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Offenlegung von Beteiligungen im Falle eines ... - Lenz & Staehelin

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Peter Max Gutzwiller /Patrick Schleiffer – <strong>Offenlegung</strong> <strong>von</strong> <strong>Beteiligungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Falle</strong> <strong>eines</strong> Trusts (Trustees) als Aktionär GesKR 1 2007<br />

wirtschaftlich Berechtigten handelt. Damit werden vor<br />

allem Rechtsverhältnisse angesprochen, deren Grundlage<br />

ein Treuhandvertrag mit einem Weisungsrecht des<br />

wirtschaftlich berechtigten Treugebers gegenüber dem<br />

formellen Eigentümer und Treuhänder bildet 18 . Als indirekte<br />

Erwerbs- bzw. Veräusserungstransaktion wird<br />

ausserdem der Erwerb bzw. die Veräusserung durch<br />

direkt oder indirekt (d.h. über eine oder mehrere Stufen)<br />

beherrschte juristische Personen behandelt (Art. 9<br />

Abs. 3 lit. b und c BEHV-EBK).<br />

Schliesslich stellt Art. 9 Abs. 3 lit. d BEHV-EBK <strong>im</strong><br />

Sinne <strong>eines</strong> Auffangtatbestands alle anderen Vorgänge<br />

einer indirekten Erwerbs- bzw. Veräusserungstransaktion<br />

gleich, die <strong>im</strong> Ergebnis das St<strong>im</strong>mrecht über die Beteiligungspapiere<br />

vermitteln können. Nach allgemeiner<br />

Auffassung greift diese Best<strong>im</strong>mung jedoch nur, wenn<br />

das St<strong>im</strong>mrecht durch den indirekten Erwerber nach<br />

seinem freien Ermessen ausgeübt werden kann, weil nur<br />

dann eine Kontrolle über die St<strong>im</strong>mrechte und damit<br />

die Einflussnahme auf die Geschicke der Gesellschaft<br />

möglich ist 19 .<br />

III. Aspekte des Trustrechtes<br />

1. Rechtsnatur des Trusts<br />

Der Trust <strong>im</strong> Sinne des common law und <strong>von</strong> Art. 2 des<br />

Übereinkommens bzw. Art. 149a rev. IPRG 20 ist – wir<br />

gestatten uns eine <strong>im</strong> Rahmen der vorliegenden Untersuchung<br />

erlaubte Vereinfachung – ein auf einem besonderen<br />

Rechtsverhältnis beruhendes Sondervermögen 21<br />

innerhalb des Vermögens des Trustees, das dieser zu<br />

Gunsten des Begünstigten hält, verwaltet und verwendet.<br />

Der Trust ist keine Rechtsperson 22 . Er ist nicht prozessfähig;<br />

Prozesse werden aktiv und passiv vom Trustee<br />

geführt, nicht als Vertreter des Trusts, sondern <strong>im</strong> eigenen<br />

Namen 23 .<br />

18 Gotschev (FN 14), § 2 N 346; Meier-Schatz (FN 3), Art. 20<br />

N 71; Mettier (FN 3), 110.<br />

19 Gotschev (FN 14), § 2 N 357. Vgl. auch Meier-Schatz (FN 3),<br />

Art. 20 N 95.<br />

20 Vgl. zum Folgenden statt vieler die massgeblichen Darstellungen<br />

in den Standardwerken Underhill/Hayton (FN 7), 3 ff.;<br />

David J. Hayton, The Law of Trusts, 4. Aufl., London 2003,<br />

3 ff. Überdies aus zivilistischer Sicht Gutzwiller (FN 5), Allgemeine<br />

Einleitung, N 9 ff., und Kommentar zu Art. 2 des Haager<br />

Trust Übereinkommens und Art. 149a rev. IPRG.<br />

21 Underhill/Hayton (FN 7), S. 36 f., 76 f. et pass<strong>im</strong>; Hayton<br />

(FN 20), 16, 42; weitere Literaturhinweise bei Gutzwiller<br />

(FN 5), N 2–28 ff.<br />

22 Für Hayton (FN 20), 3, ist es geradezu zwingend, dass der Trust<br />

keine juristische Person ist; Underhill/Hayton (FN 7), 1014,<br />

FN 7.<br />

23 Gutzwiller (FN 5), N 11–16 ff.<br />

Die Aktiven und Passiven des Trusts sind jedoch nicht<br />

Aktiven und Passiven in der Vermögensaufstellung bzw.<br />

Bilanz des Trustees; sie bilden einen spezifischen Vermögenskomplex,<br />

der z.B. gemäss Art. 284a rev. SchKG<br />

der eigenständigen Konkursbetreibung bzw. <strong>im</strong> Sinne<br />

<strong>von</strong> Art. 284b rev. SchKG <strong>im</strong> Konkurs des Trustees der<br />

Aussonderung unterliegt.<br />

2. Die beteiligten Personen<br />

Der Trust wird durch einseitigen Rechtsakt 24 des Settlors<br />

25 geschaffen, schriftlich, mündlich oder durch konkludentes<br />

Handeln. Die be<strong>im</strong> rechtsgeschäftlich errichteten<br />

«express trust» 26 übliche Schriftform dient nicht<br />

der Gültigkeit des Trusts, sondern dessen Nachweis 27 .<br />

Der Settlor kann sich einzelne Kompetenzen vorbehalten;<br />

deren einschneidendste ist das Recht zum Widerruf<br />

des Trusts (man spricht vom «revocable trust») 28 . Unerlässlich<br />

ist die Übertragung des Eigentums an der «initial<br />

trust property» durch den Settlor an den Trustee 29 .<br />

Der Trustee 30 ist der Eigentümer des Trustvermögens;<br />

seine umfassenden Kompetenzen und deren Schranken<br />

ergeben sich <strong>im</strong> Einzelnen aus den vom Settlor festgelegten<br />

Trustbest<strong>im</strong>mungen, ergänzend aus dem common<br />

law bzw. aus dem <strong>im</strong> Einzelfall subjektiv gewählten<br />

oder objektiv best<strong>im</strong>mten nationalen oder gliedstaatlichen<br />

31 materiellen Trustrecht.<br />

Der Begünstigte 32 hat das Recht, die Einhaltung der<br />

Best<strong>im</strong>mungen des Trusts vom Trustee, gegebenenfalls<br />

durch den zuständigen Richter, zu verlangen. Dem Begünstigten<br />

mögen gewisse <strong>im</strong> equity Recht des common<br />

law fussende Ansprüche zukommen – stark geprägt<br />

vom anwendbaren nationalen oder gliedstaatlichen materiellen<br />

Recht – aber er hat typischerweise nicht das<br />

Recht, dem Trustee hinsichtlich der Verwaltung des<br />

Trustvermögens Weisungen zu erteilen 33 .<br />

Im Sinne des schweizerischen <strong>Offenlegung</strong>srechtes ist<br />

deshalb typischerweise der Trustee, nicht der Begüns-<br />

24 Underhill/Hayton (FN 7), 4, FN 9, 144 ff.<br />

25 Underhill/Hayton (FN 7), 268 ff.<br />

26 Underhill/Hayton (FN 7), 53 ff., 73 ff. Die vorliegende Arbeit<br />

beschäftigt sich nicht ausdrücklich mit den sog. «<strong>im</strong>plied trusts»<br />

(d.h. dem «resulting trust» und dem «constructive trust», dazu<br />

Underhill/Hayton [FN 7], 329 ff. und 379 ff.); allerdings<br />

besteht nach Ansicht der Verfasser kein Grund, weshalb die in<br />

Ziff. IV.1.1.4 festgehaltenen Schlussfolgerungen nicht auch auf<br />

die <strong>im</strong>plied trusts anzuwenden wären.<br />

27 Underhill/Hayton (FN 7), 144 ff.; weitere Literaturhinweise<br />

bei Gutzwiller (FN 5), N 3–9 ff.<br />

28 Underhill/Hayton (FN 7), 60, 144.<br />

29 Underhill/Hayton (FN 7), 144 f.<br />

30 Underhill/Hayton (FN 7), 268 ff.<br />

31 Man denkt insbesondere an die USA und Kanada.<br />

32 Underhill/Hayton (FN 7), 272 f. Der sog. «purpose trust» hat<br />

keinen Begünstigten; er dient, analog unserer Stiftung (Art. 80<br />

ZGB), einem spezifischen Zweck. Die Feststellungen in Ziff. IV.<br />

hiernach gelten für den purpose trust a fortiori.<br />

33 Underhill/Hayton (FN 7), 729 ff.; Hayton (FN 20), 164 ff.<br />

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