Amplitudengang - FB E+I: Home
Amplitudengang - FB E+I: Home
Amplitudengang - FB E+I: Home
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. Aktive Filter<br />
5.1 Theoretische Grundlagen von Tiefpassfiltern<br />
Im Grundstudium haben wir einfache Hoch- und Tiefpässe kennen gelernt. Die Schaltung des<br />
einfachsten Tiefpasses ist hier noch einmal dargestellt. Für sinusförmige Eingangssignale<br />
R<br />
kann das Verhältnis der komplexen Ausgangsspannung Ua zur<br />
komplexen Eingangsspannung Ue als der Frequenzgang F(jω) bzw.<br />
A(jω) angegeben werden.<br />
Ue C Ua Einfachster passiver Tiefpass<br />
F(j<br />
U<br />
a<br />
jϕ(<br />
ω)<br />
ω ) = A(jω)<br />
= = = = A( ω)<br />
⋅ e<br />
(5.1)<br />
U e 1+<br />
jωRC<br />
1+<br />
jωτ<br />
Der Betrag des Frequenzganges ist der <strong>Amplitudengang</strong> A(ω) und die Phase des Frequenzganges<br />
der Phasengang φ(ω). Für den einfachsten Tiefpass nach Gl. 5.1 gilt:<br />
1<br />
1<br />
A(<br />
ω ) =<br />
=<br />
ϕ(<br />
ω)<br />
= - arctan( ωRC)<br />
= - arctan( ωτ)<br />
(5.2)<br />
2<br />
2<br />
1+<br />
( ωRC)<br />
1+<br />
( ωτ)<br />
Für Frequenzen, die deutlich über der Grenzfrequenz liegen (f >> fg), d.h. ωτ >> 1, wird der<br />
<strong>Amplitudengang</strong> A(ω) = 1/(ωτ); das entspricht einer Verstärkungsabnahme von 20 dB je<br />
Frequenzdekade.<br />
Benötigt man einen steileren Verstärkungsabfall, kann man n Tiefpässe in Reihe schalten. Für<br />
die Reihenschaltung entkoppelter Tiefpässe erhält man den Frequenzgang:<br />
1<br />
A n (jω<br />
) =<br />
(5.3)<br />
(1+<br />
jωτ<br />
) ⋅ (1+<br />
jωτ<br />
) ⋅.<br />
. . ⋅ (1+<br />
jωτ<br />
)<br />
Für Frequenzen, die deutlich über der höchsten Grenzfrequenz liegen, d.h. ωτn >> 1, wird der<br />
<strong>Amplitudengang</strong> A(ω) ~ 1/(ωτn) n , die Verstärkung nimmt also um n · 20 dB je Dekade ab.<br />
Haben alle entkoppelten Tiefpässe die gleiche Grenzfrequenz (τ1 = τ2 = ..... = τn), dann gilt bei<br />
Grenzfrequenz der Reihenschaltung aller Filter:<br />
A<br />
n<br />
Bei der Grenzfrequenz fgn der einzelnen Filter ist ωgn · τn = 1. Die einzelnen Tiefpässe besitzen<br />
dann eine um den Faktor 1/(ωg · τn) nach Gl. 5.4 höhere Grenzfrequenz als das ganze Filter.<br />
Filter höherer Ordnung, die so realisiert werden, sind kritisch gedämpft. Die Sprungantwort<br />
hat einen aperiodischen Verlauf.<br />
Mit dem LRC-Tiefpass 2. Ordnung kann man einen steileren Verstärkungsabfall erreichen als mit<br />
dem einfachsten Tiefpassfilter. Hier wollen wir die Betrachtungen für beliebige Zeitverläufe<br />
R<br />
L<br />
durchführen. Es kann die DGL für die zeitabhängigen<br />
Spannungen aufgestellt werden.<br />
ue(t) C ua(t) u e (t) = u a ( t)<br />
+ R ⋅ C ⋅ u&<br />
a ( t)<br />
+ L ⋅ C ⋅ &u<br />
&a<br />
( t)<br />
(5.5)<br />
LRC-Tiefpass 2. Ordnung<br />
1<br />
1<br />
n<br />
2<br />
1<br />
n<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎜ 1 ⎟ 1<br />
n<br />
( ω g ) = ⎜<br />
⎟ = ⇒ ωg<br />
⋅ τn<br />
= 2 -1<br />
(5.4)<br />
⎜<br />
2<br />
1+<br />
( ω ) ⎟ 2<br />
⎝ g ⋅ τn<br />
⎠<br />
Mit R · C = τC und L/R = τL gilt:<br />
(t) = u ( t)<br />
+ τ ⋅ u&<br />
( t)<br />
+ τ ⋅ τ ⋅ &u<br />
& ( t)<br />
(5.6)<br />
u e<br />
a C a L C a<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 46
Wenn die Anfangsbedingungen gleich Null gesetzt werden, kann die Transformation in den<br />
Bildbereich erfolgen. Die Übertragungsfunktion A(s) gibt das Verhältnis der Laplacetransformierten<br />
von Ausgangs- und Eingangsspannung für beliebig von der Zeit abhängige Signale an.<br />
Für den LRC-Tiefpass 2. Ordnung gilt:<br />
A( s)<br />
=<br />
L<br />
L<br />
{ u a ( t)<br />
}<br />
{ u ( t)<br />
}<br />
e<br />
1<br />
= (5.7)<br />
2<br />
1+<br />
s ⋅ τ + s ⋅ τ ⋅ τ<br />
C<br />
C<br />
L<br />
Der Frequenzgang F(jω) bzw. A(jω) des LRC-Tiefpasses 2. Ordnung lautet:<br />
1<br />
F(<br />
jω<br />
) = A(jω)<br />
=<br />
2<br />
1+<br />
jωRC<br />
- ω LC<br />
=<br />
1+<br />
jω⋅<br />
τ<br />
1<br />
2<br />
- ω ⋅ τ ⋅ τ<br />
jϕ(<br />
ω)<br />
= A( ω)<br />
⋅ e<br />
(5.8)<br />
Die Übertragungsfunktion eines Tiefpasses n-ter Ordnung hat allgemein die Form:<br />
A( s)<br />
=<br />
A0<br />
(5.9)<br />
1+<br />
s ⋅ τ<br />
1<br />
+ s<br />
2<br />
⋅ τ<br />
1<br />
⋅ τ<br />
2<br />
n<br />
+ . . . + s<br />
⋅<br />
n<br />
∏<br />
i = 1<br />
τ<br />
i<br />
Die Ordnung des Filters ist gleich der höchsten Potenz von s. Für die Realisierung der Filter ist es<br />
günstig, wenn man das Nennerpolynom in Faktoren zerlegt ist. Wenn man neben den reellen<br />
negativen Polen auch komplexe Pole zulässt, ist eine Zerlegung in Linearfaktoren entsprechend<br />
Gl. 5.3 nicht mehr möglich. Man erhält im Nenner Produkte aus quadratischen Ausdrücken. Wir<br />
wollen hier die Bezeichnungen vom LRC-Tiefpass 2. Ordnung auf Filter höherer Ordnung<br />
anwenden.<br />
A( s)<br />
=<br />
(1+<br />
s ⋅ τ<br />
C1<br />
+ s<br />
2<br />
⋅ τ<br />
C1<br />
⋅ τ<br />
L1<br />
A<br />
0<br />
) ⋅ (1+<br />
s ⋅ τ<br />
C2<br />
+ s<br />
Für theoretische Betrachtungen wird s = sn · ωg, ai = τCi · ωg und bi = (τCi · ωg) · (τLi · ωg) normiert.<br />
A( sn<br />
) =<br />
(1+<br />
a ⋅ s + b<br />
A0<br />
2<br />
⋅ s ) ⋅ (1+<br />
a ⋅ s + b<br />
2<br />
⋅ s ) ⋅.<br />
. .<br />
(5.11)<br />
1<br />
n<br />
1<br />
n<br />
2<br />
n<br />
2<br />
In Gleichung 5.11 sind ai und bi positive reelle Koeffizienten. Bei ungerader Ordnung ist der<br />
Koeffizient b1 = 0.<br />
Der Frequenzgang lässt sich nach verschiedenen theoretischen Gesichtspunkten optimieren. Aus<br />
solchen Optimierungsüberlegungen folgen ganz bestimmte Werte für die Koeffizienten ai und bi.<br />
Hierbei entstehen konjugiert komplexe Pole, die man mit LRC-Tiefpässen realisieren kann.<br />
Günstiger ist die Realisierung mit aktiven Filtern bestehend aus Widerständen, Kondensatoren<br />
und Operationsverstärkern.<br />
Neben den Filtern mit kritischer Dämpfung, bei denen die Sprungantwort aperiodisch erfolgt,<br />
werden Bessel-Tiefpassfilter, Butterworth-Tiefpassfilter und Tschebyscheff-Tiefpassfilter in der<br />
Praxis angewendet.<br />
Bessel-Tiefpassfilter besitzen ein optimales Rechteckübertragungsverhalten. Die Voraussetzung<br />
hierfür ist, dass die Gruppenlaufzeit über einen möglichst großen Frequenzbereich konstant ist,<br />
d.h. dass die Phasenverschiebung in diesem Frequenzbereich proportional zur Frequenz ist. Beim<br />
Bessel-Tiefpass knickt der <strong>Amplitudengang</strong> stärker als beim Filter mit kritischer Dämpfung<br />
jedoch nicht so scharf wie beim Butterworth-Tiefpassfilter und beim Tschebyscheff-Tiefpassfilter.<br />
Nach Gl. 5.8 ergibt sich die Phasenverschiebung eines Tiefpasses 2. Ordnung zu:<br />
ωRC<br />
ω⋅<br />
τC<br />
ϕ ( ω)<br />
= - arctan = - arctan<br />
(5.12)<br />
2<br />
2<br />
1 - ω LC 1-<br />
ω ⋅ τ ⋅ τ<br />
C<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 47<br />
C<br />
2<br />
n<br />
⋅ τ<br />
L<br />
C2<br />
⋅ τ<br />
C<br />
L2<br />
L<br />
) ⋅.<br />
. .<br />
(5.10)
Die Gruppenlaufzeit tgr ist definiert als:<br />
t<br />
Für ω 2 · τC · τL
A / A0 in dB<br />
ϕ / °<br />
Tgr<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
-90<br />
-180<br />
-270<br />
-360<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,0<br />
0<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
ω n<br />
<strong>Amplitudengang</strong> von Bessel-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
ω n<br />
Phasengang von Bessel-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
ω n<br />
Normierte Gruppenlaufzeit von Bessel-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 49
Die Sprungantwort ua(t)/ue zeigt das geringe Überschwingen bei Bessel-Tiefpassfiltern. Beim<br />
Tiefpass 4. Ordnung beträgt das Überschwingen nur 0,43%. Beim Tiefpass 4. Ordnung wird<br />
der Endwert nach t = 2,8 · Tg mit einer Toleranz von ±0,5% bereits erreicht. Beim Tiefpass 4.<br />
Ordnung mit kritischer Dämpfung, bei dem kein Überschwingen auftritt, wird dieser Wert erst<br />
nach t = 3,6 · Tg erreicht.<br />
ua(t) / ue<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
t / Tg Sprungantwort von Bessel-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
Butterworth-Tiefpassfilter besitzen im Gebiet ωn < 1 einen nahezu horizontalen Verlauf der<br />
Verstärkung A. Aus Gl. 5.9 ergibt sich für den Betrag der Verstärkung eines Tiefpasses n-ter<br />
Ordnung die allgemeine Form in Abhängigkeit der normierten Kreisfrequenz:<br />
Ungerade Potenzen von ωn treten nicht auf, da das Betragsquadrat eine gerade Funktion ist.<br />
Um einen möglichst horizontalen Verlauf der Verstärkung unterhalb der Grenzfrequenz zu<br />
erhalten, sollte A 2 2<br />
2 2<br />
A0<br />
A = A =<br />
(5.19)<br />
2 4<br />
2n<br />
1+<br />
k 2 ⋅ ωn<br />
+ k 4 ⋅ ωn<br />
+ ... + k 2n ⋅ ωn<br />
nur von der höchsten Potenz von ωn abhängen. Für Butterworth-<br />
Tiefpassfilter gilt die Forderung:<br />
2<br />
A<br />
2<br />
= A<br />
2<br />
A0<br />
=<br />
2n<br />
1+<br />
k 2n ⋅ ωn<br />
(5.20)<br />
Der Koeffizient k2n ergibt sich aus der Normierungsbedingung, wenn die Verstärkung A für<br />
ωn = 1 um 3 dB abnehmen soll. Daraus folgt:<br />
2<br />
A =<br />
2<br />
A0<br />
2<br />
2<br />
A0<br />
=<br />
1+<br />
k 2n<br />
⇒ k 2n = 1<br />
(5.21)<br />
Für das Betragsquadrat der Verstärkung von Butterworth-Tiefpassfiltern n-ter Ordnung ergibt<br />
sich somit:<br />
A<br />
2<br />
2<br />
0<br />
2n<br />
n<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
2 A<br />
= A =<br />
(5.22)<br />
1+<br />
ω<br />
Für ein Butterworth-Tiefpassfilter 2. Ordnung kann entsprechend Gl. 5.8 das Verhältnis der<br />
Zeitkonstanten zu τC = 2 · τL bestimmt werden. Die Werte der Zeitkonstanten sind τC = 1,4142/ωg<br />
und τL = 0,7071/ωg. Da bei Butterworth-Tiefpassfiltern mit gerader Ordnung der Koeffizient bi<br />
immer 1 ist, gelten für b1 = 1 und für a1 = 1,4142. Beim Tiefpassfilter 1. Ordnung und bei dem 1.<br />
Teilfilter von Filtern mit ungerader Ordnung sind die Koeffizienten a1 = 1 und b1 = 0.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 50
Da in Gl. 5.22 nur die höchste Potenz von ωn auftritt, werden Butterworth-Tiefpassfilter auch als<br />
Potenz-Tiefpassfilter bezeichnet.<br />
Die Butterworth-Polynome bis zur 4. Ordnung lauten:<br />
n = 1<br />
n<br />
n<br />
=<br />
=<br />
2<br />
3<br />
1+<br />
s<br />
1+<br />
n<br />
2 ⋅s<br />
1+<br />
2 ⋅s<br />
n<br />
n<br />
+ s<br />
2<br />
n<br />
2<br />
n<br />
+ 2 ⋅s<br />
+ s<br />
3 n<br />
=<br />
2<br />
( 1+<br />
sn<br />
) ⋅ ( 1+<br />
sn<br />
+ sn<br />
)<br />
2<br />
4<br />
2<br />
2<br />
+ 2,613⋅<br />
s + s = ( 1+<br />
1,848 ⋅s<br />
+ s ) ⋅ ( 1+<br />
0,765 ⋅s<br />
+ s )<br />
n = 4 1+<br />
2,613⋅<br />
sn<br />
+ 3,414 ⋅s<br />
n<br />
n<br />
n n<br />
n n<br />
Butterworth-Tiefpassfilter höherer Ordnung werden wie Bessel-Tiefpassfilter realisiert.<br />
Zum Vergleich sind der <strong>Amplitudengang</strong> |A|/A0, der Phasengang φ und die normierte<br />
Gruppenlaufzeit Tgr für Butterworth-Tiefpassfilter 1. – 4. Ordnung bezogen auf die normierte<br />
Kreisfrequenz ωn in den folgenden Diagrammen dargestellt.<br />
10<br />
A / A0 in dB<br />
ϕ / °<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
0<br />
-90<br />
-180<br />
-270<br />
-360<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
<strong>Amplitudengang</strong> von Butterworth-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
Phasengang von Butterworth-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 51<br />
3 n<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
ω n<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
ω n
Tgr<br />
Normierte Gruppenlaufzeit von Butterworth-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
Die Sprungantwort ua(t)/ue zeigt das Überschwingen bei Butterworth-Tiefpassfiltern. Beim<br />
Tiefpass 4. Ordnung beträgt das Überschwingen bereits 10,84%. Beim Tiefpass 4. Ordnung<br />
wird der Endwert nach t = 2,12 · Tg mit einer Toleranz von ±0,5% bereits erreicht.<br />
ua(t) / ue<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
ω n<br />
Sprungantwort von Butterworth-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
Tschebyscheff-Tiefpassfilter besitzen im Gebiet ωn < 1 die Verstärkung A0, die jedoch noch<br />
unterhalb der Grenzfrequenz mit einer gewissen, vorgegebenen Welligkeit schwankt.<br />
Polynome, die in einem gewissen Bereich eine konstante Welligkeit besitzen, sind die<br />
Tschebyscheff-Polynome.<br />
⎧ cos(<br />
n ⋅ arccos x)<br />
für 0 ≤ x ≤1<br />
Tn (x) = ⎨<br />
(5.23)<br />
⎩cosh(<br />
n ⋅ Arcosh x)<br />
für x > 1,<br />
Für ganzzahlige n gilt:<br />
n<br />
n<br />
2<br />
2<br />
Tn (x) 1 ⋅ x x -1<br />
x - x -1<br />
2<br />
⎜<br />
⎛ + ⎟<br />
⎞ ⋅ ⎜<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎞<br />
⎠<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
t / T g<br />
= (5.24)<br />
⎝ ⎠ ⎝<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 52
Im Bereich 0 ≤ x ≤1 pendelt ⎟T(x)⎢ zwischen 0 und 1; für x > 1 steigt T(x) monoton an. Um<br />
aus den Tschebyscheff-Polynomen die Gleichung eines Tiefpasses herzustellen setzt man:<br />
2<br />
2 2 k ⋅ A0<br />
A = A =<br />
(5.25)<br />
2 2<br />
1+<br />
ε ⋅ T ( x)<br />
2<br />
Die Konstante k wird so gewählt, dass für x = 0 das Verstärkungsquadrat A = A wird, d.h.<br />
0<br />
k = 1 für ungerades n und k = 1 + ε 2 für gerades n. Der Faktor ε ist ein Maß für die Welligkeit.<br />
2<br />
A<br />
A A<br />
max = A0<br />
⋅ 1+<br />
ε ⎪⎫<br />
max = 0 ⎫<br />
⎬ bei gerader Ordnung<br />
bei ungerader Ordnung<br />
2 ⎬<br />
A A<br />
Amin<br />
= A0<br />
1+<br />
ε<br />
min = 0 ⎪⎭<br />
⎭<br />
Die Berechnung der Tschebyscheff-Tiefpassfilter erfolgt in Analogie zu den Butterworth-<br />
Tiefpassfiltern. Die Normierung auf die 3-dB-Grenzfrequenz ωg wird hier jedoch nicht erfüllt,<br />
sondern auf eine Frequenz ωC, bei der die Verstärkung zum letzten Mal den Wert Amin<br />
annimmt. Mit einer bestimmten Normierungskonstanten α wird dann abschließend auf die<br />
3-dB-Grenzfrequenz ωg normiert. Die Tschebyscheff-Polynome für n = 1 – 4 lauten:<br />
n = 1<br />
n<br />
n<br />
n<br />
=<br />
=<br />
=<br />
2<br />
3<br />
4<br />
T<br />
T<br />
T<br />
T<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
( x)<br />
( x)<br />
( x)<br />
( x)<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
x<br />
2x<br />
4x<br />
8x<br />
2<br />
3<br />
4<br />
n<br />
−1<br />
− 3x<br />
- 8x<br />
2<br />
+ 1<br />
Welligkeit 0,5 dB 1,0 dB 2,0 dB 3,0 dB<br />
Amax / Amin 1,059 1,122 1,259 1,413<br />
k 1,122 1,259 1,585 1,995<br />
ε 0,349 0,509 0,765 0,998<br />
Zusammenstellung einiger Tschebyscheff-Parameter<br />
Zum Vergleich sind der <strong>Amplitudengang</strong> |A|/A0, der Phasengang φ und die normierte<br />
Gruppenlaufzeit Tgr für Tschebyscheff-Tiefpassfilter 1. – 4. Ordnung mit 3-dB-Welligkeit<br />
bezogen auf die normierte Kreisfrequenz ωn in den folgenden Diagrammen dargestellt. In<br />
einem weiteren Diagramm sind die Sprungantworten dieser Tiefpässe dargestellt.<br />
A / A0 in dB<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
<strong>Amplitudengang</strong> von Tschebyscheff-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung mit 3 dB Welligkeit<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 53<br />
ω n<br />
2
ϕ / °<br />
-180<br />
-270<br />
-360<br />
Tgr<br />
ua(t) / ue<br />
0<br />
-90<br />
2,0<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0,0<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1. Ord.<br />
2. Ord.<br />
3. Ord.<br />
4. Ord.<br />
0,01 0,1 1 10 100<br />
Phasengang von Tschebyscheff-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung mit 3 dB Welligkeit<br />
0,01 0,1 1<br />
ω<br />
10 100<br />
n<br />
Normierte Gruppenlaufzeit von Tschebyscheff-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
mit 3 dB Welligkeit<br />
Sprungantwort von Tschebyscheff-Tiefpässen 1. bis 4. Ordnung mit 3 dB Welligkeit<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 54<br />
ω n<br />
1. Ord. 2. Ord.<br />
3. Ord. 4. Ord.<br />
1. Ord. 2. Ord. 3. Ord. 4. Ord.<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
t / T g
Zusammenfassung der Theorie<br />
Die Übertragungsfunktion aller Tiefpassfilter lässt sich nach Gl. 5.26 darstellen.<br />
A0<br />
A( sn<br />
) =<br />
(5.26)<br />
2<br />
(1+<br />
a ⋅ s + b ⋅ s )<br />
∏<br />
i<br />
i<br />
n<br />
i<br />
n<br />
Die Ordnung n des Filters ist gegeben durch die höchste Potenz von sn, wenn man den Nenner<br />
von Gl. 5.26 ausmultipliziert. Die Asymptotensteigung des Frequenzganges der Verstärkung<br />
beträgt -n · 20 dB/Dekade. Der übrige Verlauf der Verstärkung wird für die jeweilige<br />
Ordnung durch den Filtertyp bestimmt. Von besonderer Bedeutung sind Butterworth-,<br />
Tschebyscheff- und Bessel-Filter, die sich durch die Koeffizienten ai und bi unterscheiden.<br />
Für die Überprüfung von aktiven Filtern ist es günstig, wenn die 3-dB-Grenzfrequenz eines<br />
jeden Teilfilters durch die Größe fgi/fg bekannt ist. Um Instabilitäten bei einzelnen Filtern<br />
abschätzen zu können, ist es vorteilhaft, wenn die Polgüte Qi der einzelnen Teilfilter bekannt<br />
ist. Sie ist in Analogie zur Güte der selektiven Filter definiert als:<br />
bi<br />
Q i =<br />
(5.27)<br />
a<br />
i<br />
Je größer die Polgüte ist, desto größer ist die Neigung des Filters zu Instabilitäten. Filter mit<br />
reellen Polen besitzen eine Polgüte Q ≤ 0,5.<br />
Mit den Koeffizienten ai und bi der faktorisierten Übertragungsfunktion lässt sich der<br />
<strong>Amplitudengang</strong>, der Phasengang und die normierte Gruppenlaufzeit berechnen:<br />
A / A0 in dB<br />
2 2<br />
A0<br />
A = A =<br />
(5.28)<br />
2<br />
2 2 4<br />
[1+<br />
( a - 2b ) ⋅ ω + b ⋅ ω ]<br />
∏<br />
i<br />
i<br />
i<br />
2<br />
n<br />
i<br />
n<br />
a i ⋅ ωn<br />
ϕ = -∑<br />
arctan<br />
(5.29)<br />
2<br />
1-<br />
b ⋅ ω<br />
i<br />
i<br />
n<br />
1 a i ⋅ (1+<br />
bi<br />
⋅ ωn<br />
)<br />
T gr = ⋅∑<br />
(5.30)<br />
2π<br />
2<br />
2 2 4<br />
1+<br />
(a - 2b ) ⋅ ω + b ⋅ ω<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
i<br />
i<br />
i<br />
n<br />
2<br />
i<br />
n<br />
-30<br />
-40<br />
kritische Dämpfung<br />
Bessel<br />
-50<br />
Butterworth<br />
-60<br />
-70<br />
Tschebyscheff 3 dB<br />
0,01 0,1 1<br />
ωn 10 100<br />
<strong>Amplitudengang</strong> von Tiefpässen 4. Ordnung<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 55
Die Koeffizienten für Filter mit kritischer Dämpfung, Bessel-, Butterworth- und<br />
Tschebyscheff-Filter mit 3 dB Welligkeit sind in der nachfolgenden Tabelle bis zur 4.<br />
Ordnung angegeben. In der Literatur [1] sind die Koeffizienten bis zur 10. Ordnung<br />
angegeben.<br />
n i ai bi fgi/fg Qi<br />
Filter mit kritischer Dämpfung<br />
1 1 1,0000 0,0000 1,000 -<br />
2 1 1,2872 0,4142 1,000 0,50<br />
3 1 0,5098 0,0000 1,961 -<br />
2 1,0197 0,2599 1,262 0,50<br />
4 1 0,8700 0,1892 1,480 0,50<br />
2 0,8700 0,1892 1,480 0,50<br />
Bessel-Filter<br />
1 1 1,0000 0,0000 1,000 -<br />
2 1 1,3617 0,6180 1,000 0,58<br />
3 1 0,7560 0,0000 1,323 -<br />
2 0,9996 0,4772 1,414 0,69<br />
4 1 1,3397 0,4889 0,978 0,52<br />
2 0,7743 0,3890 1,797 0,81<br />
Butterworth-Filter<br />
1 1 1,0000 0,0000 1,000 -<br />
2 1 1,4142 1,0000 1,000 0,71<br />
3 1 1,0000 0,0000 1,000 -<br />
2 1,0000 1,0000 1,272 1,00<br />
4 1 1,8478 1,0000 0,719 0,54<br />
2 0,7654 1,0000 1,390 1,31<br />
Tschebyscheff-Filter mit 3 dB Welligkeit<br />
1 1 1,0000 0,0000 1,000 -<br />
2 1 1,0650 1,9305 1,000 1,30<br />
3 1 3,3496 0,0000 0,299 -<br />
2 0,3559 1,1923 1,396 3,07<br />
4 1 2,1853 5,5339 0,557 1,08<br />
2 0,1964 1,2009 1,410 5,58<br />
Tiefpass-Hochpass-Transformation<br />
In der logarithmischen Darstellung kommt man vom Tiefpass zum analogen Hochpass, indem<br />
man die Frequenzgangkurve der Verstärkung an der Grenzfrequenz spiegelt, d.h. ωn durch<br />
1/ωn, bzw. sn durch 1/sn ersetzt. Die Grenzfrequenz bleibt dabei erhalten, und A0 geht in A∞<br />
über. Die Übertragungsfunktion nach Gl. 5.26 lautet dann:<br />
∏ ⎟ A( sn<br />
) =<br />
A∞<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
a i bi<br />
1+<br />
+<br />
⎜<br />
2<br />
i ⎝ sn<br />
sn<br />
⎠<br />
(5.31)<br />
Die Überlegungen über das Verhalten im Zeitbereich können allerdings nicht übernommen<br />
werden, da die Sprungantwort ein prinzipiell anderes Verhalten aufweist. Selbst bei Hochpassfiltern<br />
mit kritischer Dämpfung ergibt die Sprungantwort eine abklingende Schwingung<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 56
um den stationären Wert. Die Analogie zu den entsprechenden Tiefpassfiltern bleibt jedoch<br />
insofern erhalten, als der Einschwingvorgang um so langsamer abklingt, je größer die<br />
Polgüten Qi sind. Zum Vergleich sind die Sprungantworten von Hochpassfiltern 4. Ordnung<br />
mit kritischer Dämpfung, als Bessel-, Butterworth- und Tschebyscheff-Hochpass mit 3 dB<br />
Welligkeit dargestellt.<br />
ua(t) / ue<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
0 1 2 3<br />
t / Tg 4 5 6<br />
5.2<br />
Sprungantwort von Hochpässen 4. Ordnung<br />
Realisierung von Tief- und Hochpassfiltern<br />
Die Übertragungsfunktion eines Tiefpasses erster Ordnung kann mit einem einfachen RC-Glied<br />
realisiert werden, wenn die Gleichspannungsverstärkung A0 = 1 beträgt.<br />
A0<br />
A(<br />
sn<br />
) =<br />
1+<br />
a ⋅s<br />
1<br />
=<br />
1+<br />
s ⋅ RC<br />
=<br />
1+<br />
ω<br />
1<br />
⋅ RC ⋅s<br />
(5.32)<br />
1<br />
n<br />
g<br />
Der Parameter a1 lässt sich frei wählen. Der Koeffizientenvergleich (Gl. 5.32) liefert die<br />
Dimensionierung:<br />
a1<br />
a1<br />
RC<br />
= =<br />
(5.33)<br />
ω 2π<br />
⋅ f<br />
g<br />
g<br />
Entsprechend der Koeffiziententabelle sind in der ersten Ordnung alle Filtertypen identisch und<br />
besitzen den Koeffizienten a1 = 1. Bei der Realisierung von Filtern höherer Ordnung durch<br />
Reihenschaltung von Teilfiltern 1. und 2. Ordnung treten auch Teilfilter 1. Ordnung auf, bei<br />
denen a1 ≠ 1 ist. Die Teilfilter besitzen in der Regel eine andere Grenzfrequenz als das<br />
Gesamtfilter, nämlich fg1 = fg/a1.<br />
Dem einfachen Tiefpass muss im Allgemeinen ein Impedanzwandler nachgeschaltet werden,<br />
damit sich durch die Belastung die Eigenschaften nicht verändern.<br />
U e<br />
R 1<br />
C 1<br />
R 2<br />
R 3<br />
U a<br />
Frequenzgang des Tiefpasses 1. Ordnung mit<br />
Impedanzwandler:<br />
A(jω<br />
)<br />
1+<br />
jω⋅<br />
R<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 57<br />
n<br />
kritische Dämpfung<br />
Bessel<br />
Butterworth<br />
Tschebyscheff 3 dB<br />
=<br />
(R<br />
2<br />
+ R<br />
3<br />
)<br />
1<br />
R<br />
⋅ C<br />
Tiefpass 1. Ordnung mit Impedanzwandler<br />
Einen analogen Hochpass 1. Ordnung erhält<br />
man, wenn man R1 und C1 vertauscht.<br />
3<br />
1
In der Industrieelektronik werden Tief- und Hochpässe 1. Ordnung häufig mit Operationsverstärkern<br />
in Gegenkopplung realisiert. Zur Dimensionierung gibt man die Grenzfrequenz fg, die<br />
hier negative Gleichspannungsverstärkung A0 und die Kapazität C1 vor. Durch Koeffizientenvergleich<br />
(Gl.5.32) erhält man R2 und R1 für den Tiefpass 1. Ordnung mit Umkehrverstärker.<br />
a1<br />
R 2<br />
R 2 =<br />
und R1<br />
= -<br />
(5.34)<br />
2π<br />
⋅ f ⋅ C<br />
A<br />
Für die Dimensionierung des analogen Hochpasses gibt man die Grenzfrequenz fg, die hier<br />
negative Gleichspannungsverstärkung A∞ und die Kapazität C1 vor. Durch Koeffizientenvergleich<br />
(Gl.5.31) erhält man R2 und R1 für den Hochpass 1. Ordnung mit Umkehrverstärker.<br />
1<br />
R1 =<br />
und R 2 = - R1<br />
⋅ A∞<br />
(5.35)<br />
2π<br />
⋅ f ⋅ a ⋅ C<br />
A(jω<br />
)<br />
=<br />
g<br />
g<br />
U<br />
U<br />
a<br />
e<br />
1<br />
1<br />
1<br />
R 2 R1<br />
= -<br />
1+<br />
jω⋅<br />
R ⋅ C<br />
2<br />
1<br />
0<br />
A(jω<br />
)<br />
R 2 R1<br />
= -<br />
1<br />
1+<br />
jω⋅<br />
R ⋅ C<br />
Tiefpass 1. Ord. mit Umkehrverstärker Hochpass 1. Ord. mit Umkehrverstärker<br />
Die Übertragungsfunktionen besitzen nur in dem Frequenzbereich Gültigkeit, in dem der Betrag<br />
der Differenzverstärkung des Operationsverstärkers groß ist gegenüber dem Betrag von A.<br />
Besonders beim Hochpass ist das bei höheren Frequenzen nur schwer zu erfüllen.<br />
Die Übertragungsfunktion eines Tiefpasses 2. Ordnung lautet allgemein:<br />
A(<br />
s<br />
U e<br />
n<br />
A0<br />
) =<br />
1+<br />
a ⋅s<br />
+ b ⋅s<br />
1<br />
n<br />
1<br />
2<br />
n<br />
A0<br />
=<br />
1+<br />
s ⋅ RC + s<br />
2<br />
Zur Realisierung von Tiefpassfiltern können grundsätzlich LRC-Tiefpässe verwendet werden.<br />
Aus dem Tiefpass 1. Ordnung mit Impedanzwandler kann man durch Reihenschaltung der<br />
Induktivität L1 zum Widerstand R1 einen Tiefpass 2. Ordnung realisieren. Zur Dimensionierung<br />
gibt man C1 vor und erhält durch Koeffizientenvergleich (Gl. 5.36) die anderen Bauelemente.<br />
R 2 + R 3<br />
a1<br />
b1<br />
= A0<br />
R1<br />
=<br />
L1<br />
=<br />
(5.37)<br />
R<br />
2π<br />
⋅ f ⋅ C<br />
2 2<br />
4π<br />
⋅ f ⋅ C<br />
3<br />
R 1<br />
R 2<br />
C 1<br />
U a<br />
g<br />
1<br />
Mit einem Operationsverstärker mit Einfachmitkopplung kann die Induktivität, die bei niedrigen<br />
Frequenzen nur schlecht realisiert werden kann, durch einen Kondensator ersetzt werden [1].<br />
Besonders günstig lassen sich Tief- und Hochpassfilter 2. Ordnung mit Operationsverstärkern<br />
durch geeignete RC-Beschaltung in Mehrfachgegenkopplung realisieren.<br />
Beim aktiven Tiefpassfilter 2. Ordnung in Mehrfachgegenkopplung ist die Gleichspannungsverstärkung<br />
A0 negativ. Das Filter bewirkt bei niedrigen Frequenzen demnach eine Signalinvertierung.<br />
Die Bauelemente erhält man durch Koeffizientenvergleich mit der Übertragungsfunktion<br />
Gl. 5.26.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 58<br />
U e<br />
C 1<br />
g<br />
=<br />
U<br />
U<br />
A0<br />
=<br />
⋅ LC 1+<br />
ω ⋅ RC ⋅s<br />
+ ω ⋅ LC ⋅s<br />
g<br />
R 1<br />
a<br />
e<br />
1<br />
n<br />
2<br />
g<br />
R 2<br />
1<br />
2<br />
n<br />
1<br />
U a<br />
(5.36)
Aktives Tiefpassfilter 2. Ordnung mit<br />
Mehrfachgegenkopplung<br />
- R 2 R1<br />
A(jω<br />
) =<br />
⎛ R 2 ⋅ R 3 ⎞ 2<br />
1+<br />
jω⋅<br />
C1<br />
⋅ ⎜<br />
⎜R<br />
2 + R 3 + − ω ⋅ C1<br />
⋅ C2<br />
⋅ R 2 ⋅ R 3<br />
R ⎟<br />
⎝<br />
1 ⎠<br />
Der Koeffizientenvergleich liefert:<br />
(5.38)<br />
A = - R R<br />
a<br />
b<br />
1<br />
1<br />
0<br />
2<br />
g<br />
2<br />
⋅ C<br />
1<br />
1<br />
⎛ R 2 ⋅ R 3 ⎞<br />
= ωg<br />
⋅ C1<br />
⋅ ⎜<br />
⎜R<br />
2 + R 3 +<br />
R ⎟<br />
(5.39)<br />
⎝<br />
1 ⎠<br />
=<br />
ω<br />
⋅ C<br />
2<br />
⋅ R<br />
2<br />
⋅ R<br />
3<br />
Um die gewünschten Frequenzgänge zu erhalten, dürfen die Bauelemente keine zu großen<br />
Toleranzen aufweisen. Da Kondensatoren häufig nur in der Normreihe E6 erhältlich sind, ist es<br />
vorteilhaft, wenn bei der Dimensionierung von Filtern die Kondensatoren vorgegeben und die<br />
Widerstände berechnet werden. Widerstände mit einer Toleranz von 1% in der Normreihe E96<br />
werden üblicherweise lagermäßig geführt. Damit sich für alle Widerstände ein reeller Wert ergibt,<br />
muss folgende Bedingung erfüllt werden:<br />
4 ⋅ b1<br />
⋅ ( 1 - A0<br />
)<br />
C2 ≥ ⋅ C<br />
2 1<br />
(5.40)<br />
a1<br />
Die Dimensionierungsgleichungen (Gl. 5.39) nach den Widerständen aufgelöst ergeben:<br />
R<br />
R<br />
R<br />
U e<br />
2<br />
1<br />
3<br />
=<br />
R 1<br />
a<br />
1<br />
R 2<br />
=<br />
- A<br />
=<br />
4π<br />
0<br />
2<br />
R 2<br />
⋅ C<br />
2<br />
⋅ f<br />
-<br />
2<br />
g<br />
b<br />
a<br />
2<br />
1<br />
1<br />
⋅ C<br />
C 2<br />
1<br />
R 3<br />
⋅ C<br />
⋅ C<br />
2<br />
2<br />
4π<br />
⋅ f<br />
2<br />
- 4 ⋅ C<br />
g<br />
⋅ R<br />
⋅ C<br />
2<br />
C 1<br />
1<br />
1<br />
⋅ C<br />
⋅ C<br />
2<br />
2<br />
⋅ b<br />
1<br />
⋅ (1-<br />
A<br />
Es ist günstig, wenn man C1 vorgibt und für C2 den nächst größeren Normwert nach Gl. 5.40<br />
wählt. Die Daten des Filters sind relativ unempfindlich gegenüber Bauteiltoleranzen. Die<br />
Schaltung ist besonders geeignet zur Realisierung von Filtern mit höherer Güte.<br />
Bei Filtern 3. Ordnung ist es möglich, den ersten Operationsverstärker einzusparen. Dem aktiven<br />
Filter 2. Ordnung wird dann ein passiver Tiefpass 1. Ordnung vorgeschaltet. Durch die gegenseitige<br />
Belastung wird eine andere Dimensionierung notwendig, deren Berechnung wesentlich<br />
schwieriger ist als im entkoppelten Fall.<br />
Tiefpassfilter lassen sich in Hochpassfilter umwandeln, indem man die Widerstände mit den<br />
Kondensatoren vertauscht. Besonders einfach ist die Dimensionierung bei Hochpassfiltern mit<br />
Einfachmitkopplung [1].<br />
Beim aktiven Hochpassfilter 2. Ordnung mit Mehrfachgegenkopplung wird zunächst das<br />
Verhältnis C1/C2 vorgegeben, welches der Spannungsverstärkung -A∞ entspricht. Anschließend<br />
wird der Kondensator C3 aus der Normreihe ausgewählt. Die Berechnung der Widerstände R1 und<br />
R2 erfolgt durch Koeffizientenvergleich aus den Gleichungen 5.43.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 59<br />
U a<br />
0<br />
)<br />
(5.41)
2<br />
2<br />
Der Koeffizientenvergleich von Gl. 5.42 und Gl. 5.31 liefert:<br />
A = - C C<br />
3<br />
2<br />
3<br />
Aktives Hochpassfilter 2. Ordnung<br />
mit Mehrfachgegenkopplung<br />
- C1<br />
C2<br />
A(jω<br />
) =<br />
(5.42)<br />
C1<br />
+ C2<br />
+ C3<br />
1<br />
1+<br />
−<br />
jω⋅<br />
C ⋅ R ⋅ C 2<br />
ω ⋅ C ⋅ C ⋅ R ⋅ R<br />
a<br />
b<br />
1<br />
1<br />
∞<br />
=<br />
=<br />
ω<br />
ω<br />
C<br />
g<br />
2<br />
g<br />
1<br />
1<br />
+ C<br />
⋅ C<br />
⋅ C<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
⋅ R<br />
1<br />
⋅ C<br />
+ C<br />
2<br />
3<br />
3<br />
⋅ C<br />
⋅ R<br />
3<br />
1<br />
⋅ R<br />
2<br />
Tief- und Hochpassfilter höherer Ordnung lassen sich durch Reihenschaltung von Filtern 1. Ordnung<br />
und Filtern 2. Ordnung mit Mehrfachgegenkopplung gut realisieren. Die Spannungsverstärkung<br />
A0 bzw. A∞ der Teilfilter muss gleich sein. Bei den Filtern wird immer mit der Grenzfrequenz<br />
des resultierenden Gesamtfilters gerechnet. Nicht Grenzfrequenz der Einzelfilter!<br />
5.3 Bandpassfilter<br />
Ähnlich der Transformation der Frequenzvariablen eines gegebenen Tiefpass-Frequenzganges in<br />
den entsprechenden Hochpass-Frequenzgang, kann auch der Frequenzgang eines Bandpasses<br />
erzeugt werden. Hierzu wird in der Tiefpass-Übertragungsfunktion die Frequenzvariable sn durch<br />
folgenden Ausdruck ersetzt:<br />
1 ⎛ 1 ⎞<br />
s n ⇒ ⋅ ⎜<br />
⎜s<br />
n + ⎟<br />
(5.44)<br />
∆ωn<br />
⎝ sn<br />
⎠<br />
Durch diese Transformation wird die Amplitudenchakteristik des Tiefpasses vom Bereich<br />
0 ≤ ωn ≤ 1 in den Durchlassbereich eines Bandpasses zwischen der Mittenfrequenz ωn = 1 und der<br />
oberen Grenzfrequenz ωn,max abgebildet. Außerdem erscheint sie im logarithmischen Frequenzmaßstab<br />
an der Mittenfrequenz gespiegelt mit der unteren Grenzfrequenz ωn,min = 1/ωn,max.<br />
Die normierte Bandbreite ∆ωn ist frei wählbar. Aus der angegebenen Abbildungseigenschaft<br />
ergibt sich, dass der Bandpass bei ωn,min und ωn,max dieselbe Verstärkung wie der entsprechende<br />
Tiefpass bei ωn = 1. Es gilt:<br />
∆ ωn<br />
= ωn,<br />
max - ωn,<br />
min und ωn,<br />
max ⋅ ωn,<br />
min = 1<br />
(5.45)<br />
Für die normierten 3-dB-Grenzfrequenzen erhält man:<br />
2<br />
Den einfachsten Bandpass erhält man, wenn man die Transformation auf einen Tiefpass 1.<br />
Ordnung mit A(sn) = A0/(1 + sn) anwendet. Die Transformation nach Gl. 5.44 ergibt für den<br />
Bandpass die Übertragungsfunktion 2. Ordnung:<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 60<br />
1<br />
2<br />
(5.43)<br />
ω = 1 2 ⋅ ( ∆ω<br />
) + 4 ± 1 2∆ω<br />
(5.46)<br />
n, max/min<br />
A(<br />
s<br />
U e<br />
n<br />
C 1<br />
C 2<br />
R 1<br />
A0<br />
) =<br />
1 ⎛<br />
1+<br />
⋅ ⎜<br />
⎜s<br />
∆ωn<br />
⎝<br />
n<br />
C 3<br />
n<br />
+<br />
1<br />
s<br />
n<br />
R 2<br />
A0<br />
⋅ ∆ωn<br />
⋅s<br />
=<br />
⎞ 1+<br />
∆ωn<br />
⋅s<br />
n +<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
n<br />
2<br />
sn<br />
U a<br />
(5.47)
Bei Bandpässen interessiert man sich für die Verstärkung Ar bei der Resonanzfrequenz und die<br />
Güte Q. Aus den angegebenen Transformationseigenschaften ergibt sich unmittelbar Ar = A0.<br />
Dies kann man leicht realisieren, indem man in Gl. 5.47 ∆ωn = 1, d.h. sn = j setzt. Da sich für Ar<br />
ein reeller Wert ergibt, ist die Phasenverschiebung bei der Resonanzfrequenz gleich Null.<br />
In Analogie zum Schwingkreis definiert man die Güte als das Verhältnis Resonanzfrequenz fr zu<br />
Bandbreite B. Für die Güte Q gilt:<br />
fr<br />
f r<br />
1 1<br />
Q = =<br />
=<br />
=<br />
(5.48)<br />
B f - f ω - ω ∆ω<br />
max<br />
min<br />
n,<br />
max<br />
n, min<br />
Durch Einsetzen in Gl. 5.47 erhalten wir die Übertragungsfunktion:<br />
( Ar<br />
Q) ⋅s<br />
n<br />
A(<br />
sn<br />
) =<br />
2<br />
1+<br />
s Q + s<br />
n<br />
n<br />
Diese Gleichung ermöglicht es, direkt aus der Übertragungsfunktion eines Bandpasses 2.<br />
Ordnung alle interessierenden Größen abzulesen.<br />
Aus Gl. 5.49 erhalten wir mit sn = jωn den <strong>Amplitudengang</strong> und den Phasengang des<br />
Bandpasses 2. Ordnung.<br />
( A<br />
2<br />
r Q) ⋅ωn<br />
Q ⋅ (1-<br />
ωn<br />
)<br />
A = A =<br />
ϕ = arctan<br />
(5.50)<br />
A / Ar in dB<br />
ϕ / °<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
90<br />
60<br />
30<br />
1+<br />
ω<br />
2<br />
n<br />
⎛ 1<br />
⋅⎜<br />
⎜<br />
⎝ Q<br />
2<br />
- 2<br />
⎞<br />
⎟<br />
+ ω<br />
⎠<br />
4<br />
n<br />
0,1 1 10<br />
ω n<br />
0<br />
-30<br />
-60<br />
-90<br />
<strong>Amplitudengang</strong> für Bandpassfilter 2. Ordnung mit der Güte Q = 1 und Q = 10<br />
Q = 1 Q = 10<br />
Phasengang für Bandpassfilter 2. Ordnung mit der Güte Q = 1 und Q = 10<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 61<br />
n<br />
Q = 1 Q = 10<br />
ω<br />
n<br />
(5.49)<br />
0,1 1 10<br />
ω n
Bei Bandpassfiltern 2. Ordnung wird der <strong>Amplitudengang</strong> um so spitzer, je größer man die<br />
Güte wählt. Es gibt jedoch Anwendungsfälle, bei denen man in der Umgebung der<br />
Resonanzfrequenz einen möglichst flachen Verlauf fordert und trotzdem einen steilen<br />
Übergang in den Sperrbereich benötigt. Diese Optimierungsaufgabe lässt sich durch<br />
Bandpässe höherer Ordnung lösen. Dann hat man die Möglichkeit, außer der Bandbreite ∆ωn<br />
den geeigneten Filtertyp frei zu wählen. Von besonderer Bedeutung ist die Anwendung der<br />
Tiefpass-Bandpass-Transformation auf Tiefpässe 2. Ordnung, die zu Bandpässen 4. Ordnung<br />
führt. Durch Einsetzen der Transformationsbedingung Gl. 5.44 in die Tiefpassgleichung 2.<br />
Ordnung (Gl. 5.36) erhalten wir die Bandpass-Übertragungsfunktion 4. Ordnung:<br />
A(<br />
s<br />
n<br />
) =<br />
a1<br />
1+<br />
⋅ ∆ω<br />
b<br />
1<br />
n<br />
⋅ s<br />
n<br />
s<br />
2<br />
n<br />
⋅ A<br />
0<br />
⎡ ( ∆ω<br />
+ ⎢2<br />
+<br />
⎢⎣<br />
b<br />
⋅ ( ∆ω<br />
n<br />
1<br />
)<br />
n<br />
2<br />
)<br />
2<br />
⎤<br />
⎥ ⋅s<br />
⎥⎦<br />
/ b<br />
2<br />
n<br />
Der <strong>Amplitudengang</strong> von Bandpässen 4. Ordnung besitzt bei tiefen und hohen Frequenzen<br />
eine Asymptotensteigung von ±12 dB/Oktave. Bei der Mittenfrequenz ωn = 1 wird die<br />
Verstärkung reell und besitzt den Wert Am = A0.<br />
Wie bei den Tiefpassfiltern zerlegt man zur Vereinfachung der Realisierung den Nenner in<br />
Faktoren zweiten Grades. Aus Symmetriegründen wird folgender Ansatz gewählt:<br />
2<br />
2<br />
sn<br />
⋅ Am<br />
⋅ ( ∆ωn<br />
) / b1<br />
A ( sn<br />
) =<br />
(5.52)<br />
⎡<br />
2<br />
⎡ α ⋅s<br />
⎛ ⎞ ⎤<br />
n<br />
2 ⎤ sn<br />
sn<br />
⎢1<br />
+ + ( α ⋅s<br />
n ) ⎥ ⋅ ⎢1<br />
+ + ⎜ ⎟ ⎥<br />
⎣ Qi<br />
⎦ ⎢ α ⋅ Q<br />
⎣ i ⎝ α ⎠ ⎥⎦<br />
Durch Ausmultiplizieren und Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.51 erhält man für α die<br />
Bestimmungsgleichung:<br />
2<br />
⎡<br />
2<br />
2 α ⋅ ∆ωn<br />
⋅ a ⎤<br />
1 1 ( ∆ωn<br />
)<br />
α + ⎢<br />
- 2 - 0<br />
2 ⎥ +<br />
=<br />
(5.53)<br />
2<br />
⎢⎣<br />
b (1 )<br />
b<br />
1 ⋅ + α ⎥⎦<br />
α<br />
1<br />
Sie kann für den entsprechenden Anwendungsfall leicht numerisch (Taschenrechner, Excel)<br />
gelöst werden. Nach der Bestimmung von α erhält man die Polgüte Qi der Teilfilter.<br />
2<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 62<br />
1<br />
a<br />
+<br />
b<br />
1<br />
1<br />
⋅ ∆ω<br />
n<br />
⋅s<br />
3 n<br />
+ s<br />
4<br />
n<br />
(5.51)<br />
( 1+<br />
α ) ⋅ b1<br />
Qi<br />
= (5.54)<br />
α ⋅ ∆ωn<br />
⋅ a1<br />
Je nach Zerlegung des Zählers erhält man zwei verschiedene Realisierungsmöglichkeiten:<br />
Die Aufspaltung in einen konstanten Faktor und einen Faktor, der sn enthält, führt auf die<br />
Reihenschaltung eines Hochpasses mit einem Tiefpass. Diese Realisierung ist bei großer<br />
Bandbreite ∆ωn > 1 vorteilhaft. Zur Dimensionierung des Tiefpasses und des Hochpasses<br />
zerlegen wir Gl. 5.52 in zwei Faktoren und ersetzen ∆ωn = 1/Q gemäß Gl. 5.48.<br />
1 A<br />
⋅ m<br />
1 A<br />
⋅ m<br />
α ⋅ Q b1<br />
α ⋅ Q b1<br />
A ( sn<br />
) =<br />
⋅<br />
(5.55)<br />
⎡<br />
2⎤<br />
⎡<br />
2<br />
1 s ⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞ ⎤<br />
⎢ + ⋅ n s<br />
1 + n<br />
1 1 1<br />
⎜ ⎟ ⎥ ⎢1<br />
+ ⋅ + ⎥<br />
⎢<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎢⎣<br />
Qi<br />
α ⎝ α ⎠ ⎥⎦<br />
Q ⋅ α ⎥<br />
⎣ i sn<br />
⎝ sn<br />
⋅ α ⎠ ⎦<br />
Durch Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.52 und Gl. 5.11 bzw. Gl. 5.31 erhält man die<br />
Dimensionierung für die Teilfilter (Tiefpass 2. Ordnung und Hochpass 2. Ordnung). Für die<br />
Verstärkung der Teilfilter gilt:<br />
1 A<br />
A A<br />
m<br />
0 = ∞ = ⋅<br />
(5.56)<br />
α ⋅ Q b<br />
1
Für die Grenzfrequenz des Tiefpasses 2. Ordnung erhält man fgT1 = fm·α und für die<br />
Grenzfrequenz des Hochpasses 2. Ordnung fgH1 = fm/α. Die Koeffizienten a1 und b1 sind für<br />
beide Teilfilter identisch und es gilt aT1 = aH1 = 1/Qi und für bT1 = bH1 = 1. Sie dürfen nicht<br />
mit den Koeffizienten a1 und b1 des Bandpasses 4. Ordnung verwechselt werden, die aus den<br />
Tabellen (S. 56) für Tiefpässe 2. Ordnung gewählt werden.<br />
Bei kleiner Bandbreite ∆ωn ≤ 1 verwendet man besser die Reihenschaltung zweier Bandpässe<br />
2. Ordnung, die etwas gegeneinander verstimmt sind. Dieses Verfahren wird als „staggered<br />
tuning“ bezeichnet. Zur Dimensionierung der Bandpässe zerlegen wir den Zähler von Gl. 5.52<br />
in zwei Faktoren mit sn gemäß:<br />
( A r Qi<br />
) ⋅ ( α ⋅s<br />
n ) ( A r Qi<br />
) ⋅ ( sn<br />
α)<br />
A ( sn<br />
) =<br />
⋅<br />
(5.57)<br />
⎡ α ⋅s<br />
⎤ ⎡<br />
2<br />
n<br />
2<br />
⎛ ⎞ ⎤<br />
⎢1<br />
+ + ( α ⋅s<br />
sn<br />
sn<br />
n ) ⎥ ⎢1<br />
+ + ⎜ ⎟ ⎥<br />
⎣ Qi<br />
⎦ ⎢ α ⋅ Q<br />
⎣ i ⎝ α ⎠ ⎥⎦<br />
Durch Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.52 und Gl. 5.49 erhält man die Dimensionierung für<br />
die Teilfilter.<br />
fr Q Ar<br />
Qi ⋅ ∆ωn<br />
⋅ Am<br />
b1<br />
Teilfilter 1: fm / α Qi<br />
Teilfilter 2: fm · α Qi Qi ⋅ ∆ωn<br />
⋅ Am<br />
b1<br />
Darin ist fm die Mittenfrequenz des resultierenden Bandpassfilters und Am die Verstärkung bei<br />
der Mittenfrequenz. Die Größen α und Qi erhält man aus den Gleichungen 5.53 und 5.54.<br />
Die Bandfiltercharakteristik des Butterworth-Bandpasses 4. Ordnung mit Am = 1 und ∆ωn = 1<br />
bestehend aus zwei Teilfiltern 2. Ordnung mit der Güte Qi = 1,5102 und den Resonanzfrequenzen<br />
fr1 = 1,4426 · fm und fr2 = 0,6932 · fm zeigt der <strong>Amplitudengang</strong>.<br />
A / Am<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Teilfilter 1<br />
Teilfilter 2<br />
Butterworth<br />
0,1 1 10<br />
ω n<br />
Bandfiltercharakteristik des Butterworth-Bandpasses 4. Ordnung mit Teilfiltern<br />
Butterworth-Bandpässe 4. Ordnung haben gegenüber den Tschebyscheff-Bandpässen bei der<br />
Mittenfrequenz fm die größte Verstärkung. Außerdem ist der <strong>Amplitudengang</strong> von Butterworth-Bandpässen<br />
in der Nähe der Mittenfrequenz besonders flach. Zum Vergleich sind mit<br />
der Bandbreite ∆ωn = 1 der Butterworth-Bandpass 4. Ordnung, der Tschebyscheff-Bandpass<br />
4. Ordnung mit 3-dB-Welligkeit und die selektiven Filter 2. Ordnung mit Q = 1 und Q = 10<br />
dargestellt.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 63
A / Am in dB<br />
10<br />
<strong>Amplitudengang</strong> für Bandpassfilter 4. Ordnung mit ∆ωn = 1<br />
und selektive Filter 2. Ordnung mit der Güte Q = 1 und Q = 10<br />
Bandpassfilter 2. Ordnung können zwar grundsätzlich durch die Reihenschaltung von einem<br />
Tiefpass und einem Hochpass 1. Ordnung realisiert werden. Die größte Güte die hiermit<br />
realisiert werden kann beträgt Qmax = 0,5. Eine herkömmliche Methode, selektive Filter mit<br />
höherer Güte zu realisieren, ist die Verwendung von Schwingkreisen.<br />
u e(t)<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
C<br />
L<br />
R<br />
Q = 1 Q = 10 Butterworth Tschebyscheff 3 dB<br />
0,1 1 10<br />
ω n<br />
u a(t)<br />
LRC-Bandpassfilter 2. Ordnung<br />
Der Frequenzgang F(jω) bzw. A(jω) des LRC-Bandpasses 2. Ordnung lautet:<br />
jωRC<br />
jω⋅<br />
τC<br />
F(<br />
jω<br />
) = A(jω)<br />
=<br />
=<br />
(5.58)<br />
2<br />
2<br />
1+<br />
jωRC<br />
- ω LC 1+<br />
jω⋅<br />
τ - ω ⋅ τ ⋅ τ<br />
Mit der Resonanzfrequenz ωr = 1/ LC folgt daraus die normierte Darstellung wie sie in<br />
Gl. 5.49 angegeben ist. Der Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.49 liefert:<br />
Q<br />
1<br />
R<br />
L<br />
C<br />
und A r 1 =<br />
⋅ = (5.59)<br />
Gegenüber dem LRC-Bandpassfilter 2. Ordnung ist es schaltungstechnisch jedoch meist<br />
einfacher, die gewünschte Übertragungsfunktion (Gl. 5.49) direkt durch eine spezielle RC-<br />
Rückkopplung eines Operationsverstärkers zu erzeugen.<br />
Bandpässe können mit Operationsverstärkern mit Einfachmitkopplung realisiert werden [1].<br />
Schaltungstechnisch günstiger ist meistens der Bandpass mit Mehrfachgegenkopplung.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 64<br />
C<br />
C<br />
L
Bandpassfilter mit Mehrfachgegenkopplung<br />
R 2 ⋅ R 3<br />
− jω⋅<br />
C ⋅<br />
R1<br />
+ R 3<br />
A(jω<br />
) =<br />
(5.60)<br />
2 R1<br />
⋅ R 3 2 R1<br />
⋅ R 2 ⋅ R 3<br />
1+<br />
jω⋅<br />
C ⋅ − ( ω⋅<br />
C) ⋅<br />
R + R<br />
R + R<br />
1<br />
3<br />
1<br />
Für die Resonanzfrequenz fr wird die Verstärkung des Bandpasses reell. (Koeffizientenvergleich<br />
Gl. 5.49 und 5.60). Für die Resonanzfrequenz fr folgt:<br />
1 R1<br />
+ R 3<br />
f r = ⋅<br />
(5.61)<br />
2π<br />
⋅ C R ⋅ R ⋅ R<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Setzt man diese Beziehung in die Übertragungsfunktion ein und vergleicht die übrigen<br />
Koeffizienten mit Gl. 5.49, erhält man die weiteren Ergebnisse:<br />
R 2<br />
1 R 2 ⋅ (R1<br />
+ R 3)<br />
A r = − und Q = ⋅<br />
= π ⋅ R 2 ⋅ C ⋅ fr<br />
(5.62)<br />
2R<br />
2 R ⋅ R<br />
1<br />
1<br />
3<br />
Nach den Gleichungen 5.61 und 5.62 lassen sich die Verstärkung Ar, die Güte Q und die<br />
Resonanzfrequenz fr frei wählen. Für die Bandbreite des Filters erhält man:<br />
fr<br />
1<br />
B = =<br />
(5.63)<br />
Q π ⋅ R ⋅ C<br />
2<br />
Bei der Auswahl des Operationsverstärkers muss darauf geachtet werden, dass die<br />
Leerlaufverstärkung groß gegenüber 2Q 2 bei der Resonanzfrequenz ist.<br />
Bei der Dimensionierung des Bandpasses mit Mehrfachgegenkopplung wählt man die<br />
Kondensatoren C frei aus. Aus Gl. 5.62 erhält man für R2 und R1:<br />
Q<br />
R 2<br />
R 2 = und dann R1<br />
= −<br />
(5.64)<br />
π ⋅ C ⋅ f<br />
2A<br />
r<br />
U e<br />
R 1<br />
C<br />
R 3<br />
C<br />
r<br />
Der Widerstand R3 ergibt sich aus Gl. 5.61:<br />
− Ar<br />
⋅ R<br />
R<br />
1<br />
3 = (5.65)<br />
2<br />
2Q<br />
+ Ar<br />
Die Schaltung besitzt den Vorteil, dass sie auch bei nicht ganz exakter Dimensionierung nicht zu<br />
selbstständigen Schwingungen auf der Resonanzfrequenz neigt. Voraussetzung ist eine richtige<br />
Frequenzkorrektur des Operationsverstärkers.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 65<br />
3<br />
R 2<br />
U a
5.4 Sperrfilter<br />
Zur selektiven Unterdrückung einer bestimmten Frequenz benötigt man ein Filter, dessen<br />
Verstärkung bei der Resonanzfrequenz Null ist und bei höheren und tieferen Frequenzen auf<br />
einen konstanten Wert ansteigt. Solche Filter nennt man Sperrfilter oder Bandsperren. Zur<br />
Charakterisierung der Selektivität definiert man eine Unterdrückungsgüte Q = fr/B. Darin ist<br />
B die 3-dB-Bandbreite. Je größer die Güte des Filters ist, desto steiler fällt die Verstärkung in<br />
der Nähe der Resonanzfrequenz fr ab.<br />
Auch bei der Bandsperre kann man den Frequenzgang durch eine geeignete Frequenztransformation<br />
aus dem Frequenzgang eines Tiefpassfilters erzeugen. Dazu ersetzt man die<br />
Variable sn durch den Ausdruck:<br />
∆ωn<br />
sn<br />
⇒ (5.66)<br />
1<br />
sn<br />
+<br />
sn<br />
Darin ist ∆ωn = 1/Q wieder die normierte 3-dB-Bandbreite. Durch diese Transformation wird<br />
die Amplitudencharakteristik des Tiefpasses vom Bereich 0 ≤ ωn ≤ 1 in den Durchlassbereich<br />
der Bandsperre zwischen 0 ≤ ωn ≤ ωn,g1 abgebildet. Außerdem erscheint sie im logarithmischen<br />
Maßstab an der Resonanzfrequenz gespiegelt. Bei der Resonanzfrequenz ωn = 1<br />
besitzt die Übertragungsfunktion eine Nullstelle. Wie beim Bandpass verdoppelt sich durch<br />
die Transformation die Ordnung des Filters. Besonders interessant ist die Anwendung der<br />
Transformation auf einen Tiefpass 1. Ordnung. Sie führt auf eine Bandsperre 2. Ordnung mit<br />
der Übertragungsfunktion:<br />
A(<br />
s<br />
n<br />
n<br />
n<br />
2<br />
n<br />
A0<br />
⋅ (1+<br />
s )<br />
) =<br />
1+<br />
∆ ω ⋅s<br />
+ s<br />
2<br />
n<br />
n<br />
2<br />
n<br />
A0<br />
⋅ (1+<br />
s )<br />
=<br />
1+<br />
( 1 Q) ⋅ s + s<br />
Aus Gl. 5.67 erhalten wir mit sn = jωn den <strong>Amplitudengang</strong> und den Phasengang der<br />
Bandsperre 2. Ordnung.<br />
A<br />
=<br />
A<br />
=<br />
A<br />
1+<br />
ω<br />
2<br />
n<br />
0<br />
⋅ (1−<br />
ω<br />
⎛ 1<br />
⋅ ⎜<br />
⎝ Q<br />
2<br />
2<br />
n<br />
)<br />
⎞<br />
− 2⎟<br />
⎟<br />
+ ω<br />
⎠<br />
4<br />
n<br />
Die größte Güte, die mit passiven RC-Schaltungen realisiert werden kann, beträgt Qmax = 0,5.<br />
Eine herkömmliche Methode, selektive Sperrfilter mit höherer Güte zu realisieren, ist die<br />
Verwendung von Saugkreisen. Die Resonanzfrequenz ωr und die Unterdrückungsgüte Q<br />
dieser LRC-Sperrfilter kann durch Koeffizientenvergleich aus Gl. 5.67 bestimmt werden.<br />
LRC-Sperrfilter 2. Ordnung<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 66<br />
2<br />
n<br />
− ωn<br />
⋅ (1−<br />
ωn<br />
)<br />
ϕ = arctan<br />
2<br />
Q ⋅ (1−<br />
ω ) ⋅ (1−<br />
ω )<br />
n<br />
2<br />
2<br />
n<br />
(5.67)<br />
(5.68)<br />
1 L<br />
ω 1<br />
r =<br />
Q = ⋅<br />
(5.69)<br />
L ⋅ C<br />
R C<br />
u e(t)<br />
R<br />
C<br />
L<br />
u a(t)<br />
2<br />
1−<br />
ω LC<br />
F(<br />
jω<br />
) = A(jω)<br />
=<br />
(5.70)<br />
2<br />
1+<br />
jωRC<br />
− ω LC
Der Amplituden- und Phasengang von Sperrfiltern nach Gl. 5.68 ist für die Unterdrückungsgüten<br />
1 und 10 unten dargestellt.<br />
A / A0 in dB<br />
ϕ / °<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
0,1 1 ω 10<br />
n<br />
<strong>Amplitudengang</strong> für Bandsperren 2. Ordnung mit der Güte 1 und 10<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
-30<br />
-60<br />
-90<br />
Q = 1 Q = 10<br />
Q = 1 Q = 10<br />
0,1 1 10<br />
ω n<br />
Phasengang für Bandsperren 2. Ordnung mit der Güte 1 und 10<br />
Durch die Reihenschaltung von zwei Bandsperren 2. Ordnung gleicher Güte, die etwas<br />
gegeneinander verstimmt sind, können Bandsperren mit einer hohen endlichen Unterdrückung<br />
für eine deutlich größere Bandbreite als bei Bandsperren 2. Ordnung realisiert werden. Der<br />
Verstimmungsfaktor α wird auf Gl. 5.67 entsprechend Gl. 5.57 bei Bandpässen höherer<br />
Ordnung angewendet.<br />
Gegenüber dem LRC-Sperrfilter 2. Ordnung ist es schaltungstechnisch jedoch meist einfacher,<br />
die gewünschte Übertragungsfunktion (Gl. 5.67) direkt durch eine aktive Doppel-T-<br />
Bandsperre [1] – genauer Abgleich ist erforderlich – oder durch eine aktive Wien-Robinson-<br />
Bandsperre zu erzeugen.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 67
U e<br />
1<br />
β<br />
Die aktive Wien-Robinson- Bandsperre basiert auf der passiven Wien-Robinson-Brücke, die ein<br />
Sperrfilter mit geringer Güte ist. Durch Einbeziehen des Filters in die Rückkopplungsschleife<br />
eines Operationsverstärkers kann die Güte Q beliebig groß realisiert werden. Die Übertragungsfunktion<br />
ergibt sich aus der Beziehung für die Wien-Robinson-Brücke (Gl. 5.71).<br />
n<br />
2<br />
n<br />
1+<br />
s<br />
Ua =<br />
⋅ U<br />
1+<br />
3⋅<br />
s + s<br />
2<br />
n<br />
1<br />
(5.71)<br />
Die aktive Wien-Robinson- Bandsperre hat die Übertragungsfunktion:<br />
β<br />
2<br />
⋅ (1+<br />
s n )<br />
1+<br />
γ<br />
A(<br />
s n ) = − (5.72)<br />
3<br />
2<br />
1+<br />
⋅s<br />
n + s n<br />
1+<br />
γ<br />
Durch Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.67 erhält man die angegebenen Filterdaten. Zur<br />
Dimensionierung der Schaltung gibt man die Resonanzfrequenz fr, die Gleichspannungsverstärkung<br />
A0, die Unterdrückungsgüte Q und die Kondensatoren C vor.<br />
1<br />
R 2 =<br />
β = − 3A 0 ⋅ Q<br />
2π<br />
⋅ f ⋅ C<br />
r<br />
γ<br />
=<br />
Für die Resonanzfrequenz fr, die Gleichspannungsverstärkung A0 und die Unterdrückungsgüte<br />
Q gilt:<br />
1<br />
β<br />
1+<br />
γ<br />
f r =<br />
A 0 = − Q =<br />
(5.74)<br />
2π<br />
⋅ R ⋅ C<br />
1+<br />
γ<br />
3<br />
2<br />
R 1<br />
Aktive Wien-Robinson-<br />
Bandsperre<br />
1 γ<br />
R 1<br />
R 1<br />
U 1<br />
Zur Abstimmung der Resonanzfrequenz des Filters kann man die beiden Widerstände R2 mit<br />
einem Tandempotentiometer durchstimmen und die Kondensatoren C in Stufen umschalten.<br />
Wenn infolge mangelnder Gleichlauftoleranz die Resonanzfrequenz nicht vollständig unterdrückt<br />
wird, kann man den Feinabgleich durch geringfügige Variation des Widerstandes 2R3<br />
vornehmen.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 68<br />
3 Q<br />
C<br />
−1<br />
R 2<br />
C<br />
R 2<br />
R 3<br />
2R 3<br />
U a<br />
(5.73)
5.5 Allpässe<br />
Schaltungen, deren Verstärkung konstant ist, die aber trotzdem eine frequenzabhängige<br />
Phasenverschiebung verursachen, werden als Allpässe bezeichnet. Man verwendet sie zur<br />
Phasenentzerrung und zur Signalverzögerung.<br />
Vom Frequenzgang eines Tiefpasses zum Frequenzgang eines Allpasses gelangt man, wenn<br />
man im Zähler von Gl. 5.26 den konstanten Faktor A0 durch den konjugiert komplexen<br />
Nenner ersetzt. Man erhält die konstante Verstärkung 1 und die doppelte Phasenverschiebung.<br />
∏<br />
i<br />
(1−<br />
a<br />
⋅s<br />
+ b<br />
⋅s<br />
∏<br />
In Gl. 5.75 ist die Phasenverschiebung φ:<br />
a i ⋅ ωn<br />
ϕ = − 2α<br />
= − 2 ⋅∑<br />
arctan<br />
2<br />
1−<br />
b ⋅ ω<br />
(5.76)<br />
Von besonderem Interesse ist die Anwendung von Allpässen zur Signalverzögerung. Eine<br />
Voraussetzung zur unverzerrten Signalübertragung ist eine konstante Verstärkung; sie ist bei<br />
den Allpässen von vorn herein erfüllt. Die zweite Voraussetzung ist, dass die Gruppenlaufzeit<br />
der Schaltung für alle auftretenden Frequenzen konstant ist. Filter, die diese Forderung am<br />
besten erfüllen, haben wir schon in Form der Bessel Tiefpässe im Kap. 5.1 kennen gelernt.<br />
Um einen Allpass mit konstanter Gruppenlaufzeit Tgr zu erhalten, braucht man lediglich die<br />
Besselkoeffizienten in Gl. 5.73 einzusetzen.<br />
Es ist zweckmäßig, die so erhaltenen Frequenzgänge umzunormieren, weil die 3-dB-Grenzfrequenz<br />
der Tiefpässe hier ihren Sinn verliert. In der folgenden Tabelle sind die Koeffizienten ai<br />
und bi für Allpässe bis zur Ordnung n = 4 so umgerechnet, dass die normierte Gruppenlaufzeit Tgr<br />
bei ωn = 1 auf das 1/ 2 -fache des Wertes bei niedrigen Frequenzen abgesunken ist. In der<br />
Literatur [1] sind die Koeffizienten bis zur 10. Ordnung angegeben.<br />
n i ai bi fi/fg Qi Tgr0<br />
1 1 0,6436 0,0000 1,554 - 0,2049<br />
2 1 1,6278 0,8832 1,064 0,58 0,5181<br />
3 1 1,1415 0,0000 0,876 - 0,8437<br />
2 1,5092 1,0877 0,959 0,69<br />
4 1 2,3370 1,4878 0,978 0,52 1,1738<br />
2 1,3506 1,1837 0,919 0,81<br />
Die normierte Gruppenlaufzeit Tgr ist diejenige Zeit, um die das Signal im Allpass verzögert<br />
wird. Sie ergibt sich aus Gl. 5.76.<br />
T gr =<br />
t gr<br />
Tg<br />
= t gr ⋅ fg<br />
=<br />
1 dϕ<br />
⋅<br />
2π<br />
dωn<br />
=<br />
2<br />
1 a i ⋅ (1+<br />
bi<br />
⋅ ωn<br />
)<br />
⋅∑<br />
π<br />
2<br />
2 2 4<br />
i 1+<br />
(ai<br />
- 2bi<br />
) ⋅ ωn<br />
+ bi<br />
⋅ ωn<br />
(5.77)<br />
Bei tiefen Frequenzen gilt dann für Tgr0:<br />
T gr0<br />
1<br />
= ⋅∑<br />
a i<br />
π<br />
(5.78)<br />
− j2α<br />
A( sn<br />
) =<br />
=<br />
= e (5.75)<br />
2<br />
(1+<br />
a ⋅ + ⋅<br />
2 2 2 2 + jα<br />
i sn<br />
bi<br />
sn<br />
) (1−<br />
b ⋅ ω ) + a ⋅ ω ⋅ e<br />
∏<br />
i<br />
i<br />
i<br />
i<br />
n<br />
i<br />
2<br />
n<br />
)<br />
i<br />
n<br />
i<br />
∏<br />
i<br />
(1−<br />
b<br />
Um eine Kontrolle von aufgebauten Teilfiltern zu ermöglichen, ist die Größe fi/fg in der<br />
Tabelle für die Allpässe aufgeführt. Dabei ist fi diejenige Frequenz, bei der die Phasenverschiebung<br />
des betreffenden Teilfilters –180° bei 2. Ordnung bzw. –90° bei 1. Ordnung<br />
erreicht. Diese Frequenz kann messtechnisch mit dem Oszilloskop leicht bestimmt werden.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 69<br />
i<br />
i<br />
⋅ ω<br />
2<br />
n<br />
n<br />
)<br />
2<br />
+ a<br />
2<br />
i<br />
i<br />
⋅ ω<br />
2<br />
n<br />
n<br />
⋅ e<br />
−jα
Tgr<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
U e<br />
0,1 1 10<br />
ω n<br />
Normierte Gruppenlaufzeit von Allpässen 1. bis 4. Ordnung<br />
R1 R1 Allpässe 1. Ordnung lassen sich mit einer<br />
einfachen Verstärkerschaltung realisieren. Bei<br />
tiefen Frequenzen beträgt die Verstärkung +1<br />
und bei hohen Frequenzen –1. Der Phasengang<br />
geht also von 0 auf –180°. Der Fre-<br />
R C<br />
Ua quenzgang des Allpasses 1. Ordnung lautet:<br />
Ua<br />
1−<br />
jω⋅<br />
R ⋅ C<br />
A(jω<br />
) = =<br />
(5.79)<br />
U 1+<br />
jω⋅<br />
R ⋅ C<br />
Allpass 1. Ordnung<br />
Der Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.73 liefert die Dimensionierung:<br />
a1<br />
R ⋅ C =<br />
(5.80)<br />
2π<br />
⋅ fg<br />
Der niederfrequente Grenzwert der Gruppenlaufzeit tgr0 ergibt sich mit den Gl. 5.77 und 5.78:<br />
t gr0<br />
= 2 ⋅ R ⋅ C<br />
(5.81)<br />
Der Allpass 1. Ordnung lässt sich gut als Weitwinkel-Phasenschieber einsetzen. Man kann durch<br />
Veränderung des Widerstandes R die Phasenverschiebung zwischen 0 und –180° einstellen, ohne<br />
die Amplitude zu beeinflussen. Die Phasenverschiebung beträgt:<br />
ϕ<br />
= − 2 ⋅ arctan( ω⋅<br />
R ⋅ C )<br />
(5.82)<br />
Einen Allpass 2. Ordnung kann man dadurch realisieren, dass man von der Eingangsspannung die<br />
Ausgangsspannung eines Bandpasses subtrahiert.<br />
Die Übertragungsfunktion einer solchen Anordnung lautet:<br />
Ar<br />
1−<br />
Ar<br />
2<br />
⋅s′<br />
n 1+<br />
⋅s′<br />
n + s′<br />
n<br />
Q<br />
Q<br />
A(<br />
s′<br />
n ) = 1 −<br />
=<br />
(5.83)<br />
s′<br />
n 2 s′<br />
n 2<br />
1+<br />
+ s′<br />
n 1+<br />
+ s′<br />
n<br />
Q<br />
Q<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 70<br />
e<br />
1. Ord.<br />
2. Ord.<br />
3. Ord.<br />
4. Ord.
Man erkennt, dass sich für Ar = 2 die Übertragungsgleichung eines Allpasses ergibt. Sie ist<br />
jedoch nicht auf die Grenzfrequenz fg des Allpasses normiert, sondern auf die Resonanzfrequenz<br />
fr des selektiven Filters. Für die richtige Normierung setzt man:<br />
s β ⋅s<br />
ω g = β ⋅ ωr<br />
⇒ s′<br />
n = = = β ⋅s<br />
n<br />
(5.84)<br />
ω ω<br />
r<br />
g<br />
Die Übertragungsfunktion lautet damit:<br />
β 2 2<br />
1−<br />
⋅s<br />
n + β ⋅s<br />
n<br />
Q<br />
A(<br />
sn<br />
) =<br />
β 2 2<br />
1+<br />
⋅s<br />
n + β ⋅s<br />
n<br />
Q<br />
Der Koeffizientenvergleich mit Gl. 5.75 liefert:<br />
(5.85)<br />
a1 =<br />
β<br />
Q<br />
und b1<br />
2<br />
= β<br />
(5.86)<br />
Für das selektive Filter des Allpasses ergeben sich damit folgende Daten:<br />
A = 2 f = f b Q = b a = Q<br />
(5.87)<br />
r<br />
U e<br />
r<br />
g<br />
1<br />
Allpass 2. Ordnung<br />
Das Bandpassfilter des Allpasses hat nur eine geringe Güte. Den Widerstand R3 des<br />
allgemeinen Bandpassfilters kann man weglassen und statt dessen die Verstärkung mit dem<br />
Widerstand R/α einstellen. Der Frequenzgang des so realisierten Allpasses 2. Ordnung lautet:<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1+<br />
jω⋅<br />
C ⋅ ( 2 R1<br />
− α ⋅ R 2 ) − ( ω⋅<br />
C) ⋅ R1<br />
⋅ R 2<br />
A(jω<br />
) =<br />
(5.88)<br />
2<br />
1+<br />
jω⋅<br />
C ⋅ 2 R − ( ω⋅<br />
C) ⋅ R ⋅ R<br />
Die Dimensionierung erhält man durch Koeffizientenvergleich des Frequenzganges (Gl. 5.88)<br />
mit der Übertragungsfunktion Gl. 5.75:<br />
a1<br />
b1<br />
a<br />
R 1 =<br />
R 2 =<br />
α = =<br />
4π<br />
⋅ f ⋅ C<br />
π ⋅ f ⋅ C ⋅ a<br />
b<br />
g<br />
R 1<br />
C<br />
C<br />
g<br />
R 2<br />
1<br />
Diese Schaltung des Allpasses 2. Ordnung kann mit anderen Koeffizienten auch als Sperrfilter<br />
genutzt werden. Im Frequenzgang (Gl. 5.88) muss dann der Zähler reell sein; diese<br />
Bedingung ist erfüllt, wenn 2R1 – α R2 = 0 ist.<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 71<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
αR<br />
R<br />
R<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
Q<br />
2<br />
1<br />
U a<br />
(5.89)
5.6 Einfluss der Differenzverstärkung auf Filterschaltungen mit Operationsverstärkern<br />
Durch die endliche Differenzverstärkung und die Frequenzgangkorrektur der normalen<br />
Operationsverstärker wird besonders bei hohen Frequenzen der Betrag der Schleifenverstärkung<br />
g immer kleiner. Der Frequenzgang für den realen Filter Areal(jω) ergibt sich aus<br />
dem Produkt des berechneten Filters A(jω) und dem Tiefpassverhalten durch die Schleifenverstärkung.<br />
Es gilt:<br />
1<br />
1<br />
Areal(jω<br />
) = A(jω)<br />
⋅ = A(jω)<br />
⋅<br />
(5.90)<br />
1<br />
| A(jω)<br />
|<br />
1+<br />
j⋅<br />
1+<br />
j⋅<br />
| g |<br />
| A |<br />
Bei den meisten normalen Operationsverstärkern wird die Frequenzgangkorrektur mit dem<br />
Pole-Splittingverfahren realisiert (Kap. 1.3). Hier gilt unterhalb der Transitfrequenz fT über<br />
mindestens 4 Frequenzdekaden die Beziehung:<br />
f π ⋅<br />
⋅ = ⇒ = T 2 f<br />
| A<br />
= T<br />
D | f fT<br />
| AD<br />
|<br />
(5.91)<br />
f ω<br />
Bei bekannter Transitfrequenz fT des verwendeten Operationsverstärkers kann damit der reale<br />
Frequenzgang Areal(jω) unter Berücksichtigung der Schleifenverstärkung bis etwa zur Transitfrequenz<br />
direkt aus dem theoretischen Frequenzgang A(jω) des Filters berechnet werden.<br />
1<br />
Areal(jω<br />
) = A(jω)<br />
⋅<br />
(5.92)<br />
| A(jω)<br />
|<br />
1+<br />
jω⋅<br />
2π<br />
⋅ f<br />
T<br />
Der reale Frequenzgang wird im Allgemeinen dann als Amplituden- und Phasengang dargestellt.<br />
Grundsätzlich kann sich die Schleifenverstärkung bei allen Filter- und Rechenschaltungen<br />
auf den Frequenzgang auswirken. Sie wirkt sich immer bei hohen Frequenzen<br />
beim Hochpassfilter, beim Sperrfilter und beim Differentiator aus.<br />
Beispielhaft sind die theoretischen und realen Amplitudengänge eines Bessel-Hochpasses 2.<br />
Ordnung mit der Grenzfrequenz 1000 Hz und der Verstärkung A∞ = 10 und eines<br />
Differentiators in praktischer Ausführung mit der Verstärkung A = 1 bei 100 Hz dargestellt.<br />
A in dB<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
Bessel-Hochpass-Filter: theoretische Werte reale Werte<br />
Differentiator in prakt. Ausführung: theoretische Werte reale Werte<br />
<strong>Amplitudengang</strong> eines Bessel-Hochpasses und eines Differentiators<br />
G. Schenke, 6.2008 Industrieelektronik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 72<br />
D<br />
1 10 100 1000 10000 100000 1000000<br />
(Transitfrequenz fT = 1MHz des OPV)<br />
f / Hz