Magazin - ÖKK
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Magazin - ÖKK
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Nr. 4 Dezember 2011<br />
<strong>Magazin</strong><br />
TITELTHEMA:<br />
EIGENVERANTWORTUNG<br />
Weitere Themen: Gentests im Internet _ Fehlgeburten _ Schulnoten<br />
MIT DOSSIER ZUM THEMA:<br />
PENSIONSKASSEN<br />
S.19 – 22
Wildlachs vom Spezialisten<br />
Aus nachhaltiger Fischerei.<br />
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Inhaltsverzeichnis Editorial 03<br />
06<br />
16<br />
38<br />
06 TITELTHEMA<br />
Eigenverantwortung:<br />
Wie sie entsteht,<br />
warum sie wichtig ist<br />
14 SCHREIBWETTBEWERB<br />
Neu zum Thema<br />
«Der perfekte Papi»<br />
16 <strong>ÖKK</strong> CLUB<br />
«Winterhassitis»?<br />
Nicht im <strong>ÖKK</strong> Club<br />
23 GESUNDHEIT<br />
Gentests im Internet<br />
30 REPORTAGE<br />
Tabuthema<br />
Fehlgeburt<br />
38 KUNDENPORTRÄT<br />
Pakka AG:<br />
fein und fair<br />
IMPRESSUM <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> / <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong>e _ vierteljährliche<br />
Publikation für die <strong>ÖKK</strong> Kunden _ 23. Jahrgang _ 4 / 2011<br />
AUFLAGE 86’000 HERAUSGEBER <strong>ÖKK</strong> _ Bahnhofstrasse 9 _<br />
7302 Landquart _ Telefon 058 456 10 10 _ magazin@oekk.ch<br />
CHEFREDAKTORIN Manja Liesch (a.i.) REDAKTION<br />
Brand Affairs AG _ Christoph Kohler _ Bernhard Widmer<br />
REDAKTIONELLE MITARBEIT Fadrina Arpagaus _ Kathrin<br />
Buholzer _ Evelin Hartmann _ Michael Krobath _ Marietta Widmer<br />
FOTO Gian Marco Castelberg _ Flurina Rothenberger ART<br />
DIRECTION Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker<br />
KORREKTORAT Lektorama Cadonau und Cavegn DRUCK gdz AG<br />
Eigenverantwortung<br />
– aus Solidarität!<br />
Unser Gesundheitssystem beruht einerseits darauf,<br />
dass die einen via Prämien und Steuern sehr<br />
viel mehr in das System einbezahlen, als sie je an<br />
Leistungen beziehen, während die anderen sehr viel<br />
mehr Leistungen beziehen, als sie je in das System<br />
einbezahlen. Das ist das Versicherungsprinzip des<br />
geteilten Risikos, denn Krankheit und Unfall könnenjedenvonunstreffen.Andererseitsberuhtesaber<br />
auch auf dem Solidaritätsgedanken: Die Gesunden<br />
sind mit den Kranken und die Wohlhabenden mit<br />
den weniger Vermögenden über die Prämienverbilligung<br />
solidarisch. Dieses System funktioniert aber<br />
nur so lange, als sich alle seine Teilnehmer eigenverantwortlich<br />
verhalten. Und das bedeutet, dass<br />
sie das System nicht überstrapazieren. Das betrifft<br />
die Spitäler, die ihre Patienten nicht länger behalten<br />
als nötig. Es betrifft die Ärzte, die ihren Patienten<br />
nicht zu überflüssigen Therapien raten. Es betrifft<br />
die Pharmaindustrie, die ihre Medikamente nicht<br />
überteuert. Und es betrifft uns Krankenversicherungen,<br />
die ihre Verwaltungskosten nicht aufblähen.<br />
Der Eigenverantwortung bedarf es aber auch<br />
auf Seiten der Versicherten, also auf Ihrer Seite. Sie<br />
nehmen sie wahr, indem Sie das medizinische Angebot<br />
nicht über Bedarf in Anspruch nehmen, Ihre<br />
Arztrechnungen kontrollieren und ein Managed-<br />
Care-Angebot zumindest prüfen. Weil Eigenverantwortung<br />
ein so wichtiges Thema ist, widmen<br />
wir ihr die Titelgeschichte dieser Ausgabe. Eine<br />
spannende Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihr Stefan Schena
Frisch <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
FRISCH BEWEGT: SWISS SNOW WALK & RUN _ _ Ein sportliches Erlebnis in zwei<br />
bezaubernden Winterlandschaften: Dies bietet der Swiss Snow Walk & Run<br />
am 7. Januar 2012 in Arosa und am 3. März 2012<br />
in Engelberg. Eingeladen sind Walkerinnen und<br />
Walker, Läuferinnen und Läufer sowie Schneeschuhfans.<br />
Die professionell präparierten Strecken<br />
reichen von 6 Kilometern Länge bis zum<br />
21 Kilometer langen Halbmarathon. Mit anderen<br />
Worten: Einsteiger sind genauso willkommen wie<br />
Schneesportskanonen. Und damit auch Angehörige<br />
und Freunde mitfeiern können, gibt es eine Snow-<br />
Afternoon-Party.<br />
> <strong>ÖKK</strong> Kunden (plus max. zwei Begleitpersonen) profitieren bei Anmeldung bis<br />
14. Dezember 2011 für Arosa (info@snowwalkrun.ch) und 6. Februar 2012 für<br />
Engelberg (sekretariat@snowwalkrun.ch) unter Angabe der Mitgliedsnummer von<br />
10 Prozent Reduktion aufs Startgeld. Weitere Infos unter www.snowwalkrun.ch<br />
FRISCH IM NETZ: FAMILIANISTAS.CH _ _ «Fashionistas» nennt man in der<br />
Modewelt Menschen (meist Frauen), die eine übertriebene Vorliebe<br />
für Kleider, Schuhe und Accessoires haben. Jetzt gibt es neuerdings<br />
auch «Familianistas», Menschen (leider ebenfalls meist Frauen), die eine<br />
übersteigerte Vorliebe fürs Familienleben haben. In einem Land wie<br />
der Schweiz mit einer Geburtenrate von 1,5 Kindern pro Frau ist<br />
das eine gute Nachricht. Warum eine Familie nicht in erster Linie Verzicht,<br />
sondern Vielfalt, Lust und Freude bedeutet, zeigt das neue<br />
Familienportal familianistas.ch. Hier schreiben Eltern für Eltern über<br />
das, was das Familienleben so schön macht: vom Ausflug ins holzgemütliche<br />
jurassische Familienhotel bis zur Nähanleitung für Lederleggins<br />
oder zum Kauftipp Klappmesser. Klappmesser? Ja, richtig,<br />
familianistas.ch richtet sich nicht nur an Mütter, sondern auch an Väter.<br />
> www.familianistas.ch
FRISCH GESCHMOLZEN: KÄSEFONDUESET _ _ Es wird kalt.<br />
Zeit, es sich wieder daheim gemütlich zu machen. Am<br />
besten mit Freunden und der ganzen Familie. Und mit<br />
dem Käsefondueset «Alphornbläser» von Kuhn Rikon,<br />
denn damit wird das Fondue nicht nur zum Gaumen-,<br />
sondern auch zumAugenschmaus. Das liegt vor allem an dem rot<br />
glasierten Caquelon mit Echtgold-Dekor, einer edlen Hülle für eine<br />
einfach-gute Speise! Das Set besteht aus Rechaud, sechs Gabeln und<br />
Brenner gefüllt mit Brennpaste. Einfach anzünden und der Fonduespass<br />
kann losgehen. En Guete!<br />
> <strong>ÖKK</strong> Kunden erhalten 20 Prozent Rabatt aufs gesamte Kuhn-Rikon-Fonduesortiment. Der Coupon-<br />
Code lautet: OK20-QNJ2FL-9ISKR8. Viel Spass beim Einkaufen unter www.kuhnrikon.ch<br />
FRISCH ERKLÄRT: DIE WELT _ _ Bin ich wirklich ich? Darf man Tiere<br />
essen? Kinderfragen bringen oft auch Erwachsene ins Grübeln. Der<br />
Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht («Wer bin ich –<br />
und wenn ja wie viele?») hat nachgeforscht und einen Sommer lang<br />
mit seinem Sohn Oskar Spaziergänge durch Berlin unternommen: auf<br />
den Fernsehturm, in die Synagoge, ins Naturkundemuseum. Dabei<br />
hat er vor allem den Fragen seines Kindes gelauscht. Das Ergebnis ist<br />
nun in «Warum gibt es alles und nicht nichts?» nachzulesen. Prechts<br />
Antworten auf die Fragen der Kinder sind erhellend – für Kinder und<br />
Erwachsene ebenso.<br />
> Wir verlosen «Warum gibt es alles und nicht nichts?» von Richard David Precht<br />
(Goldmann Verlag 2011, 26.90 Franken) drei Mal in unserem Schreibwettbewerb<br />
auf Seite 14.<br />
05
Post holen – im Städtischen Kindergarten in Luzern wird schon früh eigenverantwortliches Handeln geübt.
Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 07<br />
Eigenverantwortung<br />
Wie sie entsteht, warum sie wichtig ist<br />
Jahr für Jahr steigen die Gesundheitskosten. Ein<br />
Vorschlag für Einsparungen zielt direkt auf unser Verhalten<br />
als Krankenversicherte: mehr Eigenverantwortung.<br />
TEXT: Evelin Hartmann _ _ FOTO: Flurina Rothenberger
Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Dicke Tränen kullern über Lisas* Gesicht. Immer wieder<br />
streicht sie sich über die Stelle im Haar, wo frühmorgens<br />
noch die glitzernde Haarspange gesteckt hatte.<br />
«Was habe ich euch über die Sachen gesagt, die ihr<br />
von Zuhause mitbringt?», fragt die Kindergärtnerin in<br />
die Runde. Zehn Hände schnellen in die Höhe. «Wir<br />
müssen selber darauf aufpassen», sagt Lisas Kindergartenkollegin.<br />
Die Kindergärtnerin nickt: «Genau!» Tagtäglich<br />
erinnert sie die Mädchen und Buben des Städtischen<br />
Kindergartens Luzern daran, Verantwortung für<br />
die eigenen Sachen zu übernehmen. Das ist Teil ihres<br />
Erziehungsauftrags.<br />
Schon früh hören Kinder von den Erwachsenen, dass<br />
sie für ihre Taten oder Untaten selbst einstehen müssen.<br />
Je älter sie werden, desto mehr. Spätestens aber mit<br />
der Mündigkeit, in der Schweiz mit 18 Jahren. Noch<br />
werden die Eltern der fünfjährigen Lisa den Verlust<br />
der Haarspange verzeihen und ihr eine neue kaufen. In<br />
15 Jahren aber würden sie sagen: Selber schuld! Eigenverantwortung<br />
bedeutet, dass man die Konsequenzen<br />
seines Handelns – oder Unterlassens – selber trägt. Im<br />
Erwachsenenalter heisst Eigenverantwortung vor allem,<br />
dass man für sich selber sorgt und nicht von anderen<br />
finanziell abhängig ist.<br />
Dennoch gibt es Grenzen der Eigenverantwortung.<br />
Auch für Erwachsene. Denn wir alle sind auch dem<br />
Schicksal ausgesetzt, d.h. Ereignissen, die uns heimsuchen,<br />
ohne dass wir etwas dafür können.<br />
KRANKHEIT UND DIE GRENZEN<br />
DER EIGENVERANTWORTUNG<br />
Fast täglich ist Bettina Tanay (43) früher mit dem Velo<br />
von ihrem Wohnort im luzernischen Oberkirch zum<br />
Einkaufen oder Arbeiten nach Sursee gefahren. «Das<br />
hielt mich fit», erinnert sich die Mutter von drei Kindern.<br />
Sie war aktiv, lebte gesund – und doch musste sie<br />
ihr Velo schon in jungen Jahren gegen einen Rollstuhl<br />
eintauschen. 1994 hatte sie während der Schwangerschaft<br />
zum ersten Mal dieses eigentümliche Taubheitsgefühl<br />
in der linken Hand und im rechten Bein gespürt.<br />
Das Kind liege ungünstig, hatte sie ihr Arzt beruhigt.<br />
Doch die Schübe traten auch nach der Schwangerschaft<br />
immer wieder auf. 1997 dann die Diagnose: multiple<br />
Sklerose, eine unheilbare Erkrankung des zentralen<br />
Nervensystems. Drei Jahre später ging es Bettina Tanay<br />
trotz intensiver Behandlung so schlecht, dass sie<br />
zu Hause von einem Pflegedienst unterstützt werden<br />
musste. Jeden Tag. Selbst zum Aufstehen war sie allein<br />
zu schwach.<br />
Warum gerade sie von diesem Schicksalsschlag getroffen<br />
wurde, fragt sich Bettina Tanay bis heute. Eines<br />
aber ist sicher: Nichts, was sie gemacht oder unterlassen<br />
hat, steht in einem Zusammenhang mit ihrer Krankheit.<br />
Sie kann für sie in keiner Weise verantwortlich gemacht<br />
werden. Genau dieser Erkenntnis, dass jeder und jede<br />
schuldlos schwer erkranken und hilfsbedürftig werden<br />
kann, entspringt der Versicherungsgedanke: Viele mehr<br />
oder weniger gesunde Menschen zahlen Geld in einen<br />
gemeinsamen Topf, damit wenige mehr oder weniger<br />
kranke Menschen durch das Geld in diesem Topf geheilt<br />
oder zumindest unterstützt werden können. Denn natürlich<br />
hätte Bettina Tanay für die vielen Behandlungen<br />
und Medikamente niemals selbst aufkommen können.<br />
Die Therapiekosten für schwere chronische Erkrankungen<br />
können über die Jahre und Jahrzehnte ins Unermessliche<br />
anwachsen. Dank der guten medizinischen Betreuung<br />
gehe es ihr heute aber viel besser, sagt Bettina Tanay,<br />
und dafür sei sie unendlich dankbar. An guten Tagen<br />
schafft sie es heute, allein die Wohnung zu putzen und<br />
sogar für ihre Familie zu kochen. Nur für eine berufliche
Der «Ämtli-Plan» zeigt den Kindern, was sie selbständig zu erledigen haben.<br />
Tätigkeit reicht ihre Kraft nicht. Das schmerzt sie am<br />
meisten: abhängig zu sein nicht nur von Medikamenten,<br />
sondern auch von der IV-Rente und der Versicherung –<br />
und damit von anderen. Ohne selbst für ihre Krankheit<br />
verantwortlich zu sein, hat Bettina Tanay verloren, was<br />
von jedem mündigen Menschen erwartet wird: dass er<br />
in Eigenverantwortung für sich selber sorgt.<br />
OHNE SELBSTBEWUSSTSEIN,<br />
KEINE EIGENVERANTWORTUNG<br />
Woher kommt Eigenverantwortung?<br />
Psychologen sagen, die Eigenverantwortung<br />
beruhe auf unserem Wunsch nach<br />
Selbstbestimmung und Unabhängigkeit,<br />
und dieser Wunsch stecke tief in uns<br />
drin. Das könne man schon bei kleinen<br />
Kindern beobachten. Die Leiterin des<br />
Kindergartens in Luzern, Sabine Zimmermann,<br />
kennt diese Phasen, in denen<br />
die Kinder plötzlich unbedingt alles selber<br />
machen wollen. Plötzlich wollen die<br />
Kleinen die Mütze selber auf den Kopf<br />
ziehen, die Schuhbändel binden oder das<br />
Licht an- und ausschalten. So anstrengend<br />
die Autonomiebestrebungen für die<br />
Kindergärtnerin oder die Eltern manchmal<br />
sind, so wichtig sind sie für die kindliche<br />
Entwicklung, erklärt der Entwicklungspsychologe<br />
August Flammer: «Das<br />
Kind lernt in diesen Handlungen, dass es<br />
selber etwas bewirken kann. Es hat Erfolg,<br />
entwickelt Stolz und damit Selbstvertrauen.»<br />
Und Selbstvertrauen, sagt<br />
Flammer, sei die Grundvoraussetzung<br />
für Initiative und eigenverantwortliches<br />
Handeln.<br />
Das Erlernen von eigenverantwortlichem Handeln ist<br />
das eine, das andere ist die Bereitschaft der Eltern, diesen<br />
kindlichen Wunsch nach Selbstbestimmung und<br />
Unabhängigkeit zu erhalten. Dabei spiele es eine grosse<br />
Rolle, wie die Umwelt auf die Erfolge und Misserfolge<br />
des Kindes reagiere, erklärt Flammer. Es mache einen<br />
><br />
09
Eigenverantwortung schützt nicht zwingend vor schweren Krankheiten. Bettina Tanay hat multiple Sklerose.
Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 11<br />
Unterschied, ob man sage: «Das kannst du nicht!», oder<br />
aber: «Diese Aufgabe ist für dich noch zu schwierig!»<br />
Flammer weist auf Studien hin, die zeigen, dass eine<br />
Reaktion, die den Optimismus stützt, die Entwicklung<br />
des Kindes zur Selbständigkeit positiv beeinflusst.<br />
Denn wer sich später selber nichts zutraut, wird passiv<br />
und verlässt sich, wo immer er kann, auf die Hilfe anderer.<br />
VIER MAL KRANK IN 93 JAHREN<br />
Die Hilfe anderer? Häufig hört man heute, früher seien<br />
die Menschen seltener zum Arzt gegangen und hätten<br />
mehr Eigenverantwortung übernommen. So wie Barbara<br />
Liesch aus Malans GR, die mit ihren 93 Jahren bis heute<br />
ein möglichst eigenständiges Leben führt. Nur vier Mal<br />
musste sie in ihrem Leben bisher ins Krankenhaus. Das<br />
erste Mal 1943, das letzte Mal 2008 wegen eines Oberschenkelhalsbruchs.<br />
Ihre sechs Kinder hat sie zu Hause<br />
mit Unterstützung einer Hebamme zur Welt gebracht.<br />
Wie lange sie sich nach der Niederkunft jeweils geschont<br />
habe? Barbara Liesch lacht auf. Sofort aufgestanden sei<br />
sie. Die Arbeit im familieneigenen Milchladen und in<br />
der Ferienpension habe nicht lange warten können. Und<br />
noch heute sorgt die alte Dame für sich selbst, wäscht,<br />
putzt, kocht jeden Tag ihr Essen. Zu Hause. Ein Hausnotfallknopf<br />
neben ihrem Bett gibt ihr ein sicheres Gefühl<br />
– für den Fall der Fälle. Zugegeben, seit einigen Jahren<br />
müsse sie wegen ihres Altersdiabetes öfter zum Arzt,<br />
sagt Liesch. Aber früher? Eine Erkältung im Winter hat<br />
sie mit Tee, Schonung und einem Dampfbad wegkuriert.<br />
So war das in ihrer Generation.<br />
Gewiss: Würde jeder Versicherte leben wie Barbara<br />
Liesch, wäre das ein gewaltiger Schritt zur Reduzierung<br />
der Gesundheitskosten. Genau deshalb appellieren so<br />
viele Politiker, Krankenversicherungsvertreter und<br />
Branchenkenner immer wieder an unsere Eigenverantwortung:<br />
Wir sollen mehr Sport treiben, mit dem Velo<br />
zur Arbeit fahren, mehrmals am Tag Gemüse essen,<br />
genügend schlafen, wenig Alkohol trinken, gar nicht<br />
rauchen. Kurz: Wir sollen durch mehr Eigenverantwortung<br />
weniger krank werden. Und nicht nur das: Wenn<br />
wir trotzdem krank werden, sollen wir die Leistungen<br />
unseres hervorragenden Gesundheitssystems nur in<br />
dem Mass in Anspruch nehmen, wie es medizinisch<br />
angezeigt ist.<br />
DAS SOLIDARITÄTSPRINZIP NICHT ÜBERSTRAPAZIEREN<br />
Nur denken da viele Versicherte anders. Sie finden, dass<br />
ihnen Gesundheitsleistungen à discrétion zustehen, weil<br />
sie ja Monat für Monat hohe Prämien bezahlen. Eine<br />
trockene Nasenschleimhaut? Warum nicht einen Spezialisten<br />
aufsuchen? Die Krankenversicherung bezahlt’s<br />
ja. Ungeachtet der Frage, wie sinnvoll in diesem konkreten<br />
Fall der Besuch beim Spezialisten wäre, kritisiert<br />
Peter C. Meyer einen Trend zur Überbehandlung. Er<br />
ist Direktor des Departements Gesundheit an der Zürcher<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Zu<br />
viele Menschen betrachten in seinen Augen den in der<br />
Schweiz reich bestückten Gesundheitsmarkt als Selbstbedienungsladen.<br />
«Viele Patienten gehen zum Beispiel<br />
mit derselben Krankheit von Arzt zu Arzt und praktizieren<br />
das so genannte Doctor Shopping, das hohe<br />
Kosten verursacht», weiss Meyer.<br />
Vom Gesundheitssystem beliebig Leistungen einzufordern,<br />
weil man ja Prämien bezahlt hat – dieser<br />
Haltung liegt ein fundamentales Missverständnis des<br />
Krankenversicherungsgedankens zugrunde. Prämien<br />
>
Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 12<br />
Kaputte Kleider flickt Barbara Liesch gleich selber.<br />
sind nämlich nicht Vorauszahlungen für Leistungen,<br />
die wir später beziehen dürfen – wie etwa die Einzahlungen<br />
in die AHV oder Pensionskasse. Versichert wird<br />
vielmehr das Risiko, zu erkranken, vielleicht sogar so<br />
schwer zu erkranken wie Bettina Tanay. Damit wir in<br />
einem solchen Fall mehr erhalten, als wir einbezahlt haben,<br />
ist es notwendig, dass andere Menschen wie Bar-<br />
bara Liesch in ihrem Leben mehr einbezahlt<br />
haben, als sie je an Leistungen<br />
beziehen werden. Die Gesunden zahlen<br />
für die Kranken, darin besteht die Solidarität.<br />
Aber diese Solidarität funktioniert<br />
nur so lange, als die Gesunden wie<br />
die Kranken so eigenverantwortlich wie<br />
möglich zu leben versuchen.<br />
Der Weg zu mehr Eigenverantwortung<br />
beginnt mit der Erziehung. Auch<br />
im besagten Kindergarten in Luzern. An<br />
einer Wand hängt ein grosser «Ämtli-<br />
Plan» mit allerlei Aufgaben. Jeden Tag<br />
gibt es was zu tun, jeden Tag müssen die<br />
Kinder Verantwortung übernehmen, mal<br />
als Briefkasten-, mal als Telefon-, Blumen-<br />
oder Wetteruhr-Chef. Die kleine<br />
Lisa hat gerade die Post aus dem Briefkasten<br />
geholt. Ihre Haarspange hat sie<br />
noch nicht wieder gefunden. Morgen<br />
wird sie den Haarreifen auf der Kommode<br />
im Eingangsbereich ablegen und dort<br />
am Abend wiederfinden. Schliesslich ist<br />
es ihr Lieblingshaarreifen. Und der ist<br />
ihr kostbar – wie den grossen Erwachsenen<br />
das Gesundheitssystem kostbar sein<br />
sollte.<br />
* Name der Redaktion bekannt.
Erkältungen hat Barbara Liesch mit Tee und Dampfbädern wegkuriert. Eigenverantwortung senkt die Gesundheitskosten.
Kundenseite <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 14<br />
<strong>ÖKK</strong> Schreibwettbewerb – der Siegertext<br />
Schuld sind<br />
immer die Anderen<br />
Zwei Frauen treffen sich auf einer Parkbank. «Oh, mein<br />
Kopf!», klagt Frau Muster und fasst sich mit der Hand<br />
an die Stirn. «Dieses Wetter bereitet mir Kopfschmerzen!<br />
Und mein Arzt hat mir Tabletten verschrieben, die<br />
nicht wirken, und die nicht einmal von der Krankenversicherung<br />
bezahlt werden, dabei sind sie so teuer!»<br />
Sie seufzt.<br />
Nach einer kurzen Pause fährt Frau Muster fort: «Die<br />
Tabletten sind so teuer, dass ich jetzt den Nachhilfeunterricht<br />
für meinen Sohn nicht mehr bezahlen kann.»<br />
– «Nachhilfeunterricht?», hakt die Andere, Frau Meier,<br />
nach. «Der Lehrer meines Sohnes ist unfähig», ereifert<br />
sich Frau Muster, «und das Klassenklima ist so schlecht,<br />
dass sich mein Sohn kaum konzentrieren kann. Darum<br />
braucht er Nachhilfeunterricht. Aber durch die Sparpolitik<br />
der Krankenversicherungen können wir uns die<br />
Nachhilfe nicht mehr leisten.»<br />
Frau Muster fährt sich abermals mit der Hand durch<br />
ihre blondierten, dauergewellten Haare. «Oh, mein<br />
Kopf! Alles hängt an mir. Mein Mann kann unseren<br />
Sohn nicht mehr unterstützen, seit er ein Burnout erlitten<br />
hat. Sein Chef kümmert sich nicht um die Gesundheit<br />
seiner Mitarbeiter und lässt meinen Mann ständig<br />
Überstunden machen.»<br />
Nun steht Frau Meier auf und erwidert: «Mir scheint,<br />
Sie sollten das Wetter, Ihren Arzt, Ihre Kopfschmerztabletten,<br />
Ihre Krankenversicherung, den Lehrer ihres<br />
Sohns sowie den Arbeitgeber Ihres Mannes wechseln,<br />
dann hätten Sie keine Probleme mehr.» Langes Schweigen.<br />
Dann nickt Frau Meier Frau Muster freundlich zu,<br />
zieht mit wenigen gekonnten Handgriffen die Schrauben<br />
ihrer Beinprothese fest und spaziert vergnügt pfeifend<br />
von dannen.<br />
Corina Lendfers (32), Trin Mulin<br />
Wir gratulieren Corina Lendfers zum Gewinn einer Übernachtung<br />
für zwei Personen im Hotel Schweizerhof, Lenzerheide.<br />
Gleichzeitig bedanken wir uns bei allen Teilnehmenden<br />
für die tollen Geschichten, die sie uns geschickt haben.<br />
Übernachtung<br />
in Arosa<br />
zu gewinnen!<br />
Neuer Schreibwettbewerb:<br />
«Der perfekte Papi»<br />
Väter haben’s nicht leicht: Geld verdienen, mit den<br />
Kindern spielen, gefühlvolle Ehepartner sein ...<br />
Und was noch? Ob Sie Papa, Mama oder Kind<br />
sind – schreiben Sie uns, wie Sie sich den «perfekten<br />
Papi» vorstellen! Mitmachen lohnt sich! Ihre<br />
Geschichte (max. 1’500 Zeichen) schicken Sie<br />
unter Angabe Ihres Alters und Wohnorts bis 16. Januar<br />
2012 mit dem Betreff «Schreibwettbewerb»<br />
an manja.liesch@oekk.ch. Der Siegertext wird im<br />
kommenden <strong>Magazin</strong> abgedruckt werden.<br />
1. Preis:<br />
Eine Übernachtung während der Sommersaison<br />
2012 für zwei Personen im Sporthotel Valsana,<br />
Arosa, inkl. Halbpension sowie Benützung des<br />
Wellnessbereichs und einer kleinen Massage im<br />
Gesamtwert von 536 Franken.<br />
2. – 4. Preis:<br />
Je ein Buch «Warum gibt es alles und nicht<br />
nichts?» vom Papi Richard David Precht im Wert<br />
von 26.90 Franken (siehe Seite 4).
Ökk Club<br />
Winterhassitis<br />
Gutscheine mit<br />
Vergünstigungen<br />
Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.<br />
Tolle Winterausflüge zum Schnäppchenpreis<br />
Ausgabe Dezember 2011<br />
Geriet Ihr <strong>ÖKK</strong> Club Booklet in<br />
fremde Hände?<br />
Bestellen Sie es einfach online<br />
nach unter www.oekk.ch/club.
Club <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
«Winterhassitis»? Nicht im <strong>ÖKK</strong> Club<br />
Wenn es draussen knackig kalt wird, schneit und windet, wünschen sich manche nichts<br />
sehnlicher als den Sommer zurück. Sie leiden unter einer «Winterhassitis», oft begleitet von<br />
Schnupfen und Müdigkeit. Eine hartnäckige Verstimmung, gegen die <strong>ÖKK</strong> ein Gegenmittel<br />
hat: ein Dutzend Winterfreuden im <strong>ÖKK</strong> Club. Zum Beispiel könnten Sie sich in der Tamina<br />
Therme in Bad Ragaz entspannen oder beim EarlyBird-Skifahren auf der Lenzerheide frühmorgens<br />
der Erste auf der Piste sein. Das Booklet mit den Vergünstigungen für <strong>ÖKK</strong> Kunden<br />
finden Sie auf Seite 15. Viel Vergnügen!<br />
Erlebnis<br />
Aktivität<br />
Region<br />
Joker<br />
Meiringen-Hasliberg<br />
60 km präparierte<br />
Pisten<br />
Familienskigebiet<br />
mit Skihäsliland und<br />
Kids Park<br />
BE – Haslital<br />
Frühstücksbuffet im<br />
Panoramarestaurant<br />
«Alpen tower»<br />
www.meiringen-hasliberg.ch<br />
Wellnessoase<br />
Tamina Therme<br />
Entspannung im Thermalwasser<br />
& in der Sauna<br />
Baden, saunieren,<br />
Aqua-Kurse<br />
SG – Bad Ragaz<br />
Magische Lichterwelt<br />
www.taminatherme.ch<br />
Grüsch-Danusa<br />
Die persönlichste<br />
Freizeitbühne in<br />
Graubünden<br />
Kinderskiland mit<br />
vielen Attraktionen<br />
GR – Prättigau<br />
30% Rabatt auf Mietmaterial<br />
im März 2012<br />
www.gruesch-danusa.ch<br />
Lenzerheide<br />
EarlyBird-Skifahren ab<br />
6.30 Uhr (nur sonntags)<br />
Schneesport auf zwei<br />
sonnigen Talseiten<br />
GR – Lenzerheide<br />
Halber Preis in den<br />
Bergrestaurants mit<br />
Halbtax / GA<br />
www.lenzerheide.com<br />
Hotelcard<br />
Hotelzimmer zum<br />
½ Preis buchen<br />
Aktivferien in der<br />
ganzen Schweiz<br />
Ganze Schweiz<br />
Ferien zum halben Preis<br />
www.hotelcard.com
Schamser Heilbad<br />
Wellness, Spass<br />
und Erholung<br />
Schwimmen im<br />
Mineralbad – drinnen<br />
und draussen<br />
GR – Region Viamala<br />
Jeden Monat wird eine<br />
Saisonkarte verlost<br />
www.mineralbadandeer.ch<br />
Sportbahnen Bergün<br />
Skisport im<br />
Winterparadies<br />
Ski fahren, snow-<br />
boarden, Langlauf<br />
GR – Bergün<br />
Bei einem zahlenden<br />
Erwachsenen fährt ein<br />
Kind bis 12 Jahre gratis<br />
www.berguen-filisur.ch<br />
Thermalbad Zurzach<br />
Disentis<br />
Thermal- und<br />
Saunalandschaft<br />
60 km präparierte Pisten<br />
Ski fahren, snowboarden,<br />
freeriden, wandern<br />
GR – Surselva, Disentis<br />
Rabatt für Familien<br />
und Gruppen<br />
www.disentis3000.ch<br />
Trainieren, schwimmen,<br />
saunieren<br />
AG – Zurzibiet<br />
Romantik-Spa für zwei<br />
www.medical-wellness-center.ch<br />
Bogn Engiadina /<br />
Engadin Bad Scuol<br />
3’000 m 2 Bäder-<br />
und Saunalandschaft<br />
Baden in reinem<br />
Mineralquellwasser<br />
GR – Engadin Scuol<br />
Römisch-Irisches Bad<br />
gegen Aufpreis<br />
(nur für Erwachsene)<br />
www.engadinbadscuol.ch<br />
Alperose<br />
Airport Fitness<br />
Einzigartig designte<br />
Wellnesslandschaft mit<br />
Fitness Center<br />
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17<br />
„Schon die Vorfreude macht giggerig“<br />
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Gesundheits-Kreuzworträtsel <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 18<br />
HORIZONTAL<br />
3 Medizinisches Instrument zur Injektion von flüssigen Medikamenten<br />
5 Das zentrale Organ des Stoffwechsels<br />
7 Angst vor geschlossenen oder engen Räumen<br />
8 Altersmedizin oder Altersheilkunde<br />
12 Material zum Abdecken, Fixieren oder Abschnüren bei Verletzungen<br />
VERTIKAL<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
1 Auf Operationen spezialisierter Arzt<br />
2 Fester Jahresbeitrag zur Kostenbeteiligung in der<br />
Grundversicherung<br />
4 Zahl der Herzschläge pro Minute<br />
6 Aus Indien stammendes Körpertraining, mit dem eine Balance<br />
zwischen körperlichem und seelischem Wohlbefinden erreicht<br />
werden soll, indem man in bestimmten Körperstellungen verharrt,<br />
während man sich konzentriert und gleichmässig atmet<br />
9 Symptom, bei dem der Betroffene ständig Geräusche wahrnimmt,<br />
die keine äussere, für andere Personen wahrnehmbare<br />
Quelle besitzen<br />
Wir gratulieren den Gewinnerinnen<br />
und Gewinnern des letzten<br />
Gesundheits-Kreuzworträtsels.<br />
10<br />
14 Medizinischer Fachausdruck für Zuckerkrankheit<br />
16 Masseinheit für die Fehlsichtigkeit des Auges<br />
18 Station im Spital, auf der Patienten mit schweren bis lebensbedrohlichen<br />
Krankheiten oder Verletzungen behandelt werden<br />
20 Sammelbegriff für vorbeugende Massnahmen<br />
10 Krankentransport- oder Rettungswagen<br />
11 Arzneimittel, die wirkstoffgleiche Kopien von Markenmedikamenten<br />
sind<br />
13 Anderes Wort für Pflanzenkunde<br />
15 Chirurgisches Instrument zum scharfen Durchtrennen<br />
von Geweben<br />
17 Akute Infektion des Atemtraktes, die durch die<br />
Influenzaviren ausgelöst wird<br />
19 Chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die<br />
zu Anfällen von Kurzatmigkeit, Husten und Atemnot führt<br />
Senden Sie das Lösungswort per Mail an magazin@oekk.ch oder per Post an <strong>ÖKK</strong><br />
<strong>Magazin</strong>, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Stichwort «Kreuzworträtsel». Unter<br />
den richtigen Einsendungen verlosen wir einmal ein Käsefondueset von Kuhn Rikon<br />
(S. 5) und dreimal zwei Kinogutscheine. Einsendeschluss ist der 16. Januar 2012.
DOSSIER<br />
FÜR UNTERNEHMEN<br />
Aktuell<br />
<strong>ÖKK</strong> LAND-<br />
WIRTSCHAFTS-<br />
VERSICHERUNG<br />
Die <strong>ÖKK</strong> LANDWIRTSCHAFTSVERSICHE-<br />
RUNG, die bisher nur für die Mitglieder des<br />
Bündner Bauernverbandes genutzt werden<br />
konnte, kann neu von allen Bauern in der<br />
Schweiz abgeschlossen werden. Die Landwirtschaftsversicherung<br />
kombiniert die <strong>ÖKK</strong><br />
ERWERBSAUSFALLVERSICHERUNG und<br />
die <strong>ÖKK</strong> UNFALLVERSICHERUNG für die<br />
Mitarbeitenden. Das Aushilfspersonal kann<br />
auf Wunsch gegen Unfall mitversichert<br />
werden. Versichern können sich Landwirtschaftsbetriebe,<br />
Alpgenossenschaften,<br />
Gemüse- und Obstbaubetriebe und landwirtschaftliche<br />
Tierzuchtbetriebe.<br />
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Editorial 19<br />
Arbeitnehmer sind<br />
auch Anleger<br />
Die Aktien- und Kapitalmärkte spielen verrückt. Auf und ab geht’s<br />
wie auf einer Achterbahn. Ein Nervenspiel für Privatanleger. Nur für<br />
Privatanleger?<br />
In letzter Zeit ist vermehrt über die Pensionskassen geschrieben<br />
worden. Von einer «Unterdeckung» ist die Rede, an der Börsen- und<br />
Währungsverluste schuld sein sollen. Und plötzlich merken wir Arbeitnehmer:<br />
Indem wir in die 2. Säule einzahlen, sind auch wir indirekt<br />
Anleger! Schliesslich müssen die Pensionskassen die Zinsen, zu denen<br />
sie gesetzlich verpflichtet sind und die sie uns versprechen, verdienen:<br />
auf den Aktien- und Kapitalmärkten. Was bedeutet nun eine «Unterdeckung»,<br />
und wie fest müssen wir um unsere Renten bangen? Lesen sie<br />
dazu unser Interview auf den folgenden Seiten.<br />
Auch <strong>ÖKK</strong> bietet Unternehmenskunden mit der Loyalis BVG-<br />
Sammelstiftung eine Pensionskassenlösung an. Die Kasse ist schlank<br />
und kosteneffizient und wies letztes Jahr einen guten Deckungsgrad<br />
von 104 Prozent aus. Doch auch an der Loyalis gehen die Turbulenzen<br />
auf den Finanzmärkten nicht spurlos vorbei. Das ist nicht erfreulich,<br />
aber auch nicht tragisch. Wichtiger ist: Als junge Sammelstiftung mit<br />
Jahr für Jahr mehr Versicherten verfügt die Loyalis über einen stabilen<br />
positiven Geldfluss. Mit nur 5 Prozent Rentenbezügern weist die Kasse<br />
zudem eine optimale Struktur auf: Dank positivem Geldfluss und<br />
einer tiefen Sollrendite kann die Loyalis<br />
in wirtschaftlich guten Zeiten die Reserven<br />
wieder ausbauen – ganz im Sinn<br />
einer nachhaltigen und langfristigen<br />
Anlagestrategie. Denn die guten Zeiten<br />
werden wiederkommen.<br />
Reto Giovanoli<br />
Leiter Unternehmenskunden
Fallstudie <strong>ÖKK</strong> Dossier<br />
«Die Pensionskassen werden<br />
zu Unrecht geprügelt»<br />
Die Bevölkerung wird immer älter, während Renditen auf dem Kapitalmarkt<br />
immer schwieriger zu erwirtschaften sind. Gefährdet das die Renten aus der 2. Säule?<br />
<strong>ÖKK</strong> hat nachgefragt beim Pensionsversicherungsexperten Martin S. Mayer*.<br />
INTERVIEW: Christoph Kohler<br />
Herr Mayer, in letzter Zeit war häufig von einer so genannten<br />
«Unterdeckung» einiger Pensionskassen zu hören. Was ist<br />
darunter zu verstehen?<br />
Von einer Unterdeckung spricht man, wenn Pensionskassen<br />
nicht genügend Vermögen besitzen, um allen<br />
finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Versicherten<br />
auf einen Schlag nachzukommen. Im Normalfall<br />
ist eine momentane Unterdeckung<br />
nicht wirklich schlimm, da ja nicht<br />
alle Versicherten gleichzeitig in<br />
Pension gehen oder austreten, mit<br />
anderen Worten: Ein Teil der Versicherten<br />
zahlt gemeinsam mit den<br />
Arbeitgebern in die Pensionskasse<br />
ein, während der andere Teil Leistungen<br />
bezieht. In einem solchen<br />
Fall hilft der permanente positive<br />
Geldfluss einer Pensionskasse,<br />
in konjunkturell besseren Zeiten<br />
die Unterdeckung durch steigende<br />
Renditen wieder auszugleichen<br />
oder sogar eine Überdeckung zu<br />
erreichen. Schwierig ist die Situation<br />
im Moment für Pensionskassen,<br />
die massiv mehr Leistungsbezieher<br />
als Einzahler haben. Hier nimmt das Geld laufend ab,<br />
das angelegt werden muss, um in Zukunft hoffentlich<br />
wieder bessere Renditen zu erzielen. Für solche Kassen<br />
wird es schwierig, Verluste aus der Vergangenheit zu<br />
kompensieren.<br />
Vertreter von Pensionskassen beklagen sich, dass die Renditeerwartungen<br />
der Gesetzgeber zu hoch seien in Anbetracht<br />
der schlechten Wirtschaftslage und der Unsicherheit<br />
auf den Kapitalmärkten. Warum sind Pensionskassen überhaupt<br />
auf Renditen angewiesen?<br />
Aus einem einfachen Grund: Für<br />
unsere Volkswirtschaft ist eine geringe<br />
Inflation (Teuerung, Anm. d.<br />
Red.) normal. Wenn also die Preise<br />
in einem Jahr um 1 Prozent steigen<br />
und Ihre Ersparnisse der 2. Säule<br />
mit weniger als 1 Prozent verzinst<br />
werden, dann erleiden Sie einen realen<br />
Verlust auf ihren Ersparnissen.<br />
Deshalb sind Pensionskassen gesetzlich<br />
zu einem Mindestzins verpflichtet,<br />
derzeit 2 Prozent. Diese<br />
Zinsen regnen jedoch nicht vom<br />
Himmel, sondern müssen auf dem<br />
Kapitalmarkt erwirtschaftet werden.<br />
Das ging lange gut, im Moment<br />
ist das jedoch schwierig. Wenn ein<br />
Pensionskassenverwalter auf Nummer sicher gehen will<br />
und das Geld seiner Versicherten in zehnjährige Schweizer<br />
Bundesobligationen anlegt, dann erhält er dafür gut
1 Prozent Zins. Damit würde er das gesetzliche Ziel also<br />
verfehlen. Ich finde, dass im Moment zu Unrecht auf die<br />
Pensionskassen eingeprügelt wird. Pensionskassen sind<br />
dem Markt ausgeliefert.<br />
Vor 15 Jahren wurden die Ersparnisse in der Pensionskasse<br />
noch mit 4 Prozent verzinst. Nun ist der Zins sogar auf<br />
1,5 Prozent gesenkt worden. Können junge Arbeitnehmer<br />
heute noch so viel Geld ansparen wie ihre Eltern?<br />
Durchaus. Denn vergessen wir die Inflation nicht. Sie<br />
spielt für den realen Vermögensaufbau die entscheidende<br />
Rolle. Wenn Kritiker der Pensionskassen von den tollen<br />
Zinsen der 90er Jahre reden, vergessen sie, dass damals<br />
auch die Inflation bei 5 bis 6 Prozent lag. Mit anderen<br />
Worten: Real hatten die Versicherten bei 4 Prozent Zins<br />
in vielen Jahren weniger von ihren Einlagen als heute.<br />
Aber klar: Ewig sollte es nicht so weitergehen wie in<br />
den letzten Jahren. Am 31. Dezember 2011 werden noch<br />
mehr Pensionskassen eine Unterdeckung aufweisen.<br />
Das ist für Sie nicht alarmierend?<br />
Wie gesagt: Der Deckungsgrad ist eine Stichtagsbetrachtung.<br />
Für mich ist das A und O, dass die Pensionskassen<br />
in guten Zeiten Reserven aufbauen, von denen sie<br />
in schlechten Zeiten zehren können. Ist das Polster dick<br />
genug, muss man in einer Krise nicht in Panik verfallen.<br />
Also sollten Pensionskassenmanager kühlen Kopf<br />
bewahren?<br />
Genau. Panik ist kein guter Ratgeber. Mit unüberlegten<br />
Änderungen der Anlagestrategie können Unterdeckungen<br />
sogar verschlimmert werden. Wer zum Beispiel<br />
nach der Subprime-Krise 2008 alle Aktien verkauft hat,<br />
konnte 2009 nicht von den steigenden Kursen profitieren.<br />
Anlagestrategien sollen von Zeit zu Zeit überdacht<br />
und optimiert, aber nicht mitten in einer Krise vollständig<br />
geändert werden. Wichtig bei der Vermögensanlage<br />
ist ausserdem die Streuung der Anlagen, die Risikoverteilung.<br />
Dazu gehörten in der Vergangenheit auch 20<br />
bis 30 Prozent Aktienanlagen. Aktien bergen immer ein<br />
Risiko, doch stellt sich heute die Frage: Welches sind<br />
sichere Anlagen? Staatsanleihen? Immobilien? In den<br />
letzten Jahren haben wir lernen müssen, dass der Begriff<br />
der «sicheren» Anlage trügerisch ist.<br />
Wo liegen langfristig die grössten Herausforderungen<br />
für eine Pensionskasse?<br />
Im demografischen Wandel: Die Bevölkerung wird immer<br />
älter. Zum Glück wird dieser Wandel gedämpft durch<br />
die Einwanderer, die jünger sind und mehr Kinder haben<br />
als Schweizer. Trotzdem: Wenn eine Gesellschaft immer<br />
älter wird, steigt bei gleich bleibendem Rentenalter und<br />
gleich bleibender Rente der Anteil der Auszahlungen gegenüber<br />
dem Anteil der Einzahlungen. Dadurch nimmt<br />
><br />
21
Fallstudie <strong>ÖKK</strong> Dossier 22<br />
das anzulegende Geld in einer Pensionskasse ab, und eine<br />
Sanierung ist im Falle einer Unterdeckung schwierig.<br />
Pensionskassen mit sehr hohen Rentneranteilen haben<br />
bereits heute mit diesem Problem zu kämpfen. Deshalb<br />
denke ich wie der Bundesrat, dass der Umwandlungssatz<br />
über kurz oder lang gekürzt und auch in Zukunft angepasst<br />
werden muss. Das heisst, dass der Kuchen, der<br />
uns als Pensionierten zusteht, aufgrund unserer höheren<br />
Lebenserwartung in kleineren Portionen verteilt werden<br />
würde. Doch von der Kürzung der bestehenden Renten<br />
halte ich nichts: Das würde das Vertrauen in die Renten<br />
für alle, auch die jetzt Einzahlenden, massiv erschüttern.<br />
*Martin S. Mayer ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der<br />
Dr. Martin Wechsler AG, welche auch die Loyalis<br />
BVG-Sammelstiftung – ein Gemeinschaftswerk von <strong>ÖKK</strong><br />
und Sympany – berät.<br />
<strong>ÖKK</strong> BERUFLICHE VORSORGE<br />
Die 2. Säule mit flexiblen<br />
Leistungsplänen und<br />
transparenter Verwaltung<br />
IHRE VORTEILE AUF EINEN BLICK:<br />
– Modularer Aufbau des Angebots : Bestimmen Sie,<br />
welche Positionen (Alter, Invalidität, Tod) Sie mehr<br />
gewichten wollen.<br />
– Wir bieten Ihnen einen überdurchschnittlichen<br />
Umwandlungssatz zur Rentenberechnung.<br />
– Ihre Deckung für die berufliche Vorsorge schliesst<br />
auch Ihre Lebenspartnerin/Ihren Lebenspartner ein.<br />
– Pensionskasseneinkauf: Sie können Vorauszahlungen<br />
leisten und sich somit frühzeitig oder teilpensionieren<br />
lassen.<br />
– Sie legen fest, wie sich Ihre Pension zusammensetzt:<br />
Eine Mischform aus Kapitalauszahlungen und Rente<br />
ist möglich.<br />
– Ihre Prämien können Sie bei <strong>ÖKK</strong> im Nachhinein –<br />
und nicht wie üblich im Voraus – bezahlen. Damit<br />
sichern Sie für Ihr Unternehmen Liquiditäts- und<br />
Zinsvorteile.<br />
– Und: Die Leistungen für Tod und Invalidität sind zu<br />
100% rückversichert.
Gesundheit <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 23<br />
Gentests im Internet:<br />
Achtung Erbgut!<br />
Nicht einmal 200 Franken kostet im Internet ein Gentest,<br />
der auch über die Veranlagung für bestimmte Krank-<br />
heiten Auskunft gibt. Fachleute warnen vor diesen Tests,<br />
weil sie Interessierte mit sehr unangenehmen, aber auch<br />
unsicheren Veranlagungen konfrontieren können.<br />
TEXT: Christoph Kohler<br />
Wie bequem doch das Internet ist! Da kauft der moderne<br />
Konsument per Mausklick hier einen Staubsauger,<br />
dort ein Handy und woanders – Klick! – eine Genomanalyse.<br />
Eine Genomanalyse? Das ist das Verfahren,<br />
mit dem seit rund zehn Jahren die menschlichen<br />
Erbanlagen entschlüsselt werden können. Dazu werden<br />
Aufbau und Funktion unserer Erbsubstanz (Genom)<br />
auf verschiedenste Veranlagungen überprüft. Kostenpunkt<br />
für die intime Info? Beim amerikanischen Anbieter<br />
23andme.com zum Beispiel schlappe 99 Dollar<br />
plus 9 Dollar im Monat bei einer Mindestlaufzeit von<br />
zwölf Monaten, also 207 Dollar. Einfach Speichel einschicken,<br />
und nach sechs Wochen erhalten Interessenten<br />
ihr genetisches Profil zurück. Darin könnte zum Beispiel<br />
stehen, dass der Einsender ein zehnfach erhöhtes Risiko<br />
hat, vor dem 40. Lebensjahr seine Haare zu verlieren.<br />
Vor allem aber erfährt er etwas über seine Veranlagung<br />
für derzeit 112 zum Teil schwere Krankheiten: darunter<br />
multiple Sklerose, Schizophrenie, Diabetes und verschiedene<br />
Krebsarten.<br />
Der Hauptinvestor von 23andme.com heisst Google, was<br />
durchaus passend ist. Denn wie die meisten Anbieter<br />
von Genomanalysen funktioniert auch 23andme.com<br />
in der Anonymität des Internets. Und genau das ist das<br />
Problem, findet die vom Bundesrat 2007 eingesetzte<br />
Expertenkommission für genetische Untersuchungen<br />
beim Menschen (GUMEK). Sie warnt vor Gentests im<br />
Internet. Diese kämen spielerisch und verlockend günstig<br />
daher, liessen jedoch das Wichtigste vermissen: die<br />
anspruchsvolle Interpretation der Resultate, die für die<br />
betroffene Person und ihre Angehörigen weit reichende<br />
Folgen haben können.<br />
ALLEIN MIT WAHRSCHEINLICHKEITEN<br />
23andme.com selbst hingegen sieht sich als Vorreiter der<br />
personalisierten Medizin. «Wenn du weisst, wie Gene<br />
deine Gesundheit beeinflussen, kann das helfen, deine<br />
>
Gesundheit <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Zukunft besser zu planen und die Gesundheit mit deinem<br />
Arzt zu personalisieren», heisst es auf der Website.<br />
Doch genau dort, wo Unterstützung wichtig wäre, lassen<br />
die Gentestanbieter im Internet den Konsumenten<br />
allein. Laut der GUMEK ist das nicht nur «unseriös»,<br />
sondern nach Schweizer Recht auch illegal. Hierzulande<br />
dürfen genetische Untersuchungen nur von Ärztinnen<br />
und Ärzten veranlasst werden und müssen von einer genetischen<br />
Beratung vor und nach ihrer Durchführung<br />
begleitet werden (Artikel 13 – 14 des Gesetzes über genetische<br />
Untersuchungen beim Menschen).<br />
THERAPEUTISCHER NUTZEN DER GENOMANALYSE<br />
Keine Frage: In der Therapie kranker Menschen eröffnet<br />
die Genomanalyse neue Möglichkeiten der personalisierten<br />
Medizin – vor allem bei Krebstherapien, wo<br />
Populäre medizinische Irrtümer<br />
Rüebli verbessern<br />
die Sehschärfe<br />
Rüebli sind gut für die Augen, wussten schon unsere<br />
Grosseltern, und auch heute meinen es Eltern nur<br />
gut, wenn sie ihren Kindern das gesunde Gemüse auftischen.<br />
Aber sorgt der Verzehr von Rüebli wirklich<br />
dafür, dass wir schärfer sehen? Nein. Eines der wichtigsten<br />
Vitamine für die Augen ist das Vitamin A. Karotten<br />
liefern eine Vorform des Vitamin A, das Betacarotin.<br />
Es verleiht Rüebli und auch anderen gelben<br />
oder orange-rötlichen Früchten und Gemüsesorten ihre<br />
Farbe. Der Körper kann aus Betacarotin in Verbindung<br />
mit Fett selbst Vitamin A herstellen, deshalb wird es<br />
auch Provitamin A (Retinol) genannt. Dieses ist wich-<br />
das genetische Verständnis weit fortgeschritten ist. Dort<br />
können schon heute viel präzisere, eben «personalisierte»<br />
Medikationen verabreicht werden als früher. Doch für<br />
Gesunde gilt eine alte Weisheit: «Was ich nicht weiss,<br />
macht mich nicht heiss.» Denn was bringt einem das<br />
Wissen über eine zehn Mal grössere Wahrscheinlichkeit,<br />
an Schilddrüsenkrebs zu erkranken? Das klingt<br />
im ersten Moment erschreckend, tatsächlich aber ist<br />
die Wahrscheinlichkeit immer noch sehr klein. Welche<br />
Schlussfolgerungen lassen sich also aus einer solchen<br />
Veranlagung ziehen? Mehr vorsorgende Untersuchungen?<br />
Medikamente zur Prophylaxe? Eine Änderung des<br />
Lebensstils, etwa der Essgewohnheiten? Ohne die Hilfe<br />
von Ärztinnen oder Ärzten werden Laien kaum Antworten<br />
auf solche Fragen finden.<br />
> Weitere Informationen unter www.bag.admin.ch/gumek<br />
tig für die Sehkraft, nicht aber für die Sehschärfe. So<br />
kann ein höherer Karottenverzehr lediglich das Hell-<br />
Dunkel-Sehen verbessern. Übrigens: Damit das Carotin<br />
überhaupt in nennenswerten Konzentrationen ins<br />
Blut gelangt, sollte das Gemüse gekocht und mit Fett<br />
verzehrt werden. Keine Rüebli im Haus? Auch andere<br />
Früchte und Gemüse wie Brokkoli, Spinat, Feldsalat<br />
oder Nektarinen enthalten das wertvolle Betacarotin.
Nahaufnahme <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 25<br />
Das Bakterium Escherichia coli (E. coli) – das «Haustier» der Molekularbiologen<br />
Bakterien haben einen schlechten Ruf. Wenn das Wort fällt, denken die meisten von uns an Erreger von Infektionskrankheiten.<br />
Doch es gibt auch gute Bakterien, ohne die wir gar nicht leben könnten: Sie bauen in unserem Darm die Nahrung ab, so dass die<br />
Nährstoffe in das Blut aufgenommen werden können. Oder auf der Haut: Dort schützen sie uns vor ihren krankmachenden Verwandten,<br />
indem sie diese auffressen. Bakterien sind winzig kleine, einzellige Kreaturen, die neben den Pflanzen und Tieren eine<br />
eigene Gruppe von Lebewesen bilden. Und es sind viele: Auf und in jedem von uns leben rund 10 Billionen Bakterien, davon allein<br />
in unserem Mund 10 Milliarden. Das hier mehrere tausend Mal vergrösserte Bakterium Escherichia coli kommt in der menschlichen<br />
Darmflora vor und war lange Zeit der molekularbiologisch am besten untersuchte Organismus überhaupt.<br />
FOTO: istockphoto.com
<strong>ÖKK</strong> <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 26<br />
Versicherungslücke:<br />
Trotz freier Spitalwahl eine Zusatzversicherung<br />
abschliessen<br />
Die neue Spitalfinanzierung, die am 1. Januar 2012 in Kraft tritt, wirft eine Reihe<br />
von Fragen auf. Um Unsicherheiten und Unklarheiten auszuräumen, fassen wir hier<br />
nochmals das Wichtigste zusammen.<br />
TEXT: Marietta Widmer<br />
1 Was sind Fallpauschalen?<br />
Auch unter der neuen Spitalfinanzierung werden die<br />
Kosten für Spitalbehandlungen gemeinsam von den<br />
Kantonen und den Krankenversicherungen getragen.<br />
Neu bezahlen sie den Spitälern jedoch für jeden Eingriff<br />
einen genau festgelegten Betrag. Das heisst, die<br />
gesamte medizinische Leistung wird pauschal vergütet<br />
– unabhängig davon, welche Kosten der Eingriff<br />
dem Spital tatsächlich verursacht. Mit der Einführung<br />
der Fallpauschalen erhalten die Spitäler einen Anreiz,<br />
möglichst effizient zu arbeiten.<br />
2 Was bedeutet die freie Spitalwahl?<br />
Ab nächstem Jahr werden die Patienten frei wählen<br />
können, wo sie ins Spital gehen möchten. So kann<br />
sich etwa ein Versicherter aus der Ostschweiz auch<br />
in einem privaten oder öffentlichen Spital im Kanton<br />
Zürich behandeln lassen. Dabei gelten allerdings zwei<br />
Bedingungen: Erstens muss das gewählte Spital auf<br />
der Spitalliste des Standortkantons stehen. Zweitens<br />
bezahlen sowohl der Wohnkanton des Versicherten als<br />
auch seine Grundversicherung höchstens so viel, wie<br />
die gleiche Behandlung in einem Spital des Wohnkantons<br />
kosten würde. Die mögliche Kostendifferenz<br />
muss der Grundversicherte selber bezahlen.<br />
3 Braucht es noch eine Spitalzusatzversicherung?<br />
Ja. Und zwar eben dann, wenn entweder das gewählte<br />
Spital nicht auf der Spitalliste steht oder die Kosten<br />
der Operation im Wohnkanton des Versicherten<br />
günstiger sind. Nehmen wir an, ein Versicherter aus<br />
dem Kanton Graubünden leidet unter einem Bandscheibenvorfall.<br />
Für die erforderliche Operation und<br />
Versteifung von zwei Wirbeln möchte er sich in eine<br />
spezialisierte Klinik in Zürich einweisen lassen. Diese<br />
steht nicht auf der Spitalliste des Kantons Zürich,<br />
<strong>ÖKK</strong> hat mit ihr aber einen Vertrag abgeschlossen.<br />
Das bedeutet, dass die Grundversicherung einen Teil<br />
der Kosten übernimmt. Dieser Teil beträgt aber nur<br />
so viel, wie der Eingriff und der siebentätige Spitalaufenthalt<br />
im Kantonsspital in Chur kosten würden.<br />
Das sind 4’558 Franken. In der Zürcher Spezialklinik<br />
belaufen sich die Kosten dagegen auf 11’832 Franken.<br />
Für die Differenz von 7’274 Franken muss der Versicherte<br />
selber aufkommen – es sei denn, er hat eine Spitalzusatzversicherung<br />
wie zum Beispiel <strong>ÖKK</strong> KOMBI<br />
ALLGEMEIN oder <strong>ÖKK</strong> FAMILY abgeschlossen.<br />
4 Was können Sie tun?<br />
Wir empfehlen Ihnen, dass Sie Ihre Versicherungsunterlagen<br />
kurz prüfen und sicherstellen, dass Sie eine<br />
Spitalzusatzversicherung abgeschlossen haben. Mit<br />
ihr können Sie die Vorteile der freien Spitalwahl voll<br />
nutzen, ohne finanzielle Risiken einzugehen.<br />
Eine Übersicht über unsere Produkte finden Sie auf unserer<br />
Homepage unter www.oekk.ch/zusatzversicherung.<br />
Selbstverständlich helfen Ihnen unsere Berater auf Ihrer<br />
<strong>ÖKK</strong> Agentur auch gerne persönlich weiter.
<strong>ÖKK</strong> <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
«Alle Kinder<br />
können helfen!»<br />
Die Sternenwoche ist eine UNICEF-Hilfsaktion von Kindern aus der Schweiz<br />
für Kinder aus armen Ländern. Letztes Jahr haben Chiara, Roman und Dario mit<br />
ihrer Miss-Chicken-Wahl Geld gesammelt und damit den Sternenwoche Award<br />
gewonnen. Sie rufen alle <strong>ÖKK</strong> Kinder auf, bei der diesjährigen Sternenwoche<br />
mitzumachen. Sie dauert noch bis 6. Januar 2012!<br />
FOTO: UNICEF / Michele Limina<br />
«Stühle aufstellen, Plakate zeichnen und die Ansagen<br />
proben. Wir haben Lampenfieber, und das schon am<br />
frühen Morgen. Der Grund? Wir machen mit bei der<br />
Sternenwoche und haben in unserem Dorf Frutigen<br />
eine Miss-Chicken-Wahl organisiert. Am Nachmittag<br />
kommen die zahlenden Gäste: Freundinnen, Eltern,<br />
Lehrerinnen, Freunde. Und dann geht’s los! Die Hühner<br />
werden vorgestellt, ein Kunststück mit der Henne<br />
Lilly aufgeführt. Doch plötzlich ist Waldemara, ein<br />
besonders hübsches Huhn, weg! Entführt! Zum Glück<br />
entpuppt sich Roman als guter Detektiv und kann den<br />
Dieb fassen. Danach kommen wir zum Höhepunkt<br />
der Show: zur Miss-Chicken-Wahl. Nach dem dritten<br />
Wahlgang ist klar: Lotti ist die Hübscheste. Das Publikum<br />
klatscht. Danach gibt’s Snacks, Getränke – und<br />
natürlich frische Eier von den Hühnern.<br />
So haben wir 110 Franken gesammelt. Nicht für uns,<br />
sondern für Kinder in einem Land weit weg, wo die<br />
Kinder arm sind. Manche von ihnen wachsen nicht<br />
einmal richtig, weil sie nicht genügend gesunde Nahrung<br />
haben. Dieses Jahr ist wieder Sternenwoche – für<br />
Kinder im Kongo. Wir drei wollen allen Kindern in<br />
der Schweiz zurufen: Macht mit! Oder habt ihr keine<br />
Ideen? Wir können nur sagen: Es hat Superspass<br />
gemacht, und bei der Preisverleihung für den Sternenwoche<br />
Award waren wir so stolz, auf einer so grossen<br />
Theaterbühne zu stehen, aber vor allem darauf, dass<br />
wir anderen Kindern helfen konnten. Das können alle<br />
Kinder in der Schweiz!»<br />
Eure Chiara (12), euer Roman (12) und euer Dario (10)<br />
aus Frutigen BE<br />
Wettbewerb<br />
für einen<br />
guten Zweck<br />
Sternenwoche und <strong>ÖKK</strong><br />
Jetzt heisst es Endspurt, denn der Einsendeschluss<br />
für die Aktionen ist der 6. Januar 2012. Die Sternen-<br />
woche ist eine Hilfsaktion von UNICEF Schweiz und<br />
wird auch von <strong>ÖKK</strong> unterstützt. Kinder aus der Schweiz<br />
sind aufgerufen, Geld zu sammeln für Kinder aus dem<br />
Kongo. Vielleicht veranstaltet Ihr Kind ein Theater oder<br />
ein Konzert? Indem die Aktion nicht nur der UNICEF<br />
(sternenwoche@unicef.ch), sondern auch <strong>ÖKK</strong><br />
(manja.liesch@oekk.ch) gemeldet wird, können die<br />
Kinder den «<strong>ÖKK</strong> Sternenwoche Preis» gewinnen:<br />
<strong>ÖKK</strong> rundet den Betrag der Siegeraktion auf den<br />
nächsten Tausender auf. Wenn die Gewinnerkinder<br />
z.B. 250 Franken sammeln, gibt <strong>ÖKK</strong> 750 Franken dazu.<br />
Zudem werden die Gewinner im Sommerheft 2012 porträtiert.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.sternenwoche.ch
Telefonische Gratissprechstunde mit dem Kinderarzt:<br />
Schwerpunkt Pubertät und Wachstum<br />
Was, wenn die Tochter nach Einschätzung der Eltern viel zu früh pubertiert oder der Sohn mit 19<br />
Jahren immer noch keinen Bartwuchs hat? Nicht selten verursacht ein rasches körperliches Wachstum<br />
während der Pubertät auch Schmerzen, z.B. im Knie. Nicht nur für die Jugendlichen selbst,<br />
auch für die Eltern ist die Pubertät ihrer Kinder oft nicht einfach. Manchmal hilft ein professioneller<br />
Rat weiter. Egal, welche Fragen Sie zum Thema «Pubertät & Wachstum» haben, rufen Sie<br />
Medgate an und vereinbaren Sie einen Termin für eine kostenlose telefonische Sprechstunde mit<br />
dem Kinderarzt.<br />
> Die Medgate-Ärzte sind rund um die Uhr unter 0844 655 655 für Sie da und<br />
helfen Ihnen auch bei allgemeinen Krankheitsfragen oder akuten Gesundheitsproblemen.<br />
Erfahren Sie mehr unter www.oekk.ch/aerztlicherRat<br />
Prämienverbilligung<br />
läuft ab 2012 über die<br />
Krankenversicherungen<br />
Der Bundesrat hat eine Änderung bei der individuellen Prämienverbilligung<br />
beschlossen. Neu sind die Kantone dazu verpflichtet,<br />
die Zuschüsse direkt an die Versicherer und nicht wie bis anhin an<br />
die Haushalte auszuschütten. Die Beträge werden von den Krankenversicherungen<br />
mit den Prämien verrechnet, so dass diese für die<br />
betroffenen Haushalte entsprechend tiefer ausfallen. Mit dieser neuen<br />
Regelung will die Regierung sicherstellen, dass die Gelder nicht für<br />
andere Zwecke als für die Bezahlung der Prämien eingesetzt werden.<br />
Diese Regelung gilt ab 2012. Den Kantonen wurde aber eine Übergangsfrist<br />
bis 2013 gewährt, um die Umstellung vorzubereiten.<br />
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte unsere Kundenberaterinnen<br />
und Kundenberater oder schauen Sie<br />
auf www.oekk.ch/praemienverbilligung vorbei.<br />
29<br />
Neue Publikationen<br />
von santésuisse<br />
Auf der Website des Krankenversicherungsverbandes<br />
santésuisse stehen zwei<br />
neue Publikationen als PDF-Dokumente<br />
zum Herunterladen bereit. Die Publikation<br />
«Zahlen und Fakten» gibt Ihnen einen<br />
Überblick über wichtige Kennzahlen<br />
unseres Gesundheitssystems. Jene mit<br />
dem Titel «Kurz und bündig» kommentiert<br />
statistische Daten unter gesundheitspolitischen<br />
Aspekten.<br />
Für Sie haben wir die beiden Publikationen<br />
unter www.oekk.ch/magazin zum<br />
Herunterladen bereitgestellt.
Reportage <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Schätzungsweise jede dritte bis vierte Schwangerschaft führt zu einer Fehlgeburt. Genaue Statistiken fehlen.
Wenn Eltern<br />
zu Waisen werden<br />
Fehlgeburten sind immer noch ein Tabuthema. Über sie gibt<br />
es auch keine Statistiken. Für die werdenden Eltern aber,<br />
die plötzlich keine mehr sind, verändert eine Fehlgeburt das<br />
Leben. Wie gehen sie mit ihrem Leid um?<br />
TEXT: Fadrina Arpagaus _ _ FOTO: Thinkstock<br />
Manchmal reicht ein Blick, um freudige Hoffnung<br />
in traurige Gewissheit zu verwandeln. «Ich habe auf<br />
dem Ultraschallbild sofort gesehen, dass etwas nicht<br />
stimmt», erinnert sich Annina R.* an ihren letzten Besuch<br />
beim Frauenarzt. Die schwarze Hülle des Fruchtwassers,<br />
wo sich sonst in vertrautem Anblick der Fötus<br />
bewegte, war nicht mehr zu sehen, die Diagnose eindeutig<br />
und unabänderlich: Das Kind, mit dem sie in der<br />
18. Woche schwanger war, lebte nicht mehr.<br />
In diesem Moment brach in Annina R. alles zusammen.<br />
Nach drei Jahren hatte sie sich mit ihrem Freund<br />
Andri R.* endlich in der Wahlheimat Bern zu Hause<br />
gefühlt – und reif für eine Familie. Andri hatte beschlossen,<br />
seinen Job als Pilot aufzugeben und sich beruflich<br />
neu zu orientieren, um nicht mehr ganze Wochen<br />
im Ausland zu verbringen, der Mietvertrag für<br />
eine grössere Wohnung lag zur Unterschrift bereit. Und<br />
31<br />
noch eine Unterschrift wollten die beiden geben: die<br />
unter den Ehevertrag. Gerade erst hatte das Paar seine<br />
Vorfreude auf eine Zukunft zu dritt mit den nächsten<br />
Angehörigen und Freunden geteilt, da hatte Annina<br />
plötzlich ein totes Kind im Bauch.<br />
Fehlgeburten sind häufig – auch wenn selten darüber<br />
gesprochen wird und keine genauen Statistiken über<br />
sie existieren. Schätzungen zufolge führe jede dritte bis<br />
vierte Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt, sagt Franziska<br />
Maurer, Leiterin der Fachstelle Fehlgeburt und<br />
perinataler Kindstod in Bern. 98 Prozent der Fehlgeburten<br />
finden vor der 12. Schwangerschaftswoche statt,<br />
oft in einem so frühen Stadium, dass die Schwangerschaft<br />
gar nicht erst bemerkt wurde. Kommt ein Kind<br />
nach der 22. Woche tot zur Welt – in der Schweiz passiert<br />
das etwa zwei Mal am Tag – und wiegt es über 500<br />
>
Reportage <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Gramm, spricht man von einer Totgeburt. Das verändert<br />
die rechtliche Situation: Ein totgeborenes Baby ist<br />
meldepflichtig und hat Anrecht auf einen Namen und<br />
ein Begräbnis.<br />
VIELFÄLTIGE URSACHEN<br />
Die Ursachen für Fehlgeburten (Aborte) sind vielfältig.<br />
Bei Aborten vor der 12. Schwangerschaftswoche<br />
wird der Grund bei rund der Hälfte der Fälle in einer<br />
Fehlbildung der Chromosomen im Embryo vermutet.<br />
Für spätere Fehlgeburten können neben diesen Erbgutschäden<br />
auch Infektionen oder Probleme mit der Gebärmutter<br />
oder anderen Organen verantwortlich sein.<br />
In seltenen Fällen führen sogar Testuntersuchungen<br />
zur Früherkennung von Krankheiten zu einem Verlust<br />
des Embryos. Möglich, dass eine solche Testuntersuchung,<br />
die man aufgrund schlechter Blutwerte bei Annina<br />
durchgeführt hatte, der Grund für ihre Fehlgeburt<br />
war: Zehn Tage danach erlitt sie Blutungen und eine<br />
Plazentainfektion. Als der Tod ihres Kindes festgestellt<br />
wurde, blieb keine andere Möglichkeit, als die Geburt<br />
künstlich einzuleiten.<br />
«Diese Geburt schien für uns eine nicht zu bewältigende<br />
Aufgabe», sagt Andri R. rückblickend. Zwei<br />
Tage nach der Schreckensnachricht fuhren die beiden<br />
wieder ins Inselspital – in die Geburtenabteilung. Das<br />
war befremdlich. «Wir waren einfach eines der Paare,<br />
die zum Gebären da waren», erzählt Annina R. Fast<br />
sieben Stunden lag sie in den Wehen. Als man sie zur<br />
Nachbehandlung in den OP fuhr, sah sich Andri plötzlich<br />
mit seinem kleinen, frisch geborenen Sohn alleine.<br />
Stille kehrte ein.<br />
ABSCHIED NEHMEN<br />
«Das hat mich im ersten Moment völlig überfordert»,<br />
gesteht er. «Ich war voller Sorge um meine Frau und<br />
konnte kaum denken, und da war auf einmal dieses Baby<br />
in meinem Arm, mit dem ich reden und dem ich alles<br />
erzählen konnte.» Auch wenn es für Aussenstehende<br />
schwer nachvollziehbar ist: Für Eltern, die eine Fehlgeburt<br />
mitmachen, ist es wichtig, noch einmal Zeit zu<br />
haben mit ihrem toten Kind – um Abschied zu nehmen.<br />
Nicht selten ereignen sich in solchen Momenten kleine<br />
Wunder: Der Tod geht vergessen. Als Annina nach<br />
der OP gesund zu Andri und dem Baby stiess, spielten<br />
bei ihr wie nach jeder gelungenen Geburt die Hormone<br />
verrückt. «Der Tod war in diesem Moment nicht mehr<br />
präsent. Wir fühlten nur noch Glück.» Die frischen<br />
Eltern verbrachten zwei Tage mit dem Kleinen, gaben<br />
ihm einen Namen, erzählten ihm von sich und von ihrer<br />
Zukunft, die nun ohne ihn stattfinden würde, und verabschiedeten<br />
sich von ihm. «Es herrschte eine so gelöste,<br />
warme Atmosphäre, als Dario bei uns war. Wir fühlten<br />
uns geborgen. Dario hat uns zur Familie gemacht.»<br />
Erst als Annina und Andri R. ihren toten Sohn im<br />
Spital zurücklassen und in ihr Leben zurückkehren<br />
mussten, tat sich ein Abgrund auf. Was jetzt? Wie weiterleben?<br />
Wem davon erzählen, wie darüber sprechen?<br />
«Für uns gab es eigentlich nur eine Lösung: die Flucht<br />
nach vorne. Wir wollten uns unserem Umfeld öffnen»,<br />
waren sich die beiden einig.<br />
Mit dem Abschied vom Kind beginnt der Trauerprozess<br />
– und er wird leichter, wenn er bewusst und<br />
mit wichtigen Bezugspersonen und professioneller Begleitung<br />
bewältigt wird. «Die Nachbetreuung ist enorm<br />
wichtig, sowohl für den Körper der Frau, die gerade<br />
geboren hat, als auch für die Trauerarbeit des Paares.<br />
Wird der Verlust einfach totgeschwiegen, ist die Gefahr<br />
einer Traumatisierung oder Depression gross», sagt<br />
Franziska Maurer.<br />
Für den weiblichen Körper ist eine Fehl- oder Totgeburt<br />
ein Schock. Er hat sich auf ein Kind eingestellt, das<br />
nun nicht da ist, und braucht mindestens drei bis vier<br />
Wochen, um die Hormonproduktion wieder auf «kein<br />
Kind» umzustellen. So schoss bei Annina R. noch fünf<br />
Tage nach der Geburt richtig die Milch ein. Nach einer<br />
Fehlgeburt hat jede Frau Anrecht auf eine zehntägige<br />
Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme, die von
den Krankenversicherungen übernommen wird. Länger<br />
als die Normalisierung des verwirrten Körpers dauert<br />
aber die Trauerarbeit.<br />
DIE HOFFNUNG IST GEBLIEBEN<br />
Das Schwierigste für die Trauernden ist, dass von einem<br />
toten Kind nichts zum Erinnern bleibt. Es gibt keine<br />
gemeinsamen Erlebnisse, keine Kleider, keine Fotos.<br />
Und oft tun Freunde und Arbeitskollegen in falscher<br />
Rücksichtnahme und Überforderung genau das Falsche:<br />
Sie schweigen. «Für mich ist es schlimm, dass<br />
niemand Dario beim Namen nennt. Für die meisten ist<br />
er einfach das tote Kind, das man so schnell wie möglich<br />
vergessen soll», sagt Annina R. In einer Gesellschaft,<br />
die aufs Funktionieren ausgerichtet ist, wird verletzten<br />
und verletzlichen Menschen wenig Zeit, Raum und<br />
Verständnis für ihre Trauer eingeräumt.<br />
Auch für ihr Leben als Paar war das Geschehene eine<br />
Herausforderung. «Nur die wenigsten Paare schaffen<br />
es alleine», weiss Franziska Maurer. Das bestätigt auch<br />
Andri R.: «Wir haben sehr viel miteinander geredet und<br />
es nie dazu kommen lassen, dass wir einander gegenüber<br />
verstummen und uns in unserer Trauer einkap-<br />
seln.» Annina R. ergänzt: «Wir waren auch dankbar,<br />
wenn Leute von sich aus auf uns zugekommen sind –<br />
denn wir selbst waren monatelang wie gelähmt.»<br />
Dario hat ein Begräbnis in einem anonymen Gemeinschaftsgrab<br />
für Kinder in Bern bekommen. Seine<br />
Eltern haben ihm in einer Zeremonie mit Freunden<br />
und Familie, Musik und schillernden Seifenblasen einen<br />
Platz in der Natur gegeben. Da ist er jetzt, irgendwo.<br />
Vielleicht erhält er sogar bald ein Geschwisterchen,<br />
das nicht nur in der Erinnerung der Eltern existiert,<br />
sondern zumindest als Baby richtig Lärm macht. Bei<br />
Annina und Andri R. ist der Kinderwunsch nicht verschwunden,<br />
im Gegenteil. «Das Geschehene hat uns<br />
als Paar näher zusammengebracht», sagt Andri. Auch<br />
wenn in beiden die Trauer um Dario fortlebt, sind sie<br />
doch voller Hoffnung, einmal richtig das zu werden,<br />
was sie eigentlich schon sind: Eltern.<br />
* Namen der Redaktion bekannt.<br />
> Fachstelle Fehlgeburt und perinataler Kindstod<br />
Postfach 480, 3000 Bern 25<br />
031 333 33 60, Mo – Fr 8.30 – 10.00 Uhr<br />
www.fpk.ch, fachstelle@fpk.ch<br />
33
Die Bernasconis … eine Familie, die es bei uns gibt <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Schulnoten<br />
Seit einem Jahr ist der Sohn der<br />
Bernasconis in der Schule. Wie wichtig<br />
sollen sie die Schulnoten nehmen?<br />
ILLUSTRATION: Bianca Litscher<br />
FRAU BERNASCONI:<br />
Wenn’s um<br />
Schulnoten geht,<br />
hört der Spass auf!<br />
Ich gebe es zu: Ich gehöre zu der Sorte Mütter, die ihren<br />
Kindern beim Erledigen der Hausaufgaben ständig<br />
kritisch über die Schultern äugen. Das ist nicht sympathisch,<br />
aber so ist es nun mal. Obwohl ich weiss, dass die<br />
Einmischung der Eltern oft nur eines bewirkt – nämlich<br />
Frust –, kann ich mir Kommentare nicht verkneifen:<br />
«Wie lange hast du dafür gebraucht? Mehr als zwei Minuten<br />
können das nicht gewesen sein!» Und das in einem<br />
Ton ... Woran erinnert mich dieser Ton? Ja, richtig, an<br />
meine eigene Mutter. Also gebe ich im Tonfall meiner<br />
Mutter Sätze von mir, bei denen ich vor Jahren noch<br />
geschworen hätte, sie würden mir nie über die Lippen<br />
gehen. «Das sieht ja aus, als hätte es schon eine Kuh<br />
im Maul gehabt!» Warum ich in schulischen Belangen<br />
plötzlich zur ehrgeizigen Glucke mutiere? Pure Panik.<br />
Ich habe Angst davor, mein Kleiner könnte den Anschluss<br />
verpassen, schulisch versagen und irgendwann<br />
als betrunkener Punk am Bahnhof rumlungern. Denn,<br />
machen wir uns nichts vor: In der Schule geht es primär<br />
um Leistung – und die wird knallhart beurteilt. Daran<br />
ändert auch die Verschleierungstaktik nichts, wie sie an<br />
der Schule meines Sohnes neuerdings praktiziert wird.<br />
Ungenügend soll nun plötzlich nicht mehr eine Zahl<br />
sein – eine 3 –, sondern eine Farbe, Blau. Entschuldigung,<br />
aber das ist doch im wahrsten Sinne des Wortes<br />
Schönfärberei! Eine ungenügende Leistung bleibt eine<br />
ungenügende Leistung, da kann man sie anmalen, wie<br />
man will. Das weiss übrigens auch jedes Kind.<br />
Die Bernasconis gibt es wirklich ...<br />
... nur heissen sie in Wirklichkeit anders. Sie sind<br />
eine Familie mit zwei Kindern, einem Jungen (8) und<br />
einer Tochter (4). Die Kinderbetreuung teilen sich die<br />
Bernasconis. Sie (35) arbeitet als Grafikerin, er (35)<br />
ist Journalist. Leben tun die Bernasconis in der Stadt –<br />
die Ferien verbringen sie auf dem Land.
HERR BERNASCONI:<br />
Mein Sohn als besoffener Punk auf dem Bahnhofsplatz,<br />
das ist mir mal eine Horrorvision. Nicht nur, dass meine<br />
Frau vor Jahren als spät pubertierendes Mädchen auch<br />
manchmal «angeheitert» auf dem Schulhof herumhing.<br />
Diese vermeintliche Horrorvision als Rechtfertigung<br />
für elterlichen Überwachungseifer anzuführen, geht<br />
mir gegen den Strich. Erstens ist schon aus so manchem<br />
jugendlichen Rebellen später ein angepasster Spiesser<br />
geworden, zweitens kommt auch die umgekehrte Entwicklung<br />
vor: Aus dem braven Musterschüler wird ein<br />
aufmüpfiger Revoluzzer. Zudem sind für derlei Entwicklungen<br />
wohl eher andere Vorbilder prägend als<br />
Mami und Papi. Nun will ich noch grundsätzlich etwas<br />
zum Thema Schulnoten sagen: Sind es wirklich die Noten,<br />
die darüber entscheiden, was aus einem Kind später<br />
einmal werden wird? Ich meine das nicht nur karrieretechnisch.<br />
Es reicht doch oft schon ein Blick auf die<br />
eigene Biografie, um diese Vorstellung Lügen zu strafen.<br />
Und auf welches Fach sollte man denn als Eltern<br />
Sind Schulnoten<br />
so entscheidend?<br />
setzen? Auf Mathe? Englisch? Besser auf was Kreatives<br />
wie Zeichnen? Gleich auf alle Fächer, um einen Generalisten<br />
heranzuzüchten, der zwar alles ein wenig, aber<br />
nichts richtig kann? Und vor allem: nichts aus Leidenschaft?!<br />
Auch ich will meinen Sohn fordern, klar. Aber<br />
ich hoffe doch sehr, dass er mir einmal bessere Gründe<br />
liefert, um stolz auf ihn zu sein, als nur gute Schulnoten.<br />
Und lernen müssen wir Menschen heute ein Leben lang.<br />
Da will ich ihm das Lernen nicht schon im Kindesalter<br />
vermiesen. Es stimmt schon, was sie früher auf dem<br />
Dorf gesagt haben, wo ich aufgewachsen bin: Das Gras<br />
wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht.<br />
> Was Kathrin Buholzer von elternplanet.ch zum Thema<br />
Schulaufgaben und Schulnoten meint, erfahren Sie auf<br />
der nächsten Seite.<br />
35
Elternplanet <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Kleine Schulstunde<br />
für Eltern<br />
Schulaufgaben und Schulnoten sorgen in Familien<br />
immer wieder für Spannungen. Wie sollen Eltern reagieren,<br />
wenn das Kind seine Hausaufgaben nicht macht?<br />
Was tun, wenn die Schulnoten ungenügend sind?<br />
TEXT: Kathrin Buholzer<br />
Bei Hausaufgaben ist es wichtig,<br />
gemeinsam mit dem Kind Regeln<br />
aufzustellen. Wo und wann sollen<br />
die Aufgaben gemacht werden?<br />
Ein Hausaufgabenheft kann helfen,<br />
dass nichts vergessen geht.<br />
Wenn das Kind unselbständig ist,<br />
schauen Sie jeden Tag kurz mit<br />
ihm ins Heft, was es heute und in<br />
den kommenden Tagen erledigen muss. Bei vielen Aufgaben<br />
kann ein Wochenplan helfen, damit das Kind immer<br />
sieht, was es wann erledigen muss. Vergewissern Sie<br />
sich, ob Ihr Kind die Hausaufgaben verstanden hat, und<br />
geben Sie nur wenn nötig kleine Hilfestellungen. Lassen<br />
Sie es danach möglichst selbständig arbeiten. Vermeiden<br />
Sie es, wie eine nörgelnde Polizistin neben ihm zu<br />
sitzen. Sollte Ihr Kind die Aufgabe nicht verstehen und<br />
falsch lösen, versuchen Sie trotzdem, optimistisch und<br />
motivierend zu reagieren. Schauen Sie, dass es immer<br />
wieder Pausen einlegt und nicht zu lange an einer Aufgabe<br />
sitzt. Hilfe von extern – wie eine Hausaufgaben-<br />
hilfe – ist dann sinnvoll, wenn die Situation zwischen<br />
Eltern und Kind bereits zu angespannt ist.<br />
Je besser das Lösen von Hausaufgaben funktioniert,<br />
desto besser sollten dann auch die Schulnoten werden.<br />
Zu den Noten halte ich fest: Sie sollen als Standortbestimmung<br />
dienen und nicht das Kind unter Druck<br />
setzen oder ihm gar Angst machen. Also schimpfen Sie<br />
nicht, wenn Ihr Kind mit einer schlechten Note nach<br />
Hause kommt. Suchen Sie lieber das Positive, was alles<br />
gut geklappt hat. Erst dann besprechen Sie mit ihm,<br />
wo die Probleme liegen. Bei guten Noten ist Loben angebracht.<br />
Belohnungen wie Geld oder Geschenke sind<br />
nicht nötig und setzen das Kind nur zusätzlich unter<br />
Druck. Bei Schwierigkeiten, Über- oder Unterforderung<br />
des Kindes suchen Sie frühzeitig den Kontakt mit der<br />
zuständigen Lehrperson.<br />
Den Link zur Internetplattform Elternplanet von<br />
Kathrin Buholzer mit mehr Hinweisen zu Erziehungs-<br />
fragen finden Sie unter www.oekk.ch/magazin
Familienausflug <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Das Arosa-<br />
Ritual<br />
TEXT & FOTO: Michael Krobath<br />
«Immer muss ich ...!», schleudern mir meine Söhne täglich<br />
wie ein Mantra entgegen. «Und ich erst», pflege<br />
ich zu erwidern. Gefühlte zehn Mal hörte ich mir bereits<br />
Pauls Lieblingswitz an, hundert Mal las ich Luis<br />
«Asterix bei den Goten» vor und tausend Mal schon<br />
trennte ich die beiden Streithähne. Manchmal gleicht<br />
das Fami-lienleben einem Grand Canyon sich wiederholender<br />
Ereignisse. Und das, trösten uns die Erziehungsexperten,<br />
sei gar nicht schlecht. Denn gerade in<br />
einer sich rasch verändernden Welt im flexiblen Zap-<br />
Modus bräuchten Kinder verlässliche Fixpunkte und<br />
wiederkehrende Rituale, die Halt gäben.<br />
Ein Ritual, auf das sich alle vier Familienmitglieder<br />
freuen, ist unsere traditionelle Winterwoche in Arosa.<br />
Zuhinterst im Schanfigg, einem fantastischen Talkessel,<br />
liegt diese Ortschaft mit dem vielleicht wohlklingendsten<br />
Namen der Schweiz. Nicht nur die Höhenlage von<br />
1’800 Metern erinnert hier ans Engadin, sondern auch die<br />
mondänen Grandhotels, die beiden zugefrorenen Seen,<br />
kilometerlange Winterwanderwege. Und das Weisshorn<br />
zählt zu den erhabensten Panoramabergen der Alpen mit<br />
Blick auf Säntis, Churfirsten, Berner Alpen, Berninagruppe<br />
und Silvretta. Weit und breit ist kein Eingriff des<br />
Menschen in die Natur zu sehen. Unvorstellbar, dass dieser<br />
ehemalige Kurort für Lungenkranke im Volksmund<br />
noch vor 70 Jahren als «Pestort» verschrien war.<br />
Das Skigebiet enthält alle Zutaten für eine perfekte<br />
Familiendestination. Es ist kompakt, den ganzen Tag<br />
besonnt und pflegt eine abwechslungsreiche Hüttenkultur:<br />
Schnitzelbrot in der mondänen Carmenna-<br />
Hütte, Gerstensuppe in der traditionellen Sattelhütte,<br />
Burger in der Skihütte. Weitere empfehlenswerte Rituale<br />
sind die Schlittelfahrt hinunter nach Lützelrüti, ein<br />
Spaziergang auf dem Eichhörnliweg oder eine Langlaufrunde<br />
oben auf Maran. Arosa hat schlicht einen<br />
unschlagbaren Charme. Leider kann auch der nicht<br />
verhindern, dass es spätestens in der Pubertät heisst:<br />
«Immer müssen wir ...»<br />
> Besuchen Sie mit oder ohne Kinder den Swiss Snow<br />
Walk & Run am 7. Januar 2012 in Arosa. <strong>ÖKK</strong> Kunden<br />
erhalten 10 Prozent Rabatt (siehe Seite 4).<br />
37
Die beiden Gründer der Pakka AG, Ueli Baruffol und Balz Strasser, im Zürcher Warenlager.
Kundenporträt <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 39<br />
Harte Schale, fairer Kern<br />
In Zürich sind die Cashewnüsse von Pakka längst<br />
in aller Munde. Schliesslich sind sie nicht nur gut für den<br />
Gaumen, sondern auch fürs Gewissen.<br />
TEXT: Christoph Kohler _ _ FOTO: Gian Marco Castelberg<br />
Beginnen wir diese Geschichte mit dem genüsslichen<br />
Ende ihrer Hauptfigur, der Cashewnuss. Wie sie in<br />
unserem Mund zermalmt wird, bevor sie endgültig im<br />
Schlund verschwindet. Billig sind sie nicht, die bunten<br />
Tütchen mit Cashews (gesprochen «Käschus»), die seit<br />
ein paar Jahren an jeder zweiten Theke Zürichs feilgeboten<br />
werden. Trotzdem kann ihnen niemand widerstehen.<br />
Manche mögen’s heiss und greifen zu den mit Chili,<br />
Pfeffer oder Curry gewürzten Nüssen. Andere geniessen<br />
sie «nature», so wie Balz Strasser es tat, als er vor acht<br />
Jahren im Rahmen seiner landwirtschaftlichen Doktorarbeit<br />
in der südindischen Region Malabar weilte.<br />
Die Kostprobe gedieh zur Geschäftsidee, den<br />
schmackhaften Rohstoff zu fairen Bedingungen in die<br />
Schweiz und nach Europa zu importieren. Allein wollte<br />
Balz Strasser dieses Wagnis jedoch nicht auf sich<br />
nehmen. Nach der Rückkehr nach Zürich organisierte<br />
seine Freundin ein gemeinsames Abendessen mit ihrer<br />
Schwester und deren Liebstem: Ueli Baruffol, frisch diplomierter<br />
Forstingenieur. Klar, dass Strasser bald einmal<br />
auf die Nüsse zu sprechen kam. Wenig später gründete er<br />
mit Baruffol die Pakka AG. Die erste Ladung Cashews<br />
verpackten die Jungunternehmer auf einem Wohnzimmertisch,<br />
verschickten sie an Detaillisten und erhielten<br />
bald Antwort: Wir wollen mehr! Viel mehr! Heute importiert<br />
die Pakka AG mit sechs Angestellten 400 Tonnen<br />
Nüsse und andere Südfrüchte im Jahr. Einen (kleinen)<br />
Teil davon verarbeitet das Unternehmen selbst zu<br />
Snacks, die im Onlineshop, in Bars, Delikatessenläden<br />
oder an Partner wie die Swiss verkauft werden.<br />
DER STOLZ DER HANDELSPARTNER<br />
«Pakka» bedeutet auf Hindi so viel wie «solid» und «erstklassig».<br />
Tatsächlich steht Qualität bei Pakka an erster<br />
Stelle. Schliesslich sei man keine Entwicklungshilfe-<br />
organisation, sondern eine gewinnorientierte AG, sagt<br />
Strasser. «Wir bewegen uns auf dem Markt, da liegen<br />
durchschnittliche Qualität oder unzuverlässige Lieferungen<br />
nicht drin.» Zu seinen Hauptaufgaben zählt deshalb,<br />
jedes Jahr Handelspartner in Indien, Kenia, Uganda,<br />
Ghana oder Palästina im Qualitätsmanagement zu<br />
schulen, während sich Ueli Baruffol ums Marketing und<br />
um die Produktentwicklung kümmert.<br />
Zeigt Strasser auf seinen Reisen Fotos von fertig abgepackten<br />
getrockneten Bananen, Nüssen oder Kokosraspeln,<br />
die in Schweizer Auslagen liegen, leuchten die Augen<br />
der Produzenten vor Stolz und Dankbarkeit dafür,<br />
dass Pakka ihre Ernte Jahr für Jahr zu einem fairen und<br />
fixen Preis vorfinanziert. Ein Restrisiko bleibt für alle<br />
Beteiligten, weil der Markt für tropische Bio- und Fair-<br />
Trade-Produkte klein und schwankend ist. Soll Eduard,<br />
ein Bauer aus Uganda, in eine neue Trocknungsanlage für<br />
seine Apfelbananen investieren? Immerhin hatte Strasser<br />
beim letzten Besuch eine Bestellung über 6 Tonnen der<br />
getrockneten Früchte in der Tasche. Doch was, wenn<br />
der Grossdetaillist im darauf folgenden Jahr das Produkt<br />
wieder aus dem Regal nimmt?<br />
«Es ist ein spannendes Geschäft, das viel auf Vertrauen<br />
beruht», sagt Strasser. Für ihn ist es nach wie vor ein<br />
kleines Wunder, dass der Handel zwischen so unterschiedlichen<br />
Kulturen klappt. Zum Glück! So können<br />
wir in der Adventszeit mit gutem Gewissen den Schokocashews<br />
oder -mandeln von Pakka ein genüssliches<br />
Ende setzen.<br />
> Die Pakka AG ist Unternehmenskunde bei <strong>ÖKK</strong>.<br />
Weihnachtszeit ist Nüsslizeit!<br />
Mit dem Code «<strong>ÖKK</strong>@Pakka» erhalten Sie 10 Prozent<br />
Rabatt auf Ihren Einkauf im Pakka Onlineshop<br />
www.pakka.ch
©2011 Disney<br />
AB JANUAR 2012<br />
www.disney.ch<br />
NUR IM KINO!