Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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Forschung' Lehre . Dienstleistung<br />
te als das Zeitalter der chinesischen<br />
Geschichte, das gültige Maßstäbe und<br />
Vorbilder geliefert hat. Seitdem besitzen<br />
sie Verbindlichkeit im chinesischen<br />
Kulturraum, denn in ihnen verdichtet<br />
sich der chinesische Traum von<br />
politischer Stärke und Einheit, geographischer<br />
Größe, kultureller Blüte,Aufgeschlossenheit<br />
und chinesischer Einzigartigkeit<br />
zu einem historischen Mythos<br />
von China.<br />
So kam es, daß die Tang-Dynastie<br />
(vor allem in ihrer ersten Hälfte bis<br />
zum Jahr 755) das nahezu ideale Bild<br />
einer chinesischen Dynastie bietet, die<br />
durch Landwirtschaft, Handel und<br />
Handwerk prosperierte. Durch ein<br />
geordnetes Verwaltungswesen, das<br />
sich zu einem guten Teil bereits auf einem<br />
stabilen Prüfungswesen für die<br />
Aufnahme in die Beamtenschaft gründete,<br />
sicherte sie den inneren Frieden<br />
und den Wohlstand ihrer Untertanen.<br />
Diese Voraussetzungen bildeten die<br />
Grundlagen dafür, daß die Chinesen in<br />
ihr nicht nur "Chinas goldenes Zeitalter"<br />
erblickten, sondern daß sie im Bewußtsein<br />
des chinesischen Volkes, bei<br />
jung und alt, bis heute als eine positiv<br />
zu bewertende Epoche lebendig geblieben<br />
ist. Diese Hochschätzung bei<br />
der Jugend läßt sich auch daran ablesen,<br />
daß z.B. eine chinesische Rockband<br />
den Namen "Tang-Dynastie"<br />
trägt. Die Übernahme der Vorstellung<br />
von einem goldenen Zeitalter in den<br />
Titel der Ausstellung soll etwas von<br />
dieser für Chinesen erlebbaren Faszination<br />
der Tang-Dynastie wiedergeben.<br />
Die Öffnung Chinas zur Tang-Zeit<br />
als Schlüssel<br />
Die politische Öffnung des Tang-Reiches<br />
wurde bekanntermaßen besonders<br />
von Händlern und Kaufleuten innerhalb<br />
und außerhalb Chinas genutzt,<br />
die auf der im 19. Jahrhundert so benannten<br />
"Seidenstraße" Luxusartikel<br />
aus den westlichen Ländern ins Reich<br />
der Mitte importierten. Die Offenheit<br />
hatte darüber hinaus auch eine kulturelle<br />
und intellektuelle Komponente.<br />
Der Import religiöser Vorstellungen,<br />
ganz besonders in der Form von Schriften'<br />
wurde in bis dahin unvorstellbarem<br />
Umfang gefördert. Buddhistisches<br />
Schrifttum, religiöse Praktiken und die<br />
Rückbesinnung auf die religiösen und<br />
künstlerischen Wurzeln des Buddhismus<br />
in Indien, führten zu einer großartigen<br />
Blüte, die sich in vielen Meisterwerken<br />
der buddhistischen Skulptur<br />
dokumentieren läßt. In der Tang-Zeit<br />
sicherte sich der Buddhismus endgültig<br />
seinen festen Platz in der chinesischen<br />
Ges,ellschaft, während er gleichzeitig<br />
seinen Höhepunkt an gesellschaftlicher<br />
Akzeptanz erlebte.<br />
Unterschiedliche Vorstellungen und<br />
Bestrebungen, die Bestandteil einer<br />
Öffnung Chinas sind, haben in China<br />
in den letzten vierzehn Jahren (seit<br />
1978) an Bedeutung gewonnen. Im Zusammenhang<br />
mit dieser Öffnungspolitik,<br />
die man bislang hauptsächlich im<br />
wirtschaftlichen Bereich konstatieren<br />
kann, wird die Tang-Dynastie heutzutage<br />
deshalb gern und häufig zitiert.<br />
Der Begriff "Öffnung" wird geradezu<br />
wie ein aus der Tang-Zeit überlieferter<br />
Schlüssel betrachtet, mit dessen Hilfe<br />
man die Tür zu einer prosperierenden<br />
Zukunft aufzuschließen vermag. Da<br />
im politischen Leben Chinas die Ver-<br />
47<br />
lmüpfung von historischen Ereignissen<br />
aus der Vergangenheit mit aktuellen<br />
Geschehnissen der Zeitgeschichte<br />
von jeher gang und gäbe war, gewinnt<br />
die Tang-Dynastie durch die gegenwärtige<br />
Ausformung des Öffnungsprozesses<br />
noch mehr an Bedeutung.<br />
Wissenschaft als Funktion<br />
und Zeichen<br />
In diesem kulturpolitischen Zusammenhang<br />
kommen der Ausstellung<br />
"Die Seidenstraße: Schätze der Tang"<br />
aus der Volksrepublik China, die derzeit<br />
im Empress Palace Museum in Singapur<br />
zu sehen ist, und der großen Ausstellung<br />
archäologischer Objekte aus<br />
der Zhou- und Han-Zeit im Taibei Art<br />
Centre, in der zum ersten Mal eine Ausstellung<br />
aus der Volksrepublik China<br />
auf Taiwan in offizieller Kooperation<br />
gezeigt wird, ganz besonderes politisches<br />
Gewicht zu. Der kulturelle Höhepunkt<br />
des ersten Chinabesuchs des<br />
Sechsfach gelappte flache Silberschale mit geflügeltem Fabeltier, (618-683), Durchmesser<br />
15,8 cm, aus dem Fund von Hejiacun, Museum der Provinz Shaanxi