission hat einen Antrag an<br />
die EU-Kommission zur Räumung der<br />
Brückentrümmer und Minen verabschiedet.<br />
Das Dokument der Donaukommission<br />
enthält eine detaillierte Beschreibung<br />
notwendiger Maßnahmen, eine Kalkulation<br />
für den benötigten Finanzbedarf<br />
und eine allgemeine Beschreibung<br />
über den Ablauf des vorgesehenen<br />
Verfahrens. Das Dokument ist Ausfluß<br />
einer Reihe von Gesprächen zwischen<br />
der Donaukommission und der<br />
EU-Kommission in Brüssel, die das<br />
verhängte Embargo für Restjugoslawien<br />
auf keinen Fall durch irgendwelche<br />
Maßnahmen verletzt sehen will.<br />
Die Räumung der Donau wird mit ca.<br />
48 Mio. DM veranschlagt. Dabei hofft<br />
die Donaukommission auf Übernahme<br />
der Kosten in Höhe von 80 bis 90 Prozent.<br />
Den Rest sollen die Donauanliegerstaaten<br />
finanzieren.<br />
Ein weiteres Problem besteht in der<br />
Suche nach einer Brückenlösung, die<br />
die durch die Donau getrennten Teile<br />
von Novisad verbindet. Gegenwärtig<br />
erfolgt die Verbindung über eine Pontonbrücke,<br />
deren Existenz die Binnenschiffahrt<br />
ebenfalls behindern würde.<br />
Nach den Vorstellungen der Donaukommission<br />
soll eine Behelfsbrücke in<br />
Form einer Holzkonstruktion mit Stahlverstärkung<br />
gebaut werden, die die<br />
Zielsetzung des verhängten Embargos<br />
nicht unterläuft, aber den notwendigen<br />
Verkehr insbesondere zu den<br />
sozialen Einrichtungen - wie Krankenhäuser,<br />
Schulen - sicherstellt. Die Kostenschätzung<br />
dafür liegt bei ca. 16<br />
Mio. DM.<br />
I<br />
Gasölpreise:<br />
Kostensteigerung<br />
Im Jahresverlauf 1999 hat sich der<br />
wirtschaftliche Druck auf die Unternehmen<br />
der Binnenschiffahrt noch<br />
weiter verstärkt: Während einerseits<br />
die Frachtraten auf das niedrigste Niveau<br />
seit Jahren gefallen sind, haben<br />
die Treibstoffkosten andererseits explosionsartig<br />
ein seit der Ölkrise Mitte<br />
der 80er Jahre nicht mehr gekanntes<br />
Niveau erreicht.<br />
Der Bruttopreis der führenden Mineralölgesellschaften<br />
hat sich im Verlauf<br />
des Jahres 1999 von anfangs 58,15<br />
DM pro 100 Liter Gasöl um 24,27 DM<br />
oder ca. 42 Prozent erhöht. Diese<br />
Entwicklung hat sich im noch jungen<br />
Jahr 2000 - mit kurzer Unterbrechung<br />
- weiter fortgesetzt. In der 4. Kalenderwoche<br />
des Jahres 2000 stieg der<br />
aktuelle Gasölpreis auf 87,05 DM pro<br />
100 Liter.<br />
Bezogen auf ein modernes Binnenschiff,<br />
das beispielsweise in den Vorjahren<br />
Treibstoffkosten in Höhe von<br />
jährlich 150.000 DM zu tragen hatte,<br />
bedeutet dies eine zusätzliche Belastung<br />
von mehr als 60.000 DM pro<br />
Jahr - bei sinkenden Einnahmen eine<br />
kaum tragbare Belastung!<br />
Die Ursachen der Kostensteigerungen<br />
liegen in den Absprachen über Fördermengen<br />
der Ölexportierenden Länder,<br />
dem hohen Dollarkurs und dem<br />
Preisverhalten der Mineralölkonzerne.<br />
Für die Binnenschiffahrtsunternehmen<br />
wirkt sich das bei dem gegenwärtigen<br />
Frachtpreisniveau zu einer erheblichen<br />
Belastung der ohnehin schwierigen<br />
wirtschaftlichen Lage aus, da die<br />
Gasölpreiserhöhung am Markt nicht<br />
weitergegeben werden kann.<br />
Die Verlader als Partner der Binnenschiffahrt<br />
reagieren auf die Forderung<br />
nach Übernahme der Kostensteigerung<br />
in den Frachten mehr als ablehnend.<br />
Erschwerend kommt hinzu, daß<br />
einige „schwarze Schafe“ im Binnenschiffahrtsgewerbe<br />
um jeden Preis<br />
versuchen, durch Frachtunterbietungen<br />
an Ladung zu gelangen. Damit<br />
leisten sie einem weiteren Preisverfall<br />
Vorschub. Mehr Frachtdisziplin wäre<br />
wünschenswert.<br />
I<br />
BDB/BöB:<br />
Zusammenarbeit<br />
Zu einem Meinungsaustausch über<br />
Hafen- und Binnenschiffahrtspolitik<br />
trafen Mitglieder des Vorstands des<br />
<strong>Bundesverband</strong>es öffentlicher Binnenhäfen<br />
(BöB) und Vertreter des BDB-<br />
Präsidiums zu einem Gespräch in<br />
Duisburg zusammen. Dabei betonte<br />
der BöB-Vorsitzende Erich Staake,<br />
daß sich die rund einhundert im Verband<br />
zusammengeschlossenen öffentlichen<br />
Binnenhäfen vom Umschlagsplatz<br />
für Güter vom Schiff auf<br />
das Land und umgekehrt zu modernen<br />
Güterverkehrszentren im Schnittpunkt<br />
der Verkehrsträger Wasserstraße,<br />
Schiene und Straße entwickelt<br />
hätten.<br />
Vom Umschlagsplatz sei man über die<br />
Lagerung und Pufferung von Produktions-<br />
und Dienstleistungsfunktionen<br />
zur Vermarktung von Komplettangeboten<br />
aller benötigter Dienste übergegangen.<br />
Dabei bildeten die Häfen kein<br />
Kartell, sondern würden unter partnerschaftlicher<br />
Zusammenarbeit auch<br />
den Konkurrenzgedanken pflegen und<br />
praktizieren.<br />
BDB-Präsident Hofmann erkannte die<br />
positive Entwicklung der Hafenwirtschaft<br />
im letzten Jahrzehnt an, wies<br />
auf die Produktivitätssteigerung der<br />
Binnenschiffahrt hin und machte dabei<br />
deutlich, daß eine eng aufeinander<br />
abgestimmte Zusammenarbeit unter<br />
Berücksichtigung einer rationellen Abwicklung<br />
von Be- und Entladung bei<br />
hoher Qualität beiden Partnern Vorteile<br />
brächte.<br />
Möglichkeiten einer weiteren Verbesserung<br />
der Zusammenarbeit sollten<br />
gesucht und genutzt werden. Dies<br />
könne auch in Bereichen des Marketings,<br />
des gemeinsamen Besuchs von<br />
Messen und Ausstellungen, gemeinsamer<br />
Veranstaltungen und Stellungnahmen<br />
zu verkehrspolitischen Fragen<br />
der Fall sein. Konkrete Formen<br />
einer verstärkten Zusammenarbeit<br />
sollen in einem weiteren Gespräch<br />
erörtert werden. Ein erstes gemeinsames<br />
Projekt könnte eine Präsentation<br />
auf dem Fest zur Baufertigstellung<br />
des Mittellandkanals am 5. bis 7. Mai<br />
2000 in Hannover sein. Gepräche dazu<br />
laufen.<br />
I
16<br />
<strong>Kurz</strong> <strong>gemeldet</strong> . <strong>Kurz</strong> <strong>gemeldet</strong> . <strong>Kurz</strong> <strong>gemeldet</strong> .<br />
Der <strong>Bundesverband</strong> der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt beabsichtigt, seine<br />
diesjährige Mitgliederversammlung<br />
am 2. Juni 2000 an der Donau im Abschnitt<br />
der Engpaßstelle zwischen<br />
Straubing und Vilshofen abzuhalten.<br />
Straubing und Deggendorf sind in der<br />
Diskussion. Bundesverkehrsminister<br />
Reinhard Klimmt ist zu dieser Veranstaltung<br />
eingeladen worden. Vor dem<br />
Hintergrund der für das 2. Halbjahr<br />
2000 angekündigten Entscheidung<br />
über den Ausbau der Donau wird dieser<br />
Veranstaltung eine besondere Bedeutung<br />
beigemessen.<br />
***<br />
Zu einem interessanten Meinungsaustausch<br />
über die Zusammenarbeit insbesondere<br />
von Lkw und Binnenschiff<br />
mit der Bahn dürfte es bei dem am 9.<br />
Februar 2000 in Frankfurt stattfindenden<br />
DVZ-Stammtisch kommen. Der<br />
neue Bahnchef Hartmut Mehdorn<br />
stellt sich zum ersten Mal, wenn auch<br />
„unter Ausschluß der Öffentlichkeit“,<br />
der Diskussion und will Möglichkeiten<br />
einer engeren Zusammenarbeit mit<br />
der Bahn darlegen. Gerade in der Binnenschiffahrt<br />
ist das Klima durch die<br />
bisherige Praxis und abweisende Haltung<br />
der Bahn belastet. So wird von<br />
Vertretern des Gewerbes kritisiert,<br />
daß auf Anfragen für gemeinsame<br />
Transportketten bzw. Zu- und Ablaufverkehre<br />
in vielen Fällen die Bahn gar<br />
nicht antworte, verspätet antworte<br />
oder überteuerte Angebote abgebe. In<br />
der Binnenschiffahrt herrsche der Eindruck<br />
vor, daß die Bahn nur da Bereitschaft<br />
zur Zusammenarbeit zeige, wo<br />
sie auf die Binnenschiffahrt angewiesen<br />
sei. Die Hoffnungen richteten sich<br />
darauf, daß unter Mehdorn eine neue<br />
Bahnphilosophie entwickelt werde, die<br />
auch die Forderung der Politik auf<br />
größtmögliche Zusammenarbeit der<br />
Verkehrsträger Rechnung trage.<br />
***<br />
Die Bundesvereinigung Logistik veranstaltet<br />
am 15. und 16. März 2000<br />
ein internationales Expertentreffen<br />
zum Thema „Logistik in Duisburg“.<br />
Ministerpräsident Wolfgang Klement<br />
eröffnet die Veranstaltung, zu der Experten<br />
aus dem In- und Ausland als<br />
Referenten und Diskussionsteilnehmer<br />
erwartet werden. Ein Forum be-<br />
schäftigt sich mit dem Thema „Zukunft<br />
der Häfen - Häfen der Zukunft“.<br />
***<br />
Die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt<br />
hat auf ihrer Herbstsitzung<br />
1999 beschlossen, am 29. März 2000<br />
in Straßburg einen Workshop über<br />
Perspektiven für Anforderungen an<br />
Abgas- und Partikelemissionen aus<br />
Dieselmotoren in der Binnenschifffahrt<br />
zu veranstalten. Ziel dieses<br />
Workshops ist es, einen Überblick<br />
über die derzeitige Situation im Bereich<br />
der Abgasemissionen der Binnenverkehrsträger<br />
zu geben, die Vorschriften<br />
der Zentralkommission für<br />
neue Motoren der Öffentlichkeit vorzustellen<br />
und insbesondere Perspektiven<br />
für die zukünftige Einbeziehung<br />
bestehender Motoren sowie die Einführung<br />
weiterer Stufen von Abgasgrenzwerten<br />
aufzuzeigen.<br />
***<br />
Das 21. Duisburger Kolloquium<br />
Schiffstechnik/Meerestechnik findet<br />
vom 11. bis 13. Mai 2000 statt. Das<br />
dreitägige Kolloquium, in dem der dritte<br />
Tag ausschließlich der Kultur gewidmet<br />
ist, steht unter dem Motto<br />
„Das Schiff aus dem Computer“. Prominente<br />
Experten, unter anderem<br />
auch aus Norwegen und den Vereinigten<br />
Staaten, werden zu dieser Veranstaltung<br />
erwartet. Für Informationen<br />
an Interessenten steht das Sekretariat<br />
des Institutes für Schiffstechnik der<br />
Universität Duisburg zur Verfügung.<br />
***<br />
Der „Schifferverein Bergeshövede<br />
und Umgebung von 1950“ feiert am<br />
5. und 6. August 2000 Jubiläum. Die<br />
Vorbereitung für ein umfangreiches<br />
Festprogramm sind bereits angelaufen.<br />
Unter anderem ist eine Oldtimerparade<br />
und Gelegenheiten für Rundfahrten mit<br />
diesen Schiffen vorgesehen.<br />
***<br />
Am 9. Februar 2000 wird der Präsident<br />
der Wasser- und Schiffahrtsdirektion<br />
Nordwest in Aurich, Dipl.-Ing.<br />
Horst Hans Kaiser, vom Staatssekretär<br />
im BMVBW, Henner Wittling,<br />
in den Ruhestand verabschiedet. Prä-<br />
sident Kaiser trat 1964 bei der ehemaligen<br />
WSD Bremen in den Dienst der<br />
Wasser- und Schiffahrtsverwaltung.<br />
Nach mehrjähriger Verwendung als<br />
Sachbereichsleiter in Emden und Bremerhaven<br />
und sich anschließenden<br />
Amtsvorstandszeiten in Tönning und<br />
Bremerhaven wurde er 1982 zum Abteilungsleiter<br />
„Technische Verwaltung,<br />
Liegenschaften“ der WSD Nordwest in<br />
Aurich bestellt. Zum 1. Januar 1997<br />
erfolgte die Ernennung zum Präsidenten.<br />
Nachfolger des scheidenden Präsidenten<br />
wird der bisherige Vertreter<br />
von Kaiser, der ehemalige Amtsvorstand<br />
des WSA Bremen, Vizepräsident<br />
Dipl.-Ing. Klaus Frerichs.<br />
Horst Hans Kaiser<br />
***<br />
Die Regierung von Unterfranken hat<br />
in einer hervorragenden Broschüre<br />
ein „Gewässerpflegekonzept für<br />
den staugeregelten Main“ vorgelegt.<br />
In eindrucksvoller Weise werden darin<br />
Möglichkeiten und Praxis des ökologischen<br />
Flußausbaus mit naturnahen<br />
Lebensräumen an Ufern sowie der<br />
Anlage von Auen und Feuchtbiotopen<br />
als Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen<br />
dargestellt. Die Broschüre enthält<br />
wesentliche Entwicklungsziele für die<br />
Weiterentwicklung dieser Flußlandschaft.<br />
Diese orientieren sich an der<br />
Lebensraumstruktur und werden<br />
durch Gewässerpflegepläne sorgfältig<br />
vorbereitet. Konflikte mit der Schiffahrt<br />
werden auf verträgliche Weise minimiert.<br />
I
17<br />
<strong>Kurz</strong> <strong>gemeldet</strong> . <strong>Kurz</strong> <strong>gemeldet</strong> . <strong>Kurz</strong> <strong>gemeldet</strong> .<br />
Der französische Verkehrsminister hat<br />
dem in der westeuropäischen Binnenschiffahrt<br />
bekannten Generaldirektor<br />
der Compagnie Francaise de Naviga-<br />
tion Rhénane (CFNR), Claude<br />
Meistermann, den Orden zum „Offizier<br />
des Verdienstordens der französischen<br />
Republik“ wegen seiner besonderen<br />
Verdienste für die französische<br />
Binnenschiffahrt verliehen. Der Orden<br />
wurde ihm vor wenigen Tagen anläßlich<br />
des Neujahrsempfangs der CFNR<br />
vom Generalsekretär der Internationalen<br />
Binnenschiffahrts-Union Maurice<br />
Ruscher überreicht.<br />
Dabei würdigte Ruscher die vielseitigen<br />
Verdienste von Meistermann, den<br />
er in seiner Laudatio als „Meister<br />
Rhein“ bezeichnete. Er habe nicht nur<br />
als Ingenieur an verantwortlicher Stelle<br />
den Ausbau des Oberrheins betrieben,<br />
sondern auch in seiner Eigenschaft<br />
als Triebfeder der Diversifikationspolitik<br />
der größten französischen<br />
Rheinreederei. Er sei an der großartigen<br />
Entwicklung des Containergeschäfts<br />
am Oberrhein maßgeblich beteiligt<br />
gewesen. Der internationalen<br />
Binnenschiffahrt habe Meistermann<br />
als Kommissar der Zentralkommission<br />
für die Rheinschiffahrt und Mitglied<br />
der Moselkommission viele positive<br />
Impulse verliehen. Mit hoher Kompetenz<br />
und großem Einsatz habe er die<br />
Interessen der Binnenschiffahrt auch<br />
innerhalb der Internationalen Binnenschiffahrts-Union<br />
und der Internationalen<br />
Arbeitsgemeinschaft der Rheinschiffahrt<br />
vertreten. In beiden Organi-<br />
Maurice Ruscher gratuliert Claude Meistermann zu seinem Orden<br />
sationen habe er mehrfach das Amt<br />
des Präsidenten bekleidet. Beim französischen<br />
Verband, dem Comité des<br />
Armateurs Fluviaux, ist er als 1. Vize-<br />
Präsident für die internationalen Angelegenheiten<br />
zuständig. Ihm gilt der<br />
Glückwunsch des RePort.<br />
***<br />
Nachfolger für den ausgeschiedenen<br />
WSD-Präsidenten in Münster, Ulrich<br />
Machens, ist seit 1. Februar 2000 der<br />
bisherige Vizepräsident der WSD Ost<br />
in Berlin, Klaus Beckmann.<br />
Beckmann verfügt über umfangreiche<br />
Kenntnisse und reichhaltige Erfahrungen<br />
in der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung.<br />
Seine Karriere begann als<br />
Sachbereichsleiter beim Wasser- und<br />
Schiffahrtsamt Verden und führte über<br />
das Neubauamt in Braunschweig, die<br />
Wasser- und Schiffahrtsämter Aschaffenburg<br />
und Berlin zur WSD Mitte in<br />
Hannover, wo er als Dezernatsleiter<br />
tätig war. Von dort wechselte er als Vizepräsident<br />
zur WSD Ost nach Berlin.<br />
Auch der RePort wünscht ihm eine<br />
glückliche Hand und viel Erfolg bei<br />
dieser neuen Aufgabe.<br />
***<br />
Französisches Schleusenpersonal an<br />
den Schleusen Kembs und Gerstheim<br />
ist am 27. Januar 2000 wegen Fragen<br />
der Arbeitszeit in den Streik getreten,<br />
was eine Sperrung der beiden wichtigen<br />
Schleusen für den Schiffsverkehr<br />
zur Folge hatte.<br />
Durch den Einsatz des Vorsitzenden<br />
der Nautisch-Technischen Kommission<br />
der Internationalen Arbeitsgemeinschaft<br />
der Rheinschiffahrt, Gerard<br />
Criqui, bei den beiden zuständigen<br />
Präfekten konnte erreicht werden,<br />
daß die Sperrungen nach kurzer Frist<br />
im Laufe des Tages wieder aufgehoben<br />
wurden und die Schiffahrt wieder<br />
freie Fahrt hatte.<br />
***<br />
Die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt<br />
(ZKR) steht seit Jahresanfang<br />
unter neuem Vorsitz. Die Leiterin<br />
der belgischen ZKR-Delegation, Raymonde<br />
Foucart, hat diese Aufgabe<br />
von dem Deutschen Dr. Gerhard<br />
Raymonde Foucart<br />
Fulda übernommen. Ihre Amtszeit<br />
läuft bis Ende kommenden Jahres.<br />
Das Amt des Vizepräsidenten wird für<br />
den gleichen Zeitraum Ronny Abraham,<br />
Leiter der französischen Delegation<br />
bei der ZKR, ausüben.<br />
I
18<br />
Auf dem Vormarsch:<br />
Telematik-<br />
Anwendungen<br />
Der Einsatz von Telematik-Anwendungen<br />
ist auch in der Binnenschiffahrt<br />
auf dem Vormarsch. Täglich wächst<br />
die Zahl derjenigen Unternehmen, die<br />
sich die für die Führung ihrer Geschäfte<br />
nötigen Informationen über<br />
das Wasserstraßensystem aus dem<br />
Internet Programm ELWIS der Wasserstraßenverwaltung<br />
abrufen. Mit<br />
Spannung darf darauf gewartet werden,<br />
zu welchen Ergebnissen die<br />
nächste geplante Stufe der Erprobung<br />
des Programms ARGO kommt. Bekanntlich<br />
soll ARGO der Binnenschiffahrt<br />
zukünftig von der Wahl der<br />
„richtigen“ Fahrrinne bis hin zur Bestimmung<br />
der optimalen Abladung ihrer<br />
Schiffe helfen.<br />
Diese beiden Projekte der Wasserund<br />
Schiffahrtsverwaltung tragen unverkennbar<br />
zu einem verstärkten Einsatz<br />
moderner Kommunikations- und<br />
Informationsmittel in der Binnenschiffahrt<br />
bei. Dazu kommen inzwischen<br />
eine Reihe von Angeboten<br />
kommerzieller Anbieter, die verschiedene<br />
schiffahrtsspezifische Anwendungen<br />
auf den Markt gebracht haben,<br />
wie Radaratlas, elektronische<br />
Schiffsdatenerfassung oder Fahrstreckenbeschreibungen.<br />
Weitere Anwendungen,<br />
die spürbaren Nutzen für<br />
die Schiffahrt mit sich bringen, sind in<br />
Vorbereitung. Dazu gehört beispielsweise<br />
die elektronische Anmeldung<br />
der Schiffe in den Häfen oder die Datenübertragung<br />
im Zusammenhang<br />
mit der Erhebung von Schiffahrtsabgaben.<br />
Um der Schiffahrt selbst den Umgang<br />
mit der neuen Technik zu erleichtern,<br />
steht ein umfangreiches Angebot von<br />
Kursen und Lehrgängen zur Verfügung.<br />
Dies geht bis hin zu Unterweisungen<br />
an Bord von Binnenschiffen.<br />
Auf diese Weise kann sich der Schiffsführer<br />
während der Fahrt das notwendige<br />
Know-how aneignen, ohne daß<br />
sein Schiff die Fahrt unterbrechen<br />
muß. Seit geraumer Zeit bietet beispielsweise<br />
die Mr. Byte GmbH aus<br />
Duisburg speziell für Binnenschiffer<br />
Kurse an, in denen Computer-Laien<br />
schrittweise zu PC-Experten werden -<br />
und das, dank EU-Hilfe, in vielen Fällen<br />
sogar kostenlos. Die Lehrgänge<br />
sind systematisch aufgebaut und auf<br />
die Praxis abgestimmt.<br />
I<br />
Elbe als UNESCO-Weltkulturerbe?<br />
Elbschiffahrt könnte das Aus drohen<br />
"Die gewerbliche Binnenschiffahrt auf<br />
der Elbe kommt zum Erliegen", wenn<br />
die von der Bundesregierung durch<br />
den Staatsminister im Auswärtigen<br />
Amt, Ludger Volmer, begrüßte Initiative<br />
der Umwelthilfe und des Gruner &<br />
Jahr-Verlages, die Elbe in die UNES-<br />
CO-Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen,<br />
realisiert wird. Dies stellte<br />
der Gemischte Ausschuß Deutschland-Tschechien<br />
nach dem bilateralen<br />
Vertrag über den Binnenschiffsverkehr<br />
in seiner letzten Sitzung in Hamburg<br />
übereinstimmend fest. BDB-Hauptgeschäftsführer<br />
Gerhard v. Haus hat in<br />
einer ersten Reaktion das Bundesverkehrsministerium<br />
auf diese Entwick-<br />
Gemischter Ausschuß Österreich<br />
Die Auswirkungen des Beitritts der<br />
Bundesrepublik Deutschland zur Belgrader<br />
Akte auf den bilateralen Ver-<br />
trag mit Österreich sowie Drittlandund<br />
Drittländerverkehre standen im<br />
Mittelpunkt der Erörterung des Gemischten<br />
Ausschusses Deutschland-<br />
Österreich.<br />
Nach dem Beitritt der Republik Österreich<br />
zur Europäischen Union ist der<br />
bilaterale Vertrag mit Österreich weitgehend<br />
gegenstandslos geworden.<br />
Österreichische Schiffe haben mit<br />
lung aufmerksam gemacht und die<br />
Forderung erhoben, an den bisherigen<br />
Planungen festzuhalten, die zugesagten<br />
strombaulichen Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Fahrwasserverhältnisse<br />
programmgemäß<br />
durchzuführen und die Schiffahrt auf<br />
der Elbe gemäß ihrer eigenen Interpretation<br />
zu der Elbeerklärung auch<br />
auf Dauer sicherzustellen. Stein des<br />
Anstoßes ist eine Äußerung Volmers<br />
in Prag. Dieser hatte gesagt, daß der<br />
begrüßenswerte Vorschlag weit über<br />
den Naturschutz hinausgehe und eine<br />
konkrete Ausfüllung des deutschtschechischen<br />
Kulturabkommens wäre.<br />
I<br />
dem vollzogenen Beitritt die gleichen<br />
Befahrens- und Beförderungsrechte<br />
wie alle übrigen EU-Schiffe. Eine Aus-<br />
Gerd Bormuth (BMV), Dr. Gunther Jaegers (BDB), Victor Siegl (Österreich), Dr.<br />
Gerhard Schuh (BDB)<br />
nahme hinsichtlich der Alt-für-Neu-Regelung<br />
gilt nur für solche Schiffe, die<br />
die Donau in westlicher Richtung nicht<br />
verlassen.<br />
Für deutsche Schiffe bestehen keine<br />
Behinderungen, am Verkehr im Donauregime<br />
teilzunehmen. Ausgenommen<br />
sind nur innerstaatliche Kabotagefahrten.<br />
I
19<br />
Expo 2000:<br />
Hotelschiffe<br />
Die Expo 2000 in Hannover wirft ihre<br />
Schatten voraus und beschäftigt auch<br />
die Binnenschiffahrt. Kabinenschiffe<br />
von deutschen und ausländischen Unternehmen<br />
sollen die für die Expo unzureichende<br />
Hotelkapazität in und um<br />
Hannover erweitern helfen. Hotelschiffe<br />
sollen auf dem Mittellandkanal im<br />
Stadtbereich Hannover mit attraktiven<br />
Angeboten die Bettenkapazität erhöhen.<br />
Erfahrungen über die Unterbringung<br />
von Hotelschiffen sind beim Wasserund<br />
Schiffahrtsamt Braunschweig vorhanden.<br />
Zu den großen Messen in<br />
Hannover, wie der Computermesse<br />
Cebit oder der Industriemesse, kommen<br />
regelmäßig Kabinenschiffe zu<br />
den Liegestellen an der Ihme, der Leinebrücke,<br />
oberhalb der Wehranlage<br />
Herrenhausen oder zum Vorhafen der<br />
Schleuse Anderten.<br />
Für die Zeit der Expo wird gegenwärtig<br />
mit 10 bis 15 Hotelschiffen und einigen<br />
Veranstaltungsschiffen gerechnet.<br />
Da diese zum größten Teil die<br />
Liegestellen im Stadtbereich beanspruchen,<br />
will die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
außerhalb des Stadtbereiches<br />
für ausreichende Lie-<br />
gemöglichkeiten der Güterschiffahrt<br />
sorgen. Um unzumutbare Härten dabei<br />
zu vermeiden, wird der BDB mit<br />
der Wasserstraßenverwaltung Gespräche<br />
führen. I<br />
Appell an die Schiffahrt:<br />
Sicherheitsvorschriften bitte einhalten<br />
Bei einem Treffen der regionalen<br />
deutschen, französischen und schweizerischen<br />
Schiffahrtsbehörden in Mülhausen<br />
(Elsaß) wurde neben den obligatorischen<br />
Schleusensperrungen<br />
wegen notwendiger Reparaturen und<br />
geeigneten Regelungen bei Hochwasser<br />
Havariefälle erörtert. Dabei beklagte<br />
der Vorsitzende der Nautisch-<br />
Technischen Kommission der Internationalen<br />
Arbeitsgemeinschaft der<br />
Rheinschiffahrt, Gerard Criqui, den<br />
Mangel an Disziplin bei einem Teil der<br />
Schiffahrttreibenden, wobei er ausdrücklich<br />
auch die Sportschiffahrt in<br />
seine Kritik einschloß. So sei im Mai<br />
1999 eine 8 Meter lange Yacht bei Rot<br />
zu Tal in die Westkammer der Schleuse<br />
gefahren, als sich das Obertor gerade<br />
im Schlußvorgang befand. Das<br />
Schiff blieb auf der Oberkante des To-<br />
res hängen und wurde aus dem Wasser<br />
gehoben, ohne zum Glück einen<br />
größeren Schaden zu erleiden.<br />
Die zuständigen Schiffahrtsverwaltungen<br />
appellieren daher an die Schifffahrttreibenden,<br />
die klaren Vorschriften<br />
der Rheinschiffahrtspolizeiverordnung<br />
einzuhalten. Die Vorschriften<br />
dienen der Sicherheit der Schiffe und<br />
dem Erhalt der für die Binnenschiffahrt<br />
lebenswichtigen Schleusenanlagen.<br />
I<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Bundesverband</strong> der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e. V. (BDB), Präsident:<br />
Heinz Hofmann, Redaktion und<br />
verantwortlich für den Inhalt: Gerhard v.<br />
Haus.<br />
Anschrift: Dammstraße 15-17, 47119<br />
Duisburg, Telefon 02 03 / 8 00 06 61, Telefax<br />
02 03 / 8 00 06 65.<br />
Der Bezug ist kostenlos. Nachdruck gegen<br />
Belegexemplar erlaubt.<br />
Druck: Offsetdruck Walter, Oberhausen<br />
Offizielles Mitteilungsblatt des BDB ist die<br />
Zeitschrift „Binnenschiffahrt - Zeitschrift<br />
für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen“,<br />
Schiffahrts-Verlag „Hansa“, Postfach<br />
52 03 65, 22605 Hamburg.<br />
Der RePort ist zum Postzeitungsdienst<br />
zugelassen und hat das Vertriebskennzeichen<br />
K 122 88 F.
20<br />
BDB und BDS präsentieren sich wirksam im Internet<br />
Mehr als 6.700 mal ist die Startseite<br />
„binnenschiff.de“ des Internetauftritts<br />
der beiden Bundesverbände der deutschen<br />
Binnenschiffahrt - <strong>Bundesverband</strong><br />
der Deutschen Binnenschiffahrt<br />
(BDB) und <strong>Bundesverband</strong> der<br />
Selbständigen, Abteilung Binnenschiffahrt<br />
(BDS) - in den letzten Monaten<br />
aufgerufen worden. Das große Interesse<br />
erklärt sich durch die Vielzahl<br />
der Informationen, die gewerblichen<br />
Nutzern und anderen Interessenten<br />
zur Verfügung stehen. Neben aktuellen<br />
Pressemeldungen aus dem Bereich<br />
der Binnenschiffahrt, dem Inhalt<br />
des Binnenschiffahrts-RePorts sind Informationen<br />
über Organisationsstruktur<br />
und Aufgaben der beiden Bundesverbände<br />
abrufbar.<br />
Den Verladern wird durch eine umfangreiche<br />
Adressdatenbank deutscher<br />
Schiffahrtsunternehmen die<br />
Möglichkeit geboten, sich über deren<br />
Leistungspalette im einzelnen zu informieren<br />
und direkten Kontakt aufzunehmen.<br />
Von dieser Möglichkeit ist<br />
bisher in erfreulichem Umfange gebrauch<br />
gemacht worden. Damit konnten<br />
neue Kunden für das Binnenschifffahrtsgewerbe<br />
akquiriert werden.<br />
Die Leistungspalette der deutschen<br />
Binnenschiffahrt wird mit vielen Details<br />
in Bild und Schrift dargestellt. So<br />
wird über die unterschiedlichsten<br />
Schiffstypen berichtet, die auch virtuell<br />
zu besichtigen sind. Die öffentlichen<br />
Binnenhäfen sind mit ihrer Suprastruktur,<br />
ihren Adressen und Telefonnummern<br />
verfügbar. Der umweltfreundliche<br />
Charakter der Schiffahrt,<br />
ihr hoher Sicherheitsstandard sind<br />
ebenso wie die unterschiedlichsten<br />
Möglichkeiten der Transporte von<br />
Massengut, flüssigen Stoffen über<br />
Container bis zum Schwergut dargestellt.<br />
Die europäische Wasserstras-<br />
senkarte wird gezeigt, die in kleinste<br />
Ausschnitte mit dem Verlauf von Flüssen<br />
und Kanälen zerlegt werden<br />
kann. Die Leistungspalette wird ergänzt<br />
durch Logistikangebote, die<br />
Wirtschaftlichkeit der Binnenschiffe<br />
sowie durch eine umfangreiche Statistik.<br />
Mit Hilfe von Links besteht die Möglichkeit,<br />
auf Internetangebote von Verwaltungen,<br />
Organisationen und wissenschaftlichen<br />
Instituten rund um die<br />
Binnenschiffahrt zurückzugreifen.<br />
Schließlich enthält die Startseite die<br />
Möglichkeit, Printpublikationen zu bestellen<br />
oder sich in die Empfangsliste<br />
des „News Letter RePort“ eintragen<br />
zu lassen.<br />
***<br />
Die E-mail-Adresse von BDB und Re-<br />
Port lautet: infoBDB@binnenschiff.de.