16.12.2012 Aufrufe

Magazin - ÖKK

Magazin - ÖKK

Magazin - ÖKK

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nr. 4 Dezember 2011<br />

<strong>Magazin</strong><br />

TITELTHEMA:<br />

EIGENVERANTWORTUNG<br />

Weitere Themen: Gentests im Internet _ Fehlgeburten _ Schulnoten<br />

MIT DOSSIER ZUM THEMA:<br />

PENSIONSKASSEN<br />

S.19 – 22


Wildlachs vom Spezialisten<br />

Aus nachhaltiger Fischerei.<br />

Profitieren Sie von<br />

15%<br />

Rabatt auf unsere…<br />

…100g und 250g Portionen Rotlachs bei<br />

einer Bestellung ab 13 Franken.<br />

Angebot gültig bis 22. Dezember 2011.<br />

mygourmet.ch<br />

Schwitter Remo<br />

Dachseggstrasse 20 D<br />

8630 Rüti<br />

078 698 25 20<br />

www.mygourmet.ch<br />

bestellung@mygourmet.ch


Inhaltsverzeichnis Editorial 03<br />

06<br />

16<br />

38<br />

06 TITELTHEMA<br />

Eigenverantwortung:<br />

Wie sie entsteht,<br />

warum sie wichtig ist<br />

14 SCHREIBWETTBEWERB<br />

Neu zum Thema<br />

«Der perfekte Papi»<br />

16 <strong>ÖKK</strong> CLUB<br />

«Winterhassitis»?<br />

Nicht im <strong>ÖKK</strong> Club<br />

23 GESUNDHEIT<br />

Gentests im Internet<br />

30 REPORTAGE<br />

Tabuthema<br />

Fehlgeburt<br />

38 KUNDENPORTRÄT<br />

Pakka AG:<br />

fein und fair<br />

IMPRESSUM <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> / <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong>e _ vierteljährliche<br />

Publikation für die <strong>ÖKK</strong> Kunden _ 23. Jahrgang _ 4 / 2011<br />

AUFLAGE 86’000 HERAUSGEBER <strong>ÖKK</strong> _ Bahnhofstrasse 9 _<br />

7302 Landquart _ Telefon 058 456 10 10 _ magazin@oekk.ch<br />

CHEFREDAKTORIN Manja Liesch (a.i.) REDAKTION<br />

Brand Affairs AG _ Christoph Kohler _ Bernhard Widmer<br />

REDAKTIONELLE MITARBEIT Fadrina Arpagaus _ Kathrin<br />

Buholzer _ Evelin Hartmann _ Michael Krobath _ Marietta Widmer<br />

FOTO Gian Marco Castelberg _ Flurina Rothenberger ART<br />

DIRECTION Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker<br />

KORREKTORAT Lektorama Cadonau und Cavegn DRUCK gdz AG<br />

Eigenverantwortung<br />

– aus Solidarität!<br />

Unser Gesundheitssystem beruht einerseits darauf,<br />

dass die einen via Prämien und Steuern sehr<br />

viel mehr in das System einbezahlen, als sie je an<br />

Leistungen beziehen, während die anderen sehr viel<br />

mehr Leistungen beziehen, als sie je in das System<br />

einbezahlen. Das ist das Versicherungsprinzip des<br />

geteilten Risikos, denn Krankheit und Unfall könnenjedenvonunstreffen.Andererseitsberuhtesaber<br />

auch auf dem Solidaritätsgedanken: Die Gesunden<br />

sind mit den Kranken und die Wohlhabenden mit<br />

den weniger Vermögenden über die Prämienverbilligung<br />

solidarisch. Dieses System funktioniert aber<br />

nur so lange, als sich alle seine Teilnehmer eigenverantwortlich<br />

verhalten. Und das bedeutet, dass<br />

sie das System nicht überstrapazieren. Das betrifft<br />

die Spitäler, die ihre Patienten nicht länger behalten<br />

als nötig. Es betrifft die Ärzte, die ihren Patienten<br />

nicht zu überflüssigen Therapien raten. Es betrifft<br />

die Pharmaindustrie, die ihre Medikamente nicht<br />

überteuert. Und es betrifft uns Krankenversicherungen,<br />

die ihre Verwaltungskosten nicht aufblähen.<br />

Der Eigenverantwortung bedarf es aber auch<br />

auf Seiten der Versicherten, also auf Ihrer Seite. Sie<br />

nehmen sie wahr, indem Sie das medizinische Angebot<br />

nicht über Bedarf in Anspruch nehmen, Ihre<br />

Arztrechnungen kontrollieren und ein Managed-<br />

Care-Angebot zumindest prüfen. Weil Eigenverantwortung<br />

ein so wichtiges Thema ist, widmen<br />

wir ihr die Titelgeschichte dieser Ausgabe. Eine<br />

spannende Lektüre wünscht Ihnen<br />

Ihr Stefan Schena


Frisch <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

FRISCH BEWEGT: SWISS SNOW WALK & RUN _ _ Ein sportliches Erlebnis in zwei<br />

bezaubernden Winterlandschaften: Dies bietet der Swiss Snow Walk & Run<br />

am 7. Januar 2012 in Arosa und am 3. März 2012<br />

in Engelberg. Eingeladen sind Walkerinnen und<br />

Walker, Läuferinnen und Läufer sowie Schneeschuhfans.<br />

Die professionell präparierten Strecken<br />

reichen von 6 Kilometern Länge bis zum<br />

21 Kilometer langen Halbmarathon. Mit anderen<br />

Worten: Einsteiger sind genauso willkommen wie<br />

Schneesportskanonen. Und damit auch Angehörige<br />

und Freunde mitfeiern können, gibt es eine Snow-<br />

Afternoon-Party.<br />

> <strong>ÖKK</strong> Kunden (plus max. zwei Begleitpersonen) profitieren bei Anmeldung bis<br />

14. Dezember 2011 für Arosa (info@snowwalkrun.ch) und 6. Februar 2012 für<br />

Engelberg (sekretariat@snowwalkrun.ch) unter Angabe der Mitgliedsnummer von<br />

10 Prozent Reduktion aufs Startgeld. Weitere Infos unter www.snowwalkrun.ch<br />

FRISCH IM NETZ: FAMILIANISTAS.CH _ _ «Fashionistas» nennt man in der<br />

Modewelt Menschen (meist Frauen), die eine übertriebene Vorliebe<br />

für Kleider, Schuhe und Accessoires haben. Jetzt gibt es neuerdings<br />

auch «Familianistas», Menschen (leider ebenfalls meist Frauen), die eine<br />

übersteigerte Vorliebe fürs Familienleben haben. In einem Land wie<br />

der Schweiz mit einer Geburtenrate von 1,5 Kindern pro Frau ist<br />

das eine gute Nachricht. Warum eine Familie nicht in erster Linie Verzicht,<br />

sondern Vielfalt, Lust und Freude bedeutet, zeigt das neue<br />

Familienportal familianistas.ch. Hier schreiben Eltern für Eltern über<br />

das, was das Familienleben so schön macht: vom Ausflug ins holzgemütliche<br />

jurassische Familienhotel bis zur Nähanleitung für Lederleggins<br />

oder zum Kauftipp Klappmesser. Klappmesser? Ja, richtig,<br />

familianistas.ch richtet sich nicht nur an Mütter, sondern auch an Väter.<br />

> www.familianistas.ch


FRISCH GESCHMOLZEN: KÄSEFONDUESET _ _ Es wird kalt.<br />

Zeit, es sich wieder daheim gemütlich zu machen. Am<br />

besten mit Freunden und der ganzen Familie. Und mit<br />

dem Käsefondueset «Alphornbläser» von Kuhn Rikon,<br />

denn damit wird das Fondue nicht nur zum Gaumen-,<br />

sondern auch zumAugenschmaus. Das liegt vor allem an dem rot<br />

glasierten Caquelon mit Echtgold-Dekor, einer edlen Hülle für eine<br />

einfach-gute Speise! Das Set besteht aus Rechaud, sechs Gabeln und<br />

Brenner gefüllt mit Brennpaste. Einfach anzünden und der Fonduespass<br />

kann losgehen. En Guete!<br />

> <strong>ÖKK</strong> Kunden erhalten 20 Prozent Rabatt aufs gesamte Kuhn-Rikon-Fonduesortiment. Der Coupon-<br />

Code lautet: OK20-QNJ2FL-9ISKR8. Viel Spass beim Einkaufen unter www.kuhnrikon.ch<br />

FRISCH ERKLÄRT: DIE WELT _ _ Bin ich wirklich ich? Darf man Tiere<br />

essen? Kinderfragen bringen oft auch Erwachsene ins Grübeln. Der<br />

Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht («Wer bin ich –<br />

und wenn ja wie viele?») hat nachgeforscht und einen Sommer lang<br />

mit seinem Sohn Oskar Spaziergänge durch Berlin unternommen: auf<br />

den Fernsehturm, in die Synagoge, ins Naturkundemuseum. Dabei<br />

hat er vor allem den Fragen seines Kindes gelauscht. Das Ergebnis ist<br />

nun in «Warum gibt es alles und nicht nichts?» nachzulesen. Prechts<br />

Antworten auf die Fragen der Kinder sind erhellend – für Kinder und<br />

Erwachsene ebenso.<br />

> Wir verlosen «Warum gibt es alles und nicht nichts?» von Richard David Precht<br />

(Goldmann Verlag 2011, 26.90 Franken) drei Mal in unserem Schreibwettbewerb<br />

auf Seite 14.<br />

05


Post holen – im Städtischen Kindergarten in Luzern wird schon früh eigenverantwortliches Handeln geübt.


Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 07<br />

Eigenverantwortung<br />

Wie sie entsteht, warum sie wichtig ist<br />

Jahr für Jahr steigen die Gesundheitskosten. Ein<br />

Vorschlag für Einsparungen zielt direkt auf unser Verhalten<br />

als Krankenversicherte: mehr Eigenverantwortung.<br />

TEXT: Evelin Hartmann _ _ FOTO: Flurina Rothenberger


Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Dicke Tränen kullern über Lisas* Gesicht. Immer wieder<br />

streicht sie sich über die Stelle im Haar, wo frühmorgens<br />

noch die glitzernde Haarspange gesteckt hatte.<br />

«Was habe ich euch über die Sachen gesagt, die ihr<br />

von Zuhause mitbringt?», fragt die Kindergärtnerin in<br />

die Runde. Zehn Hände schnellen in die Höhe. «Wir<br />

müssen selber darauf aufpassen», sagt Lisas Kindergartenkollegin.<br />

Die Kindergärtnerin nickt: «Genau!» Tagtäglich<br />

erinnert sie die Mädchen und Buben des Städtischen<br />

Kindergartens Luzern daran, Verantwortung für<br />

die eigenen Sachen zu übernehmen. Das ist Teil ihres<br />

Erziehungsauftrags.<br />

Schon früh hören Kinder von den Erwachsenen, dass<br />

sie für ihre Taten oder Untaten selbst einstehen müssen.<br />

Je älter sie werden, desto mehr. Spätestens aber mit<br />

der Mündigkeit, in der Schweiz mit 18 Jahren. Noch<br />

werden die Eltern der fünfjährigen Lisa den Verlust<br />

der Haarspange verzeihen und ihr eine neue kaufen. In<br />

15 Jahren aber würden sie sagen: Selber schuld! Eigenverantwortung<br />

bedeutet, dass man die Konsequenzen<br />

seines Handelns – oder Unterlassens – selber trägt. Im<br />

Erwachsenenalter heisst Eigenverantwortung vor allem,<br />

dass man für sich selber sorgt und nicht von anderen<br />

finanziell abhängig ist.<br />

Dennoch gibt es Grenzen der Eigenverantwortung.<br />

Auch für Erwachsene. Denn wir alle sind auch dem<br />

Schicksal ausgesetzt, d.h. Ereignissen, die uns heimsuchen,<br />

ohne dass wir etwas dafür können.<br />

KRANKHEIT UND DIE GRENZEN<br />

DER EIGENVERANTWORTUNG<br />

Fast täglich ist Bettina Tanay (43) früher mit dem Velo<br />

von ihrem Wohnort im luzernischen Oberkirch zum<br />

Einkaufen oder Arbeiten nach Sursee gefahren. «Das<br />

hielt mich fit», erinnert sich die Mutter von drei Kindern.<br />

Sie war aktiv, lebte gesund – und doch musste sie<br />

ihr Velo schon in jungen Jahren gegen einen Rollstuhl<br />

eintauschen. 1994 hatte sie während der Schwangerschaft<br />

zum ersten Mal dieses eigentümliche Taubheitsgefühl<br />

in der linken Hand und im rechten Bein gespürt.<br />

Das Kind liege ungünstig, hatte sie ihr Arzt beruhigt.<br />

Doch die Schübe traten auch nach der Schwangerschaft<br />

immer wieder auf. 1997 dann die Diagnose: multiple<br />

Sklerose, eine unheilbare Erkrankung des zentralen<br />

Nervensystems. Drei Jahre später ging es Bettina Tanay<br />

trotz intensiver Behandlung so schlecht, dass sie<br />

zu Hause von einem Pflegedienst unterstützt werden<br />

musste. Jeden Tag. Selbst zum Aufstehen war sie allein<br />

zu schwach.<br />

Warum gerade sie von diesem Schicksalsschlag getroffen<br />

wurde, fragt sich Bettina Tanay bis heute. Eines<br />

aber ist sicher: Nichts, was sie gemacht oder unterlassen<br />

hat, steht in einem Zusammenhang mit ihrer Krankheit.<br />

Sie kann für sie in keiner Weise verantwortlich gemacht<br />

werden. Genau dieser Erkenntnis, dass jeder und jede<br />

schuldlos schwer erkranken und hilfsbedürftig werden<br />

kann, entspringt der Versicherungsgedanke: Viele mehr<br />

oder weniger gesunde Menschen zahlen Geld in einen<br />

gemeinsamen Topf, damit wenige mehr oder weniger<br />

kranke Menschen durch das Geld in diesem Topf geheilt<br />

oder zumindest unterstützt werden können. Denn natürlich<br />

hätte Bettina Tanay für die vielen Behandlungen<br />

und Medikamente niemals selbst aufkommen können.<br />

Die Therapiekosten für schwere chronische Erkrankungen<br />

können über die Jahre und Jahrzehnte ins Unermessliche<br />

anwachsen. Dank der guten medizinischen Betreuung<br />

gehe es ihr heute aber viel besser, sagt Bettina Tanay,<br />

und dafür sei sie unendlich dankbar. An guten Tagen<br />

schafft sie es heute, allein die Wohnung zu putzen und<br />

sogar für ihre Familie zu kochen. Nur für eine berufliche


Der «Ämtli-Plan» zeigt den Kindern, was sie selbständig zu erledigen haben.<br />

Tätigkeit reicht ihre Kraft nicht. Das schmerzt sie am<br />

meisten: abhängig zu sein nicht nur von Medikamenten,<br />

sondern auch von der IV-Rente und der Versicherung –<br />

und damit von anderen. Ohne selbst für ihre Krankheit<br />

verantwortlich zu sein, hat Bettina Tanay verloren, was<br />

von jedem mündigen Menschen erwartet wird: dass er<br />

in Eigenverantwortung für sich selber sorgt.<br />

OHNE SELBSTBEWUSSTSEIN,<br />

KEINE EIGENVERANTWORTUNG<br />

Woher kommt Eigenverantwortung?<br />

Psychologen sagen, die Eigenverantwortung<br />

beruhe auf unserem Wunsch nach<br />

Selbstbestimmung und Unabhängigkeit,<br />

und dieser Wunsch stecke tief in uns<br />

drin. Das könne man schon bei kleinen<br />

Kindern beobachten. Die Leiterin des<br />

Kindergartens in Luzern, Sabine Zimmermann,<br />

kennt diese Phasen, in denen<br />

die Kinder plötzlich unbedingt alles selber<br />

machen wollen. Plötzlich wollen die<br />

Kleinen die Mütze selber auf den Kopf<br />

ziehen, die Schuhbändel binden oder das<br />

Licht an- und ausschalten. So anstrengend<br />

die Autonomiebestrebungen für die<br />

Kindergärtnerin oder die Eltern manchmal<br />

sind, so wichtig sind sie für die kindliche<br />

Entwicklung, erklärt der Entwicklungspsychologe<br />

August Flammer: «Das<br />

Kind lernt in diesen Handlungen, dass es<br />

selber etwas bewirken kann. Es hat Erfolg,<br />

entwickelt Stolz und damit Selbstvertrauen.»<br />

Und Selbstvertrauen, sagt<br />

Flammer, sei die Grundvoraussetzung<br />

für Initiative und eigenverantwortliches<br />

Handeln.<br />

Das Erlernen von eigenverantwortlichem Handeln ist<br />

das eine, das andere ist die Bereitschaft der Eltern, diesen<br />

kindlichen Wunsch nach Selbstbestimmung und<br />

Unabhängigkeit zu erhalten. Dabei spiele es eine grosse<br />

Rolle, wie die Umwelt auf die Erfolge und Misserfolge<br />

des Kindes reagiere, erklärt Flammer. Es mache einen<br />

><br />

09


Eigenverantwortung schützt nicht zwingend vor schweren Krankheiten. Bettina Tanay hat multiple Sklerose.


Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 11<br />

Unterschied, ob man sage: «Das kannst du nicht!», oder<br />

aber: «Diese Aufgabe ist für dich noch zu schwierig!»<br />

Flammer weist auf Studien hin, die zeigen, dass eine<br />

Reaktion, die den Optimismus stützt, die Entwicklung<br />

des Kindes zur Selbständigkeit positiv beeinflusst.<br />

Denn wer sich später selber nichts zutraut, wird passiv<br />

und verlässt sich, wo immer er kann, auf die Hilfe anderer.<br />

VIER MAL KRANK IN 93 JAHREN<br />

Die Hilfe anderer? Häufig hört man heute, früher seien<br />

die Menschen seltener zum Arzt gegangen und hätten<br />

mehr Eigenverantwortung übernommen. So wie Barbara<br />

Liesch aus Malans GR, die mit ihren 93 Jahren bis heute<br />

ein möglichst eigenständiges Leben führt. Nur vier Mal<br />

musste sie in ihrem Leben bisher ins Krankenhaus. Das<br />

erste Mal 1943, das letzte Mal 2008 wegen eines Oberschenkelhalsbruchs.<br />

Ihre sechs Kinder hat sie zu Hause<br />

mit Unterstützung einer Hebamme zur Welt gebracht.<br />

Wie lange sie sich nach der Niederkunft jeweils geschont<br />

habe? Barbara Liesch lacht auf. Sofort aufgestanden sei<br />

sie. Die Arbeit im familieneigenen Milchladen und in<br />

der Ferienpension habe nicht lange warten können. Und<br />

noch heute sorgt die alte Dame für sich selbst, wäscht,<br />

putzt, kocht jeden Tag ihr Essen. Zu Hause. Ein Hausnotfallknopf<br />

neben ihrem Bett gibt ihr ein sicheres Gefühl<br />

– für den Fall der Fälle. Zugegeben, seit einigen Jahren<br />

müsse sie wegen ihres Altersdiabetes öfter zum Arzt,<br />

sagt Liesch. Aber früher? Eine Erkältung im Winter hat<br />

sie mit Tee, Schonung und einem Dampfbad wegkuriert.<br />

So war das in ihrer Generation.<br />

Gewiss: Würde jeder Versicherte leben wie Barbara<br />

Liesch, wäre das ein gewaltiger Schritt zur Reduzierung<br />

der Gesundheitskosten. Genau deshalb appellieren so<br />

viele Politiker, Krankenversicherungsvertreter und<br />

Branchenkenner immer wieder an unsere Eigenverantwortung:<br />

Wir sollen mehr Sport treiben, mit dem Velo<br />

zur Arbeit fahren, mehrmals am Tag Gemüse essen,<br />

genügend schlafen, wenig Alkohol trinken, gar nicht<br />

rauchen. Kurz: Wir sollen durch mehr Eigenverantwortung<br />

weniger krank werden. Und nicht nur das: Wenn<br />

wir trotzdem krank werden, sollen wir die Leistungen<br />

unseres hervorragenden Gesundheitssystems nur in<br />

dem Mass in Anspruch nehmen, wie es medizinisch<br />

angezeigt ist.<br />

DAS SOLIDARITÄTSPRINZIP NICHT ÜBERSTRAPAZIEREN<br />

Nur denken da viele Versicherte anders. Sie finden, dass<br />

ihnen Gesundheitsleistungen à discrétion zustehen, weil<br />

sie ja Monat für Monat hohe Prämien bezahlen. Eine<br />

trockene Nasenschleimhaut? Warum nicht einen Spezialisten<br />

aufsuchen? Die Krankenversicherung bezahlt’s<br />

ja. Ungeachtet der Frage, wie sinnvoll in diesem konkreten<br />

Fall der Besuch beim Spezialisten wäre, kritisiert<br />

Peter C. Meyer einen Trend zur Überbehandlung. Er<br />

ist Direktor des Departements Gesundheit an der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Zu<br />

viele Menschen betrachten in seinen Augen den in der<br />

Schweiz reich bestückten Gesundheitsmarkt als Selbstbedienungsladen.<br />

«Viele Patienten gehen zum Beispiel<br />

mit derselben Krankheit von Arzt zu Arzt und praktizieren<br />

das so genannte Doctor Shopping, das hohe<br />

Kosten verursacht», weiss Meyer.<br />

Vom Gesundheitssystem beliebig Leistungen einzufordern,<br />

weil man ja Prämien bezahlt hat – dieser<br />

Haltung liegt ein fundamentales Missverständnis des<br />

Krankenversicherungsgedankens zugrunde. Prämien<br />

>


Titelgeschichte <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 12<br />

Kaputte Kleider flickt Barbara Liesch gleich selber.<br />

sind nämlich nicht Vorauszahlungen für Leistungen,<br />

die wir später beziehen dürfen – wie etwa die Einzahlungen<br />

in die AHV oder Pensionskasse. Versichert wird<br />

vielmehr das Risiko, zu erkranken, vielleicht sogar so<br />

schwer zu erkranken wie Bettina Tanay. Damit wir in<br />

einem solchen Fall mehr erhalten, als wir einbezahlt haben,<br />

ist es notwendig, dass andere Menschen wie Bar-<br />

bara Liesch in ihrem Leben mehr einbezahlt<br />

haben, als sie je an Leistungen<br />

beziehen werden. Die Gesunden zahlen<br />

für die Kranken, darin besteht die Solidarität.<br />

Aber diese Solidarität funktioniert<br />

nur so lange, als die Gesunden wie<br />

die Kranken so eigenverantwortlich wie<br />

möglich zu leben versuchen.<br />

Der Weg zu mehr Eigenverantwortung<br />

beginnt mit der Erziehung. Auch<br />

im besagten Kindergarten in Luzern. An<br />

einer Wand hängt ein grosser «Ämtli-<br />

Plan» mit allerlei Aufgaben. Jeden Tag<br />

gibt es was zu tun, jeden Tag müssen die<br />

Kinder Verantwortung übernehmen, mal<br />

als Briefkasten-, mal als Telefon-, Blumen-<br />

oder Wetteruhr-Chef. Die kleine<br />

Lisa hat gerade die Post aus dem Briefkasten<br />

geholt. Ihre Haarspange hat sie<br />

noch nicht wieder gefunden. Morgen<br />

wird sie den Haarreifen auf der Kommode<br />

im Eingangsbereich ablegen und dort<br />

am Abend wiederfinden. Schliesslich ist<br />

es ihr Lieblingshaarreifen. Und der ist<br />

ihr kostbar – wie den grossen Erwachsenen<br />

das Gesundheitssystem kostbar sein<br />

sollte.<br />

* Name der Redaktion bekannt.


Erkältungen hat Barbara Liesch mit Tee und Dampfbädern wegkuriert. Eigenverantwortung senkt die Gesundheitskosten.


Kundenseite <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 14<br />

<strong>ÖKK</strong> Schreibwettbewerb – der Siegertext<br />

Schuld sind<br />

immer die Anderen<br />

Zwei Frauen treffen sich auf einer Parkbank. «Oh, mein<br />

Kopf!», klagt Frau Muster und fasst sich mit der Hand<br />

an die Stirn. «Dieses Wetter bereitet mir Kopfschmerzen!<br />

Und mein Arzt hat mir Tabletten verschrieben, die<br />

nicht wirken, und die nicht einmal von der Krankenversicherung<br />

bezahlt werden, dabei sind sie so teuer!»<br />

Sie seufzt.<br />

Nach einer kurzen Pause fährt Frau Muster fort: «Die<br />

Tabletten sind so teuer, dass ich jetzt den Nachhilfeunterricht<br />

für meinen Sohn nicht mehr bezahlen kann.»<br />

– «Nachhilfeunterricht?», hakt die Andere, Frau Meier,<br />

nach. «Der Lehrer meines Sohnes ist unfähig», ereifert<br />

sich Frau Muster, «und das Klassenklima ist so schlecht,<br />

dass sich mein Sohn kaum konzentrieren kann. Darum<br />

braucht er Nachhilfeunterricht. Aber durch die Sparpolitik<br />

der Krankenversicherungen können wir uns die<br />

Nachhilfe nicht mehr leisten.»<br />

Frau Muster fährt sich abermals mit der Hand durch<br />

ihre blondierten, dauergewellten Haare. «Oh, mein<br />

Kopf! Alles hängt an mir. Mein Mann kann unseren<br />

Sohn nicht mehr unterstützen, seit er ein Burnout erlitten<br />

hat. Sein Chef kümmert sich nicht um die Gesundheit<br />

seiner Mitarbeiter und lässt meinen Mann ständig<br />

Überstunden machen.»<br />

Nun steht Frau Meier auf und erwidert: «Mir scheint,<br />

Sie sollten das Wetter, Ihren Arzt, Ihre Kopfschmerztabletten,<br />

Ihre Krankenversicherung, den Lehrer ihres<br />

Sohns sowie den Arbeitgeber Ihres Mannes wechseln,<br />

dann hätten Sie keine Probleme mehr.» Langes Schweigen.<br />

Dann nickt Frau Meier Frau Muster freundlich zu,<br />

zieht mit wenigen gekonnten Handgriffen die Schrauben<br />

ihrer Beinprothese fest und spaziert vergnügt pfeifend<br />

von dannen.<br />

Corina Lendfers (32), Trin Mulin<br />

Wir gratulieren Corina Lendfers zum Gewinn einer Übernachtung<br />

für zwei Personen im Hotel Schweizerhof, Lenzerheide.<br />

Gleichzeitig bedanken wir uns bei allen Teilnehmenden<br />

für die tollen Geschichten, die sie uns geschickt haben.<br />

Übernachtung<br />

in Arosa<br />

zu gewinnen!<br />

Neuer Schreibwettbewerb:<br />

«Der perfekte Papi»<br />

Väter haben’s nicht leicht: Geld verdienen, mit den<br />

Kindern spielen, gefühlvolle Ehepartner sein ...<br />

Und was noch? Ob Sie Papa, Mama oder Kind<br />

sind – schreiben Sie uns, wie Sie sich den «perfekten<br />

Papi» vorstellen! Mitmachen lohnt sich! Ihre<br />

Geschichte (max. 1’500 Zeichen) schicken Sie<br />

unter Angabe Ihres Alters und Wohnorts bis 16. Januar<br />

2012 mit dem Betreff «Schreibwettbewerb»<br />

an manja.liesch@oekk.ch. Der Siegertext wird im<br />

kommenden <strong>Magazin</strong> abgedruckt werden.<br />

1. Preis:<br />

Eine Übernachtung während der Sommersaison<br />

2012 für zwei Personen im Sporthotel Valsana,<br />

Arosa, inkl. Halbpension sowie Benützung des<br />

Wellnessbereichs und einer kleinen Massage im<br />

Gesamtwert von 536 Franken.<br />

2. – 4. Preis:<br />

Je ein Buch «Warum gibt es alles und nicht<br />

nichts?» vom Papi Richard David Precht im Wert<br />

von 26.90 Franken (siehe Seite 4).


Ökk Club<br />

Winterhassitis<br />

Gutscheine mit<br />

Vergünstigungen<br />

Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.<br />

Tolle Winterausflüge zum Schnäppchenpreis<br />

Ausgabe Dezember 2011<br />

Geriet Ihr <strong>ÖKK</strong> Club Booklet in<br />

fremde Hände?<br />

Bestellen Sie es einfach online<br />

nach unter www.oekk.ch/club.


Club <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

«Winterhassitis»? Nicht im <strong>ÖKK</strong> Club<br />

Wenn es draussen knackig kalt wird, schneit und windet, wünschen sich manche nichts<br />

sehnlicher als den Sommer zurück. Sie leiden unter einer «Winterhassitis», oft begleitet von<br />

Schnupfen und Müdigkeit. Eine hartnäckige Verstimmung, gegen die <strong>ÖKK</strong> ein Gegenmittel<br />

hat: ein Dutzend Winterfreuden im <strong>ÖKK</strong> Club. Zum Beispiel könnten Sie sich in der Tamina<br />

Therme in Bad Ragaz entspannen oder beim EarlyBird-Skifahren auf der Lenzerheide frühmorgens<br />

der Erste auf der Piste sein. Das Booklet mit den Vergünstigungen für <strong>ÖKK</strong> Kunden<br />

finden Sie auf Seite 15. Viel Vergnügen!<br />

Erlebnis<br />

Aktivität<br />

Region<br />

Joker<br />

Meiringen-Hasliberg<br />

60 km präparierte<br />

Pisten<br />

Familienskigebiet<br />

mit Skihäsliland und<br />

Kids Park<br />

BE – Haslital<br />

Frühstücksbuffet im<br />

Panoramarestaurant<br />

«Alpen tower»<br />

www.meiringen-hasliberg.ch<br />

Wellnessoase<br />

Tamina Therme<br />

Entspannung im Thermalwasser<br />

& in der Sauna<br />

Baden, saunieren,<br />

Aqua-Kurse<br />

SG – Bad Ragaz<br />

Magische Lichterwelt<br />

www.taminatherme.ch<br />

Grüsch-Danusa<br />

Die persönlichste<br />

Freizeitbühne in<br />

Graubünden<br />

Kinderskiland mit<br />

vielen Attraktionen<br />

GR – Prättigau<br />

30% Rabatt auf Mietmaterial<br />

im März 2012<br />

www.gruesch-danusa.ch<br />

Lenzerheide<br />

EarlyBird-Skifahren ab<br />

6.30 Uhr (nur sonntags)<br />

Schneesport auf zwei<br />

sonnigen Talseiten<br />

GR – Lenzerheide<br />

Halber Preis in den<br />

Bergrestaurants mit<br />

Halbtax / GA<br />

www.lenzerheide.com<br />

Hotelcard<br />

Hotelzimmer zum<br />

½ Preis buchen<br />

Aktivferien in der<br />

ganzen Schweiz<br />

Ganze Schweiz<br />

Ferien zum halben Preis<br />

www.hotelcard.com


Schamser Heilbad<br />

Wellness, Spass<br />

und Erholung<br />

Schwimmen im<br />

Mineralbad – drinnen<br />

und draussen<br />

GR – Region Viamala<br />

Jeden Monat wird eine<br />

Saisonkarte verlost<br />

www.mineralbadandeer.ch<br />

Sportbahnen Bergün<br />

Skisport im<br />

Winterparadies<br />

Ski fahren, snow-<br />

boarden, Langlauf<br />

GR – Bergün<br />

Bei einem zahlenden<br />

Erwachsenen fährt ein<br />

Kind bis 12 Jahre gratis<br />

www.berguen-filisur.ch<br />

Thermalbad Zurzach<br />

Disentis<br />

Thermal- und<br />

Saunalandschaft<br />

60 km präparierte Pisten<br />

Ski fahren, snowboarden,<br />

freeriden, wandern<br />

GR – Surselva, Disentis<br />

Rabatt für Familien<br />

und Gruppen<br />

www.disentis3000.ch<br />

Trainieren, schwimmen,<br />

saunieren<br />

AG – Zurzibiet<br />

Romantik-Spa für zwei<br />

www.medical-wellness-center.ch<br />

Bogn Engiadina /<br />

Engadin Bad Scuol<br />

3’000 m 2 Bäder-<br />

und Saunalandschaft<br />

Baden in reinem<br />

Mineralquellwasser<br />

GR – Engadin Scuol<br />

Römisch-Irisches Bad<br />

gegen Aufpreis<br />

(nur für Erwachsene)<br />

www.engadinbadscuol.ch<br />

Alperose<br />

Airport Fitness<br />

Einzigartig designte<br />

Wellnesslandschaft mit<br />

Fitness Center<br />

Wellness, Training,<br />

Entspannung<br />

ZH – Zürich Flughafen<br />

Grosses Massage-<br />

und Beautyangebot<br />

www.airport-fitness.ch<br />

präsentiert<br />

17<br />

„Schon die Vorfreude macht giggerig“<br />

Musical mit Songs von<br />

Polo Hofer<br />

Polo Hofer<br />

Singen und lachen<br />

BE – BernExpo<br />

Musical Theater 4.1<br />

20% Rabatt auf<br />

Ticketpreis (bis<br />

15.1.2012 buchbar)<br />

www.alperose-musical.ch<br />

Ökk Club<br />

Winterhassitis<br />

Gutscheine mit<br />

Vergünstigungen<br />

Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.<br />

Tolle Winterausflüge zum Schnäppchenpreis<br />

Ausgabe Dezember 2011<br />

DIESE CLUB-ANGEBOTE<br />

FINDEN SIE AUCH UNTER<br />

www.oekk.ch/club<br />

Geriet Ihr <strong>ÖKK</strong> Club Booklet in<br />

fremde Hände?<br />

Bestellen Sie es einfach online<br />

nach unter www.oekk.ch/club.


Gesundheits-Kreuzworträtsel <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 18<br />

HORIZONTAL<br />

3 Medizinisches Instrument zur Injektion von flüssigen Medikamenten<br />

5 Das zentrale Organ des Stoffwechsels<br />

7 Angst vor geschlossenen oder engen Räumen<br />

8 Altersmedizin oder Altersheilkunde<br />

12 Material zum Abdecken, Fixieren oder Abschnüren bei Verletzungen<br />

VERTIKAL<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

1 Auf Operationen spezialisierter Arzt<br />

2 Fester Jahresbeitrag zur Kostenbeteiligung in der<br />

Grundversicherung<br />

4 Zahl der Herzschläge pro Minute<br />

6 Aus Indien stammendes Körpertraining, mit dem eine Balance<br />

zwischen körperlichem und seelischem Wohlbefinden erreicht<br />

werden soll, indem man in bestimmten Körperstellungen verharrt,<br />

während man sich konzentriert und gleichmässig atmet<br />

9 Symptom, bei dem der Betroffene ständig Geräusche wahrnimmt,<br />

die keine äussere, für andere Personen wahrnehmbare<br />

Quelle besitzen<br />

Wir gratulieren den Gewinnerinnen<br />

und Gewinnern des letzten<br />

Gesundheits-Kreuzworträtsels.<br />

10<br />

14 Medizinischer Fachausdruck für Zuckerkrankheit<br />

16 Masseinheit für die Fehlsichtigkeit des Auges<br />

18 Station im Spital, auf der Patienten mit schweren bis lebensbedrohlichen<br />

Krankheiten oder Verletzungen behandelt werden<br />

20 Sammelbegriff für vorbeugende Massnahmen<br />

10 Krankentransport- oder Rettungswagen<br />

11 Arzneimittel, die wirkstoffgleiche Kopien von Markenmedikamenten<br />

sind<br />

13 Anderes Wort für Pflanzenkunde<br />

15 Chirurgisches Instrument zum scharfen Durchtrennen<br />

von Geweben<br />

17 Akute Infektion des Atemtraktes, die durch die<br />

Influenzaviren ausgelöst wird<br />

19 Chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die<br />

zu Anfällen von Kurzatmigkeit, Husten und Atemnot führt<br />

Senden Sie das Lösungswort per Mail an magazin@oekk.ch oder per Post an <strong>ÖKK</strong><br />

<strong>Magazin</strong>, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Stichwort «Kreuzworträtsel». Unter<br />

den richtigen Einsendungen verlosen wir einmal ein Käsefondueset von Kuhn Rikon<br />

(S. 5) und dreimal zwei Kinogutscheine. Einsendeschluss ist der 16. Januar 2012.


DOSSIER<br />

FÜR UNTERNEHMEN<br />

Aktuell<br />

<strong>ÖKK</strong> LAND-<br />

WIRTSCHAFTS-<br />

VERSICHERUNG<br />

Die <strong>ÖKK</strong> LANDWIRTSCHAFTSVERSICHE-<br />

RUNG, die bisher nur für die Mitglieder des<br />

Bündner Bauernverbandes genutzt werden<br />

konnte, kann neu von allen Bauern in der<br />

Schweiz abgeschlossen werden. Die Landwirtschaftsversicherung<br />

kombiniert die <strong>ÖKK</strong><br />

ERWERBSAUSFALLVERSICHERUNG und<br />

die <strong>ÖKK</strong> UNFALLVERSICHERUNG für die<br />

Mitarbeitenden. Das Aushilfspersonal kann<br />

auf Wunsch gegen Unfall mitversichert<br />

werden. Versichern können sich Landwirtschaftsbetriebe,<br />

Alpgenossenschaften,<br />

Gemüse- und Obstbaubetriebe und landwirtschaftliche<br />

Tierzuchtbetriebe.<br />

www.oekk.ch/landwirtschaftsversicherung<br />

Editorial 19<br />

Arbeitnehmer sind<br />

auch Anleger<br />

Die Aktien- und Kapitalmärkte spielen verrückt. Auf und ab geht’s<br />

wie auf einer Achterbahn. Ein Nervenspiel für Privatanleger. Nur für<br />

Privatanleger?<br />

In letzter Zeit ist vermehrt über die Pensionskassen geschrieben<br />

worden. Von einer «Unterdeckung» ist die Rede, an der Börsen- und<br />

Währungsverluste schuld sein sollen. Und plötzlich merken wir Arbeitnehmer:<br />

Indem wir in die 2. Säule einzahlen, sind auch wir indirekt<br />

Anleger! Schliesslich müssen die Pensionskassen die Zinsen, zu denen<br />

sie gesetzlich verpflichtet sind und die sie uns versprechen, verdienen:<br />

auf den Aktien- und Kapitalmärkten. Was bedeutet nun eine «Unterdeckung»,<br />

und wie fest müssen wir um unsere Renten bangen? Lesen sie<br />

dazu unser Interview auf den folgenden Seiten.<br />

Auch <strong>ÖKK</strong> bietet Unternehmenskunden mit der Loyalis BVG-<br />

Sammelstiftung eine Pensionskassenlösung an. Die Kasse ist schlank<br />

und kosteneffizient und wies letztes Jahr einen guten Deckungsgrad<br />

von 104 Prozent aus. Doch auch an der Loyalis gehen die Turbulenzen<br />

auf den Finanzmärkten nicht spurlos vorbei. Das ist nicht erfreulich,<br />

aber auch nicht tragisch. Wichtiger ist: Als junge Sammelstiftung mit<br />

Jahr für Jahr mehr Versicherten verfügt die Loyalis über einen stabilen<br />

positiven Geldfluss. Mit nur 5 Prozent Rentenbezügern weist die Kasse<br />

zudem eine optimale Struktur auf: Dank positivem Geldfluss und<br />

einer tiefen Sollrendite kann die Loyalis<br />

in wirtschaftlich guten Zeiten die Reserven<br />

wieder ausbauen – ganz im Sinn<br />

einer nachhaltigen und langfristigen<br />

Anlagestrategie. Denn die guten Zeiten<br />

werden wiederkommen.<br />

Reto Giovanoli<br />

Leiter Unternehmenskunden


Fallstudie <strong>ÖKK</strong> Dossier<br />

«Die Pensionskassen werden<br />

zu Unrecht geprügelt»<br />

Die Bevölkerung wird immer älter, während Renditen auf dem Kapitalmarkt<br />

immer schwieriger zu erwirtschaften sind. Gefährdet das die Renten aus der 2. Säule?<br />

<strong>ÖKK</strong> hat nachgefragt beim Pensionsversicherungsexperten Martin S. Mayer*.<br />

INTERVIEW: Christoph Kohler<br />

Herr Mayer, in letzter Zeit war häufig von einer so genannten<br />

«Unterdeckung» einiger Pensionskassen zu hören. Was ist<br />

darunter zu verstehen?<br />

Von einer Unterdeckung spricht man, wenn Pensionskassen<br />

nicht genügend Vermögen besitzen, um allen<br />

finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Versicherten<br />

auf einen Schlag nachzukommen. Im Normalfall<br />

ist eine momentane Unterdeckung<br />

nicht wirklich schlimm, da ja nicht<br />

alle Versicherten gleichzeitig in<br />

Pension gehen oder austreten, mit<br />

anderen Worten: Ein Teil der Versicherten<br />

zahlt gemeinsam mit den<br />

Arbeitgebern in die Pensionskasse<br />

ein, während der andere Teil Leistungen<br />

bezieht. In einem solchen<br />

Fall hilft der permanente positive<br />

Geldfluss einer Pensionskasse,<br />

in konjunkturell besseren Zeiten<br />

die Unterdeckung durch steigende<br />

Renditen wieder auszugleichen<br />

oder sogar eine Überdeckung zu<br />

erreichen. Schwierig ist die Situation<br />

im Moment für Pensionskassen,<br />

die massiv mehr Leistungsbezieher<br />

als Einzahler haben. Hier nimmt das Geld laufend ab,<br />

das angelegt werden muss, um in Zukunft hoffentlich<br />

wieder bessere Renditen zu erzielen. Für solche Kassen<br />

wird es schwierig, Verluste aus der Vergangenheit zu<br />

kompensieren.<br />

Vertreter von Pensionskassen beklagen sich, dass die Renditeerwartungen<br />

der Gesetzgeber zu hoch seien in Anbetracht<br />

der schlechten Wirtschaftslage und der Unsicherheit<br />

auf den Kapitalmärkten. Warum sind Pensionskassen überhaupt<br />

auf Renditen angewiesen?<br />

Aus einem einfachen Grund: Für<br />

unsere Volkswirtschaft ist eine geringe<br />

Inflation (Teuerung, Anm. d.<br />

Red.) normal. Wenn also die Preise<br />

in einem Jahr um 1 Prozent steigen<br />

und Ihre Ersparnisse der 2. Säule<br />

mit weniger als 1 Prozent verzinst<br />

werden, dann erleiden Sie einen realen<br />

Verlust auf ihren Ersparnissen.<br />

Deshalb sind Pensionskassen gesetzlich<br />

zu einem Mindestzins verpflichtet,<br />

derzeit 2 Prozent. Diese<br />

Zinsen regnen jedoch nicht vom<br />

Himmel, sondern müssen auf dem<br />

Kapitalmarkt erwirtschaftet werden.<br />

Das ging lange gut, im Moment<br />

ist das jedoch schwierig. Wenn ein<br />

Pensionskassenverwalter auf Nummer sicher gehen will<br />

und das Geld seiner Versicherten in zehnjährige Schweizer<br />

Bundesobligationen anlegt, dann erhält er dafür gut


1 Prozent Zins. Damit würde er das gesetzliche Ziel also<br />

verfehlen. Ich finde, dass im Moment zu Unrecht auf die<br />

Pensionskassen eingeprügelt wird. Pensionskassen sind<br />

dem Markt ausgeliefert.<br />

Vor 15 Jahren wurden die Ersparnisse in der Pensionskasse<br />

noch mit 4 Prozent verzinst. Nun ist der Zins sogar auf<br />

1,5 Prozent gesenkt worden. Können junge Arbeitnehmer<br />

heute noch so viel Geld ansparen wie ihre Eltern?<br />

Durchaus. Denn vergessen wir die Inflation nicht. Sie<br />

spielt für den realen Vermögensaufbau die entscheidende<br />

Rolle. Wenn Kritiker der Pensionskassen von den tollen<br />

Zinsen der 90er Jahre reden, vergessen sie, dass damals<br />

auch die Inflation bei 5 bis 6 Prozent lag. Mit anderen<br />

Worten: Real hatten die Versicherten bei 4 Prozent Zins<br />

in vielen Jahren weniger von ihren Einlagen als heute.<br />

Aber klar: Ewig sollte es nicht so weitergehen wie in<br />

den letzten Jahren. Am 31. Dezember 2011 werden noch<br />

mehr Pensionskassen eine Unterdeckung aufweisen.<br />

Das ist für Sie nicht alarmierend?<br />

Wie gesagt: Der Deckungsgrad ist eine Stichtagsbetrachtung.<br />

Für mich ist das A und O, dass die Pensionskassen<br />

in guten Zeiten Reserven aufbauen, von denen sie<br />

in schlechten Zeiten zehren können. Ist das Polster dick<br />

genug, muss man in einer Krise nicht in Panik verfallen.<br />

Also sollten Pensionskassenmanager kühlen Kopf<br />

bewahren?<br />

Genau. Panik ist kein guter Ratgeber. Mit unüberlegten<br />

Änderungen der Anlagestrategie können Unterdeckungen<br />

sogar verschlimmert werden. Wer zum Beispiel<br />

nach der Subprime-Krise 2008 alle Aktien verkauft hat,<br />

konnte 2009 nicht von den steigenden Kursen profitieren.<br />

Anlagestrategien sollen von Zeit zu Zeit überdacht<br />

und optimiert, aber nicht mitten in einer Krise vollständig<br />

geändert werden. Wichtig bei der Vermögensanlage<br />

ist ausserdem die Streuung der Anlagen, die Risikoverteilung.<br />

Dazu gehörten in der Vergangenheit auch 20<br />

bis 30 Prozent Aktienanlagen. Aktien bergen immer ein<br />

Risiko, doch stellt sich heute die Frage: Welches sind<br />

sichere Anlagen? Staatsanleihen? Immobilien? In den<br />

letzten Jahren haben wir lernen müssen, dass der Begriff<br />

der «sicheren» Anlage trügerisch ist.<br />

Wo liegen langfristig die grössten Herausforderungen<br />

für eine Pensionskasse?<br />

Im demografischen Wandel: Die Bevölkerung wird immer<br />

älter. Zum Glück wird dieser Wandel gedämpft durch<br />

die Einwanderer, die jünger sind und mehr Kinder haben<br />

als Schweizer. Trotzdem: Wenn eine Gesellschaft immer<br />

älter wird, steigt bei gleich bleibendem Rentenalter und<br />

gleich bleibender Rente der Anteil der Auszahlungen gegenüber<br />

dem Anteil der Einzahlungen. Dadurch nimmt<br />

><br />

21


Fallstudie <strong>ÖKK</strong> Dossier 22<br />

das anzulegende Geld in einer Pensionskasse ab, und eine<br />

Sanierung ist im Falle einer Unterdeckung schwierig.<br />

Pensionskassen mit sehr hohen Rentneranteilen haben<br />

bereits heute mit diesem Problem zu kämpfen. Deshalb<br />

denke ich wie der Bundesrat, dass der Umwandlungssatz<br />

über kurz oder lang gekürzt und auch in Zukunft angepasst<br />

werden muss. Das heisst, dass der Kuchen, der<br />

uns als Pensionierten zusteht, aufgrund unserer höheren<br />

Lebenserwartung in kleineren Portionen verteilt werden<br />

würde. Doch von der Kürzung der bestehenden Renten<br />

halte ich nichts: Das würde das Vertrauen in die Renten<br />

für alle, auch die jetzt Einzahlenden, massiv erschüttern.<br />

*Martin S. Mayer ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der<br />

Dr. Martin Wechsler AG, welche auch die Loyalis<br />

BVG-Sammelstiftung – ein Gemeinschaftswerk von <strong>ÖKK</strong><br />

und Sympany – berät.<br />

<strong>ÖKK</strong> BERUFLICHE VORSORGE<br />

Die 2. Säule mit flexiblen<br />

Leistungsplänen und<br />

transparenter Verwaltung<br />

IHRE VORTEILE AUF EINEN BLICK:<br />

– Modularer Aufbau des Angebots : Bestimmen Sie,<br />

welche Positionen (Alter, Invalidität, Tod) Sie mehr<br />

gewichten wollen.<br />

– Wir bieten Ihnen einen überdurchschnittlichen<br />

Umwandlungssatz zur Rentenberechnung.<br />

– Ihre Deckung für die berufliche Vorsorge schliesst<br />

auch Ihre Lebenspartnerin/Ihren Lebenspartner ein.<br />

– Pensionskasseneinkauf: Sie können Vorauszahlungen<br />

leisten und sich somit frühzeitig oder teilpensionieren<br />

lassen.<br />

– Sie legen fest, wie sich Ihre Pension zusammensetzt:<br />

Eine Mischform aus Kapitalauszahlungen und Rente<br />

ist möglich.<br />

– Ihre Prämien können Sie bei <strong>ÖKK</strong> im Nachhinein –<br />

und nicht wie üblich im Voraus – bezahlen. Damit<br />

sichern Sie für Ihr Unternehmen Liquiditäts- und<br />

Zinsvorteile.<br />

– Und: Die Leistungen für Tod und Invalidität sind zu<br />

100% rückversichert.


Gesundheit <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 23<br />

Gentests im Internet:<br />

Achtung Erbgut!<br />

Nicht einmal 200 Franken kostet im Internet ein Gentest,<br />

der auch über die Veranlagung für bestimmte Krank-<br />

heiten Auskunft gibt. Fachleute warnen vor diesen Tests,<br />

weil sie Interessierte mit sehr unangenehmen, aber auch<br />

unsicheren Veranlagungen konfrontieren können.<br />

TEXT: Christoph Kohler<br />

Wie bequem doch das Internet ist! Da kauft der moderne<br />

Konsument per Mausklick hier einen Staubsauger,<br />

dort ein Handy und woanders – Klick! – eine Genomanalyse.<br />

Eine Genomanalyse? Das ist das Verfahren,<br />

mit dem seit rund zehn Jahren die menschlichen<br />

Erbanlagen entschlüsselt werden können. Dazu werden<br />

Aufbau und Funktion unserer Erbsubstanz (Genom)<br />

auf verschiedenste Veranlagungen überprüft. Kostenpunkt<br />

für die intime Info? Beim amerikanischen Anbieter<br />

23andme.com zum Beispiel schlappe 99 Dollar<br />

plus 9 Dollar im Monat bei einer Mindestlaufzeit von<br />

zwölf Monaten, also 207 Dollar. Einfach Speichel einschicken,<br />

und nach sechs Wochen erhalten Interessenten<br />

ihr genetisches Profil zurück. Darin könnte zum Beispiel<br />

stehen, dass der Einsender ein zehnfach erhöhtes Risiko<br />

hat, vor dem 40. Lebensjahr seine Haare zu verlieren.<br />

Vor allem aber erfährt er etwas über seine Veranlagung<br />

für derzeit 112 zum Teil schwere Krankheiten: darunter<br />

multiple Sklerose, Schizophrenie, Diabetes und verschiedene<br />

Krebsarten.<br />

Der Hauptinvestor von 23andme.com heisst Google, was<br />

durchaus passend ist. Denn wie die meisten Anbieter<br />

von Genomanalysen funktioniert auch 23andme.com<br />

in der Anonymität des Internets. Und genau das ist das<br />

Problem, findet die vom Bundesrat 2007 eingesetzte<br />

Expertenkommission für genetische Untersuchungen<br />

beim Menschen (GUMEK). Sie warnt vor Gentests im<br />

Internet. Diese kämen spielerisch und verlockend günstig<br />

daher, liessen jedoch das Wichtigste vermissen: die<br />

anspruchsvolle Interpretation der Resultate, die für die<br />

betroffene Person und ihre Angehörigen weit reichende<br />

Folgen haben können.<br />

ALLEIN MIT WAHRSCHEINLICHKEITEN<br />

23andme.com selbst hingegen sieht sich als Vorreiter der<br />

personalisierten Medizin. «Wenn du weisst, wie Gene<br />

deine Gesundheit beeinflussen, kann das helfen, deine<br />

>


Gesundheit <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Zukunft besser zu planen und die Gesundheit mit deinem<br />

Arzt zu personalisieren», heisst es auf der Website.<br />

Doch genau dort, wo Unterstützung wichtig wäre, lassen<br />

die Gentestanbieter im Internet den Konsumenten<br />

allein. Laut der GUMEK ist das nicht nur «unseriös»,<br />

sondern nach Schweizer Recht auch illegal. Hierzulande<br />

dürfen genetische Untersuchungen nur von Ärztinnen<br />

und Ärzten veranlasst werden und müssen von einer genetischen<br />

Beratung vor und nach ihrer Durchführung<br />

begleitet werden (Artikel 13 – 14 des Gesetzes über genetische<br />

Untersuchungen beim Menschen).<br />

THERAPEUTISCHER NUTZEN DER GENOMANALYSE<br />

Keine Frage: In der Therapie kranker Menschen eröffnet<br />

die Genomanalyse neue Möglichkeiten der personalisierten<br />

Medizin – vor allem bei Krebstherapien, wo<br />

Populäre medizinische Irrtümer<br />

Rüebli verbessern<br />

die Sehschärfe<br />

Rüebli sind gut für die Augen, wussten schon unsere<br />

Grosseltern, und auch heute meinen es Eltern nur<br />

gut, wenn sie ihren Kindern das gesunde Gemüse auftischen.<br />

Aber sorgt der Verzehr von Rüebli wirklich<br />

dafür, dass wir schärfer sehen? Nein. Eines der wichtigsten<br />

Vitamine für die Augen ist das Vitamin A. Karotten<br />

liefern eine Vorform des Vitamin A, das Betacarotin.<br />

Es verleiht Rüebli und auch anderen gelben<br />

oder orange-rötlichen Früchten und Gemüsesorten ihre<br />

Farbe. Der Körper kann aus Betacarotin in Verbindung<br />

mit Fett selbst Vitamin A herstellen, deshalb wird es<br />

auch Provitamin A (Retinol) genannt. Dieses ist wich-<br />

das genetische Verständnis weit fortgeschritten ist. Dort<br />

können schon heute viel präzisere, eben «personalisierte»<br />

Medikationen verabreicht werden als früher. Doch für<br />

Gesunde gilt eine alte Weisheit: «Was ich nicht weiss,<br />

macht mich nicht heiss.» Denn was bringt einem das<br />

Wissen über eine zehn Mal grössere Wahrscheinlichkeit,<br />

an Schilddrüsenkrebs zu erkranken? Das klingt<br />

im ersten Moment erschreckend, tatsächlich aber ist<br />

die Wahrscheinlichkeit immer noch sehr klein. Welche<br />

Schlussfolgerungen lassen sich also aus einer solchen<br />

Veranlagung ziehen? Mehr vorsorgende Untersuchungen?<br />

Medikamente zur Prophylaxe? Eine Änderung des<br />

Lebensstils, etwa der Essgewohnheiten? Ohne die Hilfe<br />

von Ärztinnen oder Ärzten werden Laien kaum Antworten<br />

auf solche Fragen finden.<br />

> Weitere Informationen unter www.bag.admin.ch/gumek<br />

tig für die Sehkraft, nicht aber für die Sehschärfe. So<br />

kann ein höherer Karottenverzehr lediglich das Hell-<br />

Dunkel-Sehen verbessern. Übrigens: Damit das Carotin<br />

überhaupt in nennenswerten Konzentrationen ins<br />

Blut gelangt, sollte das Gemüse gekocht und mit Fett<br />

verzehrt werden. Keine Rüebli im Haus? Auch andere<br />

Früchte und Gemüse wie Brokkoli, Spinat, Feldsalat<br />

oder Nektarinen enthalten das wertvolle Betacarotin.


Nahaufnahme <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 25<br />

Das Bakterium Escherichia coli (E. coli) – das «Haustier» der Molekularbiologen<br />

Bakterien haben einen schlechten Ruf. Wenn das Wort fällt, denken die meisten von uns an Erreger von Infektionskrankheiten.<br />

Doch es gibt auch gute Bakterien, ohne die wir gar nicht leben könnten: Sie bauen in unserem Darm die Nahrung ab, so dass die<br />

Nährstoffe in das Blut aufgenommen werden können. Oder auf der Haut: Dort schützen sie uns vor ihren krankmachenden Verwandten,<br />

indem sie diese auffressen. Bakterien sind winzig kleine, einzellige Kreaturen, die neben den Pflanzen und Tieren eine<br />

eigene Gruppe von Lebewesen bilden. Und es sind viele: Auf und in jedem von uns leben rund 10 Billionen Bakterien, davon allein<br />

in unserem Mund 10 Milliarden. Das hier mehrere tausend Mal vergrösserte Bakterium Escherichia coli kommt in der menschlichen<br />

Darmflora vor und war lange Zeit der molekularbiologisch am besten untersuchte Organismus überhaupt.<br />

FOTO: istockphoto.com


<strong>ÖKK</strong> <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 26<br />

Versicherungslücke:<br />

Trotz freier Spitalwahl eine Zusatzversicherung<br />

abschliessen<br />

Die neue Spitalfinanzierung, die am 1. Januar 2012 in Kraft tritt, wirft eine Reihe<br />

von Fragen auf. Um Unsicherheiten und Unklarheiten auszuräumen, fassen wir hier<br />

nochmals das Wichtigste zusammen.<br />

TEXT: Marietta Widmer<br />

1 Was sind Fallpauschalen?<br />

Auch unter der neuen Spitalfinanzierung werden die<br />

Kosten für Spitalbehandlungen gemeinsam von den<br />

Kantonen und den Krankenversicherungen getragen.<br />

Neu bezahlen sie den Spitälern jedoch für jeden Eingriff<br />

einen genau festgelegten Betrag. Das heisst, die<br />

gesamte medizinische Leistung wird pauschal vergütet<br />

– unabhängig davon, welche Kosten der Eingriff<br />

dem Spital tatsächlich verursacht. Mit der Einführung<br />

der Fallpauschalen erhalten die Spitäler einen Anreiz,<br />

möglichst effizient zu arbeiten.<br />

2 Was bedeutet die freie Spitalwahl?<br />

Ab nächstem Jahr werden die Patienten frei wählen<br />

können, wo sie ins Spital gehen möchten. So kann<br />

sich etwa ein Versicherter aus der Ostschweiz auch<br />

in einem privaten oder öffentlichen Spital im Kanton<br />

Zürich behandeln lassen. Dabei gelten allerdings zwei<br />

Bedingungen: Erstens muss das gewählte Spital auf<br />

der Spitalliste des Standortkantons stehen. Zweitens<br />

bezahlen sowohl der Wohnkanton des Versicherten als<br />

auch seine Grundversicherung höchstens so viel, wie<br />

die gleiche Behandlung in einem Spital des Wohnkantons<br />

kosten würde. Die mögliche Kostendifferenz<br />

muss der Grundversicherte selber bezahlen.<br />

3 Braucht es noch eine Spitalzusatzversicherung?<br />

Ja. Und zwar eben dann, wenn entweder das gewählte<br />

Spital nicht auf der Spitalliste steht oder die Kosten<br />

der Operation im Wohnkanton des Versicherten<br />

günstiger sind. Nehmen wir an, ein Versicherter aus<br />

dem Kanton Graubünden leidet unter einem Bandscheibenvorfall.<br />

Für die erforderliche Operation und<br />

Versteifung von zwei Wirbeln möchte er sich in eine<br />

spezialisierte Klinik in Zürich einweisen lassen. Diese<br />

steht nicht auf der Spitalliste des Kantons Zürich,<br />

<strong>ÖKK</strong> hat mit ihr aber einen Vertrag abgeschlossen.<br />

Das bedeutet, dass die Grundversicherung einen Teil<br />

der Kosten übernimmt. Dieser Teil beträgt aber nur<br />

so viel, wie der Eingriff und der siebentätige Spitalaufenthalt<br />

im Kantonsspital in Chur kosten würden.<br />

Das sind 4’558 Franken. In der Zürcher Spezialklinik<br />

belaufen sich die Kosten dagegen auf 11’832 Franken.<br />

Für die Differenz von 7’274 Franken muss der Versicherte<br />

selber aufkommen – es sei denn, er hat eine Spitalzusatzversicherung<br />

wie zum Beispiel <strong>ÖKK</strong> KOMBI<br />

ALLGEMEIN oder <strong>ÖKK</strong> FAMILY abgeschlossen.<br />

4 Was können Sie tun?<br />

Wir empfehlen Ihnen, dass Sie Ihre Versicherungsunterlagen<br />

kurz prüfen und sicherstellen, dass Sie eine<br />

Spitalzusatzversicherung abgeschlossen haben. Mit<br />

ihr können Sie die Vorteile der freien Spitalwahl voll<br />

nutzen, ohne finanzielle Risiken einzugehen.<br />

Eine Übersicht über unsere Produkte finden Sie auf unserer<br />

Homepage unter www.oekk.ch/zusatzversicherung.<br />

Selbstverständlich helfen Ihnen unsere Berater auf Ihrer<br />

<strong>ÖKK</strong> Agentur auch gerne persönlich weiter.


<strong>ÖKK</strong> <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

«Alle Kinder<br />

können helfen!»<br />

Die Sternenwoche ist eine UNICEF-Hilfsaktion von Kindern aus der Schweiz<br />

für Kinder aus armen Ländern. Letztes Jahr haben Chiara, Roman und Dario mit<br />

ihrer Miss-Chicken-Wahl Geld gesammelt und damit den Sternenwoche Award<br />

gewonnen. Sie rufen alle <strong>ÖKK</strong> Kinder auf, bei der diesjährigen Sternenwoche<br />

mitzumachen. Sie dauert noch bis 6. Januar 2012!<br />

FOTO: UNICEF / Michele Limina<br />

«Stühle aufstellen, Plakate zeichnen und die Ansagen<br />

proben. Wir haben Lampenfieber, und das schon am<br />

frühen Morgen. Der Grund? Wir machen mit bei der<br />

Sternenwoche und haben in unserem Dorf Frutigen<br />

eine Miss-Chicken-Wahl organisiert. Am Nachmittag<br />

kommen die zahlenden Gäste: Freundinnen, Eltern,<br />

Lehrerinnen, Freunde. Und dann geht’s los! Die Hühner<br />

werden vorgestellt, ein Kunststück mit der Henne<br />

Lilly aufgeführt. Doch plötzlich ist Waldemara, ein<br />

besonders hübsches Huhn, weg! Entführt! Zum Glück<br />

entpuppt sich Roman als guter Detektiv und kann den<br />

Dieb fassen. Danach kommen wir zum Höhepunkt<br />

der Show: zur Miss-Chicken-Wahl. Nach dem dritten<br />

Wahlgang ist klar: Lotti ist die Hübscheste. Das Publikum<br />

klatscht. Danach gibt’s Snacks, Getränke – und<br />

natürlich frische Eier von den Hühnern.<br />

So haben wir 110 Franken gesammelt. Nicht für uns,<br />

sondern für Kinder in einem Land weit weg, wo die<br />

Kinder arm sind. Manche von ihnen wachsen nicht<br />

einmal richtig, weil sie nicht genügend gesunde Nahrung<br />

haben. Dieses Jahr ist wieder Sternenwoche – für<br />

Kinder im Kongo. Wir drei wollen allen Kindern in<br />

der Schweiz zurufen: Macht mit! Oder habt ihr keine<br />

Ideen? Wir können nur sagen: Es hat Superspass<br />

gemacht, und bei der Preisverleihung für den Sternenwoche<br />

Award waren wir so stolz, auf einer so grossen<br />

Theaterbühne zu stehen, aber vor allem darauf, dass<br />

wir anderen Kindern helfen konnten. Das können alle<br />

Kinder in der Schweiz!»<br />

Eure Chiara (12), euer Roman (12) und euer Dario (10)<br />

aus Frutigen BE<br />

Wettbewerb<br />

für einen<br />

guten Zweck<br />

Sternenwoche und <strong>ÖKK</strong><br />

Jetzt heisst es Endspurt, denn der Einsendeschluss<br />

für die Aktionen ist der 6. Januar 2012. Die Sternen-<br />

woche ist eine Hilfsaktion von UNICEF Schweiz und<br />

wird auch von <strong>ÖKK</strong> unterstützt. Kinder aus der Schweiz<br />

sind aufgerufen, Geld zu sammeln für Kinder aus dem<br />

Kongo. Vielleicht veranstaltet Ihr Kind ein Theater oder<br />

ein Konzert? Indem die Aktion nicht nur der UNICEF<br />

(sternenwoche@unicef.ch), sondern auch <strong>ÖKK</strong><br />

(manja.liesch@oekk.ch) gemeldet wird, können die<br />

Kinder den «<strong>ÖKK</strong> Sternenwoche Preis» gewinnen:<br />

<strong>ÖKK</strong> rundet den Betrag der Siegeraktion auf den<br />

nächsten Tausender auf. Wenn die Gewinnerkinder<br />

z.B. 250 Franken sammeln, gibt <strong>ÖKK</strong> 750 Franken dazu.<br />

Zudem werden die Gewinner im Sommerheft 2012 porträtiert.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.sternenwoche.ch


Telefonische Gratissprechstunde mit dem Kinderarzt:<br />

Schwerpunkt Pubertät und Wachstum<br />

Was, wenn die Tochter nach Einschätzung der Eltern viel zu früh pubertiert oder der Sohn mit 19<br />

Jahren immer noch keinen Bartwuchs hat? Nicht selten verursacht ein rasches körperliches Wachstum<br />

während der Pubertät auch Schmerzen, z.B. im Knie. Nicht nur für die Jugendlichen selbst,<br />

auch für die Eltern ist die Pubertät ihrer Kinder oft nicht einfach. Manchmal hilft ein professioneller<br />

Rat weiter. Egal, welche Fragen Sie zum Thema «Pubertät & Wachstum» haben, rufen Sie<br />

Medgate an und vereinbaren Sie einen Termin für eine kostenlose telefonische Sprechstunde mit<br />

dem Kinderarzt.<br />

> Die Medgate-Ärzte sind rund um die Uhr unter 0844 655 655 für Sie da und<br />

helfen Ihnen auch bei allgemeinen Krankheitsfragen oder akuten Gesundheitsproblemen.<br />

Erfahren Sie mehr unter www.oekk.ch/aerztlicherRat<br />

Prämienverbilligung<br />

läuft ab 2012 über die<br />

Krankenversicherungen<br />

Der Bundesrat hat eine Änderung bei der individuellen Prämienverbilligung<br />

beschlossen. Neu sind die Kantone dazu verpflichtet,<br />

die Zuschüsse direkt an die Versicherer und nicht wie bis anhin an<br />

die Haushalte auszuschütten. Die Beträge werden von den Krankenversicherungen<br />

mit den Prämien verrechnet, so dass diese für die<br />

betroffenen Haushalte entsprechend tiefer ausfallen. Mit dieser neuen<br />

Regelung will die Regierung sicherstellen, dass die Gelder nicht für<br />

andere Zwecke als für die Bezahlung der Prämien eingesetzt werden.<br />

Diese Regelung gilt ab 2012. Den Kantonen wurde aber eine Übergangsfrist<br />

bis 2013 gewährt, um die Umstellung vorzubereiten.<br />

Bei Fragen kontaktieren Sie bitte unsere Kundenberaterinnen<br />

und Kundenberater oder schauen Sie<br />

auf www.oekk.ch/praemienverbilligung vorbei.<br />

29<br />

Neue Publikationen<br />

von santésuisse<br />

Auf der Website des Krankenversicherungsverbandes<br />

santésuisse stehen zwei<br />

neue Publikationen als PDF-Dokumente<br />

zum Herunterladen bereit. Die Publikation<br />

«Zahlen und Fakten» gibt Ihnen einen<br />

Überblick über wichtige Kennzahlen<br />

unseres Gesundheitssystems. Jene mit<br />

dem Titel «Kurz und bündig» kommentiert<br />

statistische Daten unter gesundheitspolitischen<br />

Aspekten.<br />

Für Sie haben wir die beiden Publikationen<br />

unter www.oekk.ch/magazin zum<br />

Herunterladen bereitgestellt.


Reportage <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Schätzungsweise jede dritte bis vierte Schwangerschaft führt zu einer Fehlgeburt. Genaue Statistiken fehlen.


Wenn Eltern<br />

zu Waisen werden<br />

Fehlgeburten sind immer noch ein Tabuthema. Über sie gibt<br />

es auch keine Statistiken. Für die werdenden Eltern aber,<br />

die plötzlich keine mehr sind, verändert eine Fehlgeburt das<br />

Leben. Wie gehen sie mit ihrem Leid um?<br />

TEXT: Fadrina Arpagaus _ _ FOTO: Thinkstock<br />

Manchmal reicht ein Blick, um freudige Hoffnung<br />

in traurige Gewissheit zu verwandeln. «Ich habe auf<br />

dem Ultraschallbild sofort gesehen, dass etwas nicht<br />

stimmt», erinnert sich Annina R.* an ihren letzten Besuch<br />

beim Frauenarzt. Die schwarze Hülle des Fruchtwassers,<br />

wo sich sonst in vertrautem Anblick der Fötus<br />

bewegte, war nicht mehr zu sehen, die Diagnose eindeutig<br />

und unabänderlich: Das Kind, mit dem sie in der<br />

18. Woche schwanger war, lebte nicht mehr.<br />

In diesem Moment brach in Annina R. alles zusammen.<br />

Nach drei Jahren hatte sie sich mit ihrem Freund<br />

Andri R.* endlich in der Wahlheimat Bern zu Hause<br />

gefühlt – und reif für eine Familie. Andri hatte beschlossen,<br />

seinen Job als Pilot aufzugeben und sich beruflich<br />

neu zu orientieren, um nicht mehr ganze Wochen<br />

im Ausland zu verbringen, der Mietvertrag für<br />

eine grössere Wohnung lag zur Unterschrift bereit. Und<br />

31<br />

noch eine Unterschrift wollten die beiden geben: die<br />

unter den Ehevertrag. Gerade erst hatte das Paar seine<br />

Vorfreude auf eine Zukunft zu dritt mit den nächsten<br />

Angehörigen und Freunden geteilt, da hatte Annina<br />

plötzlich ein totes Kind im Bauch.<br />

Fehlgeburten sind häufig – auch wenn selten darüber<br />

gesprochen wird und keine genauen Statistiken über<br />

sie existieren. Schätzungen zufolge führe jede dritte bis<br />

vierte Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt, sagt Franziska<br />

Maurer, Leiterin der Fachstelle Fehlgeburt und<br />

perinataler Kindstod in Bern. 98 Prozent der Fehlgeburten<br />

finden vor der 12. Schwangerschaftswoche statt,<br />

oft in einem so frühen Stadium, dass die Schwangerschaft<br />

gar nicht erst bemerkt wurde. Kommt ein Kind<br />

nach der 22. Woche tot zur Welt – in der Schweiz passiert<br />

das etwa zwei Mal am Tag – und wiegt es über 500<br />

>


Reportage <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Gramm, spricht man von einer Totgeburt. Das verändert<br />

die rechtliche Situation: Ein totgeborenes Baby ist<br />

meldepflichtig und hat Anrecht auf einen Namen und<br />

ein Begräbnis.<br />

VIELFÄLTIGE URSACHEN<br />

Die Ursachen für Fehlgeburten (Aborte) sind vielfältig.<br />

Bei Aborten vor der 12. Schwangerschaftswoche<br />

wird der Grund bei rund der Hälfte der Fälle in einer<br />

Fehlbildung der Chromosomen im Embryo vermutet.<br />

Für spätere Fehlgeburten können neben diesen Erbgutschäden<br />

auch Infektionen oder Probleme mit der Gebärmutter<br />

oder anderen Organen verantwortlich sein.<br />

In seltenen Fällen führen sogar Testuntersuchungen<br />

zur Früherkennung von Krankheiten zu einem Verlust<br />

des Embryos. Möglich, dass eine solche Testuntersuchung,<br />

die man aufgrund schlechter Blutwerte bei Annina<br />

durchgeführt hatte, der Grund für ihre Fehlgeburt<br />

war: Zehn Tage danach erlitt sie Blutungen und eine<br />

Plazentainfektion. Als der Tod ihres Kindes festgestellt<br />

wurde, blieb keine andere Möglichkeit, als die Geburt<br />

künstlich einzuleiten.<br />

«Diese Geburt schien für uns eine nicht zu bewältigende<br />

Aufgabe», sagt Andri R. rückblickend. Zwei<br />

Tage nach der Schreckensnachricht fuhren die beiden<br />

wieder ins Inselspital – in die Geburtenabteilung. Das<br />

war befremdlich. «Wir waren einfach eines der Paare,<br />

die zum Gebären da waren», erzählt Annina R. Fast<br />

sieben Stunden lag sie in den Wehen. Als man sie zur<br />

Nachbehandlung in den OP fuhr, sah sich Andri plötzlich<br />

mit seinem kleinen, frisch geborenen Sohn alleine.<br />

Stille kehrte ein.<br />

ABSCHIED NEHMEN<br />

«Das hat mich im ersten Moment völlig überfordert»,<br />

gesteht er. «Ich war voller Sorge um meine Frau und<br />

konnte kaum denken, und da war auf einmal dieses Baby<br />

in meinem Arm, mit dem ich reden und dem ich alles<br />

erzählen konnte.» Auch wenn es für Aussenstehende<br />

schwer nachvollziehbar ist: Für Eltern, die eine Fehlgeburt<br />

mitmachen, ist es wichtig, noch einmal Zeit zu<br />

haben mit ihrem toten Kind – um Abschied zu nehmen.<br />

Nicht selten ereignen sich in solchen Momenten kleine<br />

Wunder: Der Tod geht vergessen. Als Annina nach<br />

der OP gesund zu Andri und dem Baby stiess, spielten<br />

bei ihr wie nach jeder gelungenen Geburt die Hormone<br />

verrückt. «Der Tod war in diesem Moment nicht mehr<br />

präsent. Wir fühlten nur noch Glück.» Die frischen<br />

Eltern verbrachten zwei Tage mit dem Kleinen, gaben<br />

ihm einen Namen, erzählten ihm von sich und von ihrer<br />

Zukunft, die nun ohne ihn stattfinden würde, und verabschiedeten<br />

sich von ihm. «Es herrschte eine so gelöste,<br />

warme Atmosphäre, als Dario bei uns war. Wir fühlten<br />

uns geborgen. Dario hat uns zur Familie gemacht.»<br />

Erst als Annina und Andri R. ihren toten Sohn im<br />

Spital zurücklassen und in ihr Leben zurückkehren<br />

mussten, tat sich ein Abgrund auf. Was jetzt? Wie weiterleben?<br />

Wem davon erzählen, wie darüber sprechen?<br />

«Für uns gab es eigentlich nur eine Lösung: die Flucht<br />

nach vorne. Wir wollten uns unserem Umfeld öffnen»,<br />

waren sich die beiden einig.<br />

Mit dem Abschied vom Kind beginnt der Trauerprozess<br />

– und er wird leichter, wenn er bewusst und<br />

mit wichtigen Bezugspersonen und professioneller Begleitung<br />

bewältigt wird. «Die Nachbetreuung ist enorm<br />

wichtig, sowohl für den Körper der Frau, die gerade<br />

geboren hat, als auch für die Trauerarbeit des Paares.<br />

Wird der Verlust einfach totgeschwiegen, ist die Gefahr<br />

einer Traumatisierung oder Depression gross», sagt<br />

Franziska Maurer.<br />

Für den weiblichen Körper ist eine Fehl- oder Totgeburt<br />

ein Schock. Er hat sich auf ein Kind eingestellt, das<br />

nun nicht da ist, und braucht mindestens drei bis vier<br />

Wochen, um die Hormonproduktion wieder auf «kein<br />

Kind» umzustellen. So schoss bei Annina R. noch fünf<br />

Tage nach der Geburt richtig die Milch ein. Nach einer<br />

Fehlgeburt hat jede Frau Anrecht auf eine zehntägige<br />

Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme, die von


den Krankenversicherungen übernommen wird. Länger<br />

als die Normalisierung des verwirrten Körpers dauert<br />

aber die Trauerarbeit.<br />

DIE HOFFNUNG IST GEBLIEBEN<br />

Das Schwierigste für die Trauernden ist, dass von einem<br />

toten Kind nichts zum Erinnern bleibt. Es gibt keine<br />

gemeinsamen Erlebnisse, keine Kleider, keine Fotos.<br />

Und oft tun Freunde und Arbeitskollegen in falscher<br />

Rücksichtnahme und Überforderung genau das Falsche:<br />

Sie schweigen. «Für mich ist es schlimm, dass<br />

niemand Dario beim Namen nennt. Für die meisten ist<br />

er einfach das tote Kind, das man so schnell wie möglich<br />

vergessen soll», sagt Annina R. In einer Gesellschaft,<br />

die aufs Funktionieren ausgerichtet ist, wird verletzten<br />

und verletzlichen Menschen wenig Zeit, Raum und<br />

Verständnis für ihre Trauer eingeräumt.<br />

Auch für ihr Leben als Paar war das Geschehene eine<br />

Herausforderung. «Nur die wenigsten Paare schaffen<br />

es alleine», weiss Franziska Maurer. Das bestätigt auch<br />

Andri R.: «Wir haben sehr viel miteinander geredet und<br />

es nie dazu kommen lassen, dass wir einander gegenüber<br />

verstummen und uns in unserer Trauer einkap-<br />

seln.» Annina R. ergänzt: «Wir waren auch dankbar,<br />

wenn Leute von sich aus auf uns zugekommen sind –<br />

denn wir selbst waren monatelang wie gelähmt.»<br />

Dario hat ein Begräbnis in einem anonymen Gemeinschaftsgrab<br />

für Kinder in Bern bekommen. Seine<br />

Eltern haben ihm in einer Zeremonie mit Freunden<br />

und Familie, Musik und schillernden Seifenblasen einen<br />

Platz in der Natur gegeben. Da ist er jetzt, irgendwo.<br />

Vielleicht erhält er sogar bald ein Geschwisterchen,<br />

das nicht nur in der Erinnerung der Eltern existiert,<br />

sondern zumindest als Baby richtig Lärm macht. Bei<br />

Annina und Andri R. ist der Kinderwunsch nicht verschwunden,<br />

im Gegenteil. «Das Geschehene hat uns<br />

als Paar näher zusammengebracht», sagt Andri. Auch<br />

wenn in beiden die Trauer um Dario fortlebt, sind sie<br />

doch voller Hoffnung, einmal richtig das zu werden,<br />

was sie eigentlich schon sind: Eltern.<br />

* Namen der Redaktion bekannt.<br />

> Fachstelle Fehlgeburt und perinataler Kindstod<br />

Postfach 480, 3000 Bern 25<br />

031 333 33 60, Mo – Fr 8.30 – 10.00 Uhr<br />

www.fpk.ch, fachstelle@fpk.ch<br />

33


Die Bernasconis … eine Familie, die es bei uns gibt <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Schulnoten<br />

Seit einem Jahr ist der Sohn der<br />

Bernasconis in der Schule. Wie wichtig<br />

sollen sie die Schulnoten nehmen?<br />

ILLUSTRATION: Bianca Litscher<br />

FRAU BERNASCONI:<br />

Wenn’s um<br />

Schulnoten geht,<br />

hört der Spass auf!<br />

Ich gebe es zu: Ich gehöre zu der Sorte Mütter, die ihren<br />

Kindern beim Erledigen der Hausaufgaben ständig<br />

kritisch über die Schultern äugen. Das ist nicht sympathisch,<br />

aber so ist es nun mal. Obwohl ich weiss, dass die<br />

Einmischung der Eltern oft nur eines bewirkt – nämlich<br />

Frust –, kann ich mir Kommentare nicht verkneifen:<br />

«Wie lange hast du dafür gebraucht? Mehr als zwei Minuten<br />

können das nicht gewesen sein!» Und das in einem<br />

Ton ... Woran erinnert mich dieser Ton? Ja, richtig, an<br />

meine eigene Mutter. Also gebe ich im Tonfall meiner<br />

Mutter Sätze von mir, bei denen ich vor Jahren noch<br />

geschworen hätte, sie würden mir nie über die Lippen<br />

gehen. «Das sieht ja aus, als hätte es schon eine Kuh<br />

im Maul gehabt!» Warum ich in schulischen Belangen<br />

plötzlich zur ehrgeizigen Glucke mutiere? Pure Panik.<br />

Ich habe Angst davor, mein Kleiner könnte den Anschluss<br />

verpassen, schulisch versagen und irgendwann<br />

als betrunkener Punk am Bahnhof rumlungern. Denn,<br />

machen wir uns nichts vor: In der Schule geht es primär<br />

um Leistung – und die wird knallhart beurteilt. Daran<br />

ändert auch die Verschleierungstaktik nichts, wie sie an<br />

der Schule meines Sohnes neuerdings praktiziert wird.<br />

Ungenügend soll nun plötzlich nicht mehr eine Zahl<br />

sein – eine 3 –, sondern eine Farbe, Blau. Entschuldigung,<br />

aber das ist doch im wahrsten Sinne des Wortes<br />

Schönfärberei! Eine ungenügende Leistung bleibt eine<br />

ungenügende Leistung, da kann man sie anmalen, wie<br />

man will. Das weiss übrigens auch jedes Kind.<br />

Die Bernasconis gibt es wirklich ...<br />

... nur heissen sie in Wirklichkeit anders. Sie sind<br />

eine Familie mit zwei Kindern, einem Jungen (8) und<br />

einer Tochter (4). Die Kinderbetreuung teilen sich die<br />

Bernasconis. Sie (35) arbeitet als Grafikerin, er (35)<br />

ist Journalist. Leben tun die Bernasconis in der Stadt –<br />

die Ferien verbringen sie auf dem Land.


HERR BERNASCONI:<br />

Mein Sohn als besoffener Punk auf dem Bahnhofsplatz,<br />

das ist mir mal eine Horrorvision. Nicht nur, dass meine<br />

Frau vor Jahren als spät pubertierendes Mädchen auch<br />

manchmal «angeheitert» auf dem Schulhof herumhing.<br />

Diese vermeintliche Horrorvision als Rechtfertigung<br />

für elterlichen Überwachungseifer anzuführen, geht<br />

mir gegen den Strich. Erstens ist schon aus so manchem<br />

jugendlichen Rebellen später ein angepasster Spiesser<br />

geworden, zweitens kommt auch die umgekehrte Entwicklung<br />

vor: Aus dem braven Musterschüler wird ein<br />

aufmüpfiger Revoluzzer. Zudem sind für derlei Entwicklungen<br />

wohl eher andere Vorbilder prägend als<br />

Mami und Papi. Nun will ich noch grundsätzlich etwas<br />

zum Thema Schulnoten sagen: Sind es wirklich die Noten,<br />

die darüber entscheiden, was aus einem Kind später<br />

einmal werden wird? Ich meine das nicht nur karrieretechnisch.<br />

Es reicht doch oft schon ein Blick auf die<br />

eigene Biografie, um diese Vorstellung Lügen zu strafen.<br />

Und auf welches Fach sollte man denn als Eltern<br />

Sind Schulnoten<br />

so entscheidend?<br />

setzen? Auf Mathe? Englisch? Besser auf was Kreatives<br />

wie Zeichnen? Gleich auf alle Fächer, um einen Generalisten<br />

heranzuzüchten, der zwar alles ein wenig, aber<br />

nichts richtig kann? Und vor allem: nichts aus Leidenschaft?!<br />

Auch ich will meinen Sohn fordern, klar. Aber<br />

ich hoffe doch sehr, dass er mir einmal bessere Gründe<br />

liefert, um stolz auf ihn zu sein, als nur gute Schulnoten.<br />

Und lernen müssen wir Menschen heute ein Leben lang.<br />

Da will ich ihm das Lernen nicht schon im Kindesalter<br />

vermiesen. Es stimmt schon, was sie früher auf dem<br />

Dorf gesagt haben, wo ich aufgewachsen bin: Das Gras<br />

wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht.<br />

> Was Kathrin Buholzer von elternplanet.ch zum Thema<br />

Schulaufgaben und Schulnoten meint, erfahren Sie auf<br />

der nächsten Seite.<br />

35


Elternplanet <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Kleine Schulstunde<br />

für Eltern<br />

Schulaufgaben und Schulnoten sorgen in Familien<br />

immer wieder für Spannungen. Wie sollen Eltern reagieren,<br />

wenn das Kind seine Hausaufgaben nicht macht?<br />

Was tun, wenn die Schulnoten ungenügend sind?<br />

TEXT: Kathrin Buholzer<br />

Bei Hausaufgaben ist es wichtig,<br />

gemeinsam mit dem Kind Regeln<br />

aufzustellen. Wo und wann sollen<br />

die Aufgaben gemacht werden?<br />

Ein Hausaufgabenheft kann helfen,<br />

dass nichts vergessen geht.<br />

Wenn das Kind unselbständig ist,<br />

schauen Sie jeden Tag kurz mit<br />

ihm ins Heft, was es heute und in<br />

den kommenden Tagen erledigen muss. Bei vielen Aufgaben<br />

kann ein Wochenplan helfen, damit das Kind immer<br />

sieht, was es wann erledigen muss. Vergewissern Sie<br />

sich, ob Ihr Kind die Hausaufgaben verstanden hat, und<br />

geben Sie nur wenn nötig kleine Hilfestellungen. Lassen<br />

Sie es danach möglichst selbständig arbeiten. Vermeiden<br />

Sie es, wie eine nörgelnde Polizistin neben ihm zu<br />

sitzen. Sollte Ihr Kind die Aufgabe nicht verstehen und<br />

falsch lösen, versuchen Sie trotzdem, optimistisch und<br />

motivierend zu reagieren. Schauen Sie, dass es immer<br />

wieder Pausen einlegt und nicht zu lange an einer Aufgabe<br />

sitzt. Hilfe von extern – wie eine Hausaufgaben-<br />

hilfe – ist dann sinnvoll, wenn die Situation zwischen<br />

Eltern und Kind bereits zu angespannt ist.<br />

Je besser das Lösen von Hausaufgaben funktioniert,<br />

desto besser sollten dann auch die Schulnoten werden.<br />

Zu den Noten halte ich fest: Sie sollen als Standortbestimmung<br />

dienen und nicht das Kind unter Druck<br />

setzen oder ihm gar Angst machen. Also schimpfen Sie<br />

nicht, wenn Ihr Kind mit einer schlechten Note nach<br />

Hause kommt. Suchen Sie lieber das Positive, was alles<br />

gut geklappt hat. Erst dann besprechen Sie mit ihm,<br />

wo die Probleme liegen. Bei guten Noten ist Loben angebracht.<br />

Belohnungen wie Geld oder Geschenke sind<br />

nicht nötig und setzen das Kind nur zusätzlich unter<br />

Druck. Bei Schwierigkeiten, Über- oder Unterforderung<br />

des Kindes suchen Sie frühzeitig den Kontakt mit der<br />

zuständigen Lehrperson.<br />

Den Link zur Internetplattform Elternplanet von<br />

Kathrin Buholzer mit mehr Hinweisen zu Erziehungs-<br />

fragen finden Sie unter www.oekk.ch/magazin


Familienausflug <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Das Arosa-<br />

Ritual<br />

TEXT & FOTO: Michael Krobath<br />

«Immer muss ich ...!», schleudern mir meine Söhne täglich<br />

wie ein Mantra entgegen. «Und ich erst», pflege<br />

ich zu erwidern. Gefühlte zehn Mal hörte ich mir bereits<br />

Pauls Lieblingswitz an, hundert Mal las ich Luis<br />

«Asterix bei den Goten» vor und tausend Mal schon<br />

trennte ich die beiden Streithähne. Manchmal gleicht<br />

das Fami-lienleben einem Grand Canyon sich wiederholender<br />

Ereignisse. Und das, trösten uns die Erziehungsexperten,<br />

sei gar nicht schlecht. Denn gerade in<br />

einer sich rasch verändernden Welt im flexiblen Zap-<br />

Modus bräuchten Kinder verlässliche Fixpunkte und<br />

wiederkehrende Rituale, die Halt gäben.<br />

Ein Ritual, auf das sich alle vier Familienmitglieder<br />

freuen, ist unsere traditionelle Winterwoche in Arosa.<br />

Zuhinterst im Schanfigg, einem fantastischen Talkessel,<br />

liegt diese Ortschaft mit dem vielleicht wohlklingendsten<br />

Namen der Schweiz. Nicht nur die Höhenlage von<br />

1’800 Metern erinnert hier ans Engadin, sondern auch die<br />

mondänen Grandhotels, die beiden zugefrorenen Seen,<br />

kilometerlange Winterwanderwege. Und das Weisshorn<br />

zählt zu den erhabensten Panoramabergen der Alpen mit<br />

Blick auf Säntis, Churfirsten, Berner Alpen, Berninagruppe<br />

und Silvretta. Weit und breit ist kein Eingriff des<br />

Menschen in die Natur zu sehen. Unvorstellbar, dass dieser<br />

ehemalige Kurort für Lungenkranke im Volksmund<br />

noch vor 70 Jahren als «Pestort» verschrien war.<br />

Das Skigebiet enthält alle Zutaten für eine perfekte<br />

Familiendestination. Es ist kompakt, den ganzen Tag<br />

besonnt und pflegt eine abwechslungsreiche Hüttenkultur:<br />

Schnitzelbrot in der mondänen Carmenna-<br />

Hütte, Gerstensuppe in der traditionellen Sattelhütte,<br />

Burger in der Skihütte. Weitere empfehlenswerte Rituale<br />

sind die Schlittelfahrt hinunter nach Lützelrüti, ein<br />

Spaziergang auf dem Eichhörnliweg oder eine Langlaufrunde<br />

oben auf Maran. Arosa hat schlicht einen<br />

unschlagbaren Charme. Leider kann auch der nicht<br />

verhindern, dass es spätestens in der Pubertät heisst:<br />

«Immer müssen wir ...»<br />

> Besuchen Sie mit oder ohne Kinder den Swiss Snow<br />

Walk & Run am 7. Januar 2012 in Arosa. <strong>ÖKK</strong> Kunden<br />

erhalten 10 Prozent Rabatt (siehe Seite 4).<br />

37


Die beiden Gründer der Pakka AG, Ueli Baruffol und Balz Strasser, im Zürcher Warenlager.


Kundenporträt <strong>ÖKK</strong> <strong>Magazin</strong> 39<br />

Harte Schale, fairer Kern<br />

In Zürich sind die Cashewnüsse von Pakka längst<br />

in aller Munde. Schliesslich sind sie nicht nur gut für den<br />

Gaumen, sondern auch fürs Gewissen.<br />

TEXT: Christoph Kohler _ _ FOTO: Gian Marco Castelberg<br />

Beginnen wir diese Geschichte mit dem genüsslichen<br />

Ende ihrer Hauptfigur, der Cashewnuss. Wie sie in<br />

unserem Mund zermalmt wird, bevor sie endgültig im<br />

Schlund verschwindet. Billig sind sie nicht, die bunten<br />

Tütchen mit Cashews (gesprochen «Käschus»), die seit<br />

ein paar Jahren an jeder zweiten Theke Zürichs feilgeboten<br />

werden. Trotzdem kann ihnen niemand widerstehen.<br />

Manche mögen’s heiss und greifen zu den mit Chili,<br />

Pfeffer oder Curry gewürzten Nüssen. Andere geniessen<br />

sie «nature», so wie Balz Strasser es tat, als er vor acht<br />

Jahren im Rahmen seiner landwirtschaftlichen Doktorarbeit<br />

in der südindischen Region Malabar weilte.<br />

Die Kostprobe gedieh zur Geschäftsidee, den<br />

schmackhaften Rohstoff zu fairen Bedingungen in die<br />

Schweiz und nach Europa zu importieren. Allein wollte<br />

Balz Strasser dieses Wagnis jedoch nicht auf sich<br />

nehmen. Nach der Rückkehr nach Zürich organisierte<br />

seine Freundin ein gemeinsames Abendessen mit ihrer<br />

Schwester und deren Liebstem: Ueli Baruffol, frisch diplomierter<br />

Forstingenieur. Klar, dass Strasser bald einmal<br />

auf die Nüsse zu sprechen kam. Wenig später gründete er<br />

mit Baruffol die Pakka AG. Die erste Ladung Cashews<br />

verpackten die Jungunternehmer auf einem Wohnzimmertisch,<br />

verschickten sie an Detaillisten und erhielten<br />

bald Antwort: Wir wollen mehr! Viel mehr! Heute importiert<br />

die Pakka AG mit sechs Angestellten 400 Tonnen<br />

Nüsse und andere Südfrüchte im Jahr. Einen (kleinen)<br />

Teil davon verarbeitet das Unternehmen selbst zu<br />

Snacks, die im Onlineshop, in Bars, Delikatessenläden<br />

oder an Partner wie die Swiss verkauft werden.<br />

DER STOLZ DER HANDELSPARTNER<br />

«Pakka» bedeutet auf Hindi so viel wie «solid» und «erstklassig».<br />

Tatsächlich steht Qualität bei Pakka an erster<br />

Stelle. Schliesslich sei man keine Entwicklungshilfe-<br />

organisation, sondern eine gewinnorientierte AG, sagt<br />

Strasser. «Wir bewegen uns auf dem Markt, da liegen<br />

durchschnittliche Qualität oder unzuverlässige Lieferungen<br />

nicht drin.» Zu seinen Hauptaufgaben zählt deshalb,<br />

jedes Jahr Handelspartner in Indien, Kenia, Uganda,<br />

Ghana oder Palästina im Qualitätsmanagement zu<br />

schulen, während sich Ueli Baruffol ums Marketing und<br />

um die Produktentwicklung kümmert.<br />

Zeigt Strasser auf seinen Reisen Fotos von fertig abgepackten<br />

getrockneten Bananen, Nüssen oder Kokosraspeln,<br />

die in Schweizer Auslagen liegen, leuchten die Augen<br />

der Produzenten vor Stolz und Dankbarkeit dafür,<br />

dass Pakka ihre Ernte Jahr für Jahr zu einem fairen und<br />

fixen Preis vorfinanziert. Ein Restrisiko bleibt für alle<br />

Beteiligten, weil der Markt für tropische Bio- und Fair-<br />

Trade-Produkte klein und schwankend ist. Soll Eduard,<br />

ein Bauer aus Uganda, in eine neue Trocknungsanlage für<br />

seine Apfelbananen investieren? Immerhin hatte Strasser<br />

beim letzten Besuch eine Bestellung über 6 Tonnen der<br />

getrockneten Früchte in der Tasche. Doch was, wenn<br />

der Grossdetaillist im darauf folgenden Jahr das Produkt<br />

wieder aus dem Regal nimmt?<br />

«Es ist ein spannendes Geschäft, das viel auf Vertrauen<br />

beruht», sagt Strasser. Für ihn ist es nach wie vor ein<br />

kleines Wunder, dass der Handel zwischen so unterschiedlichen<br />

Kulturen klappt. Zum Glück! So können<br />

wir in der Adventszeit mit gutem Gewissen den Schokocashews<br />

oder -mandeln von Pakka ein genüssliches<br />

Ende setzen.<br />

> Die Pakka AG ist Unternehmenskunde bei <strong>ÖKK</strong>.<br />

Weihnachtszeit ist Nüsslizeit!<br />

Mit dem Code «<strong>ÖKK</strong>@Pakka» erhalten Sie 10 Prozent<br />

Rabatt auf Ihren Einkauf im Pakka Onlineshop<br />

www.pakka.ch


©2011 Disney<br />

AB JANUAR 2012<br />

www.disney.ch<br />

NUR IM KINO!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!