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Diabetes Zeitung 06/18

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<strong>18</strong> Im Blickpunkt<br />

diabeteszeitung · 3. Jahrgang · Nr. 6 · 27. Juni 20<strong>18</strong><br />

Vom Mut einer jungen Frau<br />

Syrische Asylbewerberin absolviert Weiterbildung zur <strong>Diabetes</strong>assistentin DDG<br />

WIESBADEN. Ende 2015 flüchtete Fatima Alabed gemeinsam<br />

mit ihren beiden Brüdern aus Syrien. In Deutschland angekommen,<br />

nahm die junge Frau ihr Schicksal schnell selbst in die<br />

Hand. Sie spricht heute gut Deutsch und hat die Weiterbildung<br />

zur <strong>Diabetes</strong>assistentin DDG im April erfolgreich abgeschlossen.<br />

Fundierte Erfahrung in der Betreuung<br />

und Schulung von <strong>Diabetes</strong>patienten<br />

konnte Fatima<br />

Alabed bereits vorweisen: In Damaskus<br />

hat die junge Frau über fünf<br />

Jahre lang als Medical Educator im<br />

Auftrag eines Pharmaunternehmens<br />

gearbeitet. Studiert hat sie zunächst<br />

englische Literatur an der Damascus<br />

University und im Anschluss<br />

Ernährung an einem privaten<br />

Institut in Syrien.<br />

Von Anfang an<br />

mit voller Kraft<br />

Und auch nach der Flucht<br />

aus Syrien überließ die<br />

junge Frau ihr Schicksal<br />

nicht dem Zufall. Sie nahm<br />

ihren Mut zusammen und<br />

schickte ihren Lebenslauf kurze Zeit<br />

nach ihrer Ankunft in Deutschland<br />

an die deutsche Niederlassung der<br />

»Bedenken,<br />

ob ich das<br />

schaffen kann«<br />

Firma – mit Erfolg. Kurz darauf begann<br />

sie ihr Praktikum in der Marketing-Abteilung<br />

des Pharmaunternehmens.<br />

„Ich habe unter anderem die Übersetzung<br />

von Patientenbroschüren<br />

auf Arabisch und Englisch auf<br />

Korrektheit überprüft und syrische<br />

Weitere<br />

Informationen zur<br />

Weiterbildung<br />

<strong>Diabetes</strong>assistentin DDG<br />

auf Seite 31<br />

und unter<br />

Fatima Alabed<br />

<strong>Diabetes</strong>assistentin<br />

DDG<br />

Foto: zVg<br />

Kochrezepte auf Englisch und Arabisch<br />

erstellt. Außerdem habe ich<br />

Patientenflyer auf Arabisch übersetzt.“<br />

Einziger Wermutstropfen:<br />

Aufgrund ihres Praktikumsplatzes<br />

ist es ihr nicht möglich, den Integrationskurs<br />

zu besuchen: „Der Kurs<br />

ist auf Asylbewerber ohne Arbeitsstelle<br />

beschränkt“, erklärt Alabed.<br />

Deutsch gelernt hat sie trotzdem –<br />

auf eigene Faust und mit der tatkräftigen<br />

Unterstützung deutschsprachiger<br />

Freunde. Mittlerweile hat<br />

sie die B1-Prüfung abgelegt. „Ohne<br />

meine Freunde hätte ich das nicht<br />

geschafft.“<br />

Eine Kollegin machte Alabed dann<br />

auf das Weiterbildungsangebot der<br />

Deutschen <strong>Diabetes</strong> Gesellschaft zur<br />

<strong>Diabetes</strong>assistentin aufmerksam.<br />

„Zunächst hatte ich wirklich Bedenken,<br />

ob ich das schaffen kann. Aber<br />

Schweren<br />

Herzens mussten<br />

Alabed und ihre<br />

Brüder ihre<br />

Heimat verlassen.<br />

Foto: iStock/MarkRuben<br />

ich habe dann doch Mut gefasst und<br />

mich beworben“, so die 33-Jährige.<br />

Und sie erhielt einen Platz: Von Januar<br />

bis April 20<strong>18</strong> absolvierte sie,<br />

nach einer dreimonatigen Hospitation<br />

in der diabetologischen Abteilung<br />

eines Krankenhauses, das Weiterbildungsangebot<br />

der DDG.<br />

Die Anstrengungen haben<br />

sich gelohnt<br />

„Das war wirklich eine schwierige<br />

und anstrengende Phase“, berichtet<br />

Alabed, „ich musste sehr viel Zeit<br />

investieren und habe die Lerninhalte<br />

übersetzt und immer und immer<br />

wieder gelesen und viel online nachrecherchiert.“<br />

Auch dabei erhielt die<br />

junge Syrerin Hilfe und Zuspruch<br />

von ihren Freunden und Kollegen<br />

und meisterte schließlich die<br />

schriftlichen und mündlichen Prüfungen.<br />

Ihr Ehrgeiz hat sich bereits<br />

ausgezahlt: „Im Juli beginne ich eine<br />

Anstellung als <strong>Diabetes</strong>assistentin<br />

in einer Diabetologischen Schwerpunktpraxis“,<br />

freut sich Alabed.<br />

Sie hat auch schon weitere<br />

Pläne für ihre Zukunft<br />

Um ihre Deutschkenntnisse weiter<br />

zu vertiefen, besucht sie in der Zwischenzeit<br />

einen B2-Sprachkurs an<br />

der Volkshochschule. Und auch weitere<br />

Pläne für die Zukunft schmiedet<br />

die junge Frau schon: „Als Nächstes<br />

würde ich gerne die Aufbauqualifikation<br />

zur <strong>Diabetes</strong>beraterin DDG<br />

machen.“<br />

Alisa Ort<br />

Stimmen der Patienten jetzt bündeln<br />

Die Zeit ist reif für eine digitale <strong>Diabetes</strong>bewegung<br />

BERLIN. Weniger als 1 % der <strong>Diabetes</strong>patienten<br />

in Deutschland ist in der<br />

Selbsthilfe organisiert. diabetesDE –<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe geht deshalb<br />

neue Wege, um die Betroffenen<br />

zu erreichen.<br />

Es gibt eine positive Nachricht<br />

aus der <strong>Diabetes</strong>-Selbsthilfe:<br />

Die aktuell vier großen Selbsthilfeorganisationen<br />

Deutscher Diabetiker<br />

Bund (DDB), Diabetikerbund<br />

Bayern (DDB Bayern), Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong> Förderation (DDF) und<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen<br />

mit Dia betes (DDH-M)<br />

haben sich in dem losen Bündnis<br />

Diabetiker-Allianz zusammengeschlossen<br />

und sich auf Forderungen<br />

gegenüber der Politik geeinigt<br />

(siehe auch S. 11). Dies ist ein erster<br />

Schritt in die richtige Richtung.<br />

Gleichwohl dürfen wir nicht die<br />

Augen davor verschließen, dass<br />

nach wie vor von den knapp 7 Mio.<br />

Betroffenen weniger als 1 % in der<br />

Selbsthilfe organisiert ist. Gerade<br />

mal 40 000 Mitglieder haben alle<br />

vier Organisationen zusammen.<br />

Und der Trend des Mitgliederrückgangs<br />

von 10 % pro Jahr setzt sich<br />

auch in diesem Jahr fort. Die klassische<br />

Selbsthilfe, so unverzichtbar<br />

sie ist und so viel Unterstützung<br />

sie vonseiten der ÄrztInnen und<br />

<strong>Diabetes</strong>beraterInnen auch erhält,<br />

braucht dringend einen Turnaround,<br />

um überleben zu können.<br />

Wie aber erreicht man diejenigen<br />

unter den 7 Millionen Betroffenen,<br />

die sich für die klassische Selbsthilfe<br />

nicht interessieren? Wo sind<br />

diejenigen, die trotzdem eine politische<br />

Meinung haben, z.B. zum<br />

Thema bestmögliche Versorgung<br />

und innovative Therapie? Sie sind<br />

in IHRER Praxis. Und genau dort<br />

ist die Keimzelle für die <strong>Diabetes</strong>bewegung,<br />

die wir in Deutschland<br />

brauchen, um den Druck auf die<br />

Politik zu erhöhen. Wir möchten<br />

mittelfristig so viele „digitale“<br />

Stimmen hinter uns bringen wie<br />

möglich. Dies erreichen wir, indem<br />

wir Ihren Patienten einen Gratis-<br />

Mehrwert bieten. Viele Menschen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> wünschen sich mehr<br />

Informationen zu ihrer Erkrankung,<br />

etwa weil die Schulung<br />

schon lange her ist oder sie einfach<br />

auf dem neuesten Stand bleiben<br />

wollen. Mit den wöchentlichen<br />

„<strong>Diabetes</strong>-News ad hoc“ gibt es ab<br />

sofort ein weiteres neues, patientenzentriertes,<br />

unabhängiges Informationsangebot<br />

für Ihre Patienten,<br />

qualitätsgesichert und trotzdem gut<br />

verständlich. Dabei haben die Leser<br />

die Auswahl zwischen drei Themen:<br />

• Ernährung,<br />

• Forschung/neue Therapien und<br />

• Kinder und Jugendliche (Typ 1<br />

und Prävention Typ 2).<br />

Unter dem Motto „E-Mail-Adresse<br />

angeben. News erhalten. Bescheid<br />

wissen.“ können alle Interessierten<br />

unter www.deutsche-diabeteshilfe.de/newsletter<br />

die Themen<br />

abonnieren, für die sie sich interessieren.<br />

Somit bauen wir uns eine<br />

digitale Community auf, die wir<br />

mittelfristig für Umfragen und Petitionen<br />

einsetzen können. Für die<br />

Politik ist es unerheblich, ob die<br />

Stimmen, die wir für eine politische<br />

Forderung hinter uns bringen, von<br />

einem Mitglied oder Nichtmitglied<br />

kommen, Hauptsache, es ist eine<br />

Stimmenanzahl, über die die Politik<br />

nicht hinwegsehen kann.<br />

Und so geht der Aufbau der<br />

<strong>Diabetes</strong>bewegung:<br />

1<br />

Unterstützen Sie uns dabei,<br />

die neuen thematischen<br />

Newsletter bekannt zu machen. Bestellen<br />

Sie noch heute Ihr Info-Paket<br />

unter www.deutsche-diabeteshilfe.de/praxis,<br />

um Ihre Patienten<br />

auf das Angebot „<strong>Diabetes</strong>-News ad<br />

hoc“ hinzuweisen.<br />

2<br />

Vorteile für Ihre Patienten:<br />

„E-Mail eintragen. News erhalten.<br />

Bescheid wissen.“<br />

Vorteile für Ihr <strong>Diabetes</strong>team:<br />

Durch unabhängige,<br />

3<br />

patientenzentrierte Informationen<br />

haben Sie weniger Nachfragen und<br />

mehr Zeit.<br />

Vorteil für alle: Wir bauen<br />

4 sukzessive die Community<br />

auf, die wir für eine <strong>Diabetes</strong>bewegung<br />

in Deutschland brauchen.<br />

Machen Sie mit und helfen Sie,<br />

diese Community aufzubauen. Die<br />

Zeit ist reif für eine digitale <strong>Diabetes</strong>bewegung<br />

in Deutschland. Go<br />

for it!<br />

Nicole Mattig-Fabian<br />

diabetesDE –<br />

Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe

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