03.06.2018 Aufrufe

2018-02_pfarrbrief

Dompfarrbrief Linz 2018/2

Dompfarrbrief Linz 2018/2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Heilige Geist?<br />

war. Das Bekenntnis zu Jesus und<br />

seiner Auferstehung ist für sie nicht<br />

mehr eine „fremde Sache in einer<br />

fremden Sprache“, sondern Lebensdeutung<br />

und Lebensmöglichkeit.<br />

Der Heilige Geist bewirkt den Glauben<br />

an Jesus Christus und das Bekenntnis<br />

zu ihm als dem auferstandenen<br />

Herrn.<br />

Die diesen Glauben verkünden, werden<br />

als „Galiläer“ bezeichnet (Apg<br />

2,7). Es gibt gute Gründe anzunehmen,<br />

dass die Bezeichnung „Galiläer“<br />

nicht bloß eine geographische<br />

Benennung der Herkunft ist. Könnte<br />

die Bezeichnung „Galiläer“ nicht<br />

auch eine spöttische bzw. abwertende<br />

Sicht auf die Jesus-Jünger zum Ausdruck<br />

bringen? Für eine solche Interpretation<br />

würde sprechen, dass bei<br />

den Erzählungen von der Verleugnung<br />

des Petrus auch die Bezeichnung<br />

„Galiläer“ gebraucht wird (vgl.<br />

Mt 26,69; Mk 14,70; Lk 23,59).<br />

Möglicherweise will Lukas nur darauf<br />

hinweisen, dass die Jesus-Botschaft<br />

zum ersten Mal in Galiläa<br />

verkündet wurde, sein Wirken dort<br />

seinen Anfang nahm und auch die ersten<br />

Gefolgsleute Jesu aus Galiläa<br />

kamen. Jedenfalls will Lukas sagen,<br />

dass der „Galiläer“ und die „Galiläer“<br />

eine Botschaft für alle Völker<br />

haben.<br />

Die Pfingsterzählung unterlässt es<br />

nicht, auf die unterschiedlichen Reaktionen<br />

hinzuweisen, die das vom<br />

Geist Gottes bewirkte Bekenntnis zu<br />

Jesus Christus hervorruft: Staunen,<br />

Ratlosigkeit und Spott (Apg 2,12-<br />

13). Die folgende Rede des Petrus<br />

(Apg 2,14-36) weist zuerst den Spott<br />

zurück und gibt dann den Staunenden<br />

eine Erklärung.<br />

Die Gabe und die Gaben<br />

In gleicher Weise bezeichnet Paulus<br />

im ersten Korintherbrief die grundlegende<br />

Gabe des Heiligen Geistes als<br />

die Gabe des Glaubens an Christus:<br />

Dom<strong>pfarrbrief</strong> 2/<strong>2018</strong><br />

Das pfingstfenster im Hochaltar<br />

„Keiner, der aus dem Geist Gottes<br />

redet, sagt: Jesus sei verflucht! Und<br />

keiner kann sagen: Jesus ist der<br />

Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen<br />

Geist redet.“ (1Kor 12,3)<br />

Auf Grund dieser Gnadengabe kann<br />

jeder seine persönliche Begabung als<br />

Gabe des Geistes Gottes verstehen:<br />

Weisheit mitteilen, Erkenntnis vermitteln,<br />

Glaubenskraft, Krankheiten<br />

heilen, Machttaten wirken, prophetisch<br />

reden, die Geister unterscheiden,<br />

auch die Fähigkeit, in Zungen<br />

(d.h. verzückt und daher für andere<br />

unverständlich) zu reden, und die Fähigkeit,<br />

solche Zungenrede zu übersetzen,<br />

d.h. für andere nachvollziehbar<br />

zu erklären.<br />

Für Paulus ist besonders wichtig, die<br />

Offenbarung des Geistes als etwas zu<br />

sehen, das den anderen nützt. Keine<br />

Gabe des Heiligen Geistes hat ein<br />

Christ nur für sich. Der Heilige Geist<br />

stiftet Gemeinschaft und begründet<br />

so „Kirche“ (1Kor 12,7).<br />

Der Heilige Geist steht immer „am<br />

Anfang“: Der Anfang der Schöpfungserzählung<br />

(Gen 1,2) spricht<br />

vom Geist Gottes, der über dem Wasser<br />

schwebt. Alle vier Evangelien bezeugen,<br />

dass der Geist Gottes auf<br />

Jesus herabkommt bei der Taufe im<br />

Jordan (Mt 3,16; Mk 1,10; Lk 3,22,<br />

Joh 1,32f). Im Matthäus- und Lukasevangelium<br />

wird der Beginn des Lebens<br />

Jesu als vom Geist Gottes<br />

bewirkt gedeutet (Mt 1,20; Lk 1,35).<br />

Paulus versteht den Beginn des Glaubens<br />

eines jeden Christen als Gabe<br />

des Heiligen Geistes, die Apostelgeschichte<br />

sieht am Beginn der Kirche,<br />

der Gemeinschaft der Glaubenden,<br />

den Geist Gottes am Werk.<br />

Ich habe ein paar Gedankensplitter<br />

versucht zu einem Thema, das immer<br />

neu zum Nachdenken herausfordert<br />

und nie abgeschlossen ist. Der Heilige<br />

Geist wird immer wieder die<br />

Frage provozieren: „Was hat das zu<br />

bedeuten?“ (Apg 2,12)<br />

Pfarrer Maximilian Strasser<br />

Fotos: Franz Wurm<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!