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naturgucker Nr. 37

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATUR-SPAZIERGANG<br />

Ein azurblauer<br />

Himmel ohne<br />

eine Wolke<br />

strahlt über dem Thüringer<br />

Wald, der abseits<br />

der bekannten Wanderwege<br />

seine unentdeckten<br />

Rückzugsmöglichkeiten hat.<br />

Im Wechselspiel aus Licht<br />

und Schatten zieht es<br />

mich aus meinem «Versteck«<br />

für den heutigen Tag mal<br />

in die wärmende Sonne am<br />

Rand der Wiese, dann wieder in den angenehm<br />

kühlenden Schatten der Buchen,<br />

Eichen, Eschen. Der Sommertag ist ruhig,<br />

ein Tag, der zum Faulenzen einlädt.<br />

WARTEN UND GUCKEN<br />

Und so lasse ich die Dinge einfach auf<br />

mich zukommen, das Fernglas neben<br />

mir auf der Decke. Ich bin offen für all<br />

das, was sich durch mich nicht gestört<br />

fühlt: Der Rotmilan, der seine Kreise<br />

zieht, der Mäusebussard, der sich in<br />

den Himmel schraubt, der Buchfink,<br />

die Goldammer, der Trauerschnäpper,<br />

der Waldbaumläufer, der Neuntöter<br />

– all diese Vögel zeigen sich so viel<br />

besser, als wenn man zielgerichtet<br />

nach ihnen suchen würde. Meine<br />

unauffälligen, aber immer<br />

präsenten Nachbarn für<br />

diesen Nachmittag sind zwei Zauneidechsen.<br />

Nur durch ein Rascheln werde<br />

ich auf sie aufmerksam – und wie es<br />

bei Eidechsen so ist, sieht man zumeist<br />

erst einmal nur Körperpartien, die<br />

farblich der Umgebung entsprechen.<br />

Die feine, braune Musterung auf dem<br />

Rücken der weiblichen Zauneidechse<br />

entspricht den Ästen und Hochstauden<br />

des Vorjahres, das Grün der Männchen<br />

fügt sich perfekt ein in das Kaleidoskop<br />

aus Grüntönen und das Wechselspiel<br />

aus Licht und Schatten, das sich<br />

hier präsentiert. In einigen kurzen Momenten,<br />

dann, wenn ich wirklich absolut<br />

bewegungslos lange Zeit gesessen<br />

haben, werden die Reptilien mutiger.<br />

Sie kriechen ruckartig zu einer besonnten<br />

Stelle des Waldbodens, blinzeln<br />

in die Sonne und schnappen hier<br />

und da nach unvorsichtigen Insekten.<br />

BLAUER SCHIMMER<br />

Eines dieser Insekten entdecke ich Sekundenbruchteile<br />

vor der Eidechse, aber<br />

dann ist es schon zu spät: Die schwarzblau<br />

schimmernde Oberseite, die rundliche<br />

Körperform und die geringe Größe<br />

verraten mir, dass es ein Erlenblattkäfer<br />

war, dessen bessere Entscheidung der<br />

Verbleib auf einem Erlenblatt gewesen<br />

wäre. Sein kurzer Ausflug<br />

auf den Boden hat die kleine<br />

Lichtung am Thüringer Wald zu seinem<br />

letzten Aufenthaltsort gemacht. Die unglaublich<br />

schillernde Oberseite dieses<br />

Käfers hat mein Interesse geweckt an all<br />

dem, was sich an entomologischen Kostbarkeiten<br />

noch hier verbirgt. Meine nur<br />

rudimentäre Artenkenntnis, die mit der<br />

Anzahl der Beinpaare der beobachteten<br />

Tiere zunimmt, führt schließlich dazu,<br />

dass ich mich erst einmal nur von der<br />

Schönheit einfangen lasse, die mir ins<br />

Auge springt.<br />

GOLD UND ROTGOLD<br />

Und so drehe ich an diesem Nachmittag<br />

das Fernglas um und benutze es als Lupe.<br />

Es sind die Farben des Regenbogens,<br />

die der Moschusbock auf seinem Körper<br />

trägt, das Smaragdgrün der Karibik,<br />

in denen der Goldlaufkäfer und der Rosenkäfer<br />

schimmern, das Wechselspiel<br />

aus Gold und Rotgold verbunden mit<br />

intensiven Kupfertönen und dem Himmelblau,<br />

die der Ovaläugige Blattkäfer<br />

zur Schau stellt. Dieser Nachmittag ist<br />

ein Ausflug in die Welt der Farben, die<br />

weitestgehend und nur zum Teil berechtigterweise<br />

den Tropen zugeschrieben<br />

werden. Die Schönheit liegt im scheinbar<br />

Unauffälligen und Verborgenen.<br />

Alle Rechte an Text und Bildern<br />

bei Christopher Schmidt.<br />

07<br />

Moschusbock<br />

(Aromia moschata)

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