Bericht des Beurteilungsgremiums - ERR Raumplaner FSU SIA
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Projektbeschreibung FAGUS<br />
Geschossfläche 4‘108 m 2<br />
Gebäudevolumen 12‘438 m 3<br />
Der Erweiterungsbau <strong>des</strong> Seniorenwohnsitzs Singenberg wird als vieleckiger, achtgeschossiger<br />
Baukörper vorgeschlagen, welcher sowohl die einheitliche Parkanlage von Bürgerspital und<br />
Bürgerheim wie auch die klar strukturierten historischen Gebäudetypologien respektiert. Der<br />
Solitärbau, welcher sich in seiner Geometrie von den bestehenden, orthogonal aufgebauten<br />
Grundrissen klar unterscheidet und unter dem Aspekt, eine minimale Grundrissfläche und eine<br />
optimale Besonnung aufzuweisen, wird westseitig so platziert, dass einerseits der westliche Risalith<br />
<strong>des</strong> Seniorenwohnsitzs als baulicher Abschluss markant bleibt, andererseits der Baumbestand<br />
<strong>des</strong> Parkes möglichst bestehen bleibt. Durch die aus der Achse nach Süden verschobene<br />
Position können nach wie vor im Altbau optimale Ausblicke und Belichtungssituationen gewährleistet<br />
bleiben.<br />
Die Umsetzung <strong>des</strong> Raumprogramms folgt der Logik der Grundstruktur: Während sich Erschliessung,<br />
Wirtschafts- und Nebenräume auf der lärmexponierten Nordseite befinden, entwickeln<br />
sich die Wohn- und Aufenthaltsräume, welche über einen von Norden her belichteten<br />
Stichgang erschlossen sind, entlang der West-, Süd- und Ostseite. Durch die ‚konzentrische‘<br />
Anordnung weisen sämtliche Räume Raumtiefen auf, welche einseitige Belichtungen erlauben.<br />
Unter dem Dach der Passerelle, welcher den Altbau mit dem Neubau verbindet, betritt man das<br />
Gebäude. Über den grosszügigen Windfang gelangt man direkt, jedoch etwas abrupt in den<br />
Erschliessungsbereich. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Nutzungen. Mehrzweckraum<br />
und Aufenthalt öffnen sich nach Süden in die bestehende Parkanlage und weisen einen,<br />
durch das auskragende Obergeschoss gedeckten Aussenbereich auf. Mit geringem Eingriff in<br />
die Altbausubtanz und minimalen Wohnraumverlusten wird der zusätzliche Lifteinbau im Seniorenwohnsitz<br />
vorgeschlagen. Der Übergang zum Neubau erfolgt an selbstverständlicher Stelle<br />
südlich der bestehenden Treppenanlage. Die vorgeschlagene Passerelle führt ohne direkten<br />
Sichtbezug, lediglich von oben belichtet, ins 2. Obergeschoss <strong>des</strong> Neubaus. Aus Orientierungsgründen<br />
ist dort ein Ausblick erwünscht.<br />
In den oberen sieben Geschossen befinden sich je vier Wohnungen. Die Grundrissgeometrie<br />
der einzelnen Wohnungen, entstanden durch eine Optimierung von Besonnung, Ausblick und<br />
gefordertem Raumprogramm, weitet sich von hinten nach vorne aus. Die offen gestalteten<br />
Wohnungsgrundrisse werden durch eine Nasszelle im Zugangbereich und eine eingezogene<br />
Loggia, mehrheitlich über Eck angeordnet, in zwei unterschiedliche Bereiche gegliedert: einen<br />
eher offenen Wohnteil und einen nischenartigen Schlafteil. Ob die vorgeschlagene ‚Küchen-Abstellraumbox‘,<br />
welche die Wohnung zusätzlich unterteilen soll, notwendig und sinnvoll ist, wird<br />
unterschiedlich diskutiert. Die vorgeschlagene Zonierung in einen eher öffentlichen Teil und eine<br />
dunklere, intimere Nische ist sinnvoll. Um eine optimale Belichtung <strong>des</strong> Schlafteils zu erzielen,<br />
wäre eine Vergrösserung <strong>des</strong> Fensteranteils, welcher den Raum direkt belichtet, zu überprüfen.<br />
Die unprätentiöse und klare Fassadengestaltung entspricht der Gebäu<strong>des</strong>truktur und -form. Bewusst<br />
gehen die raumhohen Verglasungen der Balkone in Brüstung und Verglasung entlang der<br />
Nischen über. In einer Gegenbewegung werden die Brüstungen der Fenster zu sockelähnlichen<br />
Balkonabschlüssen. Während das Wechselspiel von Glas und Wand um die vielen Ecken und in<br />
unterschiedlichen Schichten zusammen mit den dicht stehenden Bäumen abwechslungsreiche<br />
Spiegelungen und Schattengebilde erwarten lässt, fragt man sich im Beurteilungsgremium, ob<br />
die vorgeschlagene Materialisierung der massiven Teile in Weisszementbeton nicht zu hart wirkt<br />
und die zusammenhängenden glatten Flächen nicht zu gross erscheinen. Der Entwurf weist<br />
eine kompakte und klare Gebäu<strong>des</strong>truktur auf. Mit Ausnahme der Massnahmen im Baugrund<br />
sind weder aufwändige Fassaden- noch Dachkonstruktionen zu erwarten. Rauminhalt und Gebäudehüllzahlen<br />
liegen unter dem Durchschnitt. Aus diesem Grund kann davon ausgegangen<br />
werden, dass das Projekt eine wirtschaftliche Lösung erwarten lässt.<br />
Insgesamt gelingt es den Verfassern, ihr klares Konzept in ein eigenständiges Projekt umzusetzen.<br />
Das Projekt überzeugt durch den gekonnten Umgang mit der städtebaulichen Situation wie<br />
auch mit den Gegebenheiten <strong>des</strong> Altbaus und der Parklandschaft. Insbesondere zeigt<br />
FAGUS eine Möglichkeit auf, wie zukünftiges Wohnen im Alter aussehen kann.