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crazy4dogs – Sommerausgabe 2018

Österreichisches Lifestylemagazin für alle, die verrückt nach Hunden und ihren Haustieren sind!

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TIERSCHUTZ 84<br />

85<br />

rund 8,5 Millionen Quadratmeter Rinds- und Kalbsleder<br />

und etwa 500.000 Quadratmeter Schaf- und Ziegenleder.<br />

China liegt als weltgrößter Produzent von<br />

Rohhäuten und Leder ganz weit vorn. 750 Millionen<br />

Quadratmeter Leder produziert das Land der aufgehenden<br />

Sonne pro Jahr.<br />

Eine weitere Haut ist zurzeit vor allem in Asien beliebt:<br />

Eselshaut! Hierfür steigt vor allem in China, Vietnam und<br />

Thailand die Nachfrage. Die Traditionelle Chinesische<br />

Medizin setzt die zu Gelatine gekochte Masse aus Haut<br />

und Hufen bei trockenem Husten, Schwindel, Blutarmut<br />

und Schlaflosigkeit ein. Auch gegen Wechseljahrbeschwerden<br />

soll das in heißen Getränken aufgelöste Mittel<br />

helfen. Vor allem bei Chinesinnen ist der Wunsch nach<br />

dem Produkt „Ejiao“ so groß, dass die Nachfrage den Bestand<br />

an Eseln weltweit übersteigt. Rund 5.000 Tonnen<br />

„Ejiao“ produziert China pro Jahr <strong>–</strong> das entspricht rund<br />

vier Millionen Eselshäuten. Die Preise steigen, und der<br />

illegale Handel boomt.<br />

Da im umweltsensiblen Europa kaum noch Gerbereien<br />

betrieben werden, findet man die extrem umweltschädlichen<br />

Anlagen überwiegend in Schwellen- oder Billiglohnländern.<br />

Ob Indien oder Bangladesch, China oder<br />

Brasilien <strong>–</strong> immer mehr Lederhersteller kaufen vorgegerbtes<br />

Rohleder in diesen Ländern ein. Schließlich<br />

gelten in diesen Gerbereien weder Umwelt- noch Sozialstandards<br />

<strong>–</strong> und so kann auf Kosten von Tierwohl, Natur,<br />

Gesundheit und Umwelt billig produziert werden. Von<br />

den 19 Milliarden verkauften Schuhen pro Jahr wurden<br />

beispielsweise mehr als 80 Prozent in Asien gefertigt.<br />

Schuhimporte aus China, Indien, Vietnam und Bangladesch<br />

haben sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht.<br />

Allerdings kann der Verbraucher nicht nachvollziehen,<br />

woher das Leder kommt, denn es existiert keine Kennzeichnungspflicht.<br />

So sind generell bei der Lederkennzeichnung<br />

keine Angaben über die Tierart oder das<br />

Herkunftsland des Tieres vorgeschrieben. Auch Siegel<br />

wie „Made in Germany“ beziehen sich nur auf den Ort<br />

der Lederverarbeitung. Wo das Leder produziert wurde,<br />

ist daher ungewiss. So riskiert jeder, der Lederprodukte<br />

kauft, sich mit der giftigen Haut qualvoll getöteter Tiere<br />

zu schmücken.<br />

Doch es ist nicht nur das Tierleid, das die Lederproduktion<br />

mit sich bringt, sondern die Herstellung von Leder<br />

ist auch für die Natur verheerend. Schon die Tierzucht an<br />

sich sorgt für Umweltzerstörung und die Verschwendung<br />

© PETA USA, PETA Asia<br />

von Ressourcen <strong>–</strong> dazu gehören auch die großflächigen<br />

Waldrodungen für den Anbau von Futtermitteln. Zudem<br />

sind die enormen Mengen methanhaltiger Ausscheidungen<br />

der Tiere ausschlaggebend für die Klimaerwärmung.<br />

Nach der Tötung der Tiere werden ihre Häute<br />

mit Tonnen von Salz bedeckt, um eine Verwesung zu<br />

verhindern. Auf diese Weise haltbar gemacht, können<br />

die Materialien an Gerbereien in die ganze Welt verschickt<br />

werden. Meist werden die sogenannten Rohhäute<br />

in Gerbereien in Entwicklungsländern weiterverarbeitet,<br />

weil die Löhne und auch die Umweltstandards<br />

dort niedrig sind.<br />

Die Weiterverarbeitung in den Gerbereien geschieht unter<br />

einem enormen Wasserverbrauch. Mehr als 90 Prozent<br />

der Tierhäute werden mit dem schwer recycelbaren<br />

reaktiven Schwermetall Chrom gegerbt, was in höchstem<br />

Maße umwelt- und gesundheitsschädlich ist. Zusätzlich<br />

werden die örtlichen Gewässer mit Gerbereizusätzen wie<br />

Formaldehyd, Schwefelsäure oder Natriumsulfat belastet.<br />

Auch riesige Rückstände in Form von Haaren, Salzen,<br />

Kalkschlamm, Sulfiden oder Säuren werden als giftiges<br />

Schlickgemisch meist ungefiltert entsorgt, und so wird<br />

kostbarer Lebensraum für Mensch und Tier über Jahrzehnte<br />

verschmutzt.<br />

Die Arbeit in den Gerbereien ist ohne jeglichen Schutz<br />

extrem gesundheitsschädlich. In den wenigen deutschen<br />

Gerbereien existieren gesetzliche Regelungen<br />

zum Schutz der Arbeiter, doch zur selben Zeit stehen<br />

Gerbereiarbeiter in Indien und Bangladesch knietief<br />

in Chromlaugen, deren Dämpfe die Lungen schädigen.<br />

Und so sterben rund 90 Prozent der Gerbereiarbeiter<br />

noch vor Erreichen des 50. Lebensjahrs. Auch Kinder<br />

sind davon betroffen, denn sie müssen oft schon früh<br />

die Familie miternähren. Hautausschläge und Atemwegserkrankungen<br />

sind die Folgen einer Arbeit, bei<br />

der man von Chromsalzen und Dämpfen, Laugen und<br />

Säuren umgeben ist. Leder ist heutzutage also kein<br />

natürliches Produkt mehr, sondern ein hoch belastetes<br />

Kunstprodukt.<br />

Und nicht nur an den Produktionsstandorten der Gerbereien<br />

werden die Menschen und vor allem die Kinder<br />

massiv gesundheitlich geschädigt, sondern auch bei uns.<br />

Denn wer das Leder kauft und am Körper trägt, setzt<br />

sich ebenfalls einem hohen gesundheitlichen Risiko aus.<br />

Wer Schuhe, Jacken & Co. aus Leder anzieht, trägt das<br />

Gift direkt auf seiner Haut. Durch billige und unsachgemäße<br />

Produktionsmethoden kann Chrom VI entstehen<br />

<strong>–</strong> ein häufiges Allergen, das sich durch Oxidation selbst<br />

noch lange nach dem Kauf von Lederschuhen bilden und<br />

schwere Hautekzeme verursachen kann. Gesundheitsschädliche<br />

Konzentrationen von Chrom VI werden regelmäßig<br />

in Kinderschuhen, Jacken und Handschuhen aus<br />

Leder festgestellt, und sogar Spuren des krebserregenden<br />

Konservierungsmittels Formaldehyd oder des verbotenen<br />

Antischimmelmittels DMF. Jedes dritte Lederprodukt<br />

weist zu hohe Konzentrationen giftiger Rückstände<br />

auf, und der Verbraucher ahnt nichts von dem gesundheitlichen<br />

Risiko, das er mit sich trägt.<br />

› BLUTIGE ANGELEGENHEIT: EINE ALLIGATORENFARM<br />

FÜR EXOTENLEDER IN TEXAS.<br />

› DIE GEFÄRBTEN HUNDEHÄUTE LIEGEN FÜR<br />

DIE WEITERVERARBEITUNG IN CHINA BEREIT.<br />

› IN DER CHINESISCHEN FABRIK LÄUFT DIE PRODUKTION<br />

VON PRODUKTEN AUS HUNDELEDER AUF HOCHTOUREN.<br />

Doch mittlerweile gibt es viele Alternativen zu Lederprodukten,<br />

zum Beispiel synthetische und pflanzliche Materialien<br />

wie Kork oder Fasern. Für die Entwicklung eines<br />

Zelluloseleders hat die Tierrechtsorganisation PETA<br />

beispielsweise das Leipziger Start-up-Unternehmen ScobyTec<br />

mit dem „PETA Innovator Award“ ausgezeichnet.<br />

Es handelt sich bei diesem speziellen Material um ein<br />

mikrobiologisch erzeugtes Nanofibermaterial, das robust,<br />

langlebig und biologisch abbaubar ist. Zudem hat<br />

es lederartige Eigenschaften <strong>–</strong> und somit das Potenzial,<br />

die Haut von Kühen, Schafen, Ziegen und anderen Tieren<br />

zu ersetzen. Jeder kann heutzutage das schmutzige<br />

Geschäft mit Leder umgehen und muss keinerlei Häute<br />

mehr tragen, die unter Qualen produziert wurden und<br />

außerdem noch giftig sind. «

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