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Das Vermessungs- und Kartenwesen

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Kapitel 6 Amtliche Kolonialkartographie<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

Nummerierung der Gradnetzfelder (offensichtlich für ein geplantes Ortsnamenverzeichnis). Man<br />

konnte aber auch sehr deutlich erkennen (siehe Abb. 30), „wie weit die geographische Erforschung<br />

Kameruns bei Beginn des neuen Jahrh<strong>und</strong>erts noch rückständig war“ (DKB 1910d, S. 927). Die<br />

Bewertung aus Gotha lautete: „Im ganzen wirkt das Terrainbild gut, wenn es auch den etwas härteren<br />

Berliner Typus im Gegensatz zu dem dem Auge wohltuenden Gothaer Typus nicht ganz verleugnet“<br />

(PM 1902a, S. 93).<br />

Da die Grenzregulierung zwischen Kamerun <strong>und</strong> dem Congo-Français noch nicht abgeschlossen war,<br />

konnte in diesem Kartenwerk die Südgrenze nur andeutungsweise eingetragen werden. Deren westlichster<br />

<strong>und</strong> östlichster Grenzpunkt sollte mit hoher Genauigkeit bestimmt werden: „Für die Längenbestimmungen<br />

sollte die Abweichung nicht mehr als etwa zwei bis drei Sek<strong>und</strong>en in Zeit betragen <strong>und</strong><br />

für die Breite innerhalb der Bogensek<strong>und</strong>e liegen“ (AMBRONN, 1906; S. 183). Sobald die Resultate<br />

der deutschen <strong>und</strong> französischen Kommission innerhalb dieser „Normen“ übereinstimmten, war der<br />

Auftrag erfüllt. Dies bedingte die Auswertung der Beobachtungen, solange die Grenzkommission<br />

noch vor Ort war, d.h. sofortige Berechnung in der Heimat (durch Ambronn) <strong>und</strong> telegraphische Übermittlung<br />

der Ergebnisse nach Kamerun. Aber auch die Beobachter mussten auf diese Präzisionsmessungen<br />

vorbereitet werden (Ausbildung 1 von Hauptmann Engelhardt, Oberleutnant v. Restorff <strong>und</strong><br />

Leutnant Schulz an den Sternwarten in Potsdam bzw. Göttingen); die erforderlichen Instrumente<br />

waren für zwei Messtrupps zu beschaffen, d.h. 2 Durchgangsinstrumente von Heyde (siehe Abb. 31),<br />

2 Universalinstrumente mit mikroskopischer Ablesung <strong>und</strong> 2 kleine Universalinstrumente. Oberleutnant<br />

Foerster, der im Frühjahr 1901 für den erkrankten Oberleutnant v. Restorff nach Kamerun geschickt<br />

wurde, brachte sein eigenes Wanschaff-Universalinstrument mit. Den Offizieren wurden folgende<br />

Verfahren empfohlen:<br />

− Für die Längenbestimmung: Beobachtung von Mondkulminationen <strong>und</strong> von Mondhöhen mit nahe<br />

stehenden helleren Sternen sowie ggf. von Sternbedeckungen.<br />

− Für die Breitenbestimmung: Ausschließlich Zirkummeridian-Zenitdistanzen (im Norden <strong>und</strong> Süden<br />

des Zenits).<br />

Im Oktober 1902 war die Grenzvermessung erfolgreich abgeschlossen – allerdings unter Verlust von<br />

Leutnant Schulz, der an Schwarzwasserfieber gestorben war. Die kartographischen Aufnahmen des<br />

Grenzgebiets wurden veröffentlicht in der Karte<br />

94<br />

� „<strong>Das</strong> Gebiet am unteren Kampo, 1: 500.000; nach den Aufnahmen der Mitglieder der deutschen<br />

Süd-Kamerun-Grenzexpedition Hauptmann Engelhardt, Stabsarzt Hoesemann, Oberleutnant<br />

Foerster <strong>und</strong> Leutnant Schulz; bearbeitet von M. Moisel“ (MITT-SCH 1902, Karte<br />

4: siehe Anhang K. 44).<br />

Der dichte Urwald, in den lange Schneisen für die Kompasszüge geschlagen werden mussten, <strong>und</strong> das<br />

feuchte Tropenklima waren die Haupthindernisse, die sich den Topographen im Kamerun-Gebiet entgegenstellten.<br />

Ein zusätzliches großes Problem brachte die Vielzahl der Sprachen <strong>und</strong> Dialekte, die<br />

das Erfassen der richtigen geographischen Namen auf der Durchreise unmöglich machte. Missionare<br />

dagegen, die längere Zeit bei einem Stamm lebten, entwickelten sich zu Sprach-Sachverständigen, die<br />

sogar Grammatik-Bücher, Vokabelsammlungen, Bibelübersetzungen <strong>und</strong> Gesangbücher herausgaben,<br />

wie z.B. die Basler Missionsgesellschaft in der Duala-Sprache. Diese Gesellschaft erteilte 1902 ihren<br />

Missionaren in Kamerun die Anweisung, sich der amtlichen Schreibweise der geographischen Namen<br />

(siehe S. 28) zu bedienen. Denn „die Kenntnis <strong>und</strong> der richtige Gebrauch der Ortsnamen in unseren<br />

Kolonien ist sowohl für die Regierung als für die Missionen <strong>und</strong> für Kaufleute von grossem Werth“<br />

(DINCKELACKER, 1902; S. 173). Der Kenner der Duala-Sprache stellte in diesem Artikel fest, dass<br />

z.B. der große Kamerunberg unter der Bezeichnung „Mongo ma Loba“ den Einheimischen völlig unbekannt<br />

sei – dies bedeute nämlich „Rücken Gottes“; die Afrikaner nannten ihn „Mudongo ma Loba“<br />

(d.h. Gottesberg).<br />

1 „Die Ausbildungszeiten waren viel zu kurz bemessen, <strong>und</strong> es muß hier besonders anerkannt werden, daß nach<br />

einigen sich zu Anfang einstellenden Schwierigkeiten die Herren sich vorzüglich mit ihrer nicht leichten Auf-<br />

gabe abfanden“ (AMBRONN, 1906; S. 184).

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