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Magazin-2018-2

Das Magazin erscheint vier Mal im Jahr und stellt unsere Partnerorganisationen und Länderprogramme vor. Wir gewähren Einblick in unsere Themenschwerpunkte und zeigen wie wir arbeiten. Zudem beziehen wir im Magazin Stellung zu Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und präsentieren unsere aktuelle Inlandarbeit.

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der grassierenden Gewalt in den Favelas mit Präventionsprogrammen<br />

begegnen kann. Unsere Partnerorganisationen<br />

CIPÓ (Comunicação Interativa)<br />

und GCASC (Grupo Comunidade Assumindo Suas Crianças)<br />

haben seit Jahren wirksame Ansätze entwickelt,<br />

wie in benachteiligten Quartieren der soziale<br />

Zusammenhalt so gestärkt werden kann, dass<br />

der Drogenhandel nicht die Oberhand gewinnt.<br />

Die Organisation GCASC aus Recife macht eine beeindruckende<br />

Quartiersarbeit mit Jugendgruppen<br />

und Müttern, deren Söhne ermordet wurden. Sie<br />

dokumentieren die Lebensgeschichten der Ermordeten<br />

und nutzen diese für Sensibilisierungsarbeit<br />

in Schulen und in der Gemeinde. Die wichtige Botschaft:<br />

Es darf nicht zur Normalität werden, dass<br />

so viele schwarze Jugendliche ermordet werden.<br />

Anhand konkreter Beispiele machen sie deutlich,<br />

wie die staatliche Vernachlässigung ihrer Favela<br />

für die Ursachen der Gewalt verantwortlich ist.<br />

Im Programm von CIPÓ in Salvador lernen Jugendliche,<br />

wie sie sich in politischen Gremien<br />

Gehör verschaffen und auf die staatliche Gewaltpräventionspolitik<br />

Einfluss nehmen können. Sie<br />

setzen sich mit den zugrunde liegenden gesellschaftlichen<br />

und historischen Ursachen der Gewalt<br />

auseinander und dokumentieren mit selbst<br />

produzierten Filmen, Radiobeiträgen und Artikeln<br />

die Situation in ihren Favelas. Dabei machen<br />

sie auch auf die Übergriffe der Polizei aufmerksam.<br />

Denn schwarze Jugendliche werden in den<br />

Favelas sehr häufig auch ohne Anhaltspunkte für<br />

ein Fehlverhalten verdächtigt. Es gehört für sie<br />

zum Alltag, als potentielle Kriminelle abgestempelt<br />

zu werden.<br />

Leider fehlt bisher der politische Wille, diese<br />

innovativen Ansätze in grösserem Massstab zu<br />

unterstützen. Deshalb werden unsere Partnerorganisationen<br />

nicht müde, in ihren Regionen Lobby-Arbeit<br />

zu leisten. CIPÓ konnte kürzlich in dieser<br />

Hinsicht einen grossen Erfolg erringen: Die Or-<br />

ganisation erreichte, dass im Parlament des Bundesstaates<br />

Bahia eine Anhörung stattfand, an der<br />

die Jugendlichen ihre Ansätze von Gewaltprävention<br />

präsentieren konnten. Sie erklärten den Parlamentarierinnen<br />

und Parlamentariern, dass für<br />

wirkungsvolle Gewaltprävention vor allem mehr<br />

gezielte Bildungs- und Sozialprogramme nötig<br />

sind. Ihre Botschaft war klar «Wir wollen aufrütteln!<br />

Der Preis der staatlichen Vernachlässigung<br />

ist mein Leben!»<br />

Widerstand ist gewachsen<br />

Die Ermordung Marielle Francos, die auch international<br />

Wellen schlug, war der bisherige Höhepunkt<br />

der Gewalteskalation. Eine wichtige Stimme<br />

im Kampf gegen Rassismus und soziale Ausrenzung<br />

ist gewaltsam zum Schweigen gebracht<br />

worden. Doch die bespiellose Protestwelle und die<br />

Massendemonstrationen zeigen: Die Favela-Bewegungen<br />

und Menschenrechtsaktivisten lassen sich<br />

nicht einschüchtern. Sie haben einen grossen Rückhalt<br />

in der Bevölkerung. Der Widerstand gegen die<br />

ausufernde Gewalt geht vehement weiter. Und auch<br />

unsere Partnerorganisationen setzen ihre Arbeit,<br />

die wichtiger denn je ist, trotz der spürbaren Bedrohungen<br />

ungemindert fort. Eduardo Machado<br />

von der Organisation CIPÓ formuliert es so: «Es<br />

fühlt sich an wie in den Zeiten der Diktatur. Doch<br />

wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. Die<br />

Ideale und Ziele, die Marielle vertreten hat, leben<br />

in uns allen fort. Stärker denn je!»<br />

> Das Interview mit Eduardo Machado unter:<br />

www.terredeshommesschweiz.ch/wsf<br />

> Mehr zu CIPÓ:<br />

www.terredeshommesschweiz.ch/cipo<br />

>Mehr zu GCASC:<br />

www.terredeshommesschweiz.ch/gcasc<br />

Am Weltsozialforum<br />

zeigten<br />

auch Jugendliche<br />

aus unseren Projekten,<br />

dass sie<br />

die Gewalt – trotz<br />

ihrer eigenen<br />

Ängste – nicht<br />

hinnehmen.<br />

magazin Juni <strong>2018</strong> 9

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