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Zwei Gleichberechtigte<br />
GROSSE UND KLEINE KAMMER<br />
PARLAMENT<br />
Das Zweikammersystem schafft einen Ausgleich zwischen<br />
den grossen und den kleinen Kantonen und gibt den verschiedenen<br />
Sprachregionen mehr Gewicht. Ein Zweikammersystem<br />
ist keine Selbstverständlichkeit – in vielen Ländern<br />
gibt es nur eine Parlamentskammer. Wo es zwei<br />
Kammern gibt, hat in der Regel die «grosse» Kammer, die<br />
meist eine Volksvertretung ist, mehr zu sagen als die<br />
«kleine», die oft die Regionen vertritt. In der Schweiz ist<br />
das anders: Beide Räte haben dieselben Kompetenzen,<br />
sie behandeln dieselben Geschäfte auf dieselbe Art. Das<br />
gilt auch für Budgetfragen. Abwechslungsweise berät der<br />
eine oder der andere Rat ein Geschäft zuerst. Beide Räte<br />
müssen übereinstimmende Beschlüsse fassen, damit diese<br />
gültig sind. Auch die einzelnen Mitglieder des Ständerats<br />
und des Nationalrats haben dieselben Rechte: Jeder und<br />
jede kann Gesetzesentwürfe oder Aufträge an den Bundesrat<br />
einreichen. Diese vollständige Gleichberechtigung<br />
der beiden Kammern gibt es auch im amerikanischen<br />
Kongress, wo Senat und Repräsentantenhaus identische<br />
Kompetenzen haben. In Europa jedoch ist die Schweiz das<br />
einzige Land, bei dem das so funktioniert. Auch die<br />
Kantone haben nur eine Parlamentskammer.<br />
Gesetzesentwürfe werden von jedem Rat bis zu dreimal<br />
beraten, damit man am Schluss zu gleichlautenden<br />
Beschlüssen kommt. Das kann manchmal schwierig sein –<br />
meistens gelingt es, weil jeder Rat Hand bietet für Kompromisse<br />
und Annäherungen. Dies obwohl die beiden<br />
Kammern nicht gleich funktionieren: Wegen der unterschiedlichen<br />
politischen Zusammensetzung kommen<br />
sie oft nicht zu denselben Abstimmungsergebnissen. Der<br />
Ständerat ist zudem den Kantonen näher als der Nationalrat.<br />
Auch die Grösse hat einen Einfluss: Die 46 Mitglieder<br />
des Ständerats können sich zu jedem Geschäft spontan<br />
äussern, während für die 200 Mitglieder des Nationalrats<br />
eine komplexe Rede ordnung gilt, die spontane Voten kaum<br />
zulässt. Deshalb ist es im Ständerat einfacher als im Nationalrat,<br />
mit guten Argumenten eine Abstimmung zu beeinflussen.<br />
Bis ein Gesetz in beiden Kammern völlig gleichlautend<br />
beschlossen ist, vergeht oft einige Zeit. Wenn es aber einmal<br />
beschlossen ist und die Hürde eines eventuellen Referendums<br />
genommen hat, hat es auch Bestand. Diese Vorhersehbarkeit<br />
und Stabilität der politischen Entscheide<br />
tragen viel zum Erfolg und Wohlstand der Schweiz bei.<br />
Allianzen<br />
Allein bringt keine Fraktion ein Geschäft durch; um<br />
zu gewinnen, braucht es Allianzen. Meist teilt sich<br />
das Parlament bei strittigen Vorlagen in ein eher bürgerliches<br />
und ein eher linkes Lager. Damit entscheidet<br />
letztlich die politische Mitte über Ja oder Nein,<br />
je nachdem, auf welche Seite sie sich schlägt. Ab und<br />
zu kommt es allerdings auch zu einer sogenannt<br />
unheiligen Allianz: Die linke – SP und Grüne – und<br />
die rechte Ratsseite – SVP – spannen zusammen, um<br />
eine Vorlage mit vereinten Kräften, aber aus teils völlig<br />
entgegengesetzten Motiven, grundlegend zu verändern<br />
oder gar abzulehnen.<br />
Die Parlamentsmitglieder von A – Z und nach Kantonen:<br />
www.parlament.ch > Organe<br />
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