VDM CASE HISTOR Y - ThyssenKrupp VDM
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<strong>VDM</strong> <strong>CASE</strong> <strong>HISTOR</strong>Y<br />
3<br />
06<br />
97<br />
Schkopau -<br />
erstes ostdeutsches Kraftwerk mit<br />
überkritischen Dampfparametern<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59
2<br />
In der Reihe „<strong>VDM</strong> Case<br />
History” stellen wir Werkstoffentwicklungen<br />
der Krupp <strong>VDM</strong> GmbH vor.<br />
<strong>VDM</strong> Case History No. 3<br />
behandelt den Werkstoff Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605).<br />
Über 410 Tonnen dieses Hochleistungswerkstoffes<br />
wurden für den<br />
Bau der Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
des 900 MW-Braunkohlenkraftwerkes<br />
Schkopau der VEBA Kraftwerke<br />
Ruhr AG, (VKR), Gelsenkirchen, und<br />
der Saale Energie GmbH, Halle, eingesetzt.<br />
Informationsmaterial über diesen<br />
Werkstoff und seine bevorzugten<br />
Einsatzgebiete kann mit dem beigefügten<br />
Vordruck angefordert werden.<br />
Ergänzende Auskünfte erteilen unsere<br />
Anwendungstechniker.<br />
Angaben und Empfehlungen<br />
dieser Publikation beruhen auf<br />
Ergebnissen unserer Forschung und<br />
Entwicklung sowie auf eigenen praktischen<br />
Erfahrungen und denen unserer<br />
Kunden. Sie entsprechen dem<br />
Stand bei Drucklegung. Änderungen<br />
sind im Interesse der ständigen Verbesserung<br />
und Weiterentwicklung<br />
unserer Werkstoffe möglich.<br />
Technische Informationen erfolgen<br />
nach bestem Wissen, jedoch<br />
ohne Gewähr. Lieferungen und Leistungen<br />
unterliegen ausschließlich<br />
unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen.<br />
Titelbild: 900 MW-Braunkohlenkraftwerk<br />
Schkopau der VEBA Kraftwerke<br />
Ruhr AG/Saale Energie GmbH.<br />
Verfasser:<br />
Dipl.-Ing. Werner Römer<br />
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH<br />
Postfach 1820<br />
D-58778 Werdohl<br />
Tel.: (02392) 55 - 0<br />
Fax: (02392) 55 - 2217<br />
© Copyright<br />
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH<br />
06/1997<br />
Gedruckt in der<br />
Bundesrepublik Deutschland
Das 900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau -<br />
erstes ostdeutsches Kraftwerk<br />
mit überkritischen Dampfparametern<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
4 Für die umweltschonende Braunkohlenverstromung:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
6 Aufschwung Ost mit Energie:<br />
Das 900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
8 Das Braunkohlenkraftwerk Schkopau:<br />
Technisches Konzept<br />
10 Brennstoffversorgung:<br />
Braunkohle aus Sachsen-Anhalt<br />
11 Umweltschutz:<br />
Eine vorrangige Aufgabe<br />
12 Rauchgas-Reinigung:<br />
Entscheidung für das Babcock-Verfahren<br />
16 Steuerung des Rauchgasstromes:<br />
Großarmaturen und Absperrsysteme aus<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
20 Reingas-Wiederaufheizung:<br />
Wärmeaustauscher aus<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
24 Werkstoffe:<br />
Einsatz- und Auswahlkriterien<br />
27 Auszug aus der Referenzliste:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
28 Werkstoffentwicklung der Krupp <strong>VDM</strong>:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
30 Rauchgas-Reinigungsanlage:<br />
Das Werkstoffkonzept<br />
34 Bewährte Verarbeitungstechniken:<br />
Das Schweißen von Nickel-Chrom-Molybdän<br />
Legierungen<br />
40 Resümee<br />
41 Literaturverzeichnis, Bildnachweis<br />
42 Krupp <strong>VDM</strong> Hochleistungswerkstoffe:<br />
Lieferbare Produktformen<br />
44 Krupp <strong>VDM</strong> Vertriebsbüros:<br />
Niederlassungen und Vertretungen<br />
46 Krupp <strong>VDM</strong> Lagerhalter und Distributoren<br />
47 Informationsdienst der Krupp <strong>VDM</strong><br />
3
4<br />
Für die umweltschonende Braunkohlenverstromung:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
Rund 2,5 Mrd. DM<br />
wurden in das<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk<br />
Schkopau<br />
investiert.<br />
Eine der zentralen Aufgaben für<br />
das Gemeinschaftswerk „Aufschwung<br />
Ost” ist die Sanierung der<br />
Energiewirtschaft in den neuen Bundesländern<br />
und der Aufbau eines leistungsfähigen<br />
Kraftwerkeparkes.<br />
Hierbei gilt, daß Strom und Wärme<br />
•<br />
•<br />
•<br />
effizient und sicher,<br />
mit einer auf das Mindestmaß<br />
beschränkten Beeinträchtigung<br />
der Umwelt und<br />
zu wirtschaftlichen Bedingungen<br />
für Kunden und Verbraucher<br />
erzeugt werden.<br />
Das 900 MW-Braunkohlenkraftwerk<br />
Schkopau<br />
Mit Unterstützung des Landes<br />
Sachsen-Anhalt entstand in der<br />
Gemeinde Korbetha, zwischen Halle<br />
und Merseburg, das erste konventionelle<br />
Braunkohlenkraftwerk mit überkritischen<br />
Dampfparametern und rund<br />
40 % elektrischem Nettowirkungsgrad<br />
in den neuen Bundesländern.<br />
Neben der Einspeisung von<br />
110 MW in das 16 2/3 Hz-Bahnstromnetz<br />
der Deutsche Bahn AG<br />
wird elektrische Leistung für die<br />
öffentliche Versorgung zur Verfügung<br />
gestellt und die benachbarte Buna<br />
SOW Leuna Olefinverbund GmbH<br />
(BSL), ein Tochterunternehmen der<br />
Dow Chemical, mit Elektrizität und<br />
Prozeßdampf beliefert.<br />
Für hochbelastete Komponenten<br />
der Rauchgas-Reinigungsanlage:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Die uneingeschränkt positiven<br />
Erfahrungen mit diesem Werkstoff in<br />
über 20 fossil gefeuerten Kraftwerken<br />
bestimmten den Entschluß der<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG, die<br />
besonders aggressivem Korrosionsangriff<br />
ausgesetzten Komponenten<br />
der Rauchgas-Reinigungsanlage des<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerkes<br />
Schkopau aus dem von Krupp <strong>VDM</strong><br />
GmbH entwickelten Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy<br />
59 (2.4605) zu fertigen, einer<br />
Nickel-Chrom-Molybdän Superlegierung<br />
mit hervorragender Beständigkeit<br />
gegenüber einer Vielzahl korrosiver<br />
Medien.<br />
Einsatz von 410 Tonnen<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Von Dezember 1993 bis Juni<br />
1994 sowie von Mai bis September<br />
1997 lieferte Krupp <strong>VDM</strong> GmbH insgesamt<br />
rund 410 t Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59 (2.4605):
•<br />
•<br />
Bleche für Segmente der Rohund<br />
Reingaskanäle, für Regelund<br />
Absperrsysteme, für die<br />
Rohgaseintrittsstutzen der Wäscher<br />
sowie für Wäschereinbauten<br />
wie Bedüsungssysteme, Oxidationsluftlanzen<br />
u.a.<br />
Auflagematerial walzplattierter<br />
Bleche für den Rohgaseintrittsbereich<br />
der Wäscher<br />
• Band zur Herstellung ge-<br />
•<br />
schweißter Rohre für Wärmeaustauscher<br />
der Reingas-Wiederaufheizanlagen<br />
Schmiedestangen zur Herstellung<br />
von Schrauben und Gewindestangen<br />
• Schweißmaterial<br />
Drastische Reduzierung<br />
der Schadstoffemissionen<br />
Emittierte die Altanlage, ein<br />
Braunkohlenkraftwerk mit Teilrauchgasreinigung,<br />
noch bis zu 9.000 mg<br />
Schwefeldioxid (SO 2), rund 400 mg<br />
Stickoxide (NO x) und etwa 900 mg<br />
Staub pro Kubikmeter Rauchgas, liegen<br />
die entsprechenden Werte im<br />
Dauerbetrieb des neuen 900 MW-<br />
Braunkohlenkraftwerkes bei 400<br />
mg/m 3 Schwefeldioxid, unter 200<br />
mg/m 3 Stickoxide und bei etwa 50<br />
mg/m 3 Staub, eine drastische Reduzierung<br />
der Schadstoffemissionen.<br />
Fertigstellung<br />
in weniger als drei Jahren<br />
Die Fertigstellung des aus zwei<br />
Blöcken bestehenden 900 MW-<br />
Braunkohlenkraftwerkes in weniger<br />
als drei Jahren stellte eine enorme<br />
planerische und logistische Herausforderung<br />
dar. Die Betriebsgenehmigung<br />
wurde Mitte 1995 erteilt.<br />
Der erste Kraftwerksblock einschließlich<br />
des 110 MW-Bahnstromturbosatzes<br />
wurde zum Jahreswechsel<br />
1995/1996, der zweite Block<br />
Mitte 1996 fertiggestellt und in<br />
Betrieb genommen.<br />
410 Tonnen<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59<br />
lieferte Krupp<br />
<strong>VDM</strong> für Komponenten<br />
der Rauchgas-Reinigungsanlage.<br />
5
6<br />
Aufschwung Ost mit Energie:<br />
Das 900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau der<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG/Saale Energie GmbH<br />
KW Schkopau:<br />
Energieflußbild.<br />
7,6<br />
Mit dem 900 MW-Kraftwerk<br />
Schkopau ist in den neuen Bundesländern<br />
das erste konventionelle<br />
Braunkohlenkraftwerk mit überkritischen<br />
Dampfparametern und rund<br />
40 % Nettowirkungsgrad entstanden.<br />
Alte Kraftwerksleistung mit Wirkungsgraden<br />
kleiner als 32 % wurde<br />
ersetzt.<br />
Durch Auskopplung von Prozeßdampf<br />
für die BSL liegt der Energienutzungsgrad<br />
des Kraftwerkes bei<br />
45 %. Dadurch werden der spezifische<br />
Primärenergieverbrauch sowie<br />
die Emissionen und Immissionen von<br />
Schadstoffen gegenüber einer<br />
getrennten Prozeßdampferzeugung<br />
zusätzlich gesenkt.<br />
Zur Ableitung der elektrischen<br />
Energie in das öffentliche Netz wurde<br />
eine rund 5 km lange 400 kV-Trasse<br />
zum Umspannwerk Bad Lauchstädt<br />
und zur Ableitung in das Netz der<br />
Deutsche Bahn AG eine rund 26 km<br />
lange 110 kV-Trasse zum Umspannwerk<br />
Groß-Korbetha errichtet.<br />
Internationales<br />
Eigentümerkonsortium<br />
Eigentümer des 900 MW-<br />
Braunkohlenkraftwerkes Schkopau<br />
sind die VEBA Kraftwerke Ruhr AG<br />
mit 58,9 % und die Saale Energie<br />
GmbH mit 41,1 %.<br />
An der Saale Energie GmbH<br />
sind PowerGen plc und NRG Energy<br />
Inc. zu gleichen Teilen beteiligt.<br />
Planung, Bauleitung und Inbetriebnahme<br />
des Kraftwerkes lagen<br />
bei VKR, die auch die Betriebsführung<br />
übernommen hat.<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG mit<br />
Sitz in Gelsenkirchen betreibt im<br />
Ruhrgebiet Kraft- und Heizwerke mit<br />
einer Leistung von zusammen 4.900<br />
MW. Erzeugt werden Strom, Fernwärme<br />
und Prozeßdampf. Stromkunden<br />
sind Elektrizitätsversorgungsunternehmen,<br />
Industriebetriebe und die<br />
Deutsche Bahn AG.<br />
In den neuen Bundesländern hat<br />
VKR neben dem 900 MW-Braunkohlenkraftwerk<br />
Schkopau das 160<br />
MW-Kraftwerk Kirchmöser in Brandenburg<br />
errichtet. Darüber hinaus ist<br />
VKR in der thermischen Abfallbehandlung<br />
für Haus- und Sondermüll,<br />
im Consulting, in der Fernwärmewirtschaft<br />
sowie in der Wasserwirtschaft<br />
tätig.
PowerGen plc.,<br />
Solihull, England<br />
PowerGen zählt zu den weltweit<br />
größten privaten Stromerzeugungsunternehmen.<br />
Die Gesellschaft betreibt<br />
in Großbritannien 14 Kraftwerke mit<br />
einer Gesamtleistung von 16.000<br />
MW. Dazu gehören größere Anlagen<br />
auf Basis eines breiten Spektrums<br />
von Brennstoffen (Kohle, Öl, Schweröl<br />
und Gas) ebenso wie kleinere<br />
Wasser- und Windkraftwerke.<br />
NRG Energy Inc.,<br />
Minneapolis, USA<br />
NRG Energy Inc. hat sich auf<br />
Bau, Betrieb, Instandhaltung und<br />
Finanzierung von privaten Kraftwerksprojekten<br />
spezialisiert und ist<br />
in Europa, im pazifischen Raum, in<br />
Lateinamerika sowie in den USA<br />
tätig.<br />
Als Tochtergesellschaft der Northern<br />
States Power Company (USA)<br />
kann NRG auf eine 80jährige Erfahrung<br />
mit Betrieb und technischer Fortentwicklung<br />
von kraftwirtschaftlichen<br />
Anlagen zurückgreifen.<br />
Neben ihrem Geschäft als<br />
unabhängiger Energieerzeuger beschäftigt<br />
sich NRG Energy Inc.,<br />
Minneapolis, mit der Verbesserung<br />
der Brennstoffausnutzung sowie der<br />
Ertüchtigung von Kraftwerken und<br />
bietet Komplettdienstleistungen für<br />
die stoffliche und energetische<br />
Abfallverwertung an.<br />
KW Schkopau:<br />
Links und rechts<br />
des Schornsteins<br />
sind die Wäscher<br />
der Rauchgas-<br />
Reinigungsanlagen<br />
der Blöcke<br />
A und B zu<br />
erkennen.<br />
7
8<br />
Das 900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau:<br />
Technisches Konzept<br />
Das Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
verfügt über eine elektrische<br />
Leistung von 900 Megawatt. Jährlich<br />
werden bis zu 6 Millionen Tonnen<br />
mitteldeutscher Braunkohle in Strom<br />
und Prozeßdampf umgewandelt.<br />
Aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />
wird die in Kraft-Wärme-<br />
Kopplung arbeitende Anlage mit<br />
zwei unabhängig voneinander einsetzbaren<br />
Blöcken (A und B) betrieben.<br />
Während die Chemie eine<br />
Grundlastversorgung benötigt, werden<br />
die Bahnstromleistung und die<br />
Leistung für die öffentliche Versorgung<br />
im Mittel- und Spitzenlastbereich<br />
eingesetzt.<br />
Eine für ein Braunkohlenkraftwerk<br />
ungewöhnlich hohe Betriebsflexibilität<br />
sowie ein Wirkungsgrad<br />
von ca. 40 % sind innovative Kennzeichen<br />
des Kraftwerkes Schkopau.<br />
Aufgrund des Doppelblocksystems<br />
arbeitet die Anlage mit zwei<br />
getrennten Brennstoff-Rauchgas-Wegen.<br />
Nach der Anlieferung per Bahn<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Auslegungsdaten wichtiger Komponenten und Anlagen<br />
Gesamtanlage<br />
Leistung MW 2 x 450<br />
Wirkungsgrad (elektrisch, netto) % ca. 40<br />
Feuerungsanlage<br />
Feuerungswärmeleistung, thermisch MW 2 x 1.265<br />
Braunkohlemassenstrom, maximal t/h 2 x 414<br />
Wassergehalt, maximal % 50<br />
Dampferzeuger<br />
Dampfleistung t/h 2 x 1.360<br />
Speisewassereintrittstemperatur °C 270<br />
zul. Betriebsüberdruck HD/HZÜ bar 285/70<br />
zul. Temperatur HD/HZÜ °C 545/560<br />
Abgastemperatur am Kesselende °C
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Blockübersicht<br />
Längsschnitt (oben), Grundriß auf + 12,00 m Höhe (unten). Längenmaße in mm<br />
9
10<br />
Brennstoffversorgung:<br />
Braunkohle aus Sachsen-Anhalt<br />
Braunkohle<br />
für 30 Jahre:<br />
der Tagebau<br />
Profen.<br />
Das 900 MW-Braunkohlenkraftwerk<br />
Schkopau ist ein Baustein für<br />
die ostdeutsche Energieversorgung<br />
und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />
für die gesamte mitteldeutsche<br />
Industrieregion. Als preisgünstiger<br />
Energielieferant der Chemie, der<br />
Bahn und der öffentlichen Energieversorgung<br />
schafft das Kraftwerk die Voraussetzung<br />
für eine wirtschaftliche<br />
Wiederbelebung der Region.<br />
Um im Vergleich zu importierter<br />
Steinkohle wettbewerbsgerechte Energiepreise<br />
zu sichern, gewährte das<br />
Land Sachsen-Anhalt für den Einsatz<br />
mitteldeutscher Braunkohle im Kraftwerk<br />
Schkopau einen Investitionsmehrkostenausgleich<br />
von 600 Mio.<br />
DM. Bis zu 6 Millionen Tonnen Rohbraunkohle<br />
aus dem 40 km entfernten<br />
Tagebau Profen der Mitteldeutsche<br />
Braunkohlengesellschaft mbH<br />
(MIBRAG) werden im Kraftwerk<br />
Schkopau jährlich verstromt.<br />
Braunkohle für 30 Jahre:<br />
der Tagebau Profen<br />
300 Millionen Tonnen Braunkohlevorräte<br />
lagern im Weißelster-Becken<br />
des Tagebaues Profen in Sachsen-<br />
Anhalt, bei einer jährlichen Fördermenge<br />
von 7 bis 10 Millionen Tonnen<br />
ein Vorrat für mindestens 30 Jahre.<br />
300 Mio. DM hat die MIBRAG<br />
in die Modernisierung der Förderung<br />
investiert. Hauptabnehmer der Braunkohle<br />
ist das Kraftwerk Schkopau.<br />
Die Deutsche Bahn AG ließ 166<br />
maßgeschneiderte Kohle-Selbstentladewagen<br />
von dem ostdeutschen<br />
Unternehmen Deutsche Waggonbau<br />
AG für die MIBRAG bauen. Pro Zug<br />
können 2.200 t Braunkohle aus dem<br />
Abbaugebiet Profen zu dem neuen<br />
Be- und Entladebahnhof am Kraftwerk<br />
Schkopau geliefert werden.<br />
Um die Entladung der Kohle<br />
auch bei Kälte sicherzustellen, wurde<br />
am Kraftwerk Schkopau eine Infrarot-<br />
Auftauanlage errichtet. Darüber hinaus<br />
verfügt jeder Waggon über eine<br />
eigene Heizanlage von 26 kW.<br />
Auslegungswerte der Braunkohle<br />
aus Profen<br />
Heizwert (KJ/Kg) 11.000 - 12.000<br />
Asche (%) 7*<br />
Wasser (%) 50<br />
Schwefel (%) max. 2,0*<br />
*bezogen auf Rohkohle
Umweltschutz:<br />
Eine vorrangige Aufgabe<br />
Wie sehr der Schutz und die<br />
Erhaltung der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen zu einer Überlebensfrage<br />
für die gesamte Menschheit<br />
geworden sind, zeigen die intensiven<br />
Bemühungen, durch Gesetze<br />
und strenge staatliche Auflagen die<br />
Emissionen von Schadstoffen weiter<br />
einzuschränken. So wurden in den<br />
80er Jahren sämtliche kohlegefeuerten<br />
Kraftwerke in den alten Bundesländern<br />
mit hochwirksamen Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
ausgestattet.<br />
Der hierbei erreichte Standard gilt<br />
weltweit als beispielhaft.<br />
Mit der Wiedervereinigung<br />
Deutschlands wurde auch für die<br />
neuen Bundesländer bundesdeutsche<br />
Umweltgesetzgebung geltendes<br />
Recht und die Einführung von Emissionsgrenzwerten<br />
entsprechend der<br />
Großfeuerungsanlagenverordnung<br />
(GFAVO) für Kraftwerke in diesen<br />
Ländern verbindlich.<br />
Kraftwerk Schkopau mit<br />
deutlich besserem Wirkungsgrad<br />
Im Vergleich zu stillgelegten Altanlagen<br />
arbeitet das 900 MW-<br />
Braunkohlenkraftwerk Schkopau mit<br />
einem deutlich besseren Wirkungsgrad,<br />
d.h., die gleiche Menge Strom<br />
kann mit erheblich weniger Brennstoff<br />
erzeugt werden, entsprechend<br />
geringer sind die Schadstoffemissionen.<br />
Eine zusätzliche Ausnutzung<br />
der Primärenergie ergibt sich durch<br />
den Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung<br />
für die Dampfbereitstellung.<br />
Für eine niedrige NO x- und CO-<br />
Belastung sorgt primärseitig die<br />
Feuerungsanlage der Dampferzeuger.<br />
Sie gewährleistet, daß im Dauerbetrieb<br />
weniger als 200 mg NO x<br />
und 100 mg CO pro Kubikmeter<br />
Rauchgas emittiert werden. Für NO xund<br />
CO-Emissionen sind die Verweilzeiten<br />
und die Luftstufung in den einzelnen<br />
Verbrennungszonen entscheidend.<br />
Die Verweilzeiten liegen deutlich<br />
über den bei vergleichbaren<br />
Anlagen bisher erreichten Werten<br />
und sichern sowohl niedrige Emissionen<br />
als auch einen vollständigen<br />
Ausbrand der Braunkohle.<br />
Die im Rauchgas der Blöcke A<br />
und B enthaltene Braunkohlenasche<br />
wird im Elektrofilter und mit der<br />
anschließenden Naßwäsche in den<br />
Gegenstrom-Sprühturmwäschern der<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage fast vollständig<br />
abgeschieden.<br />
Durch Eindüsen einer Kalksteinlösung<br />
in den Rauchgasstrom wird das<br />
im Rauchgas enthaltene SO 2 (Schwefeldioxid)<br />
in den Wäschern zu Gips<br />
umgewandelt. Das gereinigte Abgas,<br />
das im wesentlichen aus Wasserdampf,<br />
Kohlendioxid und Stickstoff<br />
besteht, tritt schließlich mit mindestens<br />
72°C über den 200 m hohen Schornstein<br />
in die Atmosphäre ein.<br />
Die bei der Reinigung der<br />
Rauchgase anfallenden Produkte<br />
Asche und Gips werden in der Bauindustrie<br />
und bei der Rekultivierung<br />
ausgekohlter Tagebaue eingesetzt.<br />
Das Betriebsabwasser wird vor<br />
Einleitung in die Saale gereinigt.<br />
mg/m 3<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
9.000<br />
SO 2<br />
400<br />
400<br />
NO x<br />
200<br />
900<br />
Staub<br />
Emissionsvergleich<br />
KW Schkopau/<br />
Altanlage*<br />
*Braunkohlenkraftwerk<br />
mit Teilrauchgasreinigung<br />
50<br />
Altanlage<br />
KW Schkopau<br />
11
12<br />
Rauchgas-Reinigung:<br />
Entscheidung für das Babcock-Verfahren<br />
Braunkohle enthält Schwefel, dessen<br />
Anteil je nach Herkunft der<br />
Kohle stark schwanken kann. Der<br />
Schwefelanteil mitteldeutscher Braunkohle<br />
aus dem Tagebau Profen<br />
beträgt max. 2,0 Prozent. Bei Verbrennung<br />
der Braunkohle entsteht<br />
Schwefeldioxid (SO2), das in den<br />
Gegenstrom-Sprühturmwäschern der<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage mit einer<br />
Kalksteinsuspension zu industriell<br />
verwertbarem Gips chemisch umgewandelt<br />
wird.<br />
Zweistraßige<br />
Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
Den Kraftwerksblöcken A und B<br />
des Braunkohlenkraftwerkes Schkopau<br />
sind jeweils zweistraßige<br />
Rauchgas-Reinigungsanlagen nachgeschaltet.<br />
Das aus dem Elektrofilter<br />
austretende Rauchgas wird mittels<br />
Saugzug in die Gegenstrom-Sprühturmwäscher<br />
geleitet. Vor Eintritt in<br />
den Schornstein wird das in den<br />
Wäschern gereinigte und hierbei auf<br />
ca. 67°C abgekühlte Rauchgas in<br />
nachgeschalteten Wiederaufheizanlagen<br />
auf ca. 78°C erwärmt.<br />
Verfahrenstechnisch wesentliche<br />
Komponenten der Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
sind:<br />
• Elektrofilter<br />
• Saugzug<br />
• Rohgaskanäle<br />
•<br />
•<br />
Regel- und Absperrsysteme<br />
Rauchgaswäscher mit Pumpen,<br />
Sprühebenen, Tropfenabscheidern,<br />
Rührwerken, Oxidationsluftzuführung,<br />
Rohgaseintritt,<br />
Reingasaustritt sowie Überwachungs-<br />
und Steuerungssystemen<br />
• Reingaskanäle<br />
• Reingas-Wiederaufheizung<br />
Gegenstrom-Sprühwäscher der<br />
Deutsche Babcock Anlagen GmbH<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG entschied,<br />
die vier Rauchgas-Reinigungsstraßen<br />
des 900 MW-Braunkohlenkraftwerkes<br />
Schkopau mit<br />
Gegenstrom-Sprühturmwäschern der<br />
Deutsche Babcock Anlagen GmbH<br />
auszurüsten.<br />
Für Rohgaseintritt<br />
und Wäschereinbauten:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Der durch Korrosion extrem belastete<br />
Bereich, in dem das Rohgas in<br />
den Wäscher eintritt, d.h., der Eintrittsstutzen<br />
und die Wandung in<br />
unmittelbarer Umgebung sowie<br />
Wäschereinbauten wie die erste<br />
(unterste) Düsenebene, die Oxidati-
onsluftlanzen, die Kalksteinmehllanze,<br />
die Siebkörbe sowie die Befestigungselemente<br />
Schrauben und<br />
Gewindestangen wurden bei allen<br />
vier Sprühturmwäschern in dem Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer 5923 hMo<br />
- alloy 59 (2.4605) ausgeführt.<br />
Rauchgaswäsche<br />
Der Absorber, ein im Gegenstrom<br />
betriebener Sprühturmwäscher<br />
mit vier übereinander angeordneten<br />
und von jeweils einer Umwälzpumpe<br />
versorgten Sprühebenen, hat folgende<br />
Funktionen zu erfüllen:<br />
Gasseitiger Kreislauf:<br />
•<br />
3<br />
SO = 7.400 mg/m (i.N.tr., 6 % O )<br />
2 2<br />
Kalkstein<br />
38,7 t/h<br />
Feuchtgips<br />
70,4 t/h<br />
3<br />
SO x = ≤ 400 mg/m (i.N.tr., 6 % O 2)<br />
Kühlung bzw. Sättigung des<br />
heißen Rauchgasstromes, so<br />
daß Rauchgas und Waschflüssigkeit<br />
in gemeinsamem Kontakt<br />
koexistieren<br />
3<br />
Rohgas: V = 4 x 925.000 m /h (i.N.f.)<br />
Rauchgaswäsche<br />
•<br />
•<br />
Innige Vermischung von Rauchgas<br />
und Waschflüssigkeit, so<br />
daß Strähnen ungereinigten<br />
Rauchgases vermieden werden<br />
Trennung von Waschflüssigkeit<br />
und gewaschenem Rauchgas<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Verfahrensfließbild der Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
Reingas<br />
Rohgas<br />
Oxidationsluft<br />
Prozeßwasser<br />
Kalkstein<br />
Strom<br />
10 MW<br />
3<br />
Reingas: V = 4 x 1.010.000 m /h (i.N.f.)<br />
Druckluft<br />
Temperatur: 175 °C<br />
Abwasser<br />
3 13,6 m /h<br />
Kalksteinsilo<br />
Wasser<br />
300 m 3/h<br />
Temperatur: 67 °C<br />
Absorber<br />
Bandfilter<br />
KW Schkopau:<br />
Verbrauchs- und<br />
Endproduktmengen<br />
der<br />
Rauchgas-<br />
Reinigungsanlage<br />
(Auslegungswerte).<br />
Flüssigkeitsseitiger Kreislauf:<br />
•<br />
Kontinuierliche Neutralisation<br />
der von der Waschflüssigkeit<br />
absorbierten Schadgase, so<br />
daß stets ein „treibendes Konzentrationsgefälle”<br />
vom Rauchgas<br />
in die Waschflüssigkeit<br />
besteht.<br />
Der geschwindigkeitsbestimmende<br />
Schritt ist der Lösungsvorgang<br />
des Kalksteins in der<br />
Waschflüssigkeit<br />
• Absorption von Sauerstoff (O2) zur Gipsbildung<br />
• Kontinuierliche Gipskristallisation,<br />
so daß der betriebstechnisch<br />
schwierige Zustand übersättigter<br />
CaSO4-Lösungen vermieden<br />
wird.<br />
∞<br />
∞<br />
Hydrozyklone<br />
Umlaufwasserbehälter<br />
∞<br />
∞<br />
Entleerungsbehälter<br />
∞<br />
Abwasserbehälter<br />
Gips<br />
Abwasser<br />
13
14<br />
Rauchgas-Reinigung<br />
auf Kalksteinbasis<br />
Neben der Abscheidung von<br />
SO 2 werden auch HCl und HF<br />
absorbiert. Die hierbei ablaufenden<br />
chemischen Reaktionen zeigt die<br />
nachstehende Darstellung.<br />
Die Indizes (g), (l) und (f) weisen<br />
darauf hin, daß die jeweiligen Komponenten<br />
in gasförmiger (g), löslicher<br />
(l) oder fester Form (f) dem Prozeß<br />
zugeführt bzw. entnommen werden.<br />
Tatsächlich laufen jedoch alle<br />
angegebenen Reaktionsschritte nur<br />
in der wässrigen Phase ab. Dies<br />
bedeutet, die Gase SO 2, HCl, HF<br />
und O 2 sind zu absorbieren, der<br />
Feststoff CaCO 3 muß sich lösen und<br />
der Feststoff CaSO 4 x 2H 2O (Gips)<br />
muß auskristallisieren können.<br />
Chemische Reaktionen bei der Rauchgaswäsche<br />
SO2 + 1/2 O2 + 2H2O + CaCO3(f) 2 HCl (g) + CaCO3(f) 2 HF (g) + CaCO3(f) 900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
Technische Daten (Auslegungswerte)<br />
Rohgaswerte nach E-Filter:<br />
(bezogen auf O 2 = 6 Vol.% i.N.tr.)<br />
Zufuhr von Kalksteinmehl<br />
Die kontinuierliche Neutralisation<br />
der absorbierten Schadstoffe<br />
erfordert eine entsprechende Zufuhr<br />
von Kalkstein. Das Kalksteinmehl<br />
wird mittels pneumatischer Förderorgane<br />
direkt in den Absorbersumpf<br />
eingeleitet. Wegen der geringen<br />
Lösungsgeschwindigkeit ist der<br />
Absorbersumpf entsprechend dimensioniert.<br />
Einblasen zusätzlicher Luft<br />
Volumenstrom je Block 1.850.000 m3/h (i.N.f.)<br />
Volumenstrom je Wäscher 925.000 m3/h (i.N.f.)<br />
Temperatur Eintritt Wäscher 175 - 190 °C<br />
Betriebs-O2 (trocken) 4,9 Vol. %<br />
H2O-Gehalt 20,0 Vol. % f<br />
SO2-Gehalt 7.400 mg/m3 (i.N.tr.)<br />
SO3-Gehalt 140 mg/m3 (i.N.tr.)<br />
Staubgehalt 50 mg/m3 (i.N.tr.)<br />
HCl 50 mg/m3 (i.N.tr.)<br />
HF 25 mg/m3 (i.N.tr.)<br />
Die Bildung von Gips auf Basis<br />
der SO 2/CaCO 3-Reaktion erfordert<br />
Sauerstoff. Abhängig vom Sauerstoff-Partialdruck<br />
und der Beregnungsdichte<br />
(L/G-Verhältnis) des<br />
CaSO 4 x 2H 2O (f) + CO 2(g)<br />
CaCl 2(l) + H 2O + CO 2(g)<br />
CaF 2(l) + H 2O + CO 2(g)<br />
Rauchgases wird auch Sauerstoff<br />
absorbiert. Gemessen am Bedarf der<br />
Gips-Bildungsreaktion ist die absorbierte<br />
Sauerstoffmenge jedoch nicht<br />
ausreichend. Es wird deshalb über<br />
Lanzen auf der Druckseite der seitlich<br />
angebrachten Rührwerke noch zusätzlich<br />
Luft in die im Absorbersumpf<br />
gespeicherte Waschflüssigkeit eingeblasen.<br />
Diese Technik der Lufteintragung<br />
weist folgende Vorteile auf:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Reingaswerte nach Wäscher:<br />
(bezogen auf O 2 = 6 Vol.% i.N.tr.)<br />
Erzeugung einer hohen spezifischen<br />
Oberfläche bei der<br />
dispergierten Luft<br />
Niedrige Auftriebsgeschwindigkeit<br />
als Folge kleiner Luftbläschen<br />
und damit große Verweilzeit<br />
über die Aufstiegshöhe im<br />
Absorbersumpf<br />
Kontinuierliche, vollständige<br />
Oxidation der gesamten zur<br />
Rauchgasberegnung eingesetzten<br />
Waschflüssigkeit (Vollstrom-<br />
Oxidation), so daß sich das treibende<br />
Konzentrationsgefälle<br />
Volumenstrom je Block 2.020.000 m3/h (i.N.f.)<br />
Volumenstrom je Absorber 1.010.000 m3/h (i.N.f.)<br />
Temperatur 67 °C<br />
Betriebs-O2 (trocken) 4,95 Vol. %<br />
SOx
zur SO 2-Absorption stets dem<br />
physikalisch-chemischen Maximum<br />
annähert<br />
• Austreiben des CO 2, das als<br />
Reaktionsprodukt des Kalksteinlösevorganges<br />
entsteht, was die<br />
Auflösungsgeschwindigkeit des<br />
Kalksteins verbessert.<br />
Kristallisation<br />
im Absorbersumpf<br />
Der auslegungsgemäße Betrieb<br />
des Absorbers geschieht mit einer<br />
Suspension von 10 - 20 % TS, damit<br />
dem aus der chemischen Reaktion<br />
heraus entstehenden (zunächst gelösten)<br />
CaSO 4 ein Maximum an Kristallisationskeimen<br />
gegenübersteht.<br />
Auf diese Weise wird erreicht, daß<br />
die Kristallisation nur im Absorbersumpf<br />
und nicht in den Rohrleitungen<br />
und deren Absperr- und Regelarmaturen<br />
abläuft.<br />
Zur Abtrennung vom Rauchgasstrom<br />
mitgerissener Tropfen und<br />
Sprühnebel sind wäscheraustrittsseitig<br />
ein Vorabscheider und ein Feinabscheider<br />
angeordnet. Der Tropfenabscheider<br />
besteht aus einzelnen<br />
Kassetten, die als Abscheiderelemente<br />
S-förmig gebogene PP-Lamellen<br />
enthalten. Eine Bespülung der<br />
Abscheiderelemente ausschließlich<br />
mit Frischwasser verhindert Inkrustierungen<br />
in diesem Bereich und damit<br />
auch einen Anstieg des Druckverlustes.<br />
Die Technik der Tropfenfängeranordnung<br />
bietet die Vorteile:<br />
•<br />
•<br />
minimaler Druckverlust<br />
Unempfindlichkeit der Abscheiderwirkung<br />
gegenüber rauchgasseitigen<br />
Lastschwankungen.<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Übersicht Rauchgaswäscher
16<br />
Steuerung des Rauchgasstromes:<br />
Großarmaturen und Absperrsysteme aus<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
Auf die spezifischen Bedingungen<br />
der Kraftwerkstechnik<br />
abgestimmte Regel- und Absperrsysteme<br />
lenken den Rauchgasstrom<br />
durch die jeweils zweistraßigen<br />
Rauchgas-Reinigungsanlagen der<br />
Blöcke A und B des Braunkohlenkraftwerkes<br />
Schkopau. Sie ermöglichen<br />
die Stillegung bzw. Umgehung<br />
(Bypass) bestimmter Bereiche der<br />
Anlage, die damit auch unter Last<br />
gefahrlos inspiziert und gewartet<br />
werden können.<br />
4 Gasweichen und 11 Jalousieund<br />
Tandemklappen, letztere aus<br />
dem Hochleistungswerkstoff Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605) der<br />
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH, regeln den<br />
Rauchgasstrom beider Blöcke.<br />
Der Weg des Rauchgases vom<br />
Elektrofilter zum Schornstein<br />
Das Fließbild zeigt den Weg,<br />
den das im Elektrofilter entstaubte<br />
Rohgas über den Saugzug in die beiden<br />
Gegenstrom-Sprühturmwäscher<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Schema der Rauchgas-Reinigung Block A<br />
(Absorber) zurücklegt und nach<br />
erfolgter Kalksteinwäsche über die<br />
Wiederaufheizanlagen (Dagavos)<br />
zum Schornstein.<br />
Vor Eintritt in die Absorber kann<br />
der Rauchgasstrom mit Hilfe von<br />
4.250 x 5.500 mm messenden Gasweichen<br />
(Pos. 1 und 2) über im Normalbetrieb<br />
geschlossene Bypasskanäle<br />
an den Absorbern vorbeigeführt<br />
werden. Jeder Bypasskanal ist<br />
mit einer Jalousie-Absperrklappe von<br />
4.000 mm Durchmesser (Pos. 3 und<br />
4) ausgestattet.<br />
Nach Verlassen der Absorber<br />
wird das von Schadstoffen gereinigte<br />
und auf ca. 67°C Sättigungstemperatur<br />
abgekühlte Rauchgas (Reingas)<br />
in nachgeschalteten Wiederaufheizanlagen<br />
auf ca. 78°C erwärmt.<br />
In den anschließenden Reingaskanälen<br />
sind jeweils eine Jalousie-<br />
Tandemklappe der Abmessung<br />
5.500 x 8.000 mm (Pos. 5 und 6)<br />
installiert.<br />
Unmittelbar vor Zusammenführung<br />
der Reingasströme aus den<br />
Kraftwerksblöcken A und B sind<br />
nochmals eine Jalousie-Tandemklappe<br />
der Abmessung 7.500 x 7.500<br />
mm (Pos. 7 und 8) in den jeweiligen<br />
Reingaskanälen eingebaut.<br />
Eine weitere 3.000 x 3.000 mm<br />
messende Tandemklappe (Pos. 9)<br />
regelt den Abgasstrom des Hilfsdampferzeugers.<br />
Lieferant der Regel-<br />
und Absperrsysteme:<br />
Mannesmann Seiffert GmbH<br />
Die in den Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
der Blöcke A und B<br />
installierten Rauchgasweichen und<br />
Rauchgasklappen lieferte Mannesmann<br />
Seiffert GmbH, Armaturen und<br />
Systemtechnik, Beckum.<br />
Seit 25 Jahren werden die zum<br />
Teil patentierten Systeme weltweit<br />
eingesetzt, in Kraftwerken, Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
und Gasturbinenanlagen,<br />
in Zement- und Stahlwerken,<br />
in thermischen Abfallverwertungsanlagen<br />
sowie der Chemie<br />
und anderen Industrien.<br />
Mit diesem Erfahrungspotential<br />
bietet Mannesmann Seiffert GmbH<br />
Gewähr für optimal auf die Anforderungen<br />
der jeweiligen Anlage abgestimmte<br />
Lösungen. Das Lieferprogramm<br />
umfaßt u.a.:<br />
Routeflex-Gasweichen<br />
Mit einer Routeflex-Gasweiche<br />
lassen sich zwei Absperreinrichtungen<br />
ersetzen. Das bedeutet:<br />
•<br />
•<br />
einfachste Steuerung; nur ein<br />
Antrieb<br />
geringere Anzahl mechanisch<br />
bewegter Teile
•<br />
•<br />
niedrigerer Wartungsaufwand<br />
platzsparende und kostengünstige<br />
Ausführung<br />
Gasweichen mit drei Kanalanschlüssen<br />
dienen zum Umsteuern eines<br />
Gasstromes und Absperren jeweils<br />
eines Kanales.<br />
Die patentierten Routeflex--Gasweichen<br />
zeichnen sich durch hohe<br />
Dauerdichtigkeit aus. Die flächenäquivalente<br />
Dichtigkeit liegt bei<br />
99,98 %. Durch eine hochwirksame<br />
Doppeldichtung und das Sperrluftsystem<br />
wird eine 100 %ige Absperrung<br />
nach UVV erzielt.<br />
Bei Querschnitten über 50 m2, kurzen Stellzeiten oder anderen<br />
besonderen Bedingungen werden<br />
die Gasweichen mit einem geteilten<br />
Flügel oder mit mehreren, parallel<br />
oder spiegelbildlich angeordneten<br />
Flügeln ausgerüstet.<br />
Je nach Einbausituation, Betriebsbedingungen<br />
und Kundenwunsch<br />
werden Routeflex-Gasweichen<br />
über Schwenk- oder Kniehebelsysteme<br />
mit elektrischen, pneumatischen<br />
oder hydraulischen Antrieben<br />
betätigt.<br />
Proflex-Jalousieklappen<br />
und -Tandemklappen<br />
Gleichläufige Jalousieklappen<br />
werden als Regel- und Absperrklappen<br />
eingesetzt; die Flügel bewegen<br />
sich im gleichen Drehsinn bzw.<br />
gegeneinander bei gegenläufigen<br />
Jalousieklappen.<br />
Die nachstehenden Bilder zeigen<br />
schematisch die Strömungsverhältnisse<br />
gleichläufiger Jalousie- und<br />
Tandemklappen.<br />
Die Proflex-Tandemklappe vereint<br />
zwei Klappen zu einer Klappe.<br />
In geschlossener Position bilden die<br />
als Hohlprofile ausgeführten und mit<br />
Doppeldichtungen ausgestatteten<br />
Flügel weitestgehend gasdichte Zwischenräume,<br />
die sich mit Sperrluft<br />
beaufschlagen lassen. Damit wird<br />
eine 100 %ige Absperrung möglich.<br />
Die Tandemklappen bilden somit<br />
einen vollwertigen Ersatz für Doppeljalousieklappen.<br />
Im Gegensatz zu Doppelklappen<br />
benötigen Tandemklappen<br />
jedoch nur eine einzige Flügelebene.<br />
Dadurch verringert sich die Anzahl<br />
Gasweiche mit 3 Kanalanschlüssen Jalousieklappe, gleichläufig Tandemklappe<br />
Tandemklappe<br />
im Braunkohlenkraftwerk Schkopau im Reingaskanal<br />
vor dem Schornstein eingesetzt<br />
der mechanischen Bauteile wie<br />
Lager, Stopfbuchsen und Wellen<br />
erheblich. Außerdem ist die Baulänge<br />
wesentlich geringer.<br />
Proflex-Jalousieklappen bieten<br />
im Vergleich zu konventionellen Konstruktionen<br />
entscheidende Vorteile:<br />
• geringere Flügelanzahl und entsprechend<br />
weniger Lagerstellen<br />
sowie mechanisch bewegte Bauteile<br />
durch verwindungs- und biegesteife,<br />
großdimensionierte Flügel<br />
in Gleitschalenbauweise<br />
17
18<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
höhere Dichtigkeit durch deutlich<br />
verringerten abzudichtenden Flügelumfang<br />
(ca. 50 %) und leicht<br />
einstellbare Dichtungen auch<br />
nach dem Einbau der Klappe<br />
geringer Druckverlust durch strömungsgünstiges<br />
Flügelprofil<br />
niedriger Geräuschpegel<br />
hohe Dichtkraft in jeder Betriebsphase<br />
durch Federhebel<br />
äußerst geringer Wärmeverzug<br />
der Flügel durch Gleitschalenbauweise<br />
einfach auswechselbare Dichtungen<br />
keine Undichtigkeit infolge von<br />
Anbackungen durch Selbstreinigung<br />
der Dichtungen aufgrund<br />
der Formänderung beim<br />
Schließen.<br />
Inoflex-Dichtsysteme<br />
für höchste Anforderungen<br />
Inoflex-Dichtungen werden vor<br />
allem für ungereinigte und gereinigte<br />
Gasströme in Kraft- und Zementwerken<br />
eingesetzt. Die im Braunkohlen-<br />
KW Schkopau:<br />
Proflex-Tandemklappe<br />
DN 7.500<br />
x 7.500 mm aus<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59.<br />
kraftwerk Schkopau eingesetzten Dichtelemente<br />
sind aus der korrosions- und<br />
verschleißbeständigen Nickelbasislegierung<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605). Sie zeichnen sich aufgrund<br />
ihrer Formgebung und des eingesetzten<br />
Werkstoffes durch hohe Elastizität<br />
bei geringen Abmessungen aus. Auch<br />
nach längerer extremer Belastung nehmen<br />
sie wieder ihre ursprüngliche<br />
Form an. Selbst bei punktuellen Verformungen<br />
liegen sie in geringem<br />
Abstand wieder auf der Dichtfläche<br />
auf. Anbackungen und Verkrustungen<br />
lösen sich durch die Formänderung<br />
der Dichtelemente beim Schließen der<br />
Klappen von selbst.<br />
Inoflex-Dichtungen lassen sich an<br />
den Endstücken verschließen, so daß<br />
sie im Gegensatz zu Lamellen- und<br />
Wellenfederdichtungen nicht hinterwandert<br />
und blockiert werden können.<br />
Beim Einsatz von Inoflex-Dichtungen<br />
erübrigen sich Anschläge oder<br />
Stege zwischen den Flügeln. Dadurch<br />
sind der Druckverlust und der<br />
Geräuschpegel in offener Position<br />
geringer. Durchbiegungen der Flügel<br />
haben keinen Einfluß auf die Dichtigkeit.<br />
Vor allem jedoch wird der abzudichtende<br />
Umfang (Dichtungslänge)<br />
um ca. 25 % verringert. Dadurch ist<br />
die Dichtigkeit höher, und es wird<br />
weniger Sperrluft benötigt.<br />
Duplex-Dichtsystem<br />
Seite 19:<br />
Proflex-Jalousie-<br />
Tandemklappe<br />
DN 5.500 x<br />
8.000 mm aus<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59.<br />
Vier dieser Klappen<br />
sind in den<br />
Reingaskanälen<br />
der Blöcke A<br />
und B installiert.<br />
Inoflex-Duplex Dichtsysteme<br />
Inoflex-Duplex Dichtsysteme<br />
haben sich bei allen zu Anbackungen<br />
und Verkrustungen neigenden<br />
Medien, insbesondere in Rauchgas-<br />
Reinigungsanlagen bewährt.<br />
Sowohl die Dichtung als auch<br />
der Dichtsitz sind elastisch, so daß<br />
sich die Verkrustungen und Anbackungen<br />
auf beiden Seiten beim<br />
Schließen der Klappen von selbst<br />
lösen.<br />
Für Jalousie- und Tandemklappen<br />
sowie Dichtsysteme:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Die in den Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
der Blöcke A und B<br />
installierten insgesamt 11 Jalousieund<br />
Tandemklappen wurden zum<br />
Schutz vor extremer Korrosionsbelastung<br />
aus dem Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) gefertigt.<br />
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH lieferte hierfür<br />
ca. 95 Tonnen Bleche im Dickenbereich<br />
von 6 bis 10 mm sowie ca.<br />
1,5 t Band von 0,25 mm Dicke für<br />
die Dichtsysteme der Klappen.
20<br />
Reingas-Wiederaufheizung:<br />
Wärmeaustauscher aus<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
Fertigstellung<br />
des Wärmeaustauschers<br />
aus<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59<br />
für eine der beiden<br />
Reingas-Wiederaufheizanlagen<br />
im Block A<br />
des KW Schkopau.<br />
Das mit einer Kalksteinsuspension<br />
gewaschene Rauchgas verläßt<br />
den Gegenstrom-Sprühturmwäscher<br />
mit etwa 67°C Sättigungstemperatur.<br />
Um über den Schornstein in die<br />
Atmosphäre abgeleitet zu werden,<br />
wird es auf etwa 78°C (Schornsteinmündungstemperatur<br />
ca. 72°C)<br />
erwärmt. Dies geschieht in 8.000 x<br />
8.500 x 1.000 mm messenden<br />
heizdampfbeheizten Kreuzstromwärmeaustauschern<br />
der den<br />
Wäschern nachgeschalteten Reingas-Wiederaufheizanlagen(Dagavos).<br />
Lieferant der Wärmetauscher:<br />
BDAG - Balcke-Dürr AG<br />
Die Wärmeaustauscher der beiden<br />
Reingas-Wiederaufheizanlagen<br />
im Block A des Braunkohlenkraftwerkes<br />
Schkopau lieferte BDAG - Balcke-<br />
Dürr Aktiengesellschaft, Ratingen, im<br />
Konzern der Deutsche Babcock AG<br />
internationaler Systemanbieter mit<br />
den Geschäftsfeldern Energie- und<br />
Gebäudetechnik, Wassertechnik,<br />
Verfahrens- und Oberflächentechnik<br />
sowie führender Hersteller von Wärmeaustauschern.<br />
Wärmeaustauscher-Werkstoff:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Aufgrund ihrer außerordentlich<br />
hohen korrosiven Belastung wurden<br />
sowohl die längsnahtgeschweißten<br />
Rohre wie auch die Rohrböden und<br />
Rahmen der Wärmeaustauscher aus<br />
dem Hochleistungswerkstoff Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
gefertigt.<br />
Technik des Wärmeaustausches<br />
In einem Wärmeaustauscher<br />
wird die Wärme eines strömenden,<br />
meist gasförmigen oder flüssigen<br />
Mediums auf ein zweites Medium<br />
niedrigerer oder höherer Ausgangstemperatur<br />
übertragen.<br />
Zahlreiche Verbrennungsvorgänge<br />
und chemische Prozesse finden<br />
bei Temperaturen statt, die weit<br />
oberhalb der Umgebungstemperatur<br />
liegen. Die hierbei aus dem Prozeß<br />
ausscheidenden gasförmigen oder<br />
flüssigen Produkte enthalten in der<br />
Regel Wärmemengen, die, beispielsweise<br />
in einem Wärmeaustauscher,<br />
für das Erhitzen von Ausgangsstoffen<br />
vor deren Einschleusen<br />
in den Prozeß sinnvoll genutzt werden<br />
können.<br />
Bei chemischen Prozessen wie<br />
der Verbrennung in technischen<br />
Öfen ist ein derartiger Wärmeaus-
tausch häufig sogar unerläßlich, da<br />
die Reaktions- und Verbrennungswärme<br />
allein nicht zur Aufrechterhaltung<br />
der erforderlichen hohen<br />
Temperaturen ausreichen würde.<br />
In jedem Falle erhöht die Nutzung<br />
der Restwärme die Wirtschaftlichkeit<br />
einer Anlage und steigert<br />
deren Wirkungsgrad. Dies ist ein<br />
Wirtschaftlichkeitsfaktor, zugleich<br />
aber auch ein nicht unerheblicher<br />
Beitrag zum Schutze der Umwelt, da<br />
für die gleiche Leistung weniger<br />
Kohle verbrannt und entsprechend<br />
weniger CO 2 produziert wird.<br />
Konstruktive Anforderungen<br />
Bei der konstruktiven Gestaltung<br />
und Fertigung von Wärmeaustauschern<br />
muß gewährleistet sein, daß<br />
Primär- und Sekundärmedium vollständig<br />
voneinander getrennt bleiben.<br />
So muß bei Rohrbündel-Wärmeaustauschern<br />
die Verbindung der<br />
Rohre mit dem Rohrboden absolut<br />
dicht sein und zudem frei von Korrosionreaktionen<br />
auslösenden Spalten,<br />
die zu Funktionsbeeinträchtigungen<br />
führen könnten, bis hin zum<br />
völligen Ausfall des Wärmeaustauschers.<br />
Das Verbinden der Rohre mit<br />
dem Rohrboden erfolgt üblicherweise<br />
mittels Einwalzen, hydraulischem<br />
Aufweiten, Einschweißen oder Einsprengen.<br />
Diese Techniken gewährleisten<br />
eine absolut dichte Verbindung<br />
ohne Spaltenbildung.<br />
In der Praxis eingeführte Rohreinschweißverfahren<br />
sind das WIG-<br />
Handschweißen mit Zusatzwerkstoff,<br />
die E-Handschweißung sowie das<br />
vollautomatische Schweißen.<br />
Spaltfreies Rohreinschweißen<br />
Die im folgenden vorgestellten<br />
Rohreinschweißverfahren wurden<br />
durch Entwicklung entsprechender<br />
Schweißtechniken möglich.<br />
Die nachstehende Darstellung<br />
zeigt ein Kombinationsverfahren aus<br />
Einschweißen und Einwalzen, bei<br />
dem das Rohr zunächst in den Rohrboden<br />
eingefügt und mit diesem verschweißt<br />
wird.<br />
Um den Spalt zwischen Rohrboden<br />
und Rohrwand zu eliminieren<br />
und damit der Gefahr des Entstehens<br />
von Spaltkorrosion vorzubeugen,<br />
wird das Rohr nach dem Einschweißen<br />
in den Rohrboden eingewalzt.<br />
Kombiniertes Einschweiß- und<br />
Einwalzverfahren<br />
3<br />
4<br />
1 Rohrboden<br />
2 Rohrwand<br />
3 WIG-Schweißnaht<br />
4 Durch Einwalzen aufgeweitetes Rohr<br />
1<br />
2<br />
In einen Rohrbodeneingeschweißte<br />
und<br />
eingewalzte<br />
Rohre.<br />
DampfeintrittsseitigeKompensatoren<br />
aus<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59.<br />
21
22<br />
8.000 x 8.500 x<br />
1.000 mm messenderWärmeaustauscher.<br />
Deutlich zu erkennen<br />
ist die Konstruktion<br />
aus drei<br />
Einzelsegmenten<br />
in einem geschlossenen<br />
Rahmen.<br />
Eine Auswertung von Schadensfällen<br />
ergab, daß es durchaus sinnvoll<br />
ist, das Rohr zunächst einzuschweißen<br />
und anschließend einzuwalzen.<br />
Um ein Verformen des<br />
Schweißgutes durch die Walze zu<br />
verhindern, sollte mit dem Walzvorgang<br />
1 - 2 mm hinter dem Schweißgut<br />
begonnen werden.<br />
Rohreinschweißen<br />
mittels Schweißautomaten<br />
Die nebenstehenden Darstellungen<br />
zeigen ein spaltfreies Rohreinschweißen<br />
durch einen Schweißautomaten.<br />
Dieses Verfahren hat den Vorteil,<br />
die Rohre im Falle eines plötzlich<br />
auftretenden Schadens relativ problemlos<br />
ausbohren zu können. Dem<br />
Rohrdurchmesser sind bei diesem Verfahren<br />
allerdings Grenzen gesetzt.<br />
Zurückgezogene Kehlnaht in der<br />
Bohrung<br />
1 Rohrboden<br />
2 Rohrwand<br />
3 WIG-Schweißnaht<br />
4 Kopf des Schweißautomaten<br />
4<br />
1<br />
1<br />
3<br />
Schematische Darstellung des<br />
Schweißvorganges<br />
Gleich-, Gegen- und<br />
Kreuzstromwärmeaustauscher<br />
Wärmeaustauscher können im<br />
Gleichstrom, im Gegenstrom oder im<br />
Kreuzstrom betrieben werden. In<br />
einem Gleichstromwärmeaustauscher<br />
strömen beide Stoffe parallel<br />
zueinander; es wird lediglich eine<br />
Annäherung der Temperaturen beider<br />
Medien an einen gemeinsamen<br />
Mittelwert erreicht.<br />
In einem Gegenstromwärmeaustauscher<br />
strömen die Medien<br />
in entgegengesetzten Richtungen; im<br />
theoretisch günstigsten Fall kann das<br />
zu erwärmende Medium auf die<br />
Anfangstemperatur des wärmeabgebenden<br />
Mediums gebracht werden.<br />
Die Wärmeübertragungsleistung eines<br />
Gegenstromwärmeaustauschers<br />
liegt damit deutlich über der eines<br />
Gleichstromwärmeaustauschers.<br />
1<br />
2<br />
2<br />
ca. 2 mm<br />
2<br />
3
Die Strömungsrichtungen der<br />
Medien in einem Kreuzstromwärmeaustauscher<br />
bilden meist einen<br />
rechten oder annähernd rechten<br />
Winkel; gleiche Heizfläche und gleicher<br />
Wärmeübergangskoeffizient<br />
vorausgesetzt, ist seine Leistung der<br />
eines Gleichstromwärmeaustauschers<br />
überlegen, der eines Gegenstromwärmeaustauschers<br />
hingegen<br />
unterlegen.<br />
Besonderer Vorteil eines Kreuzstromwärmeaustauschers<br />
ist, daß an<br />
der Rohrwand, auf die ein Medium<br />
senkrecht stößt, eine stärkere Durchwirbelung<br />
stattfindet mit einer höheren<br />
Wärmeübertragung, als bei parallel<br />
zur Rohrachse strömenden<br />
Medien.<br />
Reingas-Wiederaufheizung<br />
im Kraftwerk Schkopau<br />
Nach Passieren der Rauchgaswäscher<br />
übernehmen Kreuzstromwärmeaustauscher<br />
in den Dagavos<br />
das Wiederaufheizen des während<br />
des Waschvorganges abgekühlten<br />
Reingasstromes.<br />
Für die thermodynamische Auslegung<br />
der Wärmeaustauscher wurde<br />
ein vollständiges Verdampfen der<br />
aus der Naßwäsche mit dem Reingasstrom<br />
mitgerissenen Wäschersuspensionströpfchen<br />
zugrundegelegt.<br />
Da der gesamte Rauchgasstrom<br />
jedes Rauchgaswäschers aufgeheizt<br />
wird und im weiteren Strömungsweg<br />
keine Vermischung oder Verwirbelung<br />
des Rauchgases vorkommt, darf<br />
durch den Wärmeaustauscher keine<br />
größere Temperaturschieflage im<br />
Reingaskanalquerschnitt erzeugt werden<br />
(max. 2°C, wesentliches Konstruktionsmerkmal).<br />
Prinzip eines Kreuzstromwärmeaustauschers<br />
Pfeile senkrecht: Dampf<br />
Pfeile waagerecht: Reingas<br />
Heizmedium: Dampf im Entnahmezustand:<br />
P abs = 4,7 bar<br />
T = 200°C<br />
Die Ableitung des Kondensates<br />
erfolgt ohne Abkühlung.<br />
Bei Auslegung des Wärmeaustauschers<br />
wurde eine Rohrwand-Temperatur<br />
von 150°C zugrundegelegt.<br />
Rund 9 t längsrnahtgeschweißte<br />
Rohre der Abmessung<br />
25 x 1,0 mm<br />
aus Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59<br />
wurden für die<br />
Herstellung der<br />
beiden Wärmeaustauscher<br />
eingesetzt.<br />
23
24<br />
Werkstoffe:<br />
Einsatz- und Auswahlkriterien<br />
Von den in einer Anlage zur Reinigung<br />
der Rauchgase aus<br />
Braunkohlenkraftwerken zum Einsatz<br />
kommenden Werkstoffen wird in<br />
erster Linie Beständigkeit gegenüber<br />
zum Teil extremen Korrosionsbedingungen<br />
gefordert. Deren Intensität<br />
wird von der Beschaffenheit des<br />
Brennstoffes, den Betriebsbedingungen<br />
und dem angewandten Reinigungsverfahren<br />
bestimmt.<br />
Zur exakten Beurteilung der<br />
Korrosionsbedingungen müssen sowohl<br />
die Zusammensetzung des sich<br />
bei der Verbrennung bildenden<br />
Rauchgases bekannt sein wie auch<br />
die während des Reinigungsprozesses<br />
anfallenden Produkte und die<br />
genauen Betriebsparameter.<br />
Die im Rauchgaswäscher intensiv<br />
miteinander in Kontakt gebrachten<br />
Medien Rauchgas und Waschsuspension<br />
werfen recht unterschiedliche<br />
korrosionschemische Werkstoffanforderungen<br />
auf. Ist die Suspension<br />
der Kalkwaschverfahren werkstofftechnisch<br />
problemlos beherrschbar,<br />
stellt das Rauchgaskondensat<br />
infolge der bei der Verbrennung fossiler<br />
Brennstoffe entstehenden Verbrennungsprodukte,<br />
die in wäßriger<br />
Lösung Schwefelsäure und schwefelige<br />
Säure bilden, eine besonders korrosionsaggressive<br />
Lösung dar.<br />
Eine zusätzliche Belastung bilden<br />
die in fossilen Brennstoffen enthaltenen<br />
Chloride und Fluoride, die<br />
aber auch mit der Waschsuspension<br />
in den Prozeß hineingetragen werden<br />
können. Sind Fluoride in der<br />
Regel in geringer Menge vorhanden,<br />
können Chloride extrem hohe Konzentrationen<br />
erreichen.<br />
Feststoffe kommen als Flugasche<br />
im Rauchgas und in Form von Kalk<br />
oder Gips aus der Reaktion der<br />
Waschsuspension vor. Sie können zu<br />
Ablagerungen führen, unter denen<br />
es durch Spaltkorrosion zu verschärften<br />
Korrosionsbedingungen kommt.<br />
Die saure Hydrolyse von Chloriden<br />
läßt sehr niedrige pH-Werte entstehen;<br />
die starke Konzentrierung von<br />
Chloridionen in Spalten oder unter<br />
Ablagerungen verursacht extrem korrosive<br />
Bedingungen.<br />
Qualifizierung<br />
hochlegierter Werkstoffe<br />
Von den in einer Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
mit den Komponen-<br />
Schwefeldioxid<br />
Schwefeltrioxid<br />
Chlorid<br />
Fluorid<br />
Nitrat<br />
Schwermetalloxide<br />
pH-Wert<br />
Temperatur<br />
Feststoffe<br />
Sauerstoff<br />
Wasser-Aufbereitung<br />
▲<br />
▲<br />
Verbrennungsprodukte<br />
Verfahrensbedingungen<br />
Fabrikaton eines<br />
mit Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59<br />
ausgekleideten<br />
Rohgaseintrittsstutzens.<br />
Verbrennungsprodukte und Verfahrensbedingungen<br />
ten Rauchgaswäscher, den Roh- und<br />
Reingaskanälen, Regel- und Absperrsystemen<br />
sowie den Wärmetauschern<br />
der Reingas-Wiederaufheizung<br />
auftretenden Korrosionsarten<br />
steht die durch hohe Chloridgehalte<br />
und niedrige pH-Werte verursachte<br />
Loch- und Spaltkorrosion an erster<br />
Stelle.<br />
Bereits beim Bau erster metallischer<br />
Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
in den frühen 80iger Jahren, bei<br />
denen die korrosiven Beanspruchungen<br />
der Werkstoffe aufgrund ähnlicher<br />
Waschprozesse, Betriebs- und<br />
Verfahrensparameter vergleichbar<br />
sind, wurden Korrosionsuntersuchungen<br />
zur Qualifizierung hochlegierter<br />
Werkstoffe durchgeführt.<br />
Es gibt mehrere Prüfmethoden,<br />
verläßliche Aussagen über das Verhalten<br />
eines Werkstoffes gegenüber<br />
Lokalkorrosion in chloridhaltigen<br />
Medien zu ermitteln. Allen Prüfmethoden<br />
ist gemein, daß sie zwar<br />
keine unmittelbare Übertragbarkeit<br />
auf die Praxis zulassen, jedoch zu<br />
einer deutlichen Differenzierung der<br />
geprüften Werkstoffe führen und eindeutige<br />
Trends aufzeigen, welcher<br />
Werkstoff geeignet und welcher<br />
weniger geeignet ist.<br />
Verbrennungsprodukte und Verfahrensbedingungen sowie die durch sie hervorgerufenen<br />
Korrosionserscheinungen an niedrig legierten, nichtrostenden Stählen.<br />
▲<br />
Korrosionserscheinungen<br />
an niedrig legierten,<br />
nichtrostenden Stählen.<br />
Lochfraß<br />
Spaltkorrosion<br />
Spannungsrißkorrosion<br />
Erosionskorrosion<br />
Kontaktkorrosion
Neben elektrochemischen Untersuchungen<br />
zur Ermittlung des sog.<br />
Lochkorrosionspotentials werden<br />
hochlegierte Sonderedelstähle dem<br />
Eisen III-Chlorid-Test unterzogen, zur<br />
Untersuchung der Beständigkeit<br />
gegenüber Loch- und Spaltkorrosion.<br />
Wirksummenformel<br />
Die kritische Lochkorrosionstemperatur<br />
(KLT) wie auch die kritische<br />
Spaltkorrosionstemperatur (KST) liefern<br />
hier verläßliche Aussagen. Beide<br />
werden ermittelt, indem Materialproben<br />
in eine 10 % FeCl 3 x 6 H 2O-<br />
Lösung getaucht werden, die Temperatur<br />
schrittweise um 2,5°C erhöht<br />
und nach jeweils 24 Stunden Prüfzeit<br />
deren Oberflächen visuell und mikroskopisch<br />
auf Lokalkorrosionsangriff<br />
untersucht werden. Die kritische<br />
Lochkorrosionstemperatur (KLT) bzw.<br />
die kritische Spaltkorrosionstemperatur<br />
(KST) ist erreicht, wenn nach der<br />
letzten Temperaturerhöhung Lochbzw.<br />
Spaltkorrosion auf den Oberflächen<br />
der Proben sichtbar wird.<br />
Trägt man die für Sonderedelstähle<br />
und Nickellegierungen auf<br />
diese Art ermittelten kritischen Temperaturen<br />
gegenüber dem Legierungsgehalt<br />
an Chrom plus 3,3 x % Molybdän<br />
auf, dann erhält man den im Bild<br />
dargestellten Zusammenhang WS =<br />
%Cr + 3,3 x %Mo, eine Formel, die<br />
als Wirksummenformel bekannt ist<br />
und häufig für eine Vorauswahl von<br />
Werkstoffen herangezogen wird.<br />
Die Darstellung zeigt, daß mit<br />
steigenden Chrom- und Molybdängehalten<br />
Sonderedelstähle und<br />
Nickellegierungen eine höhere<br />
Beständigkeit gegenüber Loch- und<br />
Spaltkorrosion aufweisen. Bei stick-<br />
Kritische Spaltkorrosion (KST)<br />
o C<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
20 30 40 50 60 70 80<br />
WS = % Cr + 3,3 x % Mo<br />
stofflegierten Sonderedelstählen<br />
wirkt auch der Stickstoff (N) positiv.<br />
Aus der Darstellung wird ebenfalls<br />
deutlich, daß Standard-Edelstähle<br />
sehr früh ausfallen und auch hochlegierte<br />
Sonderedelstähle bereits bei<br />
mittleren Temperaturen Spaltkorrosion<br />
erleiden. Hochlegierte Nickelwerkstoffe<br />
hingegen schneiden gut<br />
ab, wobei Nickellegierungen der<br />
sogenannten C-Reihe den Test bei<br />
allen Temperaturen bestehen.<br />
Prüfung nach ASTM G-28 B<br />
Cronifer 1925 hMo*)<br />
Cronifer 1713 LCN*)<br />
Da der Test in der 10 % FeCl 3-<br />
Lösung für die Qualifizierung von<br />
Nicrofer 5621 hMoW<br />
Nicrofer 6020 hMo<br />
Nicrofer 3127 hMo*)<br />
Nicrofer<br />
Nicrofer 5923 hMo<br />
5716 hMoW<br />
*) WS = % Cr + 3,3 x % Mo + 30 x % N<br />
Kritische Spaltkorrosionstemperatur (KST) in 10% FeCl -Lösung als Funktion der Wirksumme<br />
Korrosionsabtrag<br />
Korrosionsabtrag, mm/Jahr<br />
100<br />
10<br />
1<br />
0,1<br />
0,01<br />
Cronifer 1810 LC<br />
4,2<br />
1,5<br />
Nicrofer<br />
5716 hMoW –<br />
alloy C-276<br />
3,3<br />
50<br />
Nicrofer<br />
6616 hMo –<br />
alloy C-4<br />
3<br />
➪<br />
➪<br />
➪<br />
Nickelwerkstoffen nicht anspruchsvoll<br />
genug ist, werden sie den<br />
ungleich schärferen Bedingungen<br />
des Testes nach ASTM G-28 Methode<br />
B unterzogen, dessen Prüfmedium,<br />
bekannt unter dem Namen „Grüner<br />
Tod“, folgende Zusammensetzung<br />
hat: 7 % H 2SO 4 + 3 % HCl +<br />
1 % CuCl 2 + 1 % FeCl 3 x 6 H 2O.<br />
Das Prüfmedium ist stark sauer, hochchloridionenhaltig<br />
und, durch die<br />
Schwermetallionen Eisen und Kupfer,<br />
stark oxidierend; Bedingungen, die<br />
in Anlagen für das Reinigen von<br />
Rauchgasen real auftreten.<br />
Die folgende Darstellung läßt erkennen,<br />
daß der von Krupp <strong>VDM</strong><br />
entwickelte Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer<br />
5621 hMoW –<br />
alloy 22<br />
ASTM G-28 A<br />
ASTM G-28 B<br />
Nicrofer<br />
5923 hMo –<br />
alloy 59<br />
Korrosionsabtrag an Nickel-Chrom-Molybdän Legierungen in Schwefelsäurestandardtests.<br />
0,9<br />
0,17<br />
0,5<br />
0,11<br />
25
26<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) das beste Ergebnis der<br />
geprüften Nickellegierungen aufweist.<br />
Der Einfluß von Halogenid-Ionen<br />
Eine praxisorientierte Differenzierung<br />
innerhalb der Gruppe der<br />
Nickelbasislegierungen wird möglich<br />
am Chlorid-pH-Temperatur-Raster-Schnittpunkt<br />
Cl - 7 % / pH = 1 /<br />
T = 105°C. Diese Laborprüfung kann<br />
nach einer Mindestdauer von 20<br />
Tagen Anhaltspunkte über das Verhalten<br />
metallischer Werkstoffe in der<br />
Rohgaseintrittszone direkt vor dem<br />
Wäschersumpf liefern und zum Teil<br />
Aussagen über die Verhältnisse im<br />
Reingasaustrittskanal mit Tropfenüberriß<br />
und Ablagerungen machen.<br />
Die Ergebnisse zeigt nebenstehende<br />
Darstellung.<br />
Weist der Werkstoff Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605) im<br />
ungeschweißten wie im WIG-manuell<br />
geschweißten Zustand gleichförmige<br />
Flächenkorrosionsraten unterhalb von<br />
0,01 mm/a auf, ohne jegliche Lokalkorrosion,<br />
ist der Werkstoff Nicrofer<br />
6020 hMo - alloy 625 (2.4856) unter<br />
diesen Bedingungen mit Abtragungsraten<br />
von bis zu 1,4 mm/a betroffen.<br />
Der Grundwerkstoff Nicrofer<br />
5716 hMoW - alloy C-276 (2.4819)<br />
Cl-pH-Temperatur-Raster<br />
ungeschweißt geschweißt<br />
Nicrofer 5716 hMoW<br />
0,12 ▲<br />
Nicrofer 6020 hMo<br />
6020 hMo / S 6020<br />
WIG - manuell<br />
1,4 ▲ – –<br />
1,15●▲ – –<br />
– –<br />
0,003–<br />
Nicrofer 5923 hMo<br />
– –<br />
Werkstoff/Schweißzusatz<br />
Schweißverfahren<br />
Abtragerate Lochkorrosion<br />
mm/a ●/▲ +/–<br />
Spaltkorrosion<br />
+/–<br />
▲<br />
▲<br />
Gegenüberstellung des Korrosionsverhaltens von Nickel-Chrom-Molybdän Legierungen<br />
in verdünnter, schwefelsaurer Lösung mit 7% Chloridzusatz.<br />
Grundwerkstoffe ungeschweißt und Grundwerkstoffe artgleich verschweißt<br />
nach dem WIG-Verfahren. Angabe der Abtragungsgeschwindigkeit in mm/a.<br />
erleidet eine Abtragungsrate von<br />
0,12 mm/a, die durch die Verschweißung<br />
auf 0,32 mm/a ansteigt.<br />
Bei Einsatz dieses Werkstoffes sind<br />
unter derartigen Bedingungen strengste<br />
Forderungen an die Qualität der<br />
Schweißverarbeitung zu stellen.<br />
Hieraus wird erkennbar, daß<br />
der Werkstoff Nicrofer 6020 hMo -<br />
alloy 625 (2.4856) ungeeignet ist,<br />
unter den in der Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
eines Braunkohlenkraftwerkes<br />
häufig anzutreffenden Bedingungen<br />
in Form dünner Hemdausklei-<br />
▲<br />
Cl – 70000 ppm<br />
pH1<br />
Temperatur<br />
105 o C<br />
▲<br />
Zeit 21 Tage<br />
▲<br />
+ = Loch- oder Spaltkorrosion<br />
● = IK-Angriff<br />
▲ = Flächenkorrosion<br />
– = kein Korrosionsangriff<br />
▲<br />
5716 hMoW / S 5716<br />
WIG - manuell<br />
0,32●▲ – –<br />
5923 hMo / S 5923<br />
WIG - manuell<br />
0,007– – –<br />
dungen einen langjährigen Korrosionsschutz<br />
zu gewährleisten.<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
für einen jahrzehntelangen,<br />
wartungsarmen Einsatz<br />
Der von Krupp <strong>VDM</strong> GmbH<br />
entwickelte Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) hingegen weist ohne jegliche<br />
Lokalkorrosion eine Beständigkeit<br />
auf, die dessen wartungsarmen Einsatz<br />
selbst unter den extremen Bedingungen<br />
einer Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
auch über Jahrzehnte als<br />
wahrscheinlich erscheinen läßt.<br />
Aus der nebenstehenden Tabelle<br />
wird deutlich, daß auch die Anwendung<br />
praxisrelevanter Schweißverfahren<br />
die hervorragende Beständigkeit<br />
des Werkstoffes unter diesen<br />
Bedingungen nicht beeinträchtigt.
Auszug aus der Referenzliste:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
Lieferungen von 1.320 Tonnen<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
in die Energiewirtschaft<br />
Der Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) ist seit 1992 im praktischen<br />
Betreiber/EVU<br />
Kraftwerk<br />
Badenwerk AG<br />
Rheinhafen-<br />
Dampfkraftwerk<br />
BEWAG<br />
Lichterfelde<br />
Block III<br />
Reuter West<br />
MW<br />
Brennstoff<br />
550<br />
Steinkohle<br />
150<br />
Heizöl<br />
300<br />
Steinkohle<br />
Buschhaus 350<br />
Braunkohle<br />
700<br />
Steinkohle<br />
Block 8 600<br />
Steinkohle<br />
Neckarwerke AG<br />
Altbach<br />
Steinkohle<br />
Einsatz Produkt<br />
Menge/t<br />
Sanierung<br />
Absorberschüssel<br />
Waschsuspensionsleitungen<br />
Sanierung<br />
Wäscher<br />
BKB Braunschweigische Kohlenbergwerke AG<br />
STEAG-RWE<br />
Voerde A<br />
Voerde West<br />
700<br />
Steinkohle<br />
3 x 350<br />
Steinkohle<br />
Sanierung der<br />
Rauchgasklappen<br />
Wärmetauscher<br />
Gemeinschaftskraftwerk Hannover-Braunschweig<br />
Mehrum Block 3<br />
Großkraftwerk Mannheim AG<br />
Sanierung<br />
Rohgaseintritt<br />
Sanierung<br />
Reingaskanal<br />
Neubau Rauchgaswäscher<br />
RWE Energie AG<br />
Frimmersdorf 2.400<br />
Braunkohle Kaminaustritte<br />
Bypassklappen<br />
Weisweiler<br />
MHKW Karnap<br />
2.100<br />
Braunkohle<br />
4 x 43,5<br />
Hausmüll<br />
Sanierung<br />
Rohgaseintritt<br />
Sanierung von<br />
vier Wäschern<br />
Sanierung<br />
Rohgaseintritt<br />
Sanierung<br />
Rohgaskanal<br />
Einsatz und hat sich u.a. in Rauchgas-Reinigungssanlagen<br />
von über 20<br />
Stein- und Braunkohlenkraftwerken<br />
sowie Anlagen zur thermischen<br />
Abfallverwertung bewährt. Einsatzzeiten<br />
von 40.000 Betriebsstunden<br />
wurden bereits überschritten und die<br />
Bleche<br />
10 t<br />
Bleche<br />
5 t<br />
Bleche<br />
26 t<br />
Bleche<br />
12 t<br />
Band/Rohre<br />
17,5 t<br />
Bleche<br />
6 t<br />
Bleche<br />
6 t<br />
Bleche<br />
110 t<br />
Bleche<br />
5 t<br />
10 t<br />
Bleche<br />
10 t<br />
Bleche<br />
55 t<br />
Bleche<br />
3 t<br />
Bleche<br />
3 t<br />
Lieferzeit<br />
1996<br />
1994<br />
1993 -<br />
1995<br />
1994<br />
1994<br />
1995<br />
1994<br />
1995 -<br />
1996<br />
1991 -<br />
1993<br />
1993 -<br />
1994<br />
1991 -<br />
1992<br />
1994<br />
1994<br />
Betreiber/EVU<br />
Kraftwerk<br />
Jänschwalde<br />
MW<br />
Brennstoff<br />
Ergebnisse intensiver Laborprüfungen<br />
nachhaltig bestätigt.<br />
Sanierungen werden mit diesem<br />
Werkstoff ebenfalls vorgenommen<br />
sowie in zunehmendem Maße auch<br />
die Herstellung von Wärmeverschiebungssystemen.<br />
Einsatz Produkt<br />
Menge/t<br />
VEAG Vereinigte Energiewerke AG<br />
Boxberg III 2 x 500 Neubau von<br />
Braunkohle vier Wäschern<br />
Rohgaseintritt<br />
6 x 500<br />
Braunkohle<br />
VEBA AG<br />
PreussenElektra AG<br />
Wilhelmshafen<br />
Steinkohle<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG<br />
Rauxel 180<br />
Steinkohle<br />
Schkopau<br />
2 x 450<br />
Braunkohle<br />
Hüls AG<br />
Hüls Block 4/5 235<br />
Steinkohle<br />
Wäschermantel<br />
SchweißarbeitenBefestigungselemente<br />
SchweißarbeitenBefestigungselemente<br />
Sanierung<br />
Rohgaskanal<br />
Wiederaufheizung<br />
Neubau von<br />
vier Wäschern<br />
Rohgaseintritt<br />
Wäschereinbauten<br />
Leitbleche/Roh-<br />
/Reingaskanäle<br />
Regel-/Absperrsysteme<br />
WiederaufheizungBefestigungselemente<br />
Auskleidung<br />
des Wäschers<br />
Bleche<br />
195 t<br />
Auflagemat<br />
plattierter<br />
Bleche<br />
350 t<br />
Draht<br />
8 t<br />
Stangen<br />
10 t<br />
Draht<br />
19 t<br />
Stangen<br />
6 t<br />
Bleche<br />
11 t<br />
Bleche 6 t<br />
Rohre 8 t<br />
Bleche 30 t<br />
Bleche 42 t<br />
Bleche<br />
200 t<br />
Bleche 95 t<br />
Band 1,5 t<br />
Rohre 9 t<br />
Bleche 9 t<br />
Stangen 25<br />
Bleche<br />
18 t<br />
Lieferzeit<br />
1993<br />
1993<br />
1992 -<br />
1993<br />
1993 -<br />
1994<br />
1993<br />
1994 -<br />
1995<br />
1994 -<br />
1997<br />
1994 -<br />
1995<br />
1993<br />
27
28<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) ist eine von Krupp<br />
<strong>VDM</strong> GmbH entwickelte Nickel-<br />
Chrom-Molybdän Superlegierung mit<br />
besonders niedrigen Gehalten an<br />
Kohlenstoff und Silizium. Der Hochleistungswerkstoff<br />
bietet ausgezeichnete<br />
Korrosionsbeständigkeit sowie<br />
hohe mechanische Festigkeit.<br />
Die folgenden Eigenschaften<br />
sind für Nicrofer 5923 hMo - alloy<br />
59 (2.4605) kennzeichnend:<br />
•<br />
•<br />
Eine Werkstoffentwicklung der Krupp <strong>VDM</strong>:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Chemical composition (mass%)<br />
Ni Cr Fe C Mn Si Mo Co Al P S<br />
min. 22.0 15.0 0.1<br />
bal.<br />
max. 24.0 1.5 0.010 0.5 0.10 16.5 0.3 0.4 0.015 0.005<br />
hervorragende Beständigkeit gegenüber<br />
einer Vielzahl korrosiver<br />
Medien, unter oxidierenden<br />
und reduzierenden Bedingungen<br />
ausgezeichnete Beständigkeit<br />
gegenüber Mineralsäuren wie<br />
Salpeter-, Phosphor-, Schwefel-<br />
•<br />
•<br />
•<br />
und Salzsäure sowie insbesondere<br />
gegenüber Schwefel-/Salzsäuremischungen<br />
ausgezeichnete Beständigkeit<br />
gegenüber verunreinigten Mineralsäuren<br />
gute Verarbeit- und Schweißbarkeit<br />
ohne Anfälligkeit gegen<br />
Schweißrissigkeit<br />
Zulassung für die Herstellung von<br />
Druckbehältern mit Betriebstemperaturen<br />
von -196 bis +450°C<br />
Korrosionsverhalten<br />
Die hohen Gehalte an Chrom,<br />
Molybdän und Nickel machen die<br />
Legierung beständig gegenüber<br />
Chloridionenangriff.<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) ist einer der wenigen<br />
Werkstoffe, der beständig ist gegen<br />
feuchtes Chlorgas, Hypochlorit und<br />
Chlordioxid-Lösungen, die in der Zellstoffindustrie<br />
auftreten.<br />
Die Legierung weist ausgezeichnete<br />
Beständigkeit gegen konzentrierte<br />
Lösungen oxidierender Salze<br />
wie Eisen III- und Kupfer II-Chlorid<br />
auf.<br />
Prüfung in der Testlösung<br />
„Grüner Tod“<br />
Für die Ermittlung der Beständigkeit<br />
gegenüber Loch- und Spaltkorrosion<br />
sind andere Prüfmedien als<br />
die 10 % FeCl 3-Lösung verwendet<br />
worden, weil zum einen Nickel-<br />
Chrom-Molybdän Legierungen im<br />
FeCl 3-Test durchweg beständig sind<br />
und eine Differenzierung daher<br />
nicht möglich ist, zum anderen der<br />
Praxisbezug (Chemische Prozeßindustrie,<br />
Papier- und Zellstoffindustrie,<br />
Rauchgas-Reinigung) mit<br />
stark sauren, hochchloridhaltigen<br />
Medien besser gegeben ist.<br />
Das Ergebnis von Prüfungen in<br />
Critical pitting temperature (CPT) and crevice corrosion temperature (CCT)<br />
Alloy CPT CPT<br />
Nicrofer 5923 hMo – alloy 59 > 120 o C > 110 o C<br />
Nicrofer 5716 hMoW – alloy C-276 115-120 o C 105 o C<br />
Nicrofer 6020 hMo – alloy 625 100 o C 85-95 o C<br />
Critical pitting temperature (CPT) and crevice corrosion temperature (CCT) in<br />
'Green Death' solution: 7% H 2SO 4 + 3% HCI + 1% CuCl 2 + 1% FeCl 3 x 6 H 2O<br />
after 24 h ageing time per 5 o C temperature increase.
einer nicht genormten Testlösung, die<br />
extreme, durch Taupunkt unterschreitende<br />
saure und hochchloridhaltige<br />
sowie oxidierende Bedingungen in<br />
einer Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
simuliert, dem sogenannten „Grünen<br />
Tod“, stellt die Tabelle auf Seite 28<br />
dar.<br />
Deutlich verbesserte<br />
thermische Stabilität<br />
Infolge des extrem niedrigen<br />
Kohlenstoff- und Siliziumgehaltes<br />
neigt Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) nicht zu Korngrenzenausscheidungen<br />
bei der Warmformgebung<br />
oder beim Schweißen, weist<br />
also eine deutlich verbesserte thermische<br />
Stabilität auf.<br />
Als Kriterium thermischer Stabilität<br />
wird oft das Zeit-Temperatur-Sensibilisierungsdiagrammherangezogen.<br />
In dem nachstehenden Diagramm<br />
sind die Ergebnisse von<br />
Untersuchungen zur Ermittlung der<br />
Time-temperature sensitisation diagram<br />
Temperature, o C<br />
1100<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
Nicrofer 5923 hMo – alloy 59<br />
Nicrofer 5621 hMoW –<br />
alloy 22<br />
Nicrofer 5716 hMoW –<br />
alloy C-276<br />
Nicrofer 6616 hMo –<br />
alloy C-4<br />
0.03 0.1 0.3 1 3 10 30<br />
Time, h<br />
Beständigkeitsbereiche gegenüber<br />
interkristalliner Korrosion wichtiger<br />
Nickel-Chrom-Molybdän Legierungen<br />
zusammenfassend dargestellt.<br />
Zu erkennen ist, daß die Nickellegierung<br />
Alloy C-276 (2.4819)<br />
unter derartigen Kriterien sehr anfällig<br />
ist gegenüber interkristalliner Kor-<br />
Nicrofer 6020 hMo –<br />
alloy 625<br />
Time-temperature sensitisation diagram of different nickel-chromium-molybdenum alloys.<br />
Montage eines<br />
Rohgaseintrittsstutzens.<br />
Im Wäscher ist der<br />
mit Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59walzplattierten<br />
Blechen ausgekleideteRohgaseintrittsbereich<br />
zu<br />
erkennen.<br />
rosion. Das Schweißen zumindest<br />
dickerer Abmessungen dieses Werkstoffes<br />
ist demnach problematisch.<br />
Die von Krupp <strong>VDM</strong> GmbH entwickelte<br />
Nickellegierung Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605) hingegen<br />
verhält sich wesentlich günstiger,<br />
auch im Vergleich zu den<br />
Nickellegierungen Alloy C-4 (2.4610)<br />
und Alloy 22 (2.4602).<br />
Eine Sensibilisierung im Sinne<br />
des 50 µm IK-Kriteriums beginnt erst<br />
nach frühestens zwei Stunden.<br />
Dies ist eine für die Praxis ausreichende<br />
Zeit, um interkristalline<br />
Korrosion nach Warmformgebung,<br />
Wärmebehandlung und Schweißen<br />
selbst dicker Abmessungen zu vermeiden.<br />
29
30<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage:<br />
Das Werkstoffkonzept<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Rauchgasprinzipfließbild Block A – Materialauslegung<br />
Legende<br />
1 Umschaltklappe REA 1<br />
2 Umschaltklappe REA 2<br />
3 Bypassklappe REA 1<br />
4 Bypassklappe REA 2<br />
5 Klappe h. Wärmetauscher<br />
REA 1<br />
6 Klappe h. Wärmetauscher<br />
REA 2<br />
7 Schornsteinklappe Block A<br />
8 Schornsteinklappe Block B<br />
9 Schornsteinklappe Hilfsdampferzeuger<br />
12 Emissionsmessungen<br />
1<br />
vom Saugzug<br />
Block A<br />
2<br />
Normalstahl<br />
Stahl gummiert<br />
Stahl beschichtet<br />
Nickelbasislegierung<br />
3 + 4m<br />
3 + 4m<br />
REA 1 Block A<br />
Belüftungsstutzen<br />
REA 2 Block A<br />
Der sichere und störungsfreie<br />
Betrieb einer Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
und damit die Verfügbarkeit<br />
des gesamten Kraftwerkes<br />
hängen entscheidend von der Entwicklung<br />
und Umsetzung eines sämtliche<br />
durch Korrosion gefährdete<br />
Komponenten einschließenden Werkstoffkonzeptes<br />
ab.<br />
Im Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
gilt dies für den besonders stark<br />
belasteten Eintrittsbereich des Rohgases<br />
in die Wäscher, für Segmente<br />
Dagavo<br />
Dagavo<br />
3<br />
4<br />
6<br />
5<br />
12<br />
8<br />
von Block B<br />
der Roh- und Reingaskanäle vor den<br />
Wäschern, vor und nach den Reingas-Wiederaufheizanlagen<br />
sowie<br />
vor dem Schornstein, für Absperrund<br />
Regelsysteme sowie für die Wärmeaustauscher,<br />
mit denen das<br />
während des Waschvorganges<br />
abgekühlte Reingas wieder aufgeheizt<br />
wird.<br />
Die das Werkstoffkonzept der<br />
Anlage bestimmenden Faktoren sind<br />
deren verfahrens- und anlagentechnische<br />
Parameter wie Temperatur, SO 2-<br />
Frachten, pH-Wert, Chloridkonzentration<br />
der Waschsuspension und der<br />
Gehalt an Feststoffen wie Flugasche,<br />
Kalk und den bei der Rauchgaswäsche<br />
anfallenden Reaktionsprodukten.<br />
12<br />
7<br />
Schornstein<br />
9<br />
vom Hilfsdampferzeuger<br />
12
Bautechnische Maßnahmen zur<br />
Vermeidung von Spaltkorrosion<br />
Einen maßgeblichen Anteil an<br />
der Korrosionsbeständigkeit der<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage hat auch<br />
deren sorgfältige Bauausführung.<br />
Hier gilt es, die eine Korrosionsreaktion<br />
zwischen metallischem Werkstoff<br />
und korrosivem Medium besonders<br />
begünstigenden Spalten bereits<br />
im Entwurfsstadium bzw. während<br />
der Fertigung der einzelnen Komponenten<br />
der Anlage auszuschließen.<br />
Ein Unterschätzen des Korrosionsangriffes<br />
oder der Einsatz eines ihm<br />
nicht gewachsenen Werkstoffes kann<br />
zu erheblichen Schäden führen, die<br />
die Funktion eines Bauteiles beeinträchtigen<br />
oder gänzlich außer Kraft<br />
setzen.<br />
Bei konstruktionsbedingten Spalten<br />
wie den Dichtsystemen der Regelund<br />
Absperrsysteme, dargestellt in<br />
der nebenstehenden Skizze, oder<br />
dem Spiel (Spalt) zwischen Bolzen<br />
und Mutter von Schraubverbindungen<br />
muß der Korrosionsgefahr durch<br />
Einsatz eines ausreichend spaltkorrosionsbeständigen<br />
Werkstoffes begegnet<br />
werden. Optimalen Schutz<br />
bietet hier ein Hochleistungswerkstoff<br />
auf Nickelbasis, wie der in Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
von über 20<br />
Stein- und Braunkohlenkraftwerken<br />
bewährte Nicrofer 5923 hMo - alloy<br />
59 (2.4605), eine Entwicklung der<br />
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH.<br />
Spalten entstehen auch durch<br />
Feststoffablagerungen, unter denen<br />
Spaltkorrosion auslösende Bedingungen<br />
herrschen.<br />
Wird in einem Spalt bei zunehmender<br />
Chloridkonzentration die<br />
Repassivierungsfähigkeit eines Werkstoffes<br />
aufgehoben, entstehen Korro-<br />
Duplex-Dichtsystem<br />
mit dem sich zwischen den<br />
Dichtelementen ergebenden Spalt<br />
sionsprodukte, die hydrolisieren und<br />
den pH-Wert der Elektrolytlösung<br />
senken. Dies erhöht die Geschwindigkeit<br />
des Korrosionsangriffes. Gleichermaßen<br />
ungünstig wirkt sich eine<br />
Erhöhung der Chloridkonzentration<br />
im Spalt durch Überführung von<br />
Chloridionen aus dem Angriffsmittel<br />
aus. Außerhalb des Spaltes erfolgt<br />
die kathodische Teilreaktion des Korrosionsvorganges<br />
an den meist ausgedehnten,<br />
spaltfreien Oberflächen.<br />
Dieses ungünstige Verhältnis von<br />
anodischem (Spalt) zu kathodischen<br />
Anlieferung eines<br />
Rohgaseintrittsstutzens.<br />
Zu erkennen<br />
ist die Innenauskleidung<br />
aus<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59.<br />
31
32<br />
Oberflächenbereichen beschleunigt<br />
die Spaltkorrosion.<br />
Die Gefährdung passivierender<br />
Werkstoffe durch Spaltkorrosion ist<br />
höher als die Gefährdung durch Lochkorrosion<br />
an spaltfreien Oberflächen.<br />
Es bestehen kritische Chloridkonzentrationen<br />
und Grenzpotentiale, die<br />
zum Erzeugen von Spaltkorrosion an<br />
passivierbaren Werkstoffen überschritten<br />
werden müssen. Diese kritischen<br />
Werte liegen für Spaltkorrosion durchweg<br />
niedriger (Konzentration) oder<br />
negativer (Potential) als die entsprechenden<br />
kritischen Werte für Lochkorrosion<br />
an spaltfreien Oberflächen.<br />
Mit zunehmenden Chrom-,<br />
Molybdän- und Stickstoffgehalten weisen<br />
Edelstähle und Nickellegierungen<br />
eine höhere Beständigkeit gegenüber<br />
Spalt- oder Lochkorrosion auf.<br />
Werden in einem Absorber der<br />
pH-Wert durch das Waschverfahren<br />
und die SO 2-Fracht durch den<br />
Schwefelgehalt der Kohle bestimmt,<br />
hängt die Chloridkonzentration der<br />
Waschsuspension nicht nur vom<br />
Chlorgehalt der Kohle und dem eingesetzten<br />
Waschwasser ab, sondern<br />
auch von der Fahrweise der Anlage.<br />
Der Verzicht auf eine Abwasseraufbereitung<br />
und eine nahezu abwasserfreie<br />
Fahrweise der Anlage verursachen<br />
hierbei eine Aufkonzentration<br />
der Waschsuspension mit Chloriden,<br />
die lediglich von der aus dem<br />
Kreislauf ausgeschleusten Abwassermenge<br />
beeinflußt wird.<br />
Das im Roh- und Reingas noch<br />
enthaltene Schwefeldioxid (SO 2)<br />
bzw. Schwefeltrioxid (SO 3) sowie<br />
Feuchtigkeit kann bei Abkühlung<br />
kondensieren und zu korrosionsfördernden<br />
schwefelsauren Kondensatfilmen<br />
führen. Durch den Tropfenund<br />
Sprühnebelmitriß aus dem<br />
Wäscher enthält dieses Kondensat<br />
hohe Chloridanteile, welche die Kor-<br />
rosionsbedingungen weiter verschärfen<br />
und bei niedrig legierten, nichtrostenden<br />
Stählen Lochkorrosion verursachen<br />
und Spaltkorrosion in Spalten<br />
und unter Feststoffablagerungen.<br />
Individuell<br />
abgestimmtes Werkstoffkonzept<br />
Aufgrund der außerordentlich<br />
hohen Korrosionsbelastungen wurde<br />
im Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
ein auf die individuellen Beanspruchungen<br />
der einzelnen Komponenten<br />
der Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
sorgfältig abgestimmtes Werkstoffkonzept<br />
entwickelt. Dieses Konzept,<br />
dargestellt im Fließbild auf Seite 30,<br />
trägt auch der Tatsache Rechnung,<br />
daß beide Kraftwerksblöcke sowohl<br />
in Grund- wie auch in Mittellast<br />
betrieben werden, was die Korrosionsbedingungen<br />
durch häufigeres<br />
An- und Abfahren der Anlagen weiter<br />
verschärft.<br />
Für hochbelastete Komponenten<br />
der Rauchgas-Reinigungsanlage:<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
Nach intensiven technischen<br />
Beratungen und Konsultation der<br />
Hersteller von Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
und Produzenten von<br />
Nickelbasis-Hochleistungswerkstoffen<br />
entschied VEBA Kraftwerke Ruhr<br />
AG, zum Schutze der von Korrosion<br />
besonders hoch belasteten Komponenten<br />
der Rauchgas-Reinigungsanlage<br />
des 900 MW-Braunkohlenkraftwerkes<br />
Schkopau den Werkstoff<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) einzusetzen. Dieser von<br />
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH entwickelte
Hochleistungswerkstoff bietet unter<br />
den extremen Bedingungen einer<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage höchste<br />
Korrosionsbeständigkeit, die in intensiven<br />
Laboruntersuchungen sowie<br />
praktischen Erfahrungen aus über 20<br />
Stein- und Braunkohlenkraftwerken<br />
sowie Anlagen zur thermischen<br />
Abfallverwertung nachhaltig unter<br />
Beweis gestellt wurde.<br />
Gegenstrom-Sprühturmwäscher<br />
Der extremster Korrosionsbeanspruchung<br />
ausgesetzte Eintrittsbreich<br />
des Rohgases wurde bei allen vier<br />
Rauchgaswäschern aus Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
gefertigt, wobei massive Bleche für<br />
die Eintrittsstutzen und plattiertes<br />
Material für die Wäscherwandungen<br />
im Eintrittsbereich des Rohgases<br />
eingesetzt wurden.<br />
Im Rohgaseintrittsbereich trifft<br />
das ca. 175°C heiße Rauchgas, belastet<br />
mit bis zu 7.400 mg/m 3 i.N.tr.<br />
SO 2, 50 mg/m 3 i.N.tr. HCl und 25<br />
mg/m 3 i.N.tr. HF, bei 6 % O 2 auf die<br />
ca. 67°C warme Waschsuspension<br />
mit einem Chloridgehalt von bis zu<br />
40.000 ppm. Es kommt zu Taupunktunterschreitungen;<br />
bei Temperaturen<br />
von ca. 125°C bildet sich Rauchgaskondensat.<br />
Spaltkorrosion verursachende<br />
Feststoffablagerungen ver-<br />
900 MW-Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Lieferungen der Krupp <strong>VDM</strong> für Komponenten der Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
Rauchgaswäscher<br />
Rohgaseintritt<br />
Bleche, massiv, 6 mm ca. 30 t<br />
Bleche, plattiert, 15 + 2 mm ca. 38 t, Plattierauflage ca. 6 t<br />
Einbauten<br />
Bleche, massiv, 6 mm ca. 36 t<br />
Stangen für Befestigungselemente und Flansche ca. 25 t<br />
Roh- und Reingaskanäle<br />
Bleche, massiv, 7 mm ca. 200 t<br />
Schweißmaterial ca. 3 t<br />
Regel- und Absperrsysteme<br />
Bleche, massiv, 6 bis 10 mm ca. 95 t<br />
Band, 0,25 mm ca. 1,5 t<br />
Wärmeaustauscher der Reingas-Wiederaufheizanlagen im Block A<br />
Band für Rohre, 25 x 1,0 mm ca. 9,1 t<br />
Bleche, massiv, 6 mm ca. 3,5 t<br />
Bleche, plattiert, 6 + 2 mm ca. 11 t, Plattierauflage ca. 3,5 t<br />
schärfen die Korrosionsbedingungen.<br />
Im Inneren der Wäscher wurden<br />
die erste (unterste) Düsenebene<br />
mit einem Durchsatz von 5.350<br />
m 3/h, die Oxidationsluftlanzen, die<br />
Kalksteinmehllanzen und die Siebkörbe<br />
ebenfalls in Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59 (2.4605) ausgeführt,<br />
wie auch die Befestigungselemente<br />
Schrauben und Gewindestangen.<br />
Roh- und Reingaskanäle<br />
Auch die besonders starker Korrosionsbeanspruchung<br />
ausgesetzten<br />
Segmente der Rohgaskanäle unmittelbar<br />
vor den Rauchgaswäschern<br />
und der Reingaskanäle vor und nach<br />
den Reingas-Wiederaufheizanlagen<br />
sowie vor dem Schornstein wurden<br />
in Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605) ausgeführt.<br />
Regel- und Absperrsysteme<br />
Zum Schutz vor der zum Teil<br />
extrem hohen korrosiven Belastung,<br />
der die Jalousie- und Tandemklappen<br />
ausgesetzt sind, wurden auch sie,<br />
wie deren Dichtsysteme, aus dem<br />
Hochleistungswerkstoff Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59 (2.4605)<br />
gefertigt.<br />
Reingas-Wiederaufheizung<br />
Auch für die längsnahtgeschweißten<br />
Rohre, die Rohrböden<br />
und den Rahmen der Wärmeaustauscher<br />
in den Reingas-Wiederaufheizanlagen<br />
im Block A wurde der Hochleistungswerkstoff<br />
Nicrofer 5923<br />
hMo - alloy 59 (2.4605) gewählt.<br />
33
34<br />
Bewährte Verarbeitungstechniken:<br />
Das Schweißen von Nickel-Chrom-Molybdän Legierungen<br />
WIG-Handschweißung<br />
im<br />
Wäscherkopf<br />
eines Müllheizkraftwerkes.<br />
Der Einsatz von Nickellegierungen<br />
als Konstruktionswerkstoff in der<br />
Energie- und Umwelttechnik berührt<br />
unmittelbar auch die Frage nach<br />
deren Schweißbarkeit, da Sicherheit<br />
und Lebensdauer von Apparaten und<br />
Anlagen ganz wesentlich von der<br />
Güte der Schweißverbindungen<br />
bestimmt werden. Mit optimalen<br />
Ergebnissen kann aber nur gerechnet<br />
werden wenn Konstruktion und Fertigung<br />
auch mit den schweißtechnischen<br />
Gegebenheiten der zu verarbeitenden<br />
Werkstoffe in Einklang<br />
gebracht werden. Die richtige Wahl<br />
geeigneter Schweißzusatzwerkstoffe<br />
und Schweißverfahren spielt hierbei<br />
eine ganz entscheidende Rolle und<br />
muß bereits im Entwurfsstadium eines<br />
Bauteiles berücksichtigt werden.<br />
Eine ideale Schweißkonstruktion<br />
erlaubt einen problemarmen Zusammenbau<br />
in der Werkstatt und auch<br />
auf der Baustelle. Die Wahl der<br />
Schweißnahtanordnung und Schweißnahtgeometrie<br />
muß dem Schweißer<br />
ausreichende Bewegungsfreiheit gewähren,<br />
um auch Schweißnähte mit<br />
flachem Profil ohne Schlackeneinschlüsse<br />
und zu starkem Wurzeldurchhang<br />
bei Einhaltung werkstoffgerech-<br />
ter Streckenenergie zu erstellen.<br />
Bei hohem Schweißnahtanfall<br />
innerhalb eines Bauteils ist es von<br />
Vorteil, auf mechanisierbare Schweißverfahren<br />
zurückzugreifen. So liegen<br />
beispielsweise über den Einsatz des<br />
WIG-Verfahrens unter Verwendung<br />
von Schweißzusatz als Kalt- oder<br />
Heißdraht umfangreiche, in erster<br />
Linie aus kritischen Anwendungsgebieten<br />
stammende Erfahrungen vor.<br />
In Bereichen hoher Korrosionsbelastung<br />
müssen durch Vorversuche<br />
Schweißverfahren und entsprechender<br />
Schweißzusatz festgelegt werden.<br />
Beim manuellen Einsatz muß<br />
unabhängig vom Schweißverfahren<br />
auf die Qualifizierung des Personals<br />
geachtet werden. Es ist unbedingt<br />
erforderlich, gut ausgebildetes und<br />
zuverlässiges Personal einzusetzen,<br />
möglichst mit Prüfungen nach DIN<br />
8561 für NE-Metallschweißer.
Vorbereitende Arbeiten<br />
An vorderster Stelle muß das<br />
rechtzeitige Auseinandersetzen mit<br />
der Konstruktionszeichnung stehen.<br />
Nur so kann früh genug festgestellt<br />
werden, ob der Konstrukteur den<br />
schweißtechnischen Möglichkeiten<br />
in hinreichendem Maße Rechnung<br />
getragen hat. Im Zweifelsfall ist es<br />
sinnvoll, anhand von Verfahrensprüfungen<br />
die einwandfreie Verarbeitbarkeit<br />
eines Werkstoffes mit den in<br />
der Konstruktionszeichnung angegebenen<br />
Werkstoffkombinationen,<br />
Nahtformen und Schweißpositionen<br />
nachzuweisen. Hierbei sei auf DIN<br />
8563, Blatt 1 und 2, Sicherung der<br />
Güte von Schweißarbeiten, verwiesen.<br />
Der Zustand des zu verarbeitenden<br />
Halbzeuges sollte lösungsgeglüht,<br />
metallisch sauber, frei von<br />
Fett und schwefel- sowie bleihaltigen<br />
Substanzen sein.<br />
Sind vor dem Schweißen kaltformende<br />
Arbeitsgänge, wie z.B.<br />
Biegen, Abkanten, Bördeln oder Tiefziehen<br />
erforderlicher, sind die Angaben<br />
der jeweiligen VdTÜV-Werkstoffblätter,<br />
des AD-Merkblattes HP 7/3<br />
und der Werkstoffblätter der Hersteller<br />
unbedingt zu beachten.<br />
Schweißnahtvorbereitung<br />
Die nebenstehende Darstellung<br />
zeigt die in der Praxis für unterschiedliche<br />
Materialdicken üblichen<br />
Schweißkanten. Nickellegierungen<br />
neigen mehr oder weniger zum<br />
Schmieren, daher sollte die Schweißkantenbearbeitung<br />
durch spanabhebende<br />
Verfahren, wie Drehen,<br />
Hobeln oder Fräsen vorgenommen<br />
werden.<br />
Normalerweise werden diese<br />
Arbeiten trocken durchgeführt, wird<br />
jedoch mit Schneid- oder Schmiermitteln<br />
gearbeitet, ist auf deren<br />
Schwefelfreiheit zu achten. In jedem<br />
Fall ist anschließend eine sorgfältige<br />
Reinigung vorzunehmen.<br />
Wichtig ist, das unterschiedliche<br />
physikalische Verhalten der<br />
Nickellegierungen im Vergleich zu<br />
Kohlenstoffstahl zu beachten, insbesondere<br />
deren geringere Wärmeleitfähigkeit<br />
und höhere Wärmeausdehnung.<br />
Diesem Verhalten ist u.a.<br />
durch größere Wurzelspalte bzw.<br />
Stegabstände Rechnung zu tragen,<br />
während aufgrund des zähflüssigen<br />
Verhaltens im schmelzflüssigen Zustand<br />
mit größeren Öffnungswinkeln<br />
gearbeitet werden muß, um dem<br />
ausgeprägten Schrumpfverhalten<br />
entgegenzuwirken.<br />
Nahtvorbereitungen an Nickel<br />
und Nickellegierungen<br />
35
36<br />
WIG-Schweißen<br />
massiver Bleche<br />
in einem Rauchgaskanal.<br />
Schweißverfahren<br />
Nickellegierungen lassen sich<br />
nach allen bekannten und in der Praxis<br />
eingeführten Schmelzschweißverfahren<br />
schweißen.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Diese sind:<br />
Lichtbogen-Hand (E-Hand), mit<br />
umhüllter Stabelektrode (LBH)<br />
Wolfram-Inertgas (WIG)<br />
Wolfram-Inertgas mit Heißdraht<br />
(WIG-HD)<br />
Wolfram-Plasma (WP)<br />
Metall-Inertgas (MIG)<br />
Unterpulver (UP)<br />
Laser (L)<br />
Lichtbogen-Handschweißen<br />
Das Lichtbogen-Hand (LBH)-<br />
Schweißen mit umhüllten Stabelektroden<br />
deckt aufgrund seiner vielfältigen<br />
Einsatzmöglichkeiten nach<br />
wie vor einen gewissen Anwendungsbereich<br />
ab. Mit einem geringen<br />
apparativen Aufwand ermöglicht<br />
es insbesondere das Schwei-<br />
ßen in schwierig erreichbaren Bauteilbereichen<br />
und Zwangslagen.<br />
Das Lichtbogenhandschweißen<br />
hat den Vorteil, daß ausreichend<br />
erfahrene Schweißer für dieses Verfahren<br />
zur Verfügung stehen, wenn<br />
auch eine besondere Ausbildung für<br />
Sonderlegierungen erforderlich werden<br />
kann.<br />
Bei sachgemäßer Durchführung<br />
bietet dieses Verfahren die geringste<br />
Wärmeeinbringung bzw. Energiezufuhr<br />
von allen Schmelzschweißverfahren,<br />
vor allem bei Mehrlagenschweißungen.<br />
In der Regel wird mit<br />
Gleichstrom und der Elektrode am<br />
Plus-Pol gearbeitet.<br />
Wolfram-Inertgasschweißen<br />
Das Wolfram-Inertgas (WIG)-<br />
Schweißen verlangt vom Schweißer<br />
eine größere Fertigkeit als das Lichtbogenhandschweißen.<br />
Dieses Verfahren<br />
kann zu den besten Schweißnahtgüten<br />
führen.<br />
Es ermöglicht, mit geringer<br />
Wärmeeinbringung zu schweißen,<br />
insbesondere dann, wenn mit<br />
Schweißzusatz gearbeitet wird, da<br />
mit Hilfe des abschmelzenden<br />
Schweißstabes bzw. Kaltdrahtes die<br />
Badtemperatur günstig beeinflußt<br />
werden kann.<br />
Das WIG-Verfahren wird im<br />
Bereich geringer bis mittlerer<br />
Wanddicken angewandt, darüber<br />
hinaus auch bevorzugt zum<br />
Schweißen von Wurzellagen und<br />
Badsicherungen bei größeren Materialdicken.<br />
Die Stromart ist werkstoffabhängig;<br />
bei Nickellegierungen wird mit<br />
Gleichstrom und der Elektrode am<br />
Minus-Pol geschweißt.
Wolfram-Inertgasschweißen<br />
mit Heißdraht<br />
Das Wolfram-Inertgas (WIG-<br />
HD)-Schweißen mit Heißdraht ermöglicht<br />
ebenso wie das WIG-Verfahren<br />
eine hohe Qualität des Schweißgutes<br />
und damit der Verbindung. Das Verfahren<br />
läßt sich so darstellen, daß der<br />
WIG-Lichtbogen zum Aufschmelzen<br />
des Grundwerkstoffes eingesetzt<br />
wird, während über ein Drahtvorschubsystem<br />
kontinuierlich der<br />
Schweißzusatz zum Lichtbogen bzw.<br />
Schmelzbad transportiert wird. Dieser<br />
Schweißzusatz, im Durchmesserbereich<br />
von 0,8 - 1,2 mm, ist über ein<br />
Kontaktrohr an eine eigene Stromquelle<br />
angeschlossen. Der Schweißzusatz<br />
taucht in das Schmelzbad ein<br />
und muß während des Schweißprozesses<br />
diese Lage beibehalten, d.h.,<br />
es besteht ständig ein Kurzschluß zwischen<br />
Schweißzusatz und Werkstück<br />
bzw. Schmelzbad.<br />
Wesentlich für die optimale<br />
Durchführung einer WIG-HD-<br />
Schweißung ist die richtige Anstellung<br />
des Brenners. Der Anstellwinkel des<br />
Kontaktrohres muß in einem Bereich<br />
von 20 - 40° zur Werkstückoberfläche<br />
bzw. Horizontalen liegen. Die Länge<br />
des freien Draht-endes darf z.B. bei<br />
0,8 mm Schweißdrahtdurchmesser<br />
15 mm nicht überschreiten, da der<br />
Draht sonst durch Widerstandserwärmung<br />
vor dem Eintauchen in das<br />
Schmelzbad abbrennt.<br />
Wie üblich wird der WIG-Brenner<br />
am Minus-Pol und das Werkstück<br />
am Plus-Pol angeklemmt. Zum Aufheizen<br />
des Heißdrahtes dient eine<br />
separate Wechselstromquelle mit einstellbarer<br />
Spannung. Hier liegen die<br />
Spannungen zwischen 5 und 12 V.<br />
Um eine Oxidation des aufgeheizten<br />
Drahtes zu vermeiden, kann das<br />
Kontaktrohr mit einer Schutzgasversorgung<br />
ausgerüstet werden.<br />
Sind im Normalfall beim WIG-<br />
Schweißen mit Kaltdrahtzusatz<br />
Schweißgeschwindigkeiten von ca.<br />
10 cm/min. zu erreichen, so liegen<br />
diese beim WIG-HD-Schweißen im<br />
Bereich von 20 - 30 cm/min., teilweise<br />
auch deutlich darüber.<br />
Mit der WIG-HD-Prozeßtechnik<br />
wird das Schweißergebnis äußerst<br />
positiv beeinflußt, im Vergleich zu<br />
anderen Verfahren durch weniger<br />
Verzug, eine schmale wärmebeeinflußte<br />
Zone, eine geringere Gefahr<br />
von Heißrissen und, im Falle plattierter<br />
Blechen, durch weniger Aufmischung<br />
mit dem Grundwerkstoff.<br />
Wolfram-Plasmaschweißen<br />
Bei Anwendung des Wolfram-<br />
Plasma (WP)-Schweißens brennt der<br />
übertragene Lichtbogen zwischen<br />
einer Wolframelektrode und dem<br />
Werkstück durch die wassergekühlte,<br />
einschnürende Kupferdüse hindurch,<br />
wobei die Wolframelektrode als<br />
Verfahrensprinzip der WIG-Heißdraht-Schweißung<br />
Wolfram-Elektrode<br />
Schutzgas<br />
WIG-Brenner<br />
Gaslinse<br />
Heißdraht<br />
Erhitzungseinrichtung<br />
Schweißnaht<br />
Grundwerkstoff<br />
Stromquelle<br />
– +<br />
Kathode und die Düse als Anode<br />
geschaltet sind. Das Plasmagas<br />
(gleichbedeutend mit einem hocherhitzten<br />
Gas) wird in den Ringraum<br />
zwischen Wolfram-elektrode und<br />
Düse eingeblasen. Zusätzlich zum<br />
Plasmagas wird ein zweiter Gasstrom,<br />
das Schutzgas, benötigt, welches<br />
das Schweißbad vor Einflüssen<br />
aus der Atmosphäre schützt.<br />
Das Verfahren liefert eine hohe<br />
Schweißnahtgüte und kann problemlos<br />
im Bereich von 2 - 9 mm Materialdicke<br />
ohne Nahtvorbereitung - also<br />
� in allen Positionen<br />
anwendbar<br />
� höhere<br />
Abschmelzleistung<br />
� Mechanisierung möglich<br />
� gleichmäßige Aufmischung<br />
� spritzfreie Schweißung<br />
� glatte schlackenfreie<br />
Nahtoberfläche<br />
37
38<br />
am I-Stoß - eingesetzt werden, und<br />
zwar ohne und auch mit Schweißzusatz.<br />
Der Schweißvorgang läßt sich<br />
so erklären, daß der Plasmastrahl<br />
den Werkstoff bzw. die zu verbindenden<br />
Werkstücke im I-Stoß durchdringt;<br />
es bildet sich das sogenannte<br />
Stichloch, welches sich entlang der<br />
Stoßkante der zu verbindenden<br />
Werkstücke bewegt. Der aufgeschmolzene<br />
Werkstoff fließt hinter<br />
dem Stichloch gleichmäßig zusammen<br />
und bildet das artgleiche<br />
Schweißgut.<br />
Metall-Inertgasschweißen<br />
Beim Metall-Inertgas (MIG)-<br />
Schweißen ist der zwischen dem<br />
kontinuierlich zugeführten abschmelzenden<br />
Schweißzusatz (Drahtelektrode)<br />
und dem Grundwerkstoff unter<br />
Schutzgas (Argon oder Helium) brennende<br />
Lichtbogen die Wärmequelle.<br />
Eine für das Schweißen von Nickellegierungen<br />
interessante und an<br />
Bedeutung zunehmende Variante ist<br />
die Impulstechnik.<br />
Die Möglichkeit, dem Schweißstrom<br />
(Grundstrom) Stromimpulse mit<br />
einstellbarer Frequenz zu überlagern,<br />
bietet den Vorteil, den Ablauf<br />
des Schweißprozesses dahingehend<br />
zu beeinflussen, daß neben dem<br />
sicheren Schweißen dünner Querschnitte<br />
auch mit relativ geringer<br />
Wärmeeinbringung gearbeitet werden<br />
kann.<br />
Unterpulverschweißen<br />
Beim Unterpulver (UP)-Schweißen<br />
wird die kontinuierlich angeführ-<br />
te Drahtelektrode unter einer Aufschüttung<br />
von Schweißpulver abgeschmolzen.<br />
Das Pulver schmilzt<br />
dabei zu einer Schlackenblase, die<br />
mit ionisierten Gasen gefüllt ist und<br />
in der der Lichtbogen brennt. Da der<br />
Schweißprozeß völlig verdeckt vor<br />
sich geht, ist der thermische Wirkungsgrad<br />
sehr hoch.<br />
Hieraus und aus dem hohen<br />
thermischen Wirkungsgrad ergibt<br />
sich die Möglichkeit eines beispielsweise<br />
siebenmal höheren Wärmeeinbringens<br />
als beim Schweißen mit<br />
Stabelektroden und damit entsprechend<br />
höherer Abschmelzleistungen.<br />
Mit Rücksicht auf eine eventuell<br />
vorhandene Sensibilisierungsneigung<br />
bzw. Neigung zur Ausscheidung<br />
intermetallischer Phasen im<br />
Grundwerkstoff muß die Wärmeeinbringung<br />
gegebenenfalls reduziert<br />
werden.<br />
Das UP-Schweißen von Nickellegierungen<br />
hat dank in den letzten<br />
Jahren entwickelter Schweißpulver<br />
an Bedeutung gewonnen.<br />
Laserschweißen<br />
Das Laser (L)-Schweißen nutzt<br />
die außerordentlich hohe Strahlungsenergie<br />
des Lasers zum Schmelzen<br />
des Werkstoffes. Die Stoßflächen stehen<br />
parallel, mit einem äußerst<br />
geringen Spalt (
gering wie möglich sein, da sie die<br />
Neigung zu Porenbildung fördert.<br />
Kupferunterlagen, die nahe an der<br />
Schweißzone aufliegen, tragen dazu<br />
bei, die Wärme abzuführen und den<br />
Verzug zu vermindern.<br />
Zum Ausrichten der Teile werden<br />
Einspannvorrichtungen empfohlen.<br />
Wenn die Teile nach dem<br />
Schweißen in der Haltevorrichtung<br />
abkühlen, zeigen sie den geringsten<br />
Verzug. Können Spannvorrichtungen<br />
nicht angewandt werden, so empfehlen<br />
sich Heftschweißungen. Für<br />
komplizierte Verbindungen ist eine<br />
Schweißplanung notwendig.<br />
Bei Mehrlagenschweißungen<br />
sind mehrere dünne Lagen besser als<br />
nur eine oder zwei Lagen, die eine<br />
verminderte Korrosionsbeständigkeit<br />
verursachen können. Strichraupen<br />
sind günstiger als Pendelraupen.<br />
Nach jeder Schweißlage ist die<br />
Naht gründlich zu säubern, ehe weitere<br />
Lagen eingebracht werden. An<br />
Mehrlagenschweißungen von Voder<br />
U-Nähten sollte die Wurzellage<br />
möglichst gegengeschweißt werden.<br />
Vermehrter Einsatz von<br />
Schutzgas-Schweißverfahren<br />
In jüngster Zeit hat sich eine<br />
deutliche Verlagerung von dem Lichtbogenhandschweißverfahren<br />
zu<br />
den Schutzgasverfahren vollzogen.<br />
Die Ursache für diesen Wandel ist<br />
u.a. darin zu sehen, daß eine hohe<br />
Schweißnahtgüte mit den Schutzgasverfahren<br />
sicherer zu erreichen ist,<br />
als mit der Lichtbogenhandschweißung.<br />
Die Abbrandverluste<br />
aus dem Schweißzusatz sind bei<br />
Einsatz der Schutzgasschweißverfahren<br />
außerordentlich gering; bei<br />
hochkorrosionsbelasteten Bauteilen<br />
ist dies ein ausschlaggebender<br />
Gesichtspunkt.<br />
Ein weiteres positives Merkmal<br />
ist die Möglichkeit Schweißnähte zu<br />
erstellen, die sich durch gleichmäßig<br />
glatte und feingeschuppte<br />
Oberflächen in Decklage und<br />
Wurzel auszeichnen, die geringere<br />
Möglichkeiten zur Ablagerung<br />
von Anbackungen bieten und damit<br />
der Gefahr von Spaltkorrosion vorbeugen.<br />
Schweißzusatzwerkstoffe<br />
Um im Schweißgut eine dem<br />
Grundwerkstoff gleichwertige Korrosionsbeständigkeit<br />
zu erzielen, müssen<br />
hochlegierte Sonderedelstähle<br />
häufig überlegiert geschweißt werden.<br />
Für das Schweißen von Nickellegierungen<br />
hingegen werden artgleiche<br />
Schweißzusätze oder Nicrofer<br />
S 5923 - FM 59 (2.4607) eingesetzt,<br />
beispielsweise für Nicrofer<br />
5716 hMoW - alloy C-276<br />
(2.4819).<br />
Als Schweißzusatzwerkstoffe<br />
stehen Schweißstäbe, Schweißdraht<br />
und Drahtelektroden für die WIG-,<br />
MIG-, UP- und Plasma-Stichlochschweißung<br />
sowie umhüllte Stabelektroden<br />
für die Lichtbogen-Handschweißung<br />
zur Verfügung.<br />
Für umhüllte Stabelektroden ist<br />
die chemische Zusammensetzung<br />
des niedergeschmolzenen Schweißgutes<br />
maßgebend. Zur Ermittlung<br />
der chemischen Zusammensetzung<br />
und der mechanischen Eigenschaften<br />
des Schweißgutes werden Schweißgutproben<br />
gemäß DIN 32 525, Teil<br />
1, und gemäß AWS niedergeschmolzen.<br />
Nachbehandlung<br />
Etwaiger beim Schweißen oder<br />
bei einer erforderlich gewordenen<br />
Wärmebehandlung entstandener<br />
oxidischer Belag, also Anlauffarben<br />
oder Glühzunder müssen anschließend<br />
entfernt werden, damit<br />
die Oberfläche ein Höchstmaß an<br />
Korrosionsbeständigkeit erreicht.<br />
Um eine zuverlässige Entfernung<br />
der Oxide zu erreichen, empfiehlt<br />
es sich, mit einem geeigneten<br />
Gemisch von Säuren (z.B. auf Basis<br />
Salpeter-/Flußsäure) zu arbeiten. Es<br />
versteht sich, daß vorsichtig und kontrolliert<br />
gebeizt wird. Bei der<br />
Behandlung größerer Objekte oder<br />
Bauteile empfiehlt sich das Hinzuziehen<br />
eines Spezialunternehmens.<br />
In vielen Fällen ist auch das Bürsten<br />
von Schweißnähten möglichst<br />
im noch warmen Zustand mit Edelstahldrahtbürsten<br />
ausreichend. Auch<br />
Beizpasten werden nach wie vor mit<br />
Erfolg eingesetzt.<br />
39
40<br />
Resümee<br />
Die Komponenten einer Rauchgas-<br />
Reinigungsanlage mit Kalksteinwäsche<br />
sind zum Teil extremen Korrosionsbelastungen<br />
ausgesetzt, denen<br />
jedoch mit einem auf die individuelle<br />
Beanspruchung jeder einzelnen<br />
Komponente abgestimmten<br />
Werkstoffkonzept wirkungsvoll begegnet<br />
werden kann.<br />
Das im Kraftwerk Schkopau realisierte<br />
Werkstoffkonzept, mit Einsatz<br />
des von Krupp <strong>VDM</strong> GmbH entwickelten<br />
Hochleistungswerkstoffes<br />
Nicrofer 5923 hMo - alloy 59<br />
(2.4605), basiert auf intensiven<br />
Laboruntersuchungen und Erfahrungen<br />
mit diesem Werkstoff aus dem<br />
langjährigen Betrieb metallischer<br />
Rauchgaswäscher und anderer Komponenten<br />
in über 20 Stein- und<br />
Braunkohlenkraftwerken sowie Anlagen<br />
zur thermischen Abfallverwertung.<br />
Es berücksichtigt die kostengünstige<br />
Herstellung dieser Komponenten<br />
und deren langfristig dauerhaften<br />
und dadurch wirtschaftlichen Betrieb,<br />
wie beispielsweise im Kraftwerk Altbach/Deizisau,<br />
dessen Rauchgas-<br />
Reinigungsanlage seit 1984 in Betrieb<br />
ist, ohne nennenswerten Korrosionsabtrag<br />
in den Wäschern.<br />
Hochleistungswerkstoffe der<br />
Krupp <strong>VDM</strong> als Auflagematerial<br />
walzplattierter Bleche<br />
In enger Zusammenarbeit der<br />
Unternehmen VOEST-ALPINE STAHL<br />
LINZ GmbH und Krupp <strong>VDM</strong> GmbH<br />
können auch walzplattierte Bleche mit<br />
den bei der Rauchgas-Reinigung<br />
eingesetzten korrosionsbeständigen<br />
Hochleistungswerkstoffen der Krupp<br />
<strong>VDM</strong> GmbH als Plattierauflage gefertigt<br />
und angeboten werden. Neben<br />
wirtschaftlichen Vorteilen bei der Herstellung<br />
der Komponenten von Rauchgas-Reinigungsanlagen<br />
kann der Einsatz<br />
großformatiger, mit einer korrosionsbeständigen<br />
Auflage walzplattierter<br />
Bleche das Qualitätsrisiko gegenüber<br />
gummierten oder beschichteten<br />
Ausführungen erheblich reduzieren.<br />
Schäden an Gummierungen<br />
und Beschichtungen<br />
Metallische Komponenten von<br />
Rauchgas-Reinigungsanlagen stehen<br />
im Wettbewerb mit gummierten und<br />
beschichteten Ausführungen. An<br />
letztgenannten traten insbesondere<br />
in den Jahren 1989/90 erhebliche<br />
Schäden auf (VGB Kraftwerkstechnik<br />
1/90 und 2/90), deren Beseitigung<br />
Milliardenbeträge verursacht haben<br />
dürfte, neben erheblichen Belastungen<br />
der Umwelt für das Entsorgen<br />
der Gummierungen und Kunststoffe.<br />
Vorteile<br />
metallischer Komponenten<br />
Der langfristig dauerhafte und<br />
damit wirtschaftliche Betrieb einer<br />
Rauchgas-Reinigungsanlage hängt<br />
entscheidend von ihrer Verfügbarkeit<br />
und Lebensdauer, Betriebssicherheit,<br />
Instandhaltungs- und Reparaturfreundlichkeit<br />
ab. Bei jedem einzelnen dieser<br />
Kriterien erweist sich eine Anlage<br />
mit hochkorrosionsbeständigen metallischen<br />
Komponenten einer Anlage<br />
mit gummierten oder beschichteten<br />
Komponenten deutlich überlegen.<br />
Diese Überlegenheit läßt sich<br />
wie folgt zusammenfassen:<br />
• prüfbare Werkstoffeigenschaften<br />
und Verarbeitbarkeit<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
höchste Wirtschaftlichkeit durch<br />
wesentlich längere Lebensdauer<br />
gegenüber gummierten bzw.<br />
beschichteten Ausführungen<br />
höchste Verfügbarkeit<br />
Impermeabilität gegenüber Gasen,<br />
Dämpfen und Kalkwaschsuspensionen<br />
relative Unempfindlichkeit gegen<br />
Beschädigungen durch<br />
Gerüste oder herabfallende<br />
Gipsstücke<br />
nicht brennbar<br />
absolut alterungsbeständig<br />
•<br />
•<br />
• verarbeitungsfreundlich<br />
•<br />
• umweltfreundlich<br />
•<br />
•<br />
quellbeständig, porenfrei<br />
hoher Rezyklierwert des Metalles<br />
Gewährleistung bis zu 10 Jahren<br />
Langfristig wirtschaftlichere<br />
metallische Rauchgas-<br />
Reinigungsanlagen<br />
Zitat aus dem VDI-Bericht Nr.<br />
(24) 1996 „Stand der Rauchgas-Entschwefelungstechnik<br />
bei Braunkohlenkraftwerken”<br />
(Dr. B. Heiting, Essen):<br />
„Während wir für den Kompakt-<br />
Absorber eine Investitionseinsparung<br />
bei der gesamten REA von 5 bis<br />
10 % ermittelt haben, standen bei der<br />
Edelstahl-Absorber-Variante um 15<br />
bis 20 % höhere Investitionskosten an.<br />
Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />
über einen geplanten Betriebszeitraum<br />
von 30 Jahren mit entsprechendem<br />
periodischen Austausch der<br />
Gummierung nach einer bestimmten<br />
Betriebszeit ergab jedoch, daß eine<br />
Edelstahl-Variante die wirtschaftlich<br />
günstigere Lösung ist.”<br />
Diese Ansicht teilen zahlreiche<br />
Engineering-Unternehmen und Energieerzeuger.
Literaturverzeichnis<br />
Bildnachweis<br />
Publikationen der VEBA Kraftwerke<br />
Ruhr AG:<br />
Kraftwerk Schkopau<br />
Ausgabe 1996<br />
Braunkohlenkraftwerk Schkopau<br />
Dr. Ing. Dieter Karweina,<br />
Dipl.-Ing. Gerhard Seibel,<br />
Dipl.-Ing. Volker Gehrke<br />
Perspektiven der Leittechnik am Beispiel<br />
des Kraftwerks Schkopau<br />
Dr. Ing. Dieter Karweina<br />
Schkopau: Ein Kraftwerk der besonderen<br />
Art<br />
Sonderdruck aus Energie und Management,<br />
Heft 19/95<br />
Publikaton der Deutsche Babcock<br />
Anlagen AG:<br />
„REA KW Schkopau - Verfahrenstechnische<br />
Anlagenbeschreibung”,<br />
07/1993, Abt.: 2530<br />
VGB Kraftwerkstechnik 2/90:<br />
„Strukturuntersuchungen an betriebsbelasteten<br />
Beschichtungen und Gummierungen<br />
in Rauchgas-Reinigungsanlagen”<br />
O. Willmes<br />
Vortrag: „Die Bedeutung von Spalten<br />
zwischen Rohren und Rohrboden für<br />
das betriebliche Verhalten von Wärmeaustauschern”<br />
N. Achten, G. Herbsleb, N. Wieling<br />
Publikationen der Mannesmann<br />
Seiffert GmbH, Armaturen- und<br />
Systemtechnik:<br />
„Rauchgase im Griff - Großarmaturen<br />
und Absperrsysteme für die Energie-,<br />
Verfahrens- und Umwelttechnik”<br />
„PROFLEX ® - Jalousieklappen, -Doppelklappen<br />
und -Tandemklappen”<br />
„ROUTEFLEX ® - Schwenkklappen<br />
und -Gasweichen”<br />
Publikationen der Krupp <strong>VDM</strong> GmbH:<br />
<strong>VDM</strong>-Report Nr. 18, Oktober 1991:<br />
„Korrosionsbeständige <strong>VDM</strong>-Werkstoffe<br />
für Rauchgasentschwefelungsanlagen”<br />
„Nickelwerkstoffe und hochlegierte<br />
Sonderstähle”<br />
Ulrich Heubner u.a.<br />
<strong>VDM</strong> Case History 2:<br />
„Boxberg III - die erfolgreiche<br />
Nachrüstung eines ostdeutschen<br />
Braunkohlekraftwerkes mit Nicrofer<br />
5923 hMo - alloy 59”<br />
Bildnachweis:<br />
VEBA Kraftwerke Ruhr AG:<br />
Seiten 5, 6, 9, 11, 30<br />
MIBRAG mbH, Öffentlichkeitsarbeit:<br />
Seite 10<br />
Deutsche Babcock Anlagen GmbH:<br />
Seiten 12, 13, 15, 31, 32<br />
Mannesmann Seiffert GmbH:<br />
Seiten 16, 17, 18, 19, 31<br />
Paul Langrock/ZENIT:<br />
Titelbild, Seite 3<br />
Dietmar Gust:<br />
Seiten 4, 7<br />
Wir danken den an der Zusammenstellung<br />
dieser Veröffentlichung beteiligten<br />
Unternehmen für deren freundliche<br />
Unterstützung bei den Verfahrens-<br />
und Anlagenbeschreibungen<br />
sowie für die großzügige Bereitstellung<br />
von Fotos und Bildmaterial.<br />
41
Krupp <strong>VDM</strong> GmbH<br />
Postfach 18 20<br />
D-58778 Werdohl<br />
Telefon (0 23 92) 55-0<br />
Telefax (0 23 92) 55-22 17<br />
Ein Unternehmen der Gruppe<br />
Krupp Hoesch Industries