Bericht des Beurteilungsgremiums - ERR Raumplaner FSU SIA
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Projektbeschreibung Waldgeist<br />
Geschossfläche 4‘966 m 2<br />
Gebäudevolumen 16‘784 m 3<br />
Als zentrales Entwurfsthema erforschen die Architekten eine neue Alterswohntypologie. Dabei<br />
gehen sie von der Annahme aus, dass die Bewohnenden in hohem Mass eine differenzierte<br />
Raumabfolge suchen. So werden Bad, Küche, Wohn- und Schlafzimmer direkt vom Entrée aus<br />
erschlossen, die Wohnbereiche unter sich verbunden. Der mittig angeordnete Eingangs- / Entréebereich<br />
lässt im Erdgeschoss die bestehenden mächtigen Blutbuchen weiterhin miteinander<br />
in Kontakt treten. Die sich aus den unregelmässig geformten, wabenartigen Wohnbereichen<br />
ergebenden Wohneinheiten werden geschickt aneinandergefügt und bilden zusammen einen<br />
reich gegliederten Hausgrundriss, der auf der Westseite der bestehenden Seniorenresidenz<br />
Singenberg zwischen dem wertvollen Baumbestand mäandert. Der eigenwillige und eigenständige<br />
Baukörper biedert sich in Form und Gestalt nicht am hochwertigen, sich weiterhin<br />
souverän behauptenden Bestand an. Die verbindende Passerelle wird auch denkmalpflegerisch<br />
rücksichtsvoll neben dem erkerartig vorspringenden Altbau-Treppenhaus angeordnet und konkurrenziert<br />
die bestehende Fassade nicht. Mit der gewählten Situierung wird ein respektvoller<br />
Abstand eingehalten, der die bestehende Wohnqualität nur wenig tangiert.<br />
Damit kurze Wege garantiert sind, wird der Eingang in der Mitte <strong>des</strong> Hauses angeordnet. Vom<br />
Eingang, resp. vom Treppenhaus aus nach links und rechts abgehende Korridore erleichtern die<br />
Orientierbarkeit. Im Erdgeschoss sind im nördlichen Bereich gut auffindbare Publikumsräume<br />
wie Coiffeur, Mehrzweckraum etc. organisiert. Am Aufenthaltsraum westlich vorgelagert wird<br />
eine Terrasse für die Pensionäre vorgeschlagen, was betrieblich ungünstig erscheint. Topografisch<br />
sinnvoll sind im südlichen Teil leicht versenkt die Lager-, Garderoben- und Hausdiensträume<br />
angeordnet.<br />
In den oberen vier Geschossen sind pro Geschoss sieben Wohnungen von den attraktiv geformten,<br />
kommunikationsfördernden Gängen aus erschlossen. Alle Wohnungen sind zweiseitig<br />
belichtet. Auch die teilweise eher kleinen Balkone sind zweiseitig ausgerichtet, was interessante<br />
Blicke in die Umgebung ermöglicht. Die Fassadengestaltung erscheint mit der reichen Gliederung<br />
sowohl horizontal wie vertikal und der möglichen Bepflanzung adäquat zum Gesamtkonzept,<br />
wird aber als relativ aufwendig und unterhaltsintensiv beurteilt.<br />
Leider ist mit der gewählten Anordnung eine grosse Zahl von Wohneinheiten nach Norden und<br />
Westen – und damit auch zur lauten Rorschacher Strasse hin ausgerichtet. Ebenfalls können<br />
bei dieser Ausrichtung nur wenige Wohnungen von der Weite und der Qualität der gesamten<br />
Parkanlage profitieren.<br />
Aus betrieblicher Sicht weist das Projekt „Waldgeist“ sowohl positive wie negative Merkmale<br />
auf. Die fein ausgearbeiteten Details wie die zweiflüglige Wohnungstüre und die in die Fensterbrüstungen<br />
integrierten Schränklein wie auch die gute Möblier- und Manövrierbarkeit überzeugen.<br />
Weniger gelungen erscheint die Anordnung <strong>des</strong> Liftes im Altbau wie auch, dass der<br />
Zugang ins Pflegebad durch das Stationszimmer führt.<br />
Insgesamt wirkt das Projekt in seiner Situierung, Massstäblichkeit und Ausgestaltung sehr attraktiv<br />
für ein eigenständiges Wohnen im Alter. Die atmosphärische Ausstrahlung <strong>des</strong> Hauses<br />
ist äusserst gelungen und weist ein hohes Identifikationspotenzial auf. Leider haben die besonderen<br />
Qualitäten dieses Projektes auch ihren Preis, der im Vergleich zu den übrigen Projekten<br />
doch eher hoch erscheint.