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<strong>3.</strong> <strong>Netze</strong><br />

Die Gesamtheit aller Einrichtungen, wie Freileitungen, Kabel, Umspannanlagen und Schaltanlagen,<br />

die zur Übertragung und Verteilung der elektrischen Energie notwendig sind, bezeichnet<br />

man als <strong>Netze</strong>. <strong>Netze</strong> übertragen mit größtmöglicher Wirtschaftlichkeit die elektrische Energie<br />

mit Gleichstrom, Wechselstrom oder Drehstrom. Ein Übertragungssystem ist wirtschaftlich, bei<br />

minimalen<br />

Aufwendungen für den Betrieb (Verluste, Wirkungsgrad, Wartung),<br />

Anlagekosten (Kapitaldienst, Verzinsung, Abschreibung).<br />

Der Übertragungswirkungsgrad �Ü ist festgelegt als das Verhältnis der am Leitungsende<br />

abgegebenen elektrischen Wirkleistung Pe zur aufgenommenen Wirkleistung Pa. Ihre Differenz ist<br />

die Verlustleistung PV. Allgemein gilt:<br />

Pe<br />

� Ü = mit Pa<br />

= Pe<br />

+ Pv<br />

(<strong>3.</strong>1)<br />

P<br />

a<br />

Für die Drehstromleitung gilt:<br />

1<br />

2<br />

� Ü =<br />

mit Pe<br />

= 3 � I � Ue<br />

�cos�e<br />

und Pv<br />

= 3 � I � R<br />

R<br />

w (<strong>3.</strong>2)<br />

w � P<br />

1+<br />

e<br />

2<br />

(U �cos�<br />

)<br />

<strong>3.</strong>1 Aufbau von <strong>Netze</strong>n<br />

e<br />

e<br />

Die Netzspannung wird abhängig von der Übertragungsleistung und der Entfernung gewählt.<br />

Die Serienfertigung der elektrischen Betriebsmittel erfordert, dass elektrische <strong>Netze</strong> nur mit<br />

bestimmten genormten Spannungswerten betrieben werden. In DIN IEC 38 sind Normspannungen<br />

für Drehstromnetze angegeben. (Auswahl nachfolgend)<br />

Niederspannungsnetze � 1 kV<br />

230/400 V 400/690 V 1000 V<br />

1 kV < Mittelspannungsnetze � 60 kV<br />

6 kV 10 kV 20 kV<br />

60 kV < Hochspannungsnetze � 150 kV<br />

66 kV 110 kV<br />

Höchstspannungsnetze > 150 kV<br />

230 kV 400 kV<br />

Höchstspannungsnetze übertragen die elektrische Energie von den Großkraftwerken zu den<br />

Abnahmeschwerpunkten in ganz Europa.<br />

Hochspannungsnetze übernehmen die regionale Elektrizitätsversorgung. Sie werden aus Umspannstationen<br />

oder mittleren Kraftwerken gespeist und versorgen die Großindustrie, Städte<br />

sowie größere Versorgungsgebiete.<br />

Mittelspannungsnetze werden aus dem Hochspannungsnetz über Transformatoren und/oder<br />

Kleinkraftwerken gespeist und versorgen Industriebetriebe und Stadt- und Landbezirke.<br />

Niederspannungsnetze versorgen Wohngebiete und Gewerbebetriebe bis zu einer Gesamtleistung<br />

von rd. 1 MW.<br />

Aus wirtschaftlichen und versorgungstechnischen Gründen muss die Struktur eines <strong>Netze</strong>s auf die<br />

jeweilige Versorgungsaufgabe abgestimmt sein. Die Netzstruktur wird der Leistungsdichte<br />

(MW/km 2 ) des Versorgungsgebietes angepasst. Merkmale einer Netzstruktur sind:<br />

die Anzahl der Speisepunkte,<br />

die Art der Speisung,<br />

der Grad der Vermaschung.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 33


G<br />

3 ~<br />

Strahlennetz (unvermaschtes Netz) Ringnetz<br />

Die Merkmale eines unvermaschten <strong>Netze</strong>s<br />

(Strahlennetzes) sind:<br />

einfache Netzüberwachung,<br />

großer Spannungsfall am Leitungsende,<br />

kleiner Kurzschlussstrom,<br />

geringe Versorgungssicherheit.<br />

Merkmale eines vermaschten <strong>Netze</strong>s sind:<br />

geringer Spannungsfall,<br />

geringe Leitungsverluste,<br />

hohe Versorgungssicherheit,<br />

großer Kurzschlussstrom,<br />

aufwendige Schaltanlage.<br />

Je nach Grad der Vermaschung spricht man<br />

von Ringnetzen und Maschennetzen.<br />

Die Merkmale zeigen, dass jede Netzstruktur<br />

neben Vorteilen auch Nachteile besitzt. Die Aufgabe<br />

der Netzplanung ist es, die geeignete<br />

Netzstruktur festzulegen. Von folgenden Forderungen<br />

ist auszugehen:<br />

einfacher Netzaufbau,<br />

standardisierte Betriebsmittel, Maschennetz mit 2 Speisepunkten<br />

große Versorgungssicherheit,<br />

kleine Verluste,<br />

günstige Erweiterungsmöglichkeit.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 34<br />

G<br />

3 ~<br />

G<br />

3 ~<br />

G<br />

3 ~


Unter Netzform wird der Aufbau eines <strong>Netze</strong>s hinsichtlich<br />

der verwendeten Stromart,<br />

der Anzahl der aktiven Leiter der Einspeisung,<br />

der Art der Erdverbindungen im Netz verstanden.<br />

Anzahl der aktiven Leiter in <strong>Netze</strong>n mit verschiedenen Stromarten<br />

Stromart aktive Leiter<br />

Gleichstrom 2 oder 3<br />

Einphasen-Wechselstrom 2 oder 3<br />

Zweiphasen-Wechselstrom 2 oder 3<br />

Drehstrom 3 bis 5<br />

Die Art der Erdverbindungen wird durch mindestens zwei Buchstaben nach DIN VDE 0100<br />

Teil 300 angegeben:<br />

� 1. Buchstabe kennzeichnet die Erdungsverhältnisse des Spannungserzeugers (Transformator,<br />

Generator).<br />

� 2. Buchstabe kennzeichnet die Erdungsverhältnisse leitfähiger Körper in einer elektrischen<br />

Anlage.<br />

Weitere Buchstaben kennzeichnen die Anordnung des Neutralleiters N und des Schutzleiters PE<br />

im TN-Netz.<br />

T Spannungserzeuger direkt geerdet<br />

I Isolierung aller aktiven Teile von Erde oder Verbindung über eine Impedanz<br />

T Körper direkt geerdet<br />

N Körper direkt mit dem Betriebserder verbunden<br />

S N und PE als getrennte Leiter verlegt<br />

C N und PE im PEN-Leiter kombiniert<br />

Für Drehstromnetze (Dreiphasen-Wechselstromnetze) werden abhängig vom Anwendungsbereich<br />

die Netzformen TN oder TT oder IT verwendet.<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

PEN<br />

TN-C-Netz TN-S-Netz<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 35<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

N<br />

PE


5<br />

TN-C-Netz TN-S-Netz<br />

3<br />

1<br />

6<br />

l<br />

TN-C-S-Netz<br />

2<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

N<br />

PE<br />

TT-Netz IT-Netz<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 36<br />

4<br />

Freileitungen<br />

6<br />

1 Erd- oder Blitzschutzseil<br />

2 Leiterseil<br />

3 Abspannmast<br />

4 Tragmast<br />

5 Traverse<br />

6 Isolator<br />

l Spannfeldlänge<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

PE<br />

N<br />

PE<br />

L1<br />

L2<br />

L3


Freileitungen sind elektrische Anlagen zur Übertragung elektrischer Energie. Eine Freileitung<br />

besteht aus Masten, oberirdisch verlegten Leitungen, Isolatoren und Erdungen. Die technische<br />

Ausführung einer Freileitung ist in den Bestimmungen VDE 0210 (über 1 kV) und VDE 0211<br />

(unter 1 kV) festgelegt.<br />

Bei den Masten unterscheidet man zwischen Tragmasten, die Leiterseile und Isolatoren bei<br />

gerader Leitungsführung tragen, und Abspannmasten, die Festpunkte im Leitungsverlauf bilden<br />

und neben den Aufgaben der Tragmaste auch horizontale Seilkräfte aufnehmen können.<br />

Endmasten werden bei Übergängen von Freileitungen auf Kabel eingesetzt.<br />

Als Tragwerke verwendet man für Niederspannungsleitungen einfache Holzmasten, für Mittelspannungsleitungen<br />

neben Holzmasten vorwiegend Betonmasten und für Hoch- und Höchstspannungsanlagen<br />

Stahlgittermasten.<br />

a) 20-kV-Tragmast mit Stützisolatoren<br />

b) 110-kV-Einebenen-Tragmast<br />

c) 110-kV-Tragmast (Donautyp)<br />

d) Tragmast mit 2 · 220-kV-Zweierbündelleitung<br />

und 2 · 380-kV-Viererbündelleitung<br />

11 1,8<br />

3,2<br />

17 4,5<br />

4,5 5<br />

18,5<br />

a) b) c)<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 37<br />

3<br />

3,6<br />

10,5<br />

11<br />

11<br />

Freileitungsmaste im Größenvergleich<br />

d)<br />

7,2<br />

6,5<br />

5 5<br />

Für Freileitungen werden meist blanke Drähte und Seile als Leiter verwendet. Als Leitermaterial<br />

ist Kupfer bei Nieder- und Mittelspannungsanlagen weitgehend von Aluminium verdrängt<br />

worden. Im Hoch- und Höchstspannungsbereich werden Aluminium/Stahl-Seile eingesetzt.<br />

Höchstspannungsanlagen werden heute vorwiegend als Bündelleiter ausgeführt, da Einseilleiter<br />

wegen der zu hohen Randfeldstärke sogenannte Koronaverluste und damit verbundene<br />

hochfrequente Störspannungen hervorrufen.<br />

a)<br />

a<br />

a a<br />

b) c)<br />

Bündelleiter<br />

59,5<br />

a) Zweierbündel für 230 kV<br />

b) Dreierbündel ab 400 kV<br />

c) Viererbündel ab 400 kV<br />

Teilleiterabstand a = 400 mm


Feldbilder von Einseil-, Zweierbündel-, Viererbündelleiter Aluminium/Stahl-<br />

Seil 240/40 mm 2<br />

Isolatoren haben die Aufgabe, die spannungsführenden Leiter mechanisch mit den Masten zu<br />

verbinden und sie sowohl untereinander als auch gegen die geerdeten Masten galvanisch zu<br />

trennen. Anforderungen an Isolatoren:<br />

gutes Isoliervermögen auch bei ungünstigen Betriebsbedingungen<br />

(Wärme, Kälte, Nebel, Verschmutzung),<br />

hohe mechanische Festigkeit bei wechselnder Belastung<br />

(Zugspannungen, Wind, Eis).<br />

Als Werkstoffe für Isolatoren haben sich Glas und<br />

Porzellan bewährt. Bei zukünftigen Entwicklungen werden<br />

Kunststoffe auch Anwendung finden. Bei den Bauformen<br />

unterscheidet man zwischen Stützenisolatoren (bis 35 kV)<br />

und Hängeisolatoren (über 60 kV). Bei hohen Spannungen<br />

werden Lichtbogenschutzarmaturen eingesetzt, die die Isolierkörper<br />

vor Beschädigungen durch Lichtbögen schützen<br />

und die eine gleichmäßige Feldverteilung längs der<br />

Isolatorkette herstellen.<br />

Stützen- und Hängeisolator<br />

Zur Vermeidung von Gefahren bei indirektem Berühren muss jede Freileitungsanlage mit<br />

Schutzerdung versehen werden. Zum Schutz gegen atmosphärische Entladungen erhalten<br />

insbesondere Hochspannungsfreileitungen eine Blitzschutzerdung (Erdseil an der Mastspitze).<br />

Starkstromleitungen und Starkstromkabel sind zum Transport elektrischer Energie, die je<br />

nach Ausführung für Verlegung im Erdboden (nur Kabel), im Wasser, im Freien, in Kabelkanälen<br />

oder in Innenräumen geeignet sind. Durch ihren Aufbau sind sie gegen Feuchtigkeit, chemische<br />

Zersetzung und mechanische Belastungen besonders widerstandsfähig. Aus den Kenndaten und<br />

dem Aufbau der angebotenen Kabel- und Leitungstypen muss der Anwender entsprechend den<br />

Betriebsbeanspruchungen die Auswahl treffen. Auswahlkriterien sind:<br />

Nennspannung<br />

Aderzahl, -art und Leiterquerschnitt<br />

mechanische und chemische Beanspruchungen<br />

Sonderausführung aufgrund eines speziellen Einsatzes<br />

Als Nennspannung wird die Spannung zwischen Leiter und Erde (U0) und zusätzlich die<br />

Spannung zwischen den Außenklemmen (U) angegeben, z.B. U0/U = 0,6/1 kV.<br />

Der Leiterquerschnitt wird aufgrund der zu übertragenden Leistung und der Umgebungsverhältnisse<br />

aus den Belastungstabellen in DIN VDE 0298 ermittelt. Bei der Bemessung des Leiterquerschnitts<br />

wird von der normalen EVU-Last mit einem Belastungsgrad m = 0,7 ausgegangen.<br />

m<br />

=<br />

t = 24 h<br />

1<br />

� � I � t<br />

24 h � I<br />

(<strong>3.</strong>3)<br />

max<br />

t = 0<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 38<br />

St<br />

Al


m<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0 4 8 12 16 20 24<br />

t / h<br />

Für 0,5 � m � 1,0 gibt DIN VDE 0298 Teil 2<br />

Umrechnungsfaktoren zur Korrektur der<br />

höchstzulässigen Stromwerte der Belastungstabellen<br />

an.<br />

Tageslastspiel (EVU-Last) und<br />

Belastungsgrad m<br />

Für den Aufbau der verschiedenen Starkstromleitungen und -kabel gelten die VDE-<br />

Bestimmungen: 0250, 0262, 0271, 0276.<br />

Grundsätzlich ist jedes Kabel aus den drei Grundelementen Leiter, Isolierung und Schutzmantel<br />

PVC-Isolierung<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Cu-Leiter Band oder Füllmischung<br />

oben: NYY unten: NAYCWY<br />

Prinzipieller Aufbau eines Starkstromkabels<br />

se sm om<br />

Leiterformen<br />

0<br />

PVC-Mantel<br />

I / IN in %<br />

PVC-Isolierung<br />

PVC-Mantel<br />

Konz. Schutzleiter<br />

Al-Leiter (Cu-Drähte und Querleiterwendel)<br />

Band oder Füllmischung<br />

re rm rm/v<br />

aufgebaut. Die Werkstoffe und Ausführungen<br />

können jedoch recht unterschiedlich<br />

sein und gegebenenfalls durch spezielle<br />

Elemente ergänzt werden. Als Leiterwerkstoffe<br />

werden Kupfer und Aluminium<br />

verwendet. Der Leiteraufbau kann ein- oder<br />

mehrdrahtig, die Querschnittsform rund,<br />

oval, sektorförmig oder hohl sein. Querschnitte<br />

ab 25 mm 2 Cu werden ausschließlich<br />

mehrdrahtig ausgeführt, um eine ausreichende<br />

Biegefähigkeit sicherzustellen.<br />

Leitungen sind im Allgemeinen feindrahtiger<br />

als Kabel aufgebaut, da sie häufig für<br />

den flexiblen Einsatz vorgesehen werden.<br />

e eindrahtiger Leiter<br />

m mehrdrahtiger Leiter<br />

o ovalförmiger Querschnitt<br />

r kreisförmiger Querschnitt<br />

s sektorförmiger Querschnitt<br />

/v verdichteter Leiter<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 39


Bauartbezeichnung Leiterbezeichnung Nennspannung Mantelfarbe<br />

NAYCWY 3 x 70 sm 0,6/1 kV sw<br />

Typenbezeichnung eines Starkstromkabels<br />

Kurz- Bedeutung Beispiel Kurz- Bedeutung Beispiel<br />

zeichen zeichen<br />

A nach N: Aluminiumleiter NAKLEY KLD gepresster Aluminiummantel NÖKLDEY<br />

am Ende: äußere Schutzhülle NKFA mit Dehnungselementen<br />

aus Faserstoffen KW Stahlbandwellmantel NKWEY<br />

AA doppelte äußere Schutz- NKRAA KWK Kupferbandwellmantel NKWK2Y<br />

hülle aus Faserstoffen N genormtes Kabel NYKF<br />

B Bewehrung aus Stahlband NKBA O ohne Bewehrung MKO<br />

C konzentrischer Leiter NYCY -0 Kabel ohne grüngelben NYY-0<br />

aus Kupfer Schutzleiter<br />

CE konzentr. Leiter aus Kupfer NYCEY Ö Ölkabel NÖKDEFOA<br />

über jeder Einzelader<br />

CW wellenförmiger konzentrischer NYCWY P Gasaußendruckkabel NPKDvFStA<br />

Leiter aus Kupfer Q Beflechtung aus verzinktem NGKQ<br />

D Druckschutzbandage NOKDEFOA Stahldraht<br />

E einzeln mit Metallmantel NEKBA R Stahlrunddrahtbewehrung NHKRA<br />

und Korrosionsschutz RO offene Stahlrunddraht- NKROA<br />

umgebene und verseilte bewehrung (� 50% Deckung)<br />

Adern (Mehrmantelkabel)<br />

Schutzhülle mit eingebetteter NAKLEY -R Rostschutzanstrich der NKFGb-R<br />

Schicht aus Elastomerband Bewehrung<br />

oder Kunststofffolie S Schirm aus Kupfer NYHSY<br />

F Stahlflachdrahtbewehrung NKFA SE Kupferschirm über jeder NYSEY<br />

(FL) Schirmbereich längs- A2X(FL)2Y Einzelader (dann ent-<br />

wasserdicht und fällt Kurzzeichen "H")<br />

Diffusionssperre St Stahlrohr NIvFStA<br />

FO offene Stahlflachdraht- NKFOA u unmagnetisch, NÖKuDY<br />

Bewehrung (� 50% Deckung) unverseilte Kabel NIAG1uSt2Y<br />

-fl flammwidriger Überzug NKBA-fl v verseilte Kabel NPKDvFStA<br />

G Gegenwendel aus NKFG verstärkte Kunststoff- NAKLEYv<br />

Flachdraht schutzhülle oder -mantel<br />

Gummiisolierung NGK<br />

Gb Gegen- o. Haltewendel NKFGb -w Wärmebeständigkeit NKBA-w<br />

aus Stahlband (� 50% Deckung) 2X Isolierung aus vernetztem N2XSY<br />

H Schirmung beim Höchstädter-- NHKRA Polyethylen (VPE)<br />

Kabelleitfähige Schichten über NYHSY y Isolierung, Mantel oder NYKRA<br />

Leiter und Isolierung von Schutzhülle aus Poly- NYY<br />

Kunststoffkabeln vinylchlorid (PVC) NÖKuDY<br />

1 Gasinnendruckkabel NIKDEY 2Y Isolierung, Mantel oder NIKLE2Y<br />

Schutzhülle aus<br />

-J Kabel mit grüngelbem NKBA-J Polyethylen (PE)<br />

Schutzleiter<br />

Z Bewehrung aus Z-förmi- NKZA<br />

K Bleimantel NKFA gern Stahlprofildraht<br />

-K Korrosionsschutz NKBA-K<br />

-KK zusätzl. Korrosionsschutz NGGBA-KK<br />

KL gepresster, glatter NKLY<br />

Aluminiummantel<br />

Bauartbezeichnung von Starkstromkabeln/-leitungen<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 40


Seit April 2006 müssen alle Kabel nach VDE 0293, Teil 308 (1.2003) europaweit gekennzeichnet<br />

sein. Für ein Wechselstromkabel sind nun durchgängig die Aderfarben grün/gelb für<br />

den Schutzleiter (PE), blau für den Neutralleiter (N) und braun für den Außenleiter (L)<br />

vorgegeben. Für das fünfadrige Drehstromkabel sind die Aderfarben grün/gelb für den<br />

Schutzleiter (PE), blau für den Neutralleiter (N) und braun, schwarz und grau für die<br />

Außenleiter (L1, L2 und L3) festgelegt. Die wesentliche Änderung ist die Einführung der<br />

Aderfarbe „grau“ für einen Außenleiter.<br />

Wechselstrom Drehstrom<br />

Aderkennzeichnung für Niederspannungskabel und -leitungen<br />

Inzwischen haben einige Klemmen-Hersteller ihre Installationsklemmen farbig der Norm<br />

VDE 0293, Teil 308 angepasst, so dass das Abzählen von Klemmenstellen vereinfacht wird<br />

oder sogar ganz entfallen kann. Diese optische Hilfestellung vereinfacht und präzisiert die<br />

Verdrahtung. Beim Drehstromnetz kann das rechts umlaufende Drehfeld einfacher eingehalten<br />

werden.<br />

<strong>3.</strong>2 Bemessung elektrischer Anlagen<br />

Bei der Projektierung von Leitungsanlagen sind vornehmlich folgende Grundsatzfragen zu<br />

beantworten, die auf allen Netzspannungsebenen gleichermaßen gestellt werden müssen:<br />

Welche Abnehmerstruktur ist gegeben (z.B. Industrie, Gewerbe, Haushalt)?<br />

Welche zeitliche und örtliche Verteilung der Belastung liegt vor?<br />

Über welche Entfernung müssen die Leistungen übertragen werden?<br />

Welche Leitungsarten können gewählt werden (örtliche Gegebenheiten, Wirtschaftlichkeit)?<br />

Einflussgrößen der Leitungsbemessung sind:<br />

mechanische Festigkeit,<br />

thermische Beanspruchung,<br />

Spannungsfall,<br />

Verlustleistung,<br />

Abschaltbedingungen.<br />

Die mechanisch Beanspruchung bestimmt die Bauart und die Verlegung der verwendeten Leitung<br />

(Kabel). Für feste geschützte Verlegung von Niederspannungskabeln und Leitungen ist nach DIN<br />

VDE 0100 ein Mindestquerschnitt von 1,5 mm 2 bei Kupfer und 2,5 mm 2 bei Aluminium vorgeschrieben.<br />

Die mechanischen Kräfte, die aufgrund der magnetischen Wirkung der Kurzschlussströme<br />

auftreten können, werden in DIN VDE 0298 Teil 2 behandelt.<br />

(bis î = 63 kA keine bes. Maßnahmen)<br />

Kabel und Leitungen sind nach der thermischen Belastung im Betriebs- und Störfall zu bemessen.<br />

Die maximal zulässige Leitertemperatur ist hauptsächlich vom verwendeten Isolierstoff<br />

abhängig und darf nicht überschritten werden. Für PVC-isolierte Kabel/Leitungen gilt als dauernd<br />

zulässige Betriebstemperatur 70°C und für VPE-Isolierung 90°C. Maximale thermische Beanspruchungen<br />

treten bei Kurzschluss auf. Da diese Beanspruchungen kurzzeitig und selten sind,<br />

lässt man hier höhere Leitertemperaturen (150°C) zu. Durch den Kurzschlussstrom ik erwärmt<br />

sich der Leiter nach Ablauf der Kurzschlussdauer tk von der Betriebstemperatur (Anfangstemperatur)<br />

�a auf die Kurzschlussendtemperatur �e. Es gilt folgender Ansatz:<br />

R<br />

�<br />

mit<br />

�i<br />

2<br />

k<br />

R<br />

� �t<br />

�<br />

k<br />

=<br />

= m �c<br />

� �(<br />

��)<br />

= A � l ��<br />

� c � �(<br />

� � � )<br />

R<br />

20<br />

�[1+<br />

�<br />

20<br />

� ( �<br />

a<br />

� 20�C<br />

+ ��)]<br />

e<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 41<br />

a<br />

und<br />

R<br />

20<br />

=<br />

�<br />

20<br />

l<br />

� A<br />

(<strong>3.</strong>4)


Der mittlere Effektivwert des Kurzschlussstromes ik wird nach DIN VDE 0103 thermisch wirksamer<br />

Kurzzeitstrom Ith genannt. Es gilt:<br />

Ith<br />

A<br />

=<br />

�<br />

�<br />

20<br />

��<br />

� c 1+<br />

�<br />

� ln<br />

� t 1+<br />

�<br />

20<br />

� ( �<br />

� ( �<br />

e<br />

� 20�C)<br />

� 20�C)<br />

Werte für Kupfer: �20 = 0,0039 K -1 ; � = 8,9 g·cm -3 ; �20 = 56 m/(�·mm 2 20 k<br />

20 a<br />

); c = 0,39 Ws/(g·K)<br />

Die Spannung am Verbraucher ist nicht konstant, sie wird vom lastabhängigen Spannungsfall an<br />

den Leitungsimpedanzen beeinflusst. Nach DIN 40002 soll unter normalen Bedingungen die<br />

Spannung an den Hausanschlüssen von der Nennspannung nicht mehr als 10 % abweichen. Der<br />

Spannungsfall bestimmt den Leiterquerschnitt bzw. die maximale zulässige Leitungslänge. Die<br />

Verlustleistung beeinflusst die Wirtschaftlichkeit einer Leitungsanlage.<br />

In TN-<strong>Netze</strong>n muss als Schutzmaßnahme gegen gefährliche Körperströme im Fehlerfall<br />

(Körperschluss) ein bestimmter Mindestkurzschlussstrom fließen, damit die Überstromschutzorgane<br />

innerhalb festgelegter Zeiten abschalten.<br />

Die Kenngrößen elektrischer Leitungen sind der Wirkwiderstand Rw, die Induktivität L und die<br />

Betriebskapazität Cb.<br />

Der Wirkwiderstand Rw wird aus dem Gleichstromwiderstand R� und bei Dreh- und<br />

Wechselstromsystemen zusätzlich aus dem Zusatzwiderstand �R (Stromverdrängung im Leiter<br />

und Wirbelströme im Metallmantel) bestimmt.<br />

l<br />

R� = �(1+<br />

�20<br />

� ��)<br />

(<strong>3.</strong>6)<br />

� � A<br />

20<br />

l = Leiterlänge A = Leiterquerschnitt<br />

�20 = Leitfähigkeit des Leitermaterials bei 20°C<br />

�20 = Temperaturbeiwert bei 20°C in K -1<br />

R w = R�<br />

� �R<br />

� R'w<br />

� l<br />

(<strong>3.</strong>7)<br />

�� = Temperaturänderung R'w = Wirkwiderstandsbelag<br />

Leitungen besitzen aufgrund der bei Wechselstrom entstehenden magnetischen Wechselfelder<br />

eine Induktivität L und damit auch einen induktiven Widerstand XL. Die längenbezogene<br />

Induktivität heißt Induktivitätsbelag L'.<br />

� 2�<br />

�f<br />

� L � ��<br />

L � ��<br />

L'�<br />

l � X' �l<br />

(<strong>3.</strong>8)<br />

XL L<br />

Für die Anordnung von zwei parallelen Leitern, die in gegensätzlicher Richtung vom Strom<br />

durchflossen werden, lautet die Gleichung für die Induktivität eines Leiters:<br />

L =<br />

�0<br />

� l � a 1 �<br />

�<br />

�<br />

� ln + =<br />

r0<br />

4 �<br />

�<br />

� � �<br />

a<br />

�0<br />

� l a<br />

� ln<br />

� �<br />

mit � = 0,7788 � r0<br />

(<strong>3.</strong>9)<br />

r 0<br />

l = Leiterlänge<br />

a = Achsenabstand der Leiter<br />

r0 = Leiterradius<br />

�0 = 4� ·10 -4 H/km<br />

Wechselstromdoppelleitung<br />

Herleitung zur Induktivität L einer Doppelleitung:<br />

Die Induktivität L ergibt sich durch Addition der äußeren Induktivität La und der inneren<br />

Induktivitäten Li. Die äußere Induktivität lässt sich aus der Überlagerung der magnetischen Flüsse<br />

der beiden Leiter ermitteln. Für den Fluss eines Leiters �1 gilt:<br />

a<br />

a<br />

�0<br />

�l<br />

�i<br />

dr �0<br />

� l �i<br />

a<br />

i<br />

�1 � � �0<br />

� H �l<br />

� dr � � � �ln<br />

mit H(r) �<br />

2�<br />

�<br />

(<strong>3.</strong>10)<br />

r 2�<br />

r<br />

2 ��<br />

� r<br />

r0<br />

r0<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 42<br />

r 0<br />

0<br />

(<strong>3.</strong>5)


Genau so groß ist der Betrag des vom Strom i in entgegengesetzter Richtung durchflossenen<br />

zweiten Leiters. Der Gesamtfluss �g und die äußere Induktivität La der Doppelleitung sind daher:<br />

� g �<br />

�0<br />

� l �i<br />

a<br />

�ln<br />

� r0<br />

La<br />

�<br />

�0<br />

� l a<br />

� ln<br />

� r0<br />

(<strong>3.</strong>11)<br />

Die innere Induktivität Li eines Leiters lässt sich aus der im Leiter gespeicherten Energie<br />

berechnen, da die magnetische Feldstärke H(r) im Leiterinneren bekannt ist.<br />

W �<br />

1<br />

� B H dV<br />

2 � � � �<br />

1 2<br />

��<br />

� H dV<br />

2 � � Li<br />

�<br />

2 � W<br />

2<br />

i<br />

mit H(r) �<br />

r<br />

�i<br />

(<strong>3.</strong>12)<br />

2<br />

2�<br />

��<br />

r0<br />

Die in einem Leiter aufgespeicherte Energie ist:<br />

r<br />

0<br />

�0<br />

�l<br />

�i<br />

3 2 �0<br />

� l<br />

W � � r � dr � i �<br />

4 � (<strong>3.</strong>13)<br />

4 � � r<br />

16 �<br />

0<br />

2<br />

0<br />

Für die innere Induktivität eines Leiters ergibt sich gemäß Gl. <strong>3.</strong>12:<br />

Li<br />

�0<br />

�l<br />

�<br />

8 � L1<br />

(<strong>3.</strong>14)<br />

L1<br />

a<br />

a<br />

2r 0<br />

L3 L2<br />

a 31<br />

L3<br />

a 12 = a 23 = a 31 = a<br />

a �<br />

a �<br />

L1<br />

a 23<br />

2r 0<br />

a � 3 a12<br />

� a 23 �<br />

a<br />

3 2<br />

a<br />

a<br />

a 12<br />

31<br />

L2<br />

L2 L3<br />

a<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 43<br />

L<br />

'<br />

L1<br />

�<br />

L<br />

' L2<br />

�<br />

L<br />

' L3<br />

' a<br />

L � 0,2�<br />

ln �mH/km� �<br />

(Ersatzradius � des Leiters und<br />

Abstand a in mm)<br />

Induktivitätsbelag L' in mH/km je Leiter für<br />

symmetrisch betriebene Drehstromsysteme in<br />

Dreiecksverlegung<br />

2r 0<br />

�<br />

Mit dem mittleren geometrischen<br />

Abstand a kann der mittlere<br />

Induktivitätsbelag bei beliebiger<br />

Leiteranordnung angegeben<br />

werden.<br />

L ' m<br />

L<br />

a<br />

� 0,2�<br />

ln<br />

�<br />

�� und a in mm)<br />

'<br />

�mH/km� Induktivitätsbelag L' in<br />

mH/km je Leiter für<br />

symmetrisch betriebene<br />

Drehstromsysteme in<br />

Einebenverlegung und<br />

beliebiger Leiteranordnung


Leiter, zwischen denen eine elektrische Spannung besteht, sind immer von einem elektrischen<br />

Feld umgeben. Das Speichervermögen elektrischer Energie, die in diesem Feld steckt, ist bei einer<br />

bestimmten Spannung durch die Kapazität der Leiteranordnung gegeben. Die gegenseitige Kapazität<br />

der Leiter Cg ist von den Leiterabmessungen, der Leiteranordnung und von der Dielektrizitätskonstanten<br />

� abhängig. Die gegenseitige Kapazität einer Doppelleitung kann unter der<br />

Voraussetzung a >> r0 nach Gl. <strong>3.</strong>15 berechnet werden.<br />

� � � � l<br />

a<br />

Cg<br />

=<br />

(<strong>3.</strong>15)<br />

a<br />

ln<br />

r<br />

0<br />

r 0<br />

C g<br />

Q1 = +Q r1 P<br />

Q2 = -Q<br />

Gegenseitige Kapazität einer ungeschirmten Doppelleitung ohne Erde<br />

Herleitung zur Kapazität Cg einer Doppelleitung mit a >> r0 ohne Erde:<br />

Die Länge l der parallelen Leiter ist groß gegenüber ihrem Abstand a (l >> a). Jeder Leiter hat den<br />

Radius r0


Die Kapazität der Doppelleitung Cg kann als Reihenschaltung von zwei Erdkapazitäten CE angesehen<br />

werden. Mit h » r0 gilt für die Erdkapazität eines Leiters CE:<br />

2�<br />

� � � l<br />

CE<br />

=<br />

(<strong>3.</strong>22)<br />

2h<br />

ln<br />

r0<br />

+Q r0 L3<br />

Teilkapazitäten einer Drehstromfreileitung ohne Erdseil Erdkapazität eines Leiters<br />

Sind mehr als zwei Leiter vorhanden, dann bildet sich sowohl zwischen je zwei Leitern als auch<br />

zwischen jedem Leiter und der Erde ein elektrisches Feld aus. Für eine symmetrisch betriebene<br />

Drehstromfreileitung in Dreiecksanordnung ohne Erdseil ergeben sich somit die nachstehenden<br />

Teilkapazitäten (andere Werte als bei der Doppelleitung).<br />

C g<br />

C g<br />

C E<br />

C E<br />

C g<br />

L1<br />

C g<br />

CE CE L1<br />

L2<br />

C E<br />

C g<br />

L3 L2<br />

C b<br />

L1<br />

C g<br />

C b<br />

C b<br />

L3 L2<br />

C E<br />

3·C g<br />

L3<br />

3·C g<br />

C E<br />

L1<br />

C E<br />

3·C g<br />

Die Gesamtschaltung der Teilkapazitäten<br />

vereinfacht sich, wenn die Dreieckschaltung<br />

der gegenseitigen Kapazitäten<br />

in eine äquivalente Sternschaltung<br />

transformiert wird.<br />

Ersatzschaltung der<br />

Teilkapazitäten einer<br />

Drehstromfreileitung ohne Erdseil<br />

Fasst man die parallel geschalteten Teilkapazitäten je Strang zusammen,<br />

so erhält man die Betriebskapazität Cb je Strang des Systems.<br />

Unter der Voraussetzung, dass der Abstand der Leiter gegenüber<br />

ihrem Radius sehr groß ist (a >> r0), gilt Gl. <strong>3.</strong>2<strong>3.</strong><br />

Betriebskapazität einer Drehstromfreileitung ohne Erdseil<br />

Cb<br />

� CE<br />

� 3 � Cg<br />

=<br />

2�<br />

� � � l<br />

a<br />

ln<br />

r0<br />

(<strong>3.</strong>23)<br />

l = Länge eines Leiters r0 = Leiterradius � = mittlerer geometrischer Abstand der Leiter<br />

Bei Radialfeldkabeln ist die Kapazität Cg zwischen den Leitern nicht vorhanden, so dass hier die<br />

Betriebskapazität Cb = CE zu setzen ist (Zylinderanordnung). Die Berechnung der Kapazität von<br />

Gürtelkabeln ist schwierig. Die Betriebskapazität wird im Allgemeinen durch zwei Einzelmessungen<br />

bestimmt.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 45<br />

C E<br />

L3 L2<br />

L1<br />

L2<br />

C E<br />

h


C g<br />

C E<br />

Ein Leiter gegen die beiden Drei Leiter gegen Metall-<br />

anderen und Metallmantel mantel<br />

Kapazitätsmessung bei Gürtelkabeln<br />

Cb = (9·C1 - C2)/6<br />

C1 = CE + 2 · Cg C2 = 3 · CE<br />

Die Kapazität einer Leitung bzw. eines Kabels wird im Allgemeinen auf die Längeneinheit<br />

bezogen und Kapazitätsbelag C` genannt. Für die Betriebskapazität Cb und den kapazitiven Blindwiderstand<br />

XC gilt:<br />

Cb<br />

= C'b<br />

� l XC<br />

=<br />

1<br />

��<br />

C'<br />

� l<br />

(<strong>3.</strong>24)<br />

b<br />

Messtechnisch werden der Wirkwiderstandsbelag und der Induktivitätsbelag im Kurzschlussversuch<br />

ermittelt. Den Kapazitätsbelag erhält man mit Hilfe des Ladestromes im Leerlauf.<br />

Spannungsquelle<br />

C 1<br />

C g<br />

R' w·l<br />

2<br />

�C' b·l<br />

C E<br />

C E<br />

C 2<br />

l<br />

R' �·l<br />

R' �·l<br />

Leitung<br />

�L'·l<br />

R' w·l �L'·l<br />

2<br />

�C' b·l<br />

Ersatzschaltung einer<br />

Gleichstromleitung<br />

Einphasiges<br />

Ersatzschaltbild einer<br />

Wechselstromleitung<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 46<br />

C E<br />

Z<br />

R Last<br />

~


Einphasiges Ersatzschaltbild<br />

einer Drehstromleitung<br />

Da die Ladeströme im Niederspannungs- und Mittelspannungsbereich gegenüber den Belastungsströmen<br />

klein sind, kann die Betriebskapazität hier vernachlässigt werden. Es gilt dann das<br />

vereinfachte Ersatzschaltbild.<br />

Vereinfachtes Ersatzschaltbild<br />

einer Wechsel- bzw.<br />

Drehstromleitung<br />

<strong>3.</strong>3 Spannungsfall und Verlustleistung<br />

Zum zulässigen Spannungsfall werden in verschiedenen technischen Bestimmungen Angaben<br />

gemacht; z.B. für Niederspannungsnetze DIN VDE 0100 Teil 520.<br />

Der Spannungsfall zwischen dem Anfang der Verbraucheranlage und den zu versorgenden<br />

Betriebsmitteln soll nicht mehr als 4 % der Nennspannung des <strong>Netze</strong>s betragen. Unter normalen<br />

Netzbedingungen soll die Spannung an den Hausanschlüssen höchstens 10 % von der<br />

I<br />

a<br />

=<br />

I<br />

e<br />

Ue<br />

� cosh ( � � l) � � sinh ( � � l)<br />

(<strong>3.</strong>26)<br />

Z<br />

w<br />

Ua = Ue<br />

� cosh ( � � l) � Ie<br />

� Zw<br />

�sinh<br />

( � � l)<br />

(<strong>3.</strong>25)<br />

Nennspannung abweichen; im Allgemeinen werden 5 % vom EVU eingehalten.<br />

Bei Fernleitungen mit Nennspannungen UN > 30 kV verwendet man für die Spannungs- und<br />

Stromverteilung längs der Leitung die vollständigen Leitungsgleichungen.<br />

cosh x �<br />

1 x -x<br />

� � e � e �<br />

2<br />

und sinh x �<br />

1 x -x<br />

� � e � e �<br />

2<br />

Werden die Ableitverluste vernachlässigt, dann gelten für Wellenwiderstand Zw und Fortpflanzungskonstante<br />

� :<br />

Z<br />

w<br />

=<br />

R'w<br />

� j�L'<br />

j�C'<br />

b<br />

�<br />

R' w·l<br />

2<br />

�C' b·l<br />

3~: R' w·l<br />

Z<br />

w<br />

� e<br />

j�W<br />

�L'·l<br />

� = (R' � j�L')<br />

� j�C'<br />

� � � j�<br />

2<br />

�C' b·l<br />

�L'·l<br />

1~: 2·R' w·l 2·�L'·l<br />

� = Dämpfungskonstante � = Phasenkonstante<br />

(<strong>3.</strong>27)<br />

w b<br />

(<strong>3.</strong>28)<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 47<br />

Z<br />

Z<br />

~<br />

~


Bei <strong>Netze</strong>n mit Nennspannungen<br />

UN � 30 kV geht man<br />

vom vereinfachten Ersatzschaltbild<br />

der Drehstromleitung aus.<br />

Ersatzschaltbild einer<br />

Übertragungsanlage<br />

Die Spannung am Anfang einer Leitung bzw. eines Kabels ergibt sich aus der geometrischen<br />

Addition der Spannung am Leitungs-/Kabelende und der Spannungsfälle.<br />

' = U'<br />

� R � I � j�<br />

X � I<br />

(<strong>3.</strong>29)<br />

U a e w L<br />

Der Effektivwert des Stromes I berechnet sich aus der Wirkleistung Pe am Leitungs-/Kabelende<br />

und dem cos�e nach Gl. <strong>3.</strong>29:<br />

Pe<br />

I =<br />

(<strong>3.</strong>30)<br />

3 � UN<br />

� cos�e<br />

Für den Betrieb von Mittelspannungs- und Niederspannungsnetzen ist im Allgemeinen die<br />

Phasenlage zwischen den Spannungen U'a und U'e nicht von Bedeutung. Wichtig sind vielmehr<br />

die Beträge der Spannungen.<br />

XL·I·cos�e �U'<br />

�e<br />

U' a<br />

U' a =<br />

jX L·I<br />

� e<br />

U' e<br />

� a<br />

�e<br />

U a<br />

3<br />

R W·I<br />

I<br />

R w<br />

R W·I·sin�e<br />

X L·I·sin�e<br />

RW·I·cos�e �U'<br />

�U''<br />

jX L<br />

Im Zeigerdiagramm sind die einzelnen Spannungsfälle dargestellt.<br />

� U' = R � I � cos�<br />

+ X � I �sin<br />

�<br />

(<strong>3.</strong>31)<br />

�U" = U’a – U’e<br />

�U’ = Längsspannungsfall<br />

�U’ = Querspannungsfall<br />

Zeigerdiagramm der Spannungen<br />

Der Querspannungsfall ist für Mittelspannungsanlagen mit<br />

l � 30 km und generell bei Niederspannungsanlagen ohne<br />

praktische Bedeutung. Mit den getroffenen Vereinfachungen<br />

gilt für den Spannungsfall je Strang im Drehstromnetz:<br />

� U' = U'<br />

�<br />

(<strong>3.</strong>33)<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 48<br />

w<br />

L<br />

I<br />

U' e = U e<br />

3<br />

e<br />

e<br />

L<br />

� U' = X � I �cos�<br />

� R � I �sin<br />

�<br />

(<strong>3.</strong>32)<br />

a U'e<br />

~<br />

Z<br />

w<br />

e<br />

e


Im Drehstromnetz ist es üblich, den Spannungsfall als Außenleitergröße anzugeben. Dieser<br />

ergibt sich zu:<br />

� = 3 � �U'<br />

= 3 � I � (R �cos�<br />

� X �sin<br />

� )<br />

(<strong>3.</strong>34)<br />

U w e L e<br />

In der Praxis wird der Spannungsfall üblicherweise in Prozent der Nennspannung angegeben:<br />

�U<br />

� u = �100<br />

%<br />

(<strong>3.</strong>35)<br />

UN<br />

Für eine Wechselstromleitung berechnet sich der relative Spannungsfall:<br />

I � (Rw<br />

�cos�e<br />

� XL<br />

�sin<br />

�e)<br />

� u =<br />

(<strong>3.</strong>36)<br />

UN<br />

Neben dem Spannungsfall ist aus wirtschaftlichen Gründen bei der Energieübertragung die<br />

Verlustleistung Pv von Bedeutung. Die Verlustleistung der drei Leiter in einem Drehstromsystem<br />

berechnet sich entsprechend Gl. <strong>3.</strong>37:<br />

V<br />

2<br />

P = 3�<br />

I � R<br />

(<strong>3.</strong>37)<br />

w<br />

Bezieht man die Verlustleistung auf die zu übertragene Leistung Pe, dann ergibt sich die relative<br />

Verlustleistung �p.<br />

�p im Drehstromnetz:<br />

PV<br />

R'w<br />

� l�<br />

Pe<br />

� p = �100<br />

% =<br />

�100<br />

%<br />

(<strong>3.</strong>38)<br />

P<br />

2 2<br />

e UN<br />

� cos �e<br />

Im Wechselstromnetz wird die relative Verlustleistung �p aus den Verlusten der beiden Leiter<br />

berechnet.<br />

V<br />

2<br />

P = I � R<br />

(<strong>3.</strong>39)<br />

w<br />

�p im Wechselstromnetz:<br />

� p =<br />

PV<br />

�100<br />

% =<br />

P<br />

2�<br />

R'w<br />

� l�<br />

Pe<br />

�100<br />

%<br />

2<br />

U � cos �<br />

(<strong>3.</strong>40)<br />

2<br />

e<br />

N e<br />

Aus den Gln. <strong>3.</strong>38 und <strong>3.</strong>40 erkennt man, dass die Verlustleistung - gleiche Spannung<br />

vorausgesetzt - bei Drehstrom nur halb so groß ist wie bei Wechselstrom.<br />

Der Wirkungsgrad der Energieübertragung �ü ist definiert als das Verhältnis der abgegebenen<br />

Leistung Pe zur zugeführten Leistung Pa.<br />

Pe<br />

Pe<br />

� Ü = =<br />

(<strong>3.</strong>41)<br />

Pa<br />

Pe<br />

+ PV<br />

Im Allgemeinen sind nicht nur Verbraucher am Leitungs-/ Kabelende zu versorgen, sondern im<br />

Zuge der Leitung bzw. des Kabels befinden sich mehrere Abnahmestellen.<br />

Für jeden Leitungs-/Kabelabschnitt werden zunächst die jeweiligen Belastungen und dann die<br />

einzelnen Teilspannungsfälle berechnet. Den gesamten Spannungsfall bildet die Summe aller<br />

Teilspannungsfälle.<br />

� U = �Ua<br />

� �Ub<br />

� �Uc<br />

(<strong>3.</strong>42)<br />

Die gesamte Verlustleistung einer an mehreren Stellen belasteten Leitung wird durch Addition der<br />

Verluste auf den einzelnen Leitungsabschnitten berechnet.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 49


l 3<br />

l a l b l c<br />

l 1<br />

l 2<br />

P c ; cos�c<br />

P b ; cos�b<br />

P a ; cos�a<br />

P 3 ; cos�3<br />

induktiv<br />

P 2 ; cos�2<br />

induktiv<br />

P 1 ; cos�1<br />

induktiv<br />

Schema einer offenen an drei Stellen<br />

belasteten Leitung<br />

Da beim Strahlennetz ein großer Spannungsfall am Leitungsende<br />

auftritt und die Versorgungssicherheit nur gering<br />

ist, werden Mittelspannungsnetze und Hauptleitungen<br />

im Niederspannungsnetzen als Ringnetz ausgeführt.<br />

Beim Ringnetz wird die elektrische Energie vom<br />

Speisepunkt parallel in zwei Ringleitungen, deren Enden<br />

über Schalter verbunden sind, eingespeist. Ein Schalter<br />

übernimmt die Funktion eines Kuppelschalters, der sowohl<br />

den Betrieb als Ringnetz als auch als Strahlennetz<br />

ermöglicht. Gegenüber dem Strahlennetz wird beim<br />

Ringnetz die Versorgungssicherheit verbessert, der Spannungsfall<br />

und die Verlustleistung sind geringer, der<br />

Kurzschlussstrom vergrößert sich mäßig und es können<br />

meistens die einfachen Schutzmaßnahmen des Strahlennetzes<br />

beibehalten werden, so dass der Schaltgeräteaufwand<br />

nur 50 % bis 100 % größer ist.<br />

Zum besseren Verständnis der rechnerischen Behandlung<br />

des Spannungsfalls der mehrfach belasteten Ringleitung,<br />

wird diese durch Auftrennen der Speisestelle S<br />

gezeichnet. Es entsteht so das Schema einer zweiseitig gespeisten Leitung mit den Ersatzspeisepunkten<br />

A und B. An den beiden Ersatzspeisepunkten liegen somit die gleichen<br />

Spannungen nach Größe und Phasenlage. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass<br />

die Ringleitung mit dem gleichen Leiterquerschnitt verlegt wird.<br />

Auf der Leitung gibt es einen Punkt, der von beiden Seiten gespeist wird. Ist dieser sogenannte<br />

"Tiefpunkt" bekannt, dann kann die Leitung so behandelt werden, als handele es sich um zwei<br />

offene mehrfach belastete Leitungen. Die Berechnung ist in [1] im Kap. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>3 dargestellt.<br />

<strong>3.</strong>4 Kurz- und Erdschlüsse in <strong>Netze</strong>n<br />

Kurzschlüsse stellen die schwersten Beanspruchungen dar, denen elektrische Anlagen ausgesetzt<br />

werden können. Weil sie Menschen und Tiere gefährden können und weil die elektrischen<br />

Anlagen von ihnen thermisch und dynamisch (mechanisch) hoch beansprucht werden, müssen sie<br />

in möglichst kurzer Zeit abgeschaltet werden.<br />

Hierzu müssen die Schutzorgane die auftretenden maximalen Kurzschlussströme beherrschen<br />

ohne zerstört zu werden. Sie müssen aber auch bei minimalen Kurzschlussströmen noch sicher<br />

ausschalten. Es ist wichtig, dass sowohl die größten und kleinsten Kurzschlussströme als auch<br />

deren zeitlicher Verlauf bekannt ist.<br />

Nach DIN VDE 0100 Teil 200 ist ein Kurzschluss eine durch einen Fehler entstandene leitende<br />

Verbindung zwischen betriebsmäßig gegeneinander unter Spannung stehenden Leitern (aktiven<br />

Leitern), wenn im Fehlerstromkreis kein Nutzwiderstand liegt.<br />

Nach DIN VDE 0102 ist der Kurzschlussstrom der Strom, der während der Dauer des<br />

Kurzschlusses über die Fehlerstelle fließt. Das Auftreten von Kurzschlussströmen kann<br />

verschiedene Ursachen haben:<br />

Alterung der Isolation,<br />

mechanische Beanspruchung der Betriebsmittel,<br />

menschliches Versagen (Unachtsamkeit, Bedienfehler),<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 50


mangelhafte Installation,<br />

Verschmutzung der Isolatoren bei Freileitungen und Freiluftschaltanlagen.<br />

Kurzschlüsse treten nicht immer durch eine direkte metallische Verbindung als sogenannte satte<br />

Kurzschlüsse auf; Übergangswiderstände (Lichtbogen, Kontakte) können den Kurzschlussstrom<br />

vermindern. Betriebsströme, die unmittelbar vor einem Kurzschluss fließen, beeinflussen den<br />

Verlauf eines Kurzschlussstromes nur unwesentlich.<br />

Für die folgenden Betrachtungen zum Kurzschlussstrom wird vereinbart:<br />

- alle Übergangswiderstände sind Null,<br />

- Betriebsströme sind ohne Einfluss,<br />

- Kurzschluss ist generatorfern (gilt für Niederspannungsnetze nach DIN VDE 0102).<br />

Kurzschlussstromverlauf und Kenngrößen im Wechsel- und Drehstromkreis<br />

Tritt der Kurzschluss zum Zeitpunkt t = 0 bei einem beliebigen Schaltwinkel � ein, dann gilt:<br />

dik<br />

û � sin(<br />

�t<br />

+ �)<br />

= L � + R � ik<br />

(<strong>3.</strong>43)<br />

dt<br />

Die Lösung der DGL <strong>3.</strong>37 ergibt für den Kurzschlussstrom:<br />

i<br />

k<br />

=<br />

î<br />

k<br />

-t<br />

�<br />

Ersatzschaltbild eines Wechselstromkreises<br />

im Augenblick des Kurzschlusseintritts<br />

� [ sin ( �t<br />

+ � � �)<br />

� sin ( � � �)<br />

� e ]<br />

(<strong>3.</strong>44)<br />

Für den Phasenwinkel � und die Zeitkonstante � gilt:<br />

�L<br />

L<br />

� = arctan<br />

� =<br />

(<strong>3.</strong>45)<br />

R<br />

R<br />

Das Ersatzschaltbild beschreibt auch die Verhältnisse bei einer Drehstromleitung. Es wird<br />

vorausgesetzt, dass das Drehstromsystem symmetrisch belastet ist, d.h. die drei Außenleiter sind<br />

gleichmäßig am Kurzschluss beteiligt. Man spricht vom 3poligen Kurzschluss. Für den<br />

Scheitelwert der Quellenspannung des Ersatzschaltbildes gilt dann:<br />

2 � UN<br />

û =<br />

(<strong>3.</strong>46)<br />

3<br />

Aus Gl. <strong>3.</strong>38 geht hervor, dass sich der Kurzschlussstrom ik aus zwei Komponenten zusammensetzt.<br />

Der stationäre Wechselstrom (Dauerstrom) ikd:<br />

ikd = îk<br />

� sin ( �t<br />

+ � � �)<br />

(<strong>3.</strong>47)<br />

Der abklingende Ausgleichsstrom ikg:<br />

-t<br />

�<br />

i = � î � sin ( � � �)<br />

� e<br />

(<strong>3.</strong>48)<br />

kg<br />

k<br />

R L<br />

u = û·sin(�t + �) i k<br />

t = 0<br />

Nach DIN VDE 0102 ist der Dauerkurzschlussstrom Ik der Effektivwert des Kurzschlussstromes,<br />

der nach dem Abklingen des Ausgleichsvorganges stehen bleibt.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 51


Schaltwinkel � und Phasenwinkel �<br />

Für den Effektivwert des Dauerkurzschlussstromes eines Wechselstromkreises gilt:<br />

I =<br />

U<br />

Z<br />

=<br />

U<br />

2 2<br />

R + X<br />

=<br />

îk<br />

2<br />

Für Drehstrom ergibt sich der Effektivwert des 3poligen Dauerkurzschlussstromes:<br />

I<br />

k (<strong>3.</strong>49)<br />

k<br />

=<br />

�<br />

u<br />

i kd<br />

�<br />

�<br />

U<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

N<br />

3 � Z<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2<br />

UN ist die verkettete Nennspannung (<strong>3.</strong>50)<br />

Der größte Kurzschlussstrom entsteht beim<br />

Auftreten eines Kurzschlusses im Nulldurchgang<br />

der Spannung. Diesen Scheitelwert<br />

bezeichnet man als Stoßkurzschlussstrom<br />

ip. Nach DIN VDE 0102 ist<br />

der Stoßkurzschlussstrom ip der größte<br />

Augenblickswert des Stromes nach Eintritt<br />

des Kurzschlusses. Er wird als Scheitelwert<br />

angegeben.<br />

Das Verhältnis zwischen Stoßkurzschlussstrom<br />

und Scheitelwert des Dauerkurzschlussstromes<br />

nennt man Stoßfaktor �.<br />

Diagramm zur Ermittlung des Stoßfaktors �<br />

� =<br />

ip<br />

2 � I<br />

-3,031<br />

(Xk<br />

/ Rk<br />

20 C)<br />

� 1,022 � 0,96899 � e<br />

�<br />

(<strong>3.</strong>51)<br />

k<br />

u = f{�t}<br />

R / X<br />

i kd = f{�t}<br />

�t<br />

� �<br />

Der Stoßkurzschlussstrom ist die Grundlage zur Berechnung der maximalen mechanischen Kräfte<br />

und der Beurteilung der Einschaltbeanspruchung von Leistungsschaltern.<br />

Überstromschutzorganen kommt die Aufgabe zu, bei Auftreten eines Kurzschlussstromes den<br />

Stromkreis zu unterbrechen. Bei Leistungsschaltern ist der Zeitpunkt der Unterbrechung abhängig<br />

vom sogenannten Mindestschaltverzug des Schalters (0,05 s ... 0,2 s). Der Mindestschaltverzug<br />

der Schalter liegt in einem Bereich, in dem der Kurzschlussstrom meistens deutlich kleiner als der<br />

Anfangskurzschlusswechselstrom Ik", dies ist der Effektivwert des Kurzschlussstromes im<br />

Augenblick des Kurzschlusseintritts, aber noch größer als der Dauerkurzschlussstrom Ik ist. Man<br />

hat daher den sogenannten Ausschaltwechselstrom Ia definiert. Nach DIN VDE 0102 versteht<br />

man unter dem Ausschaltwechselstrom Ia den Effektivwert des Kurzschlusswechselstromes zum<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 52<br />

û<br />

�t<br />

î k<br />

�t = 0


frühestmöglichen Zeitpunkt der Kontakttrennung des den Kurzschluss ausschaltenden Schaltgeräts.<br />

Kurzschlussarten<br />

In Abhängigkeit von der Anzahl der am<br />

Kurzschluss in Drehstromsystemen beteiligten<br />

Leiter und der Verbindung mit Erde<br />

werden nach DIN VDE 0102 folgende<br />

Kurzschlussarten unterschieden:<br />

1<br />

2 3<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

1. 3pol. Kurzschluss,<br />

2. 2pol. Kurzschluss ohne Erdberührung,<br />

4<br />

5<br />

<strong>3.</strong> 2pol. Kurzschluss mit Erdberührung,<br />

4. 1pol. Erdkurzschluss,<br />

5. Doppelerdschluss. Kurzschlussarten<br />

In IT-<strong>Netze</strong>n kann der 1polige Erdschluss auftreten, der nicht zu den Kurzschlüssen zählt. Der<br />

Erdschlussstrom wird hauptsächlich durch die Erdkapazitäten bestimmt.<br />

Nach DIN VDE 0100 ist der Erdschluss eine durch einen Fehler, auch über einen Lichtbogen,<br />

entstandene leitende Verbindung eines Außenleiters oder eines betriebsmäßig isolierten Mittelleiters<br />

mit Erde oder geerdeten Teilen.<br />

C E C E C E I E<br />

Erdschluss<br />

Im Allgemeinen tritt der größte Kurzschlussstrom bei 3poligem Kurzschluss auf. Der größte<br />

Kurzschlussstrom bildet die Grundlage der Bemessung<br />

auf mechanische Festigkeit der Anlagen,<br />

auf thermische Festigkeit der Anlagen,<br />

des Aus- und Einschaltvermögens von Leistungsschaltern.<br />

Der 2polige Kurzschluss ohne und mit Erdberührung sowie der Doppelerdschluss bleiben im<br />

Folgenden unberücksichtigt.<br />

Der 1polige Kurzschluss ist der häufigste Fehlerfall. Die Kenntnis der Größe des 1poligen<br />

Kurzschlussstromes ist zur Ermittlung der Ansprechsicherheit der Überstromschutzorgane notwendig.<br />

Der kleinste 1polige Kurzschlussstrom bestimmt die maximal zulässigen Leitungslängen<br />

zum Schutz<br />

bei indirektem Berühren,<br />

gegen thermische Überlastung.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 53<br />

L1<br />

L2<br />

L3


3poliger Kurzschluss<br />

Definitionsgemäß sind an einem 3poligen Kurzschluss die drei Außenleiter eines Drehstromsystems<br />

gleichermaßen beteiligt. Das Drehstromsystem wird symmetrisch belastet. In jedem<br />

Außenleiter fließt der gleiche Kurzschlussstrom.<br />

I<br />

U' = Strangspannung des speisenden <strong>Netze</strong>s<br />

Zk = Impedanz der Kurzschlussstrombahn<br />

Ik = Effektivwert des 3poligen Dauerkurz-<br />

schlussstromes<br />

Einphasiges Ersatzschaltbild eines Kurz-<br />

schlussstromkreises für 3pol. Kurzschluss<br />

Einpoliger Kurzschluss (Erdkurzschluss)<br />

Beim 1poligen Kurzschluss handelt es sich um einen unsymmetrischen Fehlerfall, an dem der<br />

Neutralleiter bzw. PEN-Leiter beteiligt ist. Die Lösung erfolgt mit Hilfe der symmetrischen<br />

Komponentenrechnung. Das unsymmetrische System wird damit symmetriert und die Rechnung<br />

vereinfacht. Für den Effektivwert des 1pol. Kurzschlussstromes Ik1p gilt:<br />

Ik1p<br />

=<br />

3 � UN<br />

2 � Zk<br />

+ Z0<br />

=<br />

U N<br />

3 � Zs<br />

Z Betriebsimpedanz Z0 Nullimpedanz<br />

Schleifenimpedanz (Gesamtimpedanz aller Impedanzen der Kurzschlussbahn)<br />

Zs<br />

k<br />

=<br />

U'<br />

Z<br />

k<br />

=<br />

U<br />

N<br />

3 � Z<br />

k<br />

mit<br />

Z<br />

k<br />

=<br />

R<br />

k<br />

+ j X<br />

Nach DIN VDE 0102 Teil 2 sind für die Berechnung des kleinsten Kurzschlussstromes die<br />

Leiterwirkwiderstände auf eine Leitertemperatur von 80°C einzusetzen. Außerdem werden<br />

Übergangswiderstände (Lichtbogen, Kontakte) mit einem Verminderungsfaktor von 0,95 berücksichtigt.<br />

Der kleinste 1polige Kurzschlussstrom wird nach Gl. <strong>3.</strong>54 berechnet.<br />

I<br />

k1pmin<br />

0,<br />

95�<br />

=<br />

2 � Z<br />

80<br />

3 � U<br />

+ Z<br />

N<br />

080<br />

~<br />

Z k<br />

U' I k<br />

I<br />

k1pmin<br />

=<br />

( 2 � R<br />

Bei der Berechnung kleinster Kurzschlussströme dürfen Asynchronmotoren nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

G. Schenke, 1.2012 Technik/Wirtschaft/Politik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 54<br />

k<br />

k80<br />

0,<br />

95<br />

+ R<br />

�<br />

k080<br />

)<br />

3 � U<br />

2<br />

N<br />

� ( 2 � X<br />

k<br />

+ X<br />

k0<br />

)<br />

2<br />

(<strong>3.</strong>52)<br />

(<strong>3.</strong>53)<br />

(<strong>3.</strong>54)

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