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Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg

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Forsch ungsschwerpunkt<br />

Studie hat den möglichen Wert einer<br />

solch frühzeitigen Therapie mit Azidothymidin<br />

aufgezeigt (2). Es fehlen derzeit<br />

aber Kriterien, nach denen eine<br />

solch frühzeitige Therapie im Einzelfall<br />

- also außerhalb eines Studiendesigns<br />

- begonnen und kontrolliert werden<br />

sollte.<br />

Vielleicht lassen in Zukunft Fortschritte<br />

im Rahmen der Labordiagnostik<br />

Aussagen über die Virusbeladung<br />

des Organismus zu und geben somit<br />

die Möglichkeit, die Erfolgsaussichten<br />

einer begonnenen antiviralen Therapie<br />

mit Einzelsubstanzen oder auch in<br />

Kombination zu beurteilen (3-6). Optimal<br />

wäre eine Kontrolle der Effizienz<br />

im Verlauf von wenigen Wochen, einem<br />

Zeitraum, in dem weder Veränderungen<br />

klinischer Parameter noch der<br />

Zahl der T-Helfer-Zellen zu erwarten<br />

sind, der es aber ermöglicht, bei ausbleibender<br />

Wirkung im Sinne der Suppression<br />

der Virussynthese mit dem<br />

Therapieregime umzusteigen.<br />

Pneumocystis Carinü Pneumonie·<br />

Die zahlenmäßig häufigste und wichtigste<br />

Komplikation der erworbenen<br />

Immunschwäche ist die Pneumocystis<br />

Pneumonie (PCP), mit deren Auftreten<br />

bei Absinken der T4-Zellen auf unter<br />

200/pl zu rechnen ist. Die weltweite<br />

Zunahme an Erfahrung im Management<br />

dieser Erkrankung hat dazu geführt,<br />

daß die Behandlungsergebnisse<br />

seit Beginn der Epidemie sich erheblich<br />

verbessert haben.<br />

Bei frühzeitig beginnender Therapie<br />

- hoch dosiert Trimethoprim/Sulfamethoxazol<br />

in Kombination mit Glucocortikoiden<br />

noch vor Sicherung der<br />

Diagnose - kommen schwere Verläufe<br />

mit Beatmungspflicht oder gar Todesfälle<br />

bei uns kaum noch vor, insbesondere,<br />

wenn die Patienten sich z.B. in die<br />

regelmäßige Betreuung einer einschlägigen<br />

Ambulanz begeben haben und<br />

bei Auftreten der ersten Symptome zur<br />

stationären Behandlung kommen. Seit<br />

sechs Jahren haben wir keinen Todesfall<br />

mehr an frisch aufgetretener PCP<br />

beobachtet und die letzte Beatmung eines<br />

Patienten wegen PCP liegt fast fünf<br />

Jahre zurück, obwohl wir in diesem<br />

Zeitraum mehr als 30 PCP-Episoden<br />

beobachtet und behandelt haben.<br />

Die konsequente Anwendung eines<br />

drug monitoring unter der Therapie<br />

läßt Dosisanpassungen zu, wobei insbesondere<br />

Unterdosierungen mit nicht<br />

ausreichender Wirkung vermieden<br />

und Überdosierungen mit sehr hohen<br />

Plasmakonzentrationen bei Patienten<br />

mit zusätzlicher Störung der Nierenoder<br />

Leberfunktion korrigiert werden<br />

können (7).<br />

Nebenwirkungen sind häufig<br />

Nebenwirkungen bei dieser Therapieform<br />

sind dennoch häufig und kommen<br />

etwa bei einem Drittel der behandelten<br />

Patienten vor, weshalb nach<br />

einer besser verträglichen Behandlungsalternative<br />

dringend gesucht<br />

wird. Das ansonsten für die Therapie<br />

der PCP zur Verfügung stehende Pentamidin<br />

kann dies nicht leisten, da bei<br />

dieser Substanz neben etwas geringerer<br />

Wirkung ebenfalls ein erhebliches<br />

Potential an Nebenwirkungen vorhanden<br />

ist.<br />

Besondere Bedeutung kommt deshalb<br />

der Prophylaxe einer PCP zu. Verschiedene<br />

Regime in Form einer täglichen<br />

oralen Gabe von Trimethoprim/<br />

Sulfamethoxazol oder einer vierwöchigen<br />

Pentamidininhalation Z.B.<br />

sind wirksam und verhindern als primäre<br />

Prophylaxe das Auftreten einer<br />

PCP überhaupt oder als sekundäre<br />

Prophylaxe ein Wiederauftreten nach<br />

bereits durchgemachter PCP (8, 9).<br />

Leider können einige Patienten ein solches<br />

Regime nicht über längere Zeit<br />

durchhalten, so daß Prophylaxeversager<br />

vorkommen, wobei dafür nicht<br />

allein auftretende Nebenwirkungen<br />

verantwortlich sind, sondern die im<br />

Verlauf der Erkrankung zunehmende<br />

kognitive Störung einen Teil der Complianceprobleme<br />

mitverursacht.<br />

Cerebrale Toxoplasmose<br />

Diese AIDS definierende opportunistische<br />

Infektion ist im Vergleich zur PCP<br />

seltener, aber insbesondere in Europa<br />

muß mit einer Durchseuchung der erwachsenen<br />

Bevölkerung in einer Größenordnung<br />

von ca. 70% gerechnet<br />

35<br />

werden, so daß hier bei zunehmender<br />

Immunschwäche der größere Teil der<br />

Patienten durch Reaktivierung einer<br />

früher durchgemachten Infektion gefährdet<br />

ist. Für diese Erkrankung gilt<br />

vieles von dem, was bereits für die PCP<br />

ausgeführt worden ist.<br />

Frühzeitiger Beginn einer hochdosierten<br />

Therapie ist notwendig, um die<br />

zum Teil schwer verlaufende Erkrankung<br />

rechtzeitig einzufangen und ein<br />

gutes Ergebnis mit möglichst geringen<br />

cerebralen Folgen zu erzielen. Die<br />

Kombination Pyrimethamin und Sulfadiazin<br />

gilt als Standard, wobei diese<br />

Medikation nur für die orale Verabreichung<br />

zur Verfügung steht und es im<br />

Einzelfall für den Patienten sehr<br />

schwierig sein kann, die nötige Vielzahl<br />

der Tabletten im Verlauf des Thges<br />

einzunehmen, zumal häufiges Erbrechen<br />

eine typische Komplikation für<br />

diese Erkrankung darstellt. Pyrimethamin-typische<br />

Nebenwirkungen sind<br />

insbesondere Krampfanfälle, weshalb<br />

alle .Patienten zusätzlich eine antiepileptische<br />

Medikation bekommen müssen.<br />

Sulfadiazin in einer Dosierung von<br />

6-8 g/die' ist mit dem Risiko erheblicher<br />

gastro-intestinaler Nebenwirkun- .<br />

gen und dem Auftreten eines Nierenversagens<br />

behaftet.<br />

Die Therapie eines Patienten mit<br />

cerebraler Toxoplasmose ist also<br />

schwierig, stellt hohe. Anforderungen<br />

an Können und Geduld des Pflegepersonals<br />

und gelegentlich dauert es Wochen,<br />

bis sich im Wechsel von Erbrechen,<br />

gutem Zureden, Verweigerung<br />

der Thbletteneinnahme, Auftreten von .<br />

Beschwerden etc. eine zufriedenstel­<br />

.lende therapeutische Situation mit<br />

wirksamen Plasmakonzentrationen an<br />

Pyrimethamin und Sulfadiazin eingestellt<br />

hat (10).<br />

Aus dieser Schilderung heraus ist<br />

verständlich, daß eine gut verträgliche<br />

parenterale Medikation gesucht wird,<br />

mit der es möglich ist, bei größerer Sicherheit<br />

den Verlauf bis zur Ausheilung<br />

abzukürzen. Bis jetzt kann aber<br />

nur der Sulfadiazinanteil durch Clindamycin<br />

ersetzt werden, was auch intravenös<br />

verabreicht werden kann,<br />

aber als Therapie der zweiten Wahl<br />

gilt. Im Anschluß an die Akuttherapie<br />

muß eine Erhaltungstherapie in redu-.<br />

zierter Dosierung lebenslang weitergeführt<br />

werden, da sonst Rezidive auftreten.<br />

Insgesamt sind die Behandlungsergebnisse<br />

nicht schlecht, wenn der

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