KUNSTINVESTOR AUSGABE SEPTEMBER 2018
Kunst als Kapitalanlage AUSGABE SEPTEMBER 2018 Chefredakteur: Michael Minassian
Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE SEPTEMBER 2018
Chefredakteur: Michael Minassian
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<strong>SEPTEMBER</strong> <strong>2018</strong><br />
Auktionen im September<br />
Viennacontemporary <strong>2018</strong> - “living a dream..."- Polly Apfelbaum "Happiness Runs"<br />
Claude Monet "Die Welt im Fluss"- World Press Photo <strong>2018</strong>- Olaf Nicolai- Saâdane Afif
KUNST.INVESTOR Editorial<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Heute halten Sie die aktuelle Ausgabe des e-Magazin<br />
<strong>KUNSTINVESTOR</strong> in „Händen“. Innovativ, exklusiv und<br />
stets mit dem richtigen Riecher für aktuelle<br />
Entwicklungen informieren wir Sie rund um alle wichtigen<br />
Themen, die nationalen und internationalen<br />
Kunstmärkte betreffend. So spannend war der<br />
Kunstmarkt noch nie- besonders dieser Monat wird<br />
turbulent: Die Kalender der Sammler und<br />
Kunstinvestoren sind voll. Auktionen, Ausstellungen<br />
und Previews, ein Termin jagt den nächsten. Und dem<br />
Geschäft mit den schönen Dingen mangelt es<br />
keineswegs an Härte, ganz im Gegenteil, auf der Suche<br />
nach neuen Kunden und Märkten bedarf es Flexibilität<br />
und Wandlungsfähigkeit. Der österreichische Kunstmarkt<br />
mit seiner prosperierenden Galerieszene boomt<br />
und Österreichs Auktionshäuser legen an Internationalität<br />
kräftig zu. Kunst ist ein interessantes Portfolio und<br />
unbestritten die schönste Beimischung für Ihr Investment.<br />
Inspirierend, nicht allein in ideeller Hinsicht. Auch<br />
der ganz „normale“ Kunstliebhaber, der ein Bild bei sich<br />
zuhause an die Wand hängt, wird damit zu einem<br />
Überzeugungstäter. Er kultiviert später einen sehr<br />
selektiven Blick. Er wird daran gemessen; es ist seine<br />
ganz persönliche Visitenkarte. Mit diesem Bild zeigt er<br />
ein Stück von sich, ein Stück von dem, woran er glaubt,<br />
ein Stück von seinen Gefühlen, Hoffnungen, Ängsten.<br />
Eine intensive Auseinandersetzung mit Kunst ist ohne<br />
emotionale Beteiligung nicht möglich……..<br />
Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den<br />
richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit<br />
fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten<br />
Topstories, wichtigen Nachrichten und aktuellen<br />
Themen begeistern. Lesen Sie die aktuelle Ausgabe<br />
<strong>KUNSTINVESTOR</strong>, wo Sie sich ein aktuelles Bild über<br />
den Kunst- & Geldmarkt verschaffen können- eine<br />
wirklich gute Investition.<br />
Viel Lesespaß wünscht Ihnen<br />
Michael Ruben Minassian<br />
IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian,<br />
Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1312 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH,<br />
1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920-<br />
9045 DW, Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: Belvedere 21, © Polly Apfelbaum, A Potential, <strong>2018</strong>
KUNST.INVESTOR News<br />
Brandauer liest Bowie<br />
Live Soundscape: Jana Irmert &<br />
Runar Magnusson<br />
Foto: Galerie Gugging - © Nik Hunger<br />
Die sechste Ausgabe der außergewöhnlichen Konzert-<br />
& Eventserie „galerie gugging special edition“ verspricht<br />
nichts weniger, als ein großes, multimediales<br />
Kunsterlebnis mit internationalem Flair zu werden.<br />
Dafür sorgt eine im wahrsten Sinn des Wortes<br />
atemberaubende künstlerische Paarung: Klaus Maria<br />
Brandauer und David Bowie – zwei wahre Giganten in<br />
ihren jeweiligen Genres. Und im Mittelpunkt die<br />
Gugginger Kunst und ihre Schöpfer. Zusätzlich wird<br />
diese einmalige Lesung von zwei herausragenden<br />
Soundkünstlern klanglich live umrahmt. Klaus Maria<br />
Brandauer, einer der bedeutendsten und<br />
faszinierendsten österreichischen Schauspieler und<br />
Regisseure der letzten Jahrzehnte, der neben seiner<br />
unbändigen Leidenschaft für das Theater auch auf eine<br />
höchst erfolgreiche Hollywood-Karriere verweisen kann,<br />
liest ausgewählte Songtexte von einem der größten und<br />
wandlungsfähigsten Popstars der Musikgeschichte,<br />
David Bowie. Es handelt sich dabei um jene Texte, für<br />
deren Entstehung die Gugginger Künstler und der Ort<br />
selbst als Inspirationsquelle dienten. Spätestens seit<br />
einer medial viel beachteten Fotoausstellung im<br />
November 2017 ist auch einer breiteren Öffentlichkeit<br />
bekannt, dass der kunstsinnige Pop-Superstar David<br />
Bowie im Jahr 1994 die Gugginger Künstler mehrmals<br />
persönlich besuchte, um sich von ihren Werken und<br />
speziell ihrer eigenständigen Arbeitsweise inspirieren<br />
zu lassen. Mit den vor Ort gewonnenen Eindrücken, die<br />
er und Produzent Brian Eno auf dem experimentellen<br />
Album „1. Outside“ (1995) verarbeiteten, erfand sich<br />
David Bowie einmal mehr neu und überraschte seine<br />
Fans und Kritiker. Mit der Präsentation der Texte durch<br />
Klaus Maria Brandauer am damaligen Ort der<br />
Begegnung rücken die Galerie Gugging und Intendant<br />
Michael Martinek das Ergebnis dieses künstlerischen<br />
Austausches und die Zeitlosigkeit von Bowies Lyrics in<br />
den Fokus. Die beiden Soundkünstler Jana Irmert (D)<br />
und Runar Magnusson (IS) umrahmen Klaus Maria<br />
Brandauers Lesung klanglich und entführen die<br />
Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihren live generierten<br />
elektronisch-experimentellen Soundscapes behutsam<br />
in durch Bowie-Texte inspirierte Zwischenwelten.<br />
Sonntag, 14. Oktober <strong>2018</strong>, 15.00 Uhr, Villa Gugging.<br />
Foto: © Galerie Gugging
KUNST.INVESTOR News<br />
Jubiläumsausstellung in Wien<br />
80 Jahre Heinrich Reisenbauer<br />
Heinrich Reisenbauer, 2015 - Foto: © Marco Prenninger<br />
Anlässlich des 80. Geburtstages von Heinrich<br />
Reisenbauer im Juli dieses Jahres, präsentiert die<br />
Galerie Gugging zu Ehren des Künstlers eine<br />
viertägige Jubiläumsausstellung(03. Oktober bis 06.<br />
Oktober <strong>2018</strong>). Der Gugginger Künstler, Heinrich<br />
Reisenbauer, zählt mittlerweile zu den bedeutendsten<br />
Vertretern der Art Brut. Er wurde für seine<br />
serigrafischen Darstellungen bekannt, die Gegenstände<br />
oder andere einfache Motive akkurat neben- und<br />
untereinander zeigen. Auf den ersten Blick scheinen die<br />
abgebildeten Figuren identisch zu sein, erst bei<br />
längerem Betrachten kann man feine Unterschiede<br />
erkennen. Vielmehr kristallisieren sich gerade unter der<br />
oberflächlichen Ähnlichkeit seiner knallroten Äpfel,<br />
leuchtend orangenen Kürbisse oder seiner grünen<br />
Kastanien deren individuelle Formenausprägungen<br />
heraus. Dadurch entsteht eine Spannung, die den Reiz<br />
seiner Arbeiten ausmacht. Der Künstler zeichnet von<br />
links nach rechts mit Bleistift und Farbstift auf Papier;<br />
Edding und Acrylfarbe benutzt er, um großformatige<br />
Arbeiten auf Leinwand zu fertigen. 1990 erhielt er mit<br />
der Gruppe der Künstler aus Gugging den Oskar-<br />
Kokoschka-Preis und seine Werke sind in zahlreichen<br />
renommierten privaten und öffentlichen Sammlungen<br />
weltweit zu finden; unter anderem in der Sammlung des<br />
Museum of Everything, London, England, der<br />
Sammlung Helmut Zambo, Badenweiler, Deutschland,<br />
der Collection de l’Art Brut, Lausanne, Schweiz und<br />
dem LaM, Villeneuve-d'Ascq, Frankreich- Eröffnung am<br />
Dienstag, 02. Oktober <strong>2018</strong> um 19:00 Uhr in der<br />
Galerie Gugging.<br />
Heinrich Reisenbauer, Kürbisse, 2017, Acryl auf Leinwand, Foto © Privatstiftung - Künstler aus Gugging
http://www.kunsthallewien.at/#/de
KUNST.INVESTOR News<br />
David Claerbout<br />
The Pure Necessity, 2017, Ausstellungsansicht Unlimited Basel, Foto: Andrea Rosetti<br />
Courtesy of David Claerbout und Galerie Esther Schipper, Berlin | Bildrecht, Wien, <strong>2018</strong><br />
Die Sommerausstellung im Kunsthaus Bregenz widmet<br />
sich dem Belgier David Claerbout. Claerbout gehört zu<br />
den renommiertesten und wichtigsten Videokünstlern<br />
weltweit. Durch seine Auseinandersetzung mit<br />
Fotografie und Film entwickelte er ein besonderes<br />
Interesse an Zeit. Seine Werke, in denen sich<br />
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu<br />
überwältigenden Momenten in zeitlicher Ausdehnung<br />
verbinden, stellen tiefgreifende philo-sophische<br />
Überlegungen zu unseren Vorstellungen über Zeit und<br />
Realität, Erinnerung und Erfahrung sowie über<br />
Wahrheit und Fiktion dar. Charakteristisch sind seine<br />
extrem verlangsamten Bild-sequenzen: Bewegte Bilder<br />
kommen nahezu zum Stillstand. Claerbout erreicht<br />
diese Effekte über Diaserien oder über<br />
computergenerierte Methoden, die Bewegtbilder zu<br />
Stand-bildern gefrieren lassen. Das Resultat ist eine<br />
erhöhte Aufmerksamkeit der Betrachter/innen, die sich<br />
der ver-langsamten Zeit ausliefern und sich ihr anpassen.<br />
Das Kunsthaus Bregenz ist – mit seiner<br />
auratischen Präsenz und sensiblen Lichtführung – ein<br />
idealer Ort für diese Form der Wahrnehmung. Für Die<br />
reine Notwendigkeit / The Pure Necessity (2016),<br />
unterzieht Claerbout den Kinderbuch- und Filmklassiker<br />
Das Dschungelbuch von 1967 einer Überarbeitung.<br />
Tiere werden nicht menschengleich, sondern durch<br />
Computer-animation in ihrem artgerechten Verhalten<br />
dargestellt. Besucher/innen der Sommerausstellung<br />
David Claerbout können Die reine Notwendigkeit / The<br />
Pure Necessity (2016) als Außenprojektion vor dem<br />
Kunsthaus Bregenz erleben. Olympia (The real-time<br />
disintegration into ruins of the Berlin Olympic stadium<br />
over the course of a thousand years) (2016) ist eine<br />
digitale Rekonstruktion des Olympiastadions in Berlin.<br />
David Claerbout scannte jeden Stein des berühmten<br />
Nazi-Gebäudes und fertigte eine täuschend echte 3D-<br />
Version an. Seine Darstellung in Realzeit ist auf<br />
tausend Jahre berechnet. Steine erodieren, Pflanzen<br />
sprießen. Selbst die aktuelle Wettersituation wird über<br />
die Daten einer Webcam simuliert – ist der Himmel über<br />
Berlin wolkenlos, so ist er es auch im Film. Claerbout<br />
errechnet und rendert die Zukunft, aber auch das Jetzt.<br />
Olympia ist eine Reflexion über Zeit und<br />
Wahrnehmung, Impressionismus im digitalen Zeitalter.<br />
[Kunsthaus Bregenz, Dauer bis 7. Oktober <strong>2018</strong>- Foto:<br />
© KUB]
KUNST.INVESTOR News<br />
Foto: © Robin Consult<br />
„Die großen Meister“<br />
Die bekanntesten Kunstwerke der Menschheit in einer Ausstellung<br />
Kunstvolles Vergnügen. Nicht weniger als die „53<br />
bedeutendsten Kunstwerke der Menschheit in einer<br />
Ausstellung” verspricht das Kunsterlebnis-Event „Die<br />
Großen Meister“ vom 1. September bis 2. Dezember in<br />
der Votivkirche. Neben den Prunkstücken der Schau,<br />
dem mehr als 5 Meter hohen David in Originalgröße,<br />
Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ und dem<br />
weltberühmten Fresko „Das Abendmahl“ werden 50<br />
weitere berühmte Kunstwerke für jeden und in allen<br />
Facetten erlebbar macht. „Die großen Meister“ ist eine<br />
Weiterentwicklung der „Sixtinischen Kapelle“, die 2016<br />
schon mehr als 80.000 Besucher in die Votivkirche<br />
lockte. „Die großen Meister“ gehen aber noch einen<br />
Schritt weiter. Unter den gezeigten Schau-Objekten der<br />
Früh- und Hochrenaissance finden sich u.a. das 4<br />
Meter breite Wandfresko „Jüngstes Gericht“ von<br />
Michelangelo, Botticellis „Geburt der Venus“, sowie die<br />
berühmten Fresken aus den Stanzen (Gemächern) des<br />
Vatikans, wie etwa„Die Schule von Athen“ (6 Meter<br />
breit/4 Meter hoch). Eingebettet sind die Kunstwerke in<br />
einem sakralen Raum, der wie eine Bühne aufgebaut<br />
ist und mit Nischen und Erkern ein vollständiges<br />
Eintauchen in diese Kunstwelt möglich macht.
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KUNST.INVESTOR News<br />
Continuum<br />
Stanisław Drożdż, Continuum, 1973/<strong>2018</strong>, mural<br />
Berlin- Mit der Gruppenausstellung Continuum werden<br />
zum ersten Mal die Werke von Stanisław Dróżdż, On<br />
Kawara, Jarosław Kozłowski, Roman Opałka, Barbara<br />
Schmidt Heins und Gabriele Schmidt Heins präsentiert.<br />
Das Gefühl von Fortdauer, Zeit und Raum, das den<br />
Menschen von Anbeginn der Zivilisation begleitet,<br />
erlaubt es uns, hier und jetzt bewusst unsere Existenz<br />
zu definieren. Zu glauben, dass wir Teil eines<br />
Prozesses sind, dessen Kontinuität ein Sinn ergibt. Das<br />
Konzept des Raum-Zeit-Kontinuums wurde im frühen<br />
Zwanzigsten Jahrhundert von den Physikern Albert<br />
Einstein und Hermann Minkowski entwickelt. Es<br />
scheint, dass das Thema seitdem erschöpft wurde.<br />
Interessanterweise jedoch, haben in den 1970er Jahren<br />
viele Konzeptkünstler versucht, das Continuum auf ihre<br />
Weise zu visualisieren und sich dem Thema intuitiv<br />
anzunähern. In dieser Zeit wurde das Prozessuale zur<br />
untrennbaren Komponente der künstlerischen Praxis.<br />
[Ausstellungsdauer bis 8. September - Foto: GALERIE<br />
ŻAK | BRANICKA]
KUNST.INVESTOR News<br />
VIENNA ART WEEK <strong>2018</strong><br />
PROMISING PARADISE<br />
Von 19. bis 25. November <strong>2018</strong> dreht sich in Wien<br />
wieder alles um die Kunst: Promising Paradise lautet<br />
das vielversprechende Motto der diesjährigen VIENNA<br />
ART WEEK, die mit ihrem hochkarätigen Programm<br />
zwischen Klassik und Avantgarde die Kunststadt Wien<br />
ins Zentrum rückt. Ein dichter Veranstaltungsreigen mit<br />
rund 200 Veranstaltungen von 70 Programmpartnern<br />
laden einmal mehr ein, das reichhaltige<br />
Kunstgeschehen der Stadt zu entdecken. Die<br />
Doppeldeutigkeit des Begriffs Promising Paradise ist im<br />
programmatischen Titel der VIENNA ART WEEK<br />
Konzept: Geht es um ein vielversprechendes Paradies<br />
oder vielmehr um ein Paradies, das versprochen wird?<br />
Um ein „Paradise found“ oder ein „Paradise lost“? „Wir<br />
stellen die Frage, in welcher Weise sich die Kunst mit<br />
dem mythenumrankten Paradies-Begriff<br />
auseinandersetzt und welche Bilder mit dem Paradies<br />
verbunden werden, die letztendlich oft nur in der<br />
Abwesenheit eines existierenden Ortes zu bestehen<br />
scheinen“, so der künstlerische Leiter der VIENNA ART<br />
WEEK Robert Punkenhofer zur Idee der heurigen<br />
Kunstwoche. Die VIENNA ART WEEK wartet mit<br />
zahlreichen Programm-Highlights auf: Darunter der<br />
performative Interview-Marathon im MAK,<br />
Ausstellungseröffnungen,<br />
Performances,<br />
Sonderführungen, Talks und Diskussionen. Der mit<br />
großem Erfolg eingeführte Alternative Space Open<br />
House wird ebenso wieder Teil des Festivals sein wie<br />
der beim Publikum beliebte Open Studio Day, an dem<br />
rund 100 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers<br />
öffnen. Zahlreiche Touren durch die Künstlerateliers,<br />
Artist-in-Residence-Studios, Galerien sowie zu<br />
Kunstprojekten im öffentlichen Raum laden<br />
Besucherinnen und Besucher hinter die Kulissen der<br />
Kunstproduktion ein. Zu den spannendsten Gästen der<br />
VIENNA ART WEEK zählen u.a. die renommierte New<br />
Yorker Performance-Spezialistin RoseLee Goldberg<br />
(USA), der Künstler Joep van Lieshout (NL), die<br />
Künstlerin Kaucyila Brook (USA) oder der Komponist<br />
und Schauspieler Christopher Chaplin (CH), der im<br />
Rahmen des performativen Interview-Marathons<br />
auftreten wird. Die VIENNA ART WEEK wird<br />
gemeinsam von den wichtigsten Ausstellungshäusern,<br />
Kunsträumen, Ausbildungsinstitutionen und Galerien<br />
der Stadt veranstaltet. Mit ihren hochqualitativen<br />
Programmen und Ideen tragen sie wesentlich zum<br />
Erfolg der Kunstwoche bei, die sich seit 2004 zu einem<br />
Fixpunkt im Kulturherbst der Stadt entwickelt hat und<br />
mit ihren rund 30.000 Gästen aus dem In- und Ausland<br />
die Bedeutung Wiens als Kunststadt hervorhebt. „Wir<br />
freuen uns jedes Jahr aufs Neue über die enorme<br />
Vielfalt an künstlerischen Beiträgen, die während der<br />
VIENNA ART WEEK geboten wird – ein Ereignis, das<br />
Wien zu einem idealen Ort für nationale und<br />
internationale Fachleute und Kunstinteressierte macht,<br />
sich zu treffen, auszutauschen und die<br />
unverwechselbare Atmosphäre der Stadt zu erleben“.<br />
so Martin Böhm, Präsident des Trägervereins Art<br />
Cluster Vienna.
KUNST.INVESTOR News<br />
HORST GLÄSKER- COMETARY, 2009, C-PRINT, DIASEC, 140 X 200 CM<br />
HORST GLÄSKER - HOMO LUDENS' NEUE FARBWELTEN<br />
Dresden- Die Kunsthalle Dresden, Bestandteil des<br />
Penck Hotels, zeigt rund 30 Farb- und Lichtarbeiten des<br />
1949 in Herford geborenen Künstlers Horst Gläsker.<br />
Die Ausstellung, die bis 21. November <strong>2018</strong> zu sehen<br />
ist, gibt Einblicke in die Vielfalt seiner abstrakten<br />
Malerei. Sie zeigt die Entwicklung des ehemaligen<br />
Gerhard Richter Schülers und Meisterschülers von K.O.<br />
Götz von den 1990er Jahren bis heute: großformatige<br />
Farbstreifenarbeiten, Abstrakt-ornamentales hinter<br />
Glas, Lichtzeichnungen, Tondi, die die Wirkung von<br />
Farbe im Rundbild konzentriert, bis zu digital<br />
bearbeiteten Pinselvariationen. Die Schau verdeutlicht<br />
die Lust an Farbe und die stetige Fortführung und<br />
Wandlung der nicht-gegenständlichen Malerei als Spiel<br />
zwischen Zufall und Steuerung. Als ein Typus, der im<br />
zweckfreien Spiel über Zufälle und Möglichkeiten Sinn<br />
findet, ist Gläsker Homo Ludens und der mit Farben<br />
und Licht spielende Mensch. Er schafft Landschaften<br />
und Galaxien voller facettierter und assoziativer Bilder.<br />
Gläsker steht damit quer zur aktuellen Kunst. Er tut,<br />
was Avantgarden derzeit verbieten: Er schwelgt einfach<br />
in Farben und entwickelt Sphären turbulenter Rot-Grün-<br />
Gelb-Spiele. Er imaginiert sich nicht ins moderne,<br />
politische oder konzeptuelle Leben, sondern schafft<br />
Gegenwelten mit dem sich auffaltenden Licht der<br />
Farben. Seine Arbeiten basieren auf einfachen Formen<br />
wie Kreis, Punkt, Viereck und Linie und in der<br />
Überlagerung von Farbmodulationen und Ornamentik.<br />
Horst Gläsker begreift die Abstraktion als Portrait.<br />
Foto: © Galerie Schultz Berlin
KUNST.INVESTOR News<br />
Foto: Lola Gonzàlez, Videostill aus "Veridis Quo", 2016<br />
Courtesy Lola Gonzàlez und Galerie Marcelle Alix, Paris<br />
Der Wert der Freiheit<br />
Welchen Stellenwert hat die Freiheit in unserer<br />
Gesellschaft heute? Werke von über fünfzig<br />
Künstlerinnen und Künstlern beleuchten dieses<br />
komplexe Thema aus psychologischer, sozialer,<br />
kultureller, religiöser, politischer und rechtlicher<br />
Perspektive. Die Schau zeigt mit überlappenden<br />
Themenbereichen und Querverbindungen ein Geflecht<br />
aus Abhängigkeiten und Wechselwirkungen: zwischen<br />
Mensch und Gesellschaft, Demokratie und Ökonomie,<br />
Arbeit und Freizeit, Körper und Geist, Natur und Kultur.<br />
Freiheit steht immer im Verhältnis zu anderen Faktoren<br />
und muss daher ständig neu verhandelt werden. Dabei<br />
wird deutlich, dass individuelle Selbstbestimmung stets<br />
auch mit sozialer Verantwortung verbunden ist. Mit<br />
Arbeiten von Zbynĕk Baladrán, Dara Birnbaum, The<br />
Centre for Postnormal Policy & Future Studies, Jordi<br />
Colomer, Carola Dertnig, Simon Dybbroe Møller, Harun<br />
Farocki, Karin Ferrari, Forensic Oceanography, John<br />
Gerrard, Johannes Gierlinger, Lola Gonzàlez, Johan<br />
Grimonprez, Igor Grubić, Eva Grubinger, Marlene<br />
Haring, Hiwa K, Leon Kahane, Šejla Kamerić,<br />
Alexander Kluge, Nina Könnemann, Laibach, Lars<br />
Laumann, Luiza Margan, Teresa Margolles, Isabella<br />
Celeste Maund, Anna Meyer, Aernout Mik, Matthias<br />
Noggler, Josip Novosel, Julian Oliver, Trevor Paglen,<br />
Christodoulos Panayiotou, Ivan Pardo, Oliver Ressler,<br />
Lili Reynaud-Dewar, Ashley Hans Scheirl, Christoph<br />
Schlingensief, Andreas Siekmann, Eva Stefani,<br />
Superflex, Pilvi Takala, Philipp Timischl, Milica Tomić,<br />
Betty Tompkins, Amalia Ulman, Kostis Velonis, Kara<br />
Walker, Stephen Willats, Anna Witt, Hannes Zebedin,<br />
Zentrum für politische Schönheit, Tobias Zielony und<br />
Artur Żmijeweski. Die Ausstellung ist bis 10. Februar<br />
2019 zu sehen. (Foto: © Belvedere 21)
KUNST.INVESTOR ‚Viennacontemporary‘<br />
Ashley Hans Scheirl, Grünes Ohr, <strong>2018</strong>, Courtesy Galerie Crone
KUNST.INVESTOR ‚Viennacontemporary‘<br />
Man About Town magazineJuergen Teller, Beatrice Dalle No.12, Man About Town Magazine Cover Spring/Summer 2017<br />
Paris, 2017, Courtesy Christine König Galerie<br />
Viennacontemporary<br />
27.–30. September <strong>2018</strong><br />
„Wiens Kunstszene ist über nur alte kunsthistorische<br />
Schätze hinausgewachsen und ich bin sehr glücklich,<br />
dass viennacontemporary zu dieser neuen, vor frischer<br />
Energie strotzenden Generation gehört. Besonders<br />
dankbar bin ich für die Unterstützung der zahlreichen<br />
bedeutenden Institutionen, die ihr umfangreiches<br />
Wissen so großzügig mit uns teilen. Die Messe hat<br />
einen einzigartigen Charakter entwickelt und, wie auch<br />
in den vorangegangenen Jahren, wollen wir das Beste<br />
aus Österreich und der CEE-Region zeigen. Durch die<br />
weltweit höchste Konzentration an osteuropäischen<br />
Galerien und dank ihrer kontinuierlich anwachsenden<br />
internationalen Reichweite – mit besonderem Fokus auf<br />
die aufstrebenden Kunstmärkte – sticht<br />
viennacontemporary im kompetitiven Kunstmarkt<br />
hervor“, sagt Christina Steinbrecher-Pfandt,<br />
künstlerische Leiterin von viennacontemporary. Von 27.<br />
bis 30. September <strong>2018</strong> versammelt<br />
viennacontemporary einmal mehr über 100 Galerien<br />
und Institutionen aus 23 Ländern unter dem Dach der<br />
historischen Marx Halle. Als einzige Kunstmesse, die<br />
den Osten und Westen in sorgfältig kuratierten<br />
Ausstellungen vereint, sticht viennacontemporary als<br />
Ort aufregender Neuentdeckungen hervor. Die<br />
Aussteller, die von Wiens wichtigsten Galerien über<br />
internationale Top-Player bis zu aufstrebenden<br />
Junggalerien reichen, präsentieren ihre besten<br />
KünstlerInnen – etablierte Größen ebenso wie<br />
aufstrebende Entdeckungen. Ein dichtes Angebot von<br />
Sonderschauen, wie ZONE1 und Explorations, sowie<br />
anspruchsvolle Begleitveranstaltungen, wie das Talks<br />
Programm und Spezialführungen, runden das reiche<br />
Kunstangebot ab und machen es allen<br />
Besuchergruppen zugänglich.
KUNST.INVESTOR ‚Viennacontemporary‘<br />
Ekaterina Shapiro-Obermair, Targets, 2017, Courtesy of Ani Molnár Gallery
KUNST.INVESTOR ‚Viennacontemporary‘<br />
„Wir freuen uns, viennacontemporary <strong>2018</strong> im Rahmen<br />
unseres kulturellen Engagements in osteuropäischen<br />
und südosteuropäischen Ländern zu unterstützen. Als<br />
die führende Bank der CEE-Region ist es unsere<br />
Verantwortung, die Zivilgesellschaft und kulturelle<br />
Entwicklung in der Region zu unterstützen.<br />
viennacontemporary, die sich in unbekannte<br />
Traditionen und überraschende Praktiken der<br />
zeitgenössischen Kunst in CEE-Regionen vorwagt, ist<br />
eine passende Plattform für diese Bestrebungen. Eine<br />
lebendige und freie Kunstszene ist unentbehrlich für<br />
moderne Demokratien”, meint Boris Marte, Leiter des<br />
Erste Innovation HUB. „Wir sind hocherfreut darüber,<br />
dass wir die Marx Halle als Standort für<br />
viennacontemporary sicherstellen und bereits die<br />
Messetermine für die kommenden zehn Jahre fixieren<br />
konnten. Dies beweist unser beharrliches Engagement<br />
und ermöglicht uns volle Konzentration auf ein hohes<br />
Dienstleistungsniveau für unsere Gäste”, so Renger<br />
van den Heuvel, Geschäftsführer von<br />
viennacontemporary.<br />
ZONE1: Solopräsentationen junger österreichischer<br />
KünstlerInnen: ZONE1, kuratiert von Victoria Dejaco<br />
(IT/AT), ist eines der unbestrittenen Highlights der<br />
Messe. Dieser Sonderteil widmet sich ausschließlich<br />
den Solopräsentationen österreichischer KünstlerInnen<br />
unter 40 Jahren. Dejaco, eine junge, in Österreich<br />
lebende Kuratorin, stellt sich der Herausforderung, die<br />
besten ihrer Altersgenossen auszuwählen. ZONE1<br />
rückt frische und aufregende Positionen in den<br />
Mittelpunkt und enttäuscht nie als Ort der<br />
Neuentdeckungen und Überraschungen.<br />
Explorations: Der neue Programmpunkt Explorations<br />
zeigt kuratierte Standpräsentationen bei ausgewählten<br />
Galerien. Er vereint ein breites Spektrum künstlerischer<br />
Praktiken unter dem Aspekt herausragender Qualität<br />
und unkonventioneller Ansätze. Der Programmpunkt<br />
wird vom in Berlin lebenden kuratorischen Berater<br />
Nadim Samman (UK/DE) geleitet, dessen frischer<br />
Zugang zur Kunst bereits bei zahlreichen<br />
internationalen Ausstellungen und Biennalen für<br />
Begeisterung sorgte.<br />
Talks: Das tägliche viennacontemporary Talks<br />
Programm, kuratiert von Kimberly Bradley (DE/AT),<br />
behandelt die drängendsten Fragen der<br />
zeitgenössischen Kunstszene – von Politik und<br />
Eventkultur über Wirtschaftsfragen bis zu<br />
Zukunftsspekulationen. Hochkarätige internationale<br />
KünstlerInnen, KuratorInnen, KritikerInnen,<br />
MuseumsdirektorInnen und SammlerInnen teilen ihr<br />
umfangreiches Wissen und beleuchten die<br />
hochkomplexen Hintergründe der globalisierten<br />
Kunstwelt.<br />
Collectors Talks: Die „A-live” Interview-Serie der<br />
Plattform Artload gewährt im Rahmen der<br />
viennacontemporary exklusive Einblicke in die<br />
Herausforderungen und Strategien im Aufbau einer<br />
bedeutsamen Kunstsammlung, zeigt individuelle<br />
Ansätze von Sammlungen auf und erwägt<br />
Möglichkeiten, private Kunstsammlungen zum Dienste<br />
der Gesellschaft einzusetzen. Durch Interviews mit den<br />
einflussreichsten SammlerInnen des internationalen<br />
Kunstkreises bietet Artload sowohl lokale als auch<br />
globale kritische Perspektiven auf zeitgenössische<br />
Kunst.<br />
Media Talks: Bereits zum dritten Mal bietet<br />
viennacontemporary einer beeindruckenden Bandbreite<br />
von Medien, die ihre Sicht auf die zeitgenössische<br />
Kunstwelt verlautbaren, eine Bühne. (Foto: ©<br />
viennacontemporary)
KUNST.INVESTOR ‚Viennacontemporary‘<br />
Christoph Schirmer, 0-DREI-18, <strong>2018</strong>, Courtesy Bechter Kastowsky Galerie
KUNST.INVESTOR ‚Viennacontemporary‘<br />
Irmina Stas, Untitled, 2017, Photo Piotr Bekas, Courtesy of the artist and Le Guern Gallery
Bösendorfer Flügel – Modell 200 „Dragonfly“<br />
Prachtvolle Gärten – Perfektes Handwerk<br />
Die Verwendung von verschiedenen Holzarten zur Gestaltung von Ornamenten,<br />
Blumen- und Tiermotiven sind seit jeher ein Symbol für Extravaganz und Luxus. Dies<br />
zeigt die Vielzahl der historischen Möbel und Klaviere die mit kostbaren Intarsien<br />
verziert sind.<br />
Kaiserin Maria Theresia und ihr Mann Franz I. Stephan sammelten leidenschaftlich<br />
gerne Pflanzen für ihre prachtvollen Gärten und monumentalen Glashäuser. Die<br />
Kaiserin machte Schloss Schönbrunn zu einer imperialen Sommerresidenz und zum<br />
glanzvollen Mittelpunkt höfischen Lebens. Führende Staatsmänner und große<br />
Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur waren hier zu Gast. Der barocke Garten<br />
Schönbrunns diente der herrschaftlichen Repräsentation und war Fortsetzung der<br />
imposanten Innenräume nach außen.<br />
Der im 18. Jahrhundert berühmte Maler Johann Wenzel Bergl schmückte einige<br />
Innenräume im Erdgeschoss mit detailverliebten Pflanzen- und Tiermotiven. Auch die<br />
naturverbundene Kaiserin Elisabeth (Sissi) erfreute sich in späteren Jahren an den<br />
prachtvollen Gärten und Wandmalereien. Die von Bergl gestalteten Räume zählen bis<br />
heute zu den drei kostbarsten Raumensembles des Schlosses. Dieses Instrument ist eine<br />
Hommage an die prachtvollen Gärten und Wandmalereien des Imperialen Luxus und<br />
eine verzaubernde Momentaufnahme der Natur. Limitiert auf 18 Flügel in der Größe<br />
200 schwarz poliert, ist jedes Instrument dieser Serie mit einer individuell<br />
nummerierten Messingplakette versehen.<br />
Features<br />
Intarsien in traditioneller Sandschattierungstechnik<br />
Bösendorfer Grand Piano 200 Limitiert auf 18 Flügel<br />
Konzertflügel Mechanikgeometrie gewährleistet optimale<br />
Spielart & Kontrollierbarkeit<br />
Feinste Verarbeitung wertvoller Furniere und Materialien<br />
Resonanzboden aus österreichischem Fichtenklangholz<br />
Handgesponnene Bösendorfer Bass Saiten<br />
Einzelsaitenaufhängung<br />
Handgefertigt in Österreich
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Philip Guston, ohne Titel, 1957, Öl auf Papier auf Hartfaserplatte, 63,5 x 88,9 cm, erzielter Preis € 470.860<br />
Traditionell stark!<br />
Resümee erstes Auktionshalbjahr <strong>2018</strong> im Dorotheum<br />
Nach dem besten Geschäftsjahr in der Geschichte des<br />
Dorotheum konnte das Auktionshaus auch <strong>2018</strong> ein<br />
hervorragendes erstes Halbjahr für sich verbuchen.<br />
Zeitgenössische Kunst brillierte im ersten Halbjahr<br />
<strong>2018</strong>, mit vielen Preisen weit über den Erwartungen.<br />
Bei der Auktion am 16. Mai erreichte das aus der<br />
Sammlung des Objektkünstlers Gianni Colombo<br />
stammende Wandobjekt „Untitled (Escritura)“ des<br />
Brasilianers Jesús Rafael Soto 491.000 Euro. Zwei<br />
Versionen von Lucio Fontanas berühmten „Concetto<br />
spaziale“ aus den 1960er Jahren wechselten für<br />
552.000 und 539.800 Euro ihre Besitzer. Eine<br />
unbetitelte Arbeit des US-amerikanischen abstrakten<br />
Expressionisten Philip Guston kam auf ausgezeichnete<br />
470.860 Euro. Nach dem Weltrekord im Vorjahr für<br />
Emilio Vedova setzte das Dorotheum mit 430.000 bzw.<br />
234.800 Euro für zwei Arbeiten dieses Künstlers<br />
weitere Maßstäbe für dessen Marktwert.
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Artemisia Gentileschi (1593-1653) Lucretia, Schätzwert € 500.000-700.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
ARTEMISIA-GENTILESCHI-BILD IM DOROTHEUM<br />
„Lucretia“ von einer der ersten Malerinnen der Kunstgeschichte<br />
erstmals in Auktion(Alte Meister, Dienstag, 23. Oktober <strong>2018</strong><br />
Es ist eine Sensation: Eines der extrem seltenen und<br />
begehrten Gemälde der italienischen Barockmalerin<br />
Artemisia Gentileschi, „Lucretia“, offeriert das<br />
Dorotheum in seiner Auktionswoche im Oktober (23. bis<br />
25. 10. <strong>2018</strong>). Das zwischen 500.000 und 700.000 Euro<br />
taxierte Bild befand sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
in ein und derselben Privatsammlung und gelangt nun<br />
zum ersten Mal in seiner Geschichte in eine Auktion.<br />
„Lucretia“ zeigt den Moment, bevor sich die römische<br />
Aristokratin nach der Vergewaltigung durch Tarquinius<br />
erdolcht. Diese Geschichte aus dem 6. Jahrhundert v.<br />
Chr. gehört zum Gründungsmythos Roms. Lucretia gilt<br />
als Beispiel für Tugendhaftigkeit.<br />
Alte Meisterin: Artemisia Gentileschi, eine der – im 20.<br />
Jahrhundert wiederentdeckten –- wenigen bekannten<br />
alten Meisterinnen und eine der ersten in die<br />
Kunstgeschichtsschreibung eingegangenen Malerinnen<br />
(1593 – 1653) war Schöpferin kraftvoller heroischer<br />
Frauen der antiken und christlichen Mythologie. Ihr<br />
außergewöhnliches, bewegtes Leben als Frau wie als<br />
Malerin machte sie zu einer Berühmtheit jener Zeit. und<br />
ist besonders heute Thema von Filmen und Büchern.<br />
Gewaltdarstellungen reflektieren auch Gentileschis<br />
eigene Gewalterfahrung. Als Opfer sexuellen<br />
Missbrauchs im Alter von 16 Jahren brachten sie und<br />
ihr Vater, ganz unüblich damals, ihren Peiniger vor<br />
Gericht. Wiederentdeckte Protokolle dokumentieren,<br />
dass sie einen für die damalige Zeit bespiellosen, für<br />
sie grauenvollen und demütigenden Prozess<br />
durchstehen musste. Stilistisch entwickelte Artemisia<br />
Gentileschi innovative Bildfindungen: In der Nachfolge<br />
des Malers Caravaggio zählten Realismus, Dramatik<br />
bei Thema und Darstellung sowie das Chiaroscuro, der<br />
starke Kontrast von Hell und Dunkel, Licht und<br />
Schatten. Foto:©v Dorotheum
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
TEPPICHRARITÄTEN<br />
Die Dorotheum-Auktion am 24. September <strong>2018</strong> bietet<br />
Teppichraritäten aus den Zentren der asiatischen<br />
Knüpfkunst. Im Mittelpunkt steht ein safawidischer<br />
Kirman-Vasenteppich aus der zweiten Hälfte des 17.<br />
Jahrhunderts. 125.000 Euro beträgt der Rufpreis für<br />
diesen südpersischen Teppich. Reizvoll ist das<br />
komplizierte Gitter, oder das surrealistische<br />
Blütenmuster mit oder ohne Vasen. Für das hohe Alter<br />
befindet sich der Teppich in ausgezeichnetem Zustand.<br />
Prachtvoll gearbeitet ist auch ein sogenannter Lakai<br />
Suzani – eine Nadelarbeit - aus Usbekistan aus der<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine<br />
seltene Ausführung in Metall-, Woll- und<br />
Seidenstickerei. Der seidene, unbemusterte Stickgrund<br />
ist komplett mit Metallbroschierungen ausgefüllt und<br />
verleiht dem Stück daher auch eine unübliche Schwere.<br />
Traditionell dienen diese Suzanis als Wandbehänge<br />
zum Ausschmücken der Wohnräume in den Häusern<br />
und Jurten der Nomaden und ist traditioneller Teil der<br />
Mitgift. Der Rufpreis für das in der Dorotheum-Auktion<br />
befindliche Stück beträgt 18.000 Euro. Aus Karatchop,<br />
dem Südwestkaukasus, stammt klassischer Teppich<br />
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf grünem Grund<br />
findet sich ein weißes Zentralmedaillon, die Blatt-,<br />
Kelch- und Rankenbordüre ist lachsfarben. Für diesen<br />
Sammlerteppich sind 6.000 Euro Rufpreis veranschlagt.<br />
(Foto: © Dorotheum)
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Lakai Suzani, Shakhrisyabz (Usbekistan), ca. 260 x 183 cm, Mitte 19. Jahrhundert.Bei dieser extrem seltenen Suzani in Metall-, Woll- und<br />
Seidenstickerei ist der seidene, unbemusterte Stickgrund komplett mit Metallbroschierungen ausgefüllt und verleiht dem Stück daher auch eine<br />
unübliche Schwere, es findet sich nur ein schmaler Bordürenrahmen mit ringsum angebrachten Schmuckfransen in Brokat, das Feld ist mit<br />
großem Sternmotiv tragenden Kreisblüten und schlingpflanzenartigen Ranken gemustert, als besondere Highlights finden sich an der linken<br />
unteren Feldecke noch drei abstrahierte, besonders reizvolle Tierdarstellungen, sehr guter Farb- und Erhaltungszustand, auf rotem Seidenstoff<br />
aufgezogen. Rufpreis € 18.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
Karatchoph, Südwestkaukasus, ca. 219 x 182 cm, Mitte 19. Jh. ein klassischer, grüngrundiger Karatchoph mit Vier- und Eins-Medaillonmuster<br />
und lachsfarbener Blatt-, Kelch-Ranken Bordüre in bester Musterproportion, sehr archaisch ausgeführtes, weißes Zentralmedaillon, beide<br />
Abschlüsse reduziert, Seitenkanten ergänzt, teils niedriger Flor - dennoch schwerer Griff, eine größere Reparaturstelle am linken Oktagon.<br />
Sammlerteppich! Rufpreis € 6.000
KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />
‚ERLEUCHTET‘<br />
Seltene Buddha Amithaba-<br />
Figur bei Dorotheum-<br />
Auktion am 13. September<br />
Große vergoldete Bronze Figur Buddha, Ming Dynastie, Höhe 49,7 cm, Rufpreis € 40.000<br />
Ausgesuchte Objekte buddhistischer Kunst werden in der Auktion „Antiquitäten, Asiatische Kunst“ am 13. September<br />
<strong>2018</strong> im Dorotheum Wien angeboten. Der seltene 49,7 cm hohe feuervergoldete Bronze-Buddha aus der Ming<br />
Dynastie gelangt nach beinahe drei Jahrzenten in einer Wiener Privatsammlung mit einem Rufpreis von 40.000 Euro<br />
zu Versteigerung. Weitere Bronzen aus China, Tibet, Nepal, Kaschmir und Thailand, ein außergewöhnliches Mandala<br />
aus Tibet des 16./17. Jahrhunderts sowie eine Reihe chinesischer Figuren und Vasen aus der Han und Tang Dynastie<br />
runden das Angebot ab. (Foto: © Dorotheum)
KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen<br />
RAINER – WEILER – BOECKL<br />
9. Kunstauktion der RESSLER KUNST AUKTIONEN - 24. September <strong>2018</strong><br />
212 Kunstwerke mit einer Rufpreissumme von 1,4<br />
Millionen Euro wurden gesammelt. Obwohl der<br />
Schwerpunkt des Angebots nach wie vor auf<br />
zeitgenössischer österreichischer Kunst liegt, fällt die<br />
hohe Zahl an Werken internationaler Größen des<br />
Kunstmarkts auf: Pablo Picasso, Andy Warhol, A. R.<br />
Penck, Markus Lüpertz, Damien Hirst, Pierre<br />
Alechinsky, Martin Kippenberger u.v.a. sind in der<br />
Auktion vertreten. Die größte Aufmerksamkeit werden<br />
aber doch Highlights der heimischen Kunstentwicklung<br />
finden:<br />
ARNULF RAINER, Proportionsstudie: Die<br />
Proportionsstudien von 1953 und 1954 sind deshalb so<br />
rar, weil der Künstler die meisten in einem Anflug von<br />
Verzweiflung nach dem großen Misserfolg seiner<br />
Ausstellung in der Galerie Würthle (1954) vernichtet<br />
hat. Trotzdem nehmen sie in seinem Oeuvre eine<br />
wichtige Position ein. Mit ihnen unternahm Rainer erste<br />
ernsthafte Versuche mit kräftiger Farbe, nachdem er bis<br />
dahin vor allem zeichnerisch gearbeitet hatte. Seine<br />
Übermalungen sind ohne die intensive<br />
Auseinandersetzung mit den Proportionen von<br />
Farbgewichten bzw. Flächenverteilungen nicht<br />
vorstellbar. Auch die Kreuzform, längst eines der<br />
Markenzeichen Rainers, entwickelte sich in dieser Zeit.<br />
Die Proportionsstudie Arnulf Rainers startet in der<br />
Auktion bei € 55.000.<br />
MAX WEILER, Durchblick Chromoxydgrün: Es ist<br />
kein Zufall, dass Peter Weiermair als Cover für sein<br />
1980 erschienenes Buch „Über Max Weiler“ dieses Bild<br />
ausgewählt hat – es ist eines seiner eindrucksvollsten<br />
Werke. Wer sich heute für die wunderbaren Gemälde<br />
Weilers begeistert, kann kaum nachvollziehen, wie<br />
umstritten der Künstler seinerzeit war. Seine Fresken<br />
für die Theresienkirche auf der Innsbrucker Hungerburg<br />
gerieten zum Skandal, weil Weiler die Kreuzigungsszene<br />
mit Tiroler Bauern bevölkert hat. Auch um seine<br />
zwei großen Wandmalereien für den Innsbrucker<br />
Bahnhof gab es wilde Auseinandersetzungen. Das in<br />
Eitempera auf Leinwand 1977 ausgeführte Werk startet<br />
in der Auktion bei € 65.000.<br />
HERBERT BOECKL, Maler und Modell III: Um das<br />
weite Spektrum eines der wichtigsten österreichischen<br />
Maler des 20. Jahrhunderts zu erfassen, muss man<br />
sich vergegenwärtigen, dass Boeckl bereits 1913<br />
gemeinsam mit Schiele und Klimt ausstellte, also voll<br />
anerkannt war. Im 2. Weltkrieg etablierte er den<br />
Abendakt an der Akademie, der bis heute mit dem<br />
Zusatz „legendär“ geschmückt wird, um seine<br />
Bedeutung verständlich zu machen. Mit dem Fresko<br />
„Apokalypse“ in der Engelkapelle der Abtei Seckau<br />
setzte Boeckl einen letzten künstlerischen Meilenstein.<br />
Unser Bild entstand 1964, also durchaus in zeitlicher<br />
(und künstlerischer) Nähe zu Seckau, und war<br />
mehrfach im Belvedere ausgestellt. Das 120 x 148<br />
große Gemälde startet in der Auktion bei € 65.000.<br />
Die Auktion weist aber viele andere hervorragende<br />
Kunstwerke auf: Arnulf Rainer ist in der Auktion etwa<br />
mit sieben Arbeiten vertreten, darunter „Fischen“ aus<br />
den 1970er Jahren. Von Hermann Nitsch gibt es ein<br />
Schüttbild, ein Triptychon und ein im Umfeld der<br />
Herodiade-Inszenierung entstandenes Gemälde. Von<br />
Franz West wird eine frühe (1972) Zeichnung offeriert.<br />
Es gibt mehrere frühe Plastiken von Oswald<br />
Oberhuber, eine „Hose“ von Erwin Wurm, mehrere<br />
Ölbilder von Hans Staudacher aus verschiedenen<br />
Schaffensperioden, ein großartiges Werk von Markus<br />
Prachensky und eine Gemeinschaftsarbeit von Herbert<br />
Brandl und Loys Egg, um nur einige zu nennen. (Foto:<br />
© Ressler Kunst Auktionen) Mehr Info
KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen<br />
Max Weiler, Durchblick Chromoxydgrün, Eitempera auf Leinwand, 86,5 x 91 cm, 1977, Ausrufpreis € 65.000
KUNST.INVESTOR Ressler Kunst Auktionen<br />
Herbert Boeckl, Maler und Modell III, Öl auf Leinwand, 120 x 148 cm, 1964, Ausrufpreis € 65.000
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KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Badrinath Pandit, undatiert, Kat.Nr. 1-0015, Shaligram, Natürliche Pigmente auf Papier/natural<br />
pigments on paper, 11,2 x 14 cm, © Alexander Gorlizki<br />
Alexander Gorlizki, <strong>2018</strong>, Kat.Nr. <strong>2018</strong>-008, A Change of Fortunes, Pigment und Gold auf Papier/pigment<br />
and gold on paper, 37,6 x 39 cm, © Alexander Gorlizki
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
“living a dream...”<br />
Alexander Gorlizki/ magic markings/ Gugging artists<br />
„Als produktiver Tagträumer, der medienübergreifend<br />
arbeitet, beziehe ich die meisten meiner eigenen<br />
kreativen Arbeiten auf die eine oder andere Weise auf<br />
die Zeichnung. Es ist eine eigentümliche Tätigkeit, die<br />
im Entdecken und Nachdenken über die materielle Welt<br />
verwurzelt ist, aber auch unbewusste Impulse, Formen<br />
und Muster an die Oberfläche sprudeln lässt.“<br />
(Alexander Gorlizki)<br />
Die Ausstellung “living a dream…” ist an sich schon ein<br />
Traum, in dem Grenzen verschwimmen und<br />
überraschende, neue Verbindungen entstehen.<br />
Alexander Gorlizki präsentiert neben Elementen aus<br />
seiner eigenen Arbeit und einer Gruppe der „Magic<br />
Markings“ – seine Sammlung frühindischer mystischer<br />
und volkstümlicher Zeichnungen – auch eine Auswahl<br />
an Kunstwerken der Gugginger Künstler. Diese drei<br />
unterschiedlichen Werkgruppen lassen kreative<br />
Beziehungen erkennen, die über Geschichte,<br />
Geographie, Glaubenssysteme und Ästhetik<br />
hinausgehen. Alexander Gorlizki ist vor allem für seine<br />
Arbeiten, die auf traditionellen indischen<br />
Miniaturmalereien basieren, bekannt. Seine Faszination<br />
für diese 700 Jahre alte Tradition liegt zum Teil in der<br />
Ambivalenz zwischen der Darstellung des Alltäglichen<br />
und des Mythischen und Wundersamen. Das<br />
Miteinander von Erhabenem und Prosaischem wird oft<br />
mit einer schelmischen Verspieltheit, aber immer mit<br />
einer makellosen, rigorosen Technik erreicht. Seit 1996<br />
arbeitet Gorlizki mit Riyaz Uddin, einem der<br />
bedeutendsten Miniaturmaler seiner Generation, in<br />
einem von ihm gegründeten Atelier in Jaipur, Indien.<br />
Seit 1996 arbeitet er zusammen mit Riyaz Uddin, einem<br />
der bedeutendsten Maler seiner Generation, in einem<br />
Atelier in Jaipur, Indien. Während Gorlizki die Bilder<br />
konzipiert und entwirft, geben Riyaz und seine<br />
Assistenten die Werke mit erstaunlichem Geschick<br />
wieder und lassen ihm die Freiheit, Erzählungen, Bilder<br />
und Formen zu schaffen, die in die jahrhundertealte<br />
Tradition integriert sind. Die Werke der „Magic<br />
Markings“-Kollektion bestehen aus Diagrammen,<br />
Gebeten und Entwürfen, die auf Hindu, Jain und<br />
tantrischer Kosmologie basieren. Obwohl das Thema in<br />
vielen Fällen esoterisch und mystisch ist, ist die<br />
Bildsprache überraschend vertraut und überzeugend,<br />
da sie Eigenschaften von westlichen Traditionen teilt,<br />
von der Arbeit von Paul Klee über Cartoons bis hin zu<br />
visionärer Kunst und Minimalismus(Vernissage am<br />
Donnerstag, 27. September <strong>2018</strong>, um 19:00 Uhr).<br />
[Galerie Gugging, Ausstellungsdauer: 28. September<br />
bis 12. November <strong>2018</strong> – Foto © Galerie Gugging]
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Indian Art, undatiert, Kat.Nr. 1-0037, Jain cosmological drawing of Mount Meru, Pigment auf Papier/pigment<br />
on paper, 29 x 13,1 cm, © Alexander Gorlizki
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Alexander Gorlizki, 2017, Kat.Nr. 2017-002, Goldenboy, Pigment und Gold auf Papier/pigment<br />
and gold on paper, 28,8 x 15,2 cm, © Alexander Gorlizki
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Indian Art, undatiert, Kat.Nr. 1-0042, Merging of Shiva and Shakti, Pigment auf Papier/pigment<br />
on paper, 24,8 x 12 cm, © Alexander Gorlizki
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Johann Hauser, undatiert, Kat.Nr. 1-0233, Rakete/rocket, Bleistift, Farbstifte/pencil<br />
colour pencils, 20,9 x 14,7cm, © Privatstiftung –Künstler aus Gugging
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Laila Bachtiar, 2017, Kat.Nr. 2017-014, Zebra/Zebra, Bleistift, Farbstifte, Tusche/pencil<br />
colouredpencils, indian ink,29,7 x 42 cm, Courtesy galerie gugging
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
August Walla, 1993, Kat.Nr. 93-007, WALLA AUGUSTINS BILD/WALLA AUGUSTINS DRAWING, Bleistift, Farbstifte/pencil<br />
colour pencils, 44 x 62,6 cm, © Art Brut KG
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
Josef Wittlich, 1975, Erzherzog Eugen, Tempera auf Papier, 101,7 x 73 cm, Courtesy Wasserwerk Galerie Lange
KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />
„type brut“<br />
„Durch Meditation und Kunst können wir uns mit Mutter Erde verbinden<br />
und unsere kooperative Natur bekräftigen, in dem wir die Umwelt<br />
als einen Teil unserer selbst erkennen.“ (Sulak Sivaraksa)<br />
Am Beginn der Kunstgeschichte steht die<br />
Höhlenmalerei, die erstmalig Abbildungen des<br />
Menschen – zumeist in Jagdszenen – zeigt. Seitdem ist<br />
die Darstellung des Menschen in der Kunst eine<br />
Konstante. In jeder Epoche hat man sich mit diesem<br />
Thema auseinandergesetzt, ob in der Bildhauerei, der<br />
Malerei und heutzutage auch in den neuen Medien. Die<br />
Art der Darstellung wurde vom jeweilig herrschenden<br />
Zeitgeist bestimmt, welcher wiederum von<br />
herausragenden Künstlern wie z. B. Leonardo Da Vinci,<br />
Pablo Picasso … geprägt wurde. Ein „Typ“ ist<br />
umgangssprachlich im besten Fall ein interessanter<br />
Mensch, der etwas Originelles an sich hat und einfach<br />
so ist, wie er ist. Es kann sein, dass sein Verhalten<br />
manchmal „roh“ bzw. „ungehobelt“ erscheint. Die<br />
Ausstellung „type brut“ zeigt Werke der Künstler aus<br />
Gugging, ihrer internationalen KollegInnen und<br />
autodidaktischer KünstlerInnen. Es werden Arbeiten<br />
von insgesamt 38 KünstlerInnen gezeigt, die sich auf<br />
völlig unterschiedliche Art und Weise der<br />
Menschendarstellung widmen. Es erwarten Sie<br />
Raritäten und Besonderheiten, angefangen bei den<br />
Menschendarstellungen der Künstlerin Karoline<br />
Rosskopf, dem Einladungsmotiv “Mensch” von Oswald<br />
Tschirtner, der zu den wichtigsten Vertretern der Art<br />
Brut zählt, der “Frau” von Johann Hauser aus Navratils<br />
Künstlergästebuch, den menschlichen Keramikköpfen<br />
in Kombination mit Tierpräparaten der Wiener<br />
Bildhauerin Julia Hanzl, bis hin zu den poppigen<br />
Figuren von Josef Wittlich. Der Mensch ist ein<br />
sinnliches Wesen und durch diese Ausstellung, welche<br />
das Kunstprojekt Hoky- Poky II von Müller-Divjak<br />
beheimatet, werden 4 der 5 Sinne angesprochen:<br />
Hören, Riechen, Sehen, und Tasten. Hoky-Poky II tritt<br />
als temporäre Architektur für die Sinne mit den<br />
ausgestellten Werken der Art Brut in Dialog und erlaubt<br />
einen anderen Blick, eine veränderte Wahrnehmung.<br />
[Galerie Gugging. Ausstellungsdauer: 17. Mai bis 17.<br />
September <strong>2018</strong>(Vernissage am Mittwoch, 16. Mai<br />
<strong>2018</strong> um19:00 Uhr) - Foto: © Galerie Gugging ]
KUNST.INVESTOR Belvedere 21<br />
Polly Apfelbaum, Face (Geometry)( Naked) Eyes, 2016<br />
Courtesy die Künstlerin & Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien<br />
POLLY APFELBAUM - HAPPINESS RUNS<br />
Die US-amerikanische Künstlerin Polly Apfelbaum<br />
setzt im Belvedere 21 erstmals sechs ihrer aktuellen<br />
raumgreifenden Installationen zueinander in<br />
Beziehung. Die Gesamtkomposition, bestehend aus in<br />
Mexiko handgewebten Teppichen, tritt in einen Dialog<br />
mit der offenen, lichtdurchfluteten Architektur des<br />
Hauses. Das vielschichtige Œuvre von Polly<br />
Apfelbaum ist charakterisiert durch die Suche nach<br />
neuen künstlerischen Ausdrucksformen und das<br />
Aufheben der Grenzen zwischen Skulptur, Malerei und<br />
Installation. Die Künstlerin vermischt Techniken und<br />
Materialien aus bildender Kunst und Kunsthandwerk.<br />
Sie experimentiert mit Keramik, Textil, Papier und<br />
handgewebten Teppichen. Stilistisch ist sie von<br />
Bauhaus-Moderne, Minimal Art, Abstraktem<br />
Expressionismus und Pop Art beeinflusst. Seit den<br />
1990er-Jahren nutzt Apfelbaum den Boden als<br />
Präsentationsfläche für ihre „Fallen Paintings“. Ihre<br />
konzentrierte Auseinandersetzung mit Raum, Farbe,<br />
Form und Materialität findet in der Schau im<br />
Obergeschoss des Belvedere 21 eine konsequente<br />
Weiterentwicklung. Themen wie Feminismus und<br />
Spiritualität, kunsthistorische Zitate sowie Bezüge zu<br />
populärer Druckgrafik und Comics sind Apfelbaums<br />
Kunst immanent. Im Sinne eines offenen<br />
Kontemplationsraums lädt die Ausstellung zur Teilhabe<br />
ein. Polly Apfelbaum wurde 1955 in Abington,<br />
Pennsylvania (USA), geboren. Sie studierte Malerei an<br />
der Tyler School of Art, Elkins Park, Pennsylvania, und<br />
am Purchase College der State University of New York.<br />
Internationale Ausstellungen seit den 1980er-Jahren;<br />
Werke in den Sammlungen des Museum of Modern Art,<br />
New York, des Whitney Museum, New York, des<br />
Brooklyn Museum, New York, des Los Angeles County<br />
Museum of Art u. v. a. Die Künstlerin lebt und arbeitet<br />
in New York. Kuratorin: Stella Rollig. [Belvedere 21.<br />
Dauer: 7. September <strong>2018</strong> bis 13. Jänner 2019 – Foto:<br />
© Belvedere 21]
KUNST.INVESTOR Belvedere 21<br />
Polly Apfelbaum, The Potential of Women, 2017<br />
Courtesy die Künstlerin & Alexander Gray Associates, New York
KUNST.INVESTOR Belvedere 21<br />
Polly Apfelbaum, Evergreen, Blue shoes, 2015<br />
Courtesy die Künstlerin & Frith Street Gallery, London
KUNST.INVESTOR Belvedere 21<br />
Polly Apfelbaum, "Dubuffet’s Feet", 2016<br />
Courtesy of the artist & Frith Street Gallery, London / Foto: Stephen White
KUNST.INVESTOR Albertina<br />
Claude Monet - Die Welt im Fluss<br />
Im Herbst zeigt die ALBERTINA die erste umfassende<br />
Präsentation von Claude Monet (1840–1926) seit über<br />
20 Jahren in Österreich. Unter den 100 Gemälden<br />
finden sich bedeutende Leihgaben aus über 40<br />
internationalen Museen und Privatsammlungen wie<br />
dem Musée d’Orsay Paris, dem Museum of Fine Arts<br />
Boston, der National Gallery London, dem National<br />
Museum of Western Art Tokyo oder dem Pushkin<br />
Museum Moskau. Monet steht wie kein anderer für die<br />
Malerei des Impressionismus. Der französische<br />
„Meister des Lichts“ war ein zentraler Wegbereiter der<br />
Malerei im 20. Jahrhundert. Er malte am Meer, an der<br />
Steilküste der Normandie und an den Ufern der Seine.<br />
Die Wasseroberflächen seiner Bilder reflektieren die<br />
leuchtenden Farben üppiger Vegetation im Sommer<br />
und den geheimnisvoll grau und blau gefrierenden<br />
Dunst seiner Landschaften im Winter. Monets Licht und<br />
Farben wechseln auf der Leinwand mit der sich stets<br />
verändernden Natur und mit der Vielfalt an<br />
atmosphärischen Eindrücken, die der Maler vor den<br />
Motiven empfindet. Um sie in ihrer Erscheinungsvielfalt<br />
zu erfassen, malt er viele seiner Motive in Serien. Die<br />
Ausstellung spannt einen Bogen von Monets ersten<br />
vorimpressionistischen Werken bis hin zu seinen<br />
allerletzten Gemälden, die im Garten in Giverny<br />
entstanden sind. Monet eröffnet mit seiner Malerei den<br />
Blick auf eine Welt, die sich durch die Kraft der Natur,<br />
das Wetter und den Kreislauf der Jahreszeiten ständig<br />
im Fluss befindet. Das Element Wasser zieht sich durch<br />
sein gesamtes Schaffen. Sei es an der Seine oder der<br />
Creuse, am Atlantik oder im Wassergarten mit den<br />
ikonischen Seerosen: Die Veränderlichkeit der Natur,<br />
die Auflösung der Landschaft in Nebel, Schnee oder<br />
Meereswogen ist das zentrale Thema dieser<br />
Ausstellung. Mit großzügiger Unterstützung des Musée<br />
Marmottan Monet, Paris realisiert, beleuchtet die<br />
Retrospektive Monets Werdegang vom Realismus über<br />
den Impressionismus bis hin zu einer Malweise, bei der<br />
sich die Farben und das Licht allmählich vom<br />
Gegenstand lösen und das Motiv von der<br />
Naturbeobachtung unabhängig wird. Mit seinem<br />
Spätwerk bereitet Monet der Malerei des abstrakten<br />
Expressionismus den Boden. Plakatsujet ist das<br />
monumentale Gemälde „Junge Mädchen in einem<br />
Boot“, das Monet 1887 auf dem Wasser malt – die<br />
Leihgabe stammt vom National Museum of Western Art<br />
in Tokyo. Aus dem Moskauer Pushkin Museum kommt<br />
eine der beiden Fassungen des „Boulevard des<br />
Capucines“ (1873), eine extreme Perspektive von oben<br />
auf das belebteste Geschäftsviertel von Paris, die das<br />
Großstadt-Gewimmel, das Flirren und die Bewegung<br />
der Stadt nachvollziehen lässt. Genau wie die Natur in<br />
Monets Landschaften ist auch die Straße ständig in<br />
Bewegung und verändert sich je nach Tageszeit,<br />
Stimmung und Wetterlage. Unter den beeindruckenden,<br />
oft großformatigen Leihgaben befinden sich außerdem<br />
der „Getreideschober in der Sonne“ (1891, Kunsthaus<br />
Zürich), den Kandinsky in einer Ausstellung über den<br />
französischen Impressionismus in Moskau bewundert.<br />
Kandinsky hat trotz seiner Begeisterung für das<br />
Gemälde Schwierigkeiten, das Motiv zu erkennen und<br />
ahnt so Monets Emanzipation der Farben und die<br />
abstrakte Malerei voraus. Weitere Highlights sind die<br />
frühen Winterbilder, darunter das Porträt „Madame<br />
Monet mit rotem Kopftuch“ (1873, Cleveland Museum<br />
of Art, Ohio/USA), zwei Kathedralen aus einer<br />
umfangreichen Serie, die er in Rouen von diesem<br />
gotischen Nationaldenkmal anfertigt, und die selbst zur<br />
impressionistischen Ikone werden und mehrere<br />
Gemälde des Flusses Creuse, die unter widrigsten<br />
Wetterbedingungen im Massif Central entstehen und<br />
kompositorisch und in ihrer Farbigkeit wegweisend<br />
sind. Am Ende seines Lebens, als er mit starken<br />
Sehschwierigkeiten kämpft, beschäftigt Monet sich in<br />
seinem Garten in Giverny mit der „Japanischen Brücke“<br />
(1918–1924) und seinem „Haus in den Rosen“.<br />
[Albertina. Dauer: 21. September <strong>2018</strong> – 6. Jänner<br />
2019 – Foto: © Albertina
KUNST.INVESTOR Albertina<br />
Claude Monet- Seerosen, 1916-1919, Öl auf Leinwand<br />
Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler<br />
© Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler; Foto: Robert Bayer
KUNST.INVESTOR Albertina<br />
Claude Monet- Camille Monet mit Kind im Garten, 1875, Öl auf Leinwand<br />
Museum of Fine Arts, Boston, anonyme Schenkung im Andenken an Mr. und Mrs. Edwin S. Webster<br />
© Museum of Fine Arts, Boston
KUNST.INVESTOR Albertina<br />
Claude Monet- Der Boulevard des Capucines, 1873 Öl auf Leinwand<br />
Staatliches Museum für bildende Künste A. S. Puschkin, Moskau<br />
© Photo Scala, Florence 2017
KUNST.INVESTOR Albertina<br />
Claude Monet- Der Landesteg, 1871 Öl auf Leinwand<br />
Acquavella Galleries © Acquavella Galleries
KUNST.INVESTOR Albertina<br />
Claude Monet- Blick auf die Felsnadel durch die Porte d’Aval, 1886 Öl auf Leinwand<br />
National Gallery of Canada, Ottawa, Schenkung Marjorie und Gerald Bronfman, Montréal<br />
© National Gallery of Canada, Ottawa
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems<br />
PICASSO – GORKY – WARHOL<br />
SAMMLUNG HUBERT LOOSER<br />
Hubert Looser mit Pablo Picasso, © Succession Picasso / Bildrecht, Wien, <strong>2018</strong>, Foto: Brechbühl<br />
„Hinter jedem Werk spürt man die Leiden- und Kennerschaft des Sammlers Hubert Looser. Eine markante Konstante seiner<br />
Sammlung ist die Linie, die sich sowohl in der Zeichnung als auch in der Skulptur niederschlägt. Dieses Kapitel machen wir in<br />
Krems zum Ausstellungsthema, veranschaulicht in den Meisterwerken von Pablo Picasso, Arshile Gorky, Andy Warhol und vielen<br />
anderen.“ Florian Steininger<br />
Die Schweizer Sammlung Hubert Looser zählt zu den<br />
herausragenden europäischen Privatsammlungen<br />
moderner und zeitgenössischer Kunst, die<br />
Surrealismus, abstrakten Expressionismus, Minimal Art<br />
und Arte povera zum Schwerpunkt haben. Die<br />
Ausstellung in der Kunsthalle Krems, die im Anschluss<br />
in das Kunsthaus Zürich wandert, veranschaulicht mit<br />
über 150 Werken aus der Sammlung, die von der<br />
Moderne bis in die Gegenwart reichen, das<br />
spannungsreiche Verhältnis zwischen Skulpturen und<br />
Arbeiten auf Papier. Ein großer, mannigfaltiger Bestand<br />
von Arbeiten auf Papier bildet den Grundstein der<br />
Sammlung Hubert Looser, eindrücklich ergänzt durch<br />
Gemälde und Skulpturen. Darunter finden sich etwa<br />
Werke von Arshile Gorky, Willem de Kooning, Cy<br />
Twombly, Andy Warhol, Agnes Martin, Roni Horn und<br />
Richard Serra sowie ein Werkblock von Schweizer<br />
Positionen, mit denen Hubert Looser seine Sammlung<br />
begründete. Vor allem die Linie und mit ihr die<br />
Zeichnung ist für ihn ein visuell-ästhetisches Manifest,<br />
ein Appell, sich intuitiv und feinfühlend mit Kunst<br />
auseinanderzusetzen. Die Zeichnungen zeigen in<br />
gewisser Weise das Concetto der Künstlerinnen und<br />
Künstler, sie sind der unmittelbare grafische<br />
Niederschlag ihrer prima idea, die auch fallweise ins<br />
Skulpturale oder in die großformatige Malerei<br />
weiterentwickelt wird. Oder die Zeichnung steht als<br />
solitäre Behauptung für sich: Puristische Linien<br />
markieren das Blatt Papier – ob figurativ bei Henri<br />
Matisse und Andy Warhol oder abstrakt bei Cy<br />
Twombly oder Brice Marden. Die frühen Schweizer<br />
Ankäufe der Sammlung Hubert Looser aus den 1960erund<br />
1970er-Jahren sind zumeist Arbeiten auf Papier.<br />
Diese Zeichnungen von Vertreter/innen des<br />
Surrealismus und des Informel werden Werken<br />
internationaler kunsthistorischer Größen wie Gorky oder<br />
de Kooning gegenübergestellt. So kommt es etwa zur<br />
spannenden Konfrontation einer Tuschzeichnung von<br />
Gorky aus den 1930er-Jahren mit Blättern von Serge<br />
Brignoni oder von Lenz Klotz’ kreiselnden Linien mit<br />
Twomblys kritzeligen Spuren auf dem Papier. Eigens<br />
für die Kunsthalle Krems schuf die französische<br />
Künstlerin Fabienne Verdier ein neues Werk. Die<br />
Ausstellung wirft einen frischen Blick auf die Werke und<br />
rückt das weniger Beachtete in den Fokus, um neue<br />
Erkenntnisse zu gewinnen. [Kunsthalle Krems, Dauer<br />
bis 4. November <strong>2018</strong> - Kurator: Florian Steininger,<br />
Foto © Kunsthalle Krems]
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems<br />
© The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./ Licensed by Bildrecht, Wien, <strong>2018</strong>, Foto / Photo: Sammlung Hubert Looser
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems<br />
© Succession Picasso / Bildrecht, Wien / Vienna, <strong>2018</strong>, Foto / Photo: Fondation Hubert Looser
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems<br />
Yves Klein ANT 37, ca. 1960 reines Pigment und Kunstharz auf Papier auf Leinwand / pure pigment and synthetic resin on paper on canvas 79<br />
x 29,5 cm © The Estate of Yves Klein c/o Bildrecht, Wien / Vienna, <strong>2018</strong>, Foto / Photo: Fondation Hubert Looser
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems<br />
© The Estate of Magdalena Abakanowicz, Foto / Photo: Fondation Hubert Looser
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Krems<br />
© The Willem de Kooning Foundation / Bildrecht, Wien / Vienna, <strong>2018</strong>, Foto / Photo: Fondation Hubert Looser
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
WORLD PRESS PHOTO <strong>2018</strong><br />
Die Welt zu Gast im WestLicht: Mit der World Press<br />
Photo Ausstellung machen ab 14. September wieder<br />
die besten Pressefotografien in der Wiener<br />
Westbahnstraße Station. Erstmals wurde in diesem<br />
Jahr eine Shortlist der Nominierten veröffentlicht, bevor<br />
die Jury die Preisträger_innen bekanntgab. Zum World<br />
Press Photo des Jahres kürte die Jury ein Bild des<br />
Agence France-Presse Fotografen Ronaldo Schemidt<br />
(* 1971) mit dem Titel „Venezuela Crisis“. Bei Protesten<br />
gegen die geplanten Verfassungsreformen von<br />
Staatspräsident Nicolás Maduro kam es am 3. Mai<br />
2017 in der venezolanischen Hauptstadt Caracas zu<br />
gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Der 28-<br />
jährige José Victor Salazar Balzar wurde bei den<br />
Unruhen durch die Explosion eines Motorrads erfasst.<br />
Er überlebte mit Verbrennungen ersten und zweiten<br />
Grades. „Es ist ein fast klassisches Foto, aber mit einer<br />
sehr unmittelbaren Energie und Dynamik. Die Farben,<br />
die Bewegung, alles ist hervorragend komponiert, das<br />
Bild hat Kraft. Ich war direkt berührt“, beschreibt Jury-<br />
Präsidentin Magdalena Herrera, Fotodirektorin bei Geo<br />
Frankreich, ihre Begegnung mit dem Bild. Ihre Jury-<br />
Kollegin Whitney C. Johnson von National Geographic<br />
ergänzt: „Tatsächlich handelt es sich um eine sehr<br />
symbolische Fotografie. Der brennende Mann mit der<br />
Maske steht nicht bloß für sich, sondern verkörpert ein<br />
Venezuela in Flammen.“ Bereits zum siebzehnten Mal<br />
in Folge ist das Fotomuseum WestLicht Schauplatz von<br />
World Press Photo. 2017 zog das Event mehr als<br />
26.000 Besucher_innen in die Westbahnstraße. Die<br />
prämierten Einzelbilder und Fotoserien lassen als<br />
Ikonen der Zeitgeschichte das vergangene Jahr Revue<br />
passieren und zeigen auf eindringliche Weise<br />
Ereignisse aus den Bereichen Politik, Gesellschaft,<br />
Sport und Natur. „Der World Press Photo Award<br />
demonstriert ein ums andere Mal, was guter<br />
Fotojournalismus zu leisten im Stande ist und welch<br />
hohen persönlichen Einsatz Fotografinnen und<br />
Fotografen riskieren, damit wir wissen, was auf der Welt<br />
vor sich geht. In Zeiten, in denen die freie Presse mehr<br />
und mehr unter Beschuss genommen wird, kann das<br />
nicht oft genug betont werden. Auch deshalb ist die<br />
Ausstellung für uns von so großer Bedeutung“, so<br />
WestLicht-Vorstand Peter Coeln. Zu den<br />
dominierenden Themen im Wettbewerb gehören der<br />
aufflammende Nationalismus in den USA, die Proteste<br />
gegen die Regierung Maduro in Venezuela, die in der<br />
europäischen Aufmerksamkeit oft in den Hintergrund<br />
gedrängte Rohingya-Krise in Myanmar, die Kämpfe im<br />
Norden Iraks und das Schicksal von Geflüchteten nach<br />
ihrer Ankunft in Europa. Neu eingeführt wurde in<br />
diesem Jahr die Wettbewerbskategorie Environment, in<br />
der es um den Einfluss der menschlichen Zivilisation<br />
auf die Umwelt geht. Eine Arbeit mit Österreichbezug<br />
gewann in der Kategorie Langzeitprojekte: In<br />
einfühlsamen Bildern begleitet die Serie „Ich bin<br />
Waldviertel“ der niederländische Fotografin Carla<br />
Kogelman seit 2012 das Aufwachsen der Geschwister<br />
Hannah und Alena, die mit ihrer Familie in<br />
Merkenbrechts nahe der tschechischen Grenze<br />
leben.Insgesamt wurden im Wettbewerb 42<br />
Fotograf_innen aus 22 Ländern in acht Kategorien<br />
ausgezeichnet. Beworben hatten sich 4.548<br />
Kandidat_innen aus 125 Nationen mit insgesamt<br />
73.044 Fotografien.Seit 1955 schreibt die World Press<br />
Photo Foundation, eine unabhängige Plattform des<br />
Fotojournalismus mit Sitz in Amsterdam, den World<br />
Press Photo Contest aus. Eine jährlich wechselnde<br />
Jury beurteilt die Einsendungen von Fotograf_innen<br />
aus aller Welt. Das Ergebnis des renommierten<br />
Wettbewerbs, das jeweils als Wanderausstellung um<br />
den Globus tourt, gilt als wichtigste Leistungsschau der<br />
internationalen Pressefotografie. [WestLicht:- 14.<br />
September- 21. Oktober <strong>2018</strong>, Foto: © WestLicht]
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
MENSCHEN – ERSTER PREIS, STORIES, Titel: Boko Haram zwang diese Mädchen, Sprengstoffgürtel<br />
zu tragen – sie überlebten, © Adam Ferguson, for The New York Times
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
ALLGEMEINE NACHRICHTEN – ZWEITER PREIS, EINZELBILDER, Titel: Nicht mein Urteil, © Richard Tsong-Taatarii, Star Tribune
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
MENSCHEN – ZWEITER PREIS, STORIES, Titel: Freiheit finden im Wasser, © Anna Boyiazis
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
NATUR – ERSTER PREIS, STORIES, Titel: Die Krieger, die die Elefanten beschützen, © Ami Vitale, for National Geographic
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
UMWELT – ZWEITER PREIS, EINZELBILDER, Titel: Warten auf die Freiheit, © Neil Aldridge
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
SPORT – ERSTER PREIS, EINZELBILDER, Titel: Royal Shrovetide Football, © Oliver Scarff, Agence France-Presse
KUNST.INVESTOR WestLicht<br />
SPORT – ERSTER PREIS, STORIES, Titel: Kinder-Jockeys, © Alain Schroeder, Reporters
KUNST.INVESTOR Belvedere<br />
Gerhart Frankl, Blick auf Wien vom Belvedere, Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien<br />
IM BLICK<br />
DER CANALETTOBLICK<br />
Der Canalettoblick ist die wohl berühmteste Ansicht der<br />
Stadt, über Jahrhunderte hat er die Menschen fasziniert<br />
und zahlreiche Künstlerinnen und Künstler inspiriert.<br />
Wien, vom Belvedere aus gesehen, so heißt das<br />
namengebende Gemälde Bernardo Bellottos,<br />
genannt Canaletto, im Original. Am Ort der Entstehung<br />
betrachtet die Ausstellung die Geschichte des Bildes<br />
und zieht Vergleiche mit anderen Darstellungen und<br />
zeitgenössischen Visualisierungen. Die Vedute Wien,<br />
vom Belvedere aus gesehen wurde um 1759/60 von<br />
Maria Theresia in Auftrag gegeben. Die politischen und<br />
militärischen Erfolge nach der Türkenbelagerung von<br />
1683 hatten einen Bauboom ausgelöst. Der Künstler<br />
setzte in seinem Gemälde die zahlreichen<br />
hochbarocken Prunkbauten, von denen viele von Maria<br />
Theresia oder ihren Vorfahren errichtet worden waren,<br />
eindrucksvoll in Szene. Im Laufe der folgenden<br />
Jahrhunderte wurde Wien von vielen weiteren<br />
Künstlerinnen und Künstlern aus derselben<br />
Perspektive verewigt. Die früheste Reaktion auf<br />
Canalettos Gemälde ist jene von Carl Schütz, nachdem<br />
im Jahr 1777 der Belvederegarten für die Bevölkerung<br />
geöffnet wurde. Sie entstand im Rahmen der Serie von<br />
fünfzig Wiener Ansichten, die mit kaiserlichem Privileg<br />
im Artaria-Verlag herausgegeben wurden. Wenig<br />
später folgte eine weitere Ansicht von Franz Karl Zoller.<br />
Beide Bilder waren weithin bekannt und wurden oft<br />
kopiert. Um 1900 war der Blick vom Oberen Belvedere<br />
das bestimmende Motiv der Hauptstadt in den damals<br />
immer zahlreicher erscheinenden Bildbänden über<br />
Wien. Koloman Moser, Tina Blau oder Carl Moll – sie<br />
alle schufen ihre Version des Canalettoblicks. Nach<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Motiv politisch<br />
aufgeladen. Der Fotograf Otto Croy zeigte 1945 den<br />
zerstörten Park mit abgemagertem Weidevieh. In einer<br />
Serie von Skizzen und Gemälden beschäftigte sich der<br />
im September 1947 aus dem Exil zurückgekehrte<br />
Gerhart Frankl mit dem verwüsteten Belvederegarten<br />
und dem Blick auf die Stadt. Schließlich gewann die<br />
Ansicht durch die Unterzeichnung des Österreichischen<br />
Staatsvertrags am 15. Mai 1955 im Oberen Belvedere<br />
staatstragende Bedeutung.
KUNST.INVESTOR Belvedere<br />
Tina Blau, Aus dem Belvedere, Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien<br />
Ebendiese wird durch eine spätere Darstellung<br />
wieder konterkariert: 1967 zeigt Kiki Kogelnik ihre<br />
ironische Figur der Reihe Hangings im Park des<br />
Belvedere und entfacht so das subversive Potenzial<br />
des Canalettoblicks. Im Rahmen der Ausstellung<br />
werden diesen Veduten Architekturbilder der<br />
Gegenwart – wie Renderings und Visualisierungen von<br />
Bauprojekten – gegenübergestellt, um zu zeigen, dass<br />
sie mit Gemälden wie jenem Canalettos einiges<br />
gemeinsam haben. Gezeigt wird unter anderem der<br />
Entwurf Wiener Wolkenbügel des Architekturbüros<br />
Coop Himmelb(l)au, der zum Architekturwettbewerb<br />
des Heumarkt-Projekts eingereicht wurde und<br />
aufgrund der zu erwartenden Ablehnung als bewusst<br />
provokantes baukünstlerisches Statement gewertet<br />
werden kann. Im Zuge von städtebaulichen<br />
Entscheidungen wird der Canalettoblick als Maßstab<br />
herangezogen, so auch in der Diskussion rund um das<br />
Heumarktprojekt. „Die Ausstellung gibt kein Urteil<br />
über neue Bauprojekte, sondern sie zeigt in einer<br />
kunsthistorischen Darstellung die Veränderungen und<br />
Kontinuitäten, die der Canalettoblick im Laufe der<br />
Geschichte erfahren hat“, so Stella Rollig,<br />
Generaldirektorin des Belvedere. Kurator Markus<br />
Fellinger ergänzt: „Anhand der historischen<br />
Herleitung wird deutlich, dass Stadtansichten - heute<br />
wie damals - zur Inszenierung des urbanen Raums<br />
eingesetzt werden. Dies gilt für historische Veduten<br />
ebenso wie für digitale Renderings.“ Das zentrale Bild<br />
selbst ist in der Ausstellung nur indirekt zu sehen:<br />
Aufgrund seines fragilen Zustands muss Canalettos<br />
Gemälde im Kunsthistorischen Museum verbleiben. Im<br />
Belvedere ist es in einer medialen Inszenierung<br />
dennoch zu sehen: Per Liveübertragung durch eine<br />
Webcam aus der Gemäldegalerie wird es in der<br />
Ausstellung präsentiert und mit einem weiteren<br />
Livebild, der heutigen Aussicht vom Standpunkt<br />
Canalettos, in Beziehung gesetzt. Während im<br />
Gemälde selbst die Zeit eingefroren und der Zustand<br />
konserviert ist, zeigt das Livebild der heutigen Aussicht<br />
beständige Bewegung, aber auch Konstanten. Nicht<br />
das erste Mal arbeitet das Belvedere hier mit dem<br />
jungen Start-up-Unternehmen ARTIVIVE zusammen,<br />
das im Rahmen dieser Ausstellung gemeinsam mit dem<br />
Kurator eine neue Ebene visueller Aufarbeitung<br />
gestaltet: Mittels Augmented Reality wird das Thema<br />
der Visualisierung und der Instrumentalisierung von<br />
Stadtbildern digital über eine App erlebbar. In der<br />
Ausstellung werden Werke von Wolfgang Wilhelm<br />
Prämer, Salomon Kleiner, Carl Schütz, Rudolf von Alt,<br />
Wilhelm Burger, Tina Blau, Carl Moll, Gerhart Frankl,<br />
Otto Rudolf Schatz, Edgar Jené, Kiki Kogelnik und<br />
anderen gezeigt. [Oberes Belvedere, Dauer bis 14.<br />
Oktober <strong>2018</strong>, Kurator: Markus Fellinger Foto: ©<br />
Belvedere]
KUNST.INVESTOR Belvedere<br />
Unbekannter Künstler, Blick auf Wien vom Belvedere, © Belvedere, Wien
KUNST.INVESTOR Belvedere<br />
Gerhart Frankl, Blick vom Belvedere auf Wien (Landschaft I), Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />
Performance “Olaf Nicolai – Escalier du Chant” in der Pinakothek der Moderne, 30. Jänner 2011, Courtesy Olaf Nicolai und Galerie EIGEN +<br />
ART Leipzig/Berlin, © BILDRECHT GmbH <strong>2018</strong> und Pinakothek der Moderne, Bayerische Staatsgemäldesammlungen,Foto: Haydar Koyupinar
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />
Olaf Nicolai, Trauer und Melancholie, 2009/2012, Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, & VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2018</strong><br />
Olaf Nicolai – ‚There Is No Place Before Arrival‘<br />
Die Kunsthalle Wien widmet dem deutschen Künstler Olaf Nicolai mit ‚There Is No Place<br />
Before Arrival‘ eine umfangreiche Ausstellung. Nicolai arbeitet mit verschiedenen Materialien<br />
und schafft konzeptionelle Werke von großer inhaltlicher und sinnlicher Dichte.<br />
Er entwickelt vielfältige interdisziplinäre Projekte, die die elementaren<br />
Erfahrungen von Raum, Zeit und Körperlichkeit thematisieren.<br />
There Is No Place Before Arrival stellt Fragen einer<br />
speziellen „Methode“ ins Zentrum – einer Praxis, die<br />
nicht nur Nicolais künstlerische Arbeitsweise bestimmt,<br />
sondern auch selbst Werkcharakter annimmt. Für die<br />
Kunsthalle Wien Museumsquartier entsteht eine<br />
temporäre, ortsspezifische Installation, für die Nicolai<br />
Auftragsmaler verpflichtet, Bilder nach Vorlagen aus<br />
Zeitungsausschnitten auf dem Boden der<br />
Ausstellungshalle nachzuzeichnen. Auf diese Weise<br />
bildet sich eine begehbare Abfolge von Motiven; ein<br />
Tableau, das aus evokativen Bildern mit sowohl<br />
politischen als auch poetischen Konnotationen besteht.<br />
Im Laufe der Ausstellung wird es weiter wachsen. Die<br />
Besucher/innen sind zudem eingeladen, sich auf dem<br />
bemalten Fußboden zu bewegen, so dass auch sie das<br />
Prozesshafte der Arbeit zum Vorschein bringen: Die<br />
Kreidebilder verwischen, werden unkenntlich, bis sie<br />
am Ende nur mehr fragmentarisch sichtbar sind. Ein<br />
weiterer Aspekt von Nicolais methodischer<br />
Herangehensweise an seine Arbeit ist die<br />
Auseinandersetzung mit dem Ort, an dem seine Werke<br />
gezeigt werden. Um diesen zu reflektieren und zu<br />
hinterfragen, führt er seine Ausstellung mit<br />
interdisziplinären Projekten außerhalb der Institution<br />
weiter und vervielfältigt so die Bezüge der Arbeiten<br />
untereinander und zu ihrer jeweiligen Umgebung.
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />
Olaf Nicolai, Hier wird heute Abend ein Mensch wie ein Auto ummontiert / Ohne dass er irgendetwas dabei verliert. Brecht in der Auto-<br />
Werkstatt, <strong>2018</strong>, Courtesy Olaf Nicolai und Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, © BILDRECHT GmbH, <strong>2018</strong>, Foto: Moritz Haase<br />
Olaf Nicolai, Trauer und Melancholie, 2009/2012, Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, & VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2018</strong>
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />
Für Wien plant der Künstler Kollaborationen mit dem<br />
Georg Fritsch Antiquariat, dem ZOOM Kindermuseum,<br />
dem Sigmund Freud Museum und dem museum in<br />
progress. Er lässt außerdem Helene Weigels Mercedes<br />
Benz Ponton tageweise in der Nähe vom Burgtheater<br />
und Volkstheater parken. Die Ehefrau Bertolt Brechts<br />
kaufte das Auto 1967 in ihrer Funktion als Direktorin<br />
des Berliner Ensembles. Auch das Deserteursdenkmal<br />
am Ballhausplatz ist Schauplatz für seine breit<br />
angelegten Ausstellungsaktivitäten. Es wurde 2014<br />
nach einem Entwurf des Künstlers als Mahnmal für die<br />
Verfolgten der NS-Militärjustiz errichtet. Als ein<br />
elementarer Bestandteil des Projekts wird das<br />
Monument neu aktiviert, indem Gesangs-<br />
Performer/innen a capella Stücke aufführen. Es handelt<br />
sich dabei um eine Fortsetzung des Projekts Escalier<br />
Du Chant, das Nicolai 2011 für die Pinakothek der<br />
Moderne in München umgesetzt hat. Das Konzept sieht<br />
vor, dass der Künstler Komponist/innen einlädt, jeweils<br />
kurze Werke ausgehend von aktuellen Ereignissen zu<br />
schreiben, die dann von den Neuen Vocalsolisten<br />
(Stuttgart) musikalisch interpretiert werden. Nicolais<br />
methodische Herangehensweise führt auch dazu,<br />
andere Blickweisen auf und Bezüge zu seinem Werk<br />
herzustellen und künstlerische Arbeiten vordergründig<br />
manchmal gar nicht als solche zu erkennen zu geben.<br />
Häufig stellt der Künstler bekannte Motive in neue<br />
Kontexte oder versucht sich am Wiederholen von<br />
Bildern aus der Erinnerung. Er greift Fragen der Naturund<br />
Geisteswissenschaft auf und macht sie in einem<br />
ästhetisch konstruierten und damit neuen Kontext<br />
erfahrbar.Der Ausstellungstitel There Is No Place<br />
Before Arrival geht zurück auf ein Werk des Künstlers<br />
mit dem Titel Don’t spend time searching the colorful<br />
layered flood of leaking information, or: There is no<br />
place before arrival. Dieses besteht aus einer großen<br />
Steinplatte aus präkambrischen Quarzsandstein, der<br />
aus einer Zeit noch vor dem ersten Aufkommen von<br />
Lebewesen auf der Erde stammt. There Is No Place<br />
Before Arrival verweist darauf, dass es keinen Ort vor<br />
der Ankunft gibt: Gedanken, Worte, Bilder und Gesten,<br />
die übermittelt werden, finden, wenn sie ankommen,<br />
ihren Ort nicht als solchen schon vor, sondern schaffen<br />
ihn allererst. Gleichzeitig handelt es sich um eine<br />
poetische Paraphrase über die Dialektik des<br />
Wunsches, „die erhoffte Dauer und den permanenten<br />
Aufschub in der Bewegung“, so der Künstler über den<br />
Titel seiner Ausstellung in Wien. Olaf Nicolai zeigt mit<br />
There Is No Place Before Arrival nicht nur seine<br />
Methode: Er verbindet vielmehr performative Elemente,<br />
sich im Laufe der Ausstellung transformierende Werke,<br />
Verfremdungen bekannter Alltagsgegenstände und<br />
popkulturelle Motive in einem dichten Feld aus<br />
Verweisen auf ikonische Momente in Politik und<br />
Geistesgeschichte. Zugleich inszeniert die Ausstellung<br />
ein Ensemble sich wandelnder Situationen, in dem sich<br />
die Besucher/innen bewegen. Dieses ist gleichermaßen<br />
für eine zerstreute, eher nomadische Rezeption wie für<br />
eine sehr persönliche Aneignung der Arbeiten offen.<br />
[Kunsthalle Wien, Kurator Luca Lo Pinto. Dauer Von 13.<br />
Juli bis 7. Oktober <strong>2018</strong>. Foto © Kunsthalle Wien]<br />
Olaf Nicolai (*1962) lebt und arbeitet in Berlin. Nach dem Studium der Germanistik an den Universitäten Leipzig,<br />
Budapest und Wien arbeitet er seit 1990 als bildender Künstler. Neben der Teilnahme an zahlreichen internationalen<br />
Einzel- und Gruppenausstellungen war er auf der documenta X (1997) und documenta 14 (2017) vertreten sowie auf<br />
der 49., 51. und 56. Venedig Biennale (2001, 2005 und 2015). Für seine von der documenta 14 in Auftrag gegebene<br />
Arbeit In The Woods There Is A Bird... erhielt Olaf Nicolai 2017 den Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst.
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien Karlsplatz<br />
Porträt Yasmine d’Ouezzan am Billiardtisch, Agence Mondial, ca. 1934, Courtesy gallica.bnf.fr / Bibliothèque Nationale de France<br />
Saâdane Afif - his Is Ornamental<br />
Der französische Künstler Saâdane Afif hat bereits an<br />
mehreren Gruppenausstellungen der Kunsthalle Wien<br />
teilgenommen, darunter Blue Times (2015), Individual<br />
Stories. Sammeln als Porträt und Methodologie (2015)<br />
und Politischer Populismus (2015–2016). Mit This Is<br />
Ornamental zeigt die Kunsthalle Wien nun Afifs erste<br />
Einzelausstellung in Österreich. Kennzeichnend für<br />
Afifs Praxis ist ihre außerordentliche Vielseitigkeit; im<br />
ständigen Wechsel der Formen, Kategorien,<br />
Inspirationsquellen und Verfahren scheint sie<br />
manchmal kaum greifbar. Seine Arbeiten sind in<br />
fortwährendem Wandel und sprengen die Vorstellung<br />
vom Kunstwerk als Endergebnis eines schöpferischen<br />
Akts. Dazu lädt er Menschen aus verschiedenen<br />
Bereichen zur Zusammenarbeit ein. Sie bringen ihre<br />
subjektiven Vorstellungen und besonderen Kenntnisse<br />
ein, die er sich wiederum zu eigen macht und in<br />
endlosen Rückkopplungsschleifen in seinen Arbeiten<br />
widerhallen lässt. In seiner Kunst ist Autorschaft nicht<br />
tot, sondern ins Unendliche erweitert. Entsprechend<br />
vielfältig ist auch die Rezeption und Interpretation<br />
seiner Werke. Jede Zusammenarbeit bringt die<br />
subjektive Deutung eines existierenden Werks zur<br />
Anschauung; jedes neu entstehende Werk ist eine<br />
Nachschöpfung, Fortsetzung, Weiterentwicklung älterer<br />
Bestandteile. In der Ausstellung in der Kunsthalle Wien<br />
Karlsplatz kommt eine neue Wendung ins Spiel. Afif<br />
verfolgt nicht nur sein Verfahren der Zusammenarbeit,<br />
Umarbeitung und Abwandlung weiter, wobei er stets mit<br />
der Autorschaft am Werk, dessen Verdinglichung zum<br />
Objekt und seiner Rezeption spielt. Er setzt sich nun<br />
auch mit dem gesamten Prozess der Musealisierung,<br />
Institutionalisierung und letztlich Historisierung<br />
auseinander.
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien Karlsplatz<br />
Anfang 2014 präsentierte Saâdane Afif anlässlich der 5.<br />
Biennale von Marrakesch die Performance Souvenir:<br />
La Leçon de Géométrie. Er lud Professor Dahmad<br />
Boutfounast ein, auf dem Djemaa el Fna, dem<br />
legendären Hauptplatz der Stadt, Geometrieunterricht<br />
zu geben. In der Abenddämmerung versammeln sich<br />
dort Akrobaten, Krämer, Geschichtenerzähler, Musiker,<br />
Schlangenbeschwörer, Wahrsager und allerlei Gauner,<br />
um ihr Können zu zeigen oder ihrem Gewerbe<br />
nachzugehen. Professor Boutfounast fand sich jeden<br />
Abend mit einem Flipchart ein, um sein Publikum die<br />
Grundlagen der euklidischen Geometrie in sieben<br />
Kapiteln zu lehren: Punkt, Linie und Ebene; Kreis;<br />
Dreieck; Quadrat; Rechteck; Vieleck und schließlich<br />
Rauminhalt. In einem Prozess der Sedimentierung und<br />
Verkettung wurde die Performance zum<br />
Ausgangspunkt einer linguistischen und formalen<br />
Untersuchung, aus der die erste neue Arbeit<br />
hervorging, die der Künstler nun in seiner Ausstellung<br />
This Is Ornamental in der Kunsthalle Wien zeigt. 2016<br />
beauftragte Saâdane Afif den Schriftsteller Thomas<br />
Clerc mit einem Theaterstück auf Grundlage von<br />
Souvenir: La Leçon de Géométrie, in dem er ein vom<br />
Künstler erdachtes Szenario ausarbeiten sollte: „Einige<br />
Zeit später spielte sich Merkwürdiges in Marrakesch ab;<br />
einige der Gestalten, die typischerweise auf dem<br />
Djemaa el Fna anzutreffen waren, begannen, sich ‚auf<br />
Geometrie‘ zu verständigen, das heißt eine<br />
ornamentale Sprache zu sprechen. Wir beobachteten –<br />
und mehr noch, belauschten – Gespräche von<br />
höchstem Abstraktionsgrad in den Gassen der Kasbah<br />
oder auf den Café- Terrassen am Rande des Platzes.<br />
Eines dieser Gespräche wird ein Zeuge, der selbst<br />
dabei war, uns nun einige Jahre später in Wien<br />
originalgetreu wiedergeben.“ Die literarische<br />
Auftragsarbeit erscheint als Erweiterung eines<br />
vergangenen Ereignisses – der Performance – und<br />
zugleich als Versprechen auf die Zukunft im Werk des<br />
Künstlers: Sie geht aus ihm hervor und ist zugleich<br />
Quelle von Anregungen für neue Entwicklungen. Erst<br />
2017 entdeckte der Künstler in Marrakesch im Maison<br />
de la Photographie ein Porträt aus den 1930ern, das<br />
eine junge Araberin beim Carambolagespiel zeigte1.<br />
Es handelte sich um Yasmine d’Ouezzan (1913–1997),<br />
eine Französin mit marokkanischen Wurzeln, die<br />
Siegerin der ersten Carambolagemeisterschaft für<br />
Frauen in Frankreich und Muse einiger Künstler ihrer<br />
Zeit war. Sie war Teil des für das Stück zu<br />
bearbeitenden Materials und verwandelte sich während<br />
der Arbeit daran in seine Protagonistin. Die Erzählung<br />
und die Charakterisierung der Figuren oszillieren<br />
zwischen Absurdität, Abstraktion, Klischee und<br />
Karikatur, was vielfältige Interpretationsmöglichkeiten<br />
eröffnet. Trotz der abstrakten Sprache und der<br />
manchmal absurden Situationen dreht sich das Stück<br />
um eine Suche nach Sinn, Yasmines persönliche<br />
Sinnsuche, die als Suche nach einem Heptaeder –<br />
einem geometrischen Körper mit sieben Flächen, der<br />
einem Haus ähnelt – dargestellt wird. Die Erreichung<br />
ihres Ziels scheint vom Austausch mit den sieben<br />
anderen Figuren abzuhängen, durch den sie sich<br />
schließlich für ein radikal Anderes öffnet. Sprache wird<br />
zum Werkzeug wie Ornament in den Beziehungen<br />
zwischen den Figuren und begleitet Yasmine auf der<br />
Reise in eine andere Daseinsform. This Is Ornamental<br />
in der Kunsthalle Wien Karlsplatz ist Afifs erstes<br />
Ausstellungsexperiment auf Grundlage von Thomas<br />
Clercs Text L’Heptaèdre und bezieht sich auf dessen<br />
zwei Hauptelemente: den Text selbst als sprachliches<br />
Material und seine Hauptfigur Yasmine d’Ouezzan.<br />
[Kunsthalle Wien Karlsplatz. Dauer von 19 September<br />
bis 18. November <strong>2018</strong> Foto: © Kunsthalle Wien]
KUNST.INVESTOR MAK<br />
Atelier: Beton, Grafik: Benjamin Buchegger, Daniel Car, Oliver Hofmann, Performing New Europe <strong>2018</strong><br />
Auftraggeber: Szene Salzburg, Druck: Offset 5020, Drucktechnik: Offsetdruck, Österreich, © Beton/100 Beste Plakate e.V.
KUNST.INVESTOR MAK<br />
100 BESTE PLAKATE 17<br />
Deutschland- Österreich- Schweiz<br />
Von humorvollen Werbebotschaften bis zu<br />
gesellschaftskritischen Statements bietet die MAK-<br />
Ausstellung zum Wettbewerb 100 BESTE PLAKATE 17<br />
Deutschland Österreich Schweiz ein facettenreiches<br />
Spektrum an zeitgenössischem Plakatdesign. Die<br />
jährlich von einer internationalen Fachjury gekürten<br />
einhundert gleichberechtigten Gewinnerplakate reichen<br />
von studentischen Projekten bis zu Auftragsarbeiten<br />
etablierter GrafikdesignerInnen und Werbeagenturen.<br />
Im Jahr 2017 zeigt sich bei den Siegerprojekten ein<br />
starker Trend zu seriellen Plakatkombinationen und<br />
unkonventionellen grafischen Lösungsansätzen. Der<br />
fünfköpfigen Jury des bereits zur Tradition gewordenen<br />
Grafikdesignwettbewerbs, bestehend aus dem<br />
Kommunikationsdesigner Jens Müller (Düsseldorf,<br />
Vorsitz), dem Plakatkünstler Peter Bankov (Prag), den<br />
Grafikdesignern Albert Exergian (Wien) und Michael<br />
Kryenbühl (Bern/Luzern) sowie dem Gestalter Daniel<br />
Wiesmann (Berlin) lag eine Rekordzahl von 2 293<br />
Plakaten von 657 verschiedenen TeilnehmerInnen vor.<br />
.<br />
Im Zuge des zweistufigen Auswahlverfahrens wurden –<br />
nach Ländern gegliedert – 45 Sujets aus Deutschland,<br />
50 aus der Schweiz, eine Deutschland-Schweiz-<br />
Kooperation und vier Einsendungen aus Österreich<br />
prämiert. Zu den österreichischen SiegerInnen des<br />
Wettbewerbs zählt bereits zum vierten Mal das<br />
österreichische Designstudio Beton. Daniel Car, Oliver<br />
Hofmann und Benjamin Buchegger reüssierten mit ihrer<br />
rein typografischen Interpretation Performing New<br />
Europe für das International Performing Arts Festival in<br />
der SZENE Salzburg. Ihr Plakat schließt grafisch an die<br />
künstlerische Tradition der Decollage, einer Kunstform<br />
des Nouveau Réalisme der frühen 1960er Jahre, an.<br />
Mit gleich zwei Plakaten schaffte es das Studio Es in<br />
die Auswahl der 100 BESTEN PLAKATE 17. Für die<br />
Diagonale – Festival des österreichischen Films in Graz<br />
schufen Es das Eröffnungsplakat in rot-weiß-roten<br />
Farben, während sie in ihrem Plakat für das Vienna<br />
Humanities Festival 2017 scheinbar zur Revolution<br />
aufrufen.
KUNST.INVESTOR MAK<br />
Atelier: Studio Es, Grafik: Verena Panholzer (Art Direction), David Einwaller (Junior Art Direction), Anne Eitze (Design),<br />
Carina Stella (Design) unter Verwendung einer Illustration von Bráulio Amado, REVOLUTION, Auftraggeber: Wien Museum, IWM,<br />
Time to Talk, Druck: Gerin Druck GmbH, Drucktechnik: Offsetdruck, Österreich, © Studio ES/100 Beste Plakate e.V.
KUNST.INVESTOR MAK<br />
Die Veranstaltung thematisierte die sozialen,<br />
künstlerischen und medialen Umwälzungen der<br />
Geschichte. Passend dazu erinnert die erhobene Faust<br />
daran, dass eine laute Stimme auch andere inspirieren<br />
und so der Auslöser für weitreichende Veränderungen<br />
sein kann. Martin Lorenz, Stefan Salcher, Tobias<br />
Schererbauer und Markus Wagner – die laut<br />
Eigendefinition aus der „Alprepublic Austria“<br />
stammende Crew von LWZ – überraschten die Jury mit<br />
einer medienübergreifenden Plakatserie. Für FM4, den<br />
Jugendkultur- Radiosender des ORF, gestaltete das in<br />
Wien ansässige Design- und Animationskollek- tiv<br />
Plakate, die direkt aus einem seiner Animationsfilme<br />
entsprungen zu sein scheinen. Zu den Siegerarbeiten<br />
aus Deutschland zählt heuer die Gestaltung eines<br />
Plakats für die traditionelle Segelveranstaltung „Kieler<br />
Woche“, einer der renommiertesten und wich- tigsten<br />
Aufträge für Plakatdesign im deutschsprachigen Raum.<br />
Der Heidelberger Grafi- ker Götz Gramlich überzeugte<br />
die Jury mit einem prägnanten Plakat in Blau und Weiß,<br />
das in einem Wechselspiel der Umrisse alle klassischen<br />
Kiel-, Schwert- und Finnen- formen zeigt. Ein<br />
kongeniales Design schuf der Schweizer Erich<br />
Brechbühl für die von Oktober 2015 bis März 2016<br />
auch im MAK gezeigte multimediale Ausstellung<br />
STEFAN SAGMEIS- TER: The Happy Show im<br />
Museum für Gestaltung in Zürich. Mit seiner<br />
typografischen Interpretation sonnengelber Luftballons<br />
dringt Brechbühl förmlich in Sagmeisters Welt der<br />
Glücksassoziationen ein. Brechbühl bezieht sich hier<br />
auf einen Ausschnitt aus The Happy Film, in dem<br />
Stefan Sagmeister vergeblich versucht, mithilfe von<br />
6000 Luftballons in die Lüfte zu steigen. Seit dem Jahr<br />
2006 wird der Wettbewerb 100 BESTE PLAKATE.<br />
Deutschland Österreich Schweiz im MAK präsentiert,<br />
heuer erstmals im MAK DESIGN LABOR. Die<br />
prämierten Arbeiten gehen auch in diesem Jahr als<br />
Neuzugänge in die MAK- Kunstblättersammlung ein.<br />
[MAK, Dauer bis 23. September <strong>2018</strong> - Foto: MAK]
KUNST.INVESTOR MAK<br />
300 Jahre Wiener Porzellanmanufaktur<br />
Mit der umfassenden Jubiläumsausstellung 300 JAHRE<br />
WIENER PORZELLANMANUFAKTUR beleuchtet das<br />
MAK die Geschichte und Bedeutung der zweitältesten<br />
europäischen Porzellanmanufaktur. Gegründet im Mai<br />
1718 durch Vergabe eines kaiserlichen Privilegiums zur<br />
Porzellanerzeugung an Claudius Innocentius Du<br />
Paquier setzte die Wiener Porzellanmanufaktur in den<br />
folgenden Jahrzehnten ästhetische Maßstäbe. Rund 1<br />
000 Objekte aus den Beständen des MAK sowie aus<br />
nationalen wie internationalen Sammlungen bieten<br />
einen eindrucksvollen Überblick über Wiener<br />
Entwicklungen im Kontext asiati- scher Vorläufer und<br />
europäischer Konkurrenten. Seit seinen<br />
Gründungsjahren bewahrt das MAK den Nachlass der<br />
ab 1744 kaiserlich geführten, 1864 geschlossenen<br />
Wiener Porzellanmanufaktur und widmet sich der<br />
Erforschung des Porzellans. Mit Beispielen aus allen<br />
Epochen der Produktion gibt der Nachlass einen<br />
Überblick über rund 150 Jahre Porzellanherstellung in<br />
Wien. Die Wiener Porzellanproduktion deckte ein<br />
breites keramisches Spektrum ab: von Tafelservice und<br />
Vasen über Uhren, qualitätsvolle Porzellanskulpturen,<br />
szenische und florale Miniaturen, Porzellanmalereien<br />
mit Reliefgolddekor und Kobaltblau bis hin zu<br />
großformatigen Porzellanbildern mit Blumenstillleben.<br />
Über viele Jahrhunderte galt Porzellan in Europa als<br />
kostspieliger, aus China und Japan importierter<br />
Luxusartikel. Erst nach der Entdeckung des<br />
Geheimnisses der Porzellanerzeugung durch den<br />
Chemiker und späteren Gründer der Manufaktur<br />
Meißen, Johann Friedrich Böttger, wurde das Porzellan<br />
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur<br />
bevorzugten europäischen Luxusware. Die Gründung<br />
der Wiener Porzellanmanufaktur setzt den<br />
Kulturtransfer zwischen Asien und Europa voraus. Die<br />
Ausstellung 300 JAHRE WIENER PORZELLA-<br />
NMANUFAKTUR rollt die faszinierende Geschichte der<br />
Wiener Produk- tion im Kontext der Manufakturen in<br />
Meißen, Nymphenburg, Berlin und Fran- kenthal<br />
(Deutschland) sowie Doccia (Italien) und Sèvres<br />
(Frankreich) und auch im Spiegel asiatischer Porzellane<br />
und Silberarbeiten auf. Nur so kann eine<br />
historischkritische Einschätzung ihres gestalterischen<br />
Vermächtnisses und ihrer Rolle als Vorbild für<br />
nachfolgende Manufakturen geboten werden. Bis heute<br />
gelten die Erzeugnisse von Claudius Innocentius Du<br />
Paquier und aus der kaiserlichen Periode als wertvolle<br />
Sammlerobjekte.Stil und Geschmack der Produkte der<br />
Wiener Porzellanmanufaktur setzten in der Frühzeit und<br />
im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts immer wieder<br />
Standards. Wie rege der Austausch mit anderen<br />
europäischen Porzellanmanufakturen war, wird unter<br />
anderem an zahlreichen Meißner Dekormalern –<br />
darunter Christian Daniel Busch und Johann Gottfried<br />
Busch, Samuel Hitzig, Johann Gottfried Klinger oder<br />
Ludwig von Lücke – deutlich, die Mitte des 18.<br />
Jahrhunderts nach Wien wechselten. Zu Hauptwerken<br />
der Wiener Porzellanmanufaktur, wie dem<br />
Porzellanzimmer aus dem Brünner Palais Dubsky (um<br />
1740) oder dem Tafelaufsatz aus dem Stift Zwettl<br />
(Wien, 1767/68), liefert die Ausstellung 300 JAHRE<br />
WIENER PORZEL- LANMANUFAKTUR mit bis dato<br />
unveröffentlichten Dokumenten neueste wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse. Sowohl das „Dubsky-<br />
Zimmer“, eine der ersten Zimmerausstattungen mit<br />
europäischem Porzellan, als auch der Tafelaufsatz aus<br />
dem Stift Zwettl sind permanent in der von Donald Judd<br />
gestalteten MAK- Schausammlung Barock Rokoko<br />
Klassizismus ausgestellt. [MAK. Ausstellungsdauer 16.<br />
Mai – 23. September <strong>2018</strong> – Foto: © MAK]
KUNST.INVESTOR MAK<br />
La belle Chocolatière de Vienne - Foto: © MAK
KUNST.INVESTOR Genusskunst<br />
Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien<br />
Le Restaurant, Le Club, Le Design<br />
Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer<br />
und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale<br />
Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees.<br />
Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in<br />
den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten<br />
kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit",<br />
erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch<br />
marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer<br />
Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf<br />
2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten: Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen &<br />
Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten<br />
den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen<br />
Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen Mezze-<br />
Gerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can Eat-Buffets angeboten. Abends können<br />
diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im<br />
Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt<br />
regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und<br />
Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder<br />
gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.
KUNST.INVESTOR Genusskunst<br />
Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary<br />
Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine Signature-<br />
Drinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia<br />
schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks<br />
aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von<br />
Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen Bar-<br />
Nacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen<br />
Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt.<br />
After Work-Shower<br />
Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden<br />
Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe.<br />
Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht<br />
machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees).<br />
Verwöhnprogramm für Body & Soul<br />
Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de<br />
Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß<br />
verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad,<br />
Behandlungs- und Entspannungsräumlich-keiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen,<br />
Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at
Die Seejungfrau<br />
Eingebettet im Naturschutzgebiet, umringt von ewigem burgenländischen Schilfrohr und weißem<br />
Kiesstrand, erwacht die Seejungfrau in frühlingshaftem Glanz. Auch wenn die zarte Schneeschicht<br />
scheinbar noch Ruhe einfordert, so täuscht das. In ihrem Inneren wird sie bereits liebevoll für den<br />
Start in die neue Saison ausgerichtet.<br />
Da steht sie – in ihrem nordic schicken Kleid – ganz zart – und auch sie weiß, die ersten wirklich<br />
warmen Sonnenstrahlen sind nicht mehr fern. So kann man den einen oder anderen<br />
Frühlingsboten schon erahnen, das Zwitschern der brütenden Vogelschar in ihrer ganzen Buntheit<br />
beinahe schon hören und die Vorfreude auf glitzernde Sonnenuntergänge ist ganz berechtigt.... so<br />
manch einer hat in letzter Zeit in seinem Sinnen auf Genuss und Wärme sehnsüchtig an sie<br />
gedacht<br />
Es ist soweit! Wir sind täglich ab 11:30 Uhr offen mit gewohnten und neuen Gaumenfreuden, mit<br />
belebenden Tropfen von nah und fern, für Euch die Pforten. Kommt und genießt mit uns den<br />
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Die aktuellen Analysen von heute <br />
Die Märkte- auf einen Blick <br />
Impressum <br />
AUKTION<br />
Foto: Sotheby’s<br />
Rekord: Ein<br />
Ferrari für<br />
48 Millionen<br />
US-Dollar<br />
Mit der Lot-Nummer 247 war es soweit: Sotheby’s<br />
brachte einen 1962er Ferrari 250 GTO by Scaglietti<br />
zur Auktion. 36 Stück wurden davon gebaut -<br />
einen davon kaufte sich das Microsoft-Programmier-Urgestein<br />
Greg Whitten. 7,0 Milionen US-<br />
Dollar zahlte er im Jahr 2000 dafür - das<br />
Auktionsergebnis: 48,405 Millionen US-Dollar.<br />
Womit wir nun offiziell den teuersten Ferrari aller<br />
Zeiten haben. Einen Wermutstropfen gibt es für<br />
Whitten wahrscheinlich: Sotheby’s hatte als Preisspanne<br />
45 bis 60 Mio. US-Dollar angegeben.<br />
13 Risken im Euroraum<br />
Immobilien So trotzden Sie den<br />
21<br />
Interview Sebastian Bleser setzt<br />
auf das Thema Wasser
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BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR<br />
VON WOLFGANG MATEJKA<br />
MATEJKA & PARTNER AM<br />
Die Superhelden sind los!<br />
Hollywood hat uns ja wirklich sehr gut vorbereitet.<br />
Mit den Avengers, angeführt von Iron Man und<br />
Captain America, ergänzt um Superman, Batman,<br />
die Martial Arts-Akrobaten aus China, nahezu unverwundbare<br />
Ninjas, und Götterreprisen, die den alten<br />
Olymp zur Kampfzone epochaler Gewaltexzesse werden<br />
lassen, wurden wir auf das vorbereitet, was uns gerade<br />
als politische Führung präsentiert wird: unverwundbar<br />
scheinende Sturköpfe deren Machtanspruch nur von<br />
ihrer Ignoranz gegenüber wirtschaftlicher Vernetzung<br />
getoppt wird. Echte Männer eben, die gegen alle nur so<br />
auf sie einströmenden feindlichen Aktivitäten nahezu<br />
gottgleich ihre Macht präsentieren.<br />
Ups, ob ich da jetzt zu weit gegangen bin? Vielleicht<br />
„Drohgebärden<br />
machen die<br />
Runde, bis die geblähten<br />
Brüsteln<br />
wieder in sich bei<br />
einem guten Whiskey<br />
oder Reisschnaps<br />
oder<br />
Wodka beim gegenseitigen<br />
Schulterklopfen<br />
zusammenfallen.”<br />
ist Donald Trump gar kein<br />
gieriger Egoist ohne Rückgrat,<br />
der die Verzweiflung<br />
gepaart mit chauvinistischer<br />
(wenn nicht gar faschistoider)<br />
Grundhaltung<br />
seiner Wählerschaft<br />
schamlos zu seinem Vorteil<br />
verwendet, sondern<br />
ein sorgsam aus gerechter<br />
Überzeugung agierender<br />
Politiker, der das Pokern<br />
auf internationaler Ebene<br />
perfekt zum Wohle aller<br />
einsetzt. Wer weiß? Oder<br />
die Erdogans, Maduros,<br />
Assads dieser Welt sind<br />
Foto: Marvel / Screenshot<br />
nicht die machtgierigen Diktatoren, denen jedes Mittel<br />
Recht ist ihre Position zu halten, sondern einfach nur<br />
von der internationalen Presse bewusst missverstandene<br />
sozial tief verwurzelte Menschen, die die Last ihrer Verantwortung<br />
auch unter Inkaufnahme eines schlechten<br />
globalen Images unter Schmerzen tragen. Wer weiß?<br />
Eines ist aber fix: wenn die USA so weiter macht, wird<br />
es zu einer Reaktion „der anderen“ kommen … müssen.<br />
Die Rede ist davon, dass man im 21. Jahrhundert als globale<br />
Führungsnation keine Politik des eigenen Vorteils<br />
machen darf, ohne dabei zu riskieren, dass einen die<br />
Nachteile der anderen irgendwann selbst einholen. Wir<br />
sind im globalen Dorf vernetzt. So ist das. Kolonialismus<br />
funktioniert nicht mehr.<br />
Die aktuelle „Bedrohung“ liegt, so wie in der Türkei<br />
bereits sichtbar, in einer Entmündigung der eigenen Notenbank.<br />
Wenn sich Mr. President jetzt plötzlich<br />
wünscht, die FED würde nicht mehr die Zinsen erhöhen<br />
und diese „gehorcht“, passiert Folgendes: Der US-Dollar,<br />
der in Erwartung steigender Renditen gekauft wurde,<br />
fällt. Die Konjunktur beginnt zu stolpern, weil die Steuergeschenke<br />
vom letzten Jahr ja bald verbraucht sind<br />
und man wegen der Unsicherheit an der Zinsfront weniger<br />
langfristige Investitionen finanziert (weil je länger<br />
man wartet, umso billiger könnte es werden), die Inflation<br />
steigt aber dank der tapferen Amazons & Co weiter,<br />
die Realrenditen werden negativ und die Rentenmärkte<br />
erratischer. Das US-Handelsbilanzdefizit springt freudigst<br />
auf alte Höhen und einzig die Rüstungsindustrie<br />
hilft mit Waffen, die man irgendeinem „Freund“ auf Kredit<br />
verkauft, der sie aus humanitären Gründen gleich<br />
wieder umgehend zerstört, die Zahlungsbilanz zu glätten.<br />
Die massiv in US-Dollar verschuldeten Emerging<br />
Markets werden von den US-Banken rapide zur Kasse gebeten,<br />
weil man dort ja das sinkende heimische Konjunkturbild<br />
als Risiko erkennt, und Risiken abzubauen<br />
heißt generell immer, die am weitesten weg liegenden<br />
Risiken zu beseitigen. Die Emerging Markets sind aber<br />
durch den aktuellen Dollaranstieg ohnehin bereits belastet<br />
und werden sich dies nicht so gerne gefallen lassen,<br />
daher auch hier Anspannung. Alte Feindschaften werden<br />
am restlichen Globus neu ausgegraben und um Anhänger<br />
gebuhlt. Drohgebärden machen die Runde bis die geblähten<br />
Brüsteln wieder in sich bei einem guten<br />
Whiskey oder Reisschnaps oder Wodka beim gegenseitigen<br />
Schulterklopfen zusammenfallen. Und wie beruhigt<br />
man das Ganze am Ende? Indem man wieder mit Zöllen<br />
spielt oder Freiheiten erlaubt, die man hofft später wieder<br />
zurück zu nehmen. Somit wurde die Runde durchs<br />
„Dorf“ gedreht. Viel Staub wurde aufgewirbelt, viel gejohlt<br />
und geschrien, viel gedroht und umarmt, alles<br />
emotional, alles aus Überzeugung, alles ohne Hirn. Oder<br />
doch nicht?
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WACHSTUMSKURS<br />
Schützen, was zählt.<br />
Wir beteiligen unsere Aktionäre am wachsenden Erfolg. Seit 1994<br />
notieren wir an der Wiener Börse und schütten jährlich eine Dividende aus.<br />
Im ATX ist die VIG-Aktie seit 2005 vertreten, an der Prager Börse notieren<br />
wir seit dem Jahr 2008. Heute ist die VIG das Unternehmen mit dem besten<br />
Rating im ATX und wir arbeiten jeden Tag daran, es auch zu bleiben. Was<br />
noch für uns zählt, erfahren Sie unter www.vig.com<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
ERGEBNIS<br />
EVN<br />
Steigende Strompreise<br />
füllen die Kasse<br />
Zwar verdiente die EVN in ihrem 3. Quartal weniger<br />
als Analysten auf der Rechnung hatten - ein verbesserter<br />
Jahresausblick war für Anleger aber das Entscheidende<br />
- die Aktie gehört bis dato zu den Gewinnern<br />
am Markt. „Unter der Annahme durchschnittlicher energiewirtschaftlicher<br />
Rahmenbedingungen ist für das Geschäftsjahr<br />
2017/18 von einem normalisierten<br />
Konzernergebnis im Schnitt der Geschäftsjahre 2015/16<br />
und 2016/17 auszugehen”, heißt es bisher - nun heißt es:<br />
EVN<br />
Soll<br />
Analysten prognostizierten<br />
im Bloomberg-Konsens für<br />
das 3. Quartal der EVN einen<br />
Umsatz von 458,0 Millionen<br />
Euro, beim Gewinn waren es<br />
64,0 Millionen.<br />
Geworden sind es 404,3 und<br />
43,8 Millionen Euro.<br />
Im Vorjahr waren es 455,7<br />
sowie 8,3 Millionen.<br />
„Unter Berücksichtigung des<br />
unbaren und stichtagsbedingten<br />
Ergebniseffekts von rund<br />
38 Mio. Euro, der infolge gestiegener<br />
Energiemarktpreise<br />
aus der Bewertung der im Rahmen<br />
des Risikomanagements<br />
abgeschlossenen Absicherungsgeschäfte<br />
zum 30. Juni<br />
<strong>2018</strong> resultierte, wird für das<br />
Geschäftsjahr 2017/18 von<br />
einem Konzernergebnis auf<br />
einem zum Vorjahr vergleichbaren<br />
Niveau ausgegangen.<br />
Der Unterschied ist groß,<br />
denn im Vorjahr verdiente die<br />
EVN 251,0 Millionen Euro, im<br />
Jahr davor waren es 156,4 Millionen. Das genaue Ausmaß<br />
der Bewertungseffekte zum Geschäftsjahresende hängt<br />
von den Energiemarktpreisen zum Stichtag 30. September<br />
<strong>2018</strong> ab.<br />
In Summe der ersten drei Quartale sank der Umsatz um<br />
6,5 Prozent auf 1,65 Mrd. Euro. Gründe dafür waren neben<br />
einem milderen Winter in den drei Kernmärkten Österreich,<br />
Bulgarien und Mazedonien auch eine geringere Vermarktung<br />
von Strom aus thermischer Erzeugung<br />
(insgesamt ging die Stromerzeugung um 13,1 Prozent auf<br />
4293 GWh zurück - in den Wärmekraftwerken wurde 24,6<br />
Prozent weniger erzeugt, die Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien stieg um 11,5 Prozent). Das EBITDA ging<br />
um 3,0 Prozent auf 585 Mio. Euro zurück. Die Effekte aus<br />
Werthaltigkeitsprüfungen vor allem bei Kraftwerken verringerten<br />
sich gegenüber dem Vorjahreswert deutlich um<br />
rund 100 Mio. Euro auf minus 5 Mio. Euro. Das EBIT stieg<br />
um 28,6 Prozent auf 387,2 Mio. Euro, das Konzernergebnis<br />
um 12,9 Prozent auf 273,2 Mio. Euro. Die Nettoverschuldung<br />
verringerte sich gegenüber Ende September 2017 um<br />
192,4 Mio. auf 1,02 Mrd. Euro. Das Gearing verbesserte sich<br />
von 38,5 Prozent auf 28,4 Prozent. < Mehr zu EVN hier.<br />
KAPSCH TRAFFICCOM<br />
Verschiebungen kosten<br />
Umsatz und damit Ertrag<br />
Die Erwartungen der Analysten an das erste Quartal<br />
wurden von Kapsch TrafficCom nicht ganz erfüllt -<br />
entsprechend notierte die Aktie in Reaktion darauf<br />
auch (leicht) im Minus.<br />
So ist ist im ersten Quartal <strong>2018</strong>/19 der Nettogewinn um<br />
KAPSCH TRAFFICCOM<br />
Soll<br />
Analysten prognostizierten<br />
im Bloomberg-Konsens für<br />
das 1. Quartal der Kapsch<br />
TrafficCom einen Umsatz von<br />
158,0 Millionen Euro, beim<br />
Gewinn waren es 4,8 Millionen.<br />
Geworden sind es 158,2 und<br />
2,5 Millionen Euro.<br />
Im Vorjahr waren es 164,3<br />
sowie 6,6 Millionen.<br />
62,3 Prozent auf 2,5 Mio. Euro<br />
eingebrochen. Ein Grund<br />
dafür sind Währungsverluste,<br />
es gab aber auch Projektverschiebungen.<br />
Deshalb hatte<br />
das Unternehmen bereits<br />
Ende Juli seinen Ausblick für<br />
das Wirtschaftsjahr <strong>2018</strong>/19<br />
gesenkt. „Die Ergebnisse des<br />
ersten Quartals sind zwar<br />
schwächer als ursprünglich erwartet”,<br />
schreibt der Vorstand<br />
im Quartalsbericht. Und: „Wir<br />
haben keine substanziellen<br />
Aufträge verloren, sondern es<br />
gab aus unterschiedlichen<br />
Gründen, die bisweilen außerhalb<br />
unseres Einflussbereichs<br />
lagen, bei einigen Projekten Differenzen zwischen dem geplanten<br />
und dem aktuellen Projektfortschritt.” Die Auftragslage<br />
sei weiter positiv, heißt es. Zudem steht bis Ende<br />
<strong>2018</strong> die Vergabe einer Reihe von Großprojekten an.<br />
Ein Streit um den Mautbetrieb tobt wie berichtet gerade<br />
in Tschechien: Dort hat Kapsch TrafficCom das derzeitige<br />
elektronische Lkw-Mautsystems errichtet und betrieben,<br />
aber bei der neuen Ausschreibung nicht den Zuschlag bekommen.<br />
Das tschechische Verkehrsministerium erteilte<br />
dem slowakisch-tschechischen Konsortium SkyToll/Czech-<br />
Toll den Auftrag, wogegen Kapsch Einspruch einlegte. Die<br />
Wettbewerbsbehörde UOHS hob dann im Mai <strong>2018</strong> die<br />
Vergabe des milliardenschweren Auftrags auf. Nach tschechischen<br />
Medienberichten von gestern will die tschechische<br />
Wettbewerbsbehörde die Aufhebung der<br />
Ausschreibung zurückziehen und neuerlich prüfen.<br />
Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um<br />
3,7 Prozent auf 158,2 Mio. Euro gesunken. Da damit auch<br />
Deckungsbeiträge noch nicht in die Ergebnisse eingeflossen<br />
sind, ist das Betriebsergebnis (EBIT) um 39,3 Prozent<br />
auf 7,1 Mio. Euro zurückgegangen.<br />
An einem Gemeinschaftsunternehmen in Sambia wurde<br />
die Beteiligung auf 51% aufgestockt, womit diese (Intelligent<br />
Mobility Solutions Ltd) nun vollkonsolidiert wird.<<br />
Mehr zu Kapsch TrafficCom gibt’s hier.
BÖRSE EXPRESS<br />
ERGEBNIS II<br />
SEMPERIT<br />
Die beschleunigte<br />
Retrukturierung kostet<br />
SEMPERIT<br />
Soll<br />
Analysten prognostizierten<br />
im Bloomberg-Konsens für<br />
das 2. Quartal der Semperit<br />
einen Umsatz von 226,0 Millionen<br />
Euro, beim Gewinn<br />
waren es minus 64,6 Millionen.<br />
Geworden sind es 227,6 und<br />
minus 64,8 Millionen Euro.<br />
Im Vorjahr waren es 232,3<br />
sowie minus 41,6 Millionen.<br />
Für den Vorstand des angeschlagenen Gummi- und<br />
Kautschukherstellers Semperit steht die Restrukturierung<br />
des Konzern noch bis Ende 2020 an oberster<br />
Stelle. Im Zuge des Umbaues werden weitere erhebliche<br />
Einmalbelastungen auch in den kommenden Quartalen<br />
nicht ausgeschlossen. Im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> wurde ein<br />
Verlust von 67,4 Mio. Euro realisiert, nach 21,2 Mio. Euro<br />
ausgewiesenem Gewinn per Juni 2017.<br />
Die Restrukturierungen sind zuletzt beschleunigt worden:<br />
In den ersten sechs Monaten<br />
des laufenden Jahres<br />
wurden bereits Werke in<br />
Frankreich und China geschlossen.<br />
In Deutschland<br />
wird derzeit der Standort Dalheim<br />
in das Werk Hückelhoven<br />
integriert, ein Verkauf von<br />
Roiters in Italien wird geprüft.<br />
Die Restrukturierungskosten<br />
sind hoch, im Sektor Medizin<br />
musste eine Wertminderung<br />
von 55,2 Mio. Euro vorgenommen<br />
werden, die Schließung<br />
in China belastete das EBIT<br />
mit 7,9 Mio. Euro. Ob es zu<br />
weiteren Änderungen im Portfolio<br />
oder der Produktion in<br />
den bestehenden Segmenten - Semperflex, Semperform,<br />
Sempertrans und Sempermed - kommen wird, werde der<br />
Vorstand Schritt für Schritt entscheiden, heißt es. Der Ausblick<br />
für die nächsten Quartale bleibt aufgrund der Entwicklungen<br />
ausgesetzt.<br />
Im Zuge des laufenden Restrukturierungsprozesses will<br />
sich der Konzern zunächst insbesondere auf das organische<br />
Wachstum im Bereich Industrie konzentrieren, zu<br />
dem die Segmente Semperflex, Semperform und Sempertrans<br />
zählen. Die Kapazitäten sollen weiter ausgebaut werden,<br />
rund 80 (2017: 74,5) Mio. Euro will Semperit <strong>2018</strong><br />
dafür investieren. Nach Abschluss des Transformationsprozesses<br />
Ende 2020 soll die Semperit-Gruppe eine<br />
EBITDA-Marge von rund 10 Prozent erzielen.<br />
Der Konzernumsatz von Semperit lag im ersten Halbjahr<br />
um 2,8 Prozent unter dem Vorjahreshalbjahr. Das um die<br />
Schließungskosten in China bereinigte EBITDA stieg um<br />
45,3 Prozent auf 32,7 Mio. Euro. Das operative Ergebnis<br />
(EBIT) ging von 54,3 auf 49,8 Mio. Euro zurück, bereinigt<br />
um die Sondereffekte hat es sich von 6,2 auf 13,2 Mio. Euro<br />
verdoppelt. < Mehr zu Semperit hier.<br />
SBO<br />
Der Glaube an den<br />
längeren Aufschwung<br />
SBO<br />
Soll<br />
Die Erwartungen der Analysten an das zweite Quartal<br />
wurden von SBO leicht übertroffen - entsprechend<br />
notierte die Aktie in Reaktion darauf auch<br />
unter den Top-Performern des ATX-Segments.<br />
In Summe des ersten Halbjahrs hat Schoeller-Bleckmann<br />
den Umsatz um fast die<br />
Hälfte gesteigert und das Betriebsergebnis<br />
(EBIT) deutlich<br />
in die Gewinnzone gedreht.<br />
Der Umsatz stieg um 47,4<br />
Analysten prognostizierten Prozent auf 200,0 Mio. Euro,<br />
im Bloomberg-Konsens für der Auftragseingang legte um<br />
das 1. Quartal der SBO einen 62,8 Prozent auf 244,1 Mio.<br />
Umsatz von 106,8 Millionen Euro zu. Damit hat sich der<br />
Euro, beim Gewinn waren es Auftragsstand mehr als verdoppelt<br />
und betrug zum Ende<br />
9,0 Millionen.<br />
Geworden sind es 105,9 und des ersten Halbjahres 79,6<br />
9,5 Millionen Euro.<br />
Mio. Euro. Das EBITDA wurde<br />
auf 55,8 Mio. Euro mehr als<br />
Im Vorjahr waren es 75,5<br />
verdoppelt, nach Steuern<br />
sowie minus1,3 Millionen.<br />
blieb ein Gewinn von 13,2<br />
Mio. Euro (nach -6,2 Mio.<br />
Euro).<br />
Nach mehreren mageren Jahren erwartet SBO-CEO Gerald<br />
Grohmann nun eine mehrjährige Wachstumsphase,<br />
weil zurückgestellte Investitionen nachgeholt werden<br />
müssten. „Ich glaube, dass wir einen gewissen Nachholeffekt<br />
haben, weil der letzte Downturn so lange gedauert<br />
hat und viele Investitionen wegen des niedrigen Ölpreises<br />
nicht getätigt wurden. Unter der Voraussetzung, dass die<br />
Weltwirtschaft anhaltend in guter konjunktureller Verfassung<br />
bleibt und es weiterhin ein angemessenes und<br />
gutes BIP-Wachstum gibt, gehe ich davon, dass es einige<br />
Jahre dauern wird, wo der Nachholeffekt notwendig ist,<br />
weil in den letzten Jahren unterinvestiert wurde in die Ölund<br />
Gas-Exploration und -förderung. Davon sollten wir<br />
profitieren.”<br />
Derzeit prüft der Konzern den Ausbau der bestehenden<br />
Produktionskapazitäten in Vietnam, wo man eine besonders<br />
starke Nachfrage verzeichnet. „Dass wir es machen,<br />
ist beschlossen, das ist definitiv eine Notwendigkeit. Die<br />
Vietnamesen haben so viele Aufträge im Orderbook, dass<br />
sie schon bis ins Jahr 2019 hineinreichen”, sagt Grohmann.<br />
Das Ausmaß der Kapazitätserweiterung wird aber<br />
noch diskutiert. Bereits abgeschlossen ist der Ankauf der<br />
restlichen 33 Prozent der Anteile am kanadischen Tochterunternehmen<br />
Resource Well Completion Technologies<br />
um 2,6 Mio. Euro. < Mehr zu SBO gibt’s hier.
BÖRSE EXPRESS<br />
Auf<br />
Wachstumskurs<br />
Die Wienerberger AG verzeichnete im ersten Halbjahr eine starke operative Entwicklung. Die<br />
erfreuliche Steigerung bei Umsatz (+5 % auf 1,6 Mrd. €) und operativem Ergebnis vor Zinsen,<br />
Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Konzern-EBITDA) um +18 % auf 214 Mio. € zeigen klar,<br />
dass der eingeschlagene Wachstumskurs an Dynamik gewinnt. Wienerberger bekräftigt daher die<br />
Zielsetzung, das bereinigte Konzern-EBITDA im Gesamtjahr auf 450 bis 470 Mio. € zu steigern.<br />
„Die Entwicklung der Wienerberger Gruppe in den ersten sechs<br />
Monaten <strong>2018</strong> war äußerst zufriedenstellend. Wir haben die Profitabilität<br />
gesteigert und deutliches organisches Ergebniswachstum in allen<br />
Divisionen realisiert. Das bestätigt unsere Strategie: Wir werden daher<br />
auch weiterhin Wachstumsinvestitionen durchführen, die Optimierung<br />
unseres Portfolios vorantreiben und Maßnahmen zur Steigerung<br />
unserer Effizienz umsetzen. Konkret wollen wir bis 2020 EBITDA-<br />
Verbesserungspotenziale bis zu 120 Mio. € im Vergleich zu<br />
2017 realisieren. Wir haben also eine Intensivierung all unserer<br />
Maßnahmen vorgesehen und unsere ambitionierten bisherigen<br />
Zielsetzungen im Bereich Operational Excellence von 45 Mio. € auf<br />
120 Mio. € deutlich angehoben.“<br />
Bereinigtes EBITDA im 1. Halbjahr<br />
in MEUR und %<br />
1.620<br />
1.600<br />
1.580<br />
1.560<br />
1.540<br />
1.520<br />
1.500<br />
1.528,7<br />
HY 2017<br />
+ 18 %<br />
1.606,9<br />
HY <strong>2018</strong><br />
Heimo Scheuch, Wienerberger AG<br />
wienerberger.com<br />
Hinweis: Dies ist weder eine Finanzanalyse zu, ein Angebot oder eine Empfehlung von, noch eine Beratung zu Wertpapieren der Wienerberger AG.<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR / ROHSTOFFE<br />
VON NITESH SHAH,<br />
DIRECTOR RESEARCH BEI WISDOMTREE<br />
Die anfängliche glanzlose<br />
Reaktion von Gold auf die<br />
Türkei dürfte ein<br />
Ablenkungsmanöver sein<br />
Die Türkei befindet sich in einer Wirtschaftskrise.<br />
Die Lira ist auf ein Allzeittief gefallen, allein vergangene<br />
Woche um 34%. Auch der Euro fiel in der<br />
vergangenen Woche um 2%, da einige der größten Banken<br />
der Eurozone Kreditgeber für die Türkei sind, wie die Abteilung<br />
für Finanzaufsicht der Europäischen Zentralbank<br />
hervorhebt. Gold wird traditionell als sichere Anlage angesehen,<br />
die in Zeiten der<br />
„In der Türkei<br />
gibt es ein etwas<br />
ungewöhnliches<br />
System, bei dem<br />
Geschäftsbanken<br />
Gold verwenden<br />
können, um den<br />
Reservenbedarf<br />
bei der Zentralbank<br />
zu decken.“<br />
Angst der Anleger oft nachgefragt<br />
wird. Allerdings sind<br />
die Goldpreise in der vergangenen<br />
Woche um 0,4%<br />
gesunken.<br />
Warum hat Gold also nicht<br />
stärker reagiert? Nun,<br />
Gold reagiert nicht immer<br />
so schnell in Zeiten von<br />
Spannungen. Während der<br />
argentinischen Krise hat der<br />
Wirtschaftsminister am 1.<br />
Dezember 2001 die Bankkonten<br />
eingefroren (ein deutliches Signal, die Vorzeichen<br />
waren erkennbar) und am 23. Dezember 2001 ist die Regierung<br />
mit ihren Staatsschulden in Verzug geraten. Im<br />
Monat Dezember 2001 stieg Gold nur um 1%. Im ersten<br />
Halbjahr 2002 stieg Gold jedoch um 15%, da die Auswirkungen<br />
der argentinischen Krise (und der Dotcom-Blase)<br />
eine klare geopolitische Aufwertung des Goldes einführten.<br />
Das deutet darauf hin, dass es auch im Krisenfall<br />
nicht zu spät ist, eine Absicherung aufzubauen.<br />
Türkische Zentralbank war größter Goldaufbewahrer<br />
im Jahr 2017. Die relativ geringe Reaktion von Gold auf<br />
die heutigen Probleme der Türkei könnte auch auf einige<br />
der besonderen Merkmale der Türkei zurückzuführen<br />
sein.<br />
Die türkische Zentralbank ist ein großer Käufer von<br />
Gold. Wenn die Lira in dieser Krise gehalten wird, könnte<br />
sie Gold verkaufen und Investoren könnten dieses Angebot<br />
als preisverdächtig empfinden. Die türkische Zentralbank<br />
kaufte im Jahr 2017 85,9 Tonnen Gold, der<br />
zweitgrößte Goldeinkauf aller Zentralbanken neben der<br />
Zentralbank-Käufe in Gold YTD<br />
Foto: Fielperson<br />
russischen Zentralbank (223,5 Tonnen) im Jahr 2017.<br />
In der Türkei gibt es ein etwas ungewöhnliches System,<br />
bei dem Geschäftsbanken Gold verwenden können, um<br />
den Reservenbedarf bei der Zentralbank zu decken. Im<br />
Jahr 2017 flossen der türkischen Zentralbank 187,7 Tonnen<br />
Gold von Geschäftsbanken (in Reserve) zu. Kombiniert<br />
man diese beiden Quellen der Ströme zur Zentralbank, so<br />
waren die Goldzuflüsse in die Türkei die höchsten aller<br />
Zentralbanken.<br />
Wie lange hält die Trägheit des Goldes an? Ein Teil der<br />
Antwort wird sich natürlich darauf beziehen, ob der in der<br />
Türkei herrschende Stress vorübergehend ist oder ob er eskalieren<br />
wird. Wir können hier keine sinnvolle Präzision<br />
anbieten.<br />
Wenn jedoch die Gefahr, dass türkisches Gold verkauft<br />
wird, seinen Preis belastet, was könnte diese Bedrohung<br />
aufhalten? Die türkische Zentralbank könnte andere Währungen<br />
verkaufen, bevor sie Gold anrührt. Das könnte<br />
eine tragfähige Strategie für die Zentralbank sein, d.h.<br />
Währungen anderer Länder zu benachteiligen und nicht<br />
‘staatenloses’ Gold.<br />
Die Geschäftsbanken scheinen in den letzten Monaten<br />
ihre Goldreserven bei der Zentralbank reduziert zu haben.
BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR / ROHSTOFFE<br />
Zentralbank-Käufe in Gold seit 2002<br />
Die türkische Zentralbank hat zwischen April und Juni<br />
<strong>2018</strong> einen Abfluss von 27,5 Tonnen aus dieser Quelle verzeichnet,<br />
wodurch die meisten der 30,7 Tonnen Zuflüsse<br />
von Januar bis März <strong>2018</strong> wieder zunichte gemacht wurden.<br />
Wenn Geschäftsbanken und ihre Kunden im Panikzustand<br />
des Landes mehr Gold abheben, wird Gold eindeutig<br />
„Die Beschlagnahme<br />
von Vermögenswerten<br />
ist<br />
kein undenkbarer<br />
Schritt für einen<br />
Führer mit größenwahnsinnigen<br />
Tendenzen.<br />
seine traditionelle Rolle<br />
spielen. Was für den Goldpreis<br />
positiv wäre.<br />
Es besteht auch die Möglichkeit,<br />
dass die Regierung<br />
drakonische Maßnahmen<br />
ergreift, um zu verhindern,<br />
dass sich die Haushalte mit<br />
ihrem Gold absichern. Das<br />
ist nicht ohne Grund. 1933<br />
unterzeichnete die Roosevelt-Administration<br />
in den<br />
USA eine Anordnung des Präsidenten, die „das Horten von<br />
Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten innerhalb<br />
der kontinentalen Vereinigten Staaten verbietet”. Das<br />
Goldverbot dauerte bis 1974. Solche Aktionen würden das<br />
Gold sicherlich zu einem begehrten Gut an anderer Stelle<br />
machen. Die Rhetorik des türkischen Präsidenten Recep<br />
Tayyip Erdogan geht bereits in diese Richtung. Am Freitag<br />
sagte er: „Wenn jemand Dollar, Euro oder Gold unter dem<br />
Kopfkissen hat, sollte er das bei der Bank umtauschen.”<br />
Die Beschlagnahme von Vermögenswerten ist kein undenkbarer<br />
Schritt für einen Führer mit größenwahnsinnigen<br />
Tendenzen.<br />
Fazit Gold reagiert nicht immer schnell auf Stressereignisse.<br />
Türkisch-spezifische Themen könnten den Preis vorübergehend<br />
stärker belasten als Währungskrisen in<br />
Ländern, in denen die Zentralbank wenig Gold hält. Der<br />
heutige niedrige Preis könnte Anlegern einen attraktiven<br />
Einstiegspunkt bieten. <<br />
GOLD<br />
Eigentlich sollte der<br />
Zeitpunkt günstig sein<br />
Seit Anfang der 1950er-Jahre brachte Gold Anlegern<br />
einen Return von 5,34 Prozent pro Jahr, inflationsbereinigt<br />
waren das 1,76 Prozent. Mehr sollen es mit<br />
Blick nach vorn’ sein: Der Bloomberg-Konsens sieht den<br />
Goldpreis im Median des letzten Quartals <strong>2018</strong> bei 1275<br />
US-Dollar (siehe Tabelle) - das wären knapp sieben Prozent<br />
mehr als jetzt. Nach unten sollten Anleger aber die wichtige<br />
Unterstützung bei 1180 US-Dollar im Auge behalten<br />
(siehe Chart). Der nächste Halt ist erst bei 960 US-Dollar.<br />
Einen interessanten Artikel zum Thema gibt’s übrigens in<br />
der Welt - „Gold erlebt ‘Kapitalutionsphase der Privatanleger’”,<br />
heißt es dort.<br />
Gold - inflationsbereinigt seit 1948<br />
Gold seit 1948 (US-dollar je Unze)<br />
Unterstützung: 1180 US-Dollar<br />
Das sagen die Analysten und Terminmarkt zu Gold:<br />
akt. 1193 US-Dollar je Unze<br />
Q3 <strong>2018</strong>e Q4 <strong>2018</strong>e Q1 2019e<br />
Range von 1225 1125 1100<br />
bis 1375 1400 1435<br />
Median 1265 1275 1280<br />
Termin 1215 1219 1228<br />
Quelle: 3x Bloomberg/BE:
BÖRSE EXPRESS<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
GRAFIK DER WOCHE<br />
Geldmengenwachstum versus Inflationsentwicklung<br />
(Quelle: Deutsche AM)<br />
Der Monetarismus scheint aus der Mode gekommen<br />
zu sein. Wir meinen zu Unrecht. Der Zusammenhang<br />
zwischen dem Geldmengenwachstum und der<br />
Inflationsentwicklung ist durchaus gegeben – zumindest<br />
wenn man den Horizont erweitert.<br />
„Obwohl sich in der Eurozone<br />
und in den USA die Geldmenge<br />
seit 2007 fast verdoppelt hat, hält<br />
sich die Inflation in Grenzen. Anders<br />
als in jenen Ländern, die eine<br />
noch lockerere Geldpolitik verfolgten.“<br />
Marktveteranen wird das<br />
kaum überraschen. Noch in den<br />
1990er Jahren fand die Entwicklung<br />
der Geldmenge starke Beachtung,<br />
ähnlich wie die<br />
Beschäftigungs- bzw. Arbeitslosenzahlen<br />
heute. Seitdem ging<br />
der Einfluss des Monetarismus<br />
unter Marktbeobachtern wie<br />
Zentralbankern zurück. Wer<br />
heutzutage auf das Wachstum der Geldmenge schaut und<br />
deren Relevanz betont, wird eher belächelt. Das liegt wohl<br />
vor allem an der jüngeren Wirtschaftsgeschichte seit der<br />
großen Finanzkrise von 2008. Obwohl sich die Geldmenge<br />
binnen zehn Jahren in den USA und der Eurozone fast verdoppelt<br />
hat, bleiben die Inflationsraten in diesen Ländern<br />
bemerkenswert moderat.<br />
Doch dieselben Daten können durchaus auch eine ganz<br />
andere, und ziemlich monetaristische Geschichte erzählen,<br />
wie unser „Chart der Woche“ zeigt. Im Chart haben<br />
wir für ausgewählte Länder das annualisierte Wachstum<br />
der Geldmenge M2 im Zeitraum 2007 bis 2017 und die Jahresveränderung<br />
im Konsumentenpreisindex bis Ende 2017<br />
gegenübergestellt. Das Wachstum der Geldmenge ist demnach<br />
eine wichtige Determinante für die Inflationsentwicklung.<br />
Insbesondere gilt dies in Ländern mit besonders<br />
ausgeprägter Neigung zur raschen Geldvermehrung. In<br />
Schwellenländern wie Argentinien, Ägypten, der Ukraine<br />
und der Türkei wurden die Zügel in puncto Geldmengenwachstum<br />
besonders locker gehalten.<br />
Die Quittung erfolgte,<br />
wenig überraschend, in Form<br />
zweistelliger Inflationsraten.<br />
Dagegen zahlte sich in anderen<br />
Schwellenländern wie Südafrika<br />
die monetäre Disziplin<br />
aus; die Folge waren moderate<br />
Teuerungsraten. Die Eurozone<br />
und die USA profitieren möglicherweise<br />
ebenso noch immer vom epischen Kampf gegen<br />
die Inflation in früheren Jahren. Trotz aller geldpolitischen<br />
Experimente bleiben die Inflationserwartungen in<br />
den Industrieländern gut verankert.<br />
Wir ziehen daraus die zeitlose, gar nicht unmoderne Erkenntnis:<br />
In Ländern mit stark wachsender Geldmenge ist<br />
die Preisstabilität in hohem Maße gefährdet. Kommt sie<br />
erst einmal abhanden, ist es ein schwerer Weg zurück zur<br />
Stabilität. Wieviel Geldmengenwachstum sich ein Land<br />
"leisten" kann ist eine schwierige Frage – nicht zuletzt<br />
weil sich Geldmengen gar nicht so leicht messen lassen.<br />
Um ungute Überraschungen zu vermeiden scheint es jedenfalls<br />
ratsam, die Geldmenge weiterhin im Auge zu behalten.<br />
BÖRSE EXPRESS<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR / IMMOBILIEN<br />
VON VON VIVIENNE BOLLA,<br />
ANALYST, REAL ESTATE INVESTMENT STRATEGY AND<br />
RESEARCH BEI AVIVA INVESTORS<br />
Wie Immobilieninvestoren<br />
den Risiken im<br />
Euroraum trotzen<br />
Die europäische Wirtschaft wächst besser als der erwartete<br />
Trend, dennoch sollten sich die Anleger vor<br />
steigenden Anleiherenditen und der rasanten Entwicklung<br />
an einigen Märkten hüten.<br />
In Europa nähert sich die Wirtschaft einem Wendepunkt.<br />
Am 14. Juni kündigte die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) an, ihr Programm zur quantitativen Lockerung im<br />
Dezember <strong>2018</strong> auslaufen zu lassen und damit eine dreijährige<br />
Periode zu beenden,<br />
„Die starke<br />
Nachfrage,<br />
gepaart mit<br />
einem begrenzten<br />
Angebot, führt zu<br />
einem beschleunigten<br />
Mietanstieg für<br />
Büroflächen in<br />
erstklassiger<br />
Lage.“<br />
in der die Bank umfangreiche<br />
geldpolitische Impulse<br />
zur Ankurbelung des weltweiten<br />
Wachstums auslöste.<br />
Der Beschluss der EZB<br />
spiegelt den wirtschaftlichen<br />
Aufschwung im gesamten<br />
Euroraum wider.<br />
Während das Wachstum im<br />
1. Quartal auf 0,4 Prozent<br />
fiel – eine Konjunkturverlangsamung,<br />
die laut Analysten<br />
auf den strengen<br />
Winter und Streiks in<br />
Frankreich und Deutschland<br />
zurückzuführen ist – deuten alle Frühindikatoren auf<br />
ein anhaltendes Wachstum im weiteren Jahresverlauf hin.<br />
Im März dieses Jahres lag die Arbeitslosenquote im Euroraum<br />
bei 8,5 Prozent und damit auf dem niedrigsten<br />
Stand seit Dezember 2008.<br />
Trotz der besseren Beschäftigungslage bleibt die Inflation<br />
niedrig. Die Gesamtinflation verlangsamte sich im<br />
April auf 1,2 Prozent und lag damit unter dem EZB-Ziel<br />
von 2 Prozent, während die Kerninflation 0,7 Prozent betrug.<br />
Aufgrund der nach wie vor schwachen Konjunkturerholung<br />
in Europa hat die EZB klare politische Vorgaben<br />
gemacht und beabsichtigt, die Zinssätze trotz der Einstellung<br />
der quantitativen Lockerung bis zum nächsten Jahr<br />
auf einem Rekordtief zu halten.<br />
Foto: CA Immo Raumeffekt<br />
Sektor-Performance. Die starke Nachfrage, gepaart mit<br />
einem begrenzten Angebot, führt zu einem beschleunigten<br />
Mietanstieg für Büroflächen in erstklassiger Lage. In<br />
den ersten drei Monaten des Jahres <strong>2018</strong> sank die Leerstandsquote<br />
im Segment der Büroflächen in erstklassiger<br />
Lage in den EU-15-Staaten (ohne Großbritannien) auf Vorkrisenniveau,<br />
während die Mieten im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 5,4 Prozent stiegen. Angesichts der günstigen<br />
relativen Preise und der sich erholenden Fundamentaldaten<br />
bleibt die Nachfrage der Anleger groß.<br />
Die stabilen Konsumausgaben beflügeln den europäischen<br />
Einzelhandel. Die jährlichen Mietwachstumsraten<br />
in diesem Segment haben sich jedoch verlangsamt und<br />
das Transaktionsvolumen ist im Vergleich zum Vorjahr im<br />
1. Quartal sogar um 9 Prozent zurückgegangen. Die Rendite<br />
bei Einzelhandelsobjekten in erstklassiger Lage liegt<br />
nun bei einem Rekordtief von 3,3 Prozent.<br />
Die Nachfrage nach Industrieflächen hält weiter an, da<br />
die große Renditedifferenz bei Einzelhandels- und Büroflächen<br />
Investoren anzieht, die auf der Suche nach einer höheren<br />
Verzinsung ihrer Anlagen sind. Im 1. Quartal<br />
stiegen die Investitionen gegenüber 2017 um 28 Prozent,<br />
während die Mieten der Industrieflächen in erstklassiger<br />
Lage in den EU-15-Staaten im Vorjahresvergleich um 2 Prozent<br />
zunahmen.<br />
Der Rückgang des von IHS Markit erhobenen Einkaufsmanagerindex<br />
im Euroraum, der im April auf ein 13-Monatstief<br />
fiel, könnte jedoch auf rückläufige Exporte<br />
hindeuten, die sich in den kommenden Monaten auf den<br />
Industriesektor auswirken könnten. Ausschlaggebend für<br />
diese Entwicklungen sind laut IHS Markit die Auswirkungen<br />
der Streiks und des strengen Winters, die Ungewissheit<br />
rund um den Brexit sowie die Gefahr eines globalen<br />
Handelskriegs, der die Exporte langfristig belasten dürfte.<br />
Künftige Risiken. Der Rückzug der EZB aus den Anleihemärkten<br />
könnte zu einem Anstieg der Renditen führen<br />
und die relative Attraktivität von Immobilien untergraben,<br />
obwohl dies nicht unser Hauptszenario ist. Da die<br />
EZB bereit ist, an niedrigen Zinssätzen festzuhalten – der<br />
Bank zufolge sei eine Zinserhöhung vor Herbst 2019 unwahrscheinlich<br />
– dürften die Renditen nur allmählich an-
BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR / IMMOBILIEN<br />
ziehen. Immobilien dürften <strong>2018</strong> und 2019 entsprechend<br />
den Anleihen neu bewertet werden, wobei in den meisten<br />
Märkten eine bescheidene Erhöhung von etwa 5 Basispunkten<br />
zu erwarten ist.<br />
Eine größere Gefahr stellt die Entwicklungspipeline dar,<br />
deren Zunahme in einigen mitteleuropäischen Märkten<br />
problematisch geworden ist. Nach einer längeren Flaute<br />
infolge der Finanzkrise nimmt die Anzahl der Bauprojekte<br />
in einigen mitteleuropäischen Städten wie Budapest, Prag<br />
und Warschau rasant zu. Diese Städte könnten Schwierigkeiten<br />
haben, Abnehmer für die zusätzlichen Flächen zu<br />
finden. In Budapest werden 500.000 Quadratmeter Bürofläche<br />
gebaut, die den aktuellen Bestand von 3,4 Millionen<br />
Quadratmetern ergänzen.<br />
Strategien. Die Anleger sollten einen ertragsorientierten<br />
Investmentansatz wählen, um die Risiken zu vermindern,<br />
die mit dem sich nähernden Ende des Zyklus einhergehen.<br />
Wir empfehlen einen Fokus<br />
„Die Nachfrage<br />
nach Industrieflächen<br />
hält weiter<br />
an, da die große<br />
Renditedifferenz<br />
bei Einzelhandelsund<br />
Büroflächen<br />
Investoren anzieht,<br />
die auf der<br />
Suche nach einer<br />
höheren Verzinsung<br />
ihrer Anlagen<br />
sind.“<br />
auf die Verbesserung oder<br />
Förderung der Erträge. Zu<br />
diesem Zweck suchen wir<br />
nach Objekten an erstklassigen<br />
Standorten, die wir<br />
aktiv verwalten, neu positionieren<br />
und weiterentwickeln.<br />
Wir sind überzeugt,<br />
dass Büroflächen im Zentrum<br />
von Paris, erstklassige<br />
Einzelhandelsobjekte in<br />
Dublin und Gewerbeimmobilien<br />
in Antwerpen in den<br />
nächsten fünf Jahren zu den<br />
Top-Performern ihres Sektors<br />
gehören werden.<br />
Anleihen bieten wahrscheinlich<br />
höhere risikobereinigte Renditen als Aktien, da<br />
sie die Investoren vor den Auswirkungen erwarteter Kapitalrückgänge<br />
schützen. Es sollte betont werden, dass<br />
heute zwar nur wenige Märkte auf risikobereinigter Basis<br />
günstig erscheinen, die relativen Preise von Immobilien in<br />
einem historischen Kontext betrachtet jedoch attraktiv<br />
bleiben, wobei die Risikoprämie noch immer ziemlich<br />
hoch ist.<br />
Längerfristigen Anlegern empfehlen wir, thematische<br />
Strategien zu wählen, die einen antizyklischen Charakter<br />
aufweisen. Geduldigen Anlegern sollten sich in den nächsten<br />
Jahren Chancen bieten, wenn sie sich auf strukturelle<br />
Nachfragetreiber konzentrieren. Dazu zählen unter anderem<br />
das anhaltende Wachstum des E-Commerce, das die<br />
zentral gelegenen Logistikzentren begünstigt, sowie die alternde<br />
Bevölkerung, die die Nachfrage nach Wohnraum<br />
für Rentner ankurbelt. <<br />
WOHNIMMOBILIEN<br />
Wohin mit dem<br />
Buwog-Geld?<br />
Die Zeit der Buwog an der Börse war für Anleger ein<br />
gutes Geschäft: 2014 erhielten Immofinanz-Aktionäre<br />
für je 20 Aktien eine der Buwog gratis ins Depot gebucht<br />
- der Wohnimmobilienbereich wurde (zu 51%) abgespalten.<br />
Die Aktie startete mit 13 Euro an der Börse. In<br />
wenigen Wochen endet das eigenständige Börsekapitel der<br />
Buwog wieder. Denn voraussichtlich am 2. Oktober findet<br />
jene Hauptversammlung, bei der die Übertragung der Aktien<br />
der Minderheitsaktionäre auf den Hauptgesellschafter beschlossen<br />
wird. Dieser heißt nicht mehr Immofinanz sondern<br />
Vonovia - und inhaliert die letzten knapp 10 noch freien Prozent<br />
mittels Barabfindung von 29,05 Euro. Zu diesem Kursgewinn<br />
kamen noch Dividenden - in Summe brachte ein<br />
Buwog-Investment eine Rendite von 23,1 Prozent pro Jahr.<br />
Nun stellt sich für Buwog-Anleger die Frage, wohin mit dem<br />
Geld. Wer im Bereich Wohnimmobilien weiter investiert bleiben<br />
möchte, findet seit dem bereits erfolgten Abgang von conwert<br />
keinen österreichischen Spezialisten mehr. Den größten<br />
Anteil hat noch die s Immo, diese geht aber wohl mit dem Gewerbespezialisten<br />
Immofinanz zusammen. Bleibt der Blick ins<br />
europäische Umfeld - mit drei deutschen Alternativen - siehe<br />
Grafik): der Buwog-Käufer und Branchenprimus Vonovia,<br />
Grand City Properties und mit Abstrichen (bei der Dividendenrendite)<br />
ADO Properties. Dazu noch die schwedische Samhallsbyggnadsbolaget.<br />
Bezieht man hier noch die Kriterien<br />
Analystenkonsens und Kurspotenzial ein, lautet die Reihenfolge<br />
Schweden vor Vonovia. <br />
Europäische Wohnimmobilienaktien:<br />
Dividendenrendite zu Kurs/Buchwert
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BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR<br />
VON CHRISTOPH FRANK,<br />
FONDSMANAGER UND ANALYST BEI PFP ADVISORY<br />
ETFs - Eine sachliche<br />
Zwischenbilanz<br />
Eierlegende Wollmilchsau oder finanzielle Massenvernichtungswaffe?<br />
Zwischen diesen beiden Extremen bewegt<br />
sich die Diskussion um Exchange Traded Funds,<br />
kurz ETFs. Die Frontlinien verlaufen häufig getreu dem<br />
Spruch „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing”. ETF-Anbieter<br />
und Robo-Advisors argumentieren pro börsengehandelte Indexfonds,<br />
aktive Fondsmanager und altgediegene Vermögensverwalter<br />
meistens kontra. Auch weil oft das<br />
Eigeninteresse den Standpunkt definiert, wird die Diskussion<br />
manchmal sehr emotional geführt.<br />
Das mag teilweise unterhaltsam sein, lässt den Anleger<br />
aber oft ratlos zurück. Was also spricht - sachlich und objektiv<br />
- für ETFs, was dagegen? Der wichtigste Vorteil eines ETFs<br />
sind die niedrigen laufenden Kosten: Während für aktiv gemanagte<br />
Investmentfonds oft über 1 Prozent, gelegentlich<br />
auch über 2 Prozent p. a. anfallen können, fahren Anleger<br />
bei ETFs je nach abzubildender Benchmark mit meist deutlich<br />
unter 1 Prozent günstiger.<br />
Deshalb sind ETFs immer dann im Vorteil, wenn der Anleger<br />
davon ausgehen muss, dass aktives Management keinen<br />
Mehrertrag über die Indexrendite liefern wird.<br />
Foto: CC03dman eu<br />
Indexschmuser braucht man nicht. Ein einfaches Beispiel<br />
hierfür sind die zu Recht gescholtenen ‘Indexschmuser’,<br />
also Fonds, die als aktiv gemanagte Produkte verkauft werden,<br />
dabei aber mehr oder weniger genau einen Index und<br />
damit dessen Bruttowertentwicklung abbilden. Hohe Kosten<br />
und kein Mehrwert - diese Kombi braucht kein Mensch. Verfolgen<br />
Manager dagegen nicht nur auf dem Papier eine aktive<br />
Investmentstrategie und haben sie bereits in der<br />
Vergangenheit ihre Benchmark über einen längeren Zeitraum<br />
nach Kosten geschlagen, schlägt das Pendel zu Lasten<br />
der ETFs aus. Denn warum sollte ein Anleger auf bessere<br />
Nettorenditen verzichten, nur weil ein passives Produkt billiger<br />
ist? Das macht vielleicht den ETF-Anbieter glücklich,<br />
den Anleger aber nicht. Natürlich besteht keine Garantie,<br />
dass ein in der Vergangenheit erfolgreicher Fonds auch in<br />
Zukunft überdurchschnittlich abschneiden wird. Die Wahrscheinlichkeit<br />
ist meines Erachtens aber groß genug, vor<br />
allem, wenn ein seit Jahren bewährter Investmentprozess<br />
vorliegt und ein Wechsel der Strategie und des Managers unwahrscheinlich<br />
ist. Freilich sollte ein Anleger vor der Investition<br />
die Produktkandidaten so sorgfältig prüfen wie vor<br />
dem Kauf seines nächsten Autos. Gerade in Nischensegmenten<br />
gibt es bewährte Aktiv-Produkte. Ich käme beispielsweise<br />
nie auf die Idee, mit einem ETF das Segment ‘Deutsche<br />
Small- und Mid-Caps’ abzudecken. Da kenne ich bessere<br />
Lösungen für den Anleger.<br />
Als weitere Vorteile von ETFs werden oft deren Einfachheit<br />
und Diversifizierungsgrad genannt. Im Vergleich zu<br />
aktiv gemanagten Fondslösungen sind diese meines Erachtens<br />
aber weniger stark bis gar nicht ausgeprägt. In punkto<br />
Streuung dürfte fast jeder aktive Investmentfonds einem<br />
DAX-ETF mit dessen nur 30 Aktien sogar überlegen sein;<br />
und wer unbedingt breit diversifizierte Fonds sucht, findet<br />
auch unter den aktiven Produkten genügend Kandidaten.<br />
Dass ETFs per se einfacher sind als aktiv gemanagte Investmentfonds,<br />
würde ich ebenfalls nicht unterschreiben. Weiß<br />
ein Anleger wirklich, dass er beim Kauf eines DAX-ETFs<br />
möglicherweise gar keine 30 deutschen Blue Chips bekommt,<br />
sondern über Swaps an der Entwicklung ganz anderer<br />
Wertpapiere teilhat? Und dass ein ETF, das die<br />
Wertentwicklung eines Anleihenindex abbildet, in Aufbau<br />
und Entwicklung ‘einfach’ oder gar für Laien leicht verständlich<br />
wäre, halte ich ebenfalls für ein Gerücht.<br />
ETF in effizienten Marktbereichen im Vorteil. Und die<br />
Nachteile von ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds? Der<br />
wichtigste Minuspunkt aus Sicht eines einzelnen Anlegers<br />
ist, dass er mit einem ETF zwar eine Überrendite im Vergleich<br />
zum Durchschnitt aller Fonds erzielen kann, aber<br />
keine Outperformance gegenüber dem zugrundeliegenden<br />
Index. Er verzichtet also von vornherein auf das, was Fondsmanager<br />
geheimnisvoll ‘Alpha’ nennen. Denn die Gebühren<br />
knabbern in jedem Fall an der Rendite, selbst wenn sie noch<br />
so niedrig sind. Die Indexrendite ist also im Normalfall nicht<br />
drin. Gleichwohl dürften in vergleichsweise effizienten<br />
Marktbereichen, in denen Überrenditen aktiver Produkte<br />
eher unwahrscheinlich sind, wie z. B. bei Blue-Chips-Fonds,<br />
ETFs wegen der niedrigeren Gebühren im Vorteil sein. In ineffizienten<br />
Märkten ist das anders: Mit dem Kauf eines ETFs<br />
auf Small Caps oder Schwellenländertitel gibt der Anleger<br />
mit dem Kauf eines ETFs jede Möglichkeit, eine Überrendite<br />
zu erzielen, vorschnell aus der Hand.<br />
Ein weiteres Problem von ETFs ist, dass der Anleger von<br />
der Entwicklung aller Firmen abhängig ist, die im Index enthalten<br />
sind. Vereinfacht formuliert, weil es nur für den Fall<br />
replizierender ETFs gilt: Es wird unterschiedslos alles ge-
BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR<br />
kauft, also auch Unternehmen mit fragwürdigem Geschäftsmodell,<br />
merkwürdigen Bilanzen oder schlechten Zukunftsaussichten.<br />
Wer im Jahr 2017 ein ETF auf den Mid-Cap-Index<br />
MDAX hielt, machte den rasanten 94 Prozent-Crash des Indexschwergewichts<br />
Steinhoff ungebremst mit. Die Lenker<br />
aktiv gemanagter Aktienfonds hatten zumindest die<br />
Chance, ihren Anlegern diese Baisse zu ersparen - und vielen<br />
Deutschland-Fonds gelang dies auch.<br />
Gutes Gewissen nicht garantiert. Einigen Investoren ist<br />
überdies nicht bewusst, dass die Portfoliomanager bei herkömmlichen<br />
ETFs weder prüfen, ob die im Index enthaltenen<br />
Unternehmen qualitativen Ansprüchen genügen, noch,<br />
ob sie beispielsweise ethische, soziale oder ökologische<br />
Grundsätze verletzen. Ist in einem Index ein Streubombenhersteller<br />
enthalten, wird er trotzdem gekauft. Profitiert ein<br />
Indexmitglied von Kinderarbeit, ist das kein Hinderungsgrund.<br />
Denn das einzige Kriterium für einen ETF-Portfoliomanager<br />
ist, ob das<br />
„Der wichtigste<br />
Vorteil eines ETFs<br />
sind die niedrigen<br />
laufenden<br />
Kosten“<br />
Unternehmen im Index enthalten<br />
ist oder nicht. Wer<br />
also nicht in spezielle Nachhaltigkeits-ETFs<br />
investiert,<br />
unterstützt mit einem ETF<br />
auf gängige Indizes automatisch<br />
auch Unternehmen,<br />
deren Aktien er als Selbstentscheider womöglich nicht einmal<br />
mit der Kneifzange anfassen würde. Über diesen Automatismus<br />
sollte sich jeder ETF-Käufer im Klaren sein.<br />
Aus der Spezialität von ETF-Managern, Unternehmen ausschließlich<br />
nach dem Indexgewicht auszuwählen, ergeben<br />
sich aber auch Probleme für den Markt als Ganzes. ETF-Anleger<br />
sind letztlich Trittbrettfahrer. Während aktive Fondsmanager<br />
und Analysten Marktdaten und<br />
Unternehmensbilanzen analysieren, mit Vorständen sprechen<br />
und sich Gedanken über die Zukunft machen, tragen<br />
ETF-Manager nichts zu einer fairen und auf fundamentale<br />
Daten gestützten Preisfindung auf den Märkten bei. Für sie<br />
zählt einzig das Indexgewicht.<br />
Solange der Anteil der passiven Investoren klein genug ist,<br />
mag der Schaden für den Gesamtmarkt gering sein. Wenn<br />
aber zu viele aktive durch passive Anleger verdrängt werden,<br />
kann die Börse keine vernünftigen Preissignale mehr<br />
senden. Kurse entstünden dann nicht mehr, weil Investoren<br />
und aktive Fondsmanager bewusst Kauf- und Verkaufsentscheidungen<br />
treffen und Experten kritisch analysieren, sondern<br />
weil Großinvestoren Mittelzuflüsse oder -abflüsse<br />
steuern müssen. Wenn immer mehr Anleger Indexfonds<br />
kaufen, steigt tendenziell die Nachfrage nach den Wertpapieren<br />
aus den Indizes, während der Appetit auf den Rest<br />
abnimmt. Und wenn ein ETF-Manager mit der Arbeit eines<br />
Unternehmensvorstands unzufrieden ist, kann er die entsprechende<br />
Aktie nicht einfach verkaufen - sie ist ja im<br />
Index enthalten. Für die Firmenvorstände ist das angenehm,<br />
da der passive Investor bzw. Fondsmanager, anders als der<br />
aktive, keine Drohkulisse eines möglichen Verkaufs aufbauen<br />
kann. Ob es eine kritische Grenze für den maximal<br />
verkraftbaren Anteil passiver Investments gibt und wo diese<br />
sein könnte, weiß zum derzeitigen Zeitpunkt niemand.<br />
Eines aber scheint mir naheliegend: Sollte ein Markt durch<br />
einen zu großen ETF-Anteil durch schlechtere Preissignale<br />
ineffizienter werden, werden davon aktive Anleger profitieren.<br />
Sie werden dann zu den wenigen gehören, die etwas<br />
zur Preisfindung beitragen, es aber auch leichter haben, Ineffizienzen<br />
durch einen bewährten Investmentansatz nutzen<br />
zu können.<br />
Eine Prognose. Werden ETFs also die nächste Finanzkrise<br />
auslösen, wie manche ETF-Kritiker orakeln? Das weiß ich<br />
ebenso wenig wie alle anderen Kapitalmarktexperten. Da<br />
die ETF-Blüte noch jung ist, fehlen die Erfahrungswerte. Ein<br />
paar Prognosen scheinen mir aber gut unterfüttert:<br />
1. Anleger werden zunehmend kostenbewusster, und dieser<br />
Trend wird sich nicht umkehren. ETFs profitieren davon.<br />
2. Das führt zu einer stärkeren Segmentierung bei Anlegern<br />
und Fondsselektoren: solche, für die die Kosten das<br />
entscheidende Argument sind und die bewusst auf eine<br />
mögliche Überrendite verzichten; und jene, die für die<br />
Chance auf eine höhere Nettorendite auch höhere Kosten in<br />
Kauf nehmen. Zugespitzt: ETFs für die Supermarktkunden,<br />
aktive Fonds für die Gourmets.<br />
3. Die Mitte dazwischen, speziell teure aktive Fonds ohne<br />
Mehrwert, wird zerrieben. Indexschmuser haben schwere<br />
Zeiten vor sich.<br />
4. Aktive Fondsmanager, die Mehrwert erbringen, bleiben<br />
gefragt. Der Konkurrenzkampf wird allerdings härter, weil<br />
die Schlechten aus dem Markt gedrängt werden, die verbleibenden<br />
Konkurrenten damit im Schnitt besser sind und<br />
die Fondsanleger nicht nur kostenbewusster, sondern auch<br />
ungeduldiger werden.<br />
5. Nach über 9 Jahren Aktienhausse und 35 Jahren Anleihenhausse<br />
wird es spannend, wie ETF-Anleger in fallenden<br />
Märkten reagieren werden. ETFs auf Indizes sind immer zu<br />
100 Prozent investiert, aktive Fonds vermögen die Quote zu<br />
senken. Diese größere Flexibilität kann auch im nächsten<br />
Abschwung zu Überrenditen bei aktiven Fonds führen.<br />
6. Im Duell "Aktiv versus passiv" wird es kurz- und mittelfristig<br />
keinen ‘Sieger’ geben. Beide Anlagevarianten werden<br />
künftig eine Rolle spielen, da es für beide gute Argumente<br />
gibt.<br />
7. Wenn durch das vermehrte Aufkommen von ETFs neue<br />
Anleger an die Börse herangeführt werden, können langfristig<br />
alle gewinnen: Investoren sowie Anbieter passiver<br />
und aktiver Produkte. Manche Börsenneulinge werden bald<br />
entdecken, dass es auch jenseits der ETF-Welt lukrative Anlagen<br />
gibt.
BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR<br />
VON FLORIAN BOHNET,<br />
LEITER RESEARCH & PORTFOLIOMANAGEMENT<br />
DJE KAPITAL AG<br />
Konkurrenz belebt<br />
das Geschäft<br />
Das Wichtigste vorab: Die Deutschen mögen in der<br />
Regel keine Aktien und besitzen daher im Durchschnitt<br />
viel zu wenige Unternehmensbeteiligungen.<br />
Für den erfolgreichen Vermögensaufbau und die Alterssicherung<br />
sind diese aber unersetzlich. Wollen Vermögensverwalter<br />
die dringend nötige Förderung der Aktienkultur<br />
in Deutschland erreichen, dann sollten sie Privatanleger<br />
nicht wie so oft mit einer zu einseitigen Darstellung des<br />
Themas „Aktiv vs. Passiv“ verunsichern.<br />
Im Grunde ist es der wachsende Marktanteil an günstigen,<br />
passiven Indexprodukten, der den etablierten Asset<br />
Managern zunehmend Sorge macht. Die Medien greifen<br />
dieses Thema dankbar auf und haben dafür die Schlagzeile<br />
„Aktiv vs. Passiv“ kreiert. Das klingt wie die Ankündigung<br />
eines Boxkampfes, der nach einem eindeutigen Sieger verlangt.<br />
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Ergebnis<br />
aber wesentlich unspektakulärer verlaufen und nicht<br />
schwarz oder weiß sein. Denn beide Strategien finden in<br />
den Kundenportfolios ihren Platz, da es für beide gute Argumente<br />
gibt. Eine zugespitzte Debatte, bei der Indexprodukte<br />
als unflexibel und aktive Produkte als altmodisch<br />
und zu teuer gescholten werden, hilft nicht weiter, schon<br />
gar nicht den Anlegern. Eine derart polarisierende Darstellung<br />
ist allerdings nicht untypisch, wenn neue Technologien<br />
etablierte Märkte bedrohen.<br />
Passive Produkte punkten nur in steigenden Märkten.<br />
Passive Produkte entstanden in den 1970ern und wuchsen<br />
vor allem ab Ende der 1990er Jahre kräftig. In den vergangenen<br />
9 Jahren gab es einen kontinuierlichen Aufwärtstrend.<br />
Ein Indexfonds, der per Definition immer zu 100<br />
Prozent investiert ist, hat in Aufwärtsphasen mit niedriger<br />
Volatilität und großem Gleichlauf der Einzelwerte ein ideales<br />
Umfeld. Schwierig wird es für den Indexfonds, wenn der<br />
Markt fällt, die Volatilität steigt und die Einzeltitel sich sehr<br />
unterschiedlich entwickeln. In diesen Zeiten kann ein aktiver<br />
Asset Manager seine Vorteile ausspielen. Erinnert sei an<br />
dieser Stelle an Börsenphasen wie 1987, 2000 oder 2008.<br />
Aufgrund der inzwischen erhöhten Bewertungsniveaus der<br />
Indizes und des nachlassenden Rückenwinds ist es wahrscheinlich,<br />
dass die Renditen an den Börsen in den nächsten<br />
Jahren geringer ausfallen werden. Gründe dafür sind<br />
unter anderem Babyboomer, die das Rentenalter erreichen,<br />
das Ende der 30-Jahre-währenden Phase fallender Zinsen<br />
und die eher gebremste als intensivere Globalisierung.<br />
Foto: Pixabay/RyanMcGuire<br />
Gleichzeitig dürfte die Volatilität zunehmen, wenn die<br />
Markttrends nicht eindeutig sind. In solch einem Umfeld<br />
sind Anleger mit einem flexiblen, professionellen und aktiven<br />
Ansatz besser aufgehoben.<br />
Konsolidierung des Marktes durch pseudoaktive Fondsmanager.<br />
Zugegeben, die Branche ist selbst schuld, wenn<br />
misstrauische Kunden versuchen, ihr Geld mittels Indexinvestments<br />
kostengünstig zu streuen. Schließlich sind die<br />
Gebühren das Einzige, was am Anfang des Investments sicher<br />
bekannt ist. Die Qualität des Vermögensverwalters<br />
zeigt sich dagegen erst über die Folgejahre. Doch was<br />
haben viele Fondsanbieter in den vergangenen Jahrzehnten<br />
gemacht? Sie nannten sich aktiv, verlangten hohe Gebühren<br />
und kauften genau die gleichen Werte wie ihre jeweilige<br />
Index-Benchmark, teils etwas über- teils etwas<br />
untergewichtet, in ihre Portfolios. Wer für diese Arbeit<br />
hohe Gebühren verlangte, musste sich nicht wundern,<br />
wenn die Kunden bei nächster Gelegenheit eine günstigere<br />
Alternative ergriffen. Dass es sich dabei nicht um tatsächlich<br />
aktives Management handelt, lässt sich mit Kennzahlen<br />
wie „active share“ messen. Diese pseudoaktive<br />
Herangehensweise ist unter anderem ursächlich dafür, dass<br />
es laut Statistik viele Fondsmanager nicht schaffen, nach<br />
Abzug der Gebühren ihren Vergleichsindex zu schlagen.<br />
Wirklich aktive Asset Manager wie DJE können sich im<br />
Grunde freuen. Denn mit der Verbreitung der passiven Indexfonds<br />
konsolidiert der aktive Markt allmählich. Marktteilnehmer,<br />
die ohnehin nur an der Benchmark klebten,<br />
verlieren ihre Existenzberechtigung. Unterschiede zwischen<br />
tatsächlich aktiv und passiv werden sichtbarer. Konkurrenz<br />
belebt eben das Geschäft!<br />
Das richtige Timing ist entscheidend. Betrachtet man den<br />
Markt für ETFs mit etwas Abstand, fallen zwei Dinge auf:<br />
Erstens gibt es reichlich viele ETFs, weltweit etwa 5.000. Ein<br />
ETF sollte ein möglichst getreues Abbild des Markts sein.<br />
Das zumindest war die eigentliche Produktidee. Doch inzwischen<br />
wird für jede Nische und jeden Bedarf – ob sinnvoll<br />
oder nicht – ein eigenes Produkt bzw. ein eigener Index<br />
geschaffen. Zweitens war der Ursprungsgedanke sicherlich<br />
auch nicht das aktive Timing von Börsentrends, sondern
BÖRSE EXPRESS<br />
KOMMENTAR<br />
eine langfristige Partizipation an der Marktentwicklung. Bekanntlich<br />
ist Timing eine der schwierigsten Disziplinen an<br />
der Börse. In dem Wissen, dass sich kein Portfoliomanager<br />
aktiv um die Steuerung eines passiven Portfolios kümmert,<br />
agiert der mehr oder weniger erfahrene Privatanleger<br />
selbst. Üblicherweise passieren dabei die meisten Fehler,<br />
wenn nahe am Hoch gekauft und nahe am Tief verkauft<br />
wird. Im Unterschied dazu investiert der Fondsmanager in<br />
der Regel deshalb in ein Portfolio ausgesuchter, gut analysierter<br />
Unternehmen, weil er das Geschäftsmodell verstanden<br />
hat und die Bewertung stimmt. Hier handeln Experten<br />
auf Basis ihrer Erfahrung und ihrer erprobten Analysemethoden<br />
und -instrumente. Sie nehmen den Anlegern die<br />
Entscheidung ab, warum, wann und wie lange in verschiedene<br />
Titel investiert wird. Das ist der Kern des aktiven Managements.<br />
Ein ETF dagegen enthält einen „ganzen Markt“, z.B. den<br />
deutschen, oder US-amerikanischen Aktienmarkt, Schwellenländeraktien<br />
oder vielleicht Rohstoffe. In jedem Fall<br />
aber immer alle Werte abhängig von dem abgebildeten<br />
Index. Anleger müssen bei ETFs selbst wissen, wann sie investieren.<br />
Beim Timing ist der Anleger hier stark abhängig<br />
von seinen individuellen Fähigkeiten, aber auch vom Herdentrieb<br />
und von Modetrends. Die Loyalität zum eingegangenen<br />
Investment dürfte oft erheblich geringer sein. Es<br />
verwundert daher nicht, dass Untersuchungen von US-Privatanlegerportfolios<br />
der vergangenen 30 Jahre ergaben,<br />
dass die Rendite des durchschnittlichen Depots vorwiegend<br />
wegen des falschen Timings mit 3,8 Prozent p.a. weit unter<br />
dem Marktdurchschnitt lag.<br />
Der Mehrwert eines guten, aktiven Vermögensverwalters<br />
kommt meist dann zum Tragen, wenn ein Anleger ihm<br />
dank guter, langfristiger Performance und diszipliniertem,<br />
transparentem Investmentprozess vertrauen kann. So wird<br />
der Anleger davor geschützt, in schwierigen Phasen nervös<br />
das Handtuch zu werfen. Ein erfahrener Vermögensverwalter<br />
mit dem entsprechenden technischen Rüstzeug wird die<br />
Aktienquote vielleicht nicht am Hoch, aber doch rechtzeitig<br />
reduzieren und bei günstigen Bewertungen attraktive Aktien<br />
kaufen bzw. nachkaufen. Ein Indexfonds dagegen ist<br />
nach oben wie nach unten immer voll dabei. Theoretisch<br />
könnten Anleger auch individuell am Indexhoch verkaufen<br />
und später wieder kaufen. Das ist aber leichter gesagt als<br />
getan und dürfte eher die Ausnahme sein.<br />
Unser Fazit: Mit zunehmender Marktbereinigung um pseudoaktive<br />
Fondsanbieter und wachsendem Konkurrenzdruck<br />
durch ETFs steigt das Niveau der Branche. Das ist eine gute<br />
Nachricht für den Anleger. Für den Vermögensaufbau ist es<br />
langfristig besser, einen Indexfonds zu kaufen als gar keinen<br />
Zugang zum Kapitalmarkt zu haben. Mit einem erfahrenen<br />
aktiven Vermögensverwalter an der Seite sind aber<br />
vor allem unruhige Zeiten leichter durchzustehen. <<br />
STUDIE<br />
Aktiv holt auf, mehr nicht<br />
2017 war ein vergleichsweise gutes Jahr fur aktiv gemanagte<br />
Fonds. Im Durchschnitt gelang es 44 Prozent<br />
der aktiven Renten- und Aktienmanager, besser als<br />
die jeweiligen Markte abzuschneiden. Im Jahr zuvor hatten<br />
dies gerade einmal 28 Prozent der aktiven Fondsverwalter<br />
geschafft. Dass sich die Erfolge der aktiven Manager<br />
nicht kontinuierlich fortschreiben lassen, zeigt ein Blick<br />
auf die 10-Jahres-Betrachtung. In diesem Zeitraum waren<br />
gerade einmal 15,2 Prozent in der Lage, eine Outperformance<br />
auch im zweiten Jahr zu erzielen. Eine Wiederholung<br />
des Erfolgs im dritten Jahr schafften nur 7,2 Prozent.<br />
Dies ist das Ergebnis der diesjahrigen Aktiv/Passiv-Studie<br />
von Lyxor ETF. Einmal im Jahr untersucht der franzosische<br />
Vermogensverwalter die Performance aktiver Fonds im<br />
Ver- gleich zu ihren Benchmarks. In diesem Jahr wurde das<br />
zu beobachtende Universum erweitert und umfasst mittlerweile<br />
23 Aktien- und Rentenmarkte mit knapp 6000<br />
Fonds.<br />
Am haufigsten konnten im vergangenen Jahr die Manager<br />
von Aktienfonds ihre Benchmarks schlagen. 47 Prozent<br />
von ihnen waren hier erfolgreich. Überdurchschnittlich oft<br />
gelang die Outperformance gegenüber den Vergleichsindizes<br />
den Aktienmanagern im Bereich italienischer Aktien<br />
(81%), bei europaischen Small Caps (71%) und bei Large<br />
Caps aus dem Euroraum (55%). Unterdurchschnittlich hingegen<br />
verlief die Erfolgsbilanz vor allem fur die Manager<br />
chinesischer Large Caps (24%), britischer Aktien (30%) und<br />
amerikanischer Large Caps (32%).<br />
Aktive Rentenmanager holen auf. Insgesamt 39 Prozent<br />
der aktiven Rentenfondsmanager ubertrafen 2017 ihre<br />
Benchmarks. Damit sind sie zwar weniger erfolgreich als<br />
ihre Kollegen von der Aktienseite. Allerdings holten sie gegenuber<br />
den Ergebnissen der Vorjahre deutlich auf. War<br />
die Outperformance 2015 gerade einmal 27 Prozent der aktiven<br />
Rentenmanager gegluckt, so gelang die 2016 schon<br />
31 Prozent. Im vergangenen Jahr konnten die Anzahl der<br />
Outperformer noch einmal um 8 Prozentpunkte zulegen.<br />
Im Bereich der globalen Renten schlugen 67 Prozent ihre<br />
Benchmark. Bei US-Hochzinsanleihen gelang dies 56 Prozent<br />
und bei Unternehmensanleihen mit Investment-<br />
Grade uber 50 Prozent. Manager fur Euro-Staatsanleihen,<br />
Euro-High Yield und Euro-Anleihen mit Inflationsschutz<br />
konnten ihre jeweilige Benchmark nur sehr schwer schlagen<br />
– lediglich 20, 16 bzw. sechs Prozent waren 2017 ihr<br />
Geld wert. Selbst im Bereich der Unternehmensanleihen<br />
aus Schwellenlandern – einem Universum, das lange Zeit<br />
als reich an Alpha-Potenzial galt – war es schwer, besser<br />
abzuschneiden als der Markt. Dies gelang in 2017 nur 41%<br />
der aktiven Manager.
BÖRSE EXPRESS<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
INTERVIEW<br />
SEBASTIAN BLESER<br />
Wasser bietet auch<br />
künftig Anlagechancen<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Im Juli wurde die HVB Garant Anleihe 07/26<br />
bezogen auf den Global Water Stratey Index<br />
zum Zertifikat des Monats gekürt. Sebastian<br />
Bleser, Director Public Distribution bei Uni-<br />
Credit onemarkets zur Konstruktion und<br />
wie 100% Partizipation plus 100% Kapitalsicherheit<br />
funktioniert.<br />
BÖRSE EXPRESS: Warum haben Sie dieses nominiert - was gefällt<br />
Ihnen am Thema Wasser?<br />
SEBASTIAN BLESER: Wir versuchen mit unseren Produkten<br />
Investmentthemen aufzugreifen, die auch in Zukunft<br />
Anlagechancen bieten. Wasser wird immer<br />
knapper. Grund ist u.a. das globale Bevölkerungs- und<br />
Wirtschaftswachstum. Das Analystenhaus „Research and<br />
Markets“ rechnet daher damit, dass der Markt für Wasseraufbereitung<br />
bis 2022 jährlich um mindestens sechs<br />
Prozent wächst.<br />
Sebastian Bleser<br />
über das Konzept,<br />
Chancen<br />
und Risiken des<br />
Zertifikats des<br />
Monats.<br />
Schlussendlich bezieht sich das<br />
Zertifikat auf einen Fonds, den<br />
KBI Institutional Water Fund. Und<br />
damit keinen hauseigenen Fonds.<br />
Ist das eine Premiere und wie<br />
kamen Sie auf diesen Fonds? Und<br />
worin genau investiert dieser?<br />
Und gleich im Anschluss zum Zertifikat,<br />
das eine 100prozentige Kapitalsicherheit bietet, nach oben<br />
aber auch eine 100prozentige Performance-Partizipation. Das<br />
klingt ein bisserl nach „no risk, aber ganzer fun“ – wo liegt also<br />
der von mir übersehene Haken?<br />
Mit der Garant Anleihe 07/2026 auf den Global Water<br />
Strategy Index (ISIN: DE000HVB2N63) können Anleger<br />
unter Berücksichtigung eines flexiblen Sicherungssystems<br />
und mit Kapitalschutz zum Laufzeitende von diesem<br />
Trend profitieren. Der Index besteht aus zwei Komponenten:<br />
Dem KBI Institutional Water Fonds, der in Aktien von<br />
Unternehmen, die in der Wasserwirtschaft nachhaltig<br />
tätig sind, investiert und den 3-Monats EURIBOR. Je nach<br />
Marktschwankungen wird die erste oder zweite Komponente<br />
stärker gewichtet und damit das Verlustrisiko reduziert.<br />
Mit diesem flexiblen Sicherungssystem<br />
reduzieren wir auch die Schwankung des Fonds und können<br />
so 100% Partizipation bei 100% Kapitalschutz anbieten.<br />
KBI ist eine 100%ige Amundi-Tochter.<br />
Sebastian Bleser, Director UniCredit onemarkets<br />
Foto:beigestellt<br />
Seit 1. Juli gibt es für Privatanleger ein zunächst vorübergehendes<br />
Handelsverbot für Inline-Optionsscheine. Wie fiel die Reaktion der<br />
Anleger bisher aus?<br />
Es hat eine Vielzahl von Beschwerden von Privatanlegern<br />
zu diesem zunächst temporären Verbot gegeben.<br />
Schließlich eignen sich vor allem Inline-Optionsscheine<br />
wie kaum ein anderes Produkt, um gehebelt von der Seitwärtsentwicklung<br />
eines Index oder einer Aktie zu profitieren.<br />
Stay-High- und Stay-Low-Produkte wurden von<br />
Anlegern dann eingesetzt, wenn sie der Meinung waren,<br />
dass eine bestimmte Kursmarke nicht berührt oder unterschritten<br />
(Stay-High) beziehungsweise überschritten<br />
(Stay-Low) wird. Diese Wertpapiere waren also eine sinnvolle<br />
Ergänzung zu den klassischen Hebelprodukten. So<br />
wundert es nicht, dass Anleger mit Unverständnis reagieren.<br />
Allerdings gilt dieses Verbot zunächst auch nur für<br />
drei Monate und nur für Privatkunden. Professionelle Investoren<br />
können die exotischen Optionsscheine durchaus<br />
weiter handeln.<br />
Wie wird man professioneller Kunde?<br />
Das entscheiden nicht wir als Emittentin von Produkten,<br />
sondern die depotführende Bank nimmt die entsprechende<br />
Klassifizierung vor. Dabei gibt es jedoch keine<br />
einheitliche Vorgehensweise. So müssen Anleger bestimmte<br />
Voraussetzungen mitbringen. Dabei zählen vor<br />
allem das verfügbare Depotvermögen, die Handelsfrequenz<br />
und die Erfahrung im Handel mit Derivaten. Einige<br />
Online-Banken bieten den Status als institutioneller
BÖRSE EXPRESS<br />
INTERVIEW<br />
Kunde gar nicht an. Anleger, die über eine Eingruppierung<br />
als professioneller Kunden nachdenken, müssen sich<br />
daher an ihre Bank wenden.<br />
„Mit unserem<br />
flexiblen Sicherungssystem<br />
r e d u z i e r e n w i r<br />
auch die<br />
Schwankung<br />
des Fonds und<br />
können so 100%<br />
Partizipation<br />
bei 100% Kapitalschutz<br />
a n b i e t e n .<br />
Mit den klassischen Optionsscheinen und K.o.-Produkten profitieren<br />
Anleger nur, wenn sich der Basiswert signifikant nach oben<br />
oder nach unten entwickelt. Welche Möglichkeiten haben Anleger,<br />
wenn sie dennoch beispielsweise Seitwärtsentwicklung erwarten?<br />
Ein exakt gleiches Ersatzprodukt gibt es nicht. Es gibt<br />
jedoch Möglichkeiten, auch mit anderen Wertpapieren<br />
von Seitwärtsbewegungen zu profitieren durch eine Kombination<br />
zweier Discount-Optionsscheine. Dieses „Produkt“<br />
müssten sich Anleger allerdings selbst bauen. Klingt<br />
im ersten Moment vielleicht kompliziert. Ist es jedoch<br />
nicht. Im Gegenteil: Grundlage ist ein Discount-Call und<br />
ein Discount-Put-Optionsschein. Ein Discount-Call-Optionsschein<br />
ist mit einem Basispreis<br />
und einem Cap<br />
ausgestattet. Der Reiz dieser<br />
Wertpapiere ist, dass sie oftmals<br />
deutlich günstiger sind<br />
als vergleichbare klassische<br />
Optionsscheine. Im Gegenzug<br />
partizipieren Anleger nur bis<br />
zum festgelegten Cap von<br />
einer Aufwärtsentwicklung<br />
des Basiswerts. Discount-Puts<br />
funktionieren genau konträr.<br />
HypoVereinsbank onemarkets<br />
bietet eine breite Palette von<br />
Discount-Optionsscheinen auf<br />
den DAX und zahlreiche deutsche<br />
und europäische Aktien.<br />
Um einen Inline-Optionsschein „nachzubauen“, brauchen<br />
sie einen Discount-Call und Discount-Put, die jeweils „tief<br />
im Geld“ liegen. Die Basispreise und der Cap sollten deutlich<br />
unterhalb (Discount-Call) beziehungsweise oberhalb<br />
(Discount-Put) des aktuellen Kurses liegen.<br />
Können Sie mir das an einem Beispiel veranschaulichen<br />
Aktuell notiert der DAX knapp über 12.700 Punkten.<br />
Möchte man beispielsweise einen Korridor von rund 1.000<br />
Punkten um den aktuellen Kurs bilden, würden sich ein<br />
Discount-Call mit Basispreis bei 11.680 und einem Cap bei<br />
11.690 Punkten (ISIN: DE000HX3CBE3) sowie ein Discount-Put<br />
mit Basispreis 12.660 und einem Cap bei 12.670<br />
Punkten (DE000HX3CD69) anbieten. Der Discount-Call notiert<br />
aktuell bei 7,36 Euro und der Discount-Put bei 5,95<br />
Euro. Damit kostet der Kauf beider Produkte 13,31 Euro.<br />
Speziell diese Discount-Optionsscheine sind mit einem Bezugsverhältnis<br />
von 1:1 ausgestattet. Notiert der DAX zum<br />
Laufzeitende zwischen den beiden Cap-Levels 11.690 und<br />
12.670 Punkten erhalten Anleger jeweils den maximalen<br />
Rückzahlungsbetrag von 10 Euro pro Wertpapier und<br />
somit 20 Euro aus der Kombination beider Produkte. Liegt<br />
der Index am finalen Bewertungstag zwischen Basispreis<br />
und Cap einer der beiden Wertpapiere fällt die maximale<br />
Rückzahlung etwas geringer aus. Im schlimmsten Fall<br />
wird nur einer der beiden der Discount-Optionsscheine<br />
zum Maximalbetrag von 10 Euro zurückbezahlt. Das maximale<br />
Verlustrisiko liegt somit bei 3,31 Euro.<br />
Das Beispielszenario wäre eine vergleichsweise konservative<br />
Strategie. Anleger, die tendenziell optimistischer<br />
sind, würden wahrscheinlich einen Discount-Call mit<br />
einem höheren Basispreis und Cap wählen. Er ist günstiger<br />
als das genannte Wertpapier und bietet somit die<br />
Chance auf eine höhere Rendite.<br />
Wieso wählen Sie Produkte mit so geringen Abständen zwischen<br />
Basispreis und Cap?<br />
Bei Wertpapieren, die tief im Geld sind und deren Abstand<br />
zwischen Basispreis und Cap-Level vergleichsweise<br />
klein ist, spielen Kursänderungen des Basiswerts nur eine<br />
relativ kleine Rolle. Einen deutlich größeren Einfluss auf<br />
den Kurs hat die erwartete (implizite) Volatilität. Steigt<br />
diese Volatilität, sinkt der Kurs des Discount-Optionsscheins<br />
und umgekehrt. Je höher der Abstand zwischen<br />
Basispreis und Cap-Level, umso stärker reagiert das Wertpapier<br />
auch auf Kursänderungen des Basiswertes. Das jeweilige<br />
Wertpapier ähnelt somit dem Verkauf (Schreiben)<br />
von Optionen an der Terminbörse am ehesten – eine Strategie,<br />
die normalerweise nur institutionellen Investoren<br />
vorbehalten ist.<br />
Was sollten Anleger bei einer solchen Strategie beachten?<br />
Einen Discount-Call und Discount-Put zu kaufen ist<br />
nicht identisch mit einem Inline-Optionsschein. Wie Sie<br />
an dem Beispiel sehen, sind diese beiden Optionsscheine<br />
zusammengenommen deutlich teurer als ein vergleichbarer<br />
Inline-Optionsschein. Zudem bedeutet der Kauf von<br />
zwei Produkten auch entsprechend höhere Transaktionskosten.<br />
Dafür gibt es bei der Kombination aus Discount-Call und<br />
Discount-Put keine K.o.-Barrieren. Taucht der Index beispielsweise<br />
vorübergehend unter 11.690 Punkte oder<br />
steigt er zeitweise über 12.660 Punkte ist der Trade längst<br />
nicht beendet. Bei dieser Trading-Strategie ist nur der Kurs<br />
am finalen Bewertungstag entscheidend. Das mindert das<br />
Verlustrisiko erheblich. Mit der Wahl der jeweiligen Basispreise<br />
können Anleger zudem die breite der Range und<br />
den Abstand vom aktuellen Kurs individuell wählen und<br />
kombinieren. Eine solche kombinierte Strategie können<br />
sie übrigens nicht nur beim DAX, sondern auch bei zahlreichen<br />
deutschen DAX-Aktien mit unseren Discount-Optionsscheinen<br />
umsetzen.<<br />
Mehr zum Zertifikat des Monats Juli siehe nächste Seite
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS JULI<br />
Trendthema Wasser<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
UniCredit nominierte ein Garantiezertifikat<br />
auf einem Branchenkorb zum Wachstumsthema<br />
Wasser. Per speziellem Absicherungsystem<br />
sind Anleger nach oben zu<br />
100% dabei, nach unten sind’s Null Prozent.<br />
Die OECD schätzt, dass bis 2030 weltweit rund 900<br />
Milliarden US-Dollar in die Wasserinfrastruktur investiert<br />
werden müssen - pro Jahr. Das liegt am steigenden<br />
Verbrauch durch eine steigende Weltbevölkerung,<br />
an oft mehr als 100 Jahre alten Versorgungseinrichtungen,<br />
wo oft ein Drittel und mehr des Wassers durch die Rohre<br />
versickert und nicht am Bestimmungsort ankommt. Und<br />
regelmäßigen Zugang zu sauberen Trinkwasser hat auch<br />
noch nicht jeder Mensch, wobei man hierbei nicht zwingend<br />
an Afrika denken sollte: auch in Europa wird diese<br />
Zahl auf 120 Millionen geschätzt.<br />
Wasser, das oftmals durch etwa landwirtschaftliche Düngung<br />
belastet ist und erst teuer aufbereitet werden muss,<br />
um wieder als sauber zu gelten. Wir haben es beim Thema<br />
Wasser somit mit einem langfristigen Wachstumsmarkt<br />
zu tun, mit entsprechenden Ertragschancen für Anleger.<br />
Anleger, die von den Chancen des Marktes profitieren<br />
möchten, aber dabei nach unten kein Risiko eingehen<br />
möchten, bietet die UniCredit ein sich gerade in der Zeichnungsphase<br />
befindliches Produkt an. Grundlage für die<br />
Entwicklung der HVB Garant Anleihe 07/2026 ist der „Global<br />
Water Strategy Index“. Dieser bildet unter Berücksichtigung<br />
eines flexiblen Sicherungssystems die<br />
Wertentwicklung des Fonds „KBI Institutional Water<br />
Fund“ ab. Das ist ein Investmentfonds, der vorrangig in Aktien<br />
von Unternehmen investiert, die an anerkannten internationalen<br />
Börsen gehandelt werden und dauerhaft in<br />
allen Bereichen der Wasserbranche tätig sind (Wasserinfrastruktur,<br />
-technologie und -versorger) - dabei werden<br />
nicht mehr als 30% des Fondsvermögens in Emerging Markets<br />
investiert. Die Anleihe bietet eine 100 Prozent Kapitalsicherheit<br />
zum Laufzeitende durch den Emittenten.<br />
Sollte die Entwicklung des Index nicht positiv verlaufen,<br />
greift diese und die Rückzahlung erfolgt trotzdem zum<br />
Nennbetrag von 1000 Euro pro Anleihe. Bei der UniCredit<br />
sagt man dazu: „Mit der neuen Garant-Anleihe auf den<br />
‘Global Water Strategy Index‘ bieten wir Anlegern im ge-<br />
genwärtigen Niedrigzinsumfeld eine interessante Anlagechance<br />
in einem Wachstumsmarkt - und die Möglichkeit,<br />
risikooptimiert an der Wertentwicklung des Fonds teilzunehmen<br />
und kommt damit sicherheitsorientierten Anlegern<br />
entscheidend entgegen.“<br />
Der „Global Water Strategy Index“ investiert dabei je<br />
nach Höhe der Marktschwankung mehr in den „KBI Institutional<br />
Water Fund“, oder in eine Geldmarktinvestition<br />
(Barmittel und Geldmarktinstrumente aus dem Europäischen<br />
Währungsraum). Ziel des Index ist es, den Anleger risikooptimiert<br />
an der Wertentwicklung des Fonds<br />
teilnehmen zu lassen.<br />
Ist der Index gestiegen (Wertentwicklung zwischen anfänglichem<br />
und finalem Bewertungstag), erhalten Anleger<br />
am Rückzahlungstermin, dem 22. Juli 2026, pro Anleihe<br />
den Nennbetrag von 1000 Euro zuzüglich der positiven<br />
prozentualen Wertentwicklung ausbezahlt.<br />
Ist der Index gesunken (Wertentwicklung zwischen anfänglichem<br />
und finalem Bewertungstag), greift die Kapitalsicherheit<br />
und die Rückzahlung erfolgt zum Nennbetrag<br />
von 1.000 Euro pro Anleihe. Das Kapital ist insgesamt 7<br />
Jahre und 11 Monate investiert, wobei die Anleihe unter<br />
normalen Marktbedingungen börslich und außerbörslich<br />
veräußert werden kann. <<br />
ISIN: DE000HVB2N63<br />
Emittentin: UniCredit Bank<br />
Basiswert: Global Water Strategy<br />
Index (EUR)<br />
Angebot: ab 25.06.<strong>2018</strong> bis<br />
17.08.<strong>2018</strong> (14 Uhr)<br />
Rückzahlung: 22.07.2026<br />
Emissionspreis: 100 %<br />
Foto: Pixabay<br />
INFO HVB GARANT ANLEIHE 07/2026 BEZOGEN AUF<br />
DEN GLOBAL WATER STRATEGY INDEX |<br />
Agio (Kaufspesen): 4%<br />
Stückelung: 1000 Euro<br />
Bewertungstage: anfänglich:<br />
20.08.<strong>2018</strong>, final: 15.07.2026<br />
Teilhabefaktor: 100%<br />
Basispreis: 100%<br />
Kapitalsicherheit am Laufzeitende:<br />
100 %<br />
mehr zum Produkt
BÖRSE EXPRESS<br />
VERLIEBT<br />
IN QUALITÄT.<br />
www.sg-zertifikate.de<br />
EIN HERZ FÜR<br />
SEITWÄRTSMÄRKTE.<br />
Endlich sind Seitwärtsmärkte wieder spannend:<br />
Mit unseren neuen Seitwärts-Optionsscheinen erhalten Anleger eine<br />
Rückzahlung von 10 Euro, wenn der Basiswertkurs bis zum Laufzeitende<br />
zwischen zwei Maximalbetragsschwellen bleibt. Alles weitere:<br />
www.seitwärts-optionsscheine.de<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
ANLAGE<br />
MARKT ÖSTERREICH<br />
Anhaltendes Wachstum<br />
des Zertifikatemarktes<br />
In den ersten sechs Monaten des Jahres <strong>2018</strong> wuchs das Gesamtmarktvolumen<br />
(Open Interest) des österreichischen<br />
Zertifikatemarktes um 3,6 Prozent auf 13,2 Milliarden<br />
Euro. Anlagezertifikate auf Aktien, Indizes und Rohstoffe steigerten<br />
das Volumen um 9,3 Prozent, während das Volumen<br />
von Hebelprodukten um 13,6 Prozent und das von Zinsprodukten<br />
um 5,2 Prozent sank. Gemessen an der Volumensteigerung<br />
waren Express-Zertifikate die Top-Seller: Deren<br />
Volumen stieg um 37,4 Prozent, gefolgt von Aktienanleihen<br />
und Bonus-Zertifikaten.<br />
Die Struktur der Anlageprodukte zeigt unverändert die risikobewusste<br />
Grundhaltung der Marktteilnehmer: Garantie-<br />
Zertifikate haben einen Anteil von 58 Prozent, Aktienanleihen<br />
liegen bei 17 Prozent, Bonus-Zertifikate bei 14 Prozent und<br />
Express-Zertifikate bei 8 Prozent aller Anlageprodukte.<br />
Das Handelsvolumen entwickelte sich in den ersten sechs<br />
Monaten sehr lebhaft und schwankte von Monat zu Monat<br />
stark. Insgesamt wurden in Österreich von Jänner bis Juni<br />
mehr als 1,6 Milliarden Euro mit Zertifikaten<br />
umgesetzt.<br />
VON HEIKE ARBTER,<br />
VORSITZENDE DES VORSTANDS<br />
ZERTIFIKATE FORUM AUSTRIA<br />
Stärker, als die<br />
Statistik zeigt<br />
Das erste Halbjahr war in unserem Markt fulminant.<br />
Der Markt wuchs und zeigte sich lebhafter, als die<br />
Marktstatistik es vermuten lässt. Denn der Zuwachs<br />
beim Open Interest um fast eine halbe Milliarde Euro zeigt<br />
nicht die weitaus höhere Platzierungsleistung der Emittenten,<br />
weil die Statistik die Tilgungen und die Wiederveranlagung<br />
nicht abbildet. Wir schätzen, dass pro Jahr rund 1,5<br />
Milliarden Euro investiert werden, die nicht im Marktbericht<br />
aufscheinen. Zufriedene Anleger bleiben in unserem<br />
Universum, zusätzliche Investoren stoßen dazu – das sind<br />
die Kennzeichen eines vitalen und nachhaltig wachsenden<br />
Marktes.<br />
Gerade jetzt – in Zeiten stagnierender Börsen – können<br />
Zertifikate all ihre Vorteile gegenüber anderen herkömmlichen<br />
und auch alternativen Investments unter Beweis stellen.<br />
Nützen Sie die aktuelle Marktsituation für eine<br />
Stärkung Ihres Zertifikateportfolios.<<br />
ZERTIFIKATE<br />
Ihre Kosten beim Kauf<br />
Ist ein Anlageprodukt sein Geld wert? Oder schmälern versteckte<br />
Kosten die Rendite? Wie werthaltig ist ein Investment?<br />
Diese Fragen stellen sich Privatanleger beim Ein<br />
Blick hierzu auf den Zertifikatemarkt:<br />
Im Dezember 2017 wurde vom wissenschaftlichen Beirat<br />
des Deutschen Derivate Verbands eine Studie der Otto Beisheim<br />
School of Management veröffentlicht, die „Gesamtkosten<br />
und Kostenkomponenten bei der Anlage in Zertifikaten“<br />
untersuchte. Auf der Basis von 24.830 Anlagezertifikaten wurden<br />
die Kosten ermittelt. Als Komponenten der Gesamtkosten<br />
wurden die erwartete Emittenten-Marge, die<br />
Vertriebsprovisionen und die Ausgabeaufschläge identifiziert.<br />
Die durchschnittliche Laufzeit der untersuchten Wertpapiere<br />
betrug 4,8 Jahre. Die ermittelten Gesamtkosten betrugen für<br />
dieses Sample 0,714 Prozent pro Laufzeitjahr.<br />
Interessant ist die Struktur der Gesamtkosten: Auf die erwartete<br />
Emittenten-Marge entfallen 0,303 Prozent. Dies ist die<br />
Vergütung für den Emittenten, der damit die Strukturierung,<br />
das Market Making und die Abwicklung – sowie seinen Gewinn<br />
– abdecken muss. Die Vertriebsprovision, die mit 0,316<br />
Prozent ermittelt wurde, deckt die Kosten der Vertriebsorganisation<br />
ab; der Ausgabeaufschlag, der 0,09 Prozent beträgt,<br />
die Kosten für die Anlageberatung.<br />
In den Gesamtkosten sind die Transaktionskosten für den<br />
Einkauf der Produktkomponenten nicht enthalten. Sie werden<br />
auch Absicherungskosten genannt. Die Studie schätzt<br />
diese Aufwendungen auf rund 0,3 Prozent pro Laufzeitjahr.<br />
Daraus ergeben sich Kosten in Höhe von rund 1 Prozent des<br />
investierten Volumens pro Laufzeitjahr.<br />
Im Vergleich mit anderen Anlageprodukten sind Zertifikate<br />
etwas teurer als Exchange Traded Funds, die allerdings<br />
nicht die Absicherungs- und Auszahlungsprofile von Zertifikaten<br />
anbieten. Zertifikate sind jedoch deutlich kostengünstiger<br />
als aktiv verwaltete Investmentfonds. Die<br />
Ergebnisse der deutschen Studie werden durch eine Untersuchung<br />
des schweizerischen Marktes für den Zeitraum<br />
2008 bis 2014 bestätigt.<br />
Wie können Anleger Kosten managen? Unabhängig davon,<br />
wie und wo ein Anleger ein Zertifikat erwirbt, ist im Preis<br />
eines Zertifikates die erwartete Emittenten-Marge immer enthalten.<br />
Eine Vertriebsprovision muss ein Anleger nur dann<br />
zahlen, wenn er das Zertifikat als Beratungskunde über einen<br />
Vertriebspartner oder über das hauseigene Filialnetz eines<br />
Emittenten erwirbt. Ein allfälliger Ausgabeaufschlag, dessen<br />
Höhe je nach Kategorie des Zertifikates und nach Emittent<br />
variiert, wird dem Anleger dann in Rechnung gestellt, wenn<br />
das Zertifikat innerhalb einer Zeichnungsfrist erworben wird.<br />
Die deutsche Studie gibt’s hier, die Schweizer hier.
BÖRSE EXPRESS<br />
INTERVIEW<br />
CHRISTOPH BOSCHAN<br />
Bildung ist der beste<br />
Anlegerschutz<br />
Redaktion<br />
redaktion@boerse-express.com<br />
Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse,<br />
zeigt sich im Interview als Freund der Produktkategorie<br />
Zertifikate - sein Resumee:<br />
‘Zertifikate ermöglichen privaten Anlegern,<br />
wie kaum ein anderes Produkt, in allen<br />
Marktlagen zu profitieren’.<br />
BÖRSE EXPRESS: Wo sehen Sie die Stärke der Wiener Börse im<br />
Zertifikatehandel?<br />
CHRISTOPH BOSCHAN: Die Wiener Börse bietet Anlegern<br />
im speziell für den Zertifikate-Handel geschaffenen Segment<br />
„structured products“ eine Top-Auswahl an Investitionsmöglichkeiten.<br />
Im Wesentlichen sind es die<br />
Produktanbieter selbst, die als Marktbetreuer ganztägig<br />
eine sofortige Ausführung und attraktive Preise für Kunden<br />
sicherstellen. Das etablierte Handelssystem XETRA steht für<br />
beste Sicherheitsstandards, höchste Zuverlässigkeit und<br />
eine innovative Auswahl an Order-Typen. Im Zertifikate-Bereich<br />
machen Kunden hauptsächlich von festen Preislimits<br />
und Stopps Gebrauch.<br />
Wie sehen Sie die Wiener Börse diesbezüglich im Vergleich mit Frankfurt<br />
und Stuttgart positioniert?<br />
Als Nationalbörse ist die Wiener Börse Handelsplatz und Informationsquelle<br />
des Vertrauens für österreichische Anleger.<br />
Mit über 7500 Strukturierten Produkte, davon mehr als 5600<br />
Zertifikate und 1900 Optionsscheine, hat sie sich in Österreich<br />
als beliebter Sekundärmarkt etabliert. Im Zertifikate-<br />
Bereich liegt unser Fokus auf dem österreichischen Anleger.<br />
Unsere Umsatzzahlen spiegeln das auch ganz klar wider.<br />
Wer sind die wichtigsten Handelsteilnehmer im Wiener Zertifikatehandel?<br />
Der Home Bias zeigt sich auch in der Emissions-Aktivität<br />
an der Wiener Börse. Die heimischen Produktanbieter Erste<br />
Group und Raiffeisen Centrobank stellen die größte Produktauswahl<br />
zur Verfügung. Sie sorgen laufend für neue Barrieren,<br />
spannende Basiswerte und neue Produktideen und<br />
bereichern dadurch den österreichischen Markt besonders<br />
aktiv. Laufend gehandelt werden die Produkte quer durch die<br />
Bank von Kunden aller österreichischen Institute.<br />
Christoph Boschan, CEO Wiener Börse<br />
Foto: Wiener Börse<br />
Welche Initiativen setzt die Wiener Börse AG, um den Zertifikatehandel<br />
zu stärken?<br />
Bildung ist der beste Anlegerschutz. Die Wiener Börse bietet<br />
jährlich über 350 Seminare und Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
darunter natürlich auch Spezialformate zum Thema<br />
Zertifikate. Online auf unserer Website stellen wir ein breites,<br />
zeitgemäßes Informationsangebot zur Verfügung. Das erhöht<br />
die Sichtbarkeit für alle Segmente und Produkte. Die Wiener<br />
Börse berechnet immer wieder neue Indizes und orientiert<br />
sich dabei an den Bedürfnissen der Produktemittenten nach<br />
neuen Basiswerten. Nicht zuletzt unterstützen wir auch das<br />
Zertifikate Forum Austria als Fördermitglied. Ich persönlich<br />
freue mich über die Möglichkeit, im Beirat meine Erfahrung<br />
einfließen zu lassen und gemeinsam den bereits sehr erfolgreichen<br />
Markt weiterzuentwickeln.<br />
Welche Zukunftsperspektiven sehen Sie für Zertifikate im Vergleich zu<br />
anderen Anlageinstrumenten für Privatanleger?<br />
Zertifikate ermöglichen privaten Anlegern, wie kaum ein<br />
anderes Produkt, in allen Marktlagen zu profitieren. Für<br />
jeden Risikoappetit ist etwas dabei, vom kapitalgarantierten<br />
Produkt für risikoscheue Anleger bis zum Hebelzertifikat für<br />
risikofreudige Anleger. Eine stärkere Nutzung von Zertifikaten<br />
durch Private bringt Anlegern besonders in Zeiten niedrigster<br />
Zinsen große Vorteile.<br />
Wie sehen Sie die „Szene“ der Privatanleger in Österreich, durchaus<br />
auch im Vergleich zu Deutschland?<br />
Der österreichische Zertifikatemarkt ist einer der ältesten<br />
in Europa und, gemessen am Pro-Kopf-Volumen, stärker als<br />
der deutsche Markt für Strukturierte Produkte. Dieser Erfolg<br />
ist den jahrelangen Bemühungen und einem starken Vertriebsapparat<br />
der Marktteilnehmer zu verdanken. Der österreichische<br />
Investor ist grundsätzlich sehr risikobewusst. Der<br />
Trend zur Investition in Garantie-Teilschutz-Zertifikate zeigt<br />
das nochmals deutlich auf.
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
VERGLEICH / STUDIE<br />
Wertpapiere auch in<br />
Österreich im Kommen<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Der Börse Express rechnet hier für Sie regelmäßig<br />
nach. Zertifikat, oder doch besser<br />
das Direktinvestment? Und wenn Zertifkat,<br />
welcher Typ aus der umfangreichen Produktpalette?<br />
Ein (großer) Schritt vor, zwei (kleine) zurück. So zeigt<br />
sich heuer Europas Aktienleitindex EuroStoxx50.<br />
Mehr als drei Prozent plus im Jänner, mehr als fünf<br />
waren es im April und der Juli brachte knapp vier Prozent.<br />
Geht die Serie weiter, folgen nun zwei schwächere Monate<br />
... die in Summe den guten Monat in etwa wieder aufzehren.<br />
Womit wir YTD in Summe eine schwarze Null bei der<br />
Performance aufweisen. Bei unserem Rennen - Zertifikate<br />
gegen EuroStoxx50 - war somit klar, dass diese im Juli ein<br />
wenig das Nachsehen haben werden. Denn grosso modo<br />
wird bei diesen die theoretische Möglichkeit auf unbegrenzten<br />
Kursgewinn im Index gegen entweder eine fixe<br />
Verzinsung und/oder einen gewissen Schatz vor Kursverlusten<br />
getauscht. In stark steigenden Märkten ergibt das<br />
einen Performancenachteil - der dann (siehe Grafik) in den<br />
folgenden Monaten wieder mehr als egalisiert wird. Aktuelles<br />
Top-Produkt ist auf Jahressicht<br />
die Kategorie Bonus.<br />
Bonus-Zertifikate zahlen bei<br />
Fälligkeit einen Bonusbetrag,<br />
sofern der Basiswert die<br />
f e s t g e s e t z t e B a r r i e r e i m e n t -<br />
sprechenden Beobachtungszeitraum<br />
nicht erreicht oder<br />
durchbrochen hat. Trotzdem<br />
bleibt die Möglichkeit erhalten,<br />
an Aufwärtsbewegungen<br />
des Basiswertes unbegrenzt<br />
teilzuhaben. Wird die Barriere<br />
verletzt, drohen jedoch Verluste.<br />
Wie sich der Ertrag von<br />
Bonus zu Basiswert verhält,<br />
siehe nächste Seite.<br />
Thomas Schaufler, Erste<br />
Bank Foto: Thomas C. Hinterramskogler<br />
Apropos Verhalten. Beim Anlageverhalten bleiben Frau<br />
und Herr Österreicher konservativ. Laut einer INTEGRAL-<br />
Umfrage, im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen, bleibt<br />
das das Sparbuch mit 59% (+2) die beliebteste Anlageform.<br />
„Ohne Wertpapiere im Portfolio lässt sich heute kein Ertrag<br />
erwirtschaften“, sagt dazu Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand<br />
der Erste Bank Oesterreich. Doch die Umfrage<br />
zeigt hierzu auch einen Lichtblick. Denn Wertpapiere<br />
schneiden insgesamt mit 29% ab, das sind 5 Prozentpunkte<br />
mehr als im 2. Quartal des Vorjahres. „Angesichts der anhaltenden<br />
Nullzinsen ist das eine gute Entwicklung”, sagt<br />
Schaufler - mehr zur Umfrage gibt’s hier <<br />
Zertifikate-Varianten im Vergleich zum Direktinvestment (in %)<br />
(Quelle: DDV/Bloomberg/BE)
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE-WISSEN<br />
BONUS-ZERTIFIKATE<br />
Zertifikat oder Basiswert?<br />
Ein Vergleich Bonus/Aktie<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Bonus-Zertifikate spielen ihre Stärken von<br />
leicht steigenden bis hin zu stagnierenden<br />
bzw. sogar leicht fallenden Märkten aus.<br />
Heißt es. Wir rechnen nach.<br />
Die ‘bessere Aktie’ heißt es in Wissens-Broschüren<br />
der Zertifikate-Industrie in Bezug auf Bonus-Zertifikate.<br />
Zumindest in der Theorie ist es so. Geht der<br />
Aktienkurs durch die Decke, ist der Anleger ohne Abschläge<br />
dabei. Aber auch, wenn der Titel/Basiswert in den<br />
Keller fällt. Aber in stagnierenden Märkten, oder solchen<br />
die leicht nach oben oder unten tendieren, spielen Bonus-<br />
Zertifikate ihre Stärken aus - und schlagen durch den<br />
Bonus das Basisinvestment/die Aktie punkto Performance.<br />
Beispiel: In Erwartung eines leicht steigendes Aktienkurses<br />
des Unternehmens XY kauft ein Anleger ein Bonus-Zertifikat<br />
auf XY mit einem Schwellenkurs von 50 Euro sowie<br />
Szenario 3<br />
einem Bonusbetrag von (inklusive Nominale) 110 Euro.<br />
Aktie von XY und Zertifikat kosten in etwa 80 Euro. Abhängig<br />
von der Kursentwicklung des Basiswerts ergeben<br />
sich nun drei verschiedene Szenarien für den Anleger.<br />
Szenario 1. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag zwischen<br />
Schwellen- und Bonus-Betrag – und hat während<br />
der Laufzeit den Schwellenkurs nie berührt oder unterschritten:<br />
Die Tilgung erfolgt zu 110 Euro.<br />
Szenario 2a. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag mit<br />
120 Euro über dem Bonus-Betrag, während der Laufzeit<br />
wurde der Schwellenkurs nie berührt oder unterschritten:<br />
Die Tilgung erfolgt zu 120 Euro.<br />
Szenario 2b. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag mit<br />
120 Euro über dem Bonus-Betrag, während der Laufzeit<br />
wurde der Schwellenkurs berührt oder unterschritten:<br />
Die Tilgung erfolgt zu 120 Euro.<br />
Szenario 3. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag 45<br />
Euro unter dem Schwellenkurs: Die Tilgung erfolgt zu 45<br />
Euro.<br />
Fazit. In Szenario 1 hat der Zertifikate-Anleger eine höhere<br />
Rendite als beim Direktinvestment erzielt. In den<br />
Szenarien 2 und 3 sind die Erträge praktisch deckungsgleich.<br />
Auch dann, wenn der Bonus-Mechanismus außer<br />
Kraft gesetzt wurde.<<br />
Kurs des Basiswerts Rückzahlung des Bonus- Gewinn/Verlust des Gewinn/ Verlust des<br />
am Ausübungstag am Ausübungstag Basiswerts Bonus-Zertifikats<br />
45 45 Euro - 50 Prozent - 50 Prozent<br />
Szenario 1<br />
Quelle: Börse Express<br />
Kurs des Basiswerts Rückzahlung des Bonus- Gewinn/Verlust des Gewinn/ Verlust des<br />
am Ausübungstag am Ausübungstag Basiswerts Bonus-Zertifikats<br />
105 Euro 110 Euro 31 Prozent 38 Prozent<br />
80 Euro 110 Euro 0 Prozent 38 Prozent<br />
65 Euro 110 Euro - 19 Prozent 38 Prozent<br />
Szenario 2a<br />
Kurs des Basiswerts Rückzahlung des Bonus- Gewinn/Verlust des Gewinn/ Verlust des<br />
am Ausübungstag am Ausübungstag Basiswerts Bonus-Zertifikats<br />
120 120 Euro 50 Prozent 50 Prozent<br />
Szenario 2b<br />
Kurs des Basiswerts Rückzahlung des Bonus- Gewinn/Verlust des Gewinn/ Verlust des<br />
am Ausübungstag am Ausübungstag Basiswerts Bonus-Zertifikats<br />
120 120 Euro 50 Prozent 50 Prozent
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Frankreich zeigt auf<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung I: Die Erste Group setzt auf<br />
die bessere Konjunktur in Frankreich - und<br />
bietet fixe 6,3 Prozent auf Konsumaktien<br />
wie Carrefour, Kering und Renault - und<br />
dazu einen Schutz gegen Kursverluste von<br />
bis zu 40 Prozent.<br />
Der französische Aktienleitindex CAC 40 hat sich heuer<br />
im europäischen Vergleich deutlich besser entwickelt.<br />
Einem Plus von mehr als drei Prozent steht<br />
etwa ein Minus des deutschen DAX von mehr als 5 Prozent<br />
gegenüber. Kein Wunder: Die sechstgrößte Volkswirtschaft<br />
der Welt konnte 2017 erstmals nach einem Jahrzehnt mit<br />
einem Haushaltsdefizit von 2,6% die vorgegebene EU-<br />
Schwelle von 3% unterbieten. Außerdem ist das BIP um<br />
knapp 2% gestiegen. Experten des Internationalen Währungsfonds<br />
und des französischen Statistikinstituts INSEE<br />
rechnen in den Jahren <strong>2018</strong> und 2019 ebenfalls mit einem<br />
Wirtschaftswachstum von rund 2 Prozent. Von der Makround<br />
die Mikroebene der Ökonomie heruntergebrochen, sollten<br />
von den guten konjunkturellen Voraussetzungen französische<br />
Produzenten von Konsumgütern (wie Kering<br />
(früher PPR), Carrefour und Renault) profitieren.<br />
Auch in der Realität läuft es für diese Unternehmen nicht<br />
so schlecht. Jüngst meldete etwa Renault seine Halbjahreszahlen:<br />
Der operative Gewinn stieg um gut 5 Prozent auf 1,9<br />
Milliarden Euro. Der Umsatz - belastet vom starken Euro -<br />
stieg trotz eines deutlichen Absatzwachstums (nur) um 1,4<br />
Prozent auf 30 Milliarden Euro. Die operative Marge lag bei<br />
6,4% nach 6,2% vor einem Jahr. Bei Carrefour gibt’s die Sondersituation<br />
eines Kostensenkungsprozesses, der bis 2020 die<br />
Kosten pro Jahr um zwei Milliarden Euro senken soll, was<br />
aber im ersten Schritt mit Restrukturierungskosten verbunden<br />
ist. So fiel der Überschuss im ersten Halbjahr auch von<br />
621 auf 597 Millionen Euro - das waren aber immer noch<br />
mehr als die 530 Millionen, die von Analysten erwartet wurden.<br />
Und bei Kering entscheidet sich mit Handelstagende 31.<br />
August, ob der französische Luxusgüterkonzern ab 24. September<br />
in den europäischen Top-Index EuroStoxx 50 aufgenommen<br />
wird. Das könnte zu Lasten der Deutsche Bank sein.<br />
Anleger, die prinzipiell von den positiven Aussichten der<br />
drei Unternehmen überzeugt sind, das theoretische Kurs-<br />
steigerungspotenzial der Aktien aber lieber gegen einen<br />
fixen Zinskupon von 6,3 Prozent tauschen, und sich auch<br />
noch gegen eventuelle Kursverluste von bis zu 40 Prozent<br />
schützen möchten, könnten hierfür eine Neuemission der<br />
Erste Group ins Auge fassen.<br />
So funktioniert’s. Die ‘Erste Group Protect Multi Frankreich<br />
<strong>2018</strong>-2019’ ist eine Aktienanleihe mit Zusatzfunktionen. Aktienanleihe<br />
heißt, dass Anleger zur Fälligkeit, unabhängig<br />
von der Wertentwicklung der Aktien, eine Zinszahlung in<br />
Höhe von 6,30% p.a. bezogen auf den Nominalbetrag von<br />
1000 Euro erhalten. ‘Multi’ steht für mehr als einen Basiswert<br />
(Kering, Carrefour, Renault), ‘Protect’ kommt bei der<br />
Rückzahlung zur Anwendung. Denn die Rückzahlung des<br />
Nominalbetrags hängt von der Entwicklung der Basiswerte<br />
ab: In der Regel gibt’s 100% der Nominale, wenn der Basiswert<br />
zumindest bei 100% seines Ausgangswerts notiert. Hier<br />
müssen alle Basiswerte immer (nur) über der Barriere von<br />
60,00% des Startwerts notieren. Nichts passiert auch, wenn<br />
die Barriere verletzt wird, am Schluss aber wieder alle Werte<br />
über ihrem Startkurs notieren. Schaffen es nach der Barriereverletzung<br />
hingegen nicht mehr alle Aktien zurück auf zumindest<br />
das Ausgangsniveau, wird anstatt der Nominale die<br />
zwischenzeitlich am stärksten gefallene Aktie ins Depot gebucht<br />
- plus Zinskupon.<<br />
INFO 6,30 % ERSTE GROUP PROTECT MULTI<br />
FRANKREICH <strong>2018</strong>-2019<br />
ISIN: AT0000A22GG3<br />
Emittentin: Erste Group Bank<br />
Produkt: Aktienanleihe<br />
Basiswert: Kering, Renault Carrefour<br />
Kursfixierung: 29.08.<strong>2018</strong><br />
Fälligkeit: 30.08.2019<br />
Beobachtungszeitraum:<br />
Foto: Pixabay/ericviequist<br />
durchgehend (Schlusskurs)<br />
Kupon: 6,3 %<br />
Barriere: 60%<br />
Stückelung: 1000 Euro<br />
Mindestvolumen (Emission)::<br />
3000 Euro<br />
Ausübungspreis: 100%<br />
mehr zum Produkt
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Der Porsche-Express rollt<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung II: Die RCB setzt auf die deutsche<br />
Sportwagenkultmarke Porsche. Statt<br />
möglicher Kursgewinne gibt’s per Express-<br />
Zertifikat 9,11 Prozent an jährlichem Zinskupon.<br />
Und ein Schutz gegen Kursverluste<br />
von bis zu 44 Prozent.<br />
Mitgefangen, mitgehangen. Auch die Porsche-Aktie<br />
konnte sich dem Strudel mieser Nachrichten für die<br />
deutsche Automobilbranche nicht entziehen: Diesel-Skandal<br />
und -fahrverbote, Zollstreit etc. - Porsche hat seit<br />
Jahresbeginn beinahe ein Viertel an Wert eingebüßt. Womit<br />
mittlerweile aber die Situation entstanden ist, dass mehr als<br />
alle bad news bereits in den Kursen verarbeitet sind - zumindest<br />
gibt es nicht einen Analysten, der den aktuellen<br />
Kurs von unter 55 Euro nicht als untertrieben ansehen<br />
würde. Im Schnitt liegen die Kursziele mit knapp 85 Euro<br />
um mehr als 50 Prozent über der aktuellen Notierung - die<br />
Analysten von Credit Suisse und der MainFirst Bank sehen<br />
sogar dreistellige Notierungen. Im ersten Halbjahr setzte die<br />
die Volkswagen-Tochter rund 12,3 Milliarden Euro um - ein<br />
Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.<br />
Das operative Ergebnis stieg um ein Prozent auf rund 2,2<br />
Milliarden Euro. Womit sich der Konzern nicht zufrieden<br />
gibt. Ein Kostensenkungsprogramm soll vom kommenden<br />
Jahr an bis 2022 im Schnitt zwei Milliarden Euro pro Jahr<br />
zum Ergebnis beitragen.<br />
Anlegern, die prinzipiell von den positiven Aussichten Porsches<br />
überzeugt sind, die aber auch bei eventuellen Kursrückgängen<br />
(von bis zu 44 Prozent) keinen Verlust erzielen<br />
möchten, bietet die RCB als Neuemission ein Express-Zertifikat<br />
auf den Basiswert Porsche an. Und stellt einen jährlichen<br />
Zinskupon von 9,11 Prozent im Abtausch gegen eine<br />
Partizipation eventueller Kursgewinne in Aussicht.<br />
So funktioniert’s. Das Zertifikat Porsche Express verbindet<br />
die Chance auf einen attraktiven Ertrag mit der Möglichkeit<br />
einer vorzeitigen Tilgung. Als Basiswert für das Anlageprodukt<br />
ohne Kapitalschutz dient die Aktie der Porsche Automobil<br />
Holding SE. Für Anleger, die davon ausgehen, dass der<br />
deutsche Kraftfahrzeughersteller innerhalb der nächsten<br />
fünf Jahre auf oder über dem aktuellen Niveau notiert, eröffnet<br />
das Express-Zertifikat eine attraktive Ertragschance.<br />
Die Laufzeit des Zertifikats beträgt mindestens 1 Jahr und<br />
maximal 5 Jahre. Liegt der Schlusskurs der Porsche-Aktie an<br />
einem der jährlichen Bewertungstage auf oder über dem<br />
Auszahlungslevel (entspricht dem Schlusskurs der Aktie am<br />
1. Bewertungstag), so erfolgt die (vorzeitige) Rückzahlung in<br />
zu 100 Prozent der Nominale - inklusive aller bis dahin angefallenen<br />
Zinskupons. Heißt: Je länger die Laufzeit, desto<br />
höher ist auch der Auszahlungspreis (zwischen 109,11 und<br />
145,55 Prozent des Nominalbetrags). Denn notiert die Aktie<br />
am jeweiligen jährlichen Bewertungstag unter dem Auszahlungslevel,<br />
so verlängert sich die Laufzeit um ein weiteres<br />
Jahr, wobei der mögliche Auszahlungspreis jährlich um<br />
9,11 Prozentpunkte bis auf maximal 145,55 Prozent steigt.<br />
Kam es vom ersten bis zum vierten Laufzeitjahr nicht zu<br />
einer vorzeitigen Rückzahlung und liegt der Basiswert auch<br />
am fünften und zugleich letzten Bewertungstag unter dem<br />
Auszahlungslevel, wird ein zusätzlicher Sicherheitsmechanismus<br />
aktiv: Notiert der Aktien-Schlusskurs am letzten Bewertungstag<br />
über der Barriere von 56%, so erfolgt die<br />
Rückzahlung zu 100% des Nominalbetrags. Wird die Barriere<br />
am letzten Bewertungstag berührt oder unterschritten,<br />
kommt es zur physischen Lieferung zwischenzeitlich im<br />
Wert gefallenen Aktien. <<br />
ISIN: AT0000A22EU9<br />
Emittentin: Erste Group Bank<br />
Produkt: Express-Zertifikat<br />
Währung Produkt: Euro<br />
Basiswert: Porsche<br />
Währung Basiswert: Euro<br />
Kursfixierung: 27.08.<strong>2018</strong><br />
1. Beobachtungstag:<br />
26.08.2019<br />
Foto: Pixabay MarleneBitzer<br />
INFO EXPRESS ZERTIFIKAT AUF PORSCHE AUTOMOBIL<br />
HOLDING SE VORZÜGE<br />
5. (Letzter)<br />
Beobachtungstag: 23.08.2023<br />
Stückelung: 1000 Euro<br />
Emissionspreis: 100%<br />
Vorzeitige Rückzahlungsschwelle:<br />
100%<br />
Barriere: 56%<br />
Schutzlevel: 100%<br />
Express-Kupon p.a: 9,11%<br />
mehr zum Produkt
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Bargeld war gestern<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung III: Vontobel setzt auf Protect<br />
Aktienanleihen im Allgemeinen, und das<br />
Wachstum der Bezahlsystem-Branche im<br />
Speziellen. 11,5 Prozent an Zinsen gibt’s fix,<br />
plus einen Schutz gegen Kursverluste von<br />
bis zu 40 Prozent.<br />
Gerade in unsicheren Zeiten mit hoher Volatilität sind<br />
defensive Protect Multi Aktienanleihen durchaus sinnvoll,<br />
denn unter dieser Bedingung können Produkte<br />
gleichzeitig mit tiefen Barrieren und dennoch ansprechenden<br />
Kupons ausgestattet werden und bieten so eine interessante<br />
Anlagealternative für Privatanleger”, bricht Heiko Geiger,<br />
Head of Public Distribution Deutschland & Österreich, im allgemeinen<br />
eine Lanze für diese Produktgruppe. Und nominiert<br />
im Speziellen als ‘Zertifikat des Monats August’ eine Protect<br />
Multi-Aktienanleihe auf die drei Bezahlsystemanbieter MasterCard,<br />
PayPal und Wirecard. Die jeweils mit Optimismus in<br />
die Zukunft blicken. Hintergrund für diesen Optimismus<br />
stellt u.a. der Umstand dar, dass aktuell lediglich 1,5% aller<br />
Zahlungstransaktionen weltweit voll digital sind. Gleichzeitig<br />
schreitet die Entwicklung mobiler Zahlungssysteme als<br />
einer der größten disruptiven Trends unserer Zeit weiter<br />
voran. In den kommenden Jahren werden wir unsere Bezahlgewohnheiten<br />
weiter in den Online-Bereich verschieben. Einkaufen<br />
von unterwegs via Smartphone wird zum neuen<br />
Standard. Vielleicht zu Recht sagte dann kürzlich Markus<br />
Braun, Gründer und CEO der deutsche Wirecard: „Alles, was<br />
wir bisher erreicht haben, ist nur ein müder Abklatsch dessen,<br />
was wir in den nächsten zehn Jahren erreichen können.“<br />
Bei PayPal legte der Gewinn im zweiten Quartal um 28 Prozent<br />
auf unter dem Strich 526 Millionen US-Dollar zu. Die Erlöse<br />
wuchsen um 23 Prozent auf 3,9 Milliarden US-Dollar zu.<br />
Die insgesamt von PayPal abgewickelten Zahlungen stiegen<br />
um 29 Prozent auf 139,4 Milliarden Dollar.<br />
Bei MasterCard legte der Überschuss im zweiten Quartal<br />
um knapp ein Drittel auf 1,6 Milliarden US-Dollar zu. Der Umsatz<br />
wuchs um 20 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar.<br />
Und Wirecard ist überhaupt so etwas wie der Star der<br />
Stunde. Bereits im September könnten die deutschen den<br />
Platz der Commerzbank im Frankfurter Leitindex DAX übernehmen<br />
- und steigerte im zweiten Quartal den Konzerngewinn<br />
um 47 Prozent auf 82,4 Millionen Euro. Der Umsatz ist<br />
dank starkem Wachstum und Zukäufen um 40 Prozent auf<br />
477 Millionen Euro geklettert.<br />
So funktioniert’s. Der Anleger tauscht bei Aktienanleihen die<br />
Möglichkeit auf Kursgewinne der drei Aktien gegen einen<br />
fixen Zinskupon - und ist im Fall der Variante Protect bis zu<br />
einem gewissen Grad vor möglichen Kursverlusten der drei<br />
Wertpapiere geschützt. Entscheidend für die Höhe der Rückzahlung<br />
der eingezahlten Nominale ist die Entwicklung der<br />
drei Aktien. Notieren diese im Beobachtungszeitraum immer<br />
über der Sicherheitsschwelle/Barriere im Vergleich zum Anfangskurs<br />
(Basispreis), erhält der Anleger am Schluss 100 Prozent<br />
des Nennbetrags zurück - plus den Zinskupons.<br />
Wenn die Barriere während der Beobachtungsperiode des<br />
Zertifikats zwischenzeitlich unterboten wurde, die Aktien am<br />
Schluss aber wieder zumindest auf ihrem Startkurs notieren,<br />
gibt’s ebenfalls die 100 Prozent der Nominale retour - plus den<br />
Zinskupon.<br />
Andernfalls gibt es am Laufzeitende die Wertentwicklung<br />
der schlussendlich am stärksten gefallenen Aktie ins Depot<br />
als Nominalerückzahlung eingebucht - plus den Zinskupon.<<br />
ISIN: DE000VA5W2U3<br />
Emittentin: Vontobel<br />
Produkt: Multi-Aktienanleihe<br />
Währung Produkt: Euro<br />
Stückelung: 1000 Euro<br />
Basiswerte: MasterCard, Pay-<br />
Pal, Wirecard<br />
Währung Basiswert: US-Dollar<br />
2x / 1x Euro<br />
FX-Risiko: nein<br />
Foto: Pixabay/kalhh<br />
INFO 11,50% P.A. PROTECT MULTI AKTIENANLEIHE AUF<br />
MASTERCARD, PAYPAL, WIRECARD HOLDING SE VOR-<br />
ZÜGE (QUANTO EUR)<br />
Zinssatz: 11,5% p.a.<br />
Laufzeit: 07.09.<strong>2018</strong> -<br />
11.09.2019<br />
Bewertungstag: 04.09.2019<br />
Abwicklungsart: Bar<br />
Beobachtungszeitraum: laufend<br />
Basispreis: 100%<br />
Barriere: 60%<br />
mehr zum Produkt
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Teslas Volatilität nutzen<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung IV: BNP Paribas nominiert ein<br />
Bonuszertifikat auf Tesla mit Teilschutz, im<br />
Austausch für unbegrenztes Kurssteigerungspotenzial.<br />
Geht’s gut, liegt die Rendite<br />
bei mehr als 20 Prozent.<br />
Elon Musk<br />
Foto: Susana GonzalezBloomberg<br />
Tesla-Chef Elon Musk scheint derzeit immer für eine<br />
Überraschung gut zu sein. Anfang August hatte er noch<br />
überraschend mitgeteilt, das Unternehmen eventuell<br />
von der Börse nehmen zu wollen. Nun die Kehrtwende: Keine<br />
drei Wochen nach der aufsehenerregenden Ankündigung erklärte<br />
er, negative Reaktionen von Anlegern hätten ihn zum<br />
Rückzieher bewogen. Außerdem wäre das Vorhaben eine zu<br />
große Ablenkung für Tesla geworden. Der Zick-Zack-Kurs<br />
könnte die bereits laufenden Ermittlungen der mächtigen<br />
US-Börsenaufsicht SEC zu Musks Aktionen noch befeuern,<br />
heißt es bei dpa-AFX.<br />
Musk hatte am 7. August in einem Tweet überraschend verkündet,<br />
er erwäge, Tesla zum Aktienkurs von 420 Dollar von<br />
der Börse zu nehmen. Tesla wäre damit rund 70 Milliarden<br />
US-Dollar wert gewesen. „Finanzierung gesichert”, fügte<br />
Musk hinzu. Die Aktion löste großen Wirbel aus, ließ den<br />
Kurs zunächst steigen und rief die Börsenaufsicht auf den<br />
Plan. Musk räumte später ein, dass eine Finanzierungszusage<br />
aus Saudi-Arabien doch noch nicht ganz in trockenen Tüchern<br />
sei - obwohl er diesen Eindruck Ende Juli gewonnen<br />
habe.<br />
Jetzt schrieb Musk allgemein, seine Überzeugung, dass<br />
„mehr als genug Geld vorhanden” sei, um Tesla von der Börse<br />
zu nehmen, habe sich in den vergangenen Wochen noch gefestigt.<br />
Dennoch erklärte er, nach Gesprächen mit Investoren<br />
sei offenkundig, dass die meisten Anteilseigner glauben,<br />
Tesla sei besser dran als börsennotierte Aktiengesellschaft. Er<br />
sei ihm zwar bewusst gewesen, dass ein Rückzug von der<br />
Börse herausfordernd geworden wäre. Aber nun sei klar, dass<br />
der Plan sogar noch mehr Zeit und Anstrengungen gekostet<br />
hätte als ursprünglich angenommen. Das sei ein Problem,<br />
weil Tesla absolut fokussiert bleiben müsse auf die Produktion<br />
des neuen Wagens Model 3 und darauf, profitabel zu<br />
werden. Das günstigere Model 3 soll der Firma breitere Käuferschichten<br />
erschließen. Der Anlauf der Produktion war jedoch<br />
extrem schwierig, und die Zielmarke von 5000 Autos<br />
pro Woche wurde im Sommer mit einem halben Jahr Verspätung<br />
erreicht. Der von Musk genannte Preis von 420 US-<br />
Dollar hätte einen Aufschlag von rund 20 Prozent auf den damaligen<br />
Aktienkurs bedeutet<br />
Tesla, aber mit Schutz. Mittlerweile notiert Tesla bei rund<br />
320 US-Dollar je Aktie, einiges unter dem am 9. August erzieltem<br />
Rekord von 389,6 US-Dollar. YTD ergibt sich daraus<br />
aber immer noch ein dem Gesamtmarkt entsprechendes<br />
Plus von mehr als drei Prozent. Die hohe Volatilität der Aktie<br />
ist sicher für einige Anleger abschreckend, andererseits<br />
sorgt diese Volatilität für gute Konditionen etwa bei Capped<br />
Bonuszertifikaten. Von denen BNP Paribas eines auf Tesla ins<br />
Rennen um das Zertifikat des Monats schickt. Und für Anleger<br />
eine Überlegung wert, die auch bei einem Kursrückgang<br />
von aktuell rund 30 Prozent positive Renditen erzielen<br />
möchten. Das Prinzip: Dieses Capped Bonuszertifikat erwirtschaftet<br />
aktuell eine Bonusrendite von 21 Prozent. Verletzt<br />
die Tesla-Aktie während der Laufzeit nie die Barriere<br />
bei 220,0 US-Dollar, erhalten Anleger am Laufzeitende den<br />
Bonusbetrag von 360 US-Dollar pro Zertifikat - das ist auch<br />
der Höchstauszahlungskurs. Wird die Barriere bei 220,0 US-<br />
Dollar während der Laufzeit verletzt, wird am Laufzeitende<br />
der Wert der Aktie ausbezahlt maximal jedoch die 360 US-<br />
Dollar. <<br />
INFO CAPPED BONUS ZERTIFIKAT AUF AKTIEN DER<br />
TESLA MOTORS<br />
ISIN: DE000PP3SW26<br />
Emittentin: BNP Paribas<br />
Produkt: Capped Bonus<br />
Währung Produkt: Euro<br />
Basiswert: Tesla<br />
Währung Basiswert: US-Dollar<br />
Bonuskurs: 360 US-Dollar<br />
Cap: 360 US-Dollar<br />
Barriere: 220 US-Dollar<br />
Barrierebeobachtung: laufend<br />
Bezugsverhältnis: 1:1<br />
Emissionstag: 17.01.<strong>2018</strong><br />
Bewertungstag: 15.03.2019<br />
Abwicklung: Bar<br />
mehr zum Produkt
BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Die Zukunft vor Augen<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung V: Deutsche Bank X-markets<br />
setzt auf das Zukunfts-Thema autonomes<br />
Fahren mit all seinen Facetten. Und gibt<br />
dabei keine Laufzeitbeschränkung vor.<br />
Das Auto der Zukunft fährt selbständig. Wenn Sie<br />
diese These zumindest zu einem Großteil auch so<br />
sehen, dürfte die Deutsche Bank ein interessantes<br />
Produkt bieten: ein Index-Zertifikat auf den Solactive Auto<br />
der Zukunft-Index. Dieser bildet die Kursentwicklung von<br />
internationalen Unternehmen ab, die für den Automobilsektor<br />
eine zunehmend große Rolle spielen, darunter Zulieferer,<br />
Halbleiter- und Komponentenhersteller sowie<br />
Anbieter von Funk- und Sicherheitssystemen und weiteren<br />
Technologien. Aktuell sind 27 Unternehmen aus unterschiedlichen<br />
Ländern im Index enthalten. Österreicher<br />
ist in diesem Index derzeit keiner enthalten - Magna hat<br />
aber zumindest den Österreich-Aspekt des Gründers.<br />
Sonst reicht das Spektrum von klassischen Zulieferern<br />
wie Valeo und Continental, Chipproduzenten wie Texas<br />
Instruments und Intel bis hin zum Navigationssystemanbieter<br />
TomTom und Baidu als digitalem Plattformanbieter.<br />
Die aktuelle Liste der Indexmitglieder finden Sie hier.<br />
Laufzeitbeschränkung gibt es bei diesem Produkt, dem<br />
Zukunfts-Thema entsprechend, keine.<br />
Der „Auto der Zukunft-Index” wird von Solactive in<br />
Euro berechnet. Es ist ein Net Total Return Index, heißt,<br />
alle ausgeschütteten Dividenden werden (abzüglich der<br />
Steuerquote) wieder reinvestiert. Einmal jährlich, im Dezember,<br />
wird die Gewichtung aller Index-Mitglieder auf<br />
den jeweils gleichen Anteil zurückgeführt.<br />
Prinzipiell sollte das Potenzial dieser Branchenvertreter<br />
überdurchschnittlich sein. Denn Wissenschaftler des DLR-<br />
Instituts fur Verkehrsforschung fanden im Auftrag des Instituts<br />
fur Mobilitatsforschung (ifmo) heraus, dass der<br />
Anteil autonomer Fahrzeuge in Deutschland bis zum Jahr<br />
2035 auf 42 Prozent steigen konnte. Von aktuell faktisch<br />
Null.<br />
Dass das Ganze funktionieren kann, zeigt sich bereits<br />
im (begrenzten) Raum von Las Vegas. Dort befördert der<br />
Fahrdienstleister Lyft mit 30 selbstfahrenden Taxis Passagiere<br />
zwischen den Publikumsmagneten Hotels und Casinos.<br />
Autonomes Fahren erreicht aber auch schon die<br />
Messehallen in Deutschland - und geht dabei nicht den<br />
Bequem Fahren - ohne selbst am Steuer zu sitzen. Foto: Lyft<br />
klassischen Weg. Denn die IFA, als weltweit führende<br />
Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte,<br />
lanciert gemeinsam mit der Geneva International Motor<br />
Show und der Messe Berlin die neue halbjährliche Fachtagung<br />
Shift AUTOMOTIVE, die erforschen soll, wie neue<br />
Technologien die Art und Weise verändern, wie wir denken,<br />
leben und Auto fahren. Die erste zweitägige Shift Automotive<br />
Tagung wird am 4. und 5. September in Berlin<br />
abgehalten. Tech oder Automobil verschwimmt bei autonomen<br />
Fahren. Entsprechend werden von beiden Seiten<br />
Milliarden in die Entwicklung gesteckt. Ford tut dies mittlerweile<br />
über die eigene Tochter ‘Ford Autonomous Vehicles<br />
LLC’, die mit vier Milliarden US-Dollar ausgestattet<br />
wird. Samsung kündigte als großer Tech-Vertreter eine<br />
ebensolche Milliardenoffensive an. Eine Nummer kleiner<br />
gibt es die steirische AT&S: Der im Wiener Leitindex ATX<br />
enthaltene Leiterplattenhersteller investiert 40 Mio. Euro<br />
an seinen Standorten in Nanjangud (Indien) und Fehring<br />
(Südsteiermark). Dort sollen Hochfrequenz-Leiterplatten<br />
produziert werden. Diese braucht man, um komplexe Datenmengen<br />
schnell und sicher zu übertragen, was beim<br />
autonomen Fahren notwendig ist. <<br />
INFO SOLACTIVE AUTO DER ZUKUNFT INDEX (NTR)<br />
INDEX ZERTIFIKAT<br />
ISIN: DE000DS8AUT5<br />
Emittentin: Deutsche Bank X-<br />
markets<br />
Produkt: Index-Zertifikat<br />
Währung Produkt: Euro<br />
Basiswert: Solactive Auto der<br />
Zukunft Index<br />
Währung Basiswert: Euro<br />
Emissionstag: 16.08.<strong>2018</strong><br />
Laufzeit: open end<br />
Managementgebühr: 0,75%<br />
Bezugsverhältnis: 1:1<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Stabilität ist Trumpf<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung VI: Bleibt die Aktie der Deutsche<br />
Telekom in den zuletzt gezeigten Bahnen,<br />
bietet die Societe Generale eine<br />
renditestarke Anlageneuheit.<br />
Der Kurs der T-Aktie bewegte sich in den zurückliegenden<br />
Monaten seitwärts. So pendelte der Kurs in<br />
einer Handelsspanne zwischen etwa 13 und 15 Euro.<br />
Bei 12,72 Euro bilden die Kurs-Tiefpunkte des Jahres eine<br />
starke wie signifikante Unterstützung. Eine weitere horizontale<br />
Unterstützung findet sich bei 13,07 Euro. Nach oben<br />
hin stellt das aktuelle Monatshoch bei 14,37 Euro eine erste<br />
Widerstandsmarke dar. Das aktuelle Jahreshoch, welches<br />
bereits in der ersten Jännerhälfte bei 15,08 Euro erklommen<br />
wurde, gilt als signifikante Widerstandsmarke.<br />
Mit einem Seitwärts Stable Optionsschein auf Deutsche<br />
Telekom können risikofreudige Anleger eine maximale<br />
Rendite von 17 Prozent (rund 60 Prozent p.a.) erzielen,<br />
wenn sich die Aktie der Deutsche Telekom bis einschließlich<br />
21.12.<strong>2018</strong> zwischen den beiden Maximalbetragsschwellen<br />
von 12,50 Euro und 15,50 Euro bewegt. Wird eine<br />
der beiden weiter gefassten KO-Schwellen bei 12,10 Euro<br />
oder bei 15,90 Euro während der Laufzeit berührt oder<br />
durchschritten, verfällt der Schein wertlos. Zur Vermeidung<br />
eines Knockouts sollte daher der vorzeitige wie auch<br />
schnelle Ausstieg aus der spekulativen Position erwogen<br />
werden, falls die Telekom-Aktie unter das Jahrestief bei<br />
12,72 Euro fällt oder das aktuelle Jahreshoch bei 15,08 Euro<br />
überwinden kann.<br />
Eine wichtige Kennzahl in Bezug auf die Deutsche Telekom<br />
ist der Free Cashflow. Dieser erreichte im zweiten<br />
Quartal des laufenden Geschäftsjahres 1,5 Mrd. Euro – dies<br />
sind 16,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />
In Deutschland zahlt sich der konsequente Ausbau der<br />
Glasfaser-Infrastruktur weiter aus. In den USA bleibt T-Mobile<br />
auch nach Bekanntgabe der Pläne für den Zusammenschluss<br />
mit dem Wettbewerber Sprint in der Erfolgsspur.<br />
Und: Das Wachstum des Konzerns in Europa setzt sich fort.<br />
Dies teilte die Deutsche Telekom vor kurzem im Zuge der<br />
Bekanntgabe der Q2-Zahlen mit. „Wir bleiben auf Kurs“,<br />
wird Finanzchef Thomas Dannenfeldt per Pressemitteilung<br />
zitiert. „Die Trends in Deutschland und in den USA stimmen.<br />
In den europäischen Landesgesellschaften haben wir<br />
es geschafft, wieder nachhaltig zu wachsen“, so Dannenfeldt<br />
weiter. Mit 336.000 neuen Mobilfunk-Vertragskunden<br />
und 73.000 neuen Breitband-Kunden im Quartal zeigte sich<br />
laut Telekom ein stabiler Aufwärtstrend im Europa-Geschäft.<br />
Mit den neuen Seitwärts Stable Optionsscheinen der Société<br />
Générale können Anleger von Seitwärtsbewegungen<br />
profitieren. Seitwärts Stable Optionsscheine sind eine Produkt-Neuheit<br />
mit einer vorab festgelegten Laufzeit. Zum<br />
Ende der Laufzeit erhält man einen fixen Rückzahlungsbetrag<br />
in Höhe von 10 Euro, sofern der Kurs des Basiswerts<br />
während der Laufzeit die KO-Schwellen niemals berührt<br />
oder unter- bzw. überschreitet und am Laufzeitende (Bewertungstag)<br />
der vorab definierte Kurskorridor (obere und<br />
untere Maximalbetragsschwelle) nicht berührt oder verlassen<br />
wird. Falls der Basiswert am Bewertungstag außerhalb<br />
des Kurskorridors notiert, erhalten Anleger noch einen reduzierten<br />
Rückzahlungsbetrag, sofern eine außerhalb des<br />
Korridors angeordnete KO-Schwelle am entsprechenden Bewertungstag<br />
nicht berührt oder durchschritten wird. Seitwärts<br />
Stable Optionsscheine eignen sich demnach für<br />
risikofreudige Anleger, die von einem stabilen Kurstrend innerhalb<br />
des Korridors ausgehen. <<br />
INFO SEITWÄRTS STABLE OPTIONSSCHEIN AUF<br />
DEUTSCHE TELEKOM<br />
ISIN: DE000ST4CZQ7<br />
Emittentin: Societe Generale<br />
Produkt: Optionsschein<br />
Basiswert: Deutsche Telekom<br />
Bewertungstag: 21.12.<strong>2018</strong><br />
Untere Schwelle: 12,5 Euro<br />
Foto: CC0/lapping<br />
Obere Schwelle: 15,5 Euro<br />
KO-Schwellen: 12,1 / 15,9 Euro<br />
Beobachtung: laufend<br />
Max. Auszahlung: 10 Euro<br />
Maximale Rendite: 17%<br />
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BÖRSE EXPRESS<br />
ZERTIFIKATE<br />
ZERTIFIKAT DES MONATS AUGUST<br />
Laut, lauter, gehebelt<br />
Robert Gillinger<br />
robert.gillinger@boerse-express.com<br />
Nominierung VII: Anleger, die von Lautsprecher-Spezialisten<br />
Sonos gehebelt profitieren<br />
möchten, kommen derzeit an der<br />
Commerzbank nicht vorbei.<br />
Mitte August war es soweit. Ein kräftiger Kursanstieg<br />
um fast ein Drittel hat dem Lautsprecher-Anbieter<br />
Sonos doch noch ein versöhnliches Börsendebüt beschert<br />
- nachdem die Aktie günstiger als geplant verkauft<br />
wurde. Das Papier beendete den ersten Handelstag mit<br />
einem Plus von 32,73 Prozent auf 19,91 Dollar. Allerdings<br />
hatte das Unternehmen aus Kalifornien den Ausgabepreis<br />
zuvor von der ursprünglich angepeilten Spanne zwischen<br />
17 und 19 Dollar auf 15 Dollar reduziert. Der Anbieter vernetzter<br />
Lautsprecher nahm damit knapp 210 Millionen US-<br />
Dollar ein, insgesamt wurde Sonos beim Börsenstart mit<br />
etwa 1,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Gestern schloss die<br />
Aktie mit 20,83 Euro. Das bisherige Hoch (seit 2. August)<br />
liegt bei 23,6 Euro - das Tief bei 15.0). Dem aktuellen Plus<br />
seit Börsegang von 39 Prozent steht eines beim Dow Jones<br />
von 1,5 Prozent gegenüber.<br />
Sonos, gegründet 2002, ist Vorreiter bei vernetzten Lautsprechern<br />
für den gesamten Haushalt. Das Unternehmen<br />
hinkte aber einige Zeit beim Trend zu sprachgesteuerten digitalen<br />
Assistenten in den Geräten hinterher. Dieser neue<br />
Markt wird von Amazons Echo-Lautsprechern mit der Assistenzsoftware<br />
Alexa beherrscht, während Google und<br />
Apple auf Aufholjagd sind. Sonos integriert mittlerweile<br />
Amazons Alexa-Software in den kleinen Lautsprecher One<br />
und in die neue Soundbar Base. Der Google Assistant soll<br />
bis Jahresende folgen.<br />
Laut Zahlen aus dem Frühjahr sind mehr als 19 Millionen<br />
Sonos-Geräte in 6,9 Millionen Haushalten registriert. Das<br />
Unternehmen rechnet für die kommenden Jahre mit einem<br />
schnell wachsenden Markt, vor allem durch die verstärkte<br />
Nutzung von Musik-Streamingdiensten und Sprachassistenten.<br />
Im ersten Halbjahr (bis Ende März) erzielte Sonos<br />
laut Börsenprospekt einen Gewinn von 13,1 Millionen US-<br />
Dollar, was einem etwa 14-prozentigen Rückgang im Jahresvergleich<br />
entspricht - dies führt das Management darauf<br />
zurück, dass sich die teure Soundbar Playbase vor dem Start<br />
eines neuen Modells schlechter verkauft hat als ein Jahr<br />
zuvor. Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf knapp 656 Millionen<br />
US-Dollar, der kleine Lautsprecher Sonos One verkaufte<br />
sich öfter.<br />
Anleger, die an eine erfolgreiche Zukunft von Sonos glauben,<br />
und vielleicht auch darauf spekulieren, dass die in<br />
Kürze anstehenden Aufnahme der Analysten-Coverage ein<br />
paar positive Stimmen der Marktauguren bringt, könnten<br />
versuchen, die erzielbare Rendite ‘auf die Schnelle’ zu hebeln.<br />
In diesem Segment ist derzeit einzig die Commerzbank<br />
als Emittent tätig. Mit deren<br />
Turbo-Zertifikaten/-Optionsscheinen setzen Anleger mit Hebeleffekt<br />
auf steigende Kurse des Basiswerts Sonos. Im Gegensatz<br />
zu Optionsscheinen hat die Schwankungsbreite<br />
(Volatilität) des Basiswerts nahezu keinen Einfluss auf die<br />
Preisbildung dieses Produktes.<br />
Um einer Nachschusspflicht als Privatanleger zu entgehen,<br />
ist bei Turbo-Zertifikaten eine automatische Stop-Loss-<br />
Barriere eingebaut, die bei Turbo-Long-Zertifikaten über<br />
dem Basispreis liegt. Sollte der Kurs des zugrunde liegenden<br />
Basiswerts zu irgendeinem Zeitpunkt während der<br />
Laufzeit die Barriere erreichen bzw. unterschreiten, wird<br />
das Zertifikat ausgestoppt. Der Restwert wird vom Emittenten<br />
ermittelt und dem Depot des Anlegers gutgeschrieben.Die<br />
KO-Barriere liegt aktuell bei 9,00 US-Dollar - das<br />
wäre mehr als eine Kurshalbierung. <<br />
ISIN: DE000CA5QH66<br />
Emittentin: Commerzbank<br />
Produkt: Turbo-Optionsschein<br />
Typ: Call<br />
Basiswert: Sonos<br />
Währung Basiswert: US-Dollar<br />
Währungsschutz: nein<br />
Bezugsverhältnis: 10 : 1<br />
Foto: Sonos<br />
INFO UNLIMITED TURBO-OPTIONSSCHEINE BEZOGEN<br />
AUF SONOS<br />
Basispreis: 8,38 US-Dollar<br />
KO-Barriere: 9,00 US-Dollar<br />
KO-Schwellen: 12,1 / 15,9 Euro<br />
Ausgabetag: 17.08.<strong>2018</strong><br />
Laufzeit: endlos<br />
Hebel: 1,7<br />
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