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Magazin-2018-2

Das Magazin erscheint vier Mal im Jahr und stellt unsere Partnerorganisationen und Länderprogramme vor. Wir gewähren Einblick in unsere Themenschwerpunkte und zeigen wie wir arbeiten. Zudem beziehen wir im Magazin Stellung zu Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und präsentieren unsere aktuelle Inlandarbeit.

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ENTWICKLUNGSPOLITIK: WELTSOZIALFORUM<br />

«Sie werden uns nicht zum<br />

Schweigen bringen!»<br />

Die Ermordung der Menschenrechts-Aktivistin Marielle Franco traf die<br />

Mitglieder unserer brasilianischen Partnerorganisationen wie ein Schlag<br />

ins Gesicht. Sie diskutierten am Weltsozialforum über Massnahmen zur<br />

Gewaltprävention, als sie davon erfuhren. Sie fühlen sich gefährdet,<br />

lassen sich aber trotzdem nicht einschüchtern.<br />

Text Andrea Zellhuber<br />

Eine Schockwelle ging durch das Weltsozialforum<br />

in Salvador da Bahia, als sich die Nachricht von der<br />

Ermordung der Stadträtin Marielle Franco in Rio de<br />

Janeiro wie ein Lauffeuer verbreitete. Veranstaltungen<br />

wurden abgesagt, um Protestmärsche zu organisieren.<br />

Überall fassungslose Gesichter. Noch am<br />

Vortag hatten Aktivistinnen und Aktivisten in Workshops<br />

und Debatten nach gemeinsamen Strategien<br />

für Wege aus der Gewaltkrise gerungen. Die Ermordung<br />

der Vorkämpferin gegen Polizeigewalt und<br />

Diskriminierung machte allen bewusst: Engagement<br />

für Menschenrechte ist in Brasilien lebensgefährlich.<br />

«Ich fühle mich heute selber tot. Es könnte<br />

mich genauso treffen», brachte es eine Aktivistin<br />

der Schwarzenbewegung auf den Punkt.<br />

Die Stadträtin Marielle Franco war in der Nacht<br />

vom 14. März zusammen mit ihrem Fahrer Anderson<br />

Gomes auf der Rückfahrt von einer Veranstaltung<br />

für die Rechte schwarzer Jugendlicher in<br />

Zeichen gegen Gewalt und Rassismus setzen<br />

az. Vom 13. bis 17. März fand in Salvador da Bahia, das Weltsozialforum<br />

(WSF) unter dem Motto Widerstand leisten heisst Aufbauen,<br />

Widerstand leisten heisst Transformieren statt. Rund 60 000 Teilnehmende<br />

aus 120 Ländern diskutierten an 1300 Veranstaltungen,<br />

Workshops und Foren Strategien des sozialen Wandels und<br />

den Umgang mit den Herausforderung unserer Zeit.<br />

terre des hommes schweiz organisierte auf dem WSF ein<br />

internationales Jugend-Camp. In Workshops tauschten sich die<br />

Jugendlichen darüber aus, was sie konkret in ihren Projekten<br />

gegen Gewalt und Rassismus unternehmen, und vernetzten<br />

sich. Trotz der schwierigen politischen Lage in Brasilien schöpften<br />

sie Mut: «Das Forum war für mich eine Energie- und Motivationsspritze.<br />

Es ist total ermutigend, so viele Menschen aus<br />

der ganzen Welt zu treffen, die das gleiche Ziel haben: für eine<br />

bessere Welt zu kämpfen», fasste Toinho Cristiano von unserer<br />

Partnerorganisation Centro Sabia seine Eindrücke zusammen.<br />

der Innenstadt von Rio de Janeiro in ihrem Auto<br />

erschossen worden. Die Ermittler gehen von einem<br />

politischen Attentat aus. Marielle Franco hatte<br />

zuletzt vor allem die ausufernde Polizeigewalt<br />

scharf kritisiert. Seit Jahren prangerte sie die massenhafte<br />

Ermordung von Jugendlichen in den Armenvierteln<br />

an.<br />

Alternativen zur Gewalt<br />

Der Fall Marielle Franco ist alles andere als ein Einzelfall,<br />

er ist die Spitze des Eisberges einer durch<br />

soziale Konflikte und Spannungen zerrissenen Gesellschaft,<br />

in der tödliche Gewalt normal geworden<br />

ist. Im Jahr 2017 stellte das Land einen neuen<br />

Negativrekord auf: 61 000 Menschen wurden ermordet.<br />

70 Prozent davon waren schwarze Jugendliche<br />

aus den Favelas. Der Staat ist mit dem Ausmass<br />

der Gewalt völlig überfordert und setzt vor allem<br />

auf repressive Massnahmen. In keinem anderen<br />

Land sind die staatlichen Sicherheitskräfte für so<br />

viele Tötungen verantwortlich wie in Brasilien.<br />

Dabei gäbe es so viele innovative Ansätze, wie man<br />

Auf verschiedenen<br />

Socialmediakanälen<br />

machen<br />

die Jugendlichen<br />

von CIPÓ und<br />

GCASC auf die<br />

Übergriffe durch<br />

die Polizei aufmerksam.<br />

8 magazin Juni <strong>2018</strong>

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