01-2017
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Gesellschaft<br />
Die Privatisierung<br />
des Raumklimas<br />
Sie ist dann am besten ausgeführt, wenn man sie nicht sieht: die dezentrale<br />
Klimatisierung von Gebäuden. Hierzulande ist Unsichtbarkeit<br />
oberstes Gebot. Während Fassadenlüftungsgeräte direkt an der<br />
Außenwand sitzen, werden Außengeräte von Split-, Multisplit- und<br />
VRF-Geräten gerne an weniger einsehbare Gebäudewände oder auf<br />
Dächer montiert.<br />
Sowohl große VRF-Systeme als auch Systeme mit Fassadenlüftungsgeräten<br />
können aus bis zu mehreren hundert oder tausend Geräten<br />
bestehen – ganz unsichtbar. Anblicke wie bei dem Gebäude rechts<br />
sind eher unüblich und zum Beispiel vermehrt im asiatischen Raum<br />
und in heißen europäischen Ländern zu finden. Dort gehören unzählige<br />
Außengeräte an Gebäudewänden zum Straßenbild.<br />
Der größte Pluspunkt der dezentralen Klimageräte ist aber der geringe<br />
Platzbedarf. Da sich die Innengeräte direkt in den Räumen und<br />
Nutzungszonen befinden, sind weder ein zentrales Lüftungsgerät<br />
noch ein Luftleitungssystem notwendig. Im Gegensatz zu Split-, Multisplit-<br />
und VRF-Geräten mit höheren Kühlleistungen, haben zum<br />
Beispiel Fassadenlüftungsgeräte nur eine geringe Kühlleistung. Sie<br />
werden daher oft gemeinsam mit Kühldecken oder mit Systemen der<br />
Betonkerntemperierung betrieben und heißen daher eigentlich korrekterweise<br />
dezentrale Lüftungssysteme.<br />
Ein großer Vorteil der dezentralen Raumklimatechnik ist auch, dass<br />
die Raumnutzer direkten Einfluss auf die Leistung der Klimatisierung<br />
nehmen können (Temperaturen und Luftvolumenströme). Bei Raumnutzern<br />
ist die Regelbarkeit ein Garant für Zufriedenheit; hinsichtlich<br />
der Gesamteffizienz des Gebäudes ist sie möglicherweise eher nachteilig.<br />
Diese „private Regelbarkeit“ geht zudem meist einher mit einem<br />
höheren Wartungs- und Instandhaltungsaufwand der vielen<br />
Geräte.<br />
Prof. Michael Haibel (Hochschule Biberach, Fachgebiet Lüftungs- und<br />
Klimatechnik, Thermodynamik und Baubiologie), bezeichnete dezentrale<br />
Klimalösungen einmal als eine „Privatisierung des Klimas“, das<br />
heißt, ein höheres Maß an individuellen Möglichkeiten, das Klima auf<br />
die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Privatklima also.<br />
(Abb. © antova13/Fotolia.com)<br />
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Technik hoch zwei 2<strong>01</strong>7/1