SOM_02_2022
Störfeld, Neuraltherapie , Tinnitus, Schwindel, CMD
Störfeld, Neuraltherapie , Tinnitus, Schwindel, CMD
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Praxis
liegt im Bereich des Funktionellen, also weit vor Ausbruch einer
Krankheit an sich.
Die Ergänzung der zahnärztlichen Diagnostik durch die neuraltherapeutische
Anamnese und Tastbefunde wie z.B. Adler-
Langersche Druckpunkte ebnen oft schon zum Zeitpunkt der
Neuaufnahme der Patientin oder des Patienten die Suche nach
Störfeldarealen, die darauf aufbauende Therapieplanung und
Umsetzung ist nachhaltiger. Die Akzeptanz von Störfeldern ist
ohne die Kenntnis der Funktion des vegetativen Nervensystems
schwierig. Grundlage für die Entstehung von Störfeldern ist die
Engrammierbarkeit dieses Nervensystems.
Ungefähr 30% aller chronischen Erkrankungen beruhen ursächlich
auf der Summierung unterschiedlicher durch den Organismus
nicht abbaubarer chronischer Reizfaktoren, die sich
im Laufe der Zeit nacheinander aufbauen. Davon entfallen 70
bis 80 % auf den Kiefer- Gesichtsbereich einschließlich der Nasennebenhöhlen
und des lymphatischen Rachenringes.
Mein Interesse für die Neuraltherapie lag von Beginn an zentral
darin begründet, wie sich der Terminus Herd durch den neuraltherapeutischen
Begriff Störfeld erweitert. Die Erweiterung
der Pathologie weg von der ausschließlichen bakteriellen Genese
einer Erkrankung hin zu einer Milieuberücksichtigung und
die Möglichkeit einer wechselseitigen Beeinflussung zwischen
Mikrobiom und dem Zustand der Grundsubstanz eines Organismus
weckte in mir das Interesse an diesem Fachgebiet.
Faszinierend ist es auch, wie universell und im Grunde einfach
die Neuraltherapie in das komplexe Geschehen der Regulation des
Organismus über das Vegetativum eingreift und wie groß auch
der Einfluss über das Fachgebiet der Zahnmedizin mithilfe der
Neuraltherapie in das Gebiet der Psychoneuroimmunologie ist.
Die Möglichkeit, dass eine chronisch unterschwellige Reizung
des sympathischen Anteils des vegetativen Nervensystems bei
einem kleinen erneuten Insult wie z. B. einer Weisheitszahnextraktion
plötzlich neben einer monatelang bestehenden Wundheilungsstörung
zu einem chronischen Gesichtsschmerz führen
kann, hätte ich früher als schicksalhaft angesehen. Heute reagiere
ich darauf neuraltherapeutisch und bin der Patientin oder
dem Patienten zunächst hilfreich dabei, dass es nicht zur Chronifizierung
des Schmerzes kommt. Dabei wird die nichtheilende
Wunde lokal umflutet, gesäubert und möglichst intraossär
mit Druck Procain injiziert. Die Heilung erfolgt zügig. Zahnärzte
und Zahnärztinnen sehen insbesondere im Notdienst zahlreiche
dieser sogenannten Zweitschlagsphänome.
Bei diesem Patienten, der mit unterschiedlichsten metallischen
Grossfüllungen versorgt war, darunter einige mehr oder weniger
vollständige Wurzelfüllungen und dem Vorliegen einer chronischen
Parodontitis und sowie Tonsillektomienarben, begann ich
eine metallfreie Ordnungstherapie als Oralrehabilitation mit begleitender
Neuraltherapie der Narbenstörfelder (Abb: 1 OPG).
Anschließend konnten die übrigen verlagerten Weisheitszähne
komplikationslos mit prompter Wundheilung extrahiert werden.
Ebenso eindrucksvoll und hilfreich sind vergleichsweise einfache
neuraltherapeutische Kurzinterventionen im Oberkiefer
(retromolare Injektionen) bei muskulären Verspannungen im
Kieferbereich, die oft im Segment in die Zähne Schmerzen projizieren
können. Zumindest vorübergehend löst das Entkoppeln
des sympathisch gesteuerten Regelkreises die Muskelspannung.
Auf diese Weise kann eine invasive, symptomatisch- erfolglose
Therapie an Zähnen unterbleiben.
In diesem Fall wie auch bei der Störfeldtestung dient die neuratherapeutische
Massnahme diagnostischen als auch therapeu-
Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 33