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Untitled - Freie Universität Berlin

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29<br />

die Arten und die Grade der ,Unvollkommenheit’, die unter besonderen Bedingungen von positivem<br />

Nutzen sind, erfahren können.<br />

Wenn es beispielsweise für den vollkommenen Wettbewerb fünf wesentliche Bedingungen gibt und in<br />

einem bestimmten Falle die erste fehlt, so folgt daraus nicht, dass wir durch das Vorhandensein einer<br />

der übrigen vier Bedingungen unbedingt besser dran seien. Beim Fehlen der ersten Bedingung ist es a<br />

priori durchaus möglich, dass die zweite und dritte Bedingung tatsächlich Nachteile werden können,<br />

und ein wirklich zufrieden stellendes Resultat kann davon abhängen, dass bei den anderen beiden ein<br />

gewisses Maß von ,Unvollkommenheit' erzielt wird“. 88 Bedenken gegen die Realisierbarkeit eines solchen<br />

Konzepts 89 ergeben sich vor allem aus dem Gesichtspunkt, dass die bislang vorliegenden deskriptiven<br />

Analysen des Wettbewerbsprozesses nur zu höchst vagen, zum Teil widersprüchlichen Aussagen<br />

geführt haben, die den Versuch, von den erwünschten optimalen Marktergebnissen auf die vom Wettbewerbsrecht<br />

zuzulassenden Markt- und Wettbewerbsformen zu schließen, eher als Glücksspiel denn<br />

als ökonomisch gesicherte Methode erscheinen lassen. 90<br />

Der von der Theorie des funktionsfähigen Wettbewerbs behauptete Zusammenhang zwischen Wettbewerbsintensität<br />

und Wirtschaftswachstum lässt nicht erkennen, wie die Wettbewerbsprozesse ausgestaltet<br />

sein müssen, damit die Funktionen erfüllt werden können, und welche Maßstäbe für die Erfüllung<br />

oder Nichterfüllung der Funktionen herangezogen werden sollen 91 . Beide Fragen sind innerhalb<br />

der Wettbewerbstheorie kontrovers. Clark selbst erhofft sich die Erreichung der Wettbewerbsfunktionen<br />

von der staatlichen Sicherung der Wettbewerbsrivalität. Diese soll Produktinnovationen und Fortschritt<br />

gewährleisten. Diese (als Rahmenkonstitution, nicht als Leitbild verstandene) „dynamische“<br />

Theorie umfasst nach Clark, der sich hierfür auf Schumpeters Theorie der Neuerungen 92 beruft 93 , „Initiative<br />

durch eine Firma, Reaktion durch diejenigen, an die sie sich wendet, und Reaktion auf diese Reaktion<br />

durch Konkurrenzfirmen. Hinzu kommen dann noch die Unternehmen, die sich den Initiatoren<br />

anschließen, abgesehen von sonstigen Maßnahmen, die als Vorausgrundlage getroffen werden könnten<br />

(beispielsweise könnte ein Rivale defensiv reagieren, bevor seine Kunden Zeit hatten, zu einem Konkurrenten<br />

abzuwandern). Die Maßnahmen und Reaktionen können produktive Prozesse, Erzeugnisse,<br />

Verkaufsanstrengungen, Preise bzw. verschiedene Kombinationen betreffen. Sie können offensiv, defensiv<br />

oder gegenoffensiv sein. Ein wesentliches Merkmal in der Analyse der dynamischen Theorie ist<br />

der Zeitabstand zwischen den Maßnahmen und Reaktionen. Dieser Zeitfaktor ist deshalb entscheidend,<br />

weil er dem Unternehmen einen Anreiz gibt, aktiv Wettbewerbsmaßnahmen zu ergreifen, und damit<br />

gleichzeitig die Chance bietet, einen zeitlichen Vorsprungsgewinn zu realisieren, bevor seine Maßnahmen<br />

durch die defensiven oder gegenoffensiven Reaktionen der Rivalen neutralisiert werden 94 .<br />

88<br />

Clark, a.a.O., (hier zitiert nach Barnickel, a.a.O. [Fußn. 46]), S. 149 f.<br />

89<br />

Diese werden durch die Vagheiten und Unklarheiten des umfangreichen Alterswerkes von Clark (s. Fußn. 46) nur bestätigt.<br />

90<br />

Vgl. etwa die umfassende Kritik bei Kaysen und Turner, Antitrust Policy, An Economic and Legal Analysis, 1959, S. 52<br />

ff., 55: „Nor do we have a large tested body of empirical Information showing how particular results in progressive-ness<br />

were associated with other aspects of Performance and with market structure, which could in part substitute for a theoretical<br />

framework of analysis". Ebenso Hoppmann, in: Festschrift für Wessels, 1967, S. 162 ff.; Mestmäcker, in: Probleme der<br />

normativen Ökonomik, Schriften des Vereins für Socialpolitik. N. F. Bd. 29, 1963, S. 310 ff.; Brock, The Control of<br />

Restrictive Practices from 1956, London 1966, S. 111 ff.; Knöpfle, Der Rechtsbegriff „Wettbewerb" und die Realität des<br />

Wirtschaftslebens, 1966, S. 137; Borchardt-Fikentscher, Wettbewerb, Wettbewerbsbeschränkung, Marktbeherrschung,<br />

1957, S. 75 f.<br />

91<br />

Clark, AER 45 (1955), S. 450 (451). Wettbewerbsbeschränkung, Marktbeherrschung, 1957, S. 75 f.<br />

92<br />

Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, 2. Aufl. 1950, S. 171 ff.<br />

93<br />

Clark, AER 45 (1955), S. 450 (451).<br />

94<br />

Clark, a.a.O. (hier zitiert nach Poeche, a.a.O. [Fußn. 46]), S. 54 f.

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