Magazin-2018-2

TSCHUTTI HEFTLI
«Wir sind Fussballverrückte und
kulturelle, soziale Menschen»
Silvan Glanzmann, Projektleiter Sammelbilder
und Präsident des Vereins
tschutti heftli, über das künstlerische und
soziale Engagement der tschutti heftli-
Macher.
Warum begann tschutti heftli
seinerzeit mit einem eigenen
Sammelalbum?
Als 2008 die EM in der Schweiz stattfinden
sollte, wollten wir etwas Spezielles
machen. Wir hatten alle früher die
Paninibilder gesammelt, fanden diese
aber relativ lieblos gestaltet. Da wir teilweise
aus dem Grafik-/Design-Bereich
kommen, fanden wir, dass wir das besser
machen können. Wir fingen klein
an, produzierten etwa 300 Sammelsets.
Nachdem das Fernsehen darüber berichtete,
wurden wir von der Nachfrage
aber überrannt und produzierten
schliesslich über 1000 Sets. Seither ist
die Nachfrage jedes Jahr gestiegen.
tschutti heftli spendet jeweils einen
Teil des Erlöses karitativen Projekten
oder Organisationen. Wie kam es
dazu?
Wir wollen mit unseren Sammelalben
ganz bewusst nicht kommerziell sein.
Bei den Paninibildern hatten wir das
Gefühl, den Machern geht es nur um
Geld. Dazu wollten wir einen Gegenpol
schaffen. Die Künstler, welche die Bilder
der Fussballer kreieren – jede Mannschaft
wird von jemand anderem gestaltet
– verzichten auf einen Lohn. So hatten
wir die Idee, einen Teil der Einnahmen
zu spenden. Das gibt uns auch die
Möglichkeit, Fussballfans eine Stimme
zu geben und zu zeigen: Wir sind Fussballverrückte,
die gerne in der Kurve
stehen. Zugleich sind wir aber auch kulturelle
und soziale Menschen. Das gibt
es im Fussball viel öfter, als es in der Öffentlichkeit
oft wahrgenommen wird.
Dies ist ja bereits die sechste
Zusammenarbeit mit terre des hommes
schweiz. Was gab den Ausschlag dafür?
Uns gefällt, dass es bei unserer Zusammenarbeit
übers reine Spenden hinausgeht.
Es ist uns ein Anliegen, dass die
unterstützten Projekte einen Bezug
zum Fussball haben. Es ist aber auch
gut, wenn sie einen Bezug zu übergeordneten,
gesellschaftlichen und sozialen
Themen haben. Das haben wir bei
terre des hommes schweiz und euren Projekten
sowie der Kampagne Children
Win der Terre des Hommes International
Federation gefunden, die sich für die
Menschen- und besonders die Kinderrechte
in Verbindung mit sportlichen
Grossanlässen stark macht.
Das Interview führte Sascha Tankerville
Fussballfiebern, Kunst sammeln
und spenden
Diesen Monat startet die Fussball-
WM in Russland. Aus diesem Anlass
gibt tschutti heftli dem Fussball, bzw.
Fussballern, wiederum ein künstlerisches
Gesicht: Seit 2008 gibt das Team
dieses Vereins zu den Welt- und Europameisterschaften
ein Sammelalbum
heraus. Statt langweiliger Fussballerfotos
werden jedoch kleine
Kunstwerke gesammelt und eingeklebt,
denn jede Mannschaft wurde
von Kunstschaffenden gestaltet. Einen
Teil des Erlösses spendet tschutti
heftli jeweils einer karitativen Organisation.
So ist terre des hommes schweiz
zur diesjährigen WM nun bereits zum
sechsten Mal Partner von tschutti
heftli. Von jeder verkauften Tüte erhalten
wir 10 Rappen. 2014 kamen
zur WM in Brasilien 15 000 Franken
und zur EM 2016 in Frankreich sogar
18 000 Franken zusammen.
Mit dem Erlös werden Projekte unterstützt,
die mit Sport arbeiten, um Jugendliche
zu erreichen, die am Rande
der Gesellschaft stehen. Dieses Jahr
geht die Spende an Projekte in Südafrika
und Zimbabwe. Hier leiden HIV-positive
Jugendliche oft nicht nur unter
der eigentlichen Erkrankung, sondern
besonders auch unter der Stigmatisierung
durch die Gesellschaft. Sport, speziell
Fussball, kann eine entscheidende
Rolle spielen, Betroffene frühzeitig
zu erreichen. In den Projekten lernen
sie, sich und andere vor dem Virus zu
schützen. Durch den Teamsport können
sie zudem ein Gemeinschaftsgefühl
entwickeln und erleben.
Album und Sticker können im Büro von
terre des hommes schweiz an der Laufenstrasse
12 in Basel, online unter
www.tschuttiheft.li oder an einer von
schweizweit 80 Verkaufsstellen bezogen
werden. Das Album für 522 Sticker kostet
4 Franken, eine Tüte à zehn Sticker
kostet 1.50 Franken.
10 magazin Juni 2018