15.12.2012 Aufrufe

Das Vermessungs- und Kartenwesen

Das Vermessungs- und Kartenwesen

Das Vermessungs- und Kartenwesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 6 Amtliche Kolonialkartographie<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

− Nachteil: Der Topograph nahm nur das auf, was in das Krokierblatt 1:16.000 eingezeichnet werden<br />

konnte. Im Urwald wirkte sich dies nicht aus; aber im Grasland Mittel-Kameruns konnten die Peilstrahlen<br />

nach entfernten Zielen <strong>und</strong> die in der Ferne erkennbaren Geländeformen (auf beiden Seiten<br />

der Route) nicht kartiert werden 1 .<br />

„Daher kann die von Prof. Hassert befolgte Aufnahme-Methode für unsere afrikanischen Kolonien,<br />

wo in den meisten Fällen von der Marschroute aus möglichst große Gebiete festgelegt werden sollen,<br />

weniger empfohlen werden“ (MOISEL, 1911; S. 181).<br />

Der Geograph Hassert hatte jede Einzelheit, vor allem des Wegenetzes, in seine Originale eingetragen<br />

– offensichtlich in der Annahme, dass daraus Karten 1:100.000 hergestellt würden; denn das aufgenommene<br />

Gebiet war wirtschaftlich wertvoll. Aber Moisel nutzte den Detailreichtum 2 nicht aus <strong>und</strong><br />

ließ eine Karte im Maßstab 1:200.000 zeichnen. <strong>Das</strong>s er die Geländestruktur mit Schummerung <strong>und</strong><br />

zusätzlichen Geländekurven dargestellt hat, lag an den umfangreichen Höhenbestimmungen von Hassert<br />

<strong>und</strong> Thorbecke: „857 Aneroid-Ablesungen <strong>und</strong> 127 Siedepunktbestimmungen auf 614 Punkten“<br />

(AMBRONN, 1911; S. 177). Aber zur Verbesserung bzw. Kontrolle der geodätischen Gr<strong>und</strong>lagen, die<br />

im Küstenbereich von der Kaiserlichen Marine (1893-1897, 1903-1905, 1908) geschaffen waren<br />

(siehe Kapitel 6.3), haben sie nichts beigetragen.<br />

Für den Geographen Thorbecke war die Expedition „in erster Linie eine Lernreise; … ich war Expeditionsmeister<br />

<strong>und</strong> mit dem Photographieren <strong>und</strong> Anlegen von Sammlungen aus den Gebieten der Geologie,<br />

Botanik, Zoologie <strong>und</strong> Ethnologie betraut, wozu auf den Rastpunkten noch die meteorologische<br />

Stationsbeobachtung trat“ (THORBECKE, 1911; S. 279). Seiner landesk<strong>und</strong>lichen Monographie<br />

„<strong>Das</strong> Manenguba-Hochland“ war die Karte beigefügt:<br />

102<br />

� „<strong>Das</strong> Manenguba-Gebirge, 1:100.000; nach den Aufnahmen von Stabsarzt Berké, Dr. Esch,<br />

Hauptmann Glauning, Prof. Dr. Hassert, Oberleutnant Hirtler, Oberrichter Dr. Meyer, Oberleutn.<br />

Rausch, Oberleutnant Schlosser <strong>und</strong> dem gesamten vorhandenen Material bearbeitet<br />

von E. Lober unter Leitung von M. Moisel“ (MITT-SCH 1911, Karte 9).<br />

Was die beiden Geographen Hassert <strong>und</strong> Thorbecke beim Schaffen sicherer Kartengr<strong>und</strong>lagen vernachlässigten,<br />

wurde von den Topographen im Bereich der Kameruner Nordbahn intensiv vorangetrieben:<br />

das Festlegen der Berggipfel durch Fernpeilungen (Moisel, Rausch, Hirtler, Ramsay, Berké,<br />

Glauning). „Zahlreiche Winkelmessungen, namentlich solche von Oberrichter Dr. Meyer von einem<br />

etwa 22 km südöstlich von Dschang gelegenen Punkt aus, … ergaben als weitere Festpunkte die Spitzen<br />

der Vulkanmassive des Ngkogam <strong>und</strong> Bapit“ (MOISEL, 1912; S. 18). In dieses Netz fester Punkte<br />

konnte dann das umfangreiche Routenmaterial von 25 Aufnehmern ohne Probleme eingepasst werden.<br />

Die Karte erschien unter dem Titel:<br />

� „<strong>Das</strong> Hinterland der Kameruner Nordbahn, 1:200.000; auf Gr<strong>und</strong>lage neuer Aufnahmen von<br />

Oberleutnant Adametz, Stabsarzt Berké 3 , Wegebautechn. Beyer, Reg.-Rat v. Brauchitsch,<br />

Oberleutnant Buthut, Direktor Diehl, Reg.-Baumeister Eitel, Leutnant Fechtner, Leutnant<br />

a.D. Frank, Leutnant v. Frese, Hauptmann Glauning, Oberleutnant Gnügge, Dr. Guillemain,<br />

Prof. Dr. Hassert, Miss. Hofmeister, Kaufm. Kutz, Leutnant v.d. Leyen, Dr, Mann, Dr. Mansfeld,<br />

Hauptmann Menzel, Kartograph Moisel, Oberleutnant Rausch, Landwirt Sauber, Oberleutnant<br />

v. Sommerfeld, Prof. Thorbecke <strong>und</strong> des gesamten veröffentlichten Materials bearbeitet<br />

von M. Moisel, konstruiert <strong>und</strong> gezeichnet von E. Lober, H. Nobiling <strong>und</strong> H. Wehlmann“<br />

(MITT-SCH 1912, Karte 2; Ausschnitt: siehe Anhang K.49).<br />

1<br />

<strong>Das</strong> mühsame Reduzieren der 466 Krokierblätter auf Briefmarkengröße <strong>und</strong> deren Zusammensetzung zu einem<br />

Kartenbild erwähnte er nicht.<br />

2<br />

„… zahlreicher Einzelheiten, die sich freilich in den üblichen Maßstäben der kolonialen Karten leider nicht<br />

voll auswerten ließen“ (MOISEL, 1911; S. 181).<br />

3<br />

„… einem besonders eifrigen <strong>und</strong> erfolgreichen Kartographen <strong>und</strong> Sammler“ (RAMSAY, 1911; S. 203).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!