RotweissRot - Weltbund der Österreicher im Ausland
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AÖWB Thema<br />
Jahresstipendien an Universitäten<br />
Die Kommission des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES hat sich in diesem Jahr für<br />
den aus Argentinien stammenden Musikstudenten David de Gans entschieden.<br />
Diesmal bin ich dran, etwas über mich<br />
zu schreiben, und das ist nicht <strong>im</strong>mer<br />
so leicht … Ich bin Mitglied des AUS -<br />
LANDS ÖSTERREICHER-WELT BUNDES<br />
in einem Land, das genau 11.600 Kilometer<br />
von Wien entfernt ist. Ich habe das<br />
Glück gehabt, ein Stipendium zu bekommen,<br />
das es mir ermöglicht, eine professionelle<br />
Weiterbildung zu erhalten in einem<br />
Bereich, <strong>der</strong> nicht so „gewöhnlich“, aber<br />
eigenartig ist: die Kunst des Orchesterdirigierens.<br />
Und das <strong>im</strong> „Mekka <strong>der</strong> Musik“,<br />
in Wien! Dafür bin ich außerordentlich<br />
dankbar. Ich wollte mich auch sehr herzlich<br />
bei Frau Dr. Helperstorfer, Generalsekretärin<br />
des AÖWB in Österreich, bedanken<br />
und bei Herrn Jorge Porak, dem Präsidenten<br />
<strong>der</strong> Argentinisch-Österreichischen<br />
Gesellschaft, denn durch sie konnte<br />
ich das alles schaffen und darf schon<br />
seit sieben Monaten in dieser schönen<br />
Stadt sein!<br />
Studium<br />
Also, dank des AÖWB mache ich ein Postgradualstudium<br />
an <strong>der</strong> Universität für<br />
Musik und Darstellende Kunst, wo ich<br />
auch an<strong>der</strong>e Fächer wie zum Beispiel<br />
Operndirigieren, Korrepetition, zeitgenössische<br />
Musik (was nicht nur Analyse, son<strong>der</strong>n<br />
auch Ensembledirigieren beinhaltet)<br />
und Instrumentenkunde neben den Zentralfächern<br />
auswählen konnte (Klavier und<br />
Bratsche), was mir eine bessere und komplettere<br />
Weiterbildung ermöglicht. Das<br />
Studium ist reich und komplett, wir bekommen<br />
ein interessantes Repertoire von<br />
Bach bis Grisey und dürfen mit dem Universitätsorchester<br />
proben. Proben mit<br />
dem Orchester ist das Wichtigste, und es<br />
ist wirklich die Arbeit, die ein Dirigent sein<br />
ganzes Leben lang macht, denn da muss<br />
man alle seine Kenntnisse zeigen, um<br />
eine gute und neue Version, <strong>im</strong> Stil, gest<strong>im</strong>mt,<br />
balanciert, mit <strong>der</strong> richtigen Dynamik<br />
und Artikulation und so weiter zu<br />
schaffen. Denn das Konzert ist nur ein<br />
Resultat dieser harten Arbeit, die dem<br />
Zuhörer durch den Musiker die Idee des<br />
Dirigenten über den Komponisten und das<br />
best<strong>im</strong>mte musikalische Stück zeigt.<br />
Argentinien<br />
Ich bin in Buenos Aires geboren. Dort habe<br />
ich schon als Kind Musikunterricht bekommen<br />
und Geige und Klavier studiert, aber<br />
ich wollte <strong>im</strong>mer Dirigent werden: Meine<br />
Mutter hat mich einmal, als ich zwei Jahre<br />
alt war, mit einem chinesischen Ess-Stäbchen<br />
be<strong>im</strong> „Dirigieren“ erwischt, als ich<br />
von nebenan Klavierspiel hörte – obwohl<br />
ich niemals ein Orchester gesehen hatte!<br />
Ich habe viel Klavier gespielt und auch<br />
Kammermusik gemacht, bis ich die Gelegenheit<br />
hatte, ein Orchester zu dirigieren.<br />
Und dann wollte ich nichts an<strong>der</strong>es tun,<br />
denn das Gefühl, dass die Musik durch die<br />
Hände rauskommt und die Energie sich<br />
durch die Musiker verteilt, um einen gemeinsamen<br />
„Ton“ zu bauen, ist etwas, das<br />
ich nicht mit Worten beschreiben kann,<br />
das muss man selber erleben!<br />
Mein Hauptstudium habe ich an <strong>der</strong> UCA<br />
– Katholische Universität Argentiniens –<br />
absolviert. Mit dem Orchesterdienst habe<br />
ich als Assistent in verschiedenen Orchestern<br />
angefangen und auch als Gast dirigiert.<br />
Dann habe ich mich entschieden,<br />
ein eigenes Projekt aufzubauen. Nach viel<br />
Arbeit ist ein aktives Jugendorchester mit<br />
30 Studenten entstanden, die mit voller<br />
Energie sehr schön und gemeinsam gearbeitet<br />
haben. Von einem Jahr zum<br />
an<strong>der</strong>en gab es einen großen Niveauunterschied,<br />
<strong>der</strong> uns alle sehr gefreut hat.<br />
Lei<strong>der</strong> muss ich das Jugendorchester<br />
momentan in <strong>der</strong> Ferne lassen, aber zum<br />
Glück existiert es noch und gibt weitere<br />
Konzerte.<br />
Ich habe auch in Argentinien mit Sängern<br />
gearbeitet, und mit einem Universitätsfreund<br />
haben wir eine Opernkompanie<br />
David de Gans studiert Orchesterdirigieren.<br />
organisiert. Mein Professor dort ist <strong>der</strong><br />
bekannteste Operndirigent und ich habe<br />
viel bei ihm gelernt. Dank ihm habe ich die<br />
Oper gemocht, etwas, das lei<strong>der</strong> nicht alle<br />
tun, obwohl es eine sehr komplette und<br />
reiche Kunst ist.<br />
Wien, Wien, nur du allein ...<br />
Als ich Mitte September 2010 nach Wien<br />
kam, war schon Herbst und dann gleich<br />
Winter, und ich kam von einem kalten Winter<br />
in Argentinien! Das ist lei<strong>der</strong> nicht so<br />
gesund, und am Anfang war es nicht so<br />
leicht. Jetzt, mit <strong>der</strong> Wärme nach einem<br />
ganzen Winterjahr, ist es ganz an<strong>der</strong>s, und<br />
man hat viel Lust und Energie!<br />
Ich bedanke mich nochmals herzlich be<strong>im</strong><br />
AÖWB und wünsche dem Nächsten, <strong>der</strong><br />
dieses Stipendium bekommt, dass er sich<br />
so gut fühlen kann wie ich! ❍<br />
10 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
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