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4. Fremdgeführte Stromrichter - FB E+I: Home

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<strong>4.</strong> <strong>Fremdgeführte</strong> <strong>Stromrichter</strong><br />

<strong>Fremdgeführte</strong> <strong>Stromrichter</strong> benötigen eine fremde, nicht zum <strong>Stromrichter</strong> gehörende Wechselspannungsquelle,<br />

die ihnen während der Dauer der Kommutierung die Kommutierungsspannung<br />

zur Verfügung stellt.<br />

<strong>4.</strong>1 Netzgeführte Gleich- und Wechselrichter<br />

Netzgeführte Gleich- und Wechselrichter erfüllen die Grundfunktion des Gleich- und Wechselrichtens<br />

und beziehen ihre Kommutierungsspannung vom Wechsel- bzw. Drehstromnetz, sie<br />

nutzen also die im Netz vorhandenen Spannungen zur Kommutierung. Der mögliche<br />

Kommutierungsbereich ist auf eine Halbperiode beschränkt.<br />

Netzgeführte Gleich- und Wechselrichter werden im Allgemeinen mit Netz-Thyristoren realisiert.<br />

Bei ungesteuerten Gleichrichtern werden Netz-Dioden eingesetzt, die eine nahezu konstante<br />

Gleichspannung liefern. Die Gleichspannung ist abhängig von der Gleichrichterschaltung und der<br />

Netzspannung. Einen geringen Einfluss auf die Gleichspannung hat die Last.<br />

Ungesteuerte <strong>Stromrichter</strong> (Gleichrichter)<br />

Bei der idealen Gleichrichterschaltung treten keine Verluste auf. Es gilt:<br />

2<br />

eff<br />

U<br />

2<br />

P = = = ⋅ + ~<br />

Misch P PNetz<br />

Ud<br />

Id<br />

mit U~eff<br />

= Uν<br />

(<strong>4.</strong>1)<br />

R<br />

L<br />

Bezieht man nun den Wechselwert der Mischspannung U ~eff auf den Gleichwert der Mischspannung<br />

U d am Verbraucher R Last , so erhält man die Welligkeit w.<br />

U<br />

w =<br />

~eff<br />

(<strong>4.</strong>2)<br />

Ud<br />

I Netz I<br />

I d<br />

W<br />

W<br />

Idealer<br />

U Netz U U d R Last<br />

<strong>Stromrichter</strong><br />

∑ ∞<br />

= ν<br />

1<br />

P Netz P<br />

P Misch<br />

Prinzipschaltbild einer idealen Gleichrichtung<br />

Netzgeführte Gleich- und Wechselrichter werden in der Leistungselektronik mit allgemein<br />

gültigen Gleichungen berechnet. Die nachfolgenden Begriffe finden dabei Anwendung.<br />

Unter Pulszahl p versteht man die Anzahl der Gleichspannungsblöcke, die mit einer Periode der<br />

speisenden Wechselspannung zusammenfallen. Die Pulszahl p entspricht der Gesamtzahl der<br />

nicht gleichzeitigen Kommutierungen einer <strong>Stromrichter</strong>schaltung während einer Netzperiode.<br />

Die Kommutierungszahl q gibt die Anzahl der während einer Netzperiode auftretenden<br />

Kommutierungsvorgänge innerhalb einer Gruppe von miteinander kommutierenden Ventilen an.<br />

Außerdem sind s die Anzahl der in Reihe geschalteten Kommutierungsgruppen, g die Anzahl der<br />

Kommutierungsgruppen, auf die sich der Gleichstrom aufteilt und δ die Anzahl der gleichzeitig<br />

kommutierenden Kommutierungsgruppen.<br />

Die Pulszahl p ergibt sich nach Gl. (<strong>4.</strong>3):<br />

q ⋅s<br />

⋅ g<br />

p = (<strong>4.</strong>3)<br />

δ<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 35


Einpuls-Mittelpunktschaltung (M1)<br />

Die Einpuls-Mittelpunktschaltung wird auch als Einweggleichrichter-Schaltung bezeichnet. In der<br />

Leistungselektronik hat sie wegen ihrer ungünstigen Werte nur eine geringe Bedeutung.<br />

I Netz<br />

1 : 1<br />

I<br />

I d<br />

U Netz<br />

U U d R Last<br />

M1-Schaltung und deren<br />

Spannungsverläufe<br />

û<br />

u d<br />

-û<br />

U = û 2<br />

U d = û π<br />

T<br />

t<br />

Für die M1-Schaltung gelten nachfolgende Werte:<br />

p = 1<br />

P<br />

2<br />

U<br />

=<br />

2 ⋅ R<br />

Last<br />

q = 1<br />

s = 1<br />

U<br />

d<br />

û<br />

= =<br />

π<br />

g = 1<br />

2 ⋅ U<br />

π<br />

δ = 1<br />

w = 121%<br />

Bei der M1-Schaltung ist der Gleichstrom I d gleich dem Durchlassstrom der Diode. Bei reiner<br />

Widerstandslast gilt:<br />

î<br />

Id<br />

= IFAV<br />

=<br />

(<strong>4.</strong>5)<br />

π<br />

Der Effektivwert des sekundären Außenleiterstromes I ist gleich dem Effektivwert der Diode. Bei<br />

reiner Widerstandslast gilt:<br />

î<br />

I = IFRMS =<br />

(<strong>4.</strong>6)<br />

2<br />

Der Eingangsstrom eines Einpulsstromrichters ist ein Mischstrom. Da ein Transformator aber nur<br />

Wechselströme überträgt, fließt der Gleichstromanteil lediglich durch die Sekundärwicklung, der<br />

Transformator wird hierdurch vormagnetisiert. Mit ü = 1 gilt:<br />

INetz<br />

= w ⋅ Id<br />

= 1,21⋅<br />

Id<br />

(<strong>4.</strong>7)<br />

Für die sekundäre Scheinleistung S und die primäre Netzleistung S Netz gelten bei reiner Widerstandslast:<br />

π ⋅ U I<br />

S U I<br />

d π ⋅<br />

= ⋅ = ⋅<br />

d<br />

= 3,49 ⋅ Pd<br />

2 2<br />

(<strong>4.</strong>8)<br />

ü ⋅ π ⋅ U w I<br />

S U I<br />

d ⋅ d<br />

Netz = Netz ⋅ Netz = ⋅ = 2,69 ⋅ Pd<br />

2 ü<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 36<br />

(<strong>4.</strong>4)


Die Bauleistung bzw. Typleistung S T des Transformators entspricht dem Mittelwert von Primärund<br />

Sekundärleistung.<br />

S = 0,5⋅<br />

(S + S) = 3,09 ⋅ P<br />

(<strong>4.</strong>9)<br />

T<br />

Netz<br />

d<br />

Zweipuls-Mittelpunktschaltung (M2)<br />

Grundlage der Mittelpunktschaltung ist ein <strong>Stromrichter</strong>transformator mit sekundärseitiger<br />

Mittelanzapfung. Die Sekundärseite wird hier zweckmäßig als zweisträngige Wicklung mit den<br />

Strangspannungen U Strang1 und U Strang2 bezeichnet.<br />

2 ⋅ ûStrang<br />

û 2 ⋅ 2 ⋅ UStrang<br />

2<br />

Ud<br />

= = =<br />

= ⋅ U<br />

(<strong>4.</strong>10)<br />

π π π π<br />

I Netz<br />

I<br />

I d<br />

1 : 1<br />

U Strang2<br />

U<br />

U Strang1 U d R Last<br />

U Netz<br />

û<br />

u d<br />

-û<br />

û Strang<br />

U d = û π<br />

T<br />

t<br />

u<br />

M2-Schaltung und deren Spannungsverläufe<br />

p = 2 q = 2 s = 1 g = 1 δ = 1 w = 48,3 % (<strong>4.</strong>11)<br />

Zweipuls-Brückenschaltung (B2)<br />

Die B2-Schaltung wird auch einphasige Brückenschaltung oder auch Graetzschaltung genannt.<br />

Neben den Vorteilen ist als geringfügiger Nachteil die doppelte Ventildurchlassspannung zu<br />

nennen, da jeweils zwei den Gleichstrom führende Ventile in Reihe geschaltet sind. Die B2-<br />

Schaltung wird in der Praxis häufig eingesetzt.<br />

Der ideale arithmetische Mittelwert der Gleichspannung U d beträgt:<br />

U d<br />

2 ⋅ û 2 ⋅ 2<br />

= = ⋅ U = 0,9 ⋅ U<br />

(<strong>4.</strong>12)<br />

π π<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 37


I d<br />

I Netz<br />

1 : 1<br />

I<br />

U Netz<br />

U U d R Last<br />

û<br />

u d<br />

-û<br />

U d = 2û π<br />

T<br />

t<br />

B2-Schaltung und deren Spannungsverläufe<br />

Für die B2-Schaltung gelten nachfolgende Werte:<br />

p = 2 q = 2 s = 2 g = 1 δ = 2 w = 48,3 % (<strong>4.</strong>13)<br />

Der Gleichstrom I d fließt bei der B2-Schaltung abwechselnd über die beiden Schaltungszweige.<br />

Der mittlere Ventildurchlassstrom I FAV und der Effektivwert des Ventilstromes I FRMS können bei<br />

ohmscher Belastung nachfolgend aus dem Gleichstrom I d berechnet werden.<br />

π<br />

IFAV<br />

= 0,5⋅<br />

Id<br />

IFRMS<br />

= ⋅ Id<br />

= 0,785⋅<br />

Id<br />

(<strong>4.</strong>14)<br />

4<br />

Mit ü = 1 beim Transformator ist I Netz = I und es gilt:<br />

INetz = 1,11⋅<br />

I d<br />

(<strong>4.</strong>15)<br />

Die Scheinleistungen der Sekundärseite S und der Primärseite S Netz sind bei verlustfreiem<br />

Transformator gleich.<br />

S = SNetz<br />

= U ⋅ I = 1,11⋅<br />

Ud<br />

⋅1,11⋅<br />

Id<br />

= 1,23⋅<br />

Pd<br />

(<strong>4.</strong>16)<br />

Für die Transformatorbauleistung S T gilt:<br />

ST<br />

= 0,5⋅<br />

(SNetz<br />

+ S) = 1,23⋅<br />

Pd<br />

(<strong>4.</strong>17)<br />

Die B2-Schaltung hat von allen Gleichrichterschaltungen mit Wechselstromanschluss die<br />

günstigste Transformatorbauleistung.<br />

In der Leistungselektronik sind ohmsch-induktive Verbraucher vorherrschend. Wird der Lastwiderstand<br />

im Gleichstromkreis durch einen ohmsch-induktiven Verbraucher ersetzt, so geht der<br />

Ventilstrom von der Sinushalbwellenform bei zunehmender Induktivität in eine Rechteckform<br />

über.<br />

Die Spannungswelligkeit beträgt weiter w = 48,3%. Die Stromwelligkeit sinkt, bedingt durch die<br />

Induktivität L d , auf w = 0 bei L d → ∞. In der Praxis ist die Stromwelligkeit auch bei<br />

handelsüblichen Induktivitäten vernachlässigbar. Im Labor verwenden wir bei I d ≈ 5 A für<br />

vernachlässigbare Welligkeit L d = 480 mH.<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 38


Für rechteckförmigen Stromverlauf gilt:<br />

I<br />

I = I<br />

I<br />

d<br />

d<br />

FRMS =<br />

S = U ⋅ I = 1,11⋅<br />

Pd<br />

(<strong>4.</strong>18)<br />

2<br />

u d<br />

û<br />

t<br />

I d<br />

i<br />

t<br />

Zeitlicher Verlauf der Gleichspannung u d und<br />

des rechteckförmigen Eingangswechselstromes i<br />

Dreipuls-Mittelpunktschaltung (M3)<br />

<strong>Stromrichter</strong> für große Leistungen werden für den Anschluss an das Drehstromnetz ausgelegt. Die<br />

einfachste Drehstrom-Gleichrichterschaltung ist die M3-Schaltung, die auch Drehstrom-Sternschaltung<br />

genannt wird.<br />

L1<br />

U Netz<br />

I Netz<br />

-I d<br />

1 : 1<br />

I<br />

L1<br />

L2<br />

L2<br />

L3<br />

L3<br />

U d<br />

I F<br />

I d<br />

L Last<br />

R Last<br />

M3-Schaltung mit<br />

ohmsch-induktiver Last<br />

U Strang<br />

N<br />

Die Gleichspannung sinkt nicht auf Null ab, weil alle 120° ein neuer Kommutierungsvorgang<br />

erfolgt. Der Zeitpunkt der Spannungsgleichheit, bei dem die Kommutierung erfolgt, heißt auch<br />

natürlicher Zündzeitpunkt. Der arithmetische Mittelwert der Gleichspannung berechnet sich zu:<br />

U<br />

T/6<br />

3<br />

3<br />

π 3 3<br />

= ⋅ ûStrang<br />

cos t dt ûStrang<br />

sin = ⋅ ⋅ 2 ⋅ UStrang<br />

1,17 UStrang<br />

T<br />

∫ ⋅ ω ⋅ = ⋅ ⋅<br />

(<strong>4.</strong>19)<br />

π<br />

3 π 2<br />

d =<br />

-T/6<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 39


u<br />

û Strang<br />

u L1N<br />

-û Strang<br />

u L2N u L3N<br />

t<br />

û Strang<br />

u d<br />

T<br />

t<br />

t<br />

u AK<br />

U RRM<br />

u L2N - u L3N<br />

u L2N - u L1N<br />

Zeitlicher Verlauf der Strangspannungen u L1N , u L2N und u L3N , der Gleichspannung u d<br />

und einer Ventilspannung u AK<br />

Der Scheitelwert der Sperrspannung berechnet sich:<br />

U = 3 ⋅ û = 3 ⋅ 2 ⋅ U = 2 ⋅ U<br />

(<strong>4.</strong>20)<br />

RRM<br />

Strang<br />

Strang<br />

Für die M3-Schaltung gelten nachfolgende Werte:<br />

p = 3 q = 3 s = 1 g = 1 δ = 1 w = 18,3 % (<strong>4.</strong>21)<br />

Für ideal glatten Gleichstrom (L → ∞) berechnen sich der Mittelwert der Ventilströme I FAV und<br />

der Effektivwert der Ventilströme I FRMS zu:<br />

I<br />

FAV<br />

1<br />

1<br />

= ⋅ Id<br />

IFRMS<br />

= ⋅ Id<br />

(<strong>4.</strong>22)<br />

3<br />

3<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 40


Für M3-Schaltungen eignen sich besonders Transformatoren mit den Schaltgruppen Dy, Dz und<br />

Yz. Aus der sekundären Scheinleistung S<br />

S = 3 ⋅ U ⋅ I = 3 ⋅1,48 U ⋅ 0,577 I = 1,48 P<br />

(<strong>4.</strong>23)<br />

d<br />

d<br />

und der Scheinleistung des Netzes S Netz<br />

S = 3 ⋅ U ⋅ I = 3 ⋅1,48 U ⋅ 0,47 I = 1,21P<br />

(<strong>4.</strong>24)<br />

Netz<br />

d<br />

d<br />

kann die Bauleistung (Typleistung) des <strong>Stromrichter</strong>-Transformators S T berechnet werden:<br />

S = 0,5⋅<br />

(S + S) = 1,35 P<br />

(<strong>4.</strong>25)<br />

T<br />

Netz<br />

d<br />

d<br />

d<br />

i<br />

I d<br />

i W1<br />

2/3 I d<br />

3<br />

T<br />

t<br />

t<br />

1/3 I<br />

- d<br />

3<br />

i W2<br />

1/3 I<br />

- d<br />

3<br />

I d<br />

3<br />

2/3 I d<br />

3<br />

t<br />

i Netz<br />

t<br />

I<br />

- d<br />

3<br />

Die Wicklungsströme i W1 und i W2 ergeben den Netzstrom i Netz = i W1 – i W2 .<br />

Stromverläufe bei der M3-Schaltung mit Dy-Transformator mit glattem Gleichstrom<br />

Sechspuls-Brückenschaltung (B6)<br />

Die B6-Schaltung, auch Drehstrombrückenschaltung genannt, ist hinsichtlich Welligkeit und<br />

Transformatortypenleistung eine vorteilhafte Gleichrichterschaltung. Bei großen Leistungen ist<br />

sie die dominierende Schaltung.<br />

L1<br />

L2<br />

U Netz<br />

I Netz<br />

1 : 1<br />

I<br />

L1<br />

U<br />

L2<br />

U d<br />

R Last<br />

I F<br />

I d<br />

L Last<br />

B6-Schaltung mit ohmschinduktiver<br />

Last<br />

L3<br />

L3<br />

N<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 41


Vom Verständnis her kann die B6-Schaltung als Reihenschaltung einer M3-Kathoden- und einer<br />

M3-Anodenschaltung gesehen werden. Für weitere Betrachtungen wird idealer Gleichstrom<br />

vorausgesetzt.<br />

Für die B6-Schaltung gelten nachfolgende Werte:<br />

p = 6 q = 3 s = 2 g = 1 δ = 1 w = 4,2 % (<strong>4.</strong>26)<br />

Der arithmetische Mittelwert der Gleichspannung U d berechnet sich zu:<br />

U<br />

T/12<br />

6<br />

3<br />

π 3⋅<br />

2<br />

= ⋅ ûStrang<br />

cos t dt 2 ⋅ ûStrang<br />

⋅sin<br />

= ⋅ U 1,35 U<br />

T<br />

∫ ⋅ ω ⋅ = ⋅<br />

(<strong>4.</strong>27)<br />

π<br />

6 π<br />

d =<br />

-T/12<br />

u (M3K)<br />

u L1N u L2N u L3N<br />

t<br />

T<br />

T<br />

u L1N u L2N u L3N<br />

u (M3A)<br />

t<br />

u L2N u L3N u L1N u L2N u L3N u L1N u L2N<br />

u (B6)<br />

u (B6) = u (M3K) - u (M3A)<br />

u L1N - u L2N<br />

u L1N - u L3N<br />

u L2N - u L3N<br />

u L2N - u L1N<br />

u L3N - u L1N<br />

u L3N - u L2N<br />

t<br />

Gleichspannungsbildung bei der B6-Schaltung<br />

Da je Kommutierungsgruppe drei Kommutierungszweige (q = 3) vorhanden sind, reduzieren sich<br />

der Mittelwert der Ventilströme I FAV und der Effektivwert der Ventilströme I FRMS bei vollkommen<br />

glatten Gleichstrom auf:<br />

1<br />

1<br />

IFAV<br />

= ⋅ Id<br />

IFRMS<br />

= ⋅ Id<br />

(<strong>4.</strong>28)<br />

3<br />

3<br />

Für den Wechselstrom I der Sekundärwicklung gilt:<br />

2<br />

I = ⋅ I d<br />

(<strong>4.</strong>29)<br />

3<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 42


i L1<br />

T<br />

I d<br />

t<br />

-I d<br />

Außenleiterstrom I bei der B6-Schaltung<br />

Für die Scheinleistungen der B6-Schaltung gilt:<br />

S = S = S = 3 ⋅ U ⋅ I = 3 ⋅ 0,74 U ⋅ 0,816 I = 1,05 P<br />

(<strong>4.</strong>30)<br />

Netz<br />

T<br />

d<br />

Vollgesteuerte Zweipuls-Brückenschaltung (B2-Schaltung)<br />

Bei vollgesteuerten <strong>Stromrichter</strong>n sind alle Ventile steuerbar. Es tritt eine Gleichspannung auf, die<br />

von der Netzspannung, der Lastart und vom Steuerwinkel α abhängig ist.<br />

I d<br />

d<br />

d<br />

I Netz<br />

1 : 1<br />

I<br />

V1<br />

V3<br />

Vollgesteuerte B2-Schaltung<br />

U Netz<br />

U U d R Last<br />

V4<br />

V2<br />

U dα<br />

U d0<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-1,0<br />

0 30 60 90 120 150 180<br />

α / °<br />

Lastabhängige Steuerkennlinien<br />

der vollgesteuerten<br />

B2-Schaltung<br />

Mit Gl. (<strong>4.</strong>12) wird die Gleichspannung U dα für ohmsche Last in Abhängigkeit vom Steuerwinkel<br />

α berechnet.<br />

1<br />

2<br />

Ud α = ⋅ Ud0<br />

⋅ ( 1+<br />

cosα) = ⋅ U ⋅ ( 1+<br />

cosα)<br />

(<strong>4.</strong>30)<br />

2<br />

π<br />

Für induktive Lasten gilt:<br />

8<br />

d α = Ud<br />

⋅ cosα<br />

= ⋅ U ⋅ cosα<br />

(<strong>4.</strong>31)<br />

π<br />

U 0<br />

Induktive Last<br />

Aktive Last<br />

Widerstandslast<br />

Induktive Last<br />

Wechselrichterbetrieb<br />

Gleichrichterbetrieb<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 43


Für α > 90° muss die Last aktiven Charakter haben, wenn durch den vorliegenden Wechselrichterbetrieb<br />

Energie ins Netz gespeist werden soll.<br />

û<br />

û<br />

u<br />

u<br />

ωt<br />

ωt<br />

-û<br />

-û<br />

i G<br />

V1,V2<br />

ωt<br />

i G<br />

V1,V2<br />

ωt<br />

i G<br />

V3,V4<br />

û<br />

ωt<br />

i G<br />

V3,V4<br />

û<br />

ωt<br />

u d<br />

u d<br />

α<br />

α<br />

α<br />

α<br />

ωt<br />

ωt<br />

i d<br />

u AK<br />

û<br />

û<br />

2<br />

ωt<br />

i d<br />

u AK<br />

û<br />

I d<br />

ωt<br />

u AK(V1)<br />

ωt<br />

u AK(V1)<br />

ωt<br />

-û<br />

-û<br />

π<br />

π<br />

3π<br />

2π<br />

π<br />

π<br />

3π<br />

2π<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

ohmsche Last<br />

ohmsch-induktive Last (L →∞)<br />

Zeitlicher Verlauf der Eingangswechselspannung u, der Gateströme i G ,<br />

der Ausgangsgleichspannung u dα , des Laststromes i d und der Ventilspannung u AK(V1)<br />

bei der B2-Schaltung mit dem Steuerwinkel α = 90°<br />

Vollgesteuerte Dreipuls-Mittelpunktschaltung (M3-Schaltung)<br />

Ein Steuersatz zur Zündung der Thyristoren einer M3-Schaltung muss so ausgeführt sein, dass er<br />

drei zeitlich um 120°el versetzte Impulse je Periode abgeben kann.<br />

I Netz 1 : 1 I<br />

L1<br />

L1<br />

V1<br />

U<br />

L2<br />

L3<br />

U Netz<br />

L2<br />

L3<br />

U Strang<br />

I T<br />

I d<br />

R Last<br />

U dα<br />

L Last<br />

V2<br />

V3<br />

Vollgesteuerte M3-Schaltung<br />

mit SR-Transformator<br />

N<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 44


Aufgrund der Kommutierungszeit und der Freiwerdezeit der Ventile wird der max. theoretische<br />

Steuerwinkel bei aktiven Lasten auf etwa 150° beschränkt.<br />

u<br />

û Strang<br />

u L1N<br />

u L2N u L3N<br />

210°<br />

30°<br />

ωt<br />

-û Strang<br />

α = 0° α = 180°<br />

theoretischer<br />

Steuerbereich<br />

α = 0° α = 150°<br />

praktischer<br />

Steuerbereich<br />

Steuerbereich der M3-Schaltung<br />

Mit Gl. (<strong>4.</strong>19) wird die Gleichspannung U dα für den nicht lückenden Betrieb in Abhängigkeit vom<br />

Steuerwinkel α berechnet.<br />

3<br />

Ud α = Ud0<br />

⋅ cosα<br />

= ⋅ U ⋅ cosα<br />

(<strong>4.</strong>32)<br />

2 ⋅ π<br />

Bei Widerstandslast liegt bei α ≥ 30° bereits Lückbetrieb vor. Die Berechnung erfolgt dann nach<br />

Gl. (<strong>4.</strong>33).<br />

1<br />

Ud α = ⋅ Ud0<br />

⋅[ 1+<br />

cos( α + 30°<br />

)]<br />

(<strong>4.</strong>33)<br />

3<br />

U dα<br />

U d0<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

Induktive Last<br />

Aktive Last<br />

Widerstandslast<br />

Induktive Last<br />

Wechselrichterbetrieb<br />

Gleichrichterbetrieb<br />

natürlicher Kommutierungswinkelpunkt<br />

Lastabhängige<br />

Steuerkennlinien der<br />

M3-Schaltung<br />

-1,0<br />

0 30 60 90 120 150 180<br />

α / °<br />

Wird die Spannungswinkelfläche im Bereich negativer Spannung größer als im Bereich positiver<br />

Spannung, dann ist U dα negativ und es kommt zum Wechselrichterbetrieb. Wechselrichterbetrieb<br />

ist nur möglich, wenn die Last Energie abgeben kann (│U Last │ > │U dα │).<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 45


û Strang<br />

û Strang<br />

u L1N u L1N<br />

u<br />

u<br />

ωt<br />

ωt<br />

-û Strang<br />

-û<br />

120°<br />

120°<br />

Strang<br />

u dα u dα<br />

ωt<br />

ωt<br />

α = 0° α = 90° 60°<br />

α = 0° α = 90°<br />

i d V3 V1 V2<br />

i d V3 V1 V2<br />

ωt<br />

ωt<br />

u L1L2 u L2L3 u L3L1 u L1L2 u L2L3 u L3L1<br />

û<br />

û<br />

u AK u AK<br />

-û<br />

u L2L1<br />

u L2N u L3N<br />

u L3L2<br />

u L1L3<br />

ωt<br />

-û<br />

u L2L1<br />

u L2N u L3N<br />

u L3L2<br />

u L1L3<br />

ohmsche Last<br />

induktive Last<br />

Zeitlicher Verlauf der Eingangswechselspannung u, der Ausgangsgleichspannung u dα ,<br />

des Laststromes i d und der Ventilspannung u AK(V1)<br />

bei der M3-Schaltung mit dem Steuerwinkel α = 90°<br />

Vollgesteuerte Drehstrombrückenschaltung (B6-Schaltung)<br />

Die Kennwerte der vollgesteuerten B6-Schaltung sind sehr günstig; sie wird darum häufig<br />

eingesetzt.<br />

I d<br />

ωt<br />

L1<br />

L2<br />

U Netz<br />

I Netz<br />

1 : 1<br />

I<br />

L1<br />

U<br />

L2<br />

V1 V3 V5<br />

I T<br />

U dα<br />

R Last<br />

Vollgesteuerte<br />

B6-Schaltung mit<br />

SR-Transformator<br />

L3<br />

L3<br />

V4 V6 V2<br />

N<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 46


Für die Ausgangsgleichspannung findet alle 60° eine Kommutierung statt und der natürliche<br />

Kommutierungswinkel liegt bei 60° bezogen auf den positiven Nulldurchgang der verketteten<br />

Spannung.<br />

Bis zum Zündwinkel α = 60° tritt auch bei Widerstandslast kein Lückbetrieb auf. Für 0° ≤ α ≤ 60°<br />

gilt allgemein:<br />

3⋅<br />

2<br />

Ud α = Ud0<br />

⋅ cosα<br />

= ⋅ U ⋅ cosα<br />

(<strong>4.</strong>34)<br />

π<br />

Bei induktiver Last gilt Gl. (<strong>4.</strong>34) für 0° ≤ α ≤ 90° und bei aktiver Last theoretisch sogar für<br />

0° ≤ α ≤ 180°. Bei Widerstandslast liegt bei 60° ≤ α ≤ 120° Lückbetrieb vor. Die Berechnung<br />

erfolgt dann nach Gl. (<strong>4.</strong>35).<br />

1 ⎡ 2<br />

⎤<br />

Ud α = ⋅ Ud0<br />

⋅ ⎢1<br />

+ ⋅ cos( α + 30°<br />

) ⎥⎦ (<strong>4.</strong>35)<br />

2 ⎣ 3<br />

Für 120° ≤ α ≤ 180° ist bei Widerstandslast die Ausgangsspannung U dα = 0 V.<br />

U dα<br />

U d0<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Induktive Last Widerstandslast<br />

0,0<br />

Induktive Last<br />

-0,2<br />

Aktive Last<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-1,0<br />

0 30 60 90 120 150 180<br />

α / °<br />

u Strang<br />

û<br />

u dα<br />

-û<br />

u L1N<br />

Wechselrichterbetrieb<br />

Gleichrichterbetrieb<br />

Lastabhängige<br />

Steuerkennlinie des<br />

vollgesteuerten B6-<br />

<strong>Stromrichter</strong>s<br />

Die B6-Schaltung erfordert alle 60°<br />

einen Zündimpuls als Langzeitimpuls<br />

t i > T/6. Vorzugsweise werden<br />

jedoch Ansteuerverfahren mit kurzen<br />

Doppelimpulsen je Thyristor,<br />

die aus dem Hauptimpuls und 60°<br />

später dem Folgeimpuls bestehen.<br />

Der Folgeimpuls wird zum Anfahren<br />

und bei Lückbetrieb zwingend<br />

notwendig.<br />

Verlauf der Strangspannungen<br />

und der Ausgangsgleichspannung<br />

U dα<br />

bei Widerstandslast für<br />

α = 0° und α = 75°<br />

u L3L2 u L1L3<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 47<br />

u L2L1<br />

u L2N u L3N<br />

ωt<br />

u L1L2 u L2L3 u L3L1<br />

α = 0°<br />

α = 75°<br />

ωt


Stromleitfähigkeit bei α = 0°<br />

V5 V1 V3 V5 V1<br />

V6 V2 V4 V6<br />

i G<br />

H1 F1 H3 F3 H5 F5 H1<br />

i G<br />

F6 H2 F2 H4 F4 H6 F6<br />

H1 - H6 = Hauptimpuls<br />

F1 - F6 = Folgeimpuls<br />

ωt<br />

ωt<br />

ωt<br />

α = 0°<br />

Stromleitfähigkeit bei α = 75°<br />

H1 - H6 = Hauptimpuls<br />

F1 - F6 = Folgeimpuls<br />

V5<br />

V4<br />

V5<br />

V6<br />

V1<br />

V6<br />

V1<br />

V2<br />

V3<br />

V2<br />

V3<br />

V4<br />

V5<br />

V4<br />

V5<br />

V6<br />

F5 H1 F1 H3 F3 H5 F5<br />

i G<br />

H6 F6 H2 F2 H4 F4 H6<br />

i G<br />

α = 75°<br />

ωt<br />

ωt<br />

ωt<br />

Stromflusswinkel und Zündimpulse<br />

des B6-<strong>Stromrichter</strong>s mit<br />

Widerstandslast bei α = 0°<br />

Stromflusswinkel und Zündimpulse<br />

des B6-<strong>Stromrichter</strong>s mit<br />

Widerstandslast bei α = 75°<br />

Zweipulsige, halbgesteuerte Brückenschaltung (B2H-Schaltung)<br />

Entsprechend der Steuerkennlinie (Gl. <strong>4.</strong>36) können mit den halbgesteuerten Schaltungen nur<br />

positive Ausgangsgleichspannungen erreicht werden.<br />

1<br />

Ud α = ⋅ Ud0<br />

⋅[ 1+<br />

cosα]<br />

(<strong>4.</strong>36)<br />

2<br />

Vorteilhaft sind gegenüber vollgesteuerten Schaltungen eine einfachere Ansteuerschaltung und<br />

der geringere Blindleistungsbedarf.<br />

I d<br />

L1<br />

I<br />

L K<br />

V1 V2<br />

U U dα<br />

L d<br />

N<br />

I T2<br />

V10 V20<br />

M<br />

LFeld<br />

Symmetrische halbgesteuerte<br />

Zweipulsbrücke mit kathodenseitiger<br />

Zusammenfassung der steuerbaren<br />

Ventile (B2HK-Schaltung)<br />

I d<br />

I F10<br />

Unsymmetrische halbgesteuerte<br />

Zweipulsbrücke<br />

(Zweigpaargesteuerte Brücke)<br />

(B2HZ-Schaltung)<br />

L1<br />

I<br />

V10 V1<br />

U U dα<br />

L d<br />

N<br />

L K<br />

I T1<br />

V20 V2<br />

M<br />

LFeld<br />

I F20<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 48


Sechspulsige, halbgesteuerte Brückenschaltung (B6H-Schaltung)<br />

Die halbgesteuerte Drehstrombrückenschaltung wird im allgemeinen aus einer M3-Kathodenschaltung<br />

als gesteuerter und einer M3-Anodenschaltung als ungesteuerter Teil-<strong>Stromrichter</strong><br />

gebildet. Sie kann nur positive Ausgangsgleichspannungen entsprechend der Steuerkennlinie<br />

erreichen.<br />

1<br />

3<br />

Ud α = ⋅ Ud0<br />

⋅[ 1+<br />

cosα] = ⋅ U ⋅[ 1+<br />

cosα]<br />

(<strong>4.</strong>37)<br />

2<br />

2 ⋅ π<br />

I d<br />

L1<br />

U<br />

L2<br />

L3<br />

I<br />

L K1<br />

L K2<br />

L K3<br />

V1 V3 V5<br />

I T3<br />

I F60<br />

V70<br />

U dα<br />

R Last<br />

L Last<br />

Halbgesteuerter<br />

B6-<strong>Stromrichter</strong><br />

mit Freilaufdiode<br />

V40 V60 V20<br />

Bei dieser Schaltung liegt ein sechspulsiges Verhalten nur für Steuerwinkel α < 60° vor,<br />

ansonsten liegt eine Dreipulsigkeit der Gleichspannung vor.<br />

Das "Kippen" in der Nähe von α = 180° verhindert die zusätzliche Freilaufdiode. Prinzipiell bildet<br />

bei der B6H-Schaltung jedes Zweigpaar (z.B. V3, V60) einen Freilaufkreis, der bei α > 60° in<br />

Funktion tritt.<br />

α = 0° 30° 60° 90° 120° 150°<br />

u dα<br />

M3K<br />

û Strang<br />

t<br />

Spannungsverlauf<br />

des vollgesteuerten<br />

M3K-<strong>Stromrichter</strong>s<br />

u L1N<br />

u L2N<br />

u L3N<br />

-û Strang<br />

u d<br />

M3A<br />

û<br />

u dα<br />

B6H<br />

û Strang<br />

-û Strang<br />

u L1N u L2N u L3N<br />

p = 6 p = 3<br />

t<br />

Schaltverhalten des B6H-<strong>Stromrichter</strong>s<br />

t<br />

Spannungsverlauf<br />

des ungesteuerten<br />

M3A-<strong>Stromrichter</strong>s<br />

Ausgangsgleichspannung<br />

des<br />

B6H-<strong>Stromrichter</strong>s<br />

(u dαM3K - u dαM3A )<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 49


Belastungskennlinien von netzgeführten <strong>Stromrichter</strong>n<br />

Bisher wurden die <strong>Stromrichter</strong> als ideale Spannungsquellen angesehen, bei denen die<br />

Ausgangsgleichspannung belastungsunabhängig ist. Entgegen der bisherigen Bezeichnungsweise<br />

ist der ideale (mathematische) Spannungswert mit U diα und der reale mit U dα gekennzeichnet. Es<br />

gilt:<br />

Udα = Udiα<br />

- UT<br />

- Dx<br />

- Dr<br />

(<strong>4.</strong>38)<br />

Dabei sind U T die wirksame Ventilspannung - bei Brückenschaltungen sind zwei Ventile in Reihe<br />

geschaltet -, D x die induktive Gleichspannungsänderung und D r die ohmsche Gleichspannungsänderung.<br />

U di0<br />

U T<br />

D r<br />

U<br />

D x<br />

dα<br />

U d0<br />

α = 0°<br />

U di60<br />

U d60<br />

∆U dα<br />

R i = ∆ U dα<br />

∆I d<br />

∆I d<br />

α = 60°<br />

0<br />

I d<br />

U d90<br />

α = 90°<br />

U di120<br />

U d120<br />

Belastungskennlinien eines <strong>Stromrichter</strong>s<br />

α = 120°<br />

An den ohmschen Widerständen im Kommutierungskreis tritt die ohmsche Gleichspannungsänderung<br />

D r auf, die gegenüber der induktiven Gleichspannungsänderung D x , die an den<br />

Induktivitäten L k im Kommutierungskreis auftritt, oft vernachlässigbar ist. D r und D x sind linear<br />

vom Strom abhängig.<br />

An den Kommutierungsinduktivitäten geht die schraffierte Spannungszeitfläche verloren.<br />

1<br />

⋅ uk<br />

⋅ dt = Lk<br />

⋅ Id<br />

2<br />

∫ (<strong>4.</strong>39)<br />

t<br />

u<br />

Mit der Netzfrequenz f, der Anzahl der in Reihe geschalteten Kommutierungsgruppen s, der<br />

Kommutierungszahl einer Kommutierungsgruppe q und der Überlappung u gilt für D x :<br />

cosα<br />

- cos( α + u)<br />

Dx<br />

= f ⋅s<br />

⋅ q ⋅ Lk<br />

⋅ Id<br />

= Udi<br />

⋅<br />

(<strong>4.</strong>40)<br />

2<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 50


u k<br />

u L3N<br />

0<br />

i<br />

i T1<br />

u 0<br />

u d<br />

u L1N u L2N<br />

I d<br />

u L1N + u L2N<br />

2<br />

i T2<br />

i T3<br />

ωt<br />

Einfluss des realen<br />

Kommutierungsvorganges auf<br />

die Gleichspannungsbildung<br />

(M3-Schaltung) bei glattem<br />

Gleichstrom I d<br />

Die Überlappung u hängt ab vom Strom I d , von den Kommutierungsinduktivitäten L k und von<br />

dem Steuerwinkel α. Für den dargestellten Steuerwinkel α = 0° wird die Überlappung (zwei<br />

Ventile führen gemeinsam den Gleichstrom I d ) als Anfangsüberlappung u 0 bezeichnet.<br />

u dα<br />

û Strang<br />

u L1N<br />

-û Strang<br />

u L2N u L3N<br />

ω<br />

α = 120° α = 120° α = 135° α = 150° α = 165°<br />

Ausgangsgleichspannung einer M3-Schaltung im Wechselrichterbetrieb<br />

mit Kippvorgang bei α = 165°<br />

Allgemeine Berechnungen für netzgeführte <strong>Stromrichter</strong><br />

Berechnung der ideellen Leerlaufgleichspannung U di für den ungesteuerten Gleichrichterbetrieb:<br />

q<br />

π<br />

U di = s ⋅ ⋅ 2 ⋅ U ⋅sin<br />

(<strong>4.</strong>41)<br />

π<br />

q<br />

Die ideelle Leerlaufspannung U diα beim Steuerwinkel α ergibt sich bei vollgesteuerten<br />

Schaltungen zu:<br />

q<br />

π<br />

U di α = s ⋅ ⋅ 2 ⋅ U ⋅sin<br />

⋅ cosα<br />

(<strong>4.</strong>42)<br />

π<br />

q<br />

Der Mittelwert der Gleichspannung netzgeführter <strong>Stromrichter</strong> ändert sich bei induktiver Last<br />

nach der cos-Funktion des Steuerwinkels α.<br />

Udi α = Udi<br />

⋅ cosα<br />

(<strong>4.</strong>43)<br />

t<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 51


<strong>4.</strong>2 Netzrückwirkungen<br />

Unter Netzrückwirkungen von <strong>Stromrichter</strong>n versteht man den Einfluss ihrer Blindleistung und<br />

ihrer Stromoberschwingungen auf das elektrische Netz. Hierdurch wird die Spannung gesenkt<br />

bzw. verzerrt.<br />

Induktive Blindleistung entsteht, wenn infolge der Phasenanschnittsteuerung des <strong>Stromrichter</strong>s<br />

die erste Harmonische des Netzstromes gegenüber der zugeordneten Strangspannung nacheilt. Im<br />

ungesteuerten Bereich (α = 0) entsteht induktive Blindleistung beim Kommutierungsvorgang<br />

durch den verzögerten Stromübergang von einem Ventil auf das andere. Im gesteuerten Betrieb<br />

(α > 0) wird die Phasenverschiebung um den Steuerwinkel α vergrößert und damit die vom<br />

<strong>Stromrichter</strong> aufgenommene Blindleistung erhöht.<br />

Nach ihrer Entstehung bezeichnet man diese Grundschwingungsblindleistung Q 1 als Kommutierungs-<br />

bzw. Steuerblindleistung. Wird der geringe Magnetisierungsstrom des <strong>Stromrichter</strong>transformators<br />

vernachlässigt, so gilt für vollgesteuerte Schaltungen ohne Freilaufdiode (M3, B2,<br />

B6):<br />

Q1<br />

2u + sin2α<br />

- sin[ 2 ⋅ ( α + u)<br />

]<br />

= sinϕ1<br />

=<br />

(<strong>4.</strong>44)<br />

S1<br />

4 ⋅[ cosα<br />

- cos( α + u)<br />

]<br />

Für den ungesteuerten Betrieb mit dem Steuerwinkel α = 0 und dem Überlappungswinkel u = u 0<br />

gilt:<br />

⎛ Q1<br />

⎞ 2u0<br />

- sin2u0<br />

⎜<br />

S<br />

⎟ =<br />

(<strong>4.</strong>45)<br />

⎝ 1 ⎠ 4 ⋅ ( 1- cosu )<br />

α = 0<br />

0<br />

S 1 = Scheinleistung des <strong>Stromrichter</strong>s für die Grundschwingung<br />

Häufig beträgt der Überlappungswinkel u 0 nur wenige Grad, so dass die Kommutierungsblindleistung<br />

vernachlässigt werden kann (u = 0). Aus Gl. (<strong>4.</strong>44) erhält man:<br />

⎛ Q ⎞<br />

⎜<br />

1 ⎟ = sinα<br />

(<strong>4.</strong>46)<br />

⎝ S1<br />

⎠u<br />

= 0<br />

Für den Grundschwingungsverschiebungsfaktor cosφ 1 gilt:<br />

( α + u)<br />

P Q cos cos<br />

cos<br />

1-<br />

1 α +<br />

ϕ 1 = = ≈<br />

(<strong>4.</strong>47)<br />

S<br />

2<br />

S<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

Unter Berücksichtigung der Gln. (<strong>4.</strong>46 und <strong>4.</strong>47) ergibt sich die Ortskurve der bezogenen Blindleistung.<br />

Diese Ortskurve stellt näherungsweise einen Halbkreis dar.<br />

( ) 2<br />

Q1<br />

Q1<br />

⎛ cosα + cos α + u ⎞<br />

≈ = 1- ⎜<br />

⎟<br />

(<strong>4.</strong>48)<br />

S1<br />

Udi<br />

⋅ Id<br />

⎝ 2 ⎠<br />

Die erreichbaren Anfangswerte im Gleich- und Wechselrichterbetrieb sind von der Anfangsüberlappung<br />

u 0 abhängig.<br />

Grundschwingungsblindleistung<br />

in Abhängigkeit von der<br />

Gleichspannung für vollgesteuerte<br />

Schaltungen (M3, B6)<br />

40°<br />

20° 30°<br />

10°<br />

0°<br />

-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 52<br />

γ<br />

Q 1<br />

0,8<br />

U di· I d 0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

Anfangsüberlappung u 0 = 0°; 10°; 20°; 30°; 40°<br />

U dα<br />

U di<br />

40°<br />

30°<br />

20°<br />

10°<br />


Eine weitere Blindleistungskomponente ist die Verzerrungsblindleistung D. Wird sinusförmige<br />

Netzspannung und nichtsinusförmiger Strom vorausgesetzt, dann gilt:<br />

2<br />

I<br />

2<br />

I<br />

2<br />

k<br />

1<br />

i =<br />

ν∑ ∞ ν<br />

=<br />

gi<br />

= = 1- ki<br />

(<strong>4.</strong>49)<br />

I<br />

I<br />

k i = Oberschwingungsgehalt (Klirrfaktor) des Stromes I<br />

g i = Grundschwingungsgehalt des Stromes I<br />

S1 = S⋅<br />

gi<br />

P = S⋅<br />

gi<br />

⋅ cosϕ1<br />

= S⋅<br />

λ D = S⋅<br />

ki<br />

Q1<br />

= S⋅<br />

gi<br />

⋅ sinϕ1<br />

(<strong>4.</strong>50)<br />

Bei <strong>Stromrichter</strong>n entstehen sowohl auf der Gleichstrom- als auch auf der Wechselstromseite<br />

Oberschwingungen, die miteinander in Wechselwirkung stehen.<br />

Unter Annahme völliger Glättung des Gleichstromes und Vollaussteuerung entstehen auf der<br />

Gleichstromseite Spannungsoberschwingungen U νi .<br />

2<br />

Uν i = ⋅ Udi<br />

mit νu<br />

= k ⋅ p und k = 1, 2, 3...<br />

(<strong>4.</strong>51)<br />

2<br />

νu<br />

-1<br />

Auf der Netzseite enthält der Netzstrom I neben der Grundschwingung I 1 Oberschwingungen I ν .<br />

I<br />

I<br />

1<br />

ν =<br />

mit νi<br />

= k ⋅ p ± 1<br />

(<strong>4.</strong>52)<br />

νi<br />

ν = Ordnungszahl der Oberschwingung p = Pulszahl<br />

Maßnahmen zur Verminderung der Netzrückwirkungen<br />

Aus energietechnischen Gründen ist es wichtig, die auftretende Blindleistung und die<br />

Oberschwingungen möglichst weitgehend zu kompensieren. Das kann durch eine ventil- und<br />

netzseitige Kompensation bzw. Verringerung der Blindleistung geschehen.<br />

Vollgesteuerte Brücken- und Mittelpunktschaltungen benötigen abhängig von der Aussteuerung<br />

eine sehr hohe Blindleistung. Der maximale Wert tritt bei der Gleichspannung U dα = 0 auf.<br />

0,8<br />

Q 1<br />

U di·I d<br />

40°<br />

0°<br />

0,2<br />

γ<br />

γ<br />

-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

Anfangsüberlappung u 0 = 0° bzw. 40°<br />

U dα<br />

U di<br />

Verminderung der Netzblindleistung<br />

bei Folgesteuerung<br />

Mit der Folgesteuerung von zwei Teilstromrichtern kann der Blindleistungsbedarf reduziert<br />

werden. Meistens wird die Folgesteuerung durch Reihenschaltung eines ungesteuerten<br />

<strong>Stromrichter</strong>s (Gleichrichter) mit einem steuerbaren <strong>Stromrichter</strong> gebildet; hier kann die Steuerblindleistung<br />

weitgehend vermieden werden. Ein ähnliches Verhalten bezüglich des Blindleistungsbedarfs<br />

zeigen halbgesteuerte Brückenschaltungen (B6H) mit und ohne Freilaufdiode.<br />

Netzseitig kann die Grundschwingungsblindleistung Q 1 mit Kompensationseinrichtungen<br />

erfolgen, die häufig aus regelbaren Kondensatoranlagen bestehen. Bei der Auslegung dieser<br />

Anlagen ist auf Resonanzerscheinungen zu achten, um eine Überlastung der Kondensatoren und<br />

unzulässige Verzerrungen der Netzspannung zu vermeiden. Zu Leistungskondensatoren werden<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 53


häufig Drosselspulen in Reihe geschaltet, um so die Resonanzlage der Anlage zu verstimmen. In<br />

der Praxis haben sich Resonanzfrequenzen unterhalb der 5. Oberschwingung bewährt.<br />

QC = P ⋅ ( tanϕ<br />

- tanϕC<br />

)<br />

(<strong>4.</strong>53)<br />

Die Verzerrungsleistung D kann durch Gruppenschaltungen oder durch netzseitige Saugkreise<br />

verringert werden. Saugkreise reduzieren die Stromoberschwingungen im Netz, da diese<br />

Resonanzkreise (Saugkreise) für die ausgewählten Oberschwingungen einen Kurzschluss<br />

darstellen.<br />

Mit zunehmender Pulszahl p des <strong>Stromrichter</strong>s verringert sich der Oberschwingungsgehalt des<br />

Stromes. Die Amplitude der einzelnen Stromoberschwingung ist von der Belastung und der Ordnungszahl<br />

abhängig. Bei <strong>Stromrichter</strong>leistungen oberhalb von 300 kVA finden deshalb vorwiegend<br />

12pulsige Schaltungen Anwendung.<br />

L1 L2 L3<br />

U L1N<br />

2 3<br />

U S1 2 3 1 2 U Str3<br />

I dI<br />

U dI<br />

U dII<br />

L S<br />

I dII<br />

I d<br />

U d<br />

L d<br />

M<br />

12pulsige Schaltung aus zwei parallel geschalteten Drehstrombrücken (B6.2/15-Schaltung)<br />

Q<br />

U n<br />

I Q<br />

M<br />

I ν<br />

I d<br />

I C5 I C7 I C11 I C13<br />

250 Hz<br />

ν = 5<br />

350 Hz<br />

ν = 7<br />

550 Hz<br />

ν = 11<br />

650 Hz<br />

ν = 13<br />

<strong>Stromrichter</strong> mit abgestimmten<br />

Saugkreisen<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 54


<strong>4.</strong>3 Netzgeführte Umrichter<br />

Die im Kap. <strong>4.</strong>1 behandelten netzgeführten <strong>Stromrichter</strong> ermöglichen zwar einen Energiefluss in<br />

beiden Richtungen durch Umkehr der Polarität der Gleichspannung, dabei bleibt jedoch die<br />

Stromrichtung auf der Gleichstromseite die gleiche.<br />

Soll unabhängig von der Polarität der Gleichspannung die Stromrichtung umkehrbar sein, so liegt<br />

ein Doppel-<strong>Stromrichter</strong> für Vierquadrantenbetrieb vor.<br />

Umkehrstromrichter<br />

Soll für einen Stellantrieb neben der Drehrichtung auch das Drehmoment seine Richtung<br />

umkehren, so wird zu einem <strong>Stromrichter</strong> ein zweiter gegenparallel geschaltet. Die hierfür<br />

verwendeten Umrichter nennt man Doppel-<strong>Stromrichter</strong> oder Umkehrstromrichter.<br />

Grundsätzlich muss unterschieden werden, ob beide <strong>Stromrichter</strong> aus einer dreiphasigen<br />

Spannungsquelle (Gegenparallel-Schaltung) oder über einen Transformator mit getrennten<br />

Sekundärwicklungen (Kreuzschaltung) gespeist werden.<br />

Es wird zwischen zwei Steuerverfahren unterschieden:<br />

‣ Es ist jeweils nur einer der beiden <strong>Stromrichter</strong> angesteuert; der andere sperrt:<br />

Kreisstromfreie Steuerung.<br />

‣ Es werden beide <strong>Stromrichter</strong> angesteuert; der eine im Gleichrichter-, der andere im<br />

Wechselrichterbetrieb: Steuerung mit Kreisstrom.<br />

I<br />

L Kr<br />

L Kr<br />

II<br />

L1 I<br />

V1<br />

V3 V5 V1 V3 V5<br />

L d<br />

L1 II<br />

L2 I<br />

L2 II<br />

L3 I<br />

L Kr L Kr<br />

M<br />

L3 II<br />

Umkehrstromrichter (zwei B6-Schaltungen) mit Kreisstromdrosseln<br />

Bei der Steuerung mit Kreisstrom müssen die Beträge der arithmetischen Mittelwerte der<br />

Gleichspannungen des Gleichrichters und des Wechselrichters gleich sein. Für die Steuerwinkel α<br />

gilt:<br />

αI + αII<br />

= 180°<br />

(<strong>4.</strong>54)<br />

Obwohl die arithmetischen Mittelwerte gleich sind, bestehen Unterschiede in den Augenblickswerten<br />

der Gleichspannungen. Sie führen zu Strömen, die nur über die Ventile nicht aber über die<br />

Last fließen. Solche Ströme werden Kreisströme genannt. Zu ihrer Begrenzung müssen<br />

Kreisstromdrosseln L kr zwischen beide <strong>Stromrichter</strong> geschaltet werden.<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

V1 II V1 I V3 II V3 I V5 II V5 I L d<br />

M<br />

Zwei gegenparallel geschaltete<br />

B6-Schaltungen ohne<br />

Kreisstromdrosseln<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 55


Bei der Steuerung mit Kreisstrom ist der technische Aufwand bedingt durch das aufwendige<br />

Steuerverfahren, die zusätzlichen Kreisstromdrosseln, die höheren Ventil- und Netzbelastungen<br />

größer. Diese Schaltung kommt darum nur selten zur Anwendung.<br />

Beim kreisstromfreien Steuerverfahren muss gewährleistet sein, dass der zweite <strong>Stromrichter</strong> erst<br />

angesteuert wird, wenn der Strom des ersten Null geworden ist. Es ergibt sich beim Umsteuern<br />

des Stromes eine mehr oder weniger große stromlose Pause (5...10 ms).<br />

Das Steuerverfahren mit Kreisstrom hat den Vorteil, dass der Gleichstrom, da im unteren<br />

Strombereich immer beide <strong>Stromrichter</strong> angesteuert sind, ohne stromlose Pause von einer<br />

Richtung in die andere überführt werden kann. Der Betrag des Kreisstromes wird dabei meist so<br />

eingestellt, dass der Gleichstrom im Motorkreis bei der vorhanden Glättungsinduktivität L d nicht<br />

lückt.<br />

Bei verbesserten Steuerverfahren (kreisstromarme Steuerung) fließt nur bei kleinen Gleichströmen<br />

ein Kreisstrom. Bei größeren Gleichströmen wird nur ein <strong>Stromrichter</strong> angesteuert.<br />

II<br />

3~<br />

I<br />

3~<br />

WR-<br />

Betrieb<br />

GR-<br />

Betrieb<br />

I d<br />

U dα<br />

U 0 > U dα<br />

Energie<br />

I E n<br />

U 0 M<br />

U dα<br />

I d<br />

Energie<br />

I E n<br />

U 0 M<br />

U dα > U 0<br />

III<br />

3~<br />

IV<br />

3~<br />

GR-<br />

Betrieb<br />

WR-<br />

Betrieb<br />

I d<br />

U dα<br />

Energie<br />

I E n<br />

U 0 M<br />

U dα > U 0<br />

U dα<br />

I d<br />

Energie<br />

I E n<br />

U 0<br />

M<br />

U 0 > U dα<br />

Vierquadrantenbetrieb mit kreisstromfreiem Umkehrstromrichter<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 56


Direktumrichter<br />

Umkehrstromrichter können zur Umformung von Wechsel- bzw. Drehstrom einer Frequenz f 1 in<br />

eine andere Frequenz f 2 verwendet werden. Dazu muss man ihre Ausgangsspannung periodisch<br />

umsteuern, und zwar im Takt der gewünschten Ausgangsfrequenz f 2 . Die Frequenzumformung<br />

erfolgt durch direktes Umschalten der Phasenspannungen des Primärnetzes ohne Benutzung eines<br />

Gleichstromzwischenkreises, daher spricht man von Direktumrichtern. Die Ausgangsfrequenz f 2<br />

darf max. 40% der Netzfrequenz f 1 erreichen.<br />

Beim sogenannten Trapezumrichter, einem Hüllkurvenumrichter, verläuft die Spannung einer<br />

Ausgangsphase auf den Kuppen der Phasenspannungen des speisenden Drehstromnetzes.<br />

u<br />

u L1N u L2N u L3N<br />

0<br />

t<br />

T 1<br />

p 1<br />

T 1<br />

T 2<br />

n Kuppen je T 2 / 2<br />

Spannungsverlauf beim Trapezumrichter<br />

Zur Bildung der Ausgangsspannung einer Phase des Trapezumrichters ist ein Umkehrstromrichter,<br />

bestehend aus zwei antiparallelen M3-Schaltungen, erforderlich (insgesamt 18<br />

Thyristoren, p 1 = 3). Mit diesem Direktumrichter können nur diskrete, nach Gl.(<strong>4.</strong>55) berechnete<br />

Ausgangsfrequenzen f 2 erreicht werden.<br />

f p<br />

f<br />

1 ⋅ 1<br />

2 = n = 1, 2, 3,...<br />

(<strong>4.</strong>55)<br />

p + 2 ⋅ n -1<br />

1<br />

( )<br />

Beim Steuerumrichter wird die Ausgangsspannung der beiden gegenparallel arbeitenden Teilstromrichter<br />

sinusförmig ausgesteuert.<br />

Die Steuerwinkel α I und<br />

α II müssen während jeder Halbschwingung<br />

der Ausgangs-<br />

f 1<br />

spannung stetig verändert werden.<br />

Jede Ausgangsphase wird<br />

von der Gegenparallelschaltung<br />

sechspulsiger Teilstromrichter<br />

gebildet (je Phase zwei antiparallele<br />

B6-Schaltungen). Insgesamt<br />

sind also mindestens 36<br />

<strong>Stromrichter</strong>ventile erforderlich.<br />

I II I II I II<br />

f 2<br />

St<br />

U 2<br />

Schaltung des<br />

Steuerumrichters<br />

f 2<br />

M<br />

3 ~<br />

u 2<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 57


Die abgegebene Ausgangsspannung wird einem vorgegebenen sinusförmigen Sollwert möglichst<br />

gut angenähert. Beide Teilstromrichter arbeiten abwechselnd im Gleich- bzw. Wechselrichterbetrieb.<br />

Der Verschiebungsfaktor der Lastseite bestimmt dabei die jeweilige Stromrichtung.<br />

Die Differenzen in den Ausgangsspannungen der beiden Teilstromrichter einer Ausgangsphase<br />

haben Kreisströme wie beim Umkehrstromrichter zur Folge. Zur Vermeidung des Kreisstromes<br />

können auch beim Steuerumrichter kreisstromfreie Schaltungen verwendet werden. Bei<br />

Stromrichtungsumkehr tritt dann eine Totzeit auf.<br />

Wegen überwiegender Phasenanschnittsteuerung ist der Blindleistungsbedarf aus dem speisenden<br />

Drehstromnetz beim Steuerumrichter hoch.<br />

α<br />

Gleichrichterbetrieb<br />

u I<br />

0<br />

t<br />

α<br />

Wechselrichterbetrieb<br />

Spannungsverlauf in einer Phase beim Steuerumrichter<br />

<strong>4.</strong>4 Lastgeführte Wechselrichter<br />

Beim lastgeführten Wechselrichter stellt die Last die Kommutierungsspannung während der<br />

Kommutierung zur Verfügung.<br />

Da ein <strong>Stromrichter</strong> für die natürliche Kommutierung stets induktive Blindleistung braucht, ist<br />

Voraussetzung für den Betrieb lastgeführter <strong>Stromrichter</strong>, dass die Last diese zur Verfügung<br />

stellen kann. Der Laststrom muss aus diesem Grund eine kapazitive Komponente aufweisen.<br />

Diese Bedingung erfüllen Parallel- und Reihenschwingkreise oder übererregte Synchronmaschinen.<br />

Schwingkreiswechselrichter<br />

Eine ohmsch-induktive Last kann durch einen Kondensator zu einem Parallel- oder<br />

Reihenschwingkreis ergänzt werden. Die Eigenfrequenz f 0 des verlustlosen Lastkreises ist:<br />

1<br />

f 0 = (<strong>4.</strong>56)<br />

2π ⋅ L ⋅ C<br />

Die Eigenfrequenz f R des freischwingenden verlustbehafteten Lastkreises mit der Dämpfung δ<br />

heißt Kennfrequenz und berechnet sich zu:<br />

f<br />

R<br />

2<br />

R R C<br />

= f0<br />

⋅ 1- δ mit δ = = ⋅<br />

(<strong>4.</strong>57)<br />

2 ⋅ ω ⋅ L 2 L<br />

0<br />

Die Gln. (<strong>4.</strong>56 u. <strong>4.</strong>57) gelten sowohl für einen Parallel- als auch für einen Reihenschwingkreis.<br />

Die Betriebsfrequenz, mit der ein Schwingkreiswechselrichter betrieben wird, wird von der<br />

Steuerung vorgegeben. Damit der Schwingkreis eine kapazitive Stromkomponente hat, muss die<br />

Betriebsfrequenz beim Parallelschwingkreis oberhalb und beim Reihenschwingkreis unterhalb der<br />

Eigenfrequenz liegen.<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 58


Der Parallelschwingkreis-Wechselrichter hat einen rechteckförmigen Stromverlauf i 2 , der der<br />

sinusförmigen Spannung u 2 auf der Lastseite um den Löschwinkel γ voreilt.<br />

U d<br />

i d<br />

L d<br />

i A1<br />

i 2<br />

V1<br />

u C<br />

C<br />

u A1<br />

u 2<br />

V3<br />

V4<br />

L<br />

R<br />

V2<br />

ϕ<br />

i 2<br />

u 2<br />

u 2<br />

i 2<br />

U d<br />

0<br />

t ω<br />

u A1<br />

u A1<br />

i A1<br />

i A1<br />

0<br />

t ω<br />

γ<br />

Parallelschwingkreis-Wechselrichter in einphasiger Brückenschaltung<br />

mit Spannungs- und Stromverlauf (idealisiert)<br />

Der Reihenschwingkreis-Wechselrichter erzwingt einen angenähert sinusförmigen Laststrom i 2 ,<br />

welcher abwechselnd von den Thyristoren und den gegensinnig parallelen Dioden geführt wird.<br />

Die Lastspannung u 2 und damit die Ventilspannung u A haben angenähert rechteckförmigen<br />

Verlauf. Der Strom i 2 kommutiert vom nicht steuerbaren auf das jeweilige steuerbare gegensinnig<br />

parallelgeschaltete Ventil. Er eilt der Lastspannung um den Löschwinkel γ vor.<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 59


U d<br />

i d<br />

L σ<br />

i A1<br />

i 2<br />

C p<br />

D1<br />

T1<br />

u A1<br />

L R<br />

C<br />

u 2<br />

D3<br />

T3<br />

D4<br />

T4<br />

D2<br />

T2<br />

ϕ<br />

i 2 u 2<br />

u 2<br />

i 2<br />

U d<br />

0<br />

i T<br />

i D<br />

t ω<br />

u A1<br />

i A1<br />

u A1<br />

i A1<br />

0<br />

γ<br />

t ω<br />

Reihenschwingkreis-Wechselrichter in einphasiger<br />

Brückenschaltung mit Spannungs- und Stromverlauf<br />

Die erreichbare obere Frequenzgrenze von Schwingkreiswechselrichtern wird im Wesentlichen<br />

durch die Freiwerdezeiten der Thyristoren bestimmt. Man erreicht Betriebsfrequenzen von über<br />

10 kHz.<br />

Für das Anschwingen der Last ist besonders bei Parallelschwingkreis-Wechselrichtern eine<br />

Starteinrichtung erforderlich. Dazu werden kapazitive Energiespeicher auf der Last- oder auf der<br />

Gleichstromseite vorgeladen.<br />

Für die Grundschwingung der Wechselspannung U 1 und die Grundschwingung des<br />

Wechselstromes I 1 gilt für den einphasigen Parallelschwingkreis:<br />

π<br />

8<br />

U1 = ⋅ Ud<br />

I1<br />

= ⋅ Id<br />

(<strong>4.</strong>58)<br />

8 ⋅ cosγ<br />

π<br />

Für den einphasigen Reihenschwingkreis gilt:<br />

8<br />

π<br />

U1 = ⋅ Ud<br />

I1<br />

= ⋅ Id<br />

(<strong>4.</strong>59)<br />

π<br />

8 ⋅ cosγ<br />

Schwingkreiswechselrichter mit vorgeschaltetem Gleichrichter werden Schwingkreisumrichter<br />

genannt.<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 60


Maschinengeführter Wechselrichter<br />

Der lastgeführte Wechselrichter bezieht von einer übererregten Synchronmaschine seine Kommutierungsblindleistung.<br />

Die Schaltung ermöglicht im Allgemeinen auch eine Umkehr des<br />

Energieflusses.<br />

Die Schaltung „Maschinengeführter Wechselrichter“, die aus der Hintereinanderschaltung eines<br />

netzgeführten Gleichrichters und eines lastgeführten Wechselrichters mit Synchronmaschine als<br />

Last besteht, wird auch <strong>Stromrichter</strong>motor genannt.<br />

Im Allgemeinen wird im Gleichstromzwischenkreis eine Glättungsinduktivität L d vorgesehen, die<br />

den netzseitigen <strong>Stromrichter</strong> I vom lastseitigen II energetisch entkoppelt.<br />

I<br />

L d<br />

I d<br />

II<br />

L1<br />

L2<br />

U dI<br />

U dII<br />

L3<br />

I E<br />

Maschinengeführter Wechselrichter (<strong>Stromrichter</strong>motor)<br />

Der netzseitige <strong>Stromrichter</strong> I arbeitet im Motorbetrieb der angeschlossenen Synchronmaschine<br />

als netzgeführter Gleichrichter. Er erzeugt die durch Anschnittsteuerung über den Steuerwinkel α<br />

einstellbare Gleichspannung U dI . Der Strom im Gleichstromzwischenkreis I d wird durch die<br />

Induktivität L d geglättet.<br />

Der lastseitige <strong>Stromrichter</strong> arbeitet als lastgeführter Wechselrichter. Er erzeugt die Gleichspannung<br />

U dII . Da Wechselrichterbetrieb vorliegt, ist der Mittelwert dieser Gleichspannung negativ.<br />

Im stationären Betrieb ist, wie beim Umkehrstromrichter mit Kreisstrom, U dII = -U dI .<br />

Arbeitet die Synchronmaschine als Generator, so muss der <strong>Stromrichter</strong> II in den Gleichrichterbetrieb<br />

und der <strong>Stromrichter</strong> I in den Wechselrichterbetrieb umgesteuert werden.<br />

Im Stillstand kann die Synchronmaschine kein führendes Netz auf der Sekundärseite erzeugen, so<br />

dass das Anfahren z.B. durch Auf- und Zusteuern des eingangsseitigen <strong>Stromrichter</strong>s im Takt der<br />

niedrigen Anfahrfrequenz erfolgen kann.<br />

Der lastgeführte <strong>Stromrichter</strong> II wird hinsichtlich der Zündbefehle an seine Thyristoren von der<br />

Maschinenwelle aus gesteuert. Ein Geber, z.B. mit Hallsonden, erfasst laufend die Polradstellung<br />

und legt danach die Zuschaltung des Ständerstromes I d auf die Wicklungsstränge fest.<br />

Für mittlere bis große Leistungen (300 kW - 3 MW) hat sich die Technik des <strong>Stromrichter</strong>motors<br />

- meistens mit bürstenloser Erregung - durchgesetzt.<br />

G. Schenke, 12.2006 Leistungselektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 61

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