Mensch und Mund 3-2018

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Mensch & Mund Zahnbehandlung im Ausland: Risiken werden meist unterschätzt Bildquelle: wikipedia/Montage Biber Studio Gute Zahnbehandlungen sind wertvoll. Deshalb sind sie leider manchmal teuer. Vor allem gilt das für Zahnersatz. Der Blick auf den Kostenvoranschlag verleitet manche Patienten dazu, zur Gebiss-Sanierung ins Ausland zu fahren. Doch die Risiken dort sind nicht zu unterschätzen. Selbstverständlich ist es wichtig, auch bei medizinischen Behandlungen auf die Kosten zu schauen. Noch wichtiger ist es aber, sich bewusst zu machen, dass hinter den Kosten auch Werte stehen. Wer sich der Notwendigkeit einer Gebiss- Sanierung gegenübersieht, muss mit einer Investition in seine Gesundheit rechnen. Ob gesetzliche oder private Krankenkassen, für fast alle Versicherten verbleibt ein erheblicher Eigenanteil, den sie aus eigener Tasche zahlen müssen. Da liegt die Versuchung nahe, sich im benachbarten Ausland einer Behandlung zu unterziehen, wo die Preise oftmals deutlich niedriger sind. Vor allem Ungarn und die Tschechische Republik sind dafür bekannt, dass dort Zahnärzte und Zahnkliniken Behandlungsleistungen anbieten, die durchaus 50 % billiger sind, als bei einem deutschen Zahnarzt. Warum also nicht die Zahnbehandlung mit einem Urlaub verbinden – also beispielsweise nach Ungarn reisen und dort die gesamte Zahnbehandlung in kurzer Zeit erledigen lassen? Vielleicht, so die Hoffnung, lenkt die ungewohnte Atmosphäre mit ihrem Urlaubs-Feeling obendrein von den Unannehmlichkeiten der Behandlung ab. Diese Hoffnung mag verständlich sein – nur leider erfüllt sie sich oft nicht. Denn bei der Behandlung im Ausland gilt es, eine ganze Reihe von Bedingungen besonders aufmerksam zu beachten. Qualität ist kein Schnäppchen Die Preisunterschiede sind durchaus zu erklären. Bei Zahnersatz stammt der größte Teil der Kosten aus dem Zahntechniklabor, weil die Maßanfertigung von Kronen, Brücken oder künstlichen Zähnen eine hoch spezialisierte Feinarbeit erforderlich macht. Gut ausge- 2 Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 3/2018
Mensch & Mund bildete Zahntechniker in Deutschland sind gleichzeitig Handwerker, Künstler und Meister ihres Fachs. Sie arbeiten mit den unterschiedlichsten Materialien, von Kunststoff über Keramik bis zu Edelmetallen. Und sie sind in der Lage, Zahnersatz wirklich individuell auf jeden Patienten passgenau anzufertigen. Diese Leistung ist hochwertig, und niemand kann ernsthaft erwarten, sie zum Schnäppchenpreis zu erhalten. In Niedriglohnländern finden sich teilweise erhebliche Qualitätsschwankungen bei den verwendeten Materialien. Das ist in Osteuropa bereits ein Thema, vor allem aber dann, wenn Zahnersatz aus Kostengründen in China bestellt wird. Zusammensetzung oder Qualität der verwendeten Materialien lassen sich nicht sicher beurteilen und vor allem nicht kontrollieren. Ein sorgfältiger Zahnarzt – und vor allem ein ganzheitlich arbeitender – wird die verwendeten Materialien immer vorher gründlich austesten, ob der Patient diese Materialien überhaupt verträgt. Doch diese ganz wichtige Maßnahme zur langfristigen Gesundheitsversorgung steht bei Zahnersatz aus dem Ausland nicht zur Verfügung. Heilung braucht Zeit Fast alle größeren Zahnbehandlungen finden über einen längeren Zeitraum statt. Es bedarf mehrerer Termine, die teilweise Wochen oder gar Monate auseinander liegen, bis die Grundlagen geschaffen sind, bevor beispielsweise definitive Kronen oder Brücken geplant oder gar ausgeführt werden können. Zunächst müssen Zahnfleisch und Knochen entzündungsfrei sein, bevor mit der Arbeit begonnen werden kann. Oft sind langzeitprovisiorische Versorgungen sinnvoll, um zu entscheiden, welche Zähne langfristig zu erhalten sind, oder um zu testen, ob Anpassungen in Höhe und Form nötig sind. In jedem Fall aber gilt es, eine Phase der Heilung zu berücksichtigen, die eben nicht Tage dauert, sondern Wochen. Für eine Gebiss-Sanierung wird kein Patient Wochen im Ausland verbringen. Das bedeutet: Die Vorbehandlungs- oder Einheilungsphase ist oft zu kurz, und das kann zu gravierenden Problemen führen, von Entzündungen über schlecht passende Ersatzzähne bis hin zur Abstoßung von Implantaten. Blick auf Symptome statt auf das System Ein weiterer, oft unterschätzter Aspekt: Wer ins Ausland fährt, um sich dort einer Zahnbehandlung zu unterziehen, ist für den dort behandelnden Zahnarzt in der Regel ein Fremder. Kann, will und wird sich dieser Zahnarzt die Zeit nehmen und die Mühe machen, wirklich den gesamten Gesundheitsstatus des Patienten zu erfassen, bevor die Behandlung beginnt? Selbst ein gutwilliger Zahnarzt wird hier sehr schnell an seine Grenzen stoßen. Ganz anders stellt sich die Situation mit dem behandelnden Zahnarzt in Deutschland dar. Hier ist das Verhältnis zwischen Patient und Zahnarzt oft über viele Jahre gewachsen. Der Zahnarzt kennt den Patienten inklusive seiner gesamtmedizinischen Situation. Er kann schnell und unbürokratisch Rücksprache mit behandelnden Ärzten nehmen, was wichtig ist. Denn oft sind Zahnbehandlungen und allgemeinmedizinische Behandlungen unbedingt aufeinander abzustimmen, damit es in keiner der beiden Richtungen zu unerwünschten Komplikationen kommt. Risiko Überbehandlung Meist kann der Patient den ihn behandelnden Arzt im Ausland nicht einschätzen. Man kann vermuten, dass ein Zahnarzt, der sich auf ausländische Patienten spezialisiert hat, damit seine Einnahmesituation verbessern möchte. Hier lauert die Gefahr der Überbehandlung, dass also Behandlungen durchgeführt werden, die in diesem Umfang nicht notwendig wären und dadurch Risiken entstehen. Zahnmedizin ist Medizin Aufgabe des Zahnarztes ist es, die Gesamtgesundheit seiner Patienten über die Zahngesundheit zu verbessern. Dazu sind auch fachübergreifende Kenntnisse notwendig. Ganzheitlich orientierte Zahnärzte haben daher zusätzliches Wissen aus anderen medizinischen Bereichen erworben und ergänzen anerkannte Methoden und Therapien der modernen Schulmedizin durch die Verfahren aus Naturheilkunde und biologischer Medizin, beispielsweise: Akupunktur/Laserakupunktur Homöopathie Phythotherapie Neuraltherapie Myofunktionelle Therapie Ernährungstherapie Hypnose Immuntherapie Systemische Kieferorthopädie (dazu gehört z. B. Bionatortherapie) Risiko Sprachbarriere Jeder Tourist kennt die Situation: Alle Menschen im Reiseland sprechen eine andere Sprache als man selbst, und oft ist die Verständigung schwierig. Wie soll dort die Kommunikation gelingen, wenn es um so komplizierte Zusammenhänge wie zahnmedizinische Feinheiten geht? Natürlich kann man einen Zahnarzt suchen, der Deutsch spricht. Trotzdem ist die eindeutige Verständigung keine Selbstverständlichkeit, vor allem falls nicht alles reibungslos verläuft. Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 3/2018 3
Seite 1: 6. Jahrgang · Ausgabe 3/2018 Mensc
Seite 5 und 6: Mensch & Mund Die Internationale Ge
Seite 7 und 8: Mensch & Mund Caroline Pfützner Na

Mensch und Mund 3-2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?