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Magazin-2018-2

Das Magazin erscheint vier Mal im Jahr und stellt unsere Partnerorganisationen und Länderprogramme vor. Wir gewähren Einblick in unsere Themenschwerpunkte und zeigen wie wir arbeiten. Zudem beziehen wir im Magazin Stellung zu Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und präsentieren unsere aktuelle Inlandarbeit.

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INTERVIEW<br />

«Im Kampf gegen geschlechtsspezifische<br />

Gewalt liegt noch ein langer Weg vor uns»<br />

Abubakar Mutoka Balibanga, als<br />

OPY (Officer for Psychosocial Support<br />

and Youth Participation) begleiten<br />

Sie in Tansania unter anderem Projekte<br />

wie Nelico zu geschlechtsspezifischer<br />

Gewalt (GBV). Welche Bedeutung<br />

hat diese Gewalt für Tansania?<br />

Geschlechtsspezifische Gewalt ist in<br />

Tansania weitverbreitet. Statistiken zeigen,<br />

dass über 40 Prozent der Frauen<br />

ab dem Alter von 15 Jahren schon GBV<br />

erlebt haben. Die Statistiken zu Genitalbeschneidungen,<br />

Frühverheiratung,<br />

häuslicher und sexueller Gewalt sowie<br />

Vergewaltigung zeichnen ein sehr ernstes<br />

Bild der Situation.<br />

Welche Folgen hat diese Gewalt für<br />

die Entwicklung von Tansania?<br />

GBV schränkt die Fähigkeit der Frauen<br />

und Mädchen stark ein, zur Entwicklung<br />

des Landes beizutragen. Sie ist zum<br />

Beispiel Ursache ernster Gesundheitsprobleme,<br />

wie unerwünschte Schwangerschaften,<br />

eine hohe Müttersterblichkeit<br />

oder die weite Verbreitung von HIV/-<br />

Aids. So kommt es, dass alle Menschen<br />

in Tansania in irgendeiner Weise mit<br />

den Folgen von GBV leben müssen.<br />

terre des hommes schweiz engagiert<br />

sich für Jugendliche. Wie sind sie davon<br />

betroffen?<br />

Tansania hat eine sehr junge Bevölkerung.<br />

Nur gerade 30 Prozent der Gesamtbevölkerung<br />

ist über 35 Jahre alt.<br />

Der Rest ist jünger, 35 Prozent sind sogar<br />

unter 10 Jahre alt. Das bedeutet,<br />

dass die meisten Fälle von GBV auch<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

betreffen.<br />

Ein OPY begleitet die Partnerorganisationen<br />

bei der Anwendung der<br />

psychosozialen Unterstützung (PSS),<br />

des lösungsorientierten Ansatzes (SFA)<br />

und der Jugendpartizipation (JP) in<br />

den Projekten. Wie wichtig sind diese<br />

Ansätze und Methoden in der Arbeit<br />

mit den Jugendlichen?<br />

Jugendpartiziation ermöglicht es uns, einen<br />

sicheren Raum zu schaffen, in dem<br />

es für die Jugendlichen einfach ist über<br />

GBV zu sprechen. Dort ist Raum für eine<br />

Sprache, die sie verstehen, und wo es<br />

«Jugendliche können zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme viel beitragen.»<br />

keine Scham gibt, Sachen klar zu benennen.<br />

Zudem stärken wir die Partnerschaft<br />

zwischen Älteren und Jüngeren.<br />

Wir zeigen auf, dass das, was die Jugendlichen<br />

in unseren Projekten tun, nicht<br />

nur ihnen selbst etwas bringt, sondern<br />

der ganzen Gemeinschaft. Sie zeigen,<br />

dass sie zur Lösung der gesellschaftlichen<br />

Probleme viel beitragen können.<br />

Wissen die Jugendlichen überhaupt,<br />

dass sie diese Fähigkeiten haben?<br />

Gerade von GBV betroffene Jugendliche<br />

glauben oft, dass sie nichts können und<br />

nutzlos sind. Da kommen PSS und SFA<br />

ins Spiel: Sie erlauben es uns, in der Arbeit<br />

mit ihnen, ihre Stärken zu erkennen<br />

und weiter zu entwickeln.<br />

Manchmal entsteht der Eindruck, dass<br />

sich trotz des Einsatzes von terre des<br />

hommes schweiz in Tansania wenig<br />

verändert – wie beispielsweise wenn<br />

der Präsident schwangeren Mädchen<br />

den Schulgang verbietet…<br />

Das stimmt so nicht. Es gibt wirklich<br />

einige gute Entwicklungen. Es wurden<br />

Gesetze und Regierungsprogramme geschaffen,<br />

die versuchen GBV einzudämmen<br />

und zu regulieren. Manchmal passiert<br />

es aber, dass ein Führer sich entscheidet<br />

in die entgegengesetzte Richtung<br />

zu gehen. Das bedeutet aber nicht,<br />

dass das Land als Ganzes keine Fortschritte<br />

macht. Ich sehe das eher als Herausforderung:<br />

Wir stehen im Kampf<br />

gegen GBV erst am Anfang. Es liegt noch<br />

ein langer Weg vor uns. Aber wir arbeiten<br />

hart daran, Wege zu finden, wie wir<br />

das ändern können.<br />

Das Interview führte Sascha Tankerville<br />

> Das vollständige Interview unter:<br />

www.terredeshommesschweiz.ch/abubakar<br />

Kurz vorgestellt Abubakar Mutoka<br />

Balibanga ist seit einem Jahr unser<br />

OPY (Officer for Psychosocial Support<br />

and Youth Participation) in Tansania.<br />

Als Fachverantwortlicher für unsere<br />

Arbeitsmethoden der psychosozialen<br />

Unterstützung und der Jugendpartizipation<br />

begleitet und bildet er<br />

die Projektverantwortlichen unserer<br />

Partnerorganisationen aus,<br />

welche direkt mit den Jugendlichen<br />

arbeiten. Er bietet ihnen Trainings<br />

an und vermittelt ihnen konkrete<br />

Methoden zur Arbeit mit besonders<br />

verletzlichen Jugendlichen. Bevor<br />

Abubakar Mutoka Balibanga zu terre<br />

des hommes schweiz wechselte, war<br />

der Sozialarbeiter und Psychologe<br />

bei der Frauenrechtsorganisation<br />

Womens Promotion Centre für die<br />

Umsetzung von Projekten gegen<br />

geschlechtspezifische Gewalt<br />

zuständig.<br />

> Mehr zu unseren OPYs:<br />

www.terredeshommesschweiz.ch/opy<br />

magazin Juni <strong>2018</strong> 7

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