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SOM_02_2022

Störfeld, Neuraltherapie , Tinnitus, Schwindel, CMD

Störfeld, Neuraltherapie , Tinnitus, Schwindel, CMD

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10. Jahrgang · Ausgabe 2/2022 · 11,50 €

Neuraltherapie

Dem Störfeld auf der Spur

Shutterstock

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 1


Fortbildung

Grundlagenseminare

aus der ganzheitlichen Zahnmedizin

für Ärzte und Zahnärzte

143. ZAEN-Kongress - 21. bis 25. September 2022

Mittwoch 21. September 2022

09:30 – 13:00 Uhr Die Betrachtung der Zähne aus ärztlicher Sicht

Bodo Wettingfeld (SEM 007)

14:30 – 18:00 Uhr Einführung in die Mundakupunktur

Dr. Bodo Wettingfeld (SEM 010)

Donnerstag 22. September 2022

09:30 -18.00 Uhr Französische Ohrakupunktur: schnell erlernt – wirkungsvoll – kostengünstig

Hardy Gaus (SEM 011)

Freitag 23. September 2022

09:30 – 13:00 Uhr CMD für Ärzt:Innen und Zahnärzt:Innen

Katja Schwenzer-Zimmerer / Stephan Zimmerer (SEM 017)

14:30 – 18:00 Uhr Interdisziplinäres Netzwerken

Dr. Christel Maria Foch (SEM 022)

Samstag 24. September 2022

09:00 -13.00 Uhr Schnarchen, so müde machend! - Möglichkeiten der oralen Schlafmedizin – Teil 1

Dr. Hubertus von Treuenfels (SEM 029)

14:30 – 18:00 Uhr Schnarchen, so müde machend! - Möglichkeiten der oralen Schlafmedizin – Teil 2

Dr. Hubertus von Treuenfels (SEM 034)

Sonntag 26. September 2021

09:00 -13.00 Uhr Neuraltherapie in der Zahnheilkunde

Andrea Koglin (SEM 039)

Information:

ZAEN Freudenstadt

Am Promenadenplatz 1

72250 Freudenstadt

Tel.: +49 7441 918580, Fax: +49 7441 9185822

E-Mail: info@zaen.org

http://www.zaen.org

Beim Besuch

von 7 der 8 Seminare

erhalten Sie das

Basiszertifikat

Ganzheitliche

ZahnMedizin

der GZM

Basiszertifikat

Ganzheitliche ZahnMedizin

verliehen von der

Internationalen Gesellschaft für

Ganzheitliche ZahnMedizin e.V.

an

Dr. Max Mustermann

März 2022

2 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022

ZA Christine Albinger-Voigt, Vorstand GZM


4 Editorial

Wissenschaft

6 Wir beißen uns durch / CMD-Behandlung – Ein multimodaler regulationsmedizinischer Ansatz

mit Hilfe der Neuraltherapie

Katja Schwenzer-Zimmerer, Stephan Zimmerer

18 Schwindel beim Zahnarztbesuch

Thomas Kaiser

22 Die ganzheitliche Tinnitus-Therapie

Daniela Pfaue

Praxis

32 Neuraltherapie einer Zahnärztin im Sinne einer ganzheitlich-integrativen Zahnmedizin

Andrea Koglin

Gesellschaft

36 Neuraltherapiekurs für Zahnmediziner und Zahnmedizinerinnen

GZM Aktiv

42 Peter Helms zum 80. Geburtstag

44 CDM Symposium online

Rhena Butros

Fortbildung

2 ZAEN Kongress Grundlagenseminare aus der ganzheitlichen Zahnmedizin für Ärzt*innen und

Zahnärzt*innen

40 Arzneipflanzenexkursion in Saas-Almagell/Schweiz mir Prof. Dr. Michael Keusgen

51 GZM Veranstaltungen

Claudia Reimer

4 Impressum 21 GZM-Mitgliedsantrag

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 3


Über den Berg

Diesmal habe ich das Vergnügen,

die Leserinnen und Leser der

SOM aus den Dolomiten begrüßen

zu dürfen. Dieses wird mir

zuteil, weil ich eine Heilkräuterexkursion

begleiten darf, die unserer befreundeter

Verband, der Zentralverband der

Ärzte für Naturheilverfahren unter der

Leitung von Prof. Dr. Michael Keusgen

organisiert.

Ein ganz besondere Freude ist es deswegen,

weil sich nicht nur Ärzte und

Ärztinnen unter den 20 Teilnehmenden

befinden, sondern auch ein Zahnarzt,

der in der GZM, und besonders in der

SGZM – unserer Schweizer Schwestergesellschaft

– wohl bekannt ist.

Ziel der Exkursion ist, Heilkräuter zu entdecken

und die Beziehung zum medizinischen

Nutzen herzustellen. Obereggen

ist als Ausgangsort bestens geeignet für

diverse – zum Teil leicht anspruchsvolle

Touren, die uns auf das Weißhorn, das

Schwarzhorn und an den Karersee führen.

Auen, Feldränder, Wald und Wiesen

bieten eine reiche Pflanzenwelt die

begeisterten Teilnehmenden entdecken

die Vielfalt und Pracht der zahlreichen

Bergkräuter. Dabei geraten sie in einen

regen Austausch über Inhaltsstoffe und

Wirkweisen. Es ist ausreichend Zeit, um

zu entdecken, zu fotografieren und zu

diskutieren. Die humanmedizinischen

Vertreter und Vertreterinnen zeigen sich

dabei auch sehr interessiert an den Einsatzgebieten

in der Zahnmedizin. Und

unser Vertreter der Zahnzunft kann

Auskunft geben. Schnittstellen werden

entdeckt und während der Bestimmung

der Pflanzen besprochen. So gelingt interdisziplinärer

Austausch mit Leichtigkeit.

Hocherfreut kann ich verfolgen,

wie die Phytotherapie eine Klammer bildet,

Wissbegierde weckt und ein Antrieb

für einen fachlichen Austausch zwischen

den Disziplinen darstellt.

Fachorgan der Internationalen Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin e. V.

IMPRESSUM

Herausgeber & Verlag:

Internationale Gesellschaft

für Ganzheitliche ZahnMedizin e. V.

Kloppenheimer Straße 10

68239 Mannheim

Tel.: +49 621 4824300

Fax: +49 621 473949

Internet: www.gzm.org

E-Mail: gzm@gzm.org

ISSN 2194-945X

Erscheinungsweise:

Format/Umfang:

Auflage:

4-mal jährlich

SOM: DIN A4 / 52 Seiten

MuM: DIN A4 / 12 Seiten

SOM: 2.000 Stück

MuM: 2.500 Stück

Preise:

GZM-/SGZM-Mitglieder: im Mitgliedsbeitrag

enthalten

Nicht-Mitglieder:

Studenten:

Einzelverkaufspreis:

Chefredaktion:

€ 45,00/Jahr

€ 27,00/Jahr

€ 11,50/Exemplar

Constance Nolting

Anschrift der Redaktion:

Kloppenheimer Straße 10

68239 Mannheim

E-Mail: gzm.redaktion@gzm-org.de

Redakteur

Mensch & Mund:

Ludwig Fiebig

Manuskripte, Rechte:

Manuskripte sind an die GZM-Chefredaktion zu senden.

Die Autoren sind für den Inhalt der Artikel verantwortlich

und bestätigen mit der Einsendung, dass sie

das volle Urheberrecht am Beitrag (inkl. Bildmaterial)

besitzen und der Beitrag keine Rechte Dritter verletzt.

Autoren dürfen die Manuskripte ihrer Artikel weder

vorher noch gleichzeitig anderweitig zur Veröffentlichung

in Zeitschriften, Büchern, Internet usw. anbieten.

Die GZM-Redaktion behält sich eine Kürzung

und Bearbeitung der eingesandten Manuskripte und

Leserbriefe vor. Für unverlangt eingeschickte Beiträge

und Abbildungen ist jede Haftung ausgeschlossen.

Mit der Einsendung der Manuskriptunterlagen überträgt

der Autor der GZM das Recht, den Beitrag zu

drucken und zu verbreiten. Die GZM kann Bearbeitungen

und Übersetzungen vornehmen sowie Unterlizenzen

erteilen. Die Veröffentlichung an anderen

Stellen bedarf der vorherigen Genehmigung der

GZM. Beachten Sie bitte auch unsere GZM-Autorenrichtlinien.

Gekennzeichnete Artikel sowie Anzeigen geben nicht

unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers

wieder. Eine Haftung aus unrichtigen oder

fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Fall ausgeschlossen.

Bildnachweis:

Titelfoto: shutterstock

Gestaltung und Produktion:

MiKa Kommunikation GmbH, Bochum

www-mikakom.de

Druck:

Knödler Druck

Oberdorfstraße 166 a

72270 Baiersbronn

Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier

4 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Eine weitere Möglichkeit, über den eigenen

Wissensfundus hinaus Neues zu entdecken,

bieten wir mit den Artikeln in

der SOM. Wir sind immer bemüht, Ihnen

neue und interessante Themen aus

dem Bereich der Naturheilkunde und

Ganzheitlichkeit zu präsentieren. Man

möchte nun meinen, dass wir die zweite

Ausgabe der SOM – aus aktuellem Anlass

- der Phytotherapie widmen. Dieses

ist nicht der Fall. In der Ausgabe 2, die

Sie nun in den Händen halten, geht es

um die Möglichkeiten der Neuraltherapie.

Die Phytotherapie in der Zahnheilkunde

werden wir in einer der nächsten

Ausgaben in den Fokus nehmen.

Wie die meisten von Ihnen wissen, ist

die Neuraltherapie eine Regulations- und

Umstimmungstherapie. Fehlsteuerungen

in der Grundregulation führen zu

Fehlinformationen und Fehlfunktionen

im Körper. Diese kann umfängliche Beschwerden

zur Folge haben. Solche Fehlsteuerungen

können beispielsweise durch

Störfelder, wie z.B. Narben ausgelöst

werden. Neuraltherapeutisch tätige Mediziner:innen

gleichen Dedektiv:innen,

die den Störfeldern auf der Spur sind. Sie

suchen diese mit akribischer Genauigkeit

und nutzen die Therapie, um Fehlfunktionen

im Organismus zu beseitigen.

Lesen Sie auf Seite 32 den Bericht von

Andrea Koglin, die seit über 20 Jahren

Mitglied der GZM und zusätzlich eine

sehr aktive Neuraltherapeutin in der

IGNH – der Internationalen Gesellschaft

für Neuraltherapie nach Huneke - ist.

Sie berichtet über die Neuraltherapie

im Portfolio der ganzheitlichen Zahnmedizin.

Katja Schwenzer-Zimmerer ist

Zahnärztin, ihr Ehemann Neurochirurg.

Die häufigste dysfunktionale Störung

im MKG-Bereich ist nach wie vor die

CMD. Sie stellen uns den Nutzen der

Neu raltherapie in diesem Tätigkeitsfeld

vor und berichten über ihren multimodalen

regulationsmedizinischen Ansatz.

Schwindel beim Zahnarztbesuch oder

gar danach? Ein Phänomen, dass Ihre Patient:innen

betreffen könnte. Tom Kaiser

berichtet über den die Existenz des zervikogenen

Schwindels auf Seite 18 und

darüber, was man dagegen tun kann.

Tinnitus ist ein Symptom pathologisch

veränderter Hörwahrnehmung. Viele

Millionen Menschen hören ein Rauschen,

Pfeifen oder Klingeln im Ohr. Was

tun bei Patient:innen mit Tinnitus? Kann

die Neuraltherapie hier helfen? Und was

hat CMD damit zu tun? Daniela Pfaue

beleuchtet das Thema ab Seite 22.

Sie lesen es schon: Eine ganze Menge

Neuraltherapie in diesem Heft. Und

sollten Sie hier noch kein Spezialist oder

keine Spezialistin sein, dann haben wir

etwas für Sie: Die Internationale Gesellschaft

für Neuraltherapie nach Huneke

hat für die Zahnmedizin ein Curriculum

geschaffen, dass Sie befähigt, die

detektivische Arbeit aufzunehmen und

die Neuraltherapie in den Praxisalltag

einzubinden. Genaues erfahren Sie auf

Seite 36.

Peter Helms, unser Ehrenmitglied und

ehemaliger Vorsitzender wird 80 Jahre

alt. Peter Bornhofen gratuliert, stellvertretend

für die GZM auf Seite 42-43 In

unseren Fortbildungsankündigungen

finden Sie viel mehr Präsenzfortbildungen,

als in den letzten 18 Monaten.

Das ist für uns ein gutes Zeichen und

wir sind zuversichtlich, dass wir uns

alle in Freudenstadt und Baden-Baden

wiedersehen. Und falls uns doch etwas

dazwischen kommt: Wir halten auch

an den mittlerweile sehr beliebten und

bewährten Online-Veranstaltungen fest.

Aktuelle Termine übersenden wir Ihnen

per Post oder per email oder schauen Sie

gelegentlich auf unsere Homepage.

Auf den Seiten 38-39 sehen Sie Bilder

aus den Dolomiten. Wenn diese kleine

Fotostrecke Lust auf mehr macht, kommen

Sie einfach das nächste Mal mit. Im

August geht es schon weiter. Vielleicht

sind Sie dann auch dabei?

Herzlichst Ihre

Constance Nolting

Die MuM befasst sich mit Störfeldern

und Herden. Ein Überblick für Ihre Patient:innen.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 5


Wissenschaft

Wir beißen uns durch

CMD-Behandlung - Ein multimodaler regulationsmedizinischer Ansatz mit Hilfe der Neuraltherapie

Katja Schwenzer-Zimmerer, Stephan Zimmerer

Epidemiologie

Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist die häufigste

dysfunktionale Störung im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich. Sie

hat ein inhomogenes Erscheinungsbild und tritt mit Leitsymptomen

wie Schmerzen an Zähnen, Kiefer, Kopf, Gesicht, Nacken

und Rücken, Kiefergelenksbeschwerden oder -geräuschen,

Tinnitus etc. in unterschiedlichen Ausprägungen mit mehr oder

weniger subjektivem Krankheitscharakter in unserem Kulturkreis

laut LeResche (1) mit einer Prävalenz von 10% und einer

Inzidenz von 3% der Bevölkerung auf. 80 % der Patienten sind

Frauen, wobei es eine hohe Dunkelziffer an Menschen gibt, die

klinisch - morphologisch alle Anzeichen einer dentalen oder

temporomandibulären Fehlfunktion haben, allerdings (noch)

nicht unter Krankheitsanzeichen leiden bzw. die Anzeichen

nicht mit dem Kiefer-Gesichtsbereich in Zusammenhang bringen.

Nach einer Umfrage des Robert Koch Institutes (RKI) bezüglich

Rückenschmerzen in Deutschland (2) zeigt sich, dass

61,3% der Befragten in den letzten zwölf Monaten von Rückenschmerzen

berichten. Des Weiteren geben 45,7% an, dass sie im

vergangenen Jahr Nackenschmerzen hatten. Frauen sind von

allen Schmerzarten häufiger betroffen als Männer. Unter ganzheitlichen

Gesichtspunkten und aufgrund eigener Erfahrungen

ist zu vermuten, dass ein großer Teil der Patientinnen und Patienten

mit Rückenschmerzen auch unter einer craniomandibulären

Dysfunktion leidet. Ähnliches trifft für Patienten und Patientinnen

mit Tinnitus oder „atypischem“ Gesichtsschmerz zu.

Grundsätzlich erfordert die gründliche Abklärung einer CMD

auch die Untersuchung des Halteapparates und eigentlich wäre

auch umgekehrt bei Beschwerden am Halteapprat eine Orofaziale

Untersuchung angezeigt.

Paradigmenwandel

Die ganzheitliche Diagnostik und erfolgreiche und nachhaltige

Therapie der Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) gehört

Zusammenfassung

Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist die häufigste

dysfunktionale Störung im MKG-Bereich. Das Erscheinungsbild

ist inhomogenem mit Prävalenz 10%, Inzidenz 3%

der Bevölkerung LeResche (1). 80 % der Patienten sind Frauen.

Nach Untersuchungen des Robert Koch Institutes (RKI)

(2) geben 61,3% der Befragten Rückenschmerzen, 45,7% Nackenschmerzen/12

Monate an. CMD korreliert hier häufig,

ebenso Tinnitus, atypischer Gesichtsschmerz u.a.. Grundsätzlich

sollte bei CMD der Halteapparat untersucht werden

und umgekehrt (hohe Dunkelziffer). Die CMD-Behandlung

erfolgt interdisziplinär, wobei regulationsmedizinisch die

Neuraltherapie nach Huneke multimodal mit Schienentherapie,

Physiotherapie, Selbstbeobachtung, Verhaltenstherapie

zur Stressverarbeitung erfolgreich einsetzbar ist. Durch

die Neuraltherapie können somatische – muskulofasziale

und arthrogene Strukturen an Kopf und Körper, neuronalen

Strukturen direkt und übergeordnet sowie die Hormonachsen

mit einer Methode nebenwirkungsarm und effektiv behandelt

werden.

Schlüsselwörter: CMD, Gesichtsschmerz, Kiefergelenk, Neuraltherapie

nach Huneke, Störfeld, Herd/Fokus, Regulationsmedizin,

ganzheitliche Behandlung

6 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

schon immer zu den großen Herausforderungen in der Zahnmedizin

und Medizin. Schwer betroffene Patientinnen und Patienten,

die meist auch unter anderen funktionellen Beschwerden

wie beispielsweise Rückenschmerzen, Organ-Erkrankungen,

vegetativen Fehlregulationen, diversen Kopfschmerzen oder

Fibromyalgiesyndrom leiden, haben oft eine lange Krankengeschichte

hinter sich und werden von unterschiedlichen Fachdisziplinen

zumeist nur isoliert in Segmenten ihrer Krankheit

behandelt. Häufig kommen psychosomatische oder psychische

Probleme (Depressionen, Schlafstörungen, Aggression, Burnout)

hinzu. Den Zusammenhang zwischen den zum Teil sehr

unterschiedlichen Beschwerden stellen nur Fachkolleginnen

und -kollegen fest, die sich darauf spezialisiert haben und auch

bei umfassender Diagnostik und Herstellung der Beziehungen

zwischen den unterschiedlichen Symptomen ist nicht gesagt,

dass letztlich eine Salutogenese (3) erfolgen kann. In der Vergangenheit

wurde die Behandlung der CMD aus zahnärztlicher

Sicht eher mechanistisch und auf die Okklusion oder Störkontakt

bezogen gesehen. Inzwischen geht man jedoch von einer

eher über psychosoziale Faktoren getriggerte Entstehung bei

der Analyse des biopsychosozialen Modells der CMD aus. Hier

hat in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel hin zu einem

personalisierten Ansatz stattgefunden (4).

Optimalerweise erfolgt die Behandlung einer symptomatischen

CMD interdisziplinär. Hierbei kann regulationsmedizinisch

bei entsprechendem Leidensdruck die Neuraltherapie nach

Huneke neben und in Kombination mit etablierten Therapien

wie Schienentherapie, Physiotherapie, Selbstbeobachtung,

Verhaltenstherapie und Coping Strategien und Ähnlichem zur

besseren Stressverarbeitung eine herausragende Rolle spielen.

Die schwere symptomatische CMD betrifft alle Ebenen des

Menschen – Soma, Psyche und Geist. Sie ist immer multifaktoriell

und hat häufig Teil-Ursachen in länger zurückliegenden

Traumen oder Zusammenhängen und ist in der Regel Folge einer

psychischen und physischen Dekompensation infolge von

Stress auf dem Boden unterschiedlicher Einflussfaktoren. Aus

regulationsmedizinsicher Sicht können es auch unbedeutende

Anlässe, wie eine Impfung oder ein Infekt sein und eine geringfügige

Erhöhung des psychosozialen Stresses, die im geeigneten

Gesamtkontext zur Dekompensation führen.

Der wesentliche Vorteil der Neuraltherapie im Rahmen der

CMD-Behandlung liegt darin begründet, dass hiermit sowohl die

somatischen – muskulofaszialen und arthrogenen Strukturen am

Kopf und übrigen Körper, als auch die neuronalen Strukturen direkt

und übergeordnet sowie die Hormonachsen mit einer Methode

nebenwirkungsarm und effektiv behandelt werden können.

Bemerkung: Unter dem Eindruck der Covid Epidemie fällt subjektiv

eine höhere Inzidenz der CMD auf. Dies mag an psychosozialen

Faktoren durch ungewollte Abgrenzungen, frei flottierenden

Ängsten und Fremdbestimmung im Zusammenhang

mit einer ungünstigeren Arbeitsergonomie z.B. im Homeoffice,

weniger Ausgleichssport und ökonomischen und existenziellen

Sorgen liegen. Auch das Tragen der Schutzmasken (besonders

FFP2) trägt nicht zu einer Besserung bei.

Spezielle Pathogenese

Grundsätzlich ist die CMD in der Regel durch einen erhöhten

Tonus in der Kau- und Nacken-Muskulatur gekennzeichnet.

Als Kardinalsymptome der Craniomandibulären Dysfunktion

gelten Schmerzen im Kiefer-Gesichtsbereich, Kiefergelenksgeräusche,

Funktionseinschränkungen (5). Das Stressmodell nach

Selye (6) und die Untersuchungen von Cannon (7) beschreiben

bereits Mitte des letzten Jahrhunderts eindrücklich die Folgen

von Stress bei Mensch und Tier einerseits auf den Hormonhaushalt

und andererseits auf Verhalten, Muskulatur und Organe

und sind inzwischen Lehrbuchwissen bei Schülern und

Studenten.

Summary

Craniomandibular dysfunction (CMD) is the most common

dysfunctional disorder in the maxillofacial area. The appearance

is inhomogeneous with a prevalence of 10% and an incidence

of 3% in the LeResche population (1). 80% of the patients

are women. According to studies by the Robert Koch

Institute (RKI) (2), 61.3% of those surveyed report back pain

and 45.7% neck pain/12 months. CMD often correlates here,

as does tinnitus, atypical facial pain, etc. In principle, the

holding apparatus should be examined in CMD and vice versa

(high number of unreported cases). The CMD treatment

is interdisciplinary, whereby the neural therapy according to

Huneke can be successfully used multimodally with splint

therapy, physiotherapy, self-observation, behavioral therapy

for stress management. Neural therapy can be used to treat

somatic, musculo-fascial and arthrogenic structures on the

head and body, neuronal structures directly and superordinately,

and the hormone axes with one method with few side

effects and effectively.

Key words: CMD, facial pain, temporomandibular joint TMJ,

neural therapy according to Huneke, interference field, focus,

regulatory medicine, holistic treatment

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 7


Wissenschaft

Er prägte den Begriff Fight-or-flight-Response,

der die Reaktion von Tieren auf Bedrohung

beschreibt, und veröffentlichte zu dem Thema

(1915) Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear

and Rage (7).

Abb. 1: Stress Modell nach Selye

Das „General Adaptation Syndrome“ (Selye 1946: 123)

Abb. 2: Fight or Flight-Reaktion

Zu funktionellen Erkrankungen und deren organischen

Folgen infolge von Stress existiert eine

S3 Leitlinie unter Mitarbeit von über 30 Fachgesellschaften.

Die Folgen von chronischem Stress

betreffen sowohl die Organe (Herz, Schilddrüse,

Magen, Darm etc. ) als auch die Psyche, Schlafstörungen,

Depressionen, Panikattacken etc.

Die spezifische physische Reaktionsform des

Menschen auf Stress im Zusammenhang mit der

CMD wird bedingt durch die reflektorische Verkürzung

der Kau- und Nackenmuskulatur und

das Anheben der Schultern mit Vorschub des

Unterkiefers ausgelöst s. Abb. 3 modifiziert nach

Ettin et al. Dies geschieht unbewusst reflektorisch

infolge von akutem und chronischem Stress.

Bei chronischen Belastungen wird häufig in

der Nacht gepresst oder geknirscht mit nachfolgend

Kopfschmerzen und Verspannung am

Morgen. Bei intensiver PC -Arbeit, schlechter

Arbeitsergonomie – z.B. zu hoher Position

der Tastatur oder entsprechend belastenden

Situationen am Tag können auch tagsüber erhebliche

Parafunktionen auftreten. Hier sollte

eine Selbstbeobachtung der Patientin oder des

Patienten nach entsprechender Anleitung mit

Schmerztagebuch erfolgen, um festzustellen,

wann hier Belastungen auftreten. Die reflektorische

Verkürzung der Muskulatur setzt sich

oft im Bereich der autochthonen Rückenmuskulatur

fort. Bei vielen Patientinnen und Patienten

fällt zudem in der Anamnese ein Unfall

mit Schleudertrauma auf.

(In diesem Zusammenhang ist die nicht allgemein

als Krankheitsbild anerkannte Kryptopyrolurie

(KPU) zu nennen, die in 10%

der Bevölkerung oft im Zusammenhang mit

einem HWS-Trauma auftritt und durch vermehrte

Ausscheidung von Zink, Vitaminen

und Spurenelementen zu einem relativen

Mangel mit entsprechenden Erscheinungen

führen kann. Diese sollten beim Nachweis

einer KPU durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel

ausgeglichen werden.)

Ebenso kann eine kieferorthopädische Regulation

mit Einbringen erheblicher Kräfte in

8 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

die Kiefer besonders im wachsenden Organismus zu einer

reflektorischen Steilstellung der Wirbelsäule aufgrund der

reaktiven Anspannung der autochthonen Rückenmuskultur

führen. Derartige Verspannungen können in manchen Fällen

nachhaltig, auch nach Beendigung der kieferorthopädischen

Behandlung, eine Rolle spielen. Letztlich kommen bis

zum Auftreten des Krankheitsgefühls bei der Craniomandibulären

Dysfunktion in der Regel mehrere Faktoren zusammen.

Je nach Beruf kann auch eine chronische Fehlbelastung

aufgrund der Arbeitshaltung eine Rolle spielen ( s. Abb. 4

bei Berufsgruppen Friseur*innen, Zahnärzt*innen, Bauarbeiter*innen,

Büro etc. oder habitueller Fehlhaltung). Nicht

zuletzt weisen Patientinnen und Patienten mit florider CMD

Salutogenesemodell nach Antonovsky (3). In Abhängigkeit

von der individuellen Resilienz können die gleichen Faktoren

bei verschiedenen Patientinnen und Patienten unterschiedliche

Folgen zeigen. Da man davon ausgeht, dass es vollständig

gesund beziehungsweise vollständig krank (außer tot) nicht

gibt, gibt es auf dem Kontinuum zwischen Gesundheit und

Krankheit jeweils eine Tendenz eher zur subjektiven Gesundheit

oder eher zur Krankheit hin. Dies hängt auch maßgeblich

von Umgebungsfaktoren sowie psychischen, psychosozialen

und individuellen persönlichen Faktoren ab. Das Salutogenesemodell

eignet sich nach meiner Auffassung am besten, um

die individuelle Krankheitsentstehung der CMD zu beschreiben.

Allein die Erklärung der Pathogenese und der Tatsache,

Abb. 4: Zusammenhang Haltung, Nacken und Kaumuskulatur bei Fehlhaltung

HWS Wirbelsäule und Fortleitung in den Muskelketten

Abb. 5: Salutogenese - Fassmodell aus Weinschenk

S Handbuch der Neural therapie

oft Zahn- oder Kieferfehlstellungen – Kreuzbisse, Traumen

in der Anamnese oder Asymmetrien auf, die bei der Ausprägung

des Krankheitsbildes eine Rolle spielen können. Es

gilt jedoch die Regel, dass eine Patientin oder ein Patient mit

vollständig eugnathem Gebiss bei Auftreten von erheblichen

anderen Triggern (Stress, Trauma, stattgehabte KFO, Störfelder)

ebenso in einer CMD münden kann, wie ein Patient

mit dysgnathem Gebiss und offensichtlichen dentalen oder

maxillären Fehlstellungen, während eine tiefenentspannte

Patientin oder eine Patient mit erheblicher Dysgnathie völlig

beschwerdefrei sein kann.

dass Gesundheit ein Kontinuum darstellt, das man selbst regulieren

kann, hilft vielen Patientinen und Patienten bereits unter

Anleitung und Unterstützung durch die Schmerzbehandlung

sich auf ein entsprechendes regulationsmedizinisches

Konzept einzulassen.

Die Möglichkeiten der Genese auf der Basis einer gewissen Eigenverantwortung

anzuleiten im Sinne der Regulationsmedizin

/ Neuraltherapie auch die psychische Autoregulation kombiniert

mit Selbstbeobachtung, Coaching und Hypnotherapie zu

fördern hat sich jedenfalls bewährt.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 9


Wissenschaft

Tabelle 1:

Wichtige Faktoren bei der körperlichen Untersuchung aus regulationsmedizinische Sicht

Bereich Faktoren Trigger

Kopf Narben Störfelder

Zähne Fehlstellungen/Verluste/Herde Vorkontakte, Schmerzen

Zunge/Wangen Pressen Schleimhautirritation

Kiefer Fehlstellungen, irreguläre Knochenstruktur NICO, Störfelder, Fremdkörper, Narben

Nasennebenhöhlen Verschattungen Störfelder, Entzündungen

Kau-Muskulatur Verspannungen, Myogelosen Schmerzpunkte

Kiefergelenke

Knacken, Reiben, Limitation, Subluxation

Fehlfunktion, Kompression, Entzündungsmediatoren, Arthrose,

Kontusion

Ohren Tinnitus, Druck Kiefergelenkskompression

Kehlkopf/Zungenbein Hochstand, Kranialverlagerung Schmerzpunkte

HWS Blockaden, Verspannungen Schmerzpunkte

Schulter Blockaden, Arthrose, Kalkschulter Schmerzpunkte

Arm Fehlbelastung Schmerzpunkte

BWS Blockaden, Verspannungen Schmerzpunkte

LWS Blockaden, Verspannungen Schmerzpunkte

ISG Blockaden, Arthrose Schmerzpunkte

Becken Schiefstand Fehlbelastung/Skoliose

Beinachsen Abweichungen Fehlbelastung Knie

Beinlängen Differenz Fehlbelastung Hüfte, ISG

Füße Fehlstellung, Instabilität Fehlbelastung Knie, Hüfte ISG

Tabelle 2:

Wichtige anamnestische Faktoren bei der Evaluierung von Stressoren/Einflussfaktoren

Bereiche

Stressoren

Familie

Tod, Erbschaft, Streit, Mutter, Missbrauch, Krankheiten

Partnerschaft

Scheidung, Tod, Betrug, Krankheiten

Beruf/Schule

Mobbing, Überlastung, Leistungsdruck, Arbeitslosigkeit, Rente

Soziales Umfeld

Mobbing

Arbeitsplatz – Körperhaltung - Belastung

Ungünstige Haltung wie Friseur, Zahnarzt, Büro etc.

Arbeitszeiten

Schichtdienst

Schlaf

Schlafstörungen, Baby, Elektrosmog

Wohnung

Elektrosmog, bauliche Belastungen/Gifte

Medien

PC-Sucht, Smartphone, TV

Sorgen

Schulden, Krankheit, Ängste

Stattgehabte Unfälle und Narben nach Verletzungen oder Operationen

sowie Bagatellverletzungen müssen unter regulationsmedizinischen

Gesichtspunkten wegen ihrer Rolle als mögliches Trauma

oder Störfeld immer erfragt und sorgfältig notiert werden.

10 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Multimodale Therapie

Abb. 6: Multimodale Therapie: Säulen der CMD-Behandlung mit verschiedenen Modalitäte

Tabelle 3: Therapiekonzept unter Einbeziehung der Neuraltherapie

bei 1. -6.

1. A Ausschalten dentaler Trigger – Entlastung der Kiefergelenke

– hart weiche Schiene im Unterkiefer mit adjustierter

Oberfläche ev. auch 2 mit unterschiedlicher Bisserhöhung

2. B Abklären, Entfernen oder Behandeln von Foci und Störfeldern

– NICOS, beherdeten Zähnen, NNH-Befunden,

Mandeln

3. C Mittelfristig falls notwendig – schrittweise angepasste

dentale Rehabilitation

4. Ggf. Mitbehandlung - Abklärung durch HNO

5. Abklärung und ggf. Behandlung Rücken- Halteapparat –

Orthopäde/Neurochirurg

6. Ggf. systemische Schmerzbehandlung – ggf. Diazepam,

Amitriptilin oder CBD

7. Physiotherapie/Craniosakraltherapie – Osteopathie

orofazial und Halteapparat – Rücken

je nach Befund, Übungen und Selbstbehandlung

8. Je nach Ausmaß der psychischen Befunde: Selbstbeobachtung,

Psychosomatische Begleitbehandlung- Coaching,

Hypnotherapie ggf. medikamentöse Einstellung – Stressverarbeitungsstrategien

– ggf. Arbeitsplatzwechsel oder Umschulung

9. Ausschalten von Stressoren – ggf. längerfristige Krankschreibung

– „Burnout“

10. Ernährungsumstellung, Nahrungsergänzungsmittel nach

Bedarf

11. Physikalische Maßnahmen – z-B. Wärme, Rotlicht, TENS,

Bemer-Therapie – (Magnetfeldtherpie zur Verbesserung

der Mikrozirkulation)

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 11


Wissenschaft

Neuraltherapie nach Huneke

Die Neuraltherapie ist ein regulationsmedizinisches Verfahren,

das mittels Injektion eines kurzwirksamen Lokalanästhetikums

(meist Procain) diagnostische und therapeutisch sowohl bei

chronischen als auch akuten Erkrankungen eingesetzt wird (8).

Die Neuraltherapie wirkt durch die gezielte Beeinflussung von

örtlich begrenzten Störungen (z.B. lokale Schmerzen, Narben,

Kiefergelenksbeschwerden) oder auch Allgemeinstörungen des

Organismus (z.B. Migräne, Schlafstörungen, Angst…) unter

Zuhilfenahme des vegetativen Nervensystems. Dabei werden

periphere und/oder zentrale Strukturen des Vegetativums durch

gezielte Behandlung (Injektionen) mit Lokalanästhetika vorübergehend

blockiert.

Die Neurophysiologischen Zusammenhänge auf der Basis des

vegetativen Nervensystems insgesamt und in Bezug auf die Innervation

im Kiefer-Gesichtsbereich sind die Grundlage der

Neuraltherapie und müssen für das Verständnis der Wirkweise

und Therapieansätze unbedingt beachtet werden vgl Abb. 7

und Abb. 8

Abb. 7: Ursprungsgebiete und Organversorgung von Sympathikus (rot) und

Parasympathikus (blau)

Abb. 8: Schema zur neuromuskulären Steuerung des Kaumechanismus aus

Weinschenk S: Handbuch der Neuraltherapie basierend auf Schuhmacher GH.

Anatomie für Zahnmediziner Heidelberg, Hüthig 1997

Quelle: Schünke M et al: Prometeus LernAtlas der Anatomie, Kopf-Hals- und Neuroanatomie.

Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 4. Aufl. Stuttgart, Thieme; 2015

Diese reversible kurzzeitige Impulsunterbrechung erfolgt mit

dem Ziel einer Normalisierung der vegetativen Membranfunktionen

im Injektionsgebiet und nachfolgender Re-Harmonisierung

der von hier aus gestörten Regelkreisen. – „Regulationsmedizin“.

Die neuraltherapeutisch vorgenommene Injektion ist

durch den Reiz mittels Nadelstich und die Reizausschaltung

durch das Lokalanästhetikum bestimmt (9).

Pharmakologische Besonderheiten

von Procain

Im Gegensatz zu manch anderslautenden Informationen tritt

eine Allergie auf Procain selten auf (10). Im Vergleich zu beispielsweise

Ultracain 4% ist es wenig toxisch. Die Halbwertszeit

ist sehr kurz: Procain zerfällt im Gewebe unmittelbar durch

die ubiquitär im Gewebe vorkommende Pseudocholinesterase

in Paraaminobenzoesäure, die die Kapillar-Membranen abdichtet

und Diäthylaminoethanol, welches lokal die Gefäße

erweitert und somit die Durchblutung erhöht. Procain diffundiert

schlecht im Gewebe, sodass die Injektionen gut platziert

werden müssen – gleichzeitig führt dies dazu, dass man sehr

12 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

spezifisch arbeiten kann und die nicht myelinisierten C-Fasern

des autonomen Nervensystems, die ja das Zielorgan für

die Autoregulation darstellen, bevorzugt werden. Diese Effekte

erklären die entzündungshemmende Wirkung und die positive

Wirkung auf Nervensystem und Hormonhaushalt.

Wie alle Lokalanästhetica ist Procain sympathikolytisch. Eine

Beimengung von Adrenalin ist kontraindiziert, da dies die Wirkung

negativ beeinflussen würde. Daher ist Procain außer bei

einer nachweislichen Allergie das Medikament der Wahl für die

Neuraltherapie.

Konzept/Systematik der Neuraltherapie

1. Therapie über den Locus dolendi –„da wo es weh tut“

2. Therapie über das Segment – segmentale Nervenareale

3. Therapie über zentrale Strukturen des vegetativen Nervensystems

(erweitertes Segment/Ganglien)

4. Neuraltherapie als Infusion als Reset

5. Störfeldtherapie – z.B. Narben, Tonsillen, Weisheitszahnregionen

Nach dieser Einteilung kann man der Topographie des vegetativen

Nervensystems und den Verbindungen zum somatischen

Nervensystem, den Hirnnerven und dem zentralen Nervensystem

Rechnung tragen (9).

1. / 2. Entspricht der Segmenttheapie:

Die lokal-segmentale Therapie an Bereichen, die über die Segmentreflektorik

verschaltet sind, nutzt vegetative, somatische

Afferenzen und Efferenzen(9, 10). Dies trifft für die Injektion

an Muskeltriggerpunkte (15) , Quaddeln und Infiltrationen an

Gelenke zu.

3. Die Therapie über zentrale Strukturen nutzt vertikale Verschaltungen

über Körperganglien mit dem Ziel eine Durchblutungsverbesserung,

Reset von Nerven, Löschen des Schmerzgedächtnisses

(13) (früher: erweiterten Segmenttherapie). Sie

stellt technisch höhere Anforderungen an den Behandler (z.B.

Gl pterygopalatinum).

Im Rahmen dieser Behandlung treten folgende Phänomene auf

(s. Abb. 9).

Segmentphänomen:

hier kommt es nach jeder Behandlung kontinuierlich zu einer

Besserung der Beschwerdesymptomatik bis zu völligen Beschwerdefreiheit

(11).

Besserung nach Erstverschlimmerung:

hierbei tritt nach einer anfänglichen Verschlechterung über

Stunden bis wenige Tage ebenfalls eine Besserung der Beschwerdesymptomatik

ein (9,10,11)

Reaktionsphänomen:

Hier tritt eine anfängliche Verschlechterung der Urspungssymptomatik

über 1-3 Tage mit Rückkehr zum Ausgangsniveau der

Beschwerden auf. Dies ist ein klarer Hinweis auf ein Störfeld

(11)

Retrogrades Phänomen:

Nach Segmenttherapie neu auftretende Beschwerden, unter

Umständen an fern abgelegenen Stellen sind ein deutlicher

Hinweis auf ein Störfeldgeschehen (11).

Intravasale Neuraltherapie

Mit unverdünntem Procain als Endoanästhesie nach Zipf oder

als Infusion mit Procain in NaCl: Hierdurch erreicht man therapeutisch

wirksam Strukturen wie Gefäß-, Herz und Schleimhautrezeptoren

und das die positive Einflussnahme auf die

Psyche erklärende limbische System (11, 12)

Störfeldtherapie

Begriffsdefinitionen Herd – Störfeld:

Herdgeschehen sind der Zahnmedizinerin und dem Zahnmediziner

sehr vertraut und es ist tägliches Brot der Zahnärztin

und des Zahnarztes Herde zu sanieren. Niemand bezweifelt

die Tatsache, dass ein beherdeter Zahn durch das Abgeben von

Bakterien in die Blutbahn eine Fernwirkung - zum Beispiele an

Herzklappen oder Endoprothesen - im Sinne einer bakteriellen

Besiedlung hervorrufen kann. Der Begriff Herd und Störfeld

wir manchmal vermischt oder gleichgesetzt. Fakt ist, dass ein

Herd ein Störfeld im neuraltherapeutischen Sinne sein kann,

aber nicht muss. Umgekehrt kann ein Störfeld morphologisch

zum Beispiel im Sinne eines Herdes oder einer Narbe sichtbar

sein – es muss aber nicht makroskopisch sichtbar sein.

Ein Störfeld (neuromodulatorischer Trigger) ist ein chronischer

oligo – oder asymptomatischer Gewebeabschnitt an einer beliebigen

Stelle des Körpers (10) dessen afferenter Schenkel sich

durch neuroplastische Modulation im Reizzustand befindet.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 13


Wissenschaft

Die Hypothese der Fernwirkung liegt in der Verknüpfung des

gesamten Körpergewebes über das autonome Nervensystem

(12), und die dem Vegetativum zugeordneten C-Fasern.

Ein Herd ist dadurch gekennzeichnet, dass er morphologisch

nachweisbar ist. Sehr häufige Störfelder, die nicht makroskopisch

sichtbar sind, sind die Regiones der Weisheitszähne nach Entfernung.

Manchmal sind im Kieferbereich an der Position einer solchen

„Knochennarbe“ nach z.B. Weisheitszahnentfernung aber

auch fettige Knochennekrosen im Bereich des nicht vollständig

ausgeheilten Knochendefektes nach Weisheitszahnentfernung

nachweisbar „Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis“

NICOS im Sinne eines makroskopisch sichtbaren Herdes, die

oft über das Triggern der C-Fasern wie der Name schon sagt,

auch als Störfeldes wirken. Ob ein Störfeld im Bereich einer

Narbe oder Extraktionswunde vorliegt, lässt sich nur durch die

neuraltherapeutische – diagnostische Infiltration mit Procain

herausfinden. Wenn die Symptome nach Infiltration an einen

verdächtigen Bereich für 20 h bzw. bei einer Testinfiltration im

Zahnbereich für 8 h verschwinden, liegt ein Störfeld vor (9).

Therapeutisch ist der Unterschied zwischen Störfeld und

Herd der, dass der Herd auch chirurgisch saniert werden

muss, während man das Störfeld durch die stabilisierende

Behandlung im Sinne aufgrund der Neuroplastizität mit

Procain behandeln kann. Erfahrene Chirurgen, die eine

neuraltherapeutische Ausbildung haben, infiltrieren jede

Wunde/Narbe prophylaktisch mit Procain, um die Entstehung

eine Störfelds zu vermeiden.

Grundlagen der Störfeldphysiologie:

Das ursprünglich von den Gebrüdern Huneke zufällig entdeckte

Störfeldphänomen wurde von Ricker (16) tierexperiementell

belegt (9,10,11). Er konnte die Engrammierbarkeit des vegetativen

Nervensystems als Grundlage der Störfelderkrankung

zeigen. Von Pischinger und Heine (14) wurde das Modell einer

segmentübergreifenden Verschaltung über eine ubiquitäre Synapse

aus zellulären, humoralen und neuronalen Komponenten,

das „Grundsystems“ über das die Impulsweiterleitung über die

sympathischen Fasern des vegetativen Nervensystems im Organismus

stattfindet, aufgestellt. Speransky (17) konnte in der

Neuralpathologie, ebenfalls tierexperimentell demonstrieren,

dass es keinen segmentalen Grenzen bei der Störfeldwirkung

gibt. In Nature beschreibt Kevin Tracey (18) 2002 einen inflammatorischen

Reflex. Durch Stress, Störfelder und auch Emotionen

entstandene lokale Sympathikus-Fehlinformationen können

reflektorisch Entzündung und immunologische Antworten

des Organismus unterhalten und somit chronische Erkrankungen

in entfernten Körperregionen hervorrufen.

Die häufigsten Störfelderkrankungen im Kontext der CMD

sind (auch nach eigener Beobachtung):

Migräne, Tinnitus, Trigeminusneuralgie bzw. atypischer Gesichtsschmerz,

chronische Nebenhöhlenaffektionen, chronische

Augenentzündungen Bronchialasthma, Allergien, Hyper- und

Hypothyreose/Hashimoto Thyreoiditis, Herzrhythmusstörungen,

chronische Prostatitis, Reizblase, Zyklusstörungen, chronische

Darmentzündungen., orthopädisch-rheumatische Erkrankungen,

Durchblutungsstörungen, vegetative Regulationsstörungen

Phänomene im Zusammenhang

mit Störfeldbehandlung

Sekundenphänomen:

Sofortiges reproduzierbares Verschwinden nach Infiltration des

vermuteten Störfeldes. Vgl oben Plischko 2007 (19)

Nachbarschaftphänomen:

eine nur für ein paar Stunden anhaltende Symptomlinderung

bei Vorliegen eines Störfelds in direkter Nachbarschaft des getesteten

Bereiches.

Die Punkte 1-6 aus Tabelle 3 können unmittelbar durch Neuraltherapie

mitbehandelt werden. Durch den regulationsmedizinischen

Ansatz fällt der Behandlungsbedarf mit Operationen

oder invasiven Behandlungen sowie medikamentösen Einstellungen

oft unmittelbar bis mittelfristig weg. 80% aller Störfelder

liegen nach Hans Barop (12 Taschenatlas Neuraltherapie nach

Huneke, S. 22 Haug Verlag 2017) im MKG und Tonsillenbereich.

Im Weiteren müssen alle Narben und zum Beispiel der Bauchnabel

sowie der gynäkologische Bereich – beim Mann der Plexus

vesicourethralis als Störfeld ausgeschlossen werden.

Typische Injektionsorte bei CMD:

Intradermale Quaddeln und subcutane, subgaleale infiltraionen am Schädel:

Dornenkranz nach Hopfer auch Kopfkranz, die Neuerstrecke nach Perschke und

der temporomanibuläre Block. Abb. 10 a, b c: Infiltration von muskulären Triggerpunkten

Kaumuskulatur nach Palapation (Travell 15).

14 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Abb. 11: Injektion an das

Koefergelenk

Abb. 12: Injektion an das

Ganglion oticum

Abb. 13: Injektion an

das Ganglion pterygopalatium

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 15


Wissenschaft

Fallbericht: XY

Pat. S G, 44 Jahre. Verheiratet, 1 Tochter (16 Jahre), früher

Leistungssport Volleyball.

Anlass für den Arztbesuch:

Die Patientin kommt wegen Gesichtsschmerzen linkseitig,

Zahnschmerzen, Tinnitus links mehr als rechts, Panikstörung,

Schlafstörungen, Erschöpfung, chronische Gastritis seit 2006.

Anamnese: In der Familien-Anamnese Tod des Bruders und

Scheidung der Eltern belastend, aktuell fehlender Sport unter

Corona belastend. Die Patientin ist wegen Ängsten, Panikattacken

in psychologischer Behandlung gewesen – Herzrasen

funktionell. Aktuell Stress, Mobbing bei der Arbeit.

Sport wurde seit frühester Jugend zum Ausgleich intensiv betrieben.

Befund:

MKG

OPT, Untersuchung MKG Asymmetrie wegen

fehlendem Zahn 23 und Lückenschluss

– Tendenz zum Kreuzbiss, Kaumuskulatur

verspannt, KG Knacken terminal rechts

Allgemein: Guter EZ, eingeschränkter AZ wegen

Schmerzen, schmerzhafte Trigger Nacken,

Tendenz Fibromyalgie, funktionelle Magenbeschwerden

und Reizdarm, Pat ist erschöpft bei

Durchschlafstörungen

NCH Neurologische Untersuchung bis auf

Schmerzen unauffällig, keine Ausfälle

HWS-LWS Syndrom, Trigger ISG

Labor

Urinprobe KPU

Auf Nachfrage: Auffahrunfälle 1999, 2003, 2008 jeweils mit

Schleudertrauma, Peitschenhiebverletzung HWS

Bildgebung

Sitzungen

OPT, CT Rücken, MRT Rücken

Behandlung einmal – zweimal pro Woche

Zeit /Psycho-Th Massnahmen MKG/Oral/Neurochirurgie/Physio Neuraltherapie

Woche 1

Coaching –psychosomatische

Therapie, Selbstbeobachtung

begleitend incl. Hausaufgaben

Woche 2

Coaching –psychosomatische

Therapie, Selbstbeobachtung

begleitend incl. Hausaufgaben

Ausführliche Anamnese und Untersuchung MKG

OPT (Untersuchungsbogen für Homöopathische

Erstanamnese und Erhebungsbogen CMD der

DGZMK), Urintest KPU

Pat krank schreiben!

Ernährungsumstellung einleiten

Frühstücken! Haferflocken, kein Weizen, Zucker,

Schweinefleisch, Konserven reduzieren

Nahrungsergänzungsmittel MSM Schwefel, Curcuma,

Kryptosan, Titrieren von CBD Tropfen zu

Nacht bei Schlafstörungen

Untersuchung NCH: Röntgen HWS, LWS, MR

HWS: Degenerative Veränderungen – kein op

würdiger Befund

MKG: Abdrücke OK UK,

Bissnahme aufrecht

Erste Behandlung: Infusion mit Procain und

Basen – Bemerbehandlung,

Neuraltherapie: Quaddeln cubital (Keine Allergie),

Infiltration Schilddrüse bds.

Reset – Infusion

Quaddel – keine Allergie, Autonom NS,

Hormonachse Schilddrüse: Stress

Neuraltherapie: Infusion Procain und Basen,

KPU Hoffmann, Bemer,

Lokal Infiltration: Triggerbehandlung Nacken,

Dornenkranz, Infiltration Kaumuskulatur Spülung

Kiefergelenke, Infiltration Myogelosen und

Trigger Kaumuskulatur

Reset -Infusion Procain und Basen, Bemer

Neuraltherapie Rücken:

Lokal Infiltration: Trigger, HWS Facetten, LWS

Segment: Spinalnerven, N. occ bds., Lokal: ISG

Bemer

Neuraltherapie Störfeld: Unterspritzen Narben

und 8er Bereich, Mandeln Infiltration Störfeld

Zahn 23,

16 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Woche 3

Coaching – Coping-Strategien,

Laufen wieder angefangen

Hypnotherapie gegen Knirschen

– Blockadenlösung (3 Sitzungen),

Trauerverarbeitung – Rückführung

zusätzlich

Woche 4

Hypnotherapie

Einsetzen Entlastungsschiene hart weich mit adjustierter

Oberfläche, Physiotherapie Beginn

Trägt Schiene, arbeitet wieder

Reset: Infusion, Bemer Schädelbasis Therapie

im Segment: Infiltrationen Gl pterygoplatainum,

Gl oticum,

Quaddeln Colon

Hormonachse/Störfeld: Gyn-Raum

Reset: Infusion, Bemer

Lokal: Trigger Nacken

Woche 5 Trägt Schiene nachts, arbeitet wieder Reset Infusion,

Trigger Nacken Myogelose KM

Woche 6

Hypnotherapie

Woche 7

Rückfall Tinnitus

Woche 8

Trägt Schiene nachts

arbeitet

Trägt Schiene

Musste Schicht arbeiten

Impfung Covid

3 Tage krank

Reset: Infusion

Hormonachse Störfeld: Gyn raum

Reset: Infusion

Infiltration Kaumuskulatur, Kiefergelenke,

Trigger Nacken

Reset: Infusion

Woche 9-12 Trägt Schiene bei Bedarf Vorstellung bei Bedarf

Behandlungsverlauf über 3 Monate – kein Tinnitus mehr, allgemein keine akuten Schmerzen mehr – gelegentlich wieder Verspannungen

– Neuraltherapie bei Bedarf, Pat stellt sich auf Umschulung ein, da der Beruf mit Schichtdienst und wenig Wertschätzung

verbunden ist.

Interessenkonflikt:

Die Autorin und der Autor geben an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Literaturverzeichnis:

(1) LeResche L: Epidemiology of temporomandibular disorders: implications for

the investigation of etiologic factors. Crit Rev Oral Biol Med 1997; 8: 291–305

in Reißmann DR: Therapie von kraniomandibulären … Zahnmedizin up2date 2017;

11: 179–201

(2) von der Lippe E et al: Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutschland.

Ergebnisse der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020, Journal of Health Monitoring

· 2021 6(S3)DOI 10.25646/7854 Robert Koch-Institut, Berlin

(3) Antonovsky A: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche

Herausgabe von Alexa Franke. dgvt-Verlag, Tübingen 1997, ISBN 978-3-87159-136-5.

(4) Fussnegger MR: Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von

Patienten mit orofazialen Schmerzen – ein personzentrierter, narrativer Ansatz. Dtsch

Zahnärztl Z 2016; 71: 371–377

(5) Reißmann DR: Therapie von kraniomandibulären Dysfunktionen. Zahnmedizin

up2date 2017; 11: 179–201

(6) Selye H: Stress, Cortison und HomöostaseStress, Cortisone and Homeostasis. Adrenal

Cortex Hormones and Physiological Equilibrium, 1936–1960

(7) Cannon W: Wut, Hunger, Angst und Schmerz: eine Physiologie der Emotionen.

Aus d. Engl. übers. von Helmut Junker, hrsg. von Thure von Uexküll. Urban & Schwarzenberg-Verlag,

München, Berlin, Wien 1975, Erste engl. Ausgabe 1915

(8) S3 Leitlinie „Funktionelle Körperbeschwerden“ AWMF-Reg. Nr. 051-001

(9) Ettlin D et al. Hrsg.: Das Kiefergelenk in Funktion und Dysfunktion. Thieme-Verlag,

Stuttgart2019

(10) Fischer L: Neuraltherapie: Neurophysiologie, Injektionstechnik und Therapievorschläge.

Haug-Verlag, Stuttgart 2014

(11) Barop H: Lehrbuch und Atlas der Neuraltherapie, , 2. Überarbeitete und erweiterte

Auflage. Haug-Verlag, Stuttgart, S 57-65

(12) Hahn-Godefroy JD: Wirkung und Nebenwirkung des Procain – was ist gesichert?

Komplement Integr Med 2007; 2 (7): 32-34

(13) Weinschenk S et al Handbuch der Neuraltherapie: 2. überarbeitete Auflage, Thieme-Verlag

Stuttgart 2020

(14) Pischinger A: Das System der Grundregulation, Haug-Verlag Stuttgart, 2010

(15) Travell JG, Simons DG: Myofacial pain and dysfunction. Baltimore Williams and

Wilkins 1998

ISBN: 9783132204911

(16) Ricker G: Pathologie als Naturwissenschaft – Relationspathologie. Springer-Verlag,

Heidelberg 1924

(17) Speransky AD: Grundlage einer Therorie der Medizin. Sänger-Verlag Berlin 1950

(18)Tracey KJ: The inflammatory reflex. Nature 2002;420:853-859

(19) Plischko I: Das Störfeld – eine Herausforderung. KIM 2007: 2:8-13.

Autoren

PD Dr. med. Dr. med. dent

Katja Schwenzer-Zimmerer

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und

Gesichtschirurgie

Praxis an der Wiese

79539 Lörrach

Dr. med. Stephan Zimmerer

Facharzt für Neurochirurgie

Praxis an der Wiese

79539 Lörrach

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 17


Wissenschaft

Schwindel beim Zahnarztbesuch -

ein Beweis für die Existenz des

zervikogenen Schwindels?

Thomas Kaiser

Zusammenfassung

Welche Zahnärztin, welcher Zahnarzt kennt das nicht – während

oder nach der zahnärztlichen Behandlung klagen Patienten*innen

über Schwindel und/oder HWS-Beschwerden.

Ursächlich sind oft längere Zwangshaltungen oder Überstreckung

der Halswirbelsäule bei der Lagerung. Werden diese

Beschwerden vom Patienten*innen bereits während der Behandlung

bemerkt, kann eine Entlastung der Halswirbelsäule

durch Positionsänderung, wie zum Beispiel verstärkte

Anteflexion, herbeigeführt werden. Doch manchmal treten

Schwindel und HWS-Beschwerden auch mit zeitlicher Verzögerung

nach Abschluss der Behandlung auf und werden

dann gelegentlich auch therapiebedürftig. Gehäuft treten

diese Phänomene bei Patienten*innen mit vorbekannten

HWS-Erkrankungen wie Fehlhaltungen, Blockaden, muskulären

Verspannungen, zervikalen Bandscheibenprozessen

oder zervikalen Spinalkanalstenosen auf. Insbesondere das

zeitnahe Auftreten von Schwindel legt die Existenz eines zervikal

bedingten Schwindels (zervikogener Schwindel) nahe,

dessen Existenz nach wie vor umstritten ist und von einigen

Fachleuten sogar abgelehnt wird. Die Erfahrungen und Befunde

aus unserer Schwindelsprechstunde legen einen klaren

Zusammenhang von Schwindelsymptomen im Kontext mit

zervikalen Syndromen aber auch mit begleitenden vestibulären

Funktionsstörungen nahe. Neben den gängigen schulmedizinischen

Therapieverfahren stehen für die während

oder nach einer Zahnarztbehandlung aufgetretenen Schwindel-

und HWS-Beschwerden sehr gute neuraltherapeutische

Behandlungskonzepte zur Verfügung.

Schlüsselwörter: Zervikogener Schwindel, Schwindel, Nacken,

Lokalanästhesie, Neuraltherapie

Summary

Which dentist does not know this - during or after the dental

treatment, patients complain about dizziness and/or

cervical spine problems. The causes are often longer forced

postures or overstretching of the cervical spine during positioning.

If the patient notices these symptoms during the

treatment, the cervical spine can be relieved by changing

the position, such as increased anteflexion. However, sometimes

dizziness and cervical spine symptoms occur with a

time lag after the end of the treatment and then occasionally

require therapy. These phenomena occur more frequently

in patients with known cervical spine diseases such as poor

posture, blockages, muscular tension, cervical disc processes

or cervical spinal canal stenosis. In particular, the timely

occurrence of dizziness suggests the existence of cervical

dizziness (cervicogenic dizziness), the existence of which is

still controversial and is even rejected by some experts. The

experiences and findings from our dizziness consultation

suggest a clear connection between vertigo symptoms in the

context of cervical syndromes and accompanying vestibular

dysfunctions. In addition to the usual conventional medical

therapy methods, very good neural therapy treatment

concepts are available for dizziness and cervical spine symptoms

that have occurred during or after dental treatment.

Key words: Cervicogenic dizziness, dizziness, Neck, local anesthesia,

neural therapy

18 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Wodurch kann Schwindel ausgelöst werden ?

In unserer Praxis werden wir oft von Patienten*innen aufgesucht,

die während und nach einem zahnärztlichen Eingriff

unter kurzzeitigen oder auch länger anhaltenden Schwindelbeschwerden

leiden. Dieses Phänomen erleben wir auch

nicht selten bei Patienten*innen, die im Rahmen einer Vollnarkose

intubiert und längere Zeit während der Operation

mit überstrecktem Kopf gelagert wurden. Dabei handelt

es sich in der Regel um Patienten*innen, die an einem klinisch

relevanten HWS-Syndrom leiden. Aber nicht nur ältere,

sondern auch jüngere Patienten*innen sind davon betroffen.

In unserer heutigen Zeit mit viel Bildschirmarbeit, wenig Bewegung

und oft auch durch Stress ausgelösten Verspannungen

der Nackenmuskulatur finden sich bei immer jüngeren Patienten*innen

bereits symptomatische und behandlungsbedürftige

HWS-Syndrome.

Assoziierte Kopfschmerzen und auch Schwindelbeschwerden

sind hier nicht selten. Zahnärzte sollten bei diesen Patienten*innen

für mögliche Probleme im Rahmen der zahnärztlichen Behandlung

sensibilisiert sein.

Welche Schwindelarten gibt es?

Natürlich muss im Falle eines während der Behandlung auftretenden

Schwindels auch an einen möglichen gutartigen Lagerungsschwindel

oder einen phobisch bedingten Schwindel

gedacht werden. Der Lagerungsschwindel tritt aber nur bei

Kopfbewegungen auf, nicht in Ruhe, und sistiert dann spontan,

der phobische Schwindel ist oft assoziiert mit Beklemmungs-

oder Angstgefühlen und vegetativen Symptomen.

Insbesondere ältere Patienten mit ausgeprägten degenerativen

Veränderungen an der Halswirbelsäule oder aber auch mit

bekannter zervikaler Spinalkanalstenose können den Kopf

beim Flachlegen nicht auf der Liege ablegen und empfinden

bei forcierter Überstreckung oft ein unangenehmes Gefühl das

sich bis zum Schwindel steigern kann. Hier würde man dann

naheliegend von zervikogen ausgelöstem Schwindel sprechen.

Aber gibt es diesen überhaupt? Die Existenz eines zervikogenen

Schwindels ist in der Fachwelt nach wie vor umstritten

und wird insbesondere unter Neurologen immer noch kritisch

gesehen (8, 10). Dabei gibt es aus der manuellen Therapie, der

Osteopathie, der Neuraltherapie, experimentellen Untersuchungen

an Menschen und Tieren und nicht zuletzt aus den

Erfahrungen vieler Patienten*innen deutliche Hinweise auf

klare und nachvollziehbare pathophysiologische Zusammenhänge

und Mechanismen (1,3,7,9). Den Erkenntnissen der

„evidenzbasierten Medizin“ stehen besonders in dieser Frage

die Erfahrungen aus der „Erfahrungsmedizin“ gegenüber.

Wenn man wie ich über mittlerweile Jahrzehnte immer wieder

von chronischen Schwindelpatienten berichtet bekommt, dass

es Ihnen nach einer osteopathischen Behandlung der HWS

über mehrere Tage deutlich besser gegangen sei, oder aber Patienten

schildern, dass Ihnen nach einer heftigen Massage der

HWS danach über mehrere Tage schwindelig war, dann sind

das doch wichtige Hinweise, die wir in unsere diagnostische

und therapeutische Beurteilung mit einfließen lassen sollten.

Auch wenn es im engeren Sinne keine spezifischen Tests zum

kausalen Nachweis eines im Zusammenhang mit Nackenbeschwerden

zervikogen ausgelösten Schwindels gibt (1,6), so

finden sich doch aus klinischen Erfahrungen, aber auch aus

tiermedizinischen Experimenten, deutliche Hinweise auf einen

möglichen kausalen Zusammenhang (3,5).

Unbestritten ist, dass insbesondere die obere Halswirbelsäulenmuskulatur

starke propriozeptive Afferenzen in das vestibuläre,

cerebelläre und okulomotorische System vermittelt (1,6,8). Neuroanatomisch,

funktionell und klinisch umfasst die obere Halswirbelsäule

die Segmente Okziput bis C3. Diese unterhalten einerseits

enge Konvergenzen zu den spinalen Trigeminuskernen,

was unter anderem beim zervikogenen Kopfschmerz im Sinne

eines „referred pains“ eine zentrale Rolle spielt. Andererseits bestehen

aber auch Verbindungen zu anderen Hirnnervenkernen.

Insbesondere Projektionen zum Vestibulariskernkomplex sowie

zu den Cochleariskernen kreuzen über den Nucleus cervicalis

centralis (NCC) auf die Gegenseite und erreichen dann auch das

iStock/courtneyk

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 19


Wissenschaft

Kleinhirn (3). Aus dieser Konvergenzsituation in Bereich des

Hirnstamms ergibt sich, dass viele Noziafferenzen aus Strukturen

der oberen HWS Symptome wie Gleichgewichtsstörungen, Tinnitus,

Übelkeit und Kopfschmerzen auslösen können.

Dabei spielen insbesondere die zervikalen propriozeptiven Afferenzen

in das vestibuläre System bei der Unterstützung der Hypothese

des zervikogen ausgelösten Schwindels eine zentrale Rolle.

So ließ sich in einer Arbeit von Hölz et. Al (4) unter zervikalen

Provokationsbedingungen über zervikookuläre Bahnen bei Probanden

sowohl ein horizontaler wie auch vertikaler Nystagmus

provozieren, der eine halspropriozeptive Aktivierung des vestibulären

Systems nahelegt (4) und auch nachvollziehen lässt,

dass die Patienten*innen dabei Schwindelgefühle wahrnahmen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Beobachtung aus

unserer Praxis, dass zervikogen ausgelöste Schwindelbeschwerden

in den meisten Fällen mit einer vestibulären Tonusimbalance

im Zusammenhang stehen, also einer zumindest einseitigen

Unterfunktion eines Gleichgewichtsorganes. Diese lässt sich

durch kalorische Untersuchungen der Vestibularfunktion (Video-

und Elektronystagmographie) nachweisen, wo sich dann

typischerweise bei noch zumindest teilweise erhaltener Vestibularfunktion

ein Defizit der Amplituden und/oder der Frequenz

der Syntagmen einer Seite nachweisen lässt. Auch ein einseitig

pathologischer Video-HIT (Head impulse test) mit Nachweis von

verspäteten Rückstellsakkaden als Ausdruck einer Störung des

vestibulo-okulären Reflexes kann auf eine einseitige vestibuläre

Läsion hinweisen, die im Zusammenhang mit zervikalen propriozeptiven

Afferenzen dann symptomatisch werden kann. Durch

den Unterberger Tretversuch, einen einfachen, im klinischen Alltag

leicht durchzuführenden Test, kann zumindest ein Hinweis

auf eine einseitige vestibuläre Störung objektiviert werden. Eine

Drehung um mehr als 45° zu einer Seite legt das Vorliegen einer

relevanten vestibulären Asymmetrie zumindest nahe.

Fasst man diese Untersuchungsergebnisse mit den Erfahrungen

aus der Praxis zusammen, kann man die Existenz

eines zervikogen ausgelösten Schwindels bei bestimmten

Konstellationen wie klinisch relevanten HWS-Syndromen,

ungünstiger Lagerung des Kopfes aber auch einer begleitenden

vestibulären Problematik eigentlich nicht mehr negieren.

Von zahnärztlicher Seite ist eine Kenntnis dieser Zusammenhänge

im Hinblick auf eine Vermeidung unnötiger Komplikationen

vor allem bei längeren Eingriffen sicher hilfreich.

Welche therapeutischen Maßnahmen gibt es ?

Mögliche therapeutische Maßnahmen sind nachfolgende physiotherapeutische,

manualtherapeutische oder osteopathische

Behandlungen (7,9), die allesamt darauf abzielen, muskuläre Verspannungen

und ggf. Blockaden zu lösen und die propriozeptiven

Einflüsse aus der Halswirbelsäule zu minimieren. Durch den

therapeutischen Einsatz von Lokalanästhetika kann dieser Effekt

deutlich verstärkt werden. Auch schulmedizinisch werden neuerdings

Facettengelenksblockaden im Bereich der Facettengelenke

der HWS mittels Lokalanästhetika diagnostisch und therapeutisch

eingesetzt (2). Im Bereich der Neuraltherapie ist diese Art

der Therapie schon lange bekannt und kann erfolgreich durch

zusätzliche Maßnahmen wie Infiltration der aktiven Muskeltriggerpunkte,

der kurzen, tiefen aber auch der oberflächlichen Halsmuskeln,

Infiltrationen im Bereich der Dornfortsätze sowie durch

intradermale Quaddelung zur Lockerung der HWS-Muskulatur

unterstützt werden. Vestibuläre Syndrome lassen sich gut durch

eine Blockade des ipsilateralen Ganglion stellatum behandeln,

die durch Reduktion des Sympathikotonus zu einer Besserung

der Mikrozirkulation und somit Förderung regenerativer Effekte

im Innenohr beitragen kann. Insofern stellt die Neuraltherapie

eine gute Behandlungsmöglichkeit zervikaler Schwindelsymptome

im Zusammenhang mit zahnärztlicher Behandlung dar und

kann bei entsprechenden „Risikopatienten“ ggf. sogar prophylaktisch

vor einem geplanten Eingriff durchgeführt werden.

Interessenkonflikt:

Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Literaturverzeichnis:

Autor

Dr. med. Thomas Kaiser

Facharzt für Neurologie

Schwindeldiagnosezentrum

Wilhelmstr. 84-86

55543 Bad Kreuznach

e-mail: mail@schwindeldiagnose.de

Tel.: 0671-92001318

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20 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Die GZM steht für die Erarbeitung, Prüfung und Verbreitung von diagnostischen und therapeutischen

Methoden, die einem erweiterten Verständnis der Zahnheilkunde im Sinne einer

Ganzheitsbetrachtung entsprechen. Der erkrankte Mensch steht im Mittelpunkt. Erkrankungen

im Zahn-, Mund und Kieferbereich sind nicht nur lokal und isoliert, sondern in ihrem gesamtmedizinischen

Zusammenhang zu erfassen.

Das Leitbild der GZM:

▶ Der Patient ist ein individuelles und komplexes Wesen.

▶ GZM-Zahnärzte arbeiten auf dem aktuellen Stand des

zahnärztlichen Wissens. Sie integrieren Naturheilkunde

und komplementäre Medizin durch interdisziplinäre

Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen Therapeuten

im Netzwerk.

▶ Sie betreiben individuelle Gesundheitsförderung durch

Gesundheitscoaching, agieren wertschätzend gegenüber

Patienten, Kollegen, Co-Therapeuten und sich

selbst.

▶ GZM-Zahnärzte sehen ihren Beruf als Berufung und

stellen traditionelle ärztliche Werte in den Vordergrund.

▶ GZM-Zahnärzte unterstützen die Persönlichkeits-entwicklung

der Mitglieder, der Patienten und der Mitarbeiter

mit dem Ziel einer authentischen, heilsamen

Begegnung.

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für chronisch kranke Patienten.

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Wissenschaft

Die ganzheitliche Tinnitus-Therapie

Daniela Pfaue

Zusammenfassung

Tinnitus ist ein Symptom pathologisch veränderter Hörwahrnehmung,

der durch Schädigungen entlang der Hörbahn

generiert werden kann. Eine psychische und physische

Belastung durch das Ohrgeräusch entsteht nur bei ca. 25%

der betroffenen Patientinnen und Patienten. Auch ohne Behandlung

setzt bei vielen Menschen ein Gewöhnungsprozesse

ein. Da die Entstehung und Ausprägung eines Tinnitus

sehr unterschiedlich sein kann, gibt es keinen allgemein gültigen

Therapieansatz, welcher eine vollständige Rückbildung

der Ohrgeräusche garantiert. Am erfolgreichsten sind multimodale

Ansätze innerhalb einer stabilen Arzt-Patienten-Beziehung.

Schlüsselwörter: Tinnitus, Neuraltherapie nach Huneke, Multimodaler

Ansatz

Zusammenfassung

Summary

Tinnitus

Tinnitus

ist

is a

ein

symptom

Symptom

of

pathologisch

pathologically

veränderter

altered auditory

perception that

Hörwahrnehmung,

der

can

durch

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Schädigungen

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entlang

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der Hörbahn

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setzt

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ein Gewöhnungsprozesse

ein. Da die Entstehung und Ausprägung eines

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Tinnitus

sehr

can be

unterschiedlich

very different,

sein

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kann,

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gibt

no generally

es keinen

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allgemein

therapeutic

gültigen

Therapieansatz,

approach that

welcher

guarantees

eine vollständige

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Rückbildung

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der

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Ohrgeräusche

noise in the ears.

garantiert.

Multimodal

Am erfolgreichsten

approaches within

sind

a

multimodale

stable

doctor-patient

Ansätze

relationship

innerhalb einer

are most

stabilen

successful.

Arzt-Patienten-Beziehung.

Key words: tinnitus, neural therapy according to Huneke,

Schlüsselwörter:

multimodal approach

Tinnitus, Neuraltherapie nach Huneke, Multimodaler

Ansatz

Pfeifen, Klingeln, Rauschen, Brummen, Klopfen oder

Summen, jeder vierte Erwachsene kennt vorübergehende

ein- oder beidseitige Ohrgeräusche aus seiner persönlichen

Erfahrung. Aktuell sind rund 3 Millionen Menschen in

Deutschland von einem dauerhaften Tinnitus betroffen. Die

Tendenz ist steigend, es kommen jährlich rund 250 000 Betroffene

hinzu. Bei ca. 1,5 Millionen Betroffenen gilt der Tinnitus

als mittelgradig bis unerträglich (Deutsche Tinnitus-Liga =

DTL). Über 90% der von Tinnitus Betroffenen leiden zusätzlich

unter einer Schwerhörigkeit und ca. 44% unter einer Hyperakusis

(Geräuschüberempfindlichkeit).

Die Behandlung von Tinnitus stellt für viele Betroffene und ihre

Therapeuten und Therapeutinnen eine große Herausforderung

dar, denn es existieren keine Standardtherapien, die allen gleicher-

maßen und zuverlässig helfen. Bei vielen Ärztinnen und Ärzten

herrscht immer noch eine gewisse Hilflosigkeit im Umgang mit

Tinnituspatienten. Dies führt nicht nur zur Frustration auf beiden

Seiten, sondern oft auch zu einer Nichtbehandlung. Die Deutsche

Gesellschaft für HNO-Heilkunde (DGHNO-KHC) zeigt verschiedene

Therapieansätze in ihren S3-Leitlinien auf, von z.B. Beratung

über Hörgeräteversorgung, Musiktherapie, Medikation, Psychotherapie

und Stimulationsverfahren.

Bei Ohrgeräuschen ist meist die HNO-Ärztin oder der HNO-

Arzt der erste Ansprechpartner. Das gilt vor allem dann, wenn

die Ohrgeräusche erstmals auftreten und/oder länger als 24

Stunden anhalten. Treten zusätzlich auch eine akute Hörminderung

und Schwindel auf, sollte auf jeden Fall ein zügigerer

Vorstellungstermin vereinbart werden.

22 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Systematik

Man unterscheidet zwei Arten von Tinnitus (abgeleitet vom lateinischen

‚tinnire‘ = klingen):

• Dem seltenen objektiven Tinnitus liegt, eine mess- und hörbare

Schallquelle in der Nähe des Innenohrs zugrunde, z.B.

durch Gefäß- oder Muskelaktivität

• Der häufig auftretende subjektive Tinnitus, hat keine Schallquelle

im Körperinneren. Er wird von den Betroffenen,

aufgrund einer fehlerhaften Informationsverarbeitung im

Hörsystem, als Ton oder Schmalbandgeräusch (Rauschen,

Brummen, Summen, Pfeifen usw.) wahrgenommen.

In den ersten 3 Monaten spricht man von einem Ohrgeräusch

oder akuten Tinnitus, danach handelt es sich um einen chronischen

Tinnitus. Je früher ein Ohrgeräusch einer Therapie zugeführt

wird, umso höher ist die Erfolgsquote. Das bedeutet nicht

zwangsweise, dass ein seit mehreren Jahren bestehender Tinnitus

nicht doch noch deutlich gebessert werden kann.

Als Ärztin oder Arzt sollte man der Patientin oder dem Patienten

nie die Hoffnung auf eine vollständige Heilung oder deutliche

Besserung nehmen. Die Erzeugung einer übersteigerten

Erwartungshaltung, nur um eine IGEL-Leistung anzubieten,

ist jedoch genauso verwerflich. Denn neben hohen Kosten

kann sich daraus auch eine zunehmende Frustration, manchmal

sogar eine Symptomverschlechterung entwickeln. Bei der

ersten persönlichen Untersuchung wird versucht der Ursache

auf den Grund zu gehen. Sollte dem Tinnitus eine Grunderkrankung

zugrunde liegen, ist es unverzichtbar, diese gezielt zu

behandeln. Bei akut auftretendem Tinnitus ohne gleichzeitige

Schwerhörigkeit ist in ca. 80% der Fälle Stress für die Entstehung

irregulärer Erregungsmuster im Bereich der Hörverarbeitung

mit ursächlich.

Bei der Behandlung des chronischen Tinnitus ist es von wesentlicher

Bedeutung, ob das Ohrgeräusch kompensiert wird, d.h.

keine wesentliche Beeinträchtigung hervorruft, oder ob es bereits

zu einer Dekompensation geführt hat. Wenn der Tinnitus

im Gehirn durch plastische Veränderungen und Vernetzung in

der emotionalen Bewertung sowie durch konsekutive Hinwendung

verschaltet und damit verstärkt wird, so verhindert dies ein

Überhören und es entsteht ein Leiden am Tinnitus [1] [2]. Eine

Dekompensation äußert sich in einer Einschränkung der Lebens-

und Gestaltungsfähigkeit und kann psychosoziale Begleiterscheinungen,

wie z.B. manifeste Depressionen, Angsterkrankungen,

Konzentrations- und Schlafstörungen nach sich ziehen.

Tinnitus-Schweregrade:

Grad 1 (leichtgradig): Wahrnehmung nur in stiller Umgebung,

kein Leidensdruck, gut kompensiert

Grad 2 (mittelgradig): Wahrnehmung auch bei geringem Außengeräuschpegel,

durch gewöhnliche - Umgebungsgeräusche

und Lärm maskierbar, stört bei Stress/Belastung

Grad 3 (schwergradig): Störend unabhängig vom Pegel der

Außengeräusche, praktisch nicht maskierbar, dauernde Beeinträchtigung

im privaten und beruflichen Bereich, sowohl emotionale

als auch kognitive Auswirkungen

Grad 4 (schwerstgradig): Völlige Dekompensation im privaten

und beruflichen Bereich, bis zur Arbeitsunfähigkeit

Diagnostik

• Ausführliche, ganzheitliche Anamnese: Frühere Operationen,

Unfällen, Narben? Störfeldermittlung

• HNO-ärztliche Untersuchung, Ohrmikroskopie, Tubendurchgängigkeit

(Valsalvamanöver)

• Nasopharyngoskopie, Sonographie der Nasennebenhöhlen

• Inspektion Gebiss (schiefstehender 8er?) und Kauapparat

(Bruxismus? Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)?), evtl.

OPG/DVT Störfeldermittlung

• Abtasten der Halswirbelsäule (HWS) und Nackenmuskulatur

• Tonaudio-, Sprachaudio-, Tympanometrie, Stapediusreflexe

• Tinnitusbestimmung mit Frequenz und Lautstärke (meist

5-15 dB über der Hörschwelle und praktisch immer in der

Frequenz des größten Hörverlusts [3])

• OAE (Otoakustische Emissionen), BERA (Brainstem Evoked

Response Audiometry)

• Bei Schwindel: orientierende Vestibularisprüfung, KIT (Kopf-

Impuls-Test), Lagerung

• Bei pulssynchronen Ohrgeräuschen: Auskultation des Ohres

und der A. carotis

• Suche nach Grunderkrankungen z.B. Blutdruck und Pulsmessung,

Apnoescreening

• Zum Ausschluss einer zentralen Genese: MRT-Schädel mit

Kontrastmittel und Feinschichtung im Kleinhirnbrückenwinkel

• Psychologische Diagnostik bei hohem Leidensdruck mittels

validierter Fragebögen:

• Tinnitusfragebogen nach Goebel und Hiller [4]

• Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) [5]

Ursachen

• Stress mit muskulären Verspannungen sowie vermehrter

Kortisolausschüttung und Minderdurchblutung

• Craniomandibuläre Dysfunktion (siehe CMD-Artikel Dr. K.

Schwenzer-Zimmerer und Dr. S. Zimmerer)

• HWS-, Schulter-Arm-Syndrom mit Verspannungen im Bereich

der Nackenmuskulatur, des Musculus (M.) trapezius

im Rahmen einer chronischen Fehlbelastung oder bei Z. n.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 23


Wissenschaft

Schleuder-, Schädelhirntauma, als Sturzfolgen, nach einer

Impfung in den Oberarm oder postoperativ

• Entzündungen im Bereich des Ohres, der Nasennebenhöhlen,

der Zähne oder des Kiefers führen ebenso zur Minderdurchblutung

Störfelder

• Autoimmun- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Hypertonie,

Arteriosklerose) oder Stoffwechselstörungen (Diabetes

mellitus) können die Durchblutung des Innenohrs stören

• Knall- und Explosionstrauma, chronische Lärmexposition

mit resultierender Hochtonschwerhörigkeit/ C5-Senke (defekte

Haarzellen einer bestimmten Frequenz können keine

Informationen mehr weiterleiten - Unterforderung der

Empfängerzellen im Hörcortex - abnormale Aktivität erzeugt

hochfrequentes Geräusch = Tinnitus)

• Trommelfellverletzungen, Schädelhirntrauma

• Otosklerose

• Cerumen obturans

• Medikamente: z.B. NSAR (nicht steroidale Antirheumatika),

Chemotherapeutika (platinhaltig), Antibiotika (z.B. Aminoglykoside),

Antihypertensiva (z.B. ACE-Hemmer, Betablocker,

Diuretika)

• Nikotin, Alkohol, Nährstoffmangel (Vitamine, Mineralstoffe,

Spurenelemente)

• Neurodegenerative Erkrankungen: z.B. Multiple Sklerose

• Vestibularisschwannom

• Morbus Menière

Therapie

Bei der Erstvorstellung einer Tinnituspatientin oder eines

Tinnituspatienten in der Sprechstunde, muss zunächst zwischen

einem akuten und chronischen Tinnitus aurium unterschieden

werden, da dies ausschlaggebend für die Wahl der

weiteren Therapie ist. In der zur Verfügung stehenden, meist

knapp bemessenen Zeit, sollten die oben genannten Punkte

der Diagnostik durchgeführt werden. Dass ein solch komplexes

Krankheitsbild natürlich nicht innerhalb einer Vorstellung

gelöst werden kann, sollte mit der Patientin oder dem Patienten

offen besprochen werden. Zeigt sich in der Anamnese

ein Zusammenhang mit beruflichem Stress, kann durch eine

Krankmeldung für einige Tage einer Verschlechterung entgegengewirkt

werden. Bei eher privatem Stress, profitiert die Patientin

oder der Patient eventuell sogar von der Ablenkung am

Arbeitsplatz. Wichtig ist es, den Circulus vitiosus frühzeitig zu

durchbrechen.

Abbildung 1: Vermeidbarer Teufelskreis bei chronischem Tinnitus

24 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Die Therapie des akuten Tinnitus

Ein akuter Tinnitus, der meist mit einer plötzlichen Hörminderung

einhergeht, sollte – laut Leitlinie – wie ein Hörsturz behandelt

werden, d.h. mit hochdosiertem Kortison. Bei einem dauerhaften

Abfall des Hörvermögens muss eine zentrale Genese

durch eine MRT Schädel mit Kontrastmittel und Feinschichtung

im Kleinhirnbrückenwinkel ausgeschlossen werden.

Die hochdosierte Kortisontherapie (in der Regel beginnend mit

250 mg Prednisolon unter Magenschutz mit Protonenpumpeninhibitoren)

erfolgt entweder oral, intravenös oder insbesondere

nach erfolgloser systemischer Therapie intratympanal (IT). Dabei

wird dieses an mehreren Tagen mit einer langen Kanüle direkt

in die Paukenhöhle appliziert. Die Wirksamkeit dieser Hochdosistherapie

bei akuten Hörstörungen wurde in einer multicentrischen

Studie (HODOCORT-Studie) wissenschaftlich untersucht

[6]. Eine niedrig dosierte Steroidbehandlung ist beim akuten Tinnitus

nicht sinnvoll, denn sie ist nicht besser als ein Therapie mit

Placebo [7] [8]. Kortison muss auf einem grünes Rezept verordnet

werden, da die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt.

Die Exazcerbation eines schon länger bestehenden Tinnitus

wird meist durch Stresssituationen ausgelöst und ist ein reines

Wahrnehmungsphänomen, bei dem Steroide keine Besserung

bringen [9].

Bei einem akuten Tinnitus mit normalem Audiometriebefund

ist dagegen an eine Überreizung zu denken. Hier sollte auf keinen

Fall eine Steroidbehandlung erfolgen, da hierdurch das

Erregungslevel eher gesteigert wird und zusätzlich Schlafstörungen

entstehen können [9]. In diesem Fall ist eine neuraltherapeutische

Therapie sinnvoll.

Obwohl ein akutes Ohrgeräusch bei jungen gesunden Patientinnen

und Patienten, mit nur leichter Hörminderung, sehr

häufig auch von alleine wieder verschwindet, sollte man den

Patientinnen und den Patienten trotzdem unterstützende Behandlungsansätze

aufzeigen. Eine Empfehlung zur selbstständigen

Bewegung und Massage im Bereich der Halswirbelsäule,

zur Einnahme von 400 mg Magnesium am Abend, Vitaminund

Ginkopräparaten in Kombination mit einer Aufmerksamkeitsumlenkung

und Entspannung hilft häufig bereits und gibt

der Patientin oder dem Patienten das Gefühl, dass etwas dagegen

unternommen werden kann. Auch neuraltherapeutische

Injektionen ums Ohr und an den Eingang des Gehörgangs zur

Stimulation des Nervus vagus (s. Abb. 2) können - nach ausführlicher

Aufklärung - schon am ersten Vorstellungstermin

erfolgen. Hierbei wird erläutert, dass Procain nicht nur beruhigend

auf Nerven, sondern auch durchblutungsfordernd und

muskelentspannend wirkt. Es ist hilfreich gleich einen Flyer

mit weiteren Informationen zur Neuraltherapie auszuhändigen

und eine erste, kostenlose Injektion zu setzen, damit der Patient

das weitere Procedere besser einschätzen kann. Nach jeder

Abbildung 2: Ohr rechts mit N. vagus;

Aufsuchen des schmerzhaftesten Punktes

hier mittels eine Ohrhäckchens in der

very point Technik

Injektion sollte eine15-minütige Überwachung erfolgen. Bei

persistierendem Tinnitus kann dann nach 2 Wochen eine Wiedervorstellung

vereinbart werden, um weitere therapeutische

Möglichkeiten zu besprechen.

Als behandelnder Arzt sollte man immer gut abwägen, ob der

Patient von Anfang an eine hochdosierte orale Kortisontherapie

benötigt oder ob zuerst einmal mit Durchblutungsforde-

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 25


Wissenschaft

rung, Stimmungsaufhellung, Ablenkung und Entspannung für

ein paar Tage abgewartet werden kann. Alle Optionen sollten

vorschlagen und erläutern werden, entscheiden muss die Patientin

oder der Patient dann jedoch selbst. Wichtig ist eine genaue

Dokumentation der gewünschten Behandlung und dass

sie oder er über alle Therapiemöglichkeiten sowie Nebenwirkungen

schriftlich aufgeklärt wurde.

Neuraltherapie

Es werden lokale, intravenöse oder intratympanale Procaininjektionen

unterschieden.

Im Rahmen einer Entzündung, Degeneration oder Überbeanspruchung

kann es zu einer lokalen Minderperfusion kommen.

Das Ziel der neuraltherapeutischen Behandlung ist eine

Verbesserung der Mikrozirkulation. Dementsprechend wirkt

sie besser bei akutem als bei chronischem Tinnitus. Zur Normalisierung

der Durchblutungsverhältnisse sollte die Injektion

in die Nähe von Gefäßnervenbündel erfolgen, die Träger der

versorgenden sympathischen Innervation sind.

Für das Innenohr: Arteria (A.) labyrinthii und A. basilaris aus

den Arteriae (Aa.) vertebrales

Abbildung 3: Intratympanale Injektion (IT) Ohr rechts

Da diese Gefäße nicht direkt erreichbar sind, werden Injektionen

weiter peripher an das Ganglion (Ggl.) stellatum und/oder

das Ganglion cervikale superius gesetzt.

Ggl. stellatum (10): Von hier hat der Sympathikus Verbindung

zur gesamten oberen Körperhälfte: Kopf, Hals, Arme

und Brustraum. Es bestehen Verbindungen zu verschiedenen

Hirnnerven: N. vagus, N. glossopharyngeaus, N. hypoglossus,

N. phrenicus. Auch alle Störfelder in diesem Bereich

können indirekt über das Ggl. stellatum beeinflusst werden.

Ein Injektion an dieses Ganglion bewirkt also eine partielle

inkomplette Unterbrechung der sympathischen efferenten wie

afferenten Reizleitung im seitengleichen oberen Körperquadranten

vom Kopf bis zum Zwerchfell, wobei gleichzeitig die

parasympatische Erholungsphase (über den N. vagus) ermöglicht

wird [16].

Ggl. cervikale superior (9): Es bestehen Verbindungen zwischen

diesem Ganglion und dem Ggl. cervikale superius des N.

vagus sowie dem Ggl. inferius des N. glossopharyngeus. Eine

Procaininfiltration an dieses Ganglion hat also die größtmögliche

regulierende Wirkung auf das vegetative Nervensystem, da

es gleichzeitig sowohl Sympathikus- als auch Parasympathikusfunktion

reduziert.

Für das Mittelohr: A. tympanica superficialis inferior, anterior

und posterior; A. menigea media, A. pharyngea ascendens, A.

maxillaris und A. stylomastoidea – alle aus der A. carotis externa

Auch dieses Gebiet wird durch die Injektion an die 2 Halsganglien

oder durch eine intratympanale Injektion erreicht (s. Abb. 3).

Hierbei werden der liegenden

Patientin oder dem

liegenden Patienten, wie

bei der intratympanalen

Kortisoninjektion, 0,4 ml

1%iges Procain mit einer

langen Kanüle durch den

vorderen unteren Trommelfellquadranten

direkt

in die Paukenhöhle injiziert.

Während und 5

Minuten nach der IT sollte

die Patientin oder der

Patient weder Sprechen

noch Schlucken, damit das

Procain nicht direkt über

die Tuba auditiva abläuft.

Da das Procain durch das

runde Fenster auch ins Innenohr

diffundiert, kann

es zu einem sofortigen

oder bis zu einer Stunde

verzögertem Schwindel

kommen. Darüber muss

vorher aufgeklärt werden.

Bei Narben auf dem Trommelfell z.B. nach Paukendrainage

oder chronischen Entzündungen sowie bei akuten Entzündungen,

können auch wenige Tropfen Procain auf das Trommelfell

gegeben werden.

26 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Abbildung 4: Anatomie des Mittelohrs mit inkompletter Darstellung des Trommelfells

Für das äußere Ohr: A. temporalis superficialis; A. maxillaris;

A. occipitalis

Die ohrnahen Injektionen erfolgen ans Mastoid (3), hierbei

werden sowohl der R. mastoideus der A. occipitalis als auch

die A. auricularis posterior erreicht. Eine Quaddel vor den Tragus

- in der traditionell chinesischen Medizin als Tor des Ohres

(1) bezeichnet - und an die A. temporalis superficialis kann

bei einer Erkrankung des äußeren Ohres oder bei einer CMD

zusätzlich hilfreich sein. Bei entzündlichen Erkrankungen sollte

der Lymphabfluss des Ohres durch subkutane Injektionen

im Kieferwinkel verbessert werden. Alle druckempfindlichen

Punkte ums Ohr können ebenso wie eventuelle Narben nach

Operationen, Verbrennungen oder Erfrierungen mit wenigen

Teilstrichen Procain infiltriert werden.

Ganglion pterygopalatinum (7): Bei Irritationen im Bereich der

Nasennebenhöhlen und der Zähne sowie zur Durchblutungssteigerung

über die A. maxillaris im Bereich des Kiefergelenks, äußeren

Gehörgangs, der Paukenhöhle, Zähne und des Zahnhalteapparates.

Ganglion oticum (6): Eine Procaininjektion bewirkt eine Anästhesie

des Kiefergelenks, passagere Lähmung der Kaumuskulatur,

Spannungsänderung des Trommelfells sowie bessere Durchblutung

der A. maxillaris und der A. meningea media (aus der A.

Abbildung 5: Anatomie der Paukenhöhle ohne Trommelfell, Hammer und Amboss

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 27


Wissenschaft

carotis externa). Ideal also bei CMD, Bruxismus, „Druck auf dem

Ohr“, Otalgie, Erkrankungen der Ohrspeicheldrüsen (Unterbrechung

der parasympatisch-sympatisch innervierten Drüsenfunktion

der Gl. parotidea, Gl. submandibularis, Gl. sublingulais).

Bei gleichzeitigen Nackenverspannungen: lokale Injektionen

an die okzipitalen Sehnenansätze, in die druckschmerzhaften

Triggerpunkte, Quaddeln paravertebral bds. der HWS, evtl. zusätzlich

Nn. occipitalis minor (12) und major.

Abbildung 6: Procain-Injektionen ums Ohr

1) Das Tor des Ohres quaddeln

2) Den N. facialis und die A. auricularis posterior

3) Das Mastoid

Procain-Injektionen an:

1) Das Tor des Ohres

2) Den N. facialis und die A. auricularis posterior (siehe Abb.6)

3) Das Mastoid

4) Das Kiefergelenk

5) Den M. masseter

6) Das Ggl. oticum

7) Das Ggl. pterygopalatinum

8) Den R. frontalis der A. temporalis superficialis und N. auriculotemporalis

9) Das Ggl. cervikale superius

10) Das Ggl. stellatum

11) Die Adler Langer´schen Druckpunkte C1-C7

12) Den N. occipitalis minor

13) Den N. vagus

28 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Sollte sich nach 3 Behandlungen keine Besserung zeigen, müssen

Störfelder gesucht und angespritzt werden. Beim Infiltrieren

eines vermuteten Störfeldes wird kurzfristig die efferente

und afferente Sympathikusreizung unterbrochen und dadurch

eine Perfusionsverbesserung und Schmerzunterbrechung bewirkt

sowie die positive Rückkopplung beendet. Bei wiederholter

Anwendung kann dadurch die engrammatische pathologische

Reizbarkeit des Sympathikus normalisiert werden im

Sinne einer „Desensibilisierung“ [17].

Mehr als 70 % der Störfelder liegen im HNO- und Zahn-Bereich.

Abbildung 8: Störfelder im Kopf-Hals-Bereich

a) Tonsillen, Adenoide, Zähne, Kiefergelenk

b) Kiefer-, Stirnhöhlen, Narben bei Z.n. Parotidektomie, Strumektomie,

Anthelixplastik (AHPL), Facelift

Bei Zahnfokus, wie z.B. schief stehendem Weisheitszahn oder

unsauberer Wurzelfüllung, kann lokal um den Zahn in Höhe

der Zahnwurzel von bukkal und palatinal je 0,1-0,2 ml injiziert

werden. Bleiben die Beschwerden langfristig bestehen, sollte

eine Exstirpation in Erwägung gezogen werden.

Weitere Störfelder sind zum Beispiel chronische Irritationen

im Urogenitalbereich oder Darm und Narben nach Sectio oder

Appendektomie, welche bei ausbleibendem Erfolg natürlich

auch angespritzt werden sollten.

Liegt eine CMD vor, kann zusätzlich eine Quaddel über das

Kiefergelenk (4) von außen, Injektionen in Triggerpunkte des

M. masseters (5) von außen, von oral an den M. pterygoideus

lateralis und ggf. an das Ggl. stelllatum (10) bzw. Ggl. supremum

(9) erfolgen.

Um den Patienten insgesamt etwas zu entspannen, sind folgende

Punkte hilfreich: LG 20 bekannt aus der TCM (Kopfmitte),

Vaguspunkt am Gehörgangseingang (siehe Abb. 2), Schilddrüse

und Nabel.

Am Ende der lokalen Therapie lohnt es sich noch 1-2 ml 1%

Procain intravenös/paravasal zu geben.

Hat sich nach 5 neuraltherapeutischen Behandlungen noch

keinerlei Verbesserung eingestellt, können zunächst Procaininfuionen

in einem wöchentlichen Abstand mit langsam steigender

Dosierung (2 - 8 je 5 ml 1%ige Procainampullen in 250 ml

NaCl) gegeben werden. Diese helfen bei der Regulation nicht

nur mittels Durchblutungssteigerung und Muskelentspannung,

sondern auch durch Stimmungsaufhellung.

Auch bei chronischem Tinnitus kann Neuraltherapie, v.a. in

Form von Infusionen und Ganglieninjektionen, noch zu einer

Besserung führen, Kortison jedoch nicht mehr.

Abbildung 9: Konzept zur Tinnitus-Retraining-Therapie

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 29


Wissenschaft

Die Therapie des chronischen Tinnitus

Bei einem chronischen Tinnitus kann weder durch Medikamente,

eine Operation, apparative Versorgung noch durch Neuraltherapie

das Störgeräusch komplett abgeschaltet oder gelöscht werden.

Der Leidensdruck ist individuell sehr unterschiedlich, korreliert

nicht mit der Tinnitus-Frequenz oder -Lautstärke [10]

[11], sondern wird vor allem von den Begleitsymptomen, wie

z.B. Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Depressions- und

Angsterkrankung geprägt. Insbesondere bei diesen Begleiterkrankungen

kann gut therapeutisch angesetzt werden, z.B. mit

einer antidepressiven Medikation.

Konventionelle / implantierbare Hörgeräte

Je nachdem ob eine Normakusis (häufig!) oder gleichzeitig

eine Schwerhörigkeit besteht, kann ein Tinnitus-Masker/Noiser

mit oder ohne Hörgerät verordnet werden. Dadurch, dass

Hörinformationen von außen wieder stärker wahrgenommen

werden, tritt das Ohrgeräusch in den Hintergrund. Bei einer

ein- oder beidseitigen Ertaubung kann durch ein Cochlea-Implantat

(CI) die Tinnitusbelastung meist gut reduziert werden.

Psychotherapie

Eine kognitive Verhaltenstherapie zielt auf eine Verbesserung

der Verarbeitung und Bewältigung von Ohrgeräuschen ab, bei

gleichzeitiger Verbesserung der Stressverarbeitung und Behandlung

komorbider Symptome wie Schlafstörungen, Ängste,

Depressionen. Sie konzentriert sich auf eine Verbesserung der

Bewältigungsfertigkeiten durch Entkatastrophisierung der Tinnitussymptomatik,

die bewusste Aufmerksamkeitsumlenkung

und den Erwerb von Copingstrategien (Ablenkung, positive

Selbstverbalisierung). Es werden die Fähigkeiten des menschlichen

Gehirns genutzt, mittels Lernprozesse plastische Veränderungen

zu erreichen und damit den Tinnitus aktiv sowie

dauerhaft zu habituieren [12].

Tinnitus-Bewältigungs-Therapie

Die ursprünglich von Jastreboff und Hazell entwickelte Tinnitus-Retraining-Therapie

(TRT) nach dem sogenannten „neurophysiologischen

Modell“ [13] [14] ist in den letzten Jahren

erfolgreich modifiziert worden.

Heute wird eine Kombination aus TRT, auditorischer Stimulation

durch Masker/Noiser oder Hörgeräten und Verhaltenstherapie

angewandt. Dieser neue multimodale Therapieansatz wird

als Tinnitus-Bewältigungs-Therapie (TBT) bezeichnet und

kann die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verbessern.

Tinnitracks

Eine ähnliche Strategie verfolgt die Tinnitracks-App mit seiner

Neurotherapie. Hierbei wird mit gezielt auf den Patienten zugeschnittener

Musik, versucht die verantwortlichen Hörzellen wieder

ins Gleichgewicht zu bringen. Voraussetzung ist ein tonaler Tinnitus

mit stabiler Frequenz und einem Hörverlust geringer als 60

dB. Zuerst wird beim HNO-Arzt die Tinnitusfrequenz bestimmt,

welche dann in der App hinterlegt wird. Mittels eines Codes kann

der Patient die App freischalten und hat Zugriff auf die unterschiedlichsten

Lieder, welche er sich nun auf sein Handy laden

kann. Hierbei wird immer die spezifische Tinnitusfrequenz aus

den betreffenden Liedern herausgefiltert. Der Patient sollte täglich

insgesamt 90 Minuten die Musiktherapierapie für ein Jahr lang

anwenden. Tinnitracks bietet auch eine Basistherapie an, in welcher

der Patient Bewältigungsstrategien lernt, die ihm das Leben

mit dem Tinnitus erleichtern sollen. Diese Counseling dauert etwa

sechs Wochen. Viele Krankenkassen unterstützen diese Therapie.

Kalmeda

Die Kalmed Tinnitus-App bietet eine digitale kognitive Verhaltenstherapie

an, die von allen Krankenkassen erstattete wird.

Sie ist als eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) vom

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

zugelassen und kann somit vom behandelnden Arzt budgetneutral

bis zu viermal auf einem Kassenrezept verordnet werden.

Hierbei werden die Anwenderinnen und Anwender auf

fünf Leveln mit je neun Modulen in den Kategorien Aufmerksamkeitslenkung,

Entspannung, Selbstwirksamkeit, Akzeptanz

und Achtsamkeit durch die Therapie geführt.

Neuromodulation

Mittels Biofeedback, welches seit mehr als 100 Jahren praktiziert

wird, kann die Patientin oder der Patient lernen, unbewusst

ablaufende Prozesse im Körper gezielt wahrzunehmen

und zu beeinflussen, z.B. den Blutdruck, die Schweißdrüsenaktivität

oder Hirnströme. Über Biofeedback lernen die Betroffenen

ihre Entspannungsfähigkeit zu verbessern und Stress

erfolgreicher zu bewältigen.

Beim Neurofeedback kann mittels verschiedener Verfahren,

wie z.B. Hämoenzephalographie oder Elektroenzephalographie,

die Hirnaktivität erfasst werden. Es werden z.B. mittels

Elektroden auf der Kopfoberfläche Gehirnwellen erfasst und

auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. Teilnehmende sollen

dabei lernen, die Kontrolle über bestimmte unwillkürliche Gehirnprozesse

zu erlangen. Dadurch kann dann diejenige Aktivität

im Gehirn reduzieren werden, welche für die Erzeugung der

anhaltenden Geräuschwahrnehmung verantwortlich ist.

30 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

Weitere Möglichkeiten der Neuromodulation, jeweils gepaart

mit einer akustischen Stimulation:

• Transkranieller Magnetstimulation

• Transkranieller Elektrostimulation

• Bimodale Vagusstimulation

• Wangenstimulation

• Zungenstimulation des Nervus trigeminus

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen findet man im Internet unter www.tinnitus-liga.de.

Die Deutsche Tinnitus-Liga vertritt als gemeinnützige

Selbsthilfeorganisation die Interessen von Patientinnen

und Patienten mit Tinnitus, Hörsturz, Hyperakusis, Morbus

Menière und sonstigen Hörbeeinträchtigungen. Sie können

eine wichtige und tragende Rolle spielen [15].

Zusammenfassung

Jeder Tinnitus-Patient sollte ausführlich befragt, untersucht und

beraten werden. Es ist wichtig aufmerksam zuzuhören, Verständnis

zu zeigen und Ängste zu nehmen. Vor allem beim akuten

Tinnitus kann man zusätzlich zur leitliniengerechten Therapie

mit einem neuraltherapeutischen Ansatz die Ursache behandeln,

zum Beispiel Verspannungen lösen, Störfelder löschen und die

Durchblutung fördern. Selbst bei einem chronischen Tinnitus

lohnt sich ein Behandlungsversuch mit Procaininfusionen und

Ganglieninjektionen, um die Gemütslage und somit die Kompensation

zu verbessern.

Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt

vorliegt.

Autorin

Dr. med. Daniela Pfaue

Fachärztin für Hals-Nasen-

Ohrenheilkunde

Marienstraße 2,

89231 Neu-Ulm,

E-Mail: pfaue@hno-nu.de

Literaturverzeichnis:

[1] Sedley W. Tinnitus: Does Gain Explain? Neuroscience. 2019 05;407:213-28. DOI:

10.1016/j.neuroscience.2019.01.027

[2] Schaaf H, Eichenberg C, Hesse G. Tinnitus und das Leiden am Tinnitus. Psychotherapeut.

2010;55:225-32.

[3] Jain S, Cherian R, Nataraja NP, Narne VK. The Relationship Between Tinnitus

Pitch, Audiogram Edge Frequency, and Auditory Stream Segregation Abilities in Individuals

With Tinnitus. Am J Audiol. 2021 Sep;30(3):524-34. DOI: 10.1044/2021_AJA-

20-00087

[4] Goebel G, Hiller W. Tinnitus-Fragebogen (TF). Ein Instrument zur Erfassung von

Belastung und Schweregrad bei Tinnitus (siehe Anlage Tinnitus Fragebogen). Göttingen:

Hogrefe Verlag für Psychologie; 1998.

[5] Herrmann C, Buss, U, Snaith, RP. HADS-D – Hospital Anxiety and Depression

Scale - Deutsche Version: Ein Fragebogen zur Erfassung von Angst und Depressivität

in der somatischen Medizin. Bern: Huber; 1995.

[6] Plontke SK, Girndt M, Meisner C, Probst R, Oerlecke I, Richter M, Steighardt J,

Dreier G, Weber A, Baumann I, Plößl S, Löhler J, Laszig R, Werner JA, Rahne T. Multizentrische

Studie zur Hörsturztherapie – Planung und Konzeption [Multicenter trial

for sudden hearing loss therapy – planning and concept]. HNO. 2016 Apr;64(4):227-

36. DOI: 10.1007/s00106-016-0149-3

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sensorineural hearing loss: randomized triple-blind placebo-controlled trial. Otol

Neurotol. 2012 Jun;33(4):523-31. DOI: 10.1097/MAO.0b013e31824b78da

[8] Wei BP, Stathopoulos D, O’Leary S. Steroids for idiopathic sudden sensorineural

hearing loss. Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jul;(7):CD003998. DOI:

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[9] Hesse G. Evidence and evidence gaps in tinnitus therapy. GMS Curr Top Otorhinolaryngol

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[10] Folmer RL, Griest SE, Meikle MB, Martin WH. Tinnitus severity, loudness, and

depression. Otolaryngol Head Neck Surg. 1999 Jul;121(1):48-51. DOI: 10.1016/S0194-

5998(99)70123-3

[11] Mazurek B, Szczepek AJ, Brüggemann P. Tinnitus – Klinik und Therapie [Tinnitus

– Clinical Symptoms and Therapy]. Laryngorhinootologie. 2017 Jan;96(1):47-59. DOI:

10.1055/s-0042-119419

[12] Schaaf H, Weiß S, Hesse G. Catamnesis results of an inpatient neuro-otologic and

psychosomatic tinnitus therapy 1–5 years after discharge. Eur Arch Otorhinolaryngol.

2017 Feb;274(2):701-10. DOI: 10.1007/s00405-016-4316-7

[13] Jastreboff PJ, Hazell JWP. Treatment of tinnitus based on a neurophysiological

model. Internetpräsentation. 1996:1-19.

[14] Jastreboff PJ. 25 years of tinnitus retraining therapy. HNO. 2015 Apr;63(4):307-11.

DOI: 10.1007/s00106-014-2979-1

[15] Knör E. Die Deutsche Tinnitus-Liga e.V. (DTL). In: Biesinger E, Iro H, editors.

HNO Praxis heute – Tinnitus. Band 25. Heidelberg: Springer Verlag; 2005. p. 173-8.

DOI: 10.1007/3-540-27491-X_13

[16] Barop H. Lehrbuch und Atlas Neuraltherapie. Stuttgart. Haug Verlag; 2014

[17] Fischer L. Neuraltherapie. Stuttgart. Haug Verlag; 2014

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Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 31

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Praxis

Neuraltherapie im Portfolio

einer Zahnärztin im Sinne

einer ganzheitlich-integrativen

Zahnmedizin

Andrea Koglin

Andrea Koglin ist seit 2008 Mitglieder der GZM. Parallel zur Ausbildung zur ganzheitlichen Zahnmedizinerin

hat sie die Ausbildung zur zertifizierten Neuraltherapeutin bei der Internationalen Gesellschaft

für Neuraltherapie nach Huneke absolviert und sich so dem Therapieziel der nachhaltigen

Gesundung auch unter Einsatz unkonventionellerer Therapiemethoden verschrieben. Sie ist selbstständige

Zahnärztin und hält darüber hinaus Vorträge vor interessierten Kollegen und Kolleginnen.

Zusammenfassung

Die Zahnmedizin profitiert auf vielfältige Weise von Innovationen

in den unterschiedlichen Fachrichtungen wie

Chirurgie, Werkstoffkunde, bildgebenden Verfahren und

Zahntechnik. Damit einher geht die Spezialisierung von

Verfahren. Zahnärzte und Zahnärztinnen müssen zunehmend

interdisziplinäres Denken berücksichtigen. Dazu

zählt auch die Einbeziehung der Möglichkeiten der Neuraltherapie.

Schlüsselwörter: Neuraltherapie in der Zahnheilkunde, Störfelder

Summary

Dentistry benefits in many ways from innovations in various

disciplines such as surgery, materials science, imaging

processes and dental technology. This is accompanied by

the specialization of processes. Dentists must increasingly

consider interdisciplinary thinking. This also includes the

inclusion of the possibilities of neural therapy.

Key words:

Neural therapy in dentistry, interference fields,

In ihrer Therapieentscheidung, non-invasiv oder invasiv, konservierend

oder prothetisch, mit oder ohne Hilfe der Kieferorthopädie

ist die gründliche personalisierte Anamnese und eine

einordnende Diagnose Voraussetzung für vorausschauendes

zahnärztliches Arbeiten. Das Umsetzen der Therapieziele kann

sich durch Verunsicherungen, Ängste, manchmal sogar durch

psychosomatische Überlagerung der Patientinnen und Patienten

verzögern oder auch ganz scheitern. Da Zahnärzte und

Zahnärztinnen in erster Linie Generalisten sind, ist die Einbeziehung

von Spezialfachrichtungen wie Kieferchirurgie und

Kieferorthopädie über die Basisversorgung hinaus sehr hilfreich

und fördert eine kollegiale Zusammenarbeit zum Wohle

der zu Behandelnden.

Die Integration der Neuraltherapie in den allgemeinzahnmedizinischenen

Praxisalltag unterstützt darin, chronische Belastungsfaktoren

zu erkennen und den Zahnarzt und die Zahnärztin

als auch die Patientin und den Patienten zeitiger in die

Lage zu versetzen, einer Krankheitsmanifestation entgegensteuern

zu können. Die Stärke der Anwendung der Neuraltherapie

32 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Praxis

liegt im Bereich des Funktionellen, also weit vor Ausbruch einer

Krankheit an sich.

Die Ergänzung der zahnärztlichen Diagnostik durch die neuraltherapeutische

Anamnese und Tastbefunde wie z.B. Adler-

Langersche Druckpunkte ebnen oft schon zum Zeitpunkt der

Neuaufnahme der Patientin oder des Patienten die Suche nach

Störfeldarealen, die darauf aufbauende Therapieplanung und

Umsetzung ist nachhaltiger. Die Akzeptanz von Störfeldern ist

ohne die Kenntnis der Funktion des vegetativen Nervensystems

schwierig. Grundlage für die Entstehung von Störfeldern ist die

Engrammierbarkeit dieses Nervensystems.

Ungefähr 30% aller chronischen Erkrankungen beruhen ursächlich

auf der Summierung unterschiedlicher durch den Organismus

nicht abbaubarer chronischer Reizfaktoren, die sich

im Laufe der Zeit nacheinander aufbauen. Davon entfallen 70

bis 80 % auf den Kiefer- Gesichtsbereich einschließlich der Nasennebenhöhlen

und des lymphatischen Rachenringes.

Mein Interesse für die Neuraltherapie lag von Beginn an zentral

darin begründet, wie sich der Terminus Herd durch den neuraltherapeutischen

Begriff Störfeld erweitert. Die Erweiterung

der Pathologie weg von der ausschließlichen bakteriellen Genese

einer Erkrankung hin zu einer Milieuberücksichtigung und

die Möglichkeit einer wechselseitigen Beeinflussung zwischen

Mikrobiom und dem Zustand der Grundsubstanz eines Organismus

weckte in mir das Interesse an diesem Fachgebiet.

Faszinierend ist es auch, wie universell und im Grunde einfach

die Neuraltherapie in das komplexe Geschehen der Regulation des

Organismus über das Vegetativum eingreift und wie groß auch

der Einfluss über das Fachgebiet der Zahnmedizin mithilfe der

Neuraltherapie in das Gebiet der Psychoneuroimmunologie ist.

Die Möglichkeit, dass eine chronisch unterschwellige Reizung

des sympathischen Anteils des vegetativen Nervensystems bei

einem kleinen erneuten Insult wie z. B. einer Weisheitszahnextraktion

plötzlich neben einer monatelang bestehenden Wundheilungsstörung

zu einem chronischen Gesichtsschmerz führen

kann, hätte ich früher als schicksalhaft angesehen. Heute reagiere

ich darauf neuraltherapeutisch und bin der Patientin oder

dem Patienten zunächst hilfreich dabei, dass es nicht zur Chronifizierung

des Schmerzes kommt. Dabei wird die nichtheilende

Wunde lokal umflutet, gesäubert und möglichst intraossär

mit Druck Procain injiziert. Die Heilung erfolgt zügig. Zahnärzte

und Zahnärztinnen sehen insbesondere im Notdienst zahlreiche

dieser sogenannten Zweitschlagsphänome.

Bei diesem Patienten, der mit unterschiedlichsten metallischen

Grossfüllungen versorgt war, darunter einige mehr oder weniger

vollständige Wurzelfüllungen und dem Vorliegen einer chronischen

Parodontitis und sowie Tonsillektomienarben, begann ich

eine metallfreie Ordnungstherapie als Oralrehabilitation mit begleitender

Neuraltherapie der Narbenstörfelder (Abb: 1 OPG).

Anschließend konnten die übrigen verlagerten Weisheitszähne

komplikationslos mit prompter Wundheilung extrahiert werden.

Ebenso eindrucksvoll und hilfreich sind vergleichsweise einfache

neuraltherapeutische Kurzinterventionen im Oberkiefer

(retromolare Injektionen) bei muskulären Verspannungen im

Kieferbereich, die oft im Segment in die Zähne Schmerzen projizieren

können. Zumindest vorübergehend löst das Entkoppeln

des sympathisch gesteuerten Regelkreises die Muskelspannung.

Auf diese Weise kann eine invasive, symptomatisch- erfolglose

Therapie an Zähnen unterbleiben.

In diesem Fall wie auch bei der Störfeldtestung dient die neuratherapeutische

Massnahme diagnostischen als auch therapeu-

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 33


Praxis

tischen Zwecken. Die neuraltherapeutische Zahntestung als sogenannte

unblutige Extraktion setzt die sympathikusinduzierte

Dauerreizbarkeit der Gewebe herab, bei gereizter Gingiva und

überempfindlichen Zähnen konstatiere ich in der Folge eine

Besserung der Symptomatik. Abgesehen davon können Störfeldareale,

deren Elimination vor Beginn einer umfangreichen

Therapie sinnvoll sind, ausfindig gemacht werden.

Die vorrangigste Aufgabe der Zahnärztin und des Zahnarztes

ist die Vitalerhaltung der Zähne. Entscheidend für den Entwicklungsprozess

einer chronischen Krankheit ist der Einfluss

der vegetativen Nervensystems auf das Gefäßsystem.

In den Zähnen erschwert sich durch den hohen intrapulpalen

Druck, den Platzmangel für das Pulpagewebe (ein embryonales

Bindegewebe) und das im Laufe der Zeit enger werdende Pulpacavum

die Blutzirkulation.

Jede Ischämie der umgebenden Strukturen der Zähne kann in

frühe regressive Metamorphosen oder auch autolytische Prozessen

der Zahnpulpa einmünden. Der hohe sympathisch gesteuerte

Kaudruck bei der CMD kann zu Pulpanekrosen völlig

gesunder Zähne führen ebenso wie zu Lockerungen der Zähne

im Parodont. Die Zahn- Kieferregion ist zweifach innerviert,

afferent über den N. Trigeminus und afferent als auch efferent

über den Sympathikus.

Eine parasympathische Innervation erfolgt indirekt über die

Mundschleimhaut und ihre Speicheldrüsen. Der Hauptverknüpfungspunkt

parasympathischer und sympathischer Nervenfasern

erfolgt in Höhe des Segmentes C2 über das Ganglion

cervicale superior. Mittels der Neuraltherapie beeinflussen wir

perfusionsgestörte Gewebe und die sie versorgenden perivasculären

Nervenfasern in Hinblick auf eine verbesserte Funktion.

Nervenzellmembranen werden durch den Einfluss des Procain

stabilisiert, ihre Dauerdepolarisation wird durch das Redoxpotential

des Procain auf einen Normzustand zurückgeführt und

so ihre Reizbarkeit minimiert.

Wirkung des Procain auf das Gewebe erfolgt auch hier in der

Folge auf eine Perfusionsverbesserung. Das sympathikolytisch

wirksame Procain verstärkt den Einfluss des Parasympathikus

auf die perfusionsgestörten Gewebe der Mundhöhle. So normalisiert

sich der Speichelfluss und entspannt sich die Muskulatur,

die Krafteinwirkung auf die Zähne nimmt ab, Parodontien

werden entlastet und die dort stationierte Lymphzirkulation

verbessert sich. Die Pulpen der Zähne besitzen keine eigenen

Lymphgefäße. Das Einfließen regelrechten Speichels in die

Mundhöhle fördert wiederum die Remineralisation des Zahnschmelzes,

welches dessen Abwehr- und Grenzflächenfunktion

zu Gute kommt. Diese Autoregulation im Mundhöhlenmilieu

unterbindet die Ausschüttung schmerzerzeugender Neurotransmitter,

normalisiert pH- Werte der Mundhöhle in den Bereich

des Basischen und führt zu einer biologisch- nachhaltigen,

wirklichen Kariesprophylaxe.

Die Neuraltherapie als lange in der Praxis bewährtes, ca. 100

Jahre altes Gedanken- und Therapiegebäude soll zu jeder kommenden

Zeit Inhalt der Medizin als auch Zahnmedizin bleiben

als auch jeweils an aktuelle Therapierichtungen wie z. B. an

die Implantologie angepasst werden. Es entfaltet Wirksamkeit,

indem es uns aus der derzeit dominierenden Einseitigkeit des

Spezialisten- und Expertentum herausführen kann.

Autorin

Dipl.-Stom. Andrea Koglin

Zahnärztin

17489 Greifswald

www.andrea-koglin.squarespace.com

Ein weiterer Ansatzpunkt der Neuraltherapie ist in gewisser

Weise eine Milieukorrektur im retikuloendothelialen System,

welches das Lymphsystem beinhaltet. Die immunmodulierende

34 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Wissenschaft

www.hypnose-kongress-berlin.de

8. – 11. Sept. 2022

Hypnose-Kongress Berlin

Zahnärztliche Hypnose und Kommunikation

Kollegialer

Austausch

Wissenschafts-

Symposium

Symposium für

Hypnoseassistenz

Workshops

Supervision

DGZH-Spezial

Studententag

Für Mitglieder der GZM gelten die vergünstigte Preise für DGZH Kooperationsgesellschaften.

Online-Anmeldung unter: hypnose-kongress-berlin.de/anmeldung/

Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH) e. V., Veranstaltungsort: AMERON Berlin ABION Spreebogen Waterside

Weitere Systemische Infos und Anmeldung: Orale Medizin www.hypnose-kongress-berlin.de

· 10. Jahrgang 2/2022 35


Gesellschaft

NEU

Neuraltherapiekurs für Zahnmediziner und

Zahnmedizinerinnen

Die Neuraltherapie nach Huneke

ist ein wichtiger Bestandteil der

ganzheitlichen Zahnmedizin. Daher

stellt die Internationale medizinische

Gesellschaft für Neuraltherapie nach

Huneke (IGNH) einen neuen Zertifizierungskurs

für Zahnmedizinerinnen und

Zahnmediziner vor.

Viele chronische, therapieresistente Krankheitsbilder

in der Schulmedizin haben ihre

Ursache in nicht entdeckten Erkrankungen

der Zahn-/Mund-/Kieferregion. Als

ganzheitlich tätige Zahnärztin oder tätiger

Zahnarzt ist es daher wichtig, ein fundiertes

Wissen über die neuroanatomischen und

neurophysiologischen Zusammenhänge

der Kopfregion zum Ganzkörper zu haben.

Die Neuraltherapie Ausbildung der IGNH

qualifiziert Sie als Zahnarzt oder Zahnärztin,

die modernen Techniken der therapeutischen

Lokalanästhesie als Regulationstherapie

im Kopfbereich einzusetzen.

Im Rahmen der Ausbildung für Zahnmedizinerinnen

und Zahnmediziner erlernen

Sie die neurophysiologischen Grundlagen,

die zum Verständnis der Neuraltherapie als

ganzheitliches Regulationsverfahren nötig

sind. Neuraltherapie als regulationsmedizinisches

Verfahren nutzt die körpereigenen

Mechanismen um gestörte Körperfunktionen

durch gezielte Beeinflussung des vegetativen

Nervensystems in die Homöostase

zurückzuführen und dadurch beispielsweise

Schmerz, Autoimmunerkrankungen,

Entzündungsreaktionen und auch Stoffwechselerkrankungen

zu lindern oder gar

ganz zur Abheilung zu bringen.

Da im Kopf-Hals-Bereich und insbesondere

im Zahnbereich – aufgrund der hohen

nervalen Dichte und aufgrund der speziellen

anatomisch-physiologischen Verhältnisse

– besonders häufig die Ursachen dieser

Regulationsstörungen zu suchen sind,

sind Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner

geradezu dazu prädestiniert, durch

die Behandlung und Sanierung dieser Störfelder,

Nozigeneratoren oder neuromodulatorischer

Trigger die zugrundeliegende

Symptomatik erfolgreich zu therapieren.

Die neuraltherapeutische Ausbildung der

IGNH qualifiziert dazu, die aktuellen Injektionstechniken

der Neuraltherapie im

Bereich der Zahnkieferregion und des

Gesichtsschädels einzusetzen. Im Rahmen

der Ausbildung werden die Grundlagen

der Neuroanatomie und Neurophysiologie

des autonomen Nervensystems, die für

den gezielten Einsatz und das Verständnis

dieses regulationsmedizinischen Verfahrens

notwendig sind, erlernt.

Neuraltherapie bedeutet: Diagnostischer

und therapeutischer Einsatz von Lokalanästhetika

(Procain 1%) unter Nutzung der

Eigenschaften (z.B. Neuroplastizität) und

der Funktionen (z.B. Regulation von Orga-

IGNH- Ausbildungsablauf für Zahnmedizinerinnen

und Zahnmediziner

Kurs 1: Propädeutik-Kurs

Kurs 2: Segment-Kurs

Kurs 3: erweitertes Segment

Kurs 4: Störfeldkurs

vom Segment zum Störfeld

(neuromodulatorischer Trigger

- NMTR)

Kurs 5: Zahnkurs

neuraltherapeutische

auf die Zähne

Sicht

Kurs 6: Schmerzkurs

moderne Schmerzphysiologie,

Triggerpunkteinführung

nen, Zellsystemen, Mikrozirkulation) des

autonomen Nervensystems. Damit wird es

möglich, eine gezielte Diagnostik und Therapie

der Zahnkieferregion vornehmen zu

können (z.B. Schmerzen, Entzündung,

Degeneration, Kaustörungen). Die neuraltherapeutische

Ausbildung für Zahnmedizinerinnen

und Zahnmediziner bedeutet

neben der klassischen zahnmedizinischen

36 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Gesellschaft

Ausbildung eine Integration in die Gesamtmedizin

und ist von hervorragender

Bedeutung für das fachübergreifende Behandlungskonzept

der Neuraltherapie.

Die neuraltherapeutische Ausbildung

der IGNH für Zahnmedizinerinnen und

Zahnmediziner verläuft in Form von

sechs Tageskursen. Jeder Kurs hat eine

Dauer von 12 UE und sollte in der genannten

Reihenfolge belegt werden.

Die Ausbildung erfolgt gemeinsam mit

den Ärztinnen und Ärzten anderer

Fachrichtungen und kann zur günstigen

Blockbuchung (je 3 Tageskurse)

belegt werden. Nach erfolgreicher

Teilnahme an den 6 Tageskurse

vergibt die IGNH an Zahnmedizinerinnen

und Zahnmediziner

das Zertifikat „Zahnmedizinische

Neuraltherapie“.

Gerne kann jedoch die Vollausbildung

mit den Humanmedizinern

fortgesetzt oder einzelne

weiterführende Kurse aus dem

Curriculum von Zahnmedizinerinnen

und Zahnmedizinern

nach Abschluss dieser

Grundausbildung wahlweise

belegt werden.

Weitere Informationen zur Ausbildung erhalten Sie in der Geschäftststelle der Internationalen Gesellschaft für Neuraltherapie

nach Huneke (IGNH e.V) in Freudenstadt. Telefon 07441-918580 oder unter www.ignh.de oder in der Geschäftsstelle

der GZM

Michaela Keil,

Fachärztin für Allgemein-

Chirurgie

Praxis Rinneberg

Saarlandplatz 8

66693 Mettlach-Orscholz

nthmk@gmx.de

Dr. med. Gerd Belles D. O.

(DAAO)

Am Sauerborn 28, 54317 Gusterath

gerd@belles.de

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 37


Auf Wanderschaft.

Vom 25. bis 29. Mai 2022 eroberten begeisterte Pflanzenexkursionswillige

die Dolomiten. Mit dabei waren Interessierte aus der

Human- und Tiermedizin. Was besonders freut: Auch die Zahnmedizin

war vertreten, sogar international. Urs Weilenmann, der

Präsident der SGZM, und seine Frau Beatrice bereichterten die

Gruppe mit Fachwissen zur Pflanzen- und Bergwelt.

Ausgerüstet mit Bestimmungsbüchern, Apps, Fotoapparaten und

Sammeltüten folgte die wanderfreudige Gemeinschaft dem Exkursionsleiter

Prof. Dr. Michael Keusgen auf Schritt und Tritt durch

die Berge. Spannend waren dabei nicht nur die zum Teil sehr seltenen

Fundstücke aus der Pflanzenwelt. Auch der ein oder andere

Wanderweg barg interessante Abschnitte, deren Bewältigung mit

unvergesslichen Eindrücken der Bergwelt belohnt wurde.

Bis spät in die Nacht bestimmten die Teilnehmenden die

zum Teil seltenen Fundstücke deren Einsatz in der Heilkunde.

Glück mit dem Wetter hatte die fröhliche und harmonische

Gruppe ebenfalls. Wenn die ZAEN- und SGZM-Engel

reisen...

…ohne Worte

Michael Keusgen...

Trollius europeus (Trollblume)

Der Gipfel des Weißhorn

38 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


Auf der Jagd nach dem ultimativen Foto

Auf dem Weg zum Gipfel

Glückliche Exkursionsteilnehmende

Gentiana Acaulis (Kochscher Enzian)

Morgens um 5 Uhr: Der Latemar

spiegelt sich im Karersee

Rhododendron Hirsutum (Bewimperte Alpenrose)

Rast und Ruh nacherfolgreicher Wanderung

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 39


16 My ZAEN

Mehrtägige Arzneipflanzenexkursion in Saas-Almagell/Schweiz

mit Prof. Dr. Michael Keusgen

Vom Enzian zur Alpenrose

– die 2. Fortsetzung –

Termin: 03.08. – 07.08.2022

So manch einer mag sich fragen, ob man im August überhaupt

noch eine botanische Exkursion machen kann, da ist doch

schon (fast) alles verblüht. Aber weit gefehlt, es kommt „nur“

auf die Höhe an! Und hier gibt es keine idealere Region als das

Saas-Tal in der wunderschönen Schweiz, welches von insgesamt

18 Viertausendern eingerahmt ist. Diese braucht man für

eine botanische Exkursion natürlich nicht zu bezwingen, aber

sie spenden durch ihre Gletscher auch im Hochsommer ausreichend

Kühle, um die wunderbare Flora der Zentralalpen in

voller Pracht erblühen zu lassen. Wobei sich allerdings spätsommerliche

Elemente in das bunte Blütenspektakel mischen;

hier sind insbesondere Massenvorkommen von Edelweiß,

Alpenaster und Deutscher Fransenenzian zu erwähnen.

Die Vegetation der Zentralalpen unterscheidet sich grundsätzlich

von der der nördlichen und südlichen Kalkalpen (nördlich:

Allgäu, Salzburger Land; südlich: Dolomiten). Das in den Zentralalpen

vorherrschende Silikatgestein mit eingesprengten

Kalklinsen ist überwiegend sauer und begünstigt somit ganz

andere Pflanzenarten, als wir sonst aus den Randalpen kennen.

Durch die Kalklinsen, die wiederum basisch sind, ergibt

sich eine unglaubliche Vielfalt.

Auch wenn die Bergkulisse des Saas-Tals sehr beeindruckend

ist, ist das Areal wegen seiner ungewöhnlich guten Erschließung

durch Bergbahnen körperlich wenig herausfordernd (sofern

man Höhen zwischen 1.500 m und 3.200 m gut verträgt). Ein

absolutes Highlight ist sicherlich der Besuch des Hohsaas,

einem Dreitausender, wobei man mit der Seilbahn direkt in

Kosten der geführten Wanderung:

360,-- € pro Person

Anmeldung unter info@zaen.org oder telefonisch unter:

07441-918580

Unterkunft: Im Hotel Alpenhof Saas-Almagell sind bereits

Zimmer bis zum 3.7.2022 reserviert.

Eigene Buchung ist dennoch zwingend erforderlich –

Kennwort: ZAEN

einem hochalpinen Biotop landet, ohne den Berg erklimmen

zu müssen. Besonders beeindruckend: Der tiefblaue Himmelsherold,

der im August auch blühen sollte. Von dort kann man

gemütlich auf einem gut ausgebauten Weg in das Tal zurückkehren

und bequem zahlreiche Vegetationsstufen durchqueren.

Ebenfalls empfehlenswert ist eine Umrundung des Stausees

Mattmark auf 2.200 m Höhe, den man innerhalb von 10 min.

mit dem Postbus vom Hotel aus erreichen kann. Dort gibt es

eines der wenigen alpinen Vorkommen der „echten“ Rosenwurz.

Daneben gibt es aber auch eine Fülle von Wanderwegen auf

mittlerer Höhe zwischen 1.600 m und 2.200 m, die gut über

Bergbahnen zu erreichen sind und von denen man recht komfortabel

in die Tallagen zurück wandern kann. Es ist also

dieses Mal nicht erforderlich, die Gipfel zu Fuß zu erstürmen,

sondern das übernimmt die Seilbahn. Wem die Rückwege in’s

Tal zu beschwerlich sind, kann selbstverständlich auch die

Bergbahn für den Rückweg benutzen.

Diese mehrtägige Exkursion richtet sich an MedizinerInnen,

die sich mit der atemberaubend schönen Alpenflora und dem

reichen Vorkommen an Arzneipflanzen in den Zentralalpen

beschäftigen möchten. Arzneilich genutzte Pflanzen (phytotherapeutisch,

volkmedizinisch, homöopathisch) werden mit

ihren besonderen Merkmalen, ihren Inhaltsstoffen und den

potentiellen Anwendungsmöglichkeiten erklärt.

Die Buchung der Exkursion erfolgt über die Geschäftsstelle

des ZAEN.

Hotel Alpenhof Saas-Almagell AG

Talstraße 91

CH – 3906 Saas-Almagell

Tel. +41 27 957 20 20 (Buchung bei Hanna)

office@hotelalpenhof.ch

https://hotelalpenhof.ch

Preis:

Einzelzimmer mit Frühstück: CHF 640,00 pro Person für 4 Nächte

Doppelzimmer zur Einzelnutzung mit Frühstück: CHF 850,00

pro Person für 4 Nächte

Illustrationen: © pikisuperstar – Freepik.com, naobim – Pixabay.com

Zuschlag Halbpension: CHF 30,00 pro Person und Tag

zaenmagazin 14. Jahrgang 2/2022


Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen

begrenzt.

Die täglichen Exkursionswanderungen

beginnen um 9:00 Uhr und führen, je

nach Wetterlage, in unterschiedliche

Vegetationszonen. Die Touren werden

so geplant, dass je nach individueller

körperlicher Leistungsfähigkeit Rastpunkte

oder auch Endpunkte definiert

werden können. Das Programm wird

entsprechend der aktuellen Wetterlage

und der „Wanderfreudigkeit“ der

Gruppe tagesaktuell angepasst, bleibt

aber immer spannend!

Bitte bringen Sie Bestimmungsbücher

mit, sofern vorhanden. Festes Schuhwerk

mit fester Sohle (bei älteren

Schuhen bitte überprüfen, ob die

Sohle noch festsitzt!) sowie zusätzliche

warme Kleidung und regendichte

Jacke (plötzliche Wetterumschwünge)

stets mitnehmen, optional einen kleinen

Wanderrucksack und Wanderstöcke

(sehr empfehlenswert, denn es

geht zumeist bergab). Sonnenschutz

nicht vergessen!

Durch die Benutzung von Verkehrsmitteln

wie Busse und Bergbahnen

können zusätzliche Kosten anfallen;

vieles ist jedoch schon durch die Kurtaxe

abgedeckt.

Programm:

Mittwoch, 03.08.2022

19:30 Uhr

Donnerstag, 04.08.2022

09:00 – 16:00 Uhr

20:00 – 22:00 Uhr

Freitag, 05.08.2022

09:00 – 17:00 Uhr

20:00 – 22:00 Uhr

Samstag, 06.08.2022

09:00 – 16:00 Uhr

20:00 – 22:00 Uhr

Sonntag, 07.08.2022

Ab 9:00 Uhr

Anreise

Einführung in die Flora des Gebietes. Es werden die

Geographie des Exkursionsgebietes sowie charakteristische

Pflanzen besprochen.

Zur Eingewöhnung an das alpine Klima kurze Fahrt

(ca. 10 min.) vom Hotel mit dem Postbus zum Stausee

Mattmark auf ca. 2.200 m Höhe und Umrundung des

Sees auf gleichbleibender Höhe. Rückkehr an jeder

Stelle des Weges möglich. Einzigartiges Vorkommen

der Rosenwurz, aber auch anderer seltener Pflanzen

wie Edelweiß.

Nachbesprechung und Nachbestimmung der gefundenen

Pflanzen.

Das „Highlight“ der Exkursion: Kurze Fahrt mit dem

Postbus (ca. 10 min.) nach Saas-Grund, von dort mit

der Seilbahn über den Kreuzboden auf den Hohsaas

(ca. 3.200 m). Biotop um die Seilbahnstation herum,

Rückweg durch unterschiedliche Vegetationsstufen nach

Saas-Grund. Rückfahrt auch mit der Seilbahn möglich.

Nachbesprechung und Nachbestimmung der gefundenen

Pflanzen.

Exkursion auf mittlerer Höhe, wetterabhänging sowie

abhängig von der „Wanderlaune“ der Gruppe. Entweder

vom Hotel aus Bergbahnfahrt zur Heidbodme

(ca. 2.300 m) und von dort aus Erkundung der Region

oder alternativ mit dem Postbus (ca. 20 min.) nach

Saas-Fee und Erkundung der Vegetation rund um den

Ort, mit kurzer Bergbahnfahrt.

Nachbesprechung und Nachbestimmung der gefundenen

Pflanzen.

Abreise

Bei nicht so schönem Wetter:

Umplanung der oben aufgeführten Programmpunkte, je nach Wetterlage, möglich.

Bei ungünstigem Wetter über die gesamte Dauer der Exkursion (sehr unwahrscheinlich,

da das Saas-Tal 300

Sonnentage im Jahr hat!) muss die

hochalpine Tour durch eine Tour

in geringerer Höhe ersetzt werden.

zaenmagazin14. Jahrgang2/2022


GZM aktiv

Peter Helms zum 80. Geburtstag

„Vielleicht haben wir eine Chance, wenn wir

alle etwas mehr Horst Hrubesch wagen.

Hrubesch war ein uneigennütziger Teamplayer. Seine Leistung

wuchs durch Kooperation mit anderen. Auf dem Platz war er ein

Teil des Teams, eines komplexen Netzwerkes von Spielern, und

hat sich besonders effzient im Kollektiv verhalten. Unprätentiös,

bescheiden, leise, aber groß. Wenn jemand mit kritischen Situationen

umgehen konnte war es Horst Hrubesch. Er konnte ein schon

verlorenes Spiel kippen. .......

... Und so wie Teamkollege Manni Kaltz krumm schießen konnte,

müssen wir hier und da etwas um die Ecke denken und Verbindungen

sehen, wo wir vielleicht keine erwartet haben. Gedanklich mal

über die Flügel kommen und das Ding am Ende noch drehen.“

Manni Bananenflanke, ich Kopf –Tor! (Horst Hrubesch)

So war er aktives Gründungsmitglied des

Arbeitskreises Myofunktionelle Therapie

(1980) und 1991-2000 erster Vorsitzender

des AKs. Nicht unerwähnt werden

sollen sein Engagement zum Aufbau eines

Hilfsprojektes (medizinisches Zentrum)

in Port Antonio (Jamaika) und Vorträge

und Seminare an der Universidad Nacional

Autónoma de Nicaragua UNAN-León

im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg-Leon.

1986 wurde Peter Helms Mitglied der

GZM. Hier brachte er sein vielfältiges

Wissen und seine umfangreiche Erfahrung

ein, die er gerne bis heute teilt.

Seit dieser Zeit war er ständiger Gast

und Referent auf dem Kongress in Baden-Baden.

Immer war seine „Crew“

(Partner und Assistenten der Praxis)

Als ich diese Zeilen las, da dachte ich automatisch

an Peter Helms. Nicht nur weil

er, als ehemaliger Fan und Dauerkartenbesitzer

des HSV, Manni Kaltz persönlich erlebte

und in seiner aktiv gestalteten sportlichen

Freizeit Bananenflanken übte und

spielte, sondern auch weil sein Wirken in

der GZM so beschrieben werden kann, wie

oben von Horst Hrubesch berichtet.

Ein weiteres zeichnet Peter Helms aus.

Bertrand Russell (brit. Philosoph 1872-

1970 1950 Nobelpreis Literatur) fasst es

so zusammen: „Das ist der ganze Jammer:

Die Dummen sind sich so sicher und die

Gescheiten so voller Zweifel.“ Er hatte und

hat Fragen und Zweifel und ist sich nie

sicher. Sein Credo: Fragen, forschen und

offen sein für verschiedene Standpunkte.

Nach der Bombardierung seiner Geburtsstadt

Dresden kam er in „seine“

Stadt Hamburg. Dort studierte er und

war mehrere Jahre Assistenzzahnarzt.

Durch seine Neugier und sein vielfältiges

Interesse angetrieben folgten Studienaufenthalte

und Hospitationen in der

USA bei bekannten Hochschullehrern.

In dieser Zeit entstand auch seine Studie

zur Zahngesundheit der Amazonas-Indianer

in Ecuador. 1957 gründete Peter

Helms eine Gemeinschaftspraxis in

Hamburg, die viele neue Konzepte der

Praxisführung umsetzte und die er und

seine Partner auch in Kursen weitergaben.

Sein Wissendurst war noch lange

nicht befriedigt und so folgten weitere

(teils aufwendige) Fortbildungen. Gerne

und mit viel Erfolg gab er sein (neues)

Wissen in Praxis und Theorie weiter.

Viele offene Fragen und ungeklärte Inhalte

brachten in 1980 nach Alternativen

suchend in Kontakt mit der „ganzheitlichen“

Zahnmedizin.

42


GZM aktiv

dabei, die er für die GZM begeistern

konnte. 1997 wurde er Schatzmeister

der GZM und bildete mit Freund Jörg

Born eine „Norddeutsche Fraktion“.

2000 wurde er zum ersten Vorsitzenden

gewählt und hatte den Tagesvorsitz in

Baden-Baden inne. Viele seiner Ideen

und Vorschläge führten zu Einladungen

von Referenten am Qualifizierten

Abend. Wichtig für ihn war auch der

persönliche Kontakt. Legendär sind die

Abende im Löwenbräu Baden-Baden

und im Orlando-Keller in München.

Für die GZM entwickelte er das Postgraduale

Masterstudium in Graz mit. 2005

erhielt er für seine dort abgeschlossenes

Studium den Master of Science.

Dass die Ideen der GZM ein wichtiger

Faktor in seinem beruflichen Leben waren,

zeigt u.a. seine Promotion, die er mit

63 Jahren begann. Hier untersuchte er u.a.

„Die Geschichte der GZM (1985 -2010)“.

Bei der Vorstellung seiner Dissertation

war ich an der Uni in Freiburg anwesend

und erinnere mich noch gut an die verdutzen

Gesichter der Professoren einen so

„alten“ Doktoranten vor sich zu haben.

Seit 2015 ist Peter Helms Ehrenmitglied

der GZM und wir freuen uns, dass er bis

heute aktiv und kreativ Teil der GZM Familie

ist.

"

Ein Mensch, nur 80 Jahre jung,

Ist geistig noch ganz gut in Schwung.

Er ist recht munter und ganz wendig,

auch seine Seele ist lebendig.

Und fragt man ihn, wie er das macht,

so sagt er „ich hab nachgedacht.

Es geht mal vor und mal zurück, oft auch vorbei am

großen Glück. Jedoch das kleine kommt

entgegen Dir hundertfach auf manchen Wegen.

Du brauchst Geduld und viel Geschick im

Umgang mit dem Lebensglück. Wenn Du bedenkst

auf dieser Welt: am besten ist´s mit uns bestellt,

wo wir ein klares Bild uns machen, vom Leben,

Lieben, Weinen, Lachen. Mit Einsicht, Zuversicht,

Vertrauen: Nicht rückwärts sondern vorwärts

schauen."

Lieber Peter, so wünschen wir – die gesamte GZM -

Dir zum Geburtstag mit Eugen Roth alles Gute! Dein

Peter Bornhofen

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 43


GZM aktiv

CMD Symposium online

Rhena Butros

Die GZM veranstaltete zum zweiten Mal ein dreitägiges virtuelles Symposium

vom 15. bis 17. Februar 2022. 6 Referenten*innen beleuchteten an drei

Abenden die Craniomandibuläre Dysfunktion. Zur Freude der Veranstalter

nahmen weit über 400 Teilnehmer*innen teil.

Schmerztherapie über einen Medikamententräger.

Interessant war die Darstellung

eines mukosalen Kontaktpunktkopfschmerzes

ausgelöst durch einen

Nasensporn.

Dr. Horst Kares

Den Auftakt macht Dr. Horst Kares mit

seinem Vortrag „Update Craniomandibuläre

Dysfunktionen auf Grundlage der

wertebasierten Medizin – Bewährtes und

Neues“

Es kommen ca 16% der Patienten mit

orofaszialen Schmerzen in unsere Praxis,

6,6% davon mit muskuloskelettalen

Schmerzen. Über die Hälfte der neuen

CMD Fälle werden durch Traumata ausgelöst,

davon 50% iatrogen, z.B. durch lange

Mundöffnung oder Weisheitszahnentfernung.

Kares stellte zu Beginn einige Kasuistiken

vor, die verdeutlichen sollen, dass

es ein großes Spektrum an Diagnosen gibt,

bei denen es sich nicht immer um CMD

handelt. Wenn bei Bruxern mit Insomnie

Schienen angefertigt werden, gehört

dieses zur Schlafmedizin. Besonders bei

denjenigen, die ein starkes Abrasionsgebiss

haben, kombiniert mit obstruktiver

Schlafapnoe, Reflux, Halsschmerzen, häufiges

Räuspern und einem hohen BMI. Bei

Patienten*innen, denen man eine Schiene

für tagsüber anfertigt mit der Empfehlung

zur Verhaltensänderung, Bewegung,

Kurzpausen während der Schreibtischarbeit

etc, bewegt man sich im Bereich der

Physiotherapie/Orthopädie. Interessant

war hierbei die dargestellte Wirkung einer

„Luftschiene“ (Luft zwischen den lockeren

Lippen ausblasen wie ein schnaubendes

Pferd). Bei Patienten*innen mit einer okklusalen

Dysästhesie (Phantombiss), einer

Fixierung auf den falschen Biss, einer

Zwangsstörung agiert man mit de Therapiemaßnahmen

im Rahmen der Psychologie/Psychiatrie.

Synoviale Chondromatose mit sog.

„Glenkmäusen“ im OPG führt in das

Fachgebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Viel Stress kombiniert

mit Chirurgie in den Wechseljahren

macht manchmal große Probleme. Patienten*innen

mit Posttraumatischen

Trigeminusneuralgien (PTTN) sind

keine CMD Patienten. Hier wird medikamentös

antidepressiv behandelt werden

evtl. kombiniert mit einer lokalen

Der zweite Punkt der Ausführung betraf

die Terminologie CMD und die

orofazialen Schmerzen nach Ursachen

gefächert. Bei Kopf- und Kieferschmerzen

gilt, die große Bandbreite der Differenzialdiagnose

nicht zu unterschätzen.

Neben den uns allen bekannten

intraoralen Schmerzen der Zähne, des

Parodontiums etc, treten vor allem die

muskuloskelettalen Schmerzen auf, die

Schmerzen aus dem HNO Bereich und

der Augen, neurovaskuläre Schmerzen

und nicht zu vergessen Tumore, raumfordernde

Schmerzursachen und neuropathische

Schmerzen. Das Kerngebiet

ist die CMD, bei der man sich an der diagnostic

criteria for temporomandibular

disorders (DC/TMD) orientiert. In

Achse I wird in somatischen Befunden

und Diagnosen die schmerzhaften CMD

beschrieben (Myalgie, Arthralgie) und

die nicht schmerzhafte CMD (Diskusverlagerung,

Arthrose, Luxation/Subluxation).

Achse II, die psychosozialen

Befunde, wird beurteilt über das längere

Bestehen schmerzhafter Befunde mit

dem wichtigsten Instrument Messung

der Schmerzintensitiät und die schmerzbedingte

Beeinträchtigung mittels der

Graduierung chronischer Schmerzen

(GCS). Um das Schmerzausmaß zu er-

44 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


GZM aktiv

fassen, wird eine Schmerzzeichnung

erstellt. Zudem gibt es eine ganze Reihe

von Fragebögen, die die funktionelle

Einschränkung dokumentieren (Jaw

Functional Limitation Scale), die zur

Überbeanspruchung führender Verhaltensweisen

(Oral Behavior Check List)

u.a. Diese Diagnostic Criteria of TMD,

1992 von Dworkin et al. weiterentwickelt

und in 17 Sprachen übersetzt mit

einer hohen Sensitivität und Spezifität

für Myalgien, Arthralgien und CMD

Kopfschmerz, werden 2022 in den Universitäten,

in der Weiterbildung und eigenen

Curricula eingesetzt.

Die Inzidenzrate der gesunden Bevölkerung

CMD zu entwickeln beträgt 4%.

8-16% haben bereits eine schwere behandlungsbedürftige

CMD als dritthäufigste

Schmerzerkrankung im Erwachsenenalter.

Während Kinder sehr selten

daran erkranken, häufen sich die Fälle

bei den Jugendlichen, mehr Frauen als

Männer und im Alter verschwindet sie

von allein. Ursachen für die Schmerzen

der CMD gibt es nicht. Bei einem Odds

Ratio von 3,3 (OR – der Vergleich dieser

Gruppe mit einer normalen Population)

ist die Wahrscheinlichkeit von

Bruxismus 3 mal höher bei der CMD

Population als bei der allgemeinen Bevölkerung.

Hierbei handelt es sich um

eine Assoziation und keinen kausalen

Zusammenhang. Bei der Schlafapnoe

liegt der OR fast 4. Dh die Schlafapnoe

ist ein wichtigerer Risikofaktor als die

Okklusion. Ebenso ein Makrotrauma

(OR 4-8), Weisheitszahnentfernung (OR

4), Migräne (OR fast 5) und multilokaler

Schmerz (OR 8).

Anschließend stellt Dr. Kares den Saarbrücker

Algorithmus für Patienten mit

Symptomen dar, so wie er in seiner

Praxis angewendet wird. Bei der wertebasierten

Medizin geht es um die Vermeidung

von Über-, Unterbehandlung

und natürlich der Fehlbehandlung. Die

evidenzbasierte Medizin bemüht sich

in der Therapie zu differenzieren zwischen

spezifischen und unspezifischen

Effekten. Wir Kliniker haben allerdings

drei große Probleme mit der EbM: zum

einen sind wir nicht ausgebildet mit

Statistiken und Studien umzugehen,

sind deshalb auf Leitlinien angewiesen.

Zum anderen haben wir einen Interessenskonflikt,

weil wir nach Eingriffen

bezahlt werden und nicht fürs Abwarten.

Zu guter Letzt müssen wir uns forensisch

absichern und möglichst viele

Untersuchungen einleiten. Ein weiterer

großer Aspekt ist, dass wir lt Berufsordnung

von 2018, nachhaltige Medizin

betreiben sollten. Denn die Gesundheit

des Einzelnen ist die Gesundheit der

Erde und umgekehrt. Dr. Kares empfiehlt

dazu ein Buch mit dem Titel „Planetary

Health“ von Traidl-Hoffmann et

al., 2021. Der Referent schließt mit einer

Liste therapeutischer Maßnahmen,

bei denen die Schiene nur an fünfter

Stelle steht.

Dr. Dr. Josef Vizkelety

Dr. Dr. Josef Vizkelety –

CMD aus der Sichtweise der Ganzkörpermedizin.

Der Referent ist seit 2018

in der Alpenstein-Clinic/Ostschweiz

mit interdisziplinärer Ausrichtung als

doppelt approbierter Chef Zahnarzt tätig

und gibt Einblicke in deren ganzheitliches

Konzept.

Hier werden nicht nur die funktionell

craniomandibulären Prozesse auch die

biochemischen und psychologischen

Fehlregulationen zwischen Kiefer- und

Nackenmuskulatur, Wirbelsäule und Kiefergelenksfunktionen

angeschaut. Zu den

bekannten Kardinalzeichen für CMD, wird

auch die Diagnose entsprechend den RDC/

TDM Kriterien in drei Gruppen eingeteilt:

I Muskelbeschwerden (myofasziale

Schmerzen ohne und mit eingeschränkter

Mundöffnung)

II

Diskusverlagerungen (mit und ohne

Kompressionen)

III Arthralgien, Osteoarthritis, Osteoarthrose

des Kiefergelenkes.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 45


GZM aktiv

Neben den schulmedizinisch bekannten

Ursachen werden auch genetische Dispositionen

diskutiert, die der Referent aber

so nicht bestätigen kann. Vielmehr sollte

der Zusammenhang mit chronisch systemischen

Erkrankungen einbezogen werden.

Ursachen im Rahmen der Integrativen

biologischen Zahnmedizin werden in

der Alpenstein Clinic viel stärker beachtet.

Diese sind u.a. Smog, chronische ZNS

Reizung, unausgewogene Ernährung,

übersäuertes Gewebe, psychischer Stress,

Toxinbelastung, zu viel Yang und zu wenig

Yin und ganz wichtig Darmdysbiosen.

Ganzheitlich betrachtet ist das Kiefergelenk

ein wichtiges neurovegetatives Steuerungssystem,

denn fast die Hälfte aller

afferenten Nervenimpulse haben einen

Bezug zum Kiefergelenk. So gesehen darf

das Kiefergelenk nicht isoliert betrachtet

werden. Häufig besteht eine Dysregulation

zwischen dem Becken mit der Wirbelsäule,

besonders der Ileosakralgelenke

(ISG) und den Schultern. Das ISG ist der

Kreuzungspunkt funktioneller aufsteigender

und absteigender Störungen. Auf

dieser Basis wird versucht das Prinzip

der Myozentrik umzusetzen. Die Kieferrelation

OK/UK wird von der gesamten

skelettalen Muskulatur bestimmt und ist

dynamisch. Nur durch deren Entspannung

kann die Ruheschwebelage erlangt

werden, aus der wiederum die Kieferrelation

bestimmt wird. Vergleichend mit

einem Uhrwerk, bei dem ein blockiertes

Zahnrad das ganze System zu blockieren

vermag. Daraus kann zusammenfassend

erklärt werden, dass der Unterkiefer ein

integraler Bestandteil der Körperposition

und -Haltung ist. Entsprechend dieser

Zahn-Kiefer-Wirbelsäulen-Becken

Achse werden mittels Thermographie

die entsprechenden Referenzpunkte im

Kiefer- und im Beckenbereich gemessen

und miteinander verglichen. Bei Asymmetrien

liegen positive Befunde vor. Aufschluss

darüber gibt auch das funktionelle

Screening in Bezug auf Schneidekantendistanz

bei Mundöffnung, Mittellinienverschiebung

statisch und dynamisch,

Kiefergelenksgeräusche, Muskelpalpationsbefund,

traumatische Okklusion und

Beinlängendifferenz. Die Therapieansätze

sind lokal und systemisch sehr gut mittels

Neuraltherapie (Procain evtl kombiniert

mit bestimmten homöopathischen Zusätzen).

Die manuelle Therapie in Form von

Osteopathie und craniosakral Therapie.

TENS als alleiniges Therapeutikum reicht

oftmals nicht aus. Abschließend geht der

Referent auf die Bedeutung der Schienentherapie

im Sinne einer Entlastung

des Kiefergelenkes ein. Mittels spezieller

Röntgensoftware ist sehr eindrücklich

zu sehen wie sich das Atemwegsvolumen

deutlich positiv verändert nach Therapie

im interdisziplinären Team. Zu den integrativen

biologische Behandlungsaspekten

gehört auf jeden Fall die Entgiftung

der Mundhöhle, die Wiederherstellung

des Säure-Basen Gleichgewichtes über

eine effektive Darmsanierung um die allgemeine

Zellregeneration anzukurbeln.

TCM, Homöopathie und Akupunktur

gehören ebenso dazu wie craniomandibuläre

Osteopathie, Myoreflextherapie

kombiniert mit Neuraltherapie und myozentrischer

Schienen.

Dr. Annette Jasper

Am zweiten Abend stellte Dr. Annette

Jasper, niedergelassene Zahnärztin

in München, mit ihrem Vortragsthema

„Syste misches Vorgehen bei der

CMD-Therapie“ ihr Praxiskonzept vor.

Ein definierter Fahrplan hilft nicht nur

der Organisation, auch dem Schutz der

Behandlers*in im Regressfall. Sie benutzt

einen Fragebogen, der den Patienten*innen

die Schmerzen einzeichnen und auf

einer Rating Skala bewerten lässt. Beim

klinischen CMD-Check findet man innerhalb

von 10 min heraus, wie es um die

Funktion der Patienten*innen steht. Evtl.

Stethoskop einsetzen um die Kiefergelenke

abzuhören. Besonderer Tipp hier:

Fotodokumentation! Darauf basierend

wird ein Behandlungsvorschlag, in dem

mündlich als auch schriftlich die Untersuchungsergebnisse

und das weitere Vorgehen

zusammengefasst dargelegt werden.

Sehr hilfreich und unterstützend ist es,

dem Patient*innen informative Unterlagen

in Form von Flyern oder Videos mit

nach Hause zugeben.

46 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


GZM aktiv

iSTock/microgen

Das Analysepaket beinhaltet die klinische

Strukturanalyse, kinesiologische

Testverfahren, eine kleine Statikanalyse,

bei der z.B. Beinlängendifferenzen

in unterschiedlichen Positionen erkannt

werden, und die instrumentelle

Funktionsanalyse. Letztere als Axiographie

und EMG mit dem Zebrissystem

durchgeführt, liefern Beweise

über die mit den Patienten*innen und

Osteopath*innen oder Physiotherapeuten*innen

gesprochen werden kann.

Die intraorale computergestützte Stützstiftregistrierung

mit dem DIR System

kann jederzeit reproduziert werden

und dient ebenfalls der Dokumentation

des Behandlungsverlaufes. Modellanalysen

sind selbstverständlich.

Nach ca 12 Wochen Therapiedauer erfolgt

eine Nachkontrolle, gegebenenfalls

sind zwischendurch Kontrollen nötig,

Nachvermessung, Nachregistrierung.

Anschließend bedarf es der Entscheidung,

ob eine dauerhafte Bisskorrektur

durchgeführt (bei ca 10% der Patienten)

werden sollte oder nicht. 90% der Patienten

sind mit der Schiene und der Begleittherapie

genügend therapiert.

Falls ein Biss prothetisch eingestellt werden

muss, dann sollte das keinesfalls vor

6 Monaten erfolgen, eher später.

Gerne verwendet sie Table

tops oder Langzeitprovisorien.

Da keine Garantien für den dauerhaften

Erfolg gegeben werden können, bietet sie

den Patienten Meditationen und Yogasitzungen

in ihrer Praxis -als Auffangnetz

sozusagen- an.

Hardy Gaus

Der 2. Referent des zweiten Abends ist

Hardy Gaus, niedergelassener Zahnarzt

und Dozent für Akupunktur, Naturheilverfahren

und Ganzheitliche Zahnmedizin.

Er referiert über „Ohrakupunktur-wirksame

Unterstützungstherapie

bei craniomandibulärer Dysfunktion“.

Die Mikrosystemakupunktur am Ohr

wurde von dem französischen Arzt Dr. P.

Nogier in den 1950iger Jahren entwickelt.

Er fand sämtliche Strukturen des Körpers

auf dem Ohr wieder, einem in Endbeckenlage

liegenden Embryo ähnlich. Die

direkte Reflexbeziehung über die dortige

neuronale Versorgung (Nn. trigenimus,

vagus, occipitalis zum Thalamus, von

dort zur entspr. Körperregion) macht es

möglich neben Schmerzen auch Funktionsstörung

zu therapieren. Im Gegensatz

zur chin. Körperakupunktur ist die Auriculoakupunktur

im Sekundenphänomen

wirksam mit geringem therapeutischen

Aufwand. Weitere Vorteile sind u.a. die

Nebenwirkungsfreiheit und das interdisziplinäre

Einsatzgebiet.

Topographisch liegen auf der Ohrvorderseite

hauptsächlich die Afferenzen, also

die sensiblen Punkte der Symptomatik,

während auf der Ohrrückseite die motorischen

Punkte zu finden sind. Auf beiden

Seiten sind sog. übergeordnete Punkte,

die den klassisch chin. Meisterpunkten

entsprechen. Die Akupunktpunktdiagnostik

berücksichtigt physiologische

Gegebenheiten des pathologischen Akupunkturpunktes

wie Druckschmerz und

veränderter Hautwiderstand. Einfachstes

Instrument zur Punktsuche ist ein zahnärztlicher

Zementstopfer. Zur elektrischen

Akupunkturpunktsuche gibt es im Medizinhandel

Hautwiderstandsmessgeräte.

Die sodann gefundenen Punkte können

über verschiedene Techniken beeinflusst

werden. Es kommen die Akupressur in

Frage, low level laser, Reizstrom, Nadelung

oder die Injektionstechnik. Eine Besonderheit

ist die Verwendung von Goldnadeln

mit tonisierender und Silbernadeln mit

energieableitender Wirkung. Am geeignetsten

ist die von Gleditsch entwickelte

very-point-Technik. Dauernadeln haben

natürlich auch eine dauerhafte Wirkung.

Das Prinzip der Punktauswahl führt uns

immer ipsilateral auf die Seite der lokalen

Symptomatik, des Schmerzes, der Entzündung

und/oder der Verspannung. In

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 47


GZM aktiv

Kombination mit übergeordneten Punkten

verstärkt sich die systemische Wirkung

vergleichbar mit Medikamenten (antientzündlich,

spasmolytisch etc), die man den

Patienten*innen begleitend zur CMD geben

würde. Der Referent erklärt die Topographie

der Zähne, des Kiefergelenkes und

des N. trigeminus auf der Ohrmuschel.

Der Wirbelsäulenbereich sollte immer einbezogen

werden. Zusätzlich zu den sog.

lokalen Punkten ( Zähne, Muskulatur, Kiefergelenk,

Wirbelsäule) sollte eine Reihe

von Punkten durchsucht werden. Indirekte

Schmerzpunkte, antientzündliche oder

spasmolytische Punkte, die, wenn sie sich

positiv darstellen, in das Therapiekonzept

mit einbezogen werden sollten. Zudem

gibt es eine Reihe von psychisch wirksamen

Punkten, teilweise mit Medikamenten

vergleichbar, mit denen man den großen

Anteil der psycho-emotionalen CMD

Patienten/innen gut behandeln kann.

Zum praktischen Vorgehen ist zu sagen,

dass zunächst die lokalen und übergeordneten

Punkte der Symptomatik entsprechend

gesucht werden. Nur die Punkte,

die aktiv sind, werden gestochen. Von

diesen sollten ca 7 Punkte pro Sitzung

ausgewählt und genadelt werden. Vorher

werden die Farbreste der Markierung

entfernt. Die Nadeln verbleiben für ca

20-30 min oder können gegen Dauernadeln

ausgetauscht werden. Der Referent

geht abschließend noch auf die Methode

der Mundakupunktur nach Gleditsch

ein. Besonders die Retromolarenpunkte

eignen sich hervorragend zur CMD Behandlung,

da hier die Meridiane liegen,

die mit der Symptomatik Spannungskopfschmerz,

Schulter und ISG Bereich

im Zusammenhang stehen. Auch die

Frenulumpunkte im UK sind geeignet für

die den Wirbelsäulenbereich betreffende

Symptomatiken. Vorzugsweise wird mit

Procain 0,5% intracutan gearbeitet.

PD Dr. Dr. Katja Schwenzer-Zimmerer

Am dritten Vortragsabend beleuchtet

Frau PD Dr. Dr. Katja Schwenzer-Zimmerer

die „CMD-Behandlung – multimodaler

regulationsmedizinischer

Ansatz mit Hilfe der Neuraltherapie“. Sie

betreibt mit ihrem Mann zusammen eine

vorwiegend ganzheitlich chirurgische

Praxis-an-der-Wiese mit Schwerpunkt

Neuraltherapie.

Die Netzwerkarbeit nimmt auch in dieser

Praxis einen großen Platz ein. Die Affirmationen

wie „zu viel am Hals haben“, „eine

große Last tragen“ u.v.a. sind nicht nur

in unserem Kulturkreis stark verbreitet.

Demzufolge ist die CMD Definition nur

ein Überbegriff für viele Dinge, die letztlich

dazu beitragen, ob wir Haltung bewahren.

Epidemiologisch betrachtet haben

eine große Anzahl an Menschen Rückenschmerzen,

Kopf-Nackenschmerzen, die

auch unter einer CMD leiden. Die Symptomatiken

außerhalb des Kopfes, an den

Schultern, Nacken, Rücken und Gelenken

lassen einen Zusammenhang mit dem

Kiefergelenk nicht vermuten. Pathogenetisch

betrachtet geht man von einer aufund

einer absteigenden Symptomatik aus.

Bei der aufsteigenden Kette werden z.B.

Seitabweichungen der Wirbelsäule auf die

HWS und dann auf das Kiefergelenk übertragen.

Bei der absteigenden Kette werden

Zahnprobleme wie z.B. eine zu hohe Krone,

ein falscher Biss oder Zahnfehlstellung

auf das Kiefergelenk, den Nacken und

dann auf die Wirbelsäule übertragen. Das

bedeutet schlussendlich, dass die CMD

Patient*innen immer am Halteapparat mit

untersucht werden muss. Anschließend

spricht die Referentin noch einmal die

Klassifikation nach Achse I, II und III an.

Gute Dokumentation mittels Befundblatt

der entsprechenden Fachgesellschaften ist

unerlässlich besonders je komplexer ein

Fall ist. Neben den Leitsymptomen sollte

die stress getriggerte primär hypertone

Muskulatur beachtet werden während bei

Kindern eher der hypotone Muskeltonus

auffällt, der eine völlig andere Behandlung

erfordert. Bereits 1915 hat Walter Cannon

sehr viele Untersuchungen und Publikationen

zum Thema Stress gemacht. Die

Antwort des Körpers auf Stress (fight and

flight) ist immer eine sehr belastende Position

mit Anspannung der Muskulatur sowie

einer Vorschubbewegung des UK und

Anteklination des Kopfes. Das Salutogenese

Modell nach A. Antonovsky führt uns

48 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


GZM aktiv

weg von der Maxime krank oder gesund.

Vielmehr bringt es uns zu dem Regelkreislauf,

der unseren Gesundheitsstatus in jedem

Augenblick neu definiert.

Das diagnostische Vorgehen ist weitestgehend

bekannt. Therapeutisch gesehen

kann die Neuraltherapie im Kontext dieser

Erkrankung einiges leisten. Als regulationsmedizinisches

Verfahren wird mittels

Injektion eines kurzwirksamen Lokalanästhetikums

gespritzt. Die Neuraltherapie

nach Huneke kann sowohl diagnostisch als

auch therapeutisch bei akuten und chronischen

Erkrankungen eingesetzt werden.

Dies geschieht über eine reversible kurzzeitige

Impulsunterbrechung mit dem

Ziel einer Normalisierung der vegetativen

Membranfunktionen im Injektionsgebiet

und nachfolgender Re-Harmonisierung

der von hier aus gestörten Regelkreise.

Procain eignet sich dafür am besten. Das

Grundregulationssystem nach Pischinger

und Heine besagt, dass der Informationsweg

aus dem Bindegewebe über wenig

myelinisierte nociceptive Fasern direkt in

das ZNS erfolgt. Die Neuromodulationsfähigkeit

dieses Systems aus allen Geweben

des Körpers und deren Synchronisation

bewirkt entscheidend auch eine Heilung

aller Bereiche des gesamten Körpers. Das

systematische Vorgehen bei dieser Therapieform

beginnt mit dem locus dolendi

um dann erweiternd segmental oder über

zentrale Strukturen (Ganglien) zu injizieren.

Auch neuraltherapeutische Infusionen

sind möglich. Für Zahnärzte/innen

besonders interessant: die Störfelddiagnostik

in der Weisheitszahnregion. 80%

der Störfelder befinden sich im Mund-Rachen-Bereich.

Prof. Dr. Erich Wühr

Den Abschlussvortrag hält Dr. Erich

Wühr, Zahnarzt, Kieferorthopäde und

Osteopath aus Bad Kötzting im Bayr.

Wald, Professor am Gesundheitscampus

der Technischen Hochschule Deggendorf,

Lehrgebiet der Gesundheitsförderung

und Prävention mit dem Thema

„CMD“, Bruxismus, Stress Management

Patienten*innen kommen mit akuten

und chronischen Schmerzen innerhalb

und ca. 2/3 davon außerhalb des Kausystems.

Manche fragen auch: „Haben meine

Beschwerden etwas mit meinem (falschen)

Biss zu tun?“

Der Referent tituliert die Risiken und Nebenwirkungen

seines Vortrages mit dem

„aktuellen Stand seines Irrtums“ und bittet

die Zuhörer selbst zu reflektieren um

die eigene Meinung zu bilden, es aber

auch für möglich zu halten, dass diese

falsch sein könnte. Denn nur so können

wir lernen und uns weiterentwickeln um

den Patienten die bestmögliche Therapie

anzubieten. Die evidenzbasierte Medizin

hat Stärken (Leitlinien unterschiedlicher

Qualitätsstufen) auch Schwächen (das

komplexe System des Menschen, das wir

niemals vollständig verstehen werden).

Deshalb müssen wir den Leitlinien der

GZM folgend den eigenen Behandlungserfolg

longitudinal erfassen; am einfachsten

ist das mit numerischen Ratenskalen

(NRS) oder visuellen Analogzahlen

(VAS). In der Praxis des Referenten sind

weit über 1000 Patienten seit 2009 lückenlos

dokumentiert, von denen knapp

über 90% ihre Lebensqualität durch sein

Behandlungskonzept verbessern konnten.

Die moderne Schmerzmedizin differenziert

drei verschiedene Schmerztypen.

Obwohl Schmerz eine Empfindung

des Endhirns ist, spürt der Patient den

Schmerz an dem Ort, wo eine Noxe

(chem., traumatisch etc) Prozesse auf

zellbiologischer Ebene stört. Klinisch ist

hier immer eine chronische oder akute

Entzündung sichtbar. Es folgt eine

Reizung der Nozizeption, myofaszialer

Schmerz entsteht. Ebenso kann die Noxe

das periphere Nervensystem, das Rückenmark

oder den Hirnstamm reizen,

was zu einem neuropathischen Schmerz

führt. Eine Noxe auf psychopathischer

Ebene nennt Prof. Wühr den psychogenen

Schmerz. Auch mixed pain ist möglich.

CMD ist nicht geeignet um zwischen

diesen Schmerzarten zu differenzieren.

Wir Zahnärzte, Kieferorthopäden und

Physiotherapeut*innen sind nur für den

myofaszialen Schmerz zuständig. Für alle

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 49


GZM aktiv

anderen Arten stehen Schmerzmediziner

und Psychotherapeuten in unserem

interdisziplinären System zur Verfügung.

Die Frage nach dem richtigen Biss, wird

ganz klar beantwortet mit „Der richtige

Biss ist KEIN Biss“, nämlich die Ruhelage.

Diese wird verlassen beim Kauen, beim

Sprechen und Atmen. Die Kräfte, die hier

wirken sind jedoch zu gering um das craniomandibuläre

System zu belasten. Beim

Schlucken stützt sich der UK mit ca 5p in

der maximalen Interkuspidation am OK

ab, was neurophysiologisch von großer

Bedeutung ist. Die Kraft von 5p wirkt

hier lediglich außerhalb des Kausystems,

wenn bei Okklusionsstörungen das Kiefergelenk

mit der Gleichgewichtsregulation

und den Okkulomotoren der Augen

sowie der Propriorezeption der Fußsohlen

zusammen das Cerebellum dahin gehend

beeinflussen, dass Körperfehlhaltungen

entstehen. Entscheidend für den Referenten

ist daher der Bruxismus, bei dem in

der Nacht Kräfte von 10-200kp (!) zum

tragen kommen. Tagsüber ist es eher das

nervöse Spiel mit der Okklusion, da belastend

wirkt. Daher muss der Stress im

Besonderen angeschaut werden. Unter

dem Begriff Stress-Reaktionen werden

drei emotive (automatisierte, unbewusste,

ererbte) Verhaltensmuster zusammengefasst,

die im Körper innerhalb kurzer Zeit

viel Energie freisetzen und dem Zweck des

Überlebens dienen. Zum Kämpfen (fight)

gehört als Emotion die Wut, zum Fliehen

(flight) gehört die Angst und zur Erstarrung

(fright) gehört die Angst und der

Schrecken, die Depression. Bruxismus ist

daher die Aktivierung der Kaumuskulatur

bei dem kämpferischen Stress. Teil dieser

Stressreaktionen im Bindegewebe ist die

Ausschüttung von Zytokinen und damit

die Induktion einer neurogenen Entzündung.

Das Immunsystem wirkt aktiviert

und das Blut wird dicker um uns vor Infektionen

zu schützen. Bei Dauerstress

wird das Immunsystem so überaktiviert,

es entstehen Allergien, Autoimmunerkrankungen,

Erschöpfung wie der Burn

out. Alle chronischen -itis Erkrankungen

(zB Colitis, chron. Gastritis u.a.) sind Immundefiziterkrankungen

am schlimmsten

Tumorerkrankungen als Folge.

Autorin

Dr. med dent. Rhena Butros

Sonnenweg 40

61231 Bad Nauheim-Rödgen

06032 / 92 10 54

info@praxis-drbutros.de

www.praxis-drbutros.de

Die allgemeine Arbeitshypothese des

Referenten ist resümierend: „Das craniomandibuläre

System ist vielmehr ein

Stress-Organ als ein Kauorgan. Vor allem

beim nächtlichen Zähneknirschen und

-pressen werden außergewöhnlich hohe

Kräfte freigesetzt, die innerhalb und außerhalb

des Kausystems zu Muskel- und

Gelenkschmerzen führen können. Besonders,

wenn Okklusionsstörungen des

Kausystems vorliegen.“ Erste praktische

Konsequenz ist die Überprüfung dieser

Hypothese mit der Eingliederung einer

Jig-Schiene, bei der nur die Frontzähne

Kontakt haben und die Seitenzähne frei

sind. Und nur, wenn diese Probebehandlung

erfolgreich ist, wird die zahnärztliche

Diagnostik und Therapie vertieft. Bei keiner

Besserung der Beschwerden, vermutet

der Referent das Vorliegen eines neurogenen

oder psychopathischen Schmerzes.

Bei frontal offenen und knappen Überbissen,

besteht in seltenen Fällen die Gefahr,

dass der Biss noch weiter aufgeht, weil die

Seitenzähne nicht abgestützt sind. Hier

wird erst eine Stabilisierungsschiene im

UK angefertigt, anschließend eine OK Jig

Schiene, die dann beide getragen werden.

50 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022


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Sonderseminar Einführung in die Physioenergetik

und den Arm nach van Aasche

Termin: 01. bis 02. Oktober 2022

Referentin:

Ort:

Anmeldung:

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