SOM_02_2022
Störfeld, Neuraltherapie , Tinnitus, Schwindel, CMD
Störfeld, Neuraltherapie , Tinnitus, Schwindel, CMD
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GZM aktiv
anderen Arten stehen Schmerzmediziner
und Psychotherapeuten in unserem
interdisziplinären System zur Verfügung.
Die Frage nach dem richtigen Biss, wird
ganz klar beantwortet mit „Der richtige
Biss ist KEIN Biss“, nämlich die Ruhelage.
Diese wird verlassen beim Kauen, beim
Sprechen und Atmen. Die Kräfte, die hier
wirken sind jedoch zu gering um das craniomandibuläre
System zu belasten. Beim
Schlucken stützt sich der UK mit ca 5p in
der maximalen Interkuspidation am OK
ab, was neurophysiologisch von großer
Bedeutung ist. Die Kraft von 5p wirkt
hier lediglich außerhalb des Kausystems,
wenn bei Okklusionsstörungen das Kiefergelenk
mit der Gleichgewichtsregulation
und den Okkulomotoren der Augen
sowie der Propriorezeption der Fußsohlen
zusammen das Cerebellum dahin gehend
beeinflussen, dass Körperfehlhaltungen
entstehen. Entscheidend für den Referenten
ist daher der Bruxismus, bei dem in
der Nacht Kräfte von 10-200kp (!) zum
tragen kommen. Tagsüber ist es eher das
nervöse Spiel mit der Okklusion, da belastend
wirkt. Daher muss der Stress im
Besonderen angeschaut werden. Unter
dem Begriff Stress-Reaktionen werden
drei emotive (automatisierte, unbewusste,
ererbte) Verhaltensmuster zusammengefasst,
die im Körper innerhalb kurzer Zeit
viel Energie freisetzen und dem Zweck des
Überlebens dienen. Zum Kämpfen (fight)
gehört als Emotion die Wut, zum Fliehen
(flight) gehört die Angst und zur Erstarrung
(fright) gehört die Angst und der
Schrecken, die Depression. Bruxismus ist
daher die Aktivierung der Kaumuskulatur
bei dem kämpferischen Stress. Teil dieser
Stressreaktionen im Bindegewebe ist die
Ausschüttung von Zytokinen und damit
die Induktion einer neurogenen Entzündung.
Das Immunsystem wirkt aktiviert
und das Blut wird dicker um uns vor Infektionen
zu schützen. Bei Dauerstress
wird das Immunsystem so überaktiviert,
es entstehen Allergien, Autoimmunerkrankungen,
Erschöpfung wie der Burn
out. Alle chronischen -itis Erkrankungen
(zB Colitis, chron. Gastritis u.a.) sind Immundefiziterkrankungen
am schlimmsten
Tumorerkrankungen als Folge.
Autorin
Dr. med dent. Rhena Butros
Sonnenweg 40
61231 Bad Nauheim-Rödgen
06032 / 92 10 54
info@praxis-drbutros.de
www.praxis-drbutros.de
Die allgemeine Arbeitshypothese des
Referenten ist resümierend: „Das craniomandibuläre
System ist vielmehr ein
Stress-Organ als ein Kauorgan. Vor allem
beim nächtlichen Zähneknirschen und
-pressen werden außergewöhnlich hohe
Kräfte freigesetzt, die innerhalb und außerhalb
des Kausystems zu Muskel- und
Gelenkschmerzen führen können. Besonders,
wenn Okklusionsstörungen des
Kausystems vorliegen.“ Erste praktische
Konsequenz ist die Überprüfung dieser
Hypothese mit der Eingliederung einer
Jig-Schiene, bei der nur die Frontzähne
Kontakt haben und die Seitenzähne frei
sind. Und nur, wenn diese Probebehandlung
erfolgreich ist, wird die zahnärztliche
Diagnostik und Therapie vertieft. Bei keiner
Besserung der Beschwerden, vermutet
der Referent das Vorliegen eines neurogenen
oder psychopathischen Schmerzes.
Bei frontal offenen und knappen Überbissen,
besteht in seltenen Fällen die Gefahr,
dass der Biss noch weiter aufgeht, weil die
Seitenzähne nicht abgestützt sind. Hier
wird erst eine Stabilisierungsschiene im
UK angefertigt, anschließend eine OK Jig
Schiene, die dann beide getragen werden.
50 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022