s'Magazin usm Ländle, 17. Juni 2018
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GESUNDHEIT<br />
Fotos: AGES, Wikipedia ,<br />
Übertragen wirddie bakterielle Infektion<br />
Tularämie (Francisella tularensis) u.a.<br />
durch Zeckenbisse oder Kontakt mit<br />
erkrankten Tieren. Für Hundehalter gilt:<br />
Halten Sie ihr Tier vonKadavern fern!<br />
Tularämie –ein leiser Killer<br />
Michael S. aus Hard<br />
lebt und arbeitet<br />
seit einigen Jahren<br />
als Landwirt in<br />
Niederösterreich,<br />
nahe der Grenze zur Slowakei. Im<br />
Februar 2016 bekommt der damals<br />
34-Jährige plötzlich hohes Fieber<br />
und starke Kopfschmerzen, ihm ist<br />
übel, er schwitzt und friert gleichzeitig.<br />
Der rechte Lymphknoten am<br />
Hals ist auf die GrößeeinesGolfballs<br />
angeschwollen. Die Ärzte stehen vor<br />
einem Rätsel, niemand weiß, worauf<br />
die Symptome zurückzuführen sind.<br />
Unmittelbar über dem Lymphknoten<br />
Tularämie –die wichtigsten Infos auf einen Blick<br />
Im Bodenseeraum mehren sich Meldungen über die Tierseuche<br />
Tularämie –auch als Hasenpest bekannt. Die Krankheit ist nicht nur<br />
für Tiere gefährlich, sondern kann auch auf den Menschen<br />
übergreifen. Bleibt Tularämie unbehandelt, führt sie zum Tod.<br />
entdecken sie eine Einstichstelle und<br />
machen eine Zecke als Schuldigen<br />
aus. „Die Ärzte gingen von Borreliose<br />
aus und verschrieben Antibiotika“,<br />
erinnert sich Michael. Doch die Beschwerden<br />
werdennicht besser.<br />
Immer wieder bekommt Michael<br />
Fieber, Schüttelfrost, Schwächeanfälle.<br />
Die Schwellung am Hals bleibt<br />
unverändert. Der Alltag wird zur<br />
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Tularämie (Hasen-, Nagerpest,Lemmingfieber,<br />
Hirschfliegenfieber, Ohara-Krankheit)<br />
ist eine auf der nördlichen<br />
Hemisphäre vorkommende bakterielle<br />
Infektion, die von Tieren auf<br />
Menschen übertragen werden kann.<br />
Im äußersten Nordosten Österreichs<br />
besteht ein aktiver Tularämie-Naturherd,<br />
der mit den Endemiegebieten in<br />
der Slowakei und Tschechien entlang<br />
der Flüsse March und Thaya zusammenhängt.<br />
Aber auch im Burgenland<br />
und der Steiermark sind bereits Fälle<br />
bekannt. InVorarlberg wurde die Seuche<br />
noch nicht registriert, eine Verbreitung<br />
im <strong>Ländle</strong> kann aber durch die<br />
Nähe zu Süddeutschland und der<br />
Schweiz nicht ausgeschlossen werden.<br />
Tularämie beim Menschen ist sehr<br />
selten, in Österreich wurden zwischen<br />
Jänner 2009 und März <strong>2018</strong> nur 42<br />
Fälle bekannt. Weil die Erkrankungen<br />
umgehend behandelt wurden, kam es<br />
zu keinen Todesfällen. (Quelle: AGES)<br />
Qual. „Eines Tages riet mir ein Bekannter,<br />
mich auf Tularämie testen<br />
zu lassen. Der Arzt im AKH musste<br />
auf Wikipedia erst mal nachlesen,<br />
was das überhaupt ist,soselten istdie<br />
Krankheit“, erzählt der Landwirt.<br />
Diagnose Tularämie<br />
Doch die Ärzte kommen auf die<br />
richtige Spur. Das Gebiet, in dem<br />
Michael lebt, gilt als „aktiver Tularämie-Naturherd“,<br />
die Seuche ist hier<br />
weit verbreitet und eine Gefahr für<br />
Tier und Mensch gleichermaßen. Die<br />
Mediziner behandeln den Harder<br />
weiterhin mit Antibiotika –ein halbes<br />
Jahr lang. „Am Schluss war mein<br />
Immunsystem komplett zerstört: Ich<br />
war gegen alles allergisch, sogar<br />
gegen Sonnenlicht. Ich durfte nur<br />
noch imBlaumann hinaus –und das<br />
mitten im Hochsommer. Zwischenzeitlich<br />
lag ich im Spital und bekam<br />
sechs Infusionen täglich“, schildert<br />
der 36-Jährige die für ihn dramatischen<br />
Monate. Im September<br />
4<br />
s’Magazin