04.09.2018 Aufrufe

WirtschaftsKRAFT 2018

„WirtschaftsKraft“: Die Kraft der Region im Hochglanzformat. Die aktuelle Ausgabe von Wirtschafts-Kraft blickt auf die vielfältigen Facetten der Region Nordschwarzwald als Raum für das Leben und Arbeiten in einem attraktiven Umfeld. So wurde beispielsweise Freudenstadt als Kleinstadtperle mit interessanten Standortfaktoren ausgezeichnet. Pforzheims oberster Wirtschaftsförderer erklärt, wie ein modernes Gewerbegebiet ausgestattet sein muss. Und die Redaktion wirft einen Blick auf die Gewerbeimmobilienmesse Expo Real in München, die für die Verantwortlichen der Kommunen von großer Bedeutung ist. Auch der Tourismus der Region wird beleuchtet. Und dies sind nur einige der Magazin-Themen.

„WirtschaftsKraft“: Die Kraft der Region im Hochglanzformat. Die aktuelle Ausgabe von Wirtschafts-Kraft blickt auf die vielfältigen Facetten der Region Nordschwarzwald als Raum für das Leben und Arbeiten in einem attraktiven Umfeld. So wurde beispielsweise Freudenstadt als Kleinstadtperle mit interessanten Standortfaktoren ausgezeichnet. Pforzheims oberster Wirtschaftsförderer erklärt, wie ein modernes Gewerbegebiet ausgestattet sein muss. Und die Redaktion wirft einen Blick auf die Gewerbeimmobilienmesse Expo Real in München, die für die Verantwortlichen der Kommunen von großer Bedeutung ist. Auch der Tourismus der Region wird beleuchtet. Und dies sind nur einige der Magazin-Themen.

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Ein hochprozentiges<br />

Start-up<br />

Mit der Herstellung von Whisky<br />

verbindet man hierzulande das Bild<br />

rauschbärtiger Gesellen, die in rustikalen<br />

Destillen eher hemdsärmelig<br />

Hochprozentiges produzieren.<br />

Leonard Wilhelm ist jedoch Anfang<br />

zwanzig, studierter Betriebswirtschaftler,<br />

ein Quereinsteiger und<br />

stampfte in Rekordzeit ein Start-up<br />

aus dem Boden, das von Gechingen<br />

aus nicht nur den Nordschwarzwald<br />

mit dem Kultgetränk versorgt,<br />

sondern Alkoholisches deutschlandweit<br />

verschickt. Denn Whisky<br />

anno <strong>2018</strong> ist eine Spirituose, die es<br />

längst an die Pole-Position der Getränkekarten<br />

in der renommierten<br />

Gastlichkeit geschafft hat, eine<br />

goldgelbe Ikone in edlen Pullen<br />

und zugleich Ausdruck erlesenen<br />

Geschmacks.<br />

Vor knapp zwei Jahren eröffnete<br />

Leonard Wilhelm seine Heckengäu-<br />

Brennerei in Gechingen und stieß<br />

dabei in ein Branchensegment<br />

vor, dass es bis dato so noch nicht<br />

gab, zumindest nicht im Nordschwarzwald:<br />

Brennen als Event.<br />

Hochprozentiges wird zum Träger<br />

bodenständiger Regionalität. Ihre<br />

Existenz verdankt die Destille einer<br />

buchstäblichen Schnapsidee, dem<br />

Traum vom eigenen Fass Whisky.<br />

„Was lecker klingt, nämlich mal<br />

eben eine Maische anzusetzen und<br />

zu brennen, war nicht machbar“,<br />

resümierte der studierte Betriebswirt.<br />

Es folgten Überlegungen im<br />

Hause Wilhelm eine minimalistische<br />

Ausstattung zum entspannten<br />

Brennen nach Feierabend anzuschaffen.<br />

Diese Idee überholte<br />

sich jedoch selbst: Weil die Hobby-Destille<br />

aus formalen Gründen<br />

durch das Raster fiel, ihm betriebswirtschaftliche<br />

Zahlenschiebereien<br />

im wahrsten Sinne zu trocken waren,<br />

entschied sich Leonard Wilhelm<br />

zur gewerblichen Whisky-<br />

Produktion und überzeugte Banken<br />

von seinem innovativen Konzept<br />

einer Event-Brennerei. Zwischen<br />

der Idee und dem ersten Tropfen<br />

Selbstgebranntem vergingen nur<br />

wenige Monate. Der Gastraum mit<br />

der äußerst dekorativen, blankpolierten<br />

Feinbrandblase, quasi dem<br />

Tuning-Werkzeug, in dem die Rohdestillate<br />

ihren Feinschliff erhalten,<br />

fasst heute bequem rund 60 Personen.<br />

„Bei Veranstaltungen mit<br />

Stehplätzen auch mal locker das<br />

Doppelte“, verrät Leonard Wilhelm.<br />

Dass der Nordschwarzwald neben<br />

seinen fünf alteingesessenen<br />

Brauereien nun ein weiteres Unternehmen<br />

zu bieten hat, das Gerste,<br />

Wasser und Hefe in einer abgewandelten<br />

Form des Reinheitsgebots<br />

zur Herstellung von Alkoholischem<br />

verwendet, ist auch ein Verdienst<br />

der Europäischen Union: Ohne die<br />

satte Finanzspritze aus Brüssel,<br />

durch Mittel aus dem LEADER-Fördertopf,<br />

wäre Gechingen als pittoreskes<br />

Örtchen im Speckgürtel der<br />

Hesse-Stadt heute um eine wirkliche<br />

Attraktion ärmer.<br />

Die Zutatenliste für Whisky ist<br />

tatsächlich überschaubar, aber<br />

geschmackliche Nuancen sind essenziell.<br />

Nach dem Maischen, Gären<br />

und zweifachen Destillieren<br />

wandert der Whisky in Fässer.<br />

Dieser Vorgang führt die Besucher<br />

in den Keller der Heckengäu Brennerei.<br />

„Um Whisky auch formal<br />

als solchen vermarkten zu dürfen,<br />

schreibt die Europäische Union<br />

eine Mindestlagerzeit von drei Jahren<br />

vor“, verrät Leonard Wilhelm.<br />

In Sachen Holzfässer gibt sich die<br />

Heckengäu-Brennerei international:<br />

„Weil deutsche Eichenfässer<br />

durch die Renaissance der Fasslagerung<br />

rar geworden sind, stammen<br />

unsere Behältnisse aus Ungarn<br />

und Bulgarien“, so Wilhelm. Das<br />

besondere Aroma erhält das Gechinger<br />

Destillat jedoch durch ein<br />

halbjähriges Finish in einem italienischen<br />

Fass, das zuvor für die<br />

Kelterung von Amarone, einem<br />

begehrten Fruchtwein aus der norditalienischen<br />

Weinregion Valpolicella,<br />

genutzt wurde. Neben Whisky<br />

tropft auch Schwarzwälder Gin<br />

aus der Feinbrandblase, jedoch ist<br />

dieser für Wilhelm nur ein Nebenprodukt:<br />

„Gin ist in den letzten<br />

Jahren zum Hype-Getränk avanciert,<br />

entsprechend viele Anbieter<br />

tummeln sich hier und der Markt<br />

ist gewissermaßen übersättigt“, so<br />

seine Analyse.<br />

Leonard Wilhelm inszeniert Whisky.<br />

Rund um das edle Gebräu bietet<br />

die Brennerei Verkostungen,<br />

Besichtigungen und Events in<br />

urgemütlichem Ambiente. Hier<br />

offenbart sich jedoch eine besondere<br />

Herausforderung eines solchen<br />

Projekts mitten im ländlichen<br />

Raum: Trotz offensiven Marketings<br />

ist es nicht leicht, die Menschen<br />

nach Gechingen zu locken, gesteht<br />

Leonard Wilhelm, der bereits am<br />

Veranstaltungsplan für das nächste<br />

Jahr bastelt und in Sachen Events<br />

neue Wege gehen möchte.<br />

Leonard Wilhelm produziert Whisky in Gechingen und lebt mit seinem Destillat und einer<br />

innovativen Idee seinen Traum. Foto: Rothfuss/WFG<br />

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