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Das Vermessungs- und Kartenwesen

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Kapitel 5 Expeditionskartographie<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

der Erschließung <strong>und</strong> Erforschung der deutschen Schutzgebiete erste Priorität zugeteilt; Forschungsreisen<br />

außerhalb dieser Interessenbereiche blieben der Privatinitiative <strong>und</strong> Eigenfinanzierung überlassen.<br />

5.1 Entdeckungsreisen im Norden <strong>und</strong> Süden Afrikas (1788-1850)<br />

Alexander Supan hat die Fortschritte bei der Entdeckung <strong>und</strong> Erforschung Afrikas in zehn Übersichtskarten<br />

(1:60 Mio.) für die Jahrzehnte 1790 bis 1880 zusammengefasst (SUPAN, 1888). Mit roten Linien<br />

<strong>und</strong> Flächen sind die Schwerpunkte der Entdeckungsreisen <strong>und</strong> der Routenaufnahmen dargestellt<br />

(siehe Anhang K.01).<br />

In den beiden Karten für 1788 (1790) <strong>und</strong> 1830 (siehe Abb. 03) erkennt man sehr deutlich, dass in diesem<br />

Zeitraum lediglich die Küsten Afrikas, der küstennahe Nordwesten (Sierra Leone, Senegambien,<br />

Niger), das Nil-Delta <strong>und</strong> -Tal sowie das Kap der Guten Hoffnung durch Forscher bereist worden sind.<br />

Ausgebildet, ausgerüstet <strong>und</strong> finanziert wurden diese Expeditionen vorwiegend durch die Londoner<br />

African Association. Auch der erste Deutsche in dieser Zeitperiode, Friedrich Konrad Hornemann, erforschte<br />

in ihrem Auftrag von 1799 bis 1800 das nördliche Randgebiet der Libyschen Wüste. Für die<br />

Ergänzung des noch sehr groben Kartenbildes lieferte dieser „erste deutsche Afrikaforscher“ die<br />

geographische Breite von Mursuk, die „mit hervorragender Genauigkeit bestimmt war“ (PM 1 1895a,<br />

S. 126/127). Auch Johann Ludwig Burkhardt war 1810-1813 von der African Association nach Ägypten<br />

entsandt. Wilhelm Rüppell reiste 1822/1823 „im Auftrag des Senckenbergischen Naturmuseums in<br />

Frankfurt/Main“ (HOPPE, 1990, S. 194) nach Ägypten <strong>und</strong> Nubien; 1824 betrat er als erster Europäer<br />

Kordofan, das ein Jahr zuvor durch die Ägypter erobert worden war. In Südafrika durchforschte der<br />

Arzt Martin Lichtenstein von 1803 bis 1806 das unbekannte Buschmannland; in seinem Reisewerk<br />

„Reisen im südlichen Afrika“ publizierte er auch zehn Karten.<br />

<strong>Das</strong> in den Gr<strong>und</strong>zügen gelöste Niger-Problem ließ ab 1830 die Frage nach den Nil-Quellen in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> treten; das allgemeine Interesse an erdk<strong>und</strong>lichen Informationen nahm zu, <strong>und</strong> geographische<br />

Gesellschaften wurden gegründet. „Am 23. Juli 1831 ging die African Association in der<br />

Royal Geographical Society auf“ (SUPAN, 1888; S. 168). Aber letztere blieb bis 1850 die führende<br />

Gesellschaft in Europa, die ständig Afrikareisende entsandte <strong>und</strong> deren Forschungsergebnisse im<br />

„Journal of the Royal Geographical Society of London“ (Vol. 1: 1830/1831) publizierte 2 . Auch die<br />

britischen Missionsgesellschaften waren zu dieser Zeit Vorreiter der Erforschung Afrikas, vor allem<br />

die „Church Mission Society of London“ (WEIDMANN, 1894), die z.B. 1843 die drei deutschen Missionare<br />

Johann Ludwig Krapf, Johann Rebmann <strong>und</strong> Jakob Erhardt nach Ostafrika entsandte. Für die<br />

Missionare war die Aufnahme unbekannter Landschaften ein wichtiger Teil ihres Auftrages, die<br />

christliche Botschaft zu verbreiten; ihre Nachfolger sollten sich ganz auf ihre eigentliche Aufgabe<br />

konzentrieren können. Die Missionare wurden daher an den wichtigsten Messinstrumenten des<br />

Forschungsreisenden ausgebildet (Kompass, Chronometer, Thermometer <strong>und</strong> Barometer); ihre<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Erk<strong>und</strong>ungsergebnisse wurden in den Missionszeitschriften publiziert. Hanno Beck<br />

weist im Vorwort zum nachgedruckten Krapfschen Reisewerk sogar auf die Tatsache hin, dass diese<br />

Institute – wie z.B. die Baseler Missionsanstalt – „damals mehr praktische geographische<br />

Erfahrungen besaßen als die Universitäten“ (KRAPF, 1858/1964, S. VII).<br />

Die überraschenden, Aufsehen erregenden Entdeckungen der äquatorialen Schneeberge im Jahr 1849<br />

(Rebmann: Kilimandscharo; Krapf: Kenia) <strong>und</strong> Erhardts Kartenskizze des großen „Binnenmeeres<br />

Uniamwesi“ gaben Anstoß für weitere Entdeckungsreisen (EMBACHER, 1880).<br />

An der Südspitze Afrikas forcierte die 1834 gegründete „Kap-Gesellschaft zur Explorierung von Zentralafrika“<br />

die geographische Erforschung der südafrikanischen Landschaften bis in den Osten der Kalahari-Steppe,<br />

aber „der Westen blieb völlig vergessen“ (SUPAN, 1888; S. 178).<br />

1 Anonym verfasste Zeitschriftenartikel werden mit den Abkürzungen der Periodika zitiert <strong>und</strong> sind im Quellen-<br />

<strong>und</strong> Literaturverzeichnis unter diesem Kürzel zu finden.<br />

2 „Entsprechend ihrer nationalen Bedeutung verfügte die Royal Geographical Society von Anfang an über einen<br />

umfangreichen Etat, eine Publikationsreihe <strong>und</strong> ein eindrucksvolles, bekanntes Haus in London“ (LENZ,<br />

2004; S. 65).<br />

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