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BUKU 2018_DE

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SCHWEIZ<br />

Treffen mit Bundespräsident Alain Berset<br />

<strong>DE</strong>R PRÄSI<strong>DE</strong>NT UND DIE REGISSEURIN<br />

Die Schweizer Filmemacherin Ursula Meier war ein<br />

wenig überrascht, als Alain Berset ihr vorschlug, für<br />

einmal die Rolle der Interviewerin zu übernehmen.<br />

Doch sie war auch neugierig und gerne bereit, sich auf<br />

das Frage-und-Antwort-Spiel einzulassen.<br />

Das Treffen fand im Bundesamt für Kultur in Bern statt,<br />

wo rasch eine lebhafte Diskussion über den Zustand<br />

unserer Gesellschaft, die Kultur und den Film in Gang<br />

kam.<br />

SCHWEIZ<br />

Kunst und Politik waren schon immer miteinander verbunden.<br />

Die Politik bedient sich der Kunst, um sich in<br />

Szene zu setzen. Trotzdem kommt es selten vor, dass<br />

sich ein Politiker auf das Spiel einlässt, sich von einer<br />

Künstlerin befragen zu lassen. Warum haben Sie gerade<br />

eine Künstlerin als Gesprächspartnerin gewählt?<br />

In den vergangenen Jahren habe ich überall in der Schweiz<br />

festgestellt, dass die Kultur – im weitesten Sinne des Begriffs<br />

– in unserem Land eine absolut zentrale Rolle spielt.<br />

Unsere sprachliche, regionale und gesellschaftliche Vielfalt<br />

ist komplex, und nicht selten ist es die Kultur, die<br />

uns zusammenführt und den nationalen Zusammenhalt<br />

sichert. Daher mein Wunsch, mich mit einer Künstlerin<br />

über die Schweiz und die Welt auszutauschen.<br />

Der verstorbene deutsche Künstler Joseph Beuys beschrieb<br />

die Kunst einst als Nahrung, die der Mensch<br />

zum Leben braucht. Was tun Sie, damit die Kunst nicht<br />

als blosses kulturelles «Vergnügen» oder gar als Mehrwert<br />

einer privilegierten gesellschaftlichen Klasse<br />

wahrgenommen wird, sondern als Möglichkeit, unsere<br />

Identität und unsere Beziehung zur Welt zu formen?<br />

In meiner Tätigkeit versuche ich, die Kultur in den Rang<br />

einer echten Notwendigkeit zu heben. Ich bemühe mich<br />

darum, die aktive und passive Teilhabe am kulturellen<br />

Leben zu verbessern – durch Anerkennung der Kunstschaffenden<br />

und der kulturellen Akteure sowie durch die Wertschätzung<br />

unseres reichen Vereinslebens.<br />

Ich sehe die Kunst als innovativsten Teil der Kultur, aber<br />

die Kultur ist ein Zugang dazu. Sie ist ein Impuls, der zum<br />

Weitergehen anregt. Wenn eine Debatte um den Gegensatz<br />

von «Kultur gegen Kunst» gestartet wird, dann meist, um<br />

der Kultur die finanziellen Mittel zu entziehen, auf die sie<br />

für ihre Entfaltung angewiesen ist. Ich setze mich<br />

6 Der Bund kurz erklärt <strong>2018</strong> | Schweiz

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