Fairer Handel - Umweltinstitut München e.V.
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MAGAZIN<br />
Münchner Stadtgespräche Nr. 31 11/2003<br />
22<br />
Fotos: Iris Schriefer<br />
Eine andere Welt ist möglich<br />
Die Initiative Münchner Sozialforum vereinigt<br />
alle Gruppen, die sich dafür einsetzen<br />
Wie kam es, dass am 15. Februar<br />
diesen Jahres an die 30 Millionen<br />
Menschen weltweit für Frieden und<br />
gegen den Krieg im Irak auf die<br />
Straße gingen?<br />
Das Erste Europäische Sozialforum,<br />
eine offene Plattform verschiedener<br />
sozialer Bewegungen, hatte die Massendemonstrationen<br />
im Herbst 2002 in<br />
Florenz verabredet.<br />
Das Zweite Europäische Sozialforum<br />
fand nun Mitte November in Paris statt.<br />
Auch das Bündnis ‚<strong>München</strong> gegen<br />
Krieg’ war unter den 70.000 Beteiligten<br />
und machte auf die nächste Münchner<br />
Sicherheitskonferenz im Februar 2004<br />
aufmerksam, lud die Bürger Europas zu<br />
einer kritischen Begleitung dieses Treffens<br />
nach <strong>München</strong> ein. Die europaweite<br />
Arbeitslosenbewegung nutzte<br />
ebenfalls das Treffen in Paris zu Absprachen<br />
über die kommenden Aktionen<br />
gegen Sozialabbau.<br />
Die Bürger formieren sich<br />
Bereits im 19. Jahrhundert hatte die<br />
Christliche Studentenbewegung<br />
mit der Methode "Internationale<br />
Konferenz" die<br />
weltweite Ökumenische Bewegung<br />
begründet. Nach dem<br />
Ersten Weltkrieg entstand der<br />
Völkerbund, nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg die UNO,<br />
die von Anfang an Nichtregierungsorganisationen<br />
als Berater registrierten.<br />
Von Anfang<br />
an<br />
begleiten<br />
also Organisationen<br />
die UNO,<br />
z.B. in der<br />
Menschenrechtskommission.<br />
Zu den<br />
größeren UN-Konferenzen organisieren<br />
sich die Nichtregierungsorganisationen<br />
in Foren und veranstalten Gegenkonferenzen,<br />
bei denen die Experten der Zivilgesellschaft<br />
unabhängig von Lobbyis-<br />
ten vortragen, was zu tun wäre, wenn<br />
man wirklich eine Weltgesellschaft will,<br />
in der niemand mehr Hunger leiden<br />
muss, in der es Medikamente auch für<br />
Arme gibt, Lohn für Arbeit für Erwachsene<br />
(und keine Kinderarbeit), in der kein<br />
Staat mit Riesen-Staudämmen den anderen<br />
das Wasser abgraben darf, in der<br />
der <strong>Handel</strong> mit Kleinwaffen verboten<br />
wird.<br />
Größere Aufmerksamkeit erhielten diese<br />
Gegenentwürfe für eine soziale und<br />
solidarische Welt – und mit ihnen die<br />
Nichtregierungsorgansiationen im Forum<br />
Umwelt und Entwicklung – erst<br />
beim "Erdgipfel" 1992 in Rio de Janeiro.<br />
1995 fand in Kopenhagen der UN-Sozialgipfel<br />
statt, und auch hier haben sich<br />
die begleitenden Nichtregierungsorganisationen<br />
zu einem ‚Sozialforum’ zusammengefunden.<br />
Der Sozialforumsbewegung ist es nun<br />
als erster Bewegung der Nichtregierungsorganisationen<br />
gelungen, abgekoppelt<br />
von Konferenzen der Staaten<br />
und Regierungen jährlich zu eigenen<br />
weltweiten Konferenzen einzuladen, zu<br />
denen in den letzten Jahren auch mehr<br />
als 100.000 Menschen nach Porto Alegre<br />
in Südbrasilien, der UN-‚Hauptstadt<br />
der Demokratie’, gekommen sind.<br />
Für 2004 lädt Bombay Mitte Januar die<br />
Sammelbewegung von Attac bis ver.di,<br />
von Anarchistinnen bis hin zu christlichen<br />
Pfadfindern oder der brasilianischen<br />
Landlosenbewegung zu den<br />
Staudammaktivistinnen nach Indien ein.<br />
Einige Münchner, die in den letzten<br />
Jahren nach Porto Alegre oder nach<br />
Florenz gefahren sind und in Verbindung<br />
stehen mit den vielen lokalen und<br />
regionalen Sozialforen, die in den letzten<br />
Jahren entstanden sind, haben die<br />
Initiative für ein Münchner Sozialforum<br />
gestartet: Im letzten Jahr lud dieses zu<br />
monatlichen offenen Versammlungen<br />
und bereitete von da aus in vier Arbeitsgruppen<br />
die Aktionstage „Ein anderes<br />
<strong>München</strong> ist möglich: <strong>München</strong><br />
sozial und solidarisch!“ vor.<br />
Münchner Aktionstage<br />
Etwa 1.500 Menschen sind im Oktober<br />
zu 15 Veranstaltungen gekommen, eine<br />
Die Jubeldemo bei den Münchner Aktionstagen<br />
„feierte“ den Abbau des Sozialstaats.<br />
Dokumentation ist in Vorbereitung. Sie<br />
haben sich informiert über die prekäre<br />
Lage der städtischen Finanzen und der<br />
Arbeitslosen, die in Minijobs oder<br />
Scheinselbstständigkeit (Ich-AGs) gedrängt<br />
werden, von der sie nicht leben<br />
können. Dass und wie dies mit der Globalisierung<br />
zusammenhängt, dass wir<br />
genug Geld für gerechte und menschenwürdige<br />
Verhältnisse hätten, wenn die<br />
Regierungsvertreter, die sich nächsten<br />
Februar in <strong>München</strong> bei der Sicherheitskonferenz<br />
versammeln (ihre Amtsvorgänger<br />
nannten sich ungeniert<br />
Kriegsminister) nicht so viel für Rüstung<br />
ausgeben dürften. Mit unseren Münchner<br />
Aktionstagen haben wir leider<br />
„Hartz III und IV“ nicht verhindern können.<br />
Presse und Politiker haben noch<br />
nicht wahrgenommen, dass sich hier ein<br />
neues ‚Attac’ formiert hat. Aber am 1.<br />
November waren es dann überzeugende<br />
100.000 Menschen, die in Berlin gegen<br />
den Sozialabbau demonstriert haben.<br />
Weitere Mitstreiter gesucht<br />
Die Initiative für ein Münchner Sozialforum<br />
ist offen für weitere mitwirkende<br />
Gruppen und Initiativen. Es trifft sich<br />
jeden zweiten Montag eines Monats ab<br />
19 Uhr im EineWeltHaus. Das EineWelt-<br />
Haus, das Politische Samstagsgebet,<br />
kritische Gewerkschafter, die beiden<br />
Münchner Friedensbündnisse, das Siemens-Mitarbeiter-Netzwerk<br />
NCI, Attac<br />
und viele weitere Organisationen arbeiten<br />
kontinuierlich mit, alle sind herzlich<br />
eingeladen – Parteien dagegen ausdrücklich<br />
nicht!<br />
Luise Rauschmayer<br />
Pressesprecherin<br />
Initiative Münchner Sozialforum<br />
www.m-sf.de - hier gibt es die Beiträge<br />
der Aktionstage und man<br />
kann den Rundbrief abonnieren.<br />
Mehr Infos: Tel.: 089-15 75 861