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Hilfsblätter zu „Photovoltaik und Solartechnik, Teil B“ - FB E+I: Home

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<strong>Hilfsblätter</strong> <strong>zu</strong> <strong>„Photovoltaik</strong> <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong>, <strong>Teil</strong> <strong>B“</strong><br />

Empfohlene Literatur:<br />

1. Photovoltaik; Strom aus Sonnenlicht für Verb<strong>und</strong>netze <strong>und</strong> Inselanlagen<br />

von: Heinrich Häberlin VDE Verlag ISBN 978-3-8007-3003-2<br />

2. Planung von Photovoltaik-Anlagen; Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Projektierung<br />

von: Frank Konrad VDE Verlag Bestell-Nr. 310911<br />

3. Photovoltaik für Profis<br />

von: Antony, Dürschner, Remmers Solarpraxis AG ISBN 978-3-934595-88-0<br />

4. Solare Wärme<br />

von: Klaus Oberzig Solarpraxis AG ISBN 978-3-934595-73-6<br />

5. Praxis solarthermischer Kraftwerke<br />

von: M. Mohr, P. Svoboda, H. Unger Springer ISBN 3-540-65973-0<br />

Die empfohlene Literatur ist in der Bibliothek der FH vorhanden. Die Literaturangaben 1 <strong>und</strong> 2<br />

unterstützen besonders die Vorlesung <strong>„Photovoltaik</strong> <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong>, <strong>Teil</strong> <strong>B“</strong>.<br />

Inhalt<br />

1. Eigenschaften der Sonnenstrahlung 2<br />

1.1 Sonne <strong>und</strong> Erde 2<br />

1.2 Einstrahlung auf die horizontale Erdoberfläche 7<br />

1.3 Berechnung der Strahlung auf geneigte Flächen 9<br />

1.4 Messung der Sonneneinstrahlung 15<br />

2. Solarmodule <strong>und</strong> Solargeneratoren 18<br />

2.1 Solarzellen 18<br />

2.2 Solarmodule <strong>und</strong> deren Zusammenschaltung 21<br />

2.3 Zusammenschaltung von Solarmodulen <strong>zu</strong> Solargeneratoren 27<br />

2.4 Aufbau von Solargeneratoren 30<br />

3. Photovoltaische Energiesysteme 32<br />

3.1 Photovoltaische Inselanlagen 32<br />

3.2 Netzgekoppelte Photovoltaikanlagen 40<br />

3.3 Stromrichter für Photovoltaikanlagen 43<br />

4. Dimensionierung <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen 53<br />

5. Thermische Solaranlagen 57<br />

5.1 Solarkollektoren 58<br />

5.2 Komponenten thermischer Solaranlagen 59<br />

5.3 Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen 62<br />

6. Thermische Solarkraftwerke 64<br />

6.1 Eigenschaften <strong>und</strong> Stand thermischer Solarkraftwerke 64<br />

6.2 Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekte 66<br />

Prof. Dr.-Ing. Gregor Schenke Emden, im Februar 2012<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 1


1. Eigenschaften der Sonnenstrahlung<br />

Die Sonne produziert seit rd. 5 Milliarden Jahren Energie durch Kernfusion, bei der<br />

Wasserstoff in Helium umgewandelt wird. Bei der Kernfusion entstehen aus Wasserstoffkernen<br />

die etwas leichteren Heliumkerne. Durch den sogenannten Massendefekt wird nach<br />

der Einsteinschen-Masse-Energie-Äquivalenzformel (Gl. 1) Strahlungsenergie frei, die etwa<br />

gleichmäßig über die Sonnenoberfläche ins Weltall abgestrahlt wird.<br />

2<br />

E m c<br />

(1.1)<br />

1.1 Sonne <strong>und</strong> Erde<br />

Die Masse der Sonne setzt sich <strong>zu</strong> 73,5% aus Wasserstoff <strong>und</strong> <strong>zu</strong> 25% aus Helium <strong>zu</strong>sammen;<br />

die restlichen 1,5% teilen sich vorwiegend Sauerstoff <strong>und</strong> Kohlenstoff.<br />

Sämtliche freiwerdende Energie stammt aus dem Innern der Sonne, dem sogenannten Kern.<br />

Hier findet bei einer Temperatur von etwa 15·10 6 K, einer Dichte 134 g/cm 3 <strong>und</strong> einem<br />

hohen Druck von p 2,2·10 16 Pa die Kernfusion statt (Wasserstoff Helium). Im Sonnenkern<br />

werden pro Sek<strong>und</strong>e 5,642·10 11 kg Wasserstoff <strong>zu</strong> 5,60·10 11 kg Helium fusioniert. Der<br />

Massenunterschied wird nach Gl. 1.1 in Energie umgewandelt. Die Massendifferenz von<br />

4,2·10 9 kg/s entspricht einer Leistung von rd. 3,8·10 26 W. Der Kern erstreckt sich vom<br />

Zentrum bis <strong>zu</strong> etwa einem Viertel des Radius der sichtbaren Sonnenoberfläche. Obwohl der<br />

Kern nur 1,6 % des Sonnenvolumens ausmacht, sind hier r<strong>und</strong> 50 % der Sonnenmasse<br />

konzentriert. Die Materie liegt in Form eines Plasmas vor.<br />

Um den Kern herum liegt die so genannte Strahlungszone, die etwa 70 % des Sonnenradius<br />

ausmacht. Durch die hohe Dichte im Innern der Sonne stoßen die Photonen, die bei der<br />

Kernfusion frei werden, immer wieder mit den <strong>Teil</strong>chen des Plasmas <strong>zu</strong>sammen. Sie werden<br />

dabei absorbiert <strong>und</strong> wieder abgestrahlt <strong>und</strong> sie bewegen sich auf einer völlig <strong>zu</strong>fälligen Bahn<br />

<strong>und</strong> diff<strong>und</strong>ieren dabei in 10.000 bis 170.000 Jahren Richtung Sonnenoberfläche. Bei jedem<br />

Zusammenstoß in der Strahlungszone nimmt die Strahlungsenergie des Photons ab <strong>und</strong> seine<br />

Wellenlänge nimmt <strong>zu</strong>. Die Gammastrahlung ( 10 -12 m) wird dabei in Röntgenstrahlung<br />

10 -9 m) umgewandelt.<br />

An die Strahlungszone schließt sich die Konvektionszone an. Sie ist etwa 140.000 km dick<br />

<strong>und</strong> macht somit 20 % des Sonnenradius aus. Am Grenzbereich <strong>zu</strong>r Strahlungszone beträgt<br />

die Temperatur noch etwa 2·10 6 K. Die Energie wird in dieser Zone nicht mehr durch<br />

Strahlung abgegeben, sondern durch eine Strömung (Konvektion) des Plasmas weiter nach<br />

außen transportiert. Dabei steigt heiße Materie nach außen, kühlt dort ab <strong>und</strong> sinkt wieder ins<br />

Sonneninnere hinab.<br />

Oberhalb der Konvektionszone liegt die Photosphäre, die wir als Quelle der Sonnenstrahlung<br />

wahrnehmen. Sie ist aber nur eine 300 bis 400 km dicke Schicht, deren Temperatur an der<br />

Oberfläche r<strong>und</strong> 5.800 K beträgt. Die Oberfläche der Sonne ist wegen ungeheurer Wirbel <strong>und</strong><br />

variabler Magnetfelder nicht glatt. Die Photosphäre gilt allgemein als die eigentliche Sonnenoberfläche,<br />

obwohl unser Zentralgestirn – wie auch die meisten anderen Sterne – keine scharfe<br />

äußere Grenze besitzt. Die Photosphäre gibt die gesamte vom Sonneninnern erzeugte <strong>und</strong><br />

aufsteigende Energie als elektromagnetische Strahlung ab. Erst hier hat die Energie der<br />

Strahlungsquanten soweit abgenommen, dass sie unschädlich <strong>und</strong> für das menschliche Auge<br />

sichtbar sind. Die Oberfläche der Sonne ist wegen ungeheurer Wirbel <strong>und</strong> variabler Magnetfelder<br />

nicht glatt.<br />

Über der Photosphäre erstreckt sich die Chromosphäre. Sie wird von der Photosphäre zwar<br />

überstrahlt, ist aber bei Sonnenfinsternissen für einige Sek<strong>und</strong>en als rötliche Leuchterscheinung<br />

<strong>zu</strong> sehen. Die Temperatur nimmt hier auf über 10.000 K <strong>zu</strong>, während die<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 2


Gasdichte um den Faktor 10 -4 auf 10 -15 g/cm 3 abnimmt. Das Licht, das durch die Chromosphäre<br />

scheint, wird <strong>zu</strong> einem verschwindend geringen Anteil absorbiert.<br />

Über der Chromosphäre liegt die Korona, in der die Dichte nochmals um den Faktor 10 -4 auf<br />

10 -19 g/cm 3 abnimmt. Die innere Korona erstreckt sich um ein bis zwei Sonnenradien nach<br />

außen <strong>und</strong> stellt eine erste Übergangszone <strong>zu</strong>m interplanetaren Raum dar. Durch Sonnenstrahlung<br />

<strong>und</strong> andere Wechselwirkungen wird die äußerst verdünnte Koronamaterie auf<br />

Temperaturen bis <strong>zu</strong> 2·10 6 K aufgeheizt. Die Korona kann nur aufgr<strong>und</strong> ihrer extrem<br />

geringen Dichte so heiß werden. Ein besonders hoher Temperaturgradient herrscht an der<br />

Untergrenze der Korona, wo ihre Dichte nach oben schneller abnimmt, als die Energie<br />

abtransportiert werden kann. Innerhalb einiger h<strong>und</strong>ert Höhenkilometer steigt die kinetische<br />

Gastemperatur um 10 6 K. Die <strong>zu</strong>sätzliche Heizenergie entweicht als Sonnenwind, ein Strom<br />

geladener <strong>Teil</strong>chen, der von der Sonne ins All strömt. Die Korona wird bei jeder totalen<br />

Sonnenfinsternis für das menschliche Auge sichtbar.<br />

Spektrale Strahlung<br />

in kW/m2 nm<br />

Spektrale Strahlung eines<br />

schwarzen Körpers bei<br />

T = 5780 K<br />

Spektrale Strahlung der<br />

Sonne<br />

Spektrale Strahlung in Abhängigkeit der Wellenlänge mit Kennzeichnung des<br />

sichtbaren Lichtes<br />

Daten <strong>zu</strong>r Sonne:<br />

Alter ca. 4,6 ·10 9 Jahre<br />

Oberflächentemperatur: TS = 5778 K<br />

Leistung (Leuchtkraft): PS = 3,85 ·10 26 W<br />

Bestrahlungsstärke an der Sonnenoberfläche: SS = 6,35 ·10 7 W/m 2<br />

Fallbeschleunigung: aS = 274 m/s 2<br />

Mittlere Dichte: S = 1,41 g/cm 3<br />

Masse: mS = 1,99 ·10 30 kg<br />

Durchmesser : dS = 1,39 ·10 9 m<br />

Die Erde umkreist die Sonne auf einer schwach elliptischen Bahn mit einem mittleren<br />

Abstand von sSE = 1,496 ·10 11 m. Da sich die Strahlung nach allen Richtungen gleichmäßig<br />

verteilt, kann die Bestrahlungsstärke S0 am äußeren Rand der Erdatmosphäre nach Gl. 1.2 als<br />

Solarkonstante berechnet werden:<br />

S<br />

0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000<br />

Wellenlänge in nm<br />

2<br />

S<br />

2<br />

SE<br />

d<br />

SS<br />

<br />

(1.2)<br />

4 s<br />

Daten <strong>zu</strong>r Erde:<br />

Bestrahlungsstärke senkrecht <strong>zu</strong>r Sonne: S0 = 1,367 ·10 3 W/m 2<br />

Fallbeschleunigung: aE = g = 9,8067 m/s 2<br />

Mittlere Dichte: E = 5,5 g/cm 3<br />

Masse: mE = 5,97 ·10 24 kg<br />

Durchmesser : dE = 1,27 ·10 7 m<br />

Der gesamte Energiestrom PSE auf die Erde durch eingestrahlte Sonnenenergie kann über die<br />

projizierte Fläche der Erde auf der Umlauflaufbahn nach Gl. 1.3 berechnet werden.<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 3


2<br />

Die Aufgabe der Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> ist es, diesen gewaltigen Energiestrom von<br />

der Sonne <strong>zu</strong>r Erde PSE = 1,73 ·10 17 dE<br />

<br />

PSE<br />

S0<br />

<br />

(1.3)<br />

4<br />

W an<strong>zu</strong>zapfen.<br />

Bahn eines Ortes<br />

auf Breite <br />

21. Juni<br />

Bahn eines Ortes<br />

auf Breite <br />

21. März<br />

23. Sept.<br />

Bahn eines Ortes<br />

auf Breite <br />

21. Dez.<br />

S<br />

Erdachse<br />

Äquator<br />

<br />

N<br />

S<br />

= 23,45°<br />

= 23,45°<br />

N<br />

N<br />

<br />

Beleuchtung der Erde <strong>zu</strong>r Zeit der Sommersonnenwende,<br />

der Äquinoktien <strong>und</strong> der Wintersonnenwende<br />

<br />

<br />

Nachtseite Tagseite<br />

S<br />

h Smax<br />

h Smax<br />

h Smax<br />

Sonnendeklination: Die Erde<br />

bewegt sich einmal im Jahr<br />

um die Sonne <strong>und</strong> dreht sich<br />

einmal pro Tag um ihre<br />

Achse. Gegenüber der Ebene<br />

der Erdbahn um die Sonne<br />

(Ekliptik) ist die Erdachse um<br />

23,45' geneigt. Infolge der<br />

Erdrotation behält die Erdachse<br />

ihre Richtung im Raum<br />

das ganze Jahr über bei, so<br />

dass im Sommerhalbjahr sich<br />

die Erdachse gegen die Sonne<br />

<strong>und</strong> im Winterhalbjahr von ihr<br />

ab wendet. Dieses Phänomen<br />

wird mit der Sonnendeklination<br />

beschreiben. Unter der<br />

Sonnendeklination versteht<br />

man den Winkel zwischen der<br />

Sonnenrichtung <strong>und</strong> der<br />

Äquatorebene oder auch den<br />

Winkel, um den sich die Erdachse<br />

gegen die Sonne hin<br />

neigt. An einem Ort auf der<br />

Nordhalbkugel mit der geografischen<br />

Breite ist die<br />

größte Elevation der Sonne<br />

am Mittag nicht über das<br />

ganze Jahr konstant, sondern<br />

beträgt hSmax = 90° - + .<br />

Die Sonnendeklination ist<br />

neben der geografischen<br />

Breite der zentrale Parameter,<br />

der die Größe der<br />

Sonneneinstrahlung im Laufe<br />

des Jahres bestimmt.<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 4<br />

Sonnenstrahlen Sonnenstrahlen<br />

Sonnenstrahlen


Sonnendeklination in °<br />

Sonnendeklination im<br />

Verlauf des Jahres als<br />

Funktion der Tag-<br />

Nummer<br />

(1. Januar = Tag 1<br />

31. Dezember = Tag 365)<br />

Für die technische Nut<strong>zu</strong>ng der Sonnenenergie ist es wichtig, den Verlauf der scheinbaren Bahn<br />

der Sonne im Laufe eines Tages <strong>zu</strong> kennen. Es ist meist nicht erforderlich, die genaue<br />

Sonnenposition <strong>zu</strong> einem bestimmten Zeitpunkt <strong>zu</strong> kennen.<br />

Für die mathematische Beschreibung der Sonnenbahn wird der St<strong>und</strong>enwinkel S verwendet. Er<br />

ist definiert als Winkel zwischen dem lokalen Längengrad des betrachteten Ortes <strong>zu</strong>m<br />

Längengrad, auf dem die Sonne gerade durch den Meridian geht (höchster Punkt auf ihrer<br />

täglichen Bahn). Da sich die Erde in 24 St<strong>und</strong>en einmal um ihre Achse dreht, ergibt sich für den<br />

St<strong>und</strong>enwinkel S:<br />

ST -12<br />

<br />

St<strong>und</strong>enwinkel S 15<br />

(1.4)<br />

ST = wahre Sonnenzeit (oder Ortszeit) in St<strong>und</strong>en (0 h bis 24 h) am betrachteten Ort<br />

Die von der Erde aus gesehene Position der Sonne<br />

wird mit den beiden Winkeln hS <strong>und</strong> S beschrieben.<br />

Sonnenhöhe hS: Elevation der Sonne über der<br />

Horizontalebene<br />

Sonnenazimut S: Abweichung der auf die Horizontalebene<br />

projizierten Verbin-dungslinie<br />

<strong>zu</strong>r Sonne von der<br />

Südrichtung. Dabei ist S für<br />

Westabweichungen > 0, für<br />

Ostabweichungen < 0.<br />

Beschreibung der Sonnenposition (von einem Punkt P<br />

auf der Erde aus gesehen) durch die Winkel hS <strong>und</strong> S<br />

Mit der geografischen Breite , der Sonnendeklination <strong>und</strong> dem St<strong>und</strong>enwinkel S gelten<br />

folgende Beziehungen für die Winkel hS <strong>und</strong> S:<br />

S<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Sonne<br />

-30<br />

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360<br />

Tag-Nummer im Jahr<br />

W<br />

S<br />

S<br />

h S<br />

Zenit<br />

sin sin cos cos cos <br />

h arcsin<br />

<br />

(1.5)<br />

S<br />

cos sin <br />

<br />

<br />

S<br />

S<br />

arcsin<br />

<br />

<br />

(1.6)<br />

cos hS<br />

<br />

Mit den Gleichungen 1.5 <strong>und</strong> 1.6 können die Sonnenbahnen für beliebige Orte <strong>und</strong> <strong>zu</strong> beliebigen<br />

Zeiten berechnet werden.<br />

Bei Sonnenaufgang <strong>und</strong> Sonnenuntergang ist hS = 0. Für die St<strong>und</strong>enwinkel SR des Sonnenaufgangs<br />

<strong>und</strong> SS des Sonnenuntergangs gilt dann:<br />

tan<br />

<br />

arccos tan<br />

P<br />

N<br />

O<br />

SS SR<br />

(1.7)<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 5


Aus den St<strong>und</strong>enwinkeln SR <strong>und</strong> SS kann die Zeit des Sonnenaufgangs <strong>und</strong> des Sonnenuntergangs<br />

(Gl. 1.4) sowie die astronomische Sonnenscheindauer bestimmt werden.<br />

Die Sonnenbahnen sind beispielhaft für alle Orte mit der geografischen Breite der<br />

Fachhochschule in Emden (Koordinaten der FH: Breite: 53°22,2´ N ; Länge: 7°11,0´ E) <strong>zu</strong>r<br />

Zeit der Sommersonnenwende (21. Juni, der Äquinoktien (21. März, 23. Sept.) <strong>und</strong> der<br />

Wintersonnenwende (21. Dez.) dargestellt.<br />

70<br />

Sonnenbahnen für den 21. Dez., den 21. März <strong>und</strong> 23. Sept. <strong>und</strong> den 21. Juni<br />

für die Breite von Emden ( = 53,37° N) mit der wahren Sonnenzeit ST als Parameter<br />

Für den Standort Emden kann aus der wahren Sonnenzeit ST dem Längengrad entsprechend die<br />

Zeit in MEZ umgerechnet werden. Es gilt: MEZ = ST + 31 Minuten.<br />

Aus der Bestrahlungsstärke Sex auf eine Fläche senkrecht <strong>zu</strong>r Sonne kann die sogenannte<br />

extraterrestrische Bestrahlungsstärke Gex für jeden Ort der Erde berechnet werden. Man<br />

versteht darunter die Bestrahlungsstärke auf eine <strong>zu</strong>r Horizontalebene an der Erdoberfläche<br />

parallele Ebene, die am äußeren Rand der Erdatmosphäre liegt. Die Bestrahlungsstärke Sex<br />

schwankt infolge der schwach elliptischen Bahn der Erde um die Sonne zwischen 1322 W/m 2<br />

Anfang Juli <strong>und</strong> 1414 W/m 2 Anfang Januar. Ihr Mittelwert ist nach Gl. 1.2 die Solarkonstante<br />

S0 = 1367 W/m 2 . Die extraterrestrische Bestrahlungsstärke Gex kann ohne wetterbedingte<br />

Einflüsse berechnet werden. Der Maximalwert für Gex beträgt in Emden 1145 W/m 2 .<br />

Gex<br />

Sex<br />

sin<br />

hS<br />

wenn<br />

hS<br />

0<br />

(1.8)<br />

G 0<br />

wenn h 0<br />

ex<br />

Sonne<br />

Sonnenhöhe hS in °<br />

Äquator<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-150 -120 -90 -60 -30 0 30 60 90 120 150<br />

Sonnenazimut S<br />

in °<br />

h S<br />

S ex<br />

4<br />

5<br />

6<br />

G ex<br />

7<br />

8<br />

7<br />

S<br />

9<br />

8<br />

10<br />

9<br />

9<br />

10<br />

11<br />

10<br />

11<br />

11<br />

Atmosphäre<br />

Erde<br />

Darstellung der extraterrestrischen<br />

Strahlung Gex, der Bestrahlungsstärke Sex<br />

<strong>und</strong> der möglichen Bestrahlungsstärke G<br />

an der horizontalen Erdoberfläche<br />

G<br />

<br />

Die von der Sonne stammende Strahlung<br />

wird beim Durchgang durch die Atmosphäre<br />

durch Reflexion, Streuung <strong>und</strong> Absorption<br />

mehr oder weniger stark abgeschwächt.<br />

Die an der Erdoberfläche eintreffende<br />

Strahlung ist somit meist kleiner<br />

als Gex. Gex ist deshalb auch die obere<br />

Grenze der in der in der Praxis an der horizontalen<br />

Erdoberfläche möglichen Bestrahlungsstärke<br />

G.<br />

Für die Dimensionierung von PV-Anlagen<br />

oder die Berechnung ihres Energieertrages<br />

ist es meist nicht erforderlich, den genauen<br />

Verlauf der Bestrahlungsstärke G in<br />

Funktion der Zeit <strong>zu</strong> kennen. Oft genügt die<br />

Kenntnis der Strahlungssumme H (einge-<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 6<br />

12<br />

12<br />

12<br />

13<br />

13 14<br />

13 14<br />

15<br />

14<br />

15<br />

15<br />

16<br />

16<br />

17<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20


strahlte Energie) pro Flächeneinheit in einer bestimmten Zeit (z.B. in einem Tag oder einem<br />

Monat). Auch für die Beurteilung des auf verschiedenen Breitengraden außerhalb der Erdatmosphäre<br />

vorhandenen Strahlungsangebotes genügt die Angabe der Tagessumme Hex, der<br />

extraterrestrischen Strahlung.<br />

H ex in kWh / (m 2 d)<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360<br />

Tag-Nummer im Jahr<br />

Jahreszeitlicher Verlauf<br />

der täglichen extraterrestrischen<br />

Globalstrahlung<br />

Hex auf den geografischen<br />

Breiten = 53°22,2´ N<br />

(FH Emden) <strong>und</strong><br />

= 38° N<br />

(Südspitze von Italien)<br />

im Verlauf des Jahres<br />

Man erkennt, dass im Sommer die Maximalwerte von Hex für die beiden geografischen Breiten<br />

= 53°22,2´ N <strong>und</strong> = 38° N nahe<strong>zu</strong> gleich sind. Die größere Taglänge in Emden kompensiert<br />

die geringe Sonnenhöhe fast vollständig. Im Winter dagegen ist natürlich wegen der in höheren<br />

Breiten geringeren Sonnenhöhe <strong>und</strong> der kleineren Taglänge die tägliche extraterrestrische<br />

Globalstrahlung Hex umso kleiner, je größer die Breite ist.<br />

1.2 Einstrahlung auf die horizontale Erdoberfläche<br />

Die Sonnenstrahlung wird beim Durchgang durch die Erdatmosphäre durch Reflexion, Absorption<br />

<strong>und</strong> Streuung abgeschwächt. Die globale Bestrahlungsstärke GH auf die horizontale<br />

Erdoberfläche ist deshalb geringer als die extraterrestrische Bestrahlungsstärke Gex. Auch die<br />

auf die horizontale Erdoberfläche eingestrahlte Energie HH, ist natürlich kleiner als die<br />

extraterrestrische Strahlungssumme Hex.<br />

Bei senkrechtem Durchtritt des Sonnenlichtes durch die Atmosphäre beträgt die globale<br />

Bestrahlungsstärke GH auf die horizontale Erdoberfläche bei klarem Himmel noch etwa<br />

1kW/m 2 . Für gemäßigte Zonen (z.B. Mitteleuropa) kann man im Mittel mit einer globalen<br />

Bestrahlungsstärke auf eine senkrechte Fläche <strong>zu</strong> den Sonnenstrahlen von 835W/m 2 rechnen.<br />

An schönen, klaren Sommertagen kann man in ganz Mitteleuropa um die Mittagszeit auf<br />

Flächen senkrecht <strong>zu</strong>r Sonneneinstrahlung ebenfalls eine globale Bestrahlungsstärke von<br />

gegen 1 kW/m 2 messen. Bei lockerer, heller Bewölkung um die Sonne, kann GH kurzzeitig<br />

durch Reflexion an den Wolken bis auf 1,3 kW/m 2 ansteigen.<br />

Durch die Streuung des Sonnenlichtes in der Atmosphäre wird die Direktstrahlung aus der<br />

Sonnenrichtung wesentlich reduziert <strong>und</strong> es entsteht <strong>zu</strong>sätzlich eine aus allen Richtungen des<br />

Himmelsgewölbes stammende diffuse Strahlung. An Flachlandstandorten in Mitteleuropa<br />

macht diese Diffusstrahlung etwa 50% der jährlichen Gesamtstrahlung aus. In den<br />

Wintermonaten ist die Strahlung an solchen Standorten vorwiegend diffus.<br />

Die meisten Photovoltaikanlagen arbeiten ohne Konzentration der Sonnenstrahlung <strong>und</strong><br />

verwerten deshalb die gesamte Globalstrahlung (Summe von Direkt- <strong>und</strong> Diffusstrahlung) der<br />

Sonne. In erster Näherung ist die Leistung solcher Photovoltaikanlagen proportional <strong>zu</strong>r<br />

Globalstrahlung auf die Solargeneratorfläche.<br />

Die auf die horizontale Erdoberfläche treffende Globalstrahlung unterliegt infolge der<br />

Erdrotation täglichen <strong>und</strong> wegen der Neigung der Erdachse um 23,5° gegenüber der Erdbahn<br />

jahreszeitlichen Schwankungen. Diesen beiden Schwankungen, die mathematisch gut<br />

berechenbar sind <strong>und</strong> auf die extraterrestrische Strahlung Gex bzw. Hex führen, sind jedoch die<br />

wetterbedingten Variationen der Einstrahlung überlagert. Diese lassen sich nur statistisch<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 7


durch umfangreiche Messreihen mit Pyranometern, welche die Globalstrahlung im Halbraum<br />

ermitteln, für möglichst viele Orte erfassen. Der sogenannte Klarheitsgrad KH, das Verhältnis<br />

zwischen der effektiv auf der horizontalen Erdoberfläche ankommenden Bestrahlungsstärke<br />

GH bzw. der eingestrahlten Energie HH <strong>und</strong> der extraterrestrischen Strahlung Gex bzw. der<br />

extraterrestrischen Energie Hex ist ein Maß für die optische Durchlässigkeit der Atmosphäre<br />

<strong>und</strong> bestimmt den witterungsbedingten Leistungs- bzw. Energieverlust.<br />

HH<br />

G<br />

K H<br />

H <br />

(1.9)<br />

H G<br />

ex<br />

ex<br />

Der Klarheitsgrad (Clearness Index) KH kann für Perioden von einem Monat, einen Tag oder<br />

einer St<strong>und</strong>e angegeben werden. Für Monatsmittelwerte variiert in Europa KH zwischen 0,25<br />

(Mitteleuropa im Winter) <strong>und</strong> 0,75 (Südeuropa im Sommer). An trüben Wintertagen kann der<br />

Klarheitsgrad unter 0,1 sinken. Unter starken Regen- oder Gewitterwolken sinkt KH sogar<br />

kurzzeitig unter 0,01.<br />

Für die Dimensionierung von Photovoltaikanlagen <strong>und</strong> für die Berechnung ihres Energieertrages<br />

genügt meist die eingestrahlte Energie HH. Üblicherweise werden Monatsmittelwerte<br />

der Tagessummen von HH in der Horizontalebene in kWh/m 2 pro Tag angegeben.<br />

Mittelwerte der täglich eingestrahlten Energie HH in die Horizontalebene in kWh/m 2 pro Tag<br />

Ort Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jahr<br />

Bremen 0,60 1,30 2,09 3,57 4,78 4,54 4,61 3,96 2,67 1,56 0,77 0,41 2,57<br />

Berlin 0,60 1,20 2,28 3,57 4,85 5,25 5,04 4,32 2,95 1,63 0,72 0,43 2,74<br />

Frankfurt (M) 0,73 1,52 2,38 3,81 4,83 5,06 5,22 4,34 3,10 1,77 0,94 0,57 2,85<br />

München 1,03 1,80 2,88 4,01 5,04 5,43 5,40 4,61 3,53 2,13 1,13 0,79 3,14<br />

Rom 1,87 2,62 3,96 5,14 6,19 6,74 6,96 6,12 4,75 3,26 2,11 1,60 4,27<br />

Kairo 3,42 4,41 5,56 6,59 7,46 7,96 7,81 7,23 6,28 5,06 3,78 3,10 5,72<br />

Assuan 4,99 6,00 6,96 7,85 8,25 8,81 8,40 8,04 7,37 6,24 5,32 4,78 6,90<br />

H H<br />

Mittelwerte der täglich eingestrahlten Energie HH in die Horizontalebene in kWh/m 2<br />

pro Tag für einige Städte<br />

Die angegebenen Monatsmittelwerte<br />

der Einstrahlung<br />

unterliegen besonders<br />

in den Wintermonaten starken<br />

Schwankungen.<br />

1 2 3 4 5 kWh/m 2 pro Tag<br />

Mittlere jährliche eingestrahlte Energie HH auf eine<br />

horizontale Fläche in Mitteleuropa in kWh/m 2 pro Tag<br />

In den nachfolgenden Abbildungen<br />

ist die durchschnittliche<br />

täglich eingestrahlte<br />

Energie HH (horizontale<br />

Globalstrahlung)<br />

für Mitteleuropa für das<br />

ganze Jahr sowie für die<br />

Monate Juni <strong>und</strong> Dezember<br />

dargestellt.<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 8


H H<br />

Mittlere eingestrahlte Energie HH im Monat Juni auf eine<br />

horizontale Fläche in Mitteleuropa in kWh/m 2 pro Tag<br />

H H<br />

4 5 6 7 8 kWh/m 2 pro Tag<br />

0 1 2 3 4 kWh/m 2 pro Tag<br />

Mittlere eingestrahlte Energie HH im Monat Dezember auf eine<br />

horizontale Fläche in Mitteleuropa in kWh/m 2 pro Tag<br />

1.3 Berechnung der Strahlung auf geneigte Flächen<br />

Die Einstrahlung auf einen Solargenerator <strong>und</strong> damit die produzierte elektrische Energie kann<br />

in höheren geografische Breiten deutlich gesteigert werden, wenn dieser in Richtung der<br />

Sonne geneigt wird. Solargeneratoren, die um einen Winkel gegen die Horizontalebene<br />

angestellt werden, nutzen die direkte Sonnenstrahlung besser aus. Je nach Anstellwinkel,<br />

Jahreszeit <strong>und</strong> Wetterbedingungen variiert die so erzielbare Erhöhung der Einstrahlung<br />

erheblich. An einem schönen Wintertag ist die eingestrahlte Energie auf den Solargenerator<br />

HG wegen der besseren Ausnüt<strong>zu</strong>ng der Direktstrahlung viel größer als die Energie auf eine<br />

horizontale Fläche HH (HG 3·HH bei einem Anstellwinkel = 45° <strong>und</strong> einem Azimutwinkel<br />

= 0). An einem sehr trüben Wintertag mit reiner Diffusstrahlung sinkt HH auf unter 10%<br />

eines schönen Wintertages. Wegen der geneigten Ebene fehlt beim Solargenerator ein kleiner<br />

<strong>Teil</strong> der Diffusstrahlung, so dass HG etwas kleiner als HH ist (HG 0,8·HH bei einem<br />

Anstellwinkel = 45° <strong>und</strong> einem Azimutwinkel = 0).<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 9


Durch Anstellen des Solargenerators<br />

um den Winkel<br />

gegenüber der Horizontalebene<br />

kann die Einstrahlung<br />

in die Solargeneratorebene<br />

GG gegenüber der<br />

Einstrahlung auf eine horizontale<br />

Fläche GH erhöht<br />

werden.<br />

Unter Berücksichtigung der Sonnenhöhe hS, des Sonnenazimutwinkels S, des Anstellwinkels<br />

<strong>und</strong> des Solargenerator-Azimutwinkels kann die direkte Einstrahlung in die Solargeneratorebene<br />

GGB aus der direkten Einstrahlung auf eine horizontale Fläche GHB berechnet<br />

werden.<br />

GGB <br />

sin<br />

<br />

G HB <br />

cosS<br />

- <br />

cos<br />

<br />

tanhS<br />

<br />

gilt nur für - 90<br />

S<br />

- 90<br />

(1.10)<br />

N<br />

O<br />

Für die gesamte Einstrahlung in die<br />

Solargeneratorebene GG ergeben sich<br />

auch bei klarem Himmel geringfügige<br />

Abweichungen durch die Diffusstrah-<br />

<br />

lung. Bei trübem Himmel darf Gl.1.10<br />

für die gesamte Einstrahlung in die<br />

Solargeneratorebene GG nicht ange-<br />

<br />

wendet werden, da praktisch<br />

Diffusstrahlung vorliegt.<br />

nur<br />

W<br />

Sonnenstrahlung<br />

Solargeneratorfläche<br />

h S<br />

äquivalente horizontale Empfangsfläche<br />

Anstellen des Solargenerators um den Winkel <br />

Beschreibung eines beliebig orientierten<br />

Solargenerators durch den Anstellwinkel <br />

<strong>und</strong> den Solargenerator-Azimut <br />

Der Solargenerator-Azimutwinkel ist<br />

die Südabweichung nach Westen.<br />

< 0 bei Abweichung nach Ost<br />

> 0 bei Abweichung nach West<br />

Die direkte Einstrahlung auf die Solargeneratorfläche wird maximal, wenn die Sonne normal <strong>zu</strong>r<br />

Generatorfläche steht. Da Sonnenhöhe <strong>und</strong> Sonnenazimut im Laufe des Tages variieren, ist eine<br />

zweiachsige Nachführung (teuer) nötig, um diesen Zustand während des ganzen Tages aufrecht<br />

<strong>zu</strong> erhalten. Dadurch kann etwa 30% bis 40% mehr Strom produziert werden. Auch die Anzahl<br />

der möglichen Volllastst<strong>und</strong>en steigt entsprechend an.<br />

Um diesen Mehrertrag in der Praxis aber wirklich <strong>zu</strong> erreichen, dürfen sich die einzelnen Anlagen<br />

bei tief stehender Sonne nicht gegenseitig beschatten. Es muss vor allem in höheren Breiten<br />

(Deutschland) auf einen genügenden Abstand zwischen den einzelnen nachgeführten Anlagen<br />

geachtet werden, deshalb wird dort eine relativ große Gr<strong>und</strong>stücksfläche benötigt. Nachgeführte<br />

Anlagen eignen sich weniger für die Integration in Gebäuden, sondern primär für PV-Anlagen auf<br />

Freiflächen. Wegen des wesentlich höheren Aufwandes bei Erstellung <strong>und</strong> Wartung, der<br />

geringeren Zuverlässigkeit komplexerer Systeme <strong>und</strong> wegen des sinkenden Preises der<br />

Solarzellen ist vor der Realisierung nachgeführter Systeme immer ab<strong>zu</strong>klären, ob das eingesparte<br />

Geld nicht besser in <strong>zu</strong>sätzliche Solarmodule investiert werden sollte.<br />

In der Regel werden Solargeneratoren also mit einem festen Anstellwinkel montiert <strong>und</strong> in der<br />

nördlichen Hemisphäre möglichst nach Süden orientiert (Abweichungen um 20° bis 30° haben<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 10<br />

S


noch keine all<strong>zu</strong> große Reduktion der Energieproduktion <strong>zu</strong>r Folge). Eine saisonale Verstellung<br />

des Anstellwinkels (z.B. in Deutschland 60° im Winter, 30° im Sommer) erhöht bei genau<br />

südlicher Orientierung der Solargeneratorfläche die Energieproduktion um einige Prozent,<br />

erfordert aber wiederum einen etwas höheren mechanischen Aufwand.<br />

Bei Montage mit einem festen Anstellwinkel ohne saisonale Nachführung stellt sich natürlich<br />

die Frage nach dem optimalen Wert für . Unter idealen Bedingungen, d.h. bei klarem, sonnigem<br />

Wetter das ganze Jahr hindurch, empfängt eine Fläche ein Maximum an Direktstrahlung, wenn<br />

der Anstellwinkel etwa gleich groß wie die geografische Breite ist. Da durch das Anstellen<br />

der Solargeneratorfläche die Diffusstrahlung reduziert wird, ist = nur für trockene Gebiete<br />

(Wüsten) mit einem hohen Anteil an Direktstrahlung optimal. In feuchteren Regionen mit einem<br />

hohen Anteil an diffuser Strahlung (Deutschland) ist eine etwas geringere Neigung (z.B. = 30°)<br />

etwas besser, wenn eine winterliche Schneebedeckung wegen des milden örtlichen Klimas selten<br />

ist. Ein steilerer Anstellwinkel (z.B. = 60°) erhöht dagegen die Energieproduktion im Winter<br />

<strong>und</strong> ermöglicht ein leichtes Abgleiten von Schnee an Orten mit rauerem Winterklima. Für<br />

Photovoltaikanlagen in den Alpen sind größere Anstellwinkel wegen des häufigen Schneefalls<br />

empfehlenswert.<br />

Für beliebig geneigte <strong>und</strong> orientierte Flächen (Anstellwinkel , Azimut ) kann für jeden Monat<br />

die in die Solargeneratorebene eingestrahlte Energie HG mit dem sogenannten Globalstrahlungsfaktor<br />

R() aus der in die Horizontalebene eingestrahlten Energie HH berechnet werden.<br />

H R ,<br />

<br />

Gleichung 1.11 gilt für Monatsmittelwerte von Tagessummen der Globalstrahlung als auch für<br />

Monatssummen der Globalstrahlung.<br />

Die Globalstrahlungsfaktoren R(,) sind abhängig von , <strong>und</strong> vom Verhältnis von Diffusstrahlung<br />

<strong>zu</strong>r Globalstrahlung. Für Referenzstationen wurden Globalstrahlungsfaktoren R(,)<br />

abhängig vom lokalen Klima ermittelt. Für Deutschland wurden die Werte für München<br />

(Süddeutschland), Gießen (Westdeutschland) <strong>und</strong> Potsdam (Ostdeutschland) ermittelt.<br />

Globalstrahlungsfaktoren R(, ) für südorientierte geneigte Flächen<br />

Ort /° Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jahr<br />

München<br />

Gießen<br />

Potsdam<br />

<br />

HG H<br />

(1.11)<br />

30 1,47 1,35 1,19 1,08 1,01 0,98 1,00 1,05 1,16 1,27 1,38 1,48 1,11<br />

45 1,60 1,44 1,21 1,05 0,95 0,92 0,93 1,01 1,15 1,31 1,47 1,64 1,09<br />

60 1,70 1,47 1,18 0,97 0,85 0,81 0,83 0,92 1,10 1,30 1,51 1,73 1,02<br />

30 1,33 1,31 1,16 1,09 1,02 0,99 1,00 1,05 1,13 1,22 1,32 1,35 1,09<br />

45 1,44 1,39 1,16 1,06 0,96 0,92 0,94 1,01 1,13 1,26 1,38 1,45 1,06<br />

60 1,48 1,41 1,12 0,99 0,87 0,82 0,84 0,92 1,07 1,24 1,41 1,50 0,99<br />

30 1,40 1,30 1,19 1,09 1,03 1,00 1,01 1,07 1,16 1,26 1,33 1,44 1,10<br />

45 1,56 1,38 1,21 1,07 0,98 0,94 0,95 1,03 1,16 1,32 1,43 1,56 1,08<br />

60 1,60 1,40 1,18 0,99 0,89 0,84 0,85 0,95 1,11 1,31 1,47 1,61 1,01<br />

Globalstrahlungsfaktoren R(, ) für südorientierte geneigte Flächen in jedem Monat<br />

des Jahres für Referenzstationen in Deutschland<br />

Für die praktische Berechnung der eingestrahlte Energie auf den Solargenerator HG müssen<br />

<strong>zu</strong>erst die Monatswerte der in die Horizontalebene eingestrahlten Energie HH für den Ort<br />

möglichst genau ermittelt werden (für Emden können die Werte von HH für Bremen verwendet<br />

werden). Von der Referenzstation werden lediglich die Globalstrahlungsfaktoren R(, ) übernommen.<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 11


Die Jahressumme von HG ergibt sich als Summe der Monatssummen. Der Jahresmittelwert<br />

HGa der Tagessummen von HG muss streng genommen aus der Jahressumme berechnet<br />

werden. In der Praxis erhält man ihn auch mit einem meist vernachlässigbaren kleinen Fehler<br />

einfach als Mittelwert der Monatsmittelwerte der Tagessummen.<br />

Wie die Einstrahlung in die Horizontalebene HH unterliegt der Globalstrahlungsfaktor R(, )<br />

<strong>und</strong> damit auch die Einstrahlung HG in die Solarebene besonders im Winterhalbjahr starken<br />

statistischen Schwankungen. Die Werte für die Referenzstationen sind Mittelwerte aus<br />

mehreren Jahrzehnten.<br />

Jahres-Globalstrahlungsfaktor R a<br />

1,2<br />

1,1<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

-90 -60 -30 0 30 60 90<br />

Solargeneratorazimut in Grad<br />

= 15°<br />

= 30°<br />

= 45°<br />

= 60°<br />

= 75°<br />

= 90°<br />

Jahres-Globalstrahlungsfaktor Ra<br />

für Potsdam<br />

In gleicher Weise wie für die Monatsmittelwerte<br />

oder die Monatssummen kann man für die<br />

Jahresmittelwerte oder Jahressummen HGa einen<br />

Jahres-Globalstrahlungsfaktor Ra, ) ermitteln.<br />

Man kann damit direkt den Jahresmittelwert oder<br />

die Jahressumme HGa der Globalstrahlung in die<br />

Solargeneratorebene aus dem Jahresmittelwert<br />

oder der Jahressumme HHa für die Globalstrahlung<br />

in die Horizontalebene berechnen. Die eingestrahlte<br />

Jahresenergie in die Solargeneratorebene<br />

beträgt damit:<br />

H R ,<br />

<br />

<br />

HGa Ha a<br />

(1.12)<br />

Die Verwendung des Jahres-Globalstrahlungsfaktors<br />

Ra der Referenzstation <strong>zu</strong>r HGa-Berechnung<br />

ist praktisch <strong>und</strong> schnell, denn man muss<br />

keine Monatswerte berechnen. Die Genauigkeit<br />

gegenüber der aufwändigen Berechnung über die<br />

Jahressumme aus Monatssummen von HG ist<br />

etwas geringer.<br />

In Deutschland tritt der maximale Jahresertrag etwa bei = 30° <strong>und</strong> = 0° auf. Abweichung<br />

des Azimut von bis <strong>zu</strong> ± 20° verringern den Ertrag nur geringfügig.<br />

Bei Photovoltaikanlagen sollten kleinere Anstellwinkel als 20° nicht realisiert werden, damit<br />

der Regen die Solargeneratorfläche noch reinigen kann <strong>und</strong> damit im Winter der Schnee<br />

überhaupt eine Chance hat, vom Solargenerator ab<strong>zu</strong>gleiten. Bei höheren Anstellwinken > 30°<br />

gleitet <strong>zu</strong>dem der Schnee im Winter rascher ab, eventuell an den unteren Modulrändern<br />

auftretende Schmutzstreifen werden schmaler <strong>und</strong> die Selbstreinigung bei Regen wird intensiver.<br />

Wird der Anstellwinkel von = 30° auf = 45° vergrößert, dann sinkt einerseits der Jahres-<br />

Globalstrahlungsfaktor Ra, ) um rd. 3 % aber andererseits kann der permanenten<br />

Verschmut<strong>zu</strong>ng entgegengewirkt werden. Permanente Verschmut<strong>zu</strong>ng des Solargenerators<br />

kann nach wenigen Betriebsjahren Ertragseinbußen bis <strong>zu</strong> 10 % verursachen.<br />

Da der Wirkungsgrad der Solarmodule bei höherer Temperatur etwas abnimmt, ist der Energiewirkungsgrad<br />

einer Photovoltaikanlage im Sommer etwas geringer als im Winter, d.h. die im<br />

Sommer auf den Solargenerator eingestrahlte Energie wird etwas schlechter ausgenützt als die im<br />

Winter eingestrahlte Energie.<br />

Eine wesentlich genauere Berechnung der Einstrahlung auf geneigte Flächen ist mit dem sogenannten<br />

Dreikomponentenmodell möglich, bei dem die auf die Fläche auftreffende Strahlung in<br />

drei Komponenten, die direkte Strahlung GHB (beam radiation), die diffuse Strahlung GHD (diffuse<br />

sky radiation) <strong>und</strong> die reflektierte Strahlung GHR (reflection radiation) aufgeteilt wird. Es bringt<br />

besonders bei der Berechnung von Monatsmittelwerten <strong>und</strong> Monatssummen eine deutliche<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 12


Erhöhung der Genauigkeit <strong>und</strong> man wird unabhängig von passenden Referenzstationen. Da der<br />

Horizont oder Nachbargebäude hauptsächlich die direkte Strahlung beeinträchtigen, ist auch eine<br />

näherungsweise Berücksichtigung der Beschattung bei beliebigen Anstellwinkeln möglich. Bei<br />

Verwendung dieses Modells mit Monatswerten befindet man sich im Winter auf der sicheren<br />

Seite, denn es neigt nicht da<strong>zu</strong>, die winterlichen Strahlungserträge <strong>zu</strong> überschätzen. Die<br />

Anwendung des Dreikomponentenmodells ist aufwändig. Der Mehraufwand kann jedoch deutlich<br />

gesenkt werden, wenn für einen Standort nicht nur die eingestrahlte Energie HH, sondern auch die<br />

eingestrahlte Energie der Diffusstrahlung HHD in die Horizontalebene bekannt ist.<br />

Mittelwerte der täglich eingestrahlten Energie HH <strong>und</strong> der täglich eingestrahlten Energie HHD<br />

durch Diffusstrahlung in die Horizontalebene in kWh/m 2 pro Tag<br />

Ort Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jahr<br />

Bremen HH 0,60 1,30 2,09 3,57 4,78 4,54 4,61 3,96 2,67 1,56 0,77 0,41 2,57<br />

HHD 0,44 0,84 1,36 2,05 2,56 2,74 2,67 2,26 1,64 1,01 0,55 0,32 1,54<br />

Berlin<br />

HH 0,60 1,20 2,28 3,57 4,85 5,25 5,04 4,32 2,95 1,63 0,72 0,43 2,74<br />

HHD 0,45 0,82 1,42 2,06 2,57 2,80 2,69 2,28 1,69 1,05 0,54 0,34 1,56<br />

München HH 1,03 1,80 2,88 4,01 5,04 5,43 5,40 4,61 3,53 2,13 1,13 0,79 3,14<br />

HHD 0,67 1,05 1,60 2,18 2,61 2,81 2,71 2,35 1,82 1,24 0,75 0,55 1,69<br />

Mittelwerte der täglich eingestrahlten Energie HH <strong>und</strong> der täglich eingestrahlten<br />

Energie HHD durch Diffusstrahlung in die Horizontalebene in kWh/m 2 pro Tag für<br />

einige deutsche Städte<br />

Nur ein <strong>Teil</strong> der auf der horizontalen Erdoberfläche auftreffenden globalen Bestrahlungsstärke GH<br />

ist Direktstrahlung GHB, welche direkt aus der Richtung der Sonne kommt. Ein <strong>Teil</strong> der<br />

einfallenden extraterrestrischen Sonnenstrahlung G, wird in der Atmosphäre reflektiert, absorbiert<br />

oder gestreut. Ein <strong>Teil</strong> dieser gestreuten oder an Wolken reflektierten Himmelsstrahlung erreicht<br />

als sogenannte Diffusstrahlung GHD die horizontale Erdoberfläche. Die Intensität dieser<br />

Diffusstrahlung ist im Mittel unabhängig von der Richtung, d.h. an einem Ort mit tiefem Horizont<br />

kommt die diffuse Himmelsstrahlung gleichmäßig aus allen Richtungen des Himmelsgewölbes.<br />

Die globale Bestrahlungsstärke GH auf der Horizontalebene setzt sich also aus der Summe der<br />

Direkt- <strong>und</strong> der Diffusstrahlung <strong>zu</strong>sammen. Für die in die Horizontalebene eingestrahlte Energie<br />

HH gilt eine analoge Beziehung.<br />

G G G<br />

H H H<br />

(1.13)<br />

H<br />

HB<br />

Sonne<br />

HD<br />

G HB , G HD<br />

H HB , H HD<br />

G H = G HB + G HD<br />

H H = H HB + H HD<br />

Zusammenset<strong>zu</strong>ng der Globalstrahlung GH<br />

<strong>und</strong> HH in die Horizontalebene als Summe<br />

der Direkt- <strong>und</strong> Diffusstrahlung<br />

H<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 13<br />

HB<br />

HD<br />

G H<br />

H H<br />

G HR = G H<br />

H HR = H H<br />

Reflektierender Erdboden<br />

Entstehung der Reflexionsstrahlung GHR<br />

<strong>und</strong> HHR aus der am Erdboden reflektierten<br />

Globalstrahlung GH <strong>und</strong> HH


Ein <strong>Teil</strong> der auf die Erdoberfläche treffenden Strahlung wird von dieser diffus reflektiert. Dies hat<br />

für die Berechnung der Strahlung auf eine horizontale Ebene meist keinen Einfluss, außer wenn<br />

diese von sehr hohen schneebedeckten Bergen umgeben ist. Diese reflektierte Strahlung tritt<br />

jedoch als <strong>zu</strong>sätzliche Komponente bei der Berechnung der Einstrahlung auf geneigte Flächen<br />

auf.<br />

Die von einer Ebene mit normal beschaffener (nicht spiegelnder) Oberfläche reflektierte Bestrahlungsstärke<br />

GHR ist diffus <strong>und</strong> proportional <strong>zu</strong>r Bestrahlungsstärke GH auf diese Fläche. Sie<br />

verteilt sich in den Halbraum über der Fläche. Mit dem Reflexionsfaktor gilt für die von dieser<br />

Fläche reflektierte Bestrahlungsstärke GHR <strong>und</strong> analog die von der Ebene reflektierte Energie HHR.<br />

G GH<br />

<br />

HHR<br />

HH<br />

<br />

HR (1.14)<br />

Beschaffenheit des Bodens Reflexionsfaktor <br />

Asphalt 0,1 – 0,15<br />

Nasser Erdboden 0,1 – 0,2<br />

Trockener Erdboden 0,15 – 0,3<br />

Grasbedeckter Boden 0,2 – 0,3<br />

Beton 0,2 – 0,35<br />

Wüstensand 0,3 – 0,4<br />

Altschnee 0,5 – 0,75<br />

Neuschnee 0,75 – 0,9<br />

Richtwerte für den Reflexionsfaktor <br />

Der Reflexionsfaktor ist von<br />

der Beschaffenheit des Bodens<br />

abhängig (0 1). Oft hängt<br />

er auch davon ab, ob der Boden<br />

nass oder trocken ist. Da bei der<br />

Berechnung von Energieerträgen<br />

von Photovoltaikanlagen oft<br />

mit Monatsmittelwerten gearbeitet<br />

wird, muss bei oft mit<br />

einem mittleren Reflexionsfaktor<br />

gearbeitet werden.<br />

Zusammenset<strong>zu</strong>ng der<br />

Einstrahlung GG <strong>und</strong> HG auf eine mit<br />

dem Winkel gegenüber<br />

der Horizontalebene angestellten<br />

Fläche aus Direktstrahlung,<br />

Diffusstrahlung <strong>und</strong><br />

Reflexionsstrahlung<br />

Bei einen um den Winkel gegen die Horizontalebene angestellten Solargenerator setzt sich<br />

die Bestrahlungsstärke GG <strong>und</strong> die eingestrahlte Energie HG aus den drei Komponenten<br />

Direktstrahlung GGB (HGB), Diffusstrahlung GGD (HGD) <strong>und</strong> vom Boden reflektierte Strahlung<br />

GGR (HGR) <strong>zu</strong>sammen. Für die Bestrahlungsstärke GG <strong>und</strong> die eingestrahlte Energie HG in die<br />

Solargeneratorebene gilt:<br />

G G G G<br />

H H H H<br />

(1.15)<br />

G<br />

Sonne<br />

Reflektierender Erdboden<br />

GB<br />

GD<br />

GR<br />

<br />

Solargenerator<br />

G G , H G<br />

G B , H B Direktstrahlung<br />

G D , H D Diffuse Himmelsstrahlung<br />

G R , H R Diffuse Reflexionsstrahlung<br />

G<br />

Unter vereinfachenden Annahmen erhält man mit dem Direktstrahlungsfaktor RB für die in<br />

die geneigte Fläche eingestrahlte Energie HGB der Direktstrahlung. Der Direktstrahlungsfaktor<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 14<br />

GB<br />

GD<br />

GR


RB ist von der geografischen Breite , vom Anstellwinkel des Solargenerators <strong>und</strong> vom<br />

Solargeneratorazimut abhängig, d.h. RB = f{, , }. Er ist rein geometrisch berechenbar.<br />

HGB RB<br />

HHB<br />

RB<br />

(HH<br />

- HHD)<br />

(1.16)<br />

Da die Berechnung aufwendig ist, wurden die Monatsmittelwerte von RB für mögliche<br />

Solargeneratororientierungen in Emden (53°22´ N) in der nachstehenden Tabelle aufgeführt.<br />

Direktstrahlungsfaktoren RB = f{, }für geneigte Flächen in Emden (53°22´ N)<br />

Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.<br />

30°<br />

45°<br />

60°<br />

0° 2,86 2,10 1,59 1,29 1,11 1,05 1,08 1,20 1,45 1,90 2,54 3,29<br />

±30° 2,60 1,80 1,54 1,24 1,09 1,03 1,06 1,16 1,38 1,76 2,35 2,96<br />

±45° 2,28 1,75 1,39 1,18 1,06 1,01 1,03 1,12 1,29 1,60 2,08 2,58<br />

±60° 1,88 1,50 1,25 1,10 1,01 0,98 0,99 1,06 1,18 1,40 1,74 2,08<br />

0° 3,53 2,45 1,74 1,31 1,06 0,97 1,01 1,19 1,53 2,16 3,12 4,24<br />

±30° 3,15 2,22 1,61 1,24 1,03 0,96 0,99 1,14 1,43 1,97 2,79 3,66<br />

±45° 2,71 1,95 1,46 1,17 1,00 0,93 0,96 1,08 1,32 1,75 2,43 3,13<br />

±60° 2,15 1,63 1,21 1,07 0,94 0,90 0,92 1,01 1,18 1,48 1,96 2,44<br />

0° 3,97 2,64 1,76 1,23 0,94 0,84 0,88 1,09 1,51 2,28 3,47 4,70<br />

±30° 3,50 2,35 1,61 1,17 0,92 0,83 0,87 1,05 1,40 2,05 3,07 4,13<br />

±45° 2,95 2,03 1,44 1,09 0,89 0.81 0,84 0,99 1,27 1,78 2,60 3,47<br />

±60° 2,28 1,65 1,23 0,98 0,83 0,78 0,80 0,91 1,12 1,48 2,04 2,64<br />

RB-Monatsmittelwerte für geneigte Flächen in Emden<br />

Eine um den Winkel geneigte Fläche sieht einen kleineren <strong>Teil</strong> des Himmelsgewölbes, von<br />

dem die diffuse Himmelsstrahlung stammt. Ist der Horizont sehr tief, berechnet sich die<br />

Diffusstrahlung auf eine geneigte Fläche (GGD <strong>und</strong> HGD) aus der Diffusstrahlung auf die Horizontalebene<br />

(GHD <strong>und</strong> HHD) wie folgt:<br />

GGD<br />

0,5<br />

(1<br />

cos)<br />

G<br />

HD RD<br />

G<br />

HD<br />

(1.17)<br />

HGD<br />

0,5<br />

(1<br />

cos)<br />

HHD<br />

RD<br />

HHD<br />

Analog <strong>zu</strong>m Direktstrahlungsfaktor RB kann man den Faktor RD = 0,5 · (1 + cos) als Diffusstrahlungsfaktor<br />

bezeichnen. Er gilt für GGD <strong>und</strong> HGD <strong>und</strong> seine Berechnung ist nur vom<br />

Anstellwinkel abhängig.<br />

Eine um den Winkel geneigte Fläche sieht auch einen <strong>Teil</strong> der Erdoberfläche <strong>und</strong> empfängt<br />

einen <strong>Teil</strong> der davon reflektierten Strahlung. Die auf die geneigte Ebene treffende reflektierte<br />

Strahlung berechnet sich mit dem Reflexionsfaktor aus der Globalstrahlung auf die Horizontalebene<br />

(GH <strong>und</strong> HH). Für die Bestrahlungsstärke GGR <strong>und</strong> der eingestrahlte Energie HGR der vom<br />

Boden reflektierten Strahlung auf eine geneigte Fläche gilt:<br />

GGR<br />

0,5<br />

(1<br />

cos)<br />

GHR<br />

RR<br />

GHR<br />

(1.18)<br />

HGR<br />

0,5<br />

(1<br />

cos)<br />

HHR<br />

RR<br />

HHR<br />

Den Faktor RR = 0,5 · (1 – cos) kann man auch als wirksamen Reflexionsstrahlungsanteil<br />

bezeichnen. Er gilt für GGR <strong>und</strong> HGR <strong>und</strong> seine Berechnung ist nur vom Anstellwinkel abhängig.<br />

Durch Addition der Direktstrahlung, der Diffusstrahlung <strong>und</strong> der Bodenreflexionsstrahlung folgt<br />

für die gesamte auf eine geneigte Fläche mit tiefem Horizont eingestrahlte Energie HG:<br />

HG HGB<br />

HGD<br />

HGR<br />

HH HHD<br />

RB<br />

HHD<br />

RD<br />

HH<br />

RR<br />

(1.19)<br />

Mit Gl. 1.19 kann man für im Freien oder auf Dächern einreihig aufgestellte Solargeneratoren die<br />

eingestrahlte Energie für den Fall eines tiefliegenden Horizontes gut berechnen.<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 15


In der Praxis wird ein Solargenerator oft zeitweise vom Horizont (Gebirge) oder durch wandartige<br />

Strukturen beschattet. Solche Strukturen können Gebäude oder bei horizontal gestaffelten<br />

Solargeneratoren auch eine vorne angeordneter Solargenerator sein. Mit sogenannten<br />

Beschattungsdiagrammen [1] kann der Beschattungsfaktor kB ermittelt werden. Dieser Faktor<br />

reduziert die eingestrahlte Energie durch die Direktstrahlung. Diffus- <strong>und</strong> Reflexionsstrahlung<br />

werden auch gering beeinflusst. Auf eine Korrektur der Faktoren RD <strong>und</strong> RR kann im<br />

Allgemeinen verzichtet werden.<br />

1.4 Messung der Sonnenstrahlung<br />

Die korrekte Messung der Sonneneinstrahlung in die Horizontalebene <strong>und</strong> in die Solargeneratorebene<br />

erfolgt üblich mit Pyranometern.<br />

Pyranometer bestehen aus einer Thermosäule aus vielen in Serie geschalteten Thermoelementen.<br />

Die schwarze Empfangsfläche am einen Ende der Thermoelemente absorbiert die gesamte<br />

eingestrahlte Energie im Wellenlängenbereich 300 nm < < 3 m. Ein doppelter halbkugelförmiger<br />

Glasdom verhindert <strong>zu</strong>sätzliche Reflexionen am Glas bei flachen Einfallswinkeln <strong>und</strong><br />

erschwert das Beschlagen des Glases bei ungünstigen Verhältnissen bezüglich Temperatur <strong>und</strong><br />

Feuchtigkeit. Die Ausgangsspannung eines Pyranometers ist mit einer gewissen Antwortzeit<br />

proportional <strong>zu</strong>r Einstrahlung. Sie ist relativ klein, da die von Thermoelementen erzeugten<br />

Spannungen sehr klein sind. Bei G = 1 kW/m 2 liegt die Ausgangsspannung eines typischen<br />

handelsüblichen Gerätes etwa bei 5 mV.<br />

Diese relativ kleinen Ausgangsspannungen können nicht direkt weiter verarbeitet werden,<br />

sondern müssen <strong>zu</strong>erst verstärkt werden. Der Aufbau von genauen Verstärkern, welche Signale ab<br />

ca. 10 µV bis ca. 10 mV mit hoher Genauigkeit richtig verstärken, erfordert einige elektrotechnische<br />

Kenntnisse. Bei fehlerhaftem Aufbau der Messanordnung (z.B. unkorrekte Abschirmung,<br />

schlechten Messverstärkern, Erdschlaufen usw.) können große Messfehler auftreten.<br />

Pyranometer CMP21 ohne <strong>und</strong> mit Abdeckung von der Firma Kipp & Zonen <strong>zu</strong>r Messung<br />

der Globalstrahlung in der Horizontalebene<br />

Referenzzellen sind genau geeichte Silizium-Solarzellen, welche <strong>zu</strong>r Strahlungsmessung eingesetzt<br />

werden <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Schutz vor Umwelteinflüssen gut verpackt sind. Sie sind wesentlich<br />

preisgünstiger als Pyranometer. Bei einer Solarzelle ist der Kurzschlussstrom ISC mit guter<br />

Genauigkeit proportional <strong>zu</strong>r auf die Referenzzelle auftreffenden Bestrahlungsstärke G.<br />

Referenzzellen verfügen oft über einen genauen Messshunt, der diesen Kurschlussstrom in eine<br />

Spannung umwandelt (typisch ca. 30 mV bei G = 1 kW/m 2 ) <strong>und</strong> über einen eingebauten<br />

Zusatzsensor <strong>zu</strong>r genauen Messung der Zellentemperatur (z.B. PT-100-Sensor, Thermoelement,<br />

leerlaufende zweite Zelle).<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 16


Im Gegensatz <strong>zu</strong> Pyranometern können Solarzellen nur einen <strong>Teil</strong> des Sonnenspektrums auswerten,<br />

nämlich nur Photonen, welche eine Energie besitzen, welche größer ist als die<br />

Bandlückenenergie EG. Man versucht zwar, dies bei der Eichung möglichst gut <strong>zu</strong><br />

berücksichtigen. Da aber das Sonnenspektrum nicht immer genau gleich ist, ergeben sich in der<br />

Praxis doch gewisse Abweichungen.<br />

Referenzzellen werden meist an einem strahlungsmäßig durchschnittlichen Standort in der<br />

Solargeneratorebene montiert. Für Referenzzellen sollte immer möglichst die gleiche<br />

Zelltechnologie verwendetet werden wie bei der <strong>zu</strong> messenden PV-Anlage.<br />

Solarstrahlungssensor<br />

ISET-Sensor-Monokristallin<br />

Ukal = 92,8 mV (1000 W/m 2 bei 25°C)<br />

G. Schenke, 2.2012 Photovoltaik <strong>und</strong> <strong>Solartechnik</strong> <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 17

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