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SOM-213

MIH, Naturstoffe, Ubiquinol, Kamille, Shufeng jiedu

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10. Jahrgang · Ausgabe 3/2021 · 11,50 €

Ursachen und Prävention

der Molaren-Inzisiven-

Hypomineralisation

Naturstoffe

als Enzymhemmer

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 1


Grundlagenseminare

aus der ganzheitlichen Zahnmedizin

für Ärzt*innen und Zahnärzt*innen

140. ZAEN-Kongress – 200 Jahre Kneipp – vom 23. bis 26. September 2021

Donnerstag 23. September 2021

09:00–13:00 Uhr SEM-009: Die Betrachtung der Zähne aus ärztlicher Sicht

Dr. Bodo Wettingfeld

14:30–18:00 Uhr SEM-011: Einführung in die Mundakupunktur

Dr. Bodo Wettingfeld

Freitag, 24. September 2021

09:00–13:00 Uhr SEM-015: Mit der RAC-Pulstastung zur besseren Diagnose und Therapie

Einführung in die puls-kontrollierte Behandlung im Praxisalltag

Hardy Gaus

14:30–18:00 Uhr SEM-018: Schmerzen kompetent behandeln – die Vorteile eines

ganzheitlich-systemischen Schmerzmanagements

Hardy Gaus

Samstag, 26. September 2021

09:00–13:00 Uhr SEM-025: Schnarchen, so müde machend! - Möglichkeiten der oralen Schlafmedizin – Teil 1

Dr. Hubertus von Treuenfels

14:30–18:00 Uhr SEM-031: Schnarchen, so müde machend! - Möglichkeiten der oralen Schlafmedizin – Teil 2

Dr. Hubertus von Treuenfels

Sonntag, 20. September 2021

09:00–13:00 Uhr SEM-035: Das orale Mikrobiom – kleiner Ort, große Wirkung

Dr. Josef Vitzkelety

Information:

ZAEN Freudenstadt

Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt

Tel.: +49 7441 918580, Fax: +49 7441 9185822

E-Mail: info@zaen.org

www.zaen.org

Bei Besuch von 5 der 7

Seminare erhalten Sie das

Basiszertifikat „Ganzheitliche

ZahnMedizin” der GZM

2 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


4 Editorial

Wissenschaft

6 Ursachen und Prävention der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH)

Dr. Ronald Möbius MSc

12 Naturstoffe als Enzymhemmer

Prof. Dr. Matthias F. Melzig

15 Der Mikronährstoff Ubiquinol und dessen Beitrag zur oralen Gesundheit

Dr. Uwe Weidenauer

Statistik

21 Stressige Assistenzzeit?

Praxis

18 Aufsuchende Zahnärzt*innen bringen mehr Lebensqualität

Redaktion

24 Shufeng jiedu – beruhigender Wind

Dipl.-Biologe Peter Emmrich M. A.

Buchbesprechungen

29 Die Ernährungszahnbürste

30 Homöopathie für Pflanzen

Pflanzenportait

31 Matricaria recutita – die Kamille

Fortbildung

35 GZM-Veranstaltungen

Claudia Reimer

Gesellschaften

36 Die Elektroakupunktur nach VOLL

Prof. h.c. Dr. med. Olaf Kuhnke

54. Medizinische Woche Baden-Baden

38 Informationen zur Teilnahme

39 Vortragsveranstaltungen

40 GZM-Seminare

42 Einladung zur Mitgliederversammlung

42 Impressum Beigelegt: Mensch & Mund

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 3


9. Jahrgang · Ausgabe 3/2021

Mit Schirm, Charme und Melone durch den Sommer?

Liebe GZMler, liebe Freundinnen

und Freunde der ganzheitlichen

Zahnmedizin!

Ein Sommer der Extreme. Mein

Schwager zeigte mir vor wenigen

Tagen das Haus eines Nachbarn in

Ostfriesland, dessen Dachgeschoß

von einem kleinen Tornado weggerissen

wurde. Der geliebte Campingwagen lag

zudem auf der Seite vor dem Haus. Was

mich vor geraumer Zeit noch schwer

schockiert hätte, quittierte ich vor wenigen

Tagen mit einem leichten Achselzucken.

Im Angesicht der Flutkatastrophe

vor wenigen Wochen scheint so ein Mini-Tornado

als geringes Übel, zumal hier

keine Menschen verletzt wurden oder

ihr Leben verloren. Die Flutkatastrophe

kann man wahrlich nicht als kleines

Übel bezeichnen, auch nicht als großes,

sondern nur als das, was es ist: eine Katastrophe.

Menschen haben ihr Leben

verloren, Familienmitglieder, Freunde,

ihr Hab und Gut, ihre Existenz. Auch

Kollegen und Kolleginnen sind betroffen

und ringen darum, ihre Praxen zu retten

und ihre Patient*innen weiter zu versorgen.

Manchmal geht das auch ohne Behandlungszimmer,

im Freien oder ganz

einfach bei hilfsbereiten Kolleg*innen,

die ihre Arbeitsräume teilen. Hilfen gibt

es über den Bund, die Länder, Zahnärztekammern

und Banken.

Falls ein Mitglied der GZM betroffen ist,

das wir noch nicht identifizieren konnten,

freuen wir uns über eine kurze Meldung.

Wir sind auch in solchen Zeiten für

die Mitglieder da und können ggf. helfen.

Wenn Sie betroffene Kolleg*innen kennen

und Sie der Ansicht sind, wir könnten

als Verband helfen, melden Sie sich bitte.

Wir können natürlich keinen richtigen

Rettungsschirm bieten, aber vielleicht

doch den Schirm der Gemeinschaft. Es

müssen auch kreative Lösungen her, um

die Folgen der Katastrophe zu überbrücken.

So haben sich beispielsweise auch

mobile Zahnarztpraxen auf den Weg

gemacht, die auch im „normalen“ Leben

aktiv sind und sich wachsenden Interes-

Ganzheitliche ZahnMedizin für interessierte Patienten

Für Ihr Wartezimmer:

Mensch & Mund

Craniomandibuläre Dysfunktion –

Stressventil und Störungszeichen

Die MuM befasst sich diesmal mit CMD, verständlich aufgearbeitet.

Nutzen Sie diese komprimierten Informationen für

Ihre Patient*innen.

Craniomandibuläre Dysfunktion

Stressventil und Störungszeichen

Bitte melden Sie sich bei der GZM-Geschäftsstelle,

wenn Sie zusätzliche Exemplare für Ihre Praxis wünschen.

4 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


ses erfreuen. Lesen Sie dazu einen Artikel

auf Seite 18 zur Studie „ZahnRad“. Viele

Menschen mit Einschränkungen sind

mittlerweile auf mobile Hilfe angewiesen.

Da kann die mobile Zahnarztpraxis sehr

hilfreich sein.

Schauen Sie sich – vielleicht an einem

weiteren regnerischen Sommertag die

SOM einmal genauer an. Hier erwarten

Sie viele interessante Artikel, die wir für

Sie zusammengestellt haben. Wir danken

Dr. Ronald Möbius für seine Arbeit

zu den Ursachen und der Prävention der

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation,

bei der er sich intensiv mit dem Mangel

an Vitamin K in der Nahrung als Grund

für ein Calciumparadoxon beschäftigt.

Peter Emmrich berichtet auf Seite 24 von

einer außergewöhnlichen Kräutermischung,

die effektiv gegen virale Infektionen

der oberen und unteren Atemwege

wirkt und sich mittlerweile in Europa wie

auch schon zuvor auf den anderen Kontinenten

einen Namen gemacht hat. Auch

für die orale Gesundheit ein spannendes

Thema.

Was der Mikronährstoff Ubiquinol zur

oralen Gesundheit beitragen kann, fasst

Dr. Uwe Weidenauer auf Seite 15 zusammen.

Zum Thema Mikronährstoffe

empfehlen wir übrigens das neue Buch

unseres Mitglieds PD Dr. Johan Wölber,

der gemeinsam mit Christian Tennert

der Frage nachgeht, welchen Beitrag

entzündungsmodulierende Mikronährstoffe

in Kombination mit Probiotika

zur Therapie parodontaler Erkrankungen

leisten können. Dieses lesenswerte

und unterhaltsame Buch „Die Ernährungszahnbürste“

wird von Heinz-Peter

Olbertz auf Seite 29 rezensiert.

Naturstoffe als Enzymhemmer betrachtet

Prof. Matthias Melzig. Pflanzliche

Enzymhemmer für Verdauungsenzyme

besitzen offensichtlich ein Potenzial für

Nahrungsergänzungsmittel. Lesen Sie

darüber auf Seite 12 inwiefern hier Zusammenhänge

bestehen.

Ein charmantes Kraut mit hübschen

Namen ist die Kamille. Man nennt sie

auch Hälmergen, Romerey, Hörminchen

(mein Favorit) oder traditionell Kammerblume,

Kummerblume, Mägdeblume

oder Mutterkraut. Trotz der vielen Namen

bleibt es die Kamille, und viele Menschen,

insbesondere die Zahnheilkundler*innen

wissen um ihre Vorzüge. Daher

verdient sie eine intensivere Betrachtung.

Diese finden Sie in unserem Pflanzenportrait

auf Seite 31.

Mit viel Charme und Liebe zum Detail

hat Christiane Maute ein Buch über „Homöopathie

für Pflanzen“ geschrieben.

Die Rezension dazu hat Peter Bornhofen

übernommen.

Wir gratulieren sehr herzlich Prof. h.c.

Dr. med. Olaf Kuhnke zum neuen Präsidentenamt

der EAV-Gesellschaft und

freuen uns, dass somit die Weichen für

die Zukunft des Verbandes neu gestellt

sind (Seite 36). Vielen ist die EAV ein

vertrautes Verfahren, das sich gerade in

der Zahnheilkunde großer Beliebtheit

erfreut. Für die, die das Verfahren noch

nicht kennen, lohnt sich ein Blick darauf.

Was war eigentlich stressiger für Sie? Die

letzte Zeit des Studiums oder Ihre Assistenzzeit?

Ganz objektiv betrachtet wurde

das Thema anlässlich eines Deutschen

Kongresses für Versorgungsforschung in

Berlin und aufgearbeitet vom Institut der

Deutschen Zahnärzte in Köln. Die Ergebnisse

lesen Sie in unserer Mitte.

Die Seele auch im Regen einmal baumeln

lassen und sich einen Platz schaffen, an

dem man Ruhe in unruhigen Zeiten findet

– das wünsche ich Ihnen. Bleiben Sie

heiter und kommen Sie gut durch die

nächste Zeit und denken Sie an eine gute

und ausreichende Nährstoffversorgung.

Mit viel Obst und Gemüse und Schirm,

Charme und Melone.

Herzlichst

Constance Nolting

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 5


Wissenschaft

Ursachen und Prävention

der Molaren-Inzisiven-

Hypomineralisation (MIH)

Dr. Ronald Möbius MSc

Die MIH beschäftigt seit vielen Jahren die Zahnheilkunde. Zu Beginn nahezu als Zufallsbefund

abgetan, hat dieses Krankheitsbild mittlerweile hohe klinische Relevanz erreicht

[1]. Der Begriff „Molare-Inzisive-Hypomineralisation“ ist 2003 von Frau Weerheijm beschrieben

worden [33].

Zusammenfassung

MIH entsteht, weil Vitamin K2 in der Ernährung fehlt. Dadurch kommt es zum Calciumparadoxon. Der Calcium Transport

erfolgt mit Vitamin K2 aktivierten, durch Vitamin D gebildete Transportproteine. Fehlt die Aktivierung durch K2 wird

Calcium in den Weichgeweben eingelagert. Es wird nicht zu den Zähnen und den Knochen transportiert und fehlt für die

Mineralisation der Zähne und Knochen. Kinder sind sehr anpassungsfähig, vital, wahre Überlebenskünstler und adaptieren

zeitweise auch massive Mangelzustände. Kommen jetzt aber noch Calciumräuber dazu, bricht die Calciumversorgung

zeitweise zusammen. Die Amelogenese läuft für alle Zähne zeitlich unterschiedlich. Je nachdem wann und wie lange dieser

Calciummangel existiert, entstehen gering ausgeprägte einzelne oder mehrere Zähne mit der MIH.

Zur Vorbeugung ist ein ausreichender Vitamin-D3-, K2-, Calcium-Magnesium-Spiegel, beginnend in der Schwangerschaft,

notwendig, und dieser muss mit Nahrungsergänzung substituiert werden.

Schlüsselwörter: Molaren – Inzisiven – Hypomineralisation, K2-Mangel, Calciumparadoxon, Zahnschmelz

Abstract

MIH arises from a lack of vitamin K2 in the diet. This leads to the calcium paradox. Calcium is transported with vitamin K2

activated transport proteins formed by vitamin D. If there is no activation by K2, calcium is stored in the soft tissues. It is not

transported to the teeth and bones and is lacking for the mineralization of the teeth and bones. Children are very adaptable,

vital, true survivors and at times also adapt to massive deficiencies. But if calcium robbers are added, the calcium supply temporarily

collapses. The time of amelogenesis varies for all teeth. Depending on when and how long this calcium deficiency

exists, slight individual or multiple teeth arise with MIH. For prevention, a sufficient vitamin D3, K2, calcium magnesium

level is necessary, starting in pregnancy and this must be substituted with food supplements.

Keywords: Molars – incisors – hypomineralization, K2 deficiency, potassium paradox, tooth enamel

6 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Wissenschaft

Fotos: Katrin Bekes

Abb. 1: MIH mit posteruptivem Schmelzeinbruch am Zahn 26

Abb. 2: MIH an den Frontzähnen 11 und 21 (gleicher Patient

wie in Abb. 1)

Amelogenesis

Der Zahnschmelz ist ein vollständig zellfreies Hartmaterial,

welches als ein kristalines Gefüge und als Produkt

zellulärer Leistung dem Kronenabschnitt des Dentins

kappenartig aufsitzt [30]. Die Schmelzbildung entsteht

aus drei gleichzeitig ablaufenden Prozessen. So bildet sich aus

der Schmelzmatrix die härteste Substanz des menschlichen Organismus,

welche nach der Eruption des Zahnes keinem aktiven

Stoffwechsel mehr unterliegt [29].

Die eigentliche Schmelzbildung setzt im Glockenstadium ein,

aber erst nachdem sich ein schmaler Saum Dentinmatrix abgelagert

und mineralisiert hat [28]:

1. Bildung der Schmelzmatrix: Diese unterteilt sich in eine Sekretionsphase

und Resorptionsphase. In der Sekretionsphase

entstehen die Grundsubstanzen für die Schmelzmatrix. In

der Resorptionsphase unterliegen Teile der Matrix der Einschmelzung,

um die Mineralisation zu ermöglichen.

2. Mineralisation der Schmelzmatrix: Ist ein biologischer Vorgang,

der sich über viele Jahre von der Ausdifferenzierung

der Keimanlagen bis zum Abschluss der Schmelzmineralisation

erstreckt.

3. Schmelzreifung: Gerade in dieser Zeit kommt es durch unterschiedlichste

Faktoren zu einer Beeinflussung der Mikround

Makrostruktur der Zähne

Amelogenese – die Mineralisation

Dies ist als Imprägnierung einer organischen Matrix mit

schwerlöslichen Calciumphosphaten zu verstehen und beginnt

sofort nach der Matrixsekretion [30].

1. In der ersten Phase der primären präeruptiven Schmelzreifung

werden 25 % des organischen Gehaltes des vollständig

mineralisierten Schmelzes erreicht. Durch Entzug organischer

Substanzen der abgelagerten Schmelzmatrix erfolgt die

Kristallkeimbildung [28].

2. In der 2. Phase der sekundären Schmelzreifung entsteht durch

eine Reihe von Prozessen das kristalline Gefüge Schmelz.

Diese Prozesse betreffen das Wachstum der Schmelzkristalle,

den Verlauf, die Verdichtung und Erhärtung des mineralischen

Gefüges, die selektive Änderung in der Zusammensetzung

der Schmelzmatrix, die Volumenschrumpfung von

organischer Matrix, den Verlust von Wasser sowie die mit diesen

Prozessen einhergehenden Zellaktivitäten im Schmelzorgan

[30]. Der Grad der Mineralisation steigt auf 80 %.

3. Die 3. Phase der posteruptiven Schmelzreifung läuft nach

dem Durchbruch des Zahnes ab. In die Oberfläche werden

über die Deckschicht aus dem Speichel Phosphat und Calcium

aufgenommen. Der Reifungsprozess vollzieht sich nicht

kontinuierlich, sondern wird von den sich wandelnden Milieubedingungen

des Zahnes beeinflusst. Der Mineralgehalt

des Schmelzes nimmt postnatal um weitere 20 % zu und gelangt

in ein Endstadium [13].

Zahnschmelz enthält Verbindungen aus Calcium, Phosphor,

Magnesium, Natrium, neben geringen Proteinen und Fetten.

Schmelz ist vorwiegend anorganisch und besteht zu 95 % aus

Hydroxylapatit, einer Calcium-Phosphat-Verbindung. Der

Transport dieser Mineralionen erfolgt durch das Zytoplasma

der Ameloblasten [22]. Calcium und Phosphat sind die Hauptbestandteile

des Schmelzes und werden in allen drei Schmelzreifungsphasen

dorthin transportiert [27].

Und genau hier existiert das Hauptproblem. Während der gesamten

prä- und posteruptiven Phase muss ausreichend Calcium

vorhanden sein. Calcium ist für den menschlichen Organismus

mengenmäßig der wichtigste Mineralstoff. Ist nicht

ausreichend Calcium vorhanden, wird zwar Schmelz gebildet,

aber nicht ausreichend oder gar nicht mineralisiert. Schmelzbildung

und die nachfolgende Härtung/Mineralisation sind unterschiedliche

Prozesse. Die Absorption von Calcium ist einerseits

von der Nahrungszusammensetzung und andererseits von physikalischen

Faktoren wie dem Calcium und Vitamin-D-Status

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 7


Wissenschaft

abgängig. Dies geschieht sowohl über einen aktiven transepithelialen

Mechanismus als auch durch transzelluläre Diffusion.

Die aktive Aufnahme erfolgt mithilfe des calciumbindenden

Proteins Calbindin, dessen Bindung von Vitamin D induziert

wird. Die Resorptionsrate ist bei Kindern mit 60 % sehr hoch

und sinkt bis zum Greisenalter auf unter 15 % [30]. Folglich ist

die Calciumaufnahme abhängig von der Nahrungszusammensetzung

und vom Vitamin-D-Spiegel. Beides ist in Deutschland

nicht im grünen Bereich.

Sich heute gesund zu ernähren und alle notwenigen Vitalstoffe

in ausreichender Menge in der Nahrung zu haben, ist bei einer

Ernährung über den Discounter nicht möglich [7]. Die Alternativen

sind Nahrungsergänzungsmittel [11]. Calcium ist mit 1

bis 2 kg das am häufigsten vorkommende Mineral im menschlichen

Körper. 95 % des Calciums sind in Zähnen, Knochen und

5 % in den Körperflüssigkeiten eingebaut [10]. Fast alle parodontal

erkrankten Patienten haben ein Calcium Defizit. Wir

benötigen ca. 1400 mg Calcium/Tag. Aber die Calciumaufnahme

ist kompliziert. Es ist ein Trugschluss, dieses aus Milch und

Milchprodukten aufnehmen zu können. In diesen Produkten

ist das Calcium an Phosphor gebunden. Die Bioverfügbarkeit

von Calcium aus den Milch- und Milchprodukten ist somit sehr

gering [9]. Calcium ist ein Mengenmineral, und die täglich notwendige

Calcium-Aufnahme gestaltet sich schwierig. Groß angelegte

Ernährungsstudien zeigen: 95 % der Deutschen haben

ein Calciumdefizit [31].

Umso mehr schockierten 2011 Ernährungswissenschaftler*innen

die medizinische Fachwelt mit der Veröffentlichung der Ergebnisse

einer Studie über Calcium und die Gesundheit des

Herzens. Demnach ist bei Frauen, die Calcium zur Nahrungsergänzung

nehmen, um Osteoporose vorzubeugen, das Risiko

höher an Arteriosklerose zu erkranken, einen Herzinfarkt

oder Schlaganfall zu erleiden, als bei denjenigen, die kein Calcium

einnehmen.

Das mit der Calciumergänzung einhergehende Risiko zu sterben

ist größer, als die Vorteile für den Knochenstoffwechsel.

Die Auswertung der Studie zeigte, dass auf einen verhinderten

Knochenbruch zwei kardiovaskuläre Vorfälle kamen [2].

Calcium ist wichtig für einen gesunden Knochenstoffwechsel.

Jedes Jahr werden Tonnen von Calciumpräparaten eingesetzt,

um der Osteoporose vorzubeugen [26]. Erstaunlicherweise

ergab sich kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von

Herzinfarkten und der Calcium-Dosis. Bei Patienten, die höhere

Dosen Calcium einnahmen, kam es nicht zu mehr Herzinfarkten

[2]. Unabhängig von der eingenommenen Menge an

Calcium steigt das Risiko für Arteriosklerose und Herzinfarkt

[2, 8, 24]. Selbst wenn man sich auf die Aufnahme von Calcium

aus der Nahrung beschränkt, sind Arteriosklerose, Herzerkrankungen

und Schlaganfälle die Todesursache Nr. 1. Andererseits

ist Osteoporose bei beiden Geschlechtern im Alter eine der

Hauptursachen für Behinderungen und Todesfälle [6].

Die Nahrungsergänzung durch Calcium und Vitamin D hat

längst nicht den positiven Effekt gezeigt, den man sich erhofft

hatte.

1. Ohne zusätzliches Calcium in der Nahrung decken wir nicht

den täglichen Mindestbedarf. Die Patient*innen leiden an

Osteoporose, parodontalen Knochenabbau, MIH [31].

2. Nur ein ausgeglichener Calciumhaushalt hat genügend Calcium

für einen ausgeglichenen Knochenstoffwechsel. Calcium

im Knochen ist entscheidend für die Pufferung des Blutes.

Blut das aus dem basischen Ph-Bereich 7,37 bis 7,43 minimal

weiter in den sauren Bereich tendiert, kann wesentlich weniger

Sauerstoff binden. Niedrigere Sauerstoffsättigung im Blut

heißt, geringere Versorgung der Zellen mit Sauerstoff. Viele

Krankheiten bis hin zur Tumorentwicklung stehen hier im

direkten Zusammenhang. 1931 hatte hierfür Otto Warburg

den Nobelpreis für Medizin erhalten [32].

3. Wenn wir aber Calcium zu uns nehmen, sind wir dazu verdammt,

eine Verhärtung unserer Arterien zu erleiden und an

einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben [25].

Vitamin D und das Calcium Paradoxon

Vitamin D ist bekannt für seine gesundheitsfördernde Wirkung

auf die Zähne und den Knochenstoffwechsel [17-21]. Die Nahrungsergänzung

durch Calcium erhöht das Auftreten von Herzinfarkten

und Schlaganfällen, ob mit oder ohne Vitamin D, das

hier also keinen Schutz bietet [5]. Die vielen neuen Informatio-

Das Calcium-Paradoxon:

▶ Zu wenig Calcium in den Knochen und für

die Schmelzhärtung

▶ Zu viel Calcium in den Arterien und den Weichgeweben

8 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Wissenschaft

nen über das Vitamin D waren nicht alle gut. Aber nur die guten

wurden auf breiter Linie veröffentlicht [23].

Vitamin D steigert die Aufnahme von Calcium aus dem Darm.

Wenn das Calcium ins Blut aufgenommen wurde, hat Vitamin

D jedoch kleinen Einfluss mehr darauf, was mit dem Calcium

geschieht [25].

Vitamin D ist für die Bildung von Osteo-Gla-Protein (OGP)

und Matrix Gla Protein (MGP) notwendig [4, 25]. Aktiviert

werden diese Proteine durch Vitamin K2.

Vitamin K ist kein einzelner Nährstoff, sondern eine Familie fettlöslicher

Vitamine. Es gibt 14 verschiedene K-Vitamine, wobei

nur Vitamin K2 praxisrelevant für den Calciumtransport ist [3].

Die Aufgabe des Vitamins K2 besteht darin, Calcium durch den

Körper zu transportieren und aktiviert dazu das OGP. Dieses

zieht Calcium in die Knochen und in die Zähne. Ohne aktiviertes

OGP entsteht nur lockere, anfälligere Zahnsubstanz und

calciumarme, brüchige, grazile Knochensubstanz. Außerdem

aktiviert K2 das MGP, das Calcium aus dem Weichgewebe entfernt.

Dadurch wird die Haut wieder elastischer, genau wie die

Arterien und Venen [25]. Die Aktivierung dieser beiden Proteine

MGP und OGP durch Vitamin K2 ist entscheidend für

den Calciumstoffwechsel. Nur mit diesen aktivierten Proteinen

wird das Calcium zu den richtigen Einsatzorten dirigiert, weg

von den Weichgeweben und hin zu den Hartgeweben. Bei einem

Mangel an Vitamin K2 entfaltet das Calcium-Paradoxon

seine Wirkung. Es kommt zur heimtückischen Verringerung

der Knochenmineraldichte, einer heimtückischeren Verhärtung

der Arterien, und der Schmelz der Zähne kann nur ungenügend

oder gar nicht mineralisiert werden. Ist hingegen reichlich Vitamin

K2 vorhanden, bleiben die Knochen stark, die Arterien flexibel,

und die Zähne erhalten eine stabile Schmelzschicht [23].

Fazit

Ohne Vitamin K2 entsteht das Calcium-Paradoxon. Es entsteht

ein Calcium-Verteilungsproblem Das heißt: Verteilungsfehler –

zu viel Calcium, wo es nicht hingehört (Arterien und Weichgewebe)

und fehlendes Calcium, wo es dringend benötigt wird

(Knochen, Zähne).

In den „grünen Nahrungsmitteln“ ist reichlich Vitamin K1 enthalten.

Vögel, einige Säugetiere und Wiederkäuer können aus

Vitamin K1 das Vitamin K2 metabolisieren [12]. Menschen

können dies nicht und sind auf eine Nahrungsaufnahme von

Vitamin K2 angewiesen. Seit 20 Jahren wird aber systematisch

die Tierproduktion in die Ställe verlagert. Heute steht die

Milchkuhherde nicht mehr auf der Weide, die Kuh bekommt

kein natürliches Sonnenlicht und auch kein Grünfutter mehr,

sondern elektrisches Stalllicht und kohlenhydrathaltiges Kraft-

Literatur- und Quellenverweise

[1] Bekes K: Klinik, Diagnostik und Therapie der MIH, ZM 110, Nr. 19, 23-32.

[2] Bolland MJ, Grey A, Avenell A, Gamble GD, Reid IR: Calcium supplement

with or without vitamin D and risk of careiovascular events: reanalysis of the

Women’s Health Initiative limited access dataset and meta-analysis; British

Medical Journal 2011, Apr.19, 342, 2040- 2059.

[3] Dan H: Vitamin K- Das verschollene Wissen, Printet in Poland by Amazon

Fulfillment, ISBN: 9781795493857, 2017.

[4] Hirscher P: Die Heilkraft von Vitamin K2, Riva Verlag, 2018, 1. Auflage

[5] Howard LM, Payne AG: Health Benefits of Vitamin K2, Basic Health Publication

Inc.,2006.

[6] Iatroudakis M: Der Vitamin D & K Faktor Rundumschutz für chronische

Erkrankungen; printed in Great Britain by Amazon ISBN-13: 978-

149616168849; 2.Auflage; 2015.

[7] Jopp A: Risikofaktor Vitaminmangel, Trias Verlag; 4 Auflage; 2010.

[8] Kidd PM: Vitamins D and K as pleiotropic nutrients: Clinical importance to

the skeletal and cardiovascular systems and preliminary evidence for synergy,

Alternative Medicine Review Band 15 Nr.3, 199-222.

[9] Klein T, Helden von R: Osteoporose als Folge fehlerhafter Ernährung und

Lebensweise; Hygeia Verlag; 2. Auflage; 2016.

[10] Kobau C: Ganzheitlich und Naturheilkundlich orientierte Zahnmedizin;

Gorenski Tisk Verlag Kranj; 2005.

[11] Kogleck R: Die Vitalstoffe – Revolution für ein gesundes & langes Leben;

printet in Poland by Amazon ISBN 9781520797830; 2017.

[12] Kröger S: Untersuchungen zur Bildung von Vitamin K2 durch die Intetinalflora

des Hundes, Inaugural Dissertation, Berlin, 2009.

[13] Künzel W: Lehrbuch der Kinderstomatologie. Barth, Leipzig, 1979.

[14] Möbius R: Das vergessene Vitamin K2, ZWP, 2/2018, 13-15.

[15] Möbius R: Vitamin K2: Retter vor Osteoporose und Parodontose, ZWP,

3/2018, 60-64.

[16] Möbius R: Vitamin K2 – Mangel: Mögliche Ursache für negativen Knochenstoffwechsel,

ZWP, 4/2018, 80-83.

[17. Möbius R: Vitamin D Teil 1: Historie und Fakten, Dental Barometer, 3/2020,

34-36.

[18] Möbius R: Vitamin D Teil 2: Ursachen für einen Mangel, Dental Barometer,

4/2020, 40-42.

[19] Möbius R: Vitamin D Teil 3: Vitamin D und Tumor, Dental Barometer,

5/2020, 33-35

[20] Möbius R: Vitamin D Teil 4: Funktion und Wirkungen, Dental Barometer,

1/2021, 32-34.

[21] Möbius R: Vitamin D Teil 5.1: Ursachen und Erkrankungen, Dental Barometer,

2/2021, 34-36.

[22] Nagai N, Frank RM: Transfer due 45 Ca par autoradiographie anmicroscopie

elektronique an corse de l' amelogenese.Calcif Tiss Res 19 (1975) 211-

221.

[23] Pies J: Vitamin K2 – vielseitiger Schutz vor chronischen Krankheiten; VAK

Verlags GmbH Kirchzarten; 6.Auflage; 2016.

[24] Raid IR, Mark J, Bolland MJ, Grey A: Does calcium supplementation increase

cardiovascular risk; Clinical Endocrinology Band 73 2010, 689-695.

[25v Rheaume- Bleue K: Vitamin K2 und das Calcium Paradoxon Kopp

Verlag Rottenburg, 2. Auflage, 2016.

[26] Schendel V: Vitamin D3, Vitamin K2, Schriftenreihe orthomolekulare Medizin

– Band 1; BuD Books on Demand, Norderstedt, 2016.

[27] Schmidt H: Biochemie für Stomatologen. Barth, Leipzig, 1982, S. 321-375.

[28] Schorm S, Stiefel A: Mikromorphologische Veränderungen der Schmelzoberfläche

von Milchzähnen während der tertiären Schmelzreifung, Dissertation

Universität Halle Wittenberg, 27.11.2002.

[29] Schumacher GH: Embryonale Entwicklung des Menschen, Verlag Volk und

Gesundheit Berlin 1979, 4. Auflage.

[30] Stiefel A: Biologie des Zahnschmelzes. In: Binus W, Pilz V, Stiefel A: Initialkaries,

Präventiv-therapeutische Alternativen eines pathobiologischen

Phänomens Barth, Leipzig, 1987 25-70.

[31] Strunz U, Jopp A: Mineralien das Erfolgsprogramm, Wilhelm Heyne Verlag,

München 2005, 7. Auflage.

[32] Strunz U: Blut – Die Geheimnisse unseres flüssigen Organs; Wilhelm Heyne

Verlag München, 3. Auflage, 2015.

[33] Weerheijm KL: Molar Incisar Hypomineralisation (MIH), European Journal

of Paediatric Dentistry, 4(3), 2003, 114-120.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 9


Wissenschaft

futter. Somit produzieren die Tiere kein Vitamin K2 und in unserer

Nahrungskette fehlt dies immer mehr [14–16].

Der 2. Grund für die zunehmende MIH sind die immer älter

werdenden gebärenden Frauen. Früher sind die Menschen mit

30 Jahren gestorben Heute sind die werdenden Muttis 30 Jahre

und älter. Wenn aber die Mutter schon unterversorgt mit Vitamin

D3, K2, Mg, Ca ist, hat das Neugeborene auch ein Defizit.

Selbst wenn die unterversorgte Mutter stillt, wird es dadurch auf

keinen Fall besser. Damit das Kind gesund aufwachsen kann, ist

nicht nur eine gesunde Ernährung des Kindes mit ausreichenden

Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen erforderlich,

auch die Mutter in der Schwangerschaft muss eine ausreichende

Grundversorgung haben, und diese lässt sich nicht über eine

alleinige Discounter-Ernährung erreichen.

Prävention

Therapieempfehlung Erwachsene

(alle Werte langsam einschleichen)

Vitamin D3:

▶ Einstellung auf minimal 60 ng/ml Blut

▶ Idealwert sollte zwischen 80 und 100 ng/ml liegen

▶ Das Messen kann in der Zahnarztpraxis mit dem „Vitality

Helth Check“ und

▶ einem Blutstropfen aus der Fingerbeere digital erfolgen.

Vitamin K2:

▶ 240 μg/Tag (zwischen 60 und 100 kg Körpergewicht)

▶ kann nicht gespeichert werden

▶ Für gleichmäßigen Spiegel ist eine tägliche Aufnahme

erforderlich.

Calcium:

▶ 1400 mg/Tag

Magnesium:

▶ 1400 mg/Tag

Prävention

Therapieempfehlung Kinder

Vitamin D3:

▶ Einstellung auf minimal 60 ng/ml Blut

▶ Idealwert sollte zwischen 80 und 100 ng/ml liegen

Vitamin K2:

▶ 40 μg/10 kg Körpergewicht

▶ ab 60 kg Körpergewicht 240 μg/Tag

Mg/Ca:

▶ jeweils 20 mg/kg Körpergewicht

gekürzte Erstveröffentlichung im

Dentalbarometer, Ausgabe 3/2021.

Autor

Dr. Ronald Möbius

M. Sc. Parodontologie

Bergstraße 1c

19412 Brüel

Fax: +49 38483 31539

E-Mail: info@moebius-dental.de

www.moebius-dental.de

10 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Wissenschaft

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 11


Wissenschaft

Naturstoffe als Enzymhemmer

Prof. Dr. Matthias F. Melzig

Zusammenfassung

Naturstoffe aus Tieren, Mikroorganismen und Pflanzen sind wichtige Arzneistoffe, deren Wirkungsmechanismus auf der

Hemmung von Enzymen beruht. Dieses Wirkungsprinzip ist altbekannt und hochaktuell – besonders unter dem Aspekt

der gesunden Ernährung spielen pflanzliche Polyphenole als Enzymhemmer von Verdauungsenzymen eine wichtige, bisher

wenig beachtete Rolle. Auch der Einsatz traditioneller Arzneipflanzen zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen bekommt

durch neue Untersuchungen eine wissenschaftliche Erklärung.

Schlüsselwörter: Naturstoffe, Enzymhemmer, pflanzliche Polyphenole

Abstract

Natural substances from animals, microorganisms and plants are important medicinal substances whose mechanism of action

is based on the inhibition of enzymes. This principle of action is well-known and highly topical - especially under the

aspect of healthy nutrition, vegetable polyphenols as enzyme inhibitors of digestive enzymes play an important role that has

so far been neglected. The use of traditional medicinal plants for the treatment of metabolic diseases is also being given a

scientific explanation through new studies.

Keywords: Natural substances, enzyme inhibitors, vegetable polyphenols

Ohne Enzyme ist kein Stoffwechsel und damit auch kein

zellulär organisiertes Leben möglich. Enzyme (griech.

en = in, zymē = Gärungsmittel, Sauerteig) sind Proteine,

die in allen Organismen als Katalysatoren an fast allen

chemischen Reaktionen beteiligt sind und diese unter den in

lebenden Zellen herrschenden Bedingungen ablaufen lassen.

Im menschlichen Organismus gibt es etwa 23 000 Gene [7], davon

codieren ca. 21,3 % Enzyme, aber nur 6,3 % verschlüsseln

Rezeptoren [8]. Die essenzielle Rolle von Enzymen im Stoffwechsel

ist offensichtlich, woraus sich auch die Bedeutung von

Enzyminhibitoren ergibt, die hemmend auf vielfältige metabolische

Prozesse einwirken können. Unter evolutionären Aspekten

muss es neben der großen Menge von Enzymen auch eine

große Anzahl von natürlichen Enzyminhibitoren geben, die

regulierend in metabolische Prozesse eingreifen können und

damit ökologische Bedeutung besitzen. Das schließt die Wechselwirkung

mit Enzymen des menschlichen Stoffwechsels ein

und damit letztendlich die Auslösung von toxischen und/oder

kurativen Effekten. Dabei kommen Stoffe mit Enzym-hemmenden

Eigenschaften in allen Organismen vor, und nicht wenige

unserer heutigen Arzneistoffe sind Naturstoffe, die durch Inhibierung

spezieller Enzyme eine gewünschte pharmakologische

Antwort auslösen.

Natürliche Enzymhemmer

sind bekannte Arzneistoffe

Zu bekannten Arzneistoffen zählen als tierischer Enzymhemmer

z. B. Hirudin, ein Polypeptidgemisch aus dem Speichel des

Blutegels (Hirudo medicinalis) mit blutgerinnungshemmenden

Eigenschaften oder auch viele der heute eingesetzten Antibiotika,

wie die Penicilline, sind mikrobielle Naturstoffe bzw.

halbsynthetische Verbindungen, die Enzyme der bakteriellen

Zellwandsynthese hemmen. Unter den pflanzlichen Sekundärstoffen

findet man auch eine große Anzahl von Enzyminhibitoren,

die gegenwärtig als Arzneistoffe eingesetzt werden, wie

z. B. herzwirksame Steroidglykoside (Na-K-ATPase-Hemmer)

oder Galantamin (Acetylcholinesterase-Hemmer). In vielen

Phytotherapeutika sind pflanzliche Enzymhemmer als wirkungsbestimmende

oder zumindest -mitbestimmende Inhaltsstoffe

bekannt, wie z. B. Anthracenderivate in den laxierend

wirkenden Anthranoiddrogen, die u. a. die Na-K-ATPase sowie

enzymatisch aktive Elektrolyttransporter in den Enterozyten

hemmen. Dazu zählen auch Weidenrinde und Echte Goldrute,

deren Phenolglykoside nach Umwandlung im Organismus

zu Salicylsäure durch Hemmung der Cyclooxygenase entzündungshemmend

wirken.

12 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Wissenschaft

Enzymhemmer als Gegenstand

der Naturstoffforschung

Neben diesen bekannten pflanzlichen Enzyminhibitoren gibt

es eine große Anzahl unbekannter pflanzlicher Sekundärstoffe,

die mit ihrer Eigenschaft, ein oder mehrere Enzyme spezifisch

oder unspezifisch zu hemmen, Gegenstand von Forschung

und Arzneimittelentwicklung sind. Das zeigt die Zahl

von mehr als 46 000 Verweisen im Recherche-Portal PubMed,

wenn man die Stichworte „enzyme inhibitors from plants“

eingibt. Die Naturstoffforschung bezüglich der Suche von

Enzyminhibitoren ist dabei einerseits auf das Auffinden von

neuen Strukturen mit spezifischer Wirksamkeit gegenüber

therapeutisch interessanten Enzymen gerichtet, die entweder

als isolierte Naturstoffe arzneilich verwendet werden oder

als Leitstruktur für die gezielte Synthese von neuen synthetischen

Arzneistoffen genutzt werden können. Ein historisches

Beispiel dafür ist Salicylsäure – ein pflanzlicher Naturstoff –

und Acetylsalicylsäure – ein reines Syntheseprodukt. Auch

moderne Tumortherapeutika haben oft natürliche Vorbilder

aus Pflanzen, wie der Topoisomerasehemmer Camptothecin

aus Camptotheca accuminata Decne und davon abgeleitet die

halbsynthetischen Zytostatika Topotecan und Irinotecan, die

weniger toxisch und besser löslich zur Therapie des metastasierenden

Ovarial- oder kleinzelligen Bronchialkarzinoms

bzw. Kolonkarzinoms eingesetzt werden.

Naturstoffe als Enzymhemmer zur

Behandlung von Stoffwechselerkrankungen

Andererseits besitzen viele Naturstoffe unspezifische enzymhemmende

Eigenschaften gegen ein breites Spektrum von Enzymen,

vor allem gegenüber Hydrolasen, für die immerhin mehr

als 5 % aller Gene bei Menschen codieren [8]. Neben den intrazellulär

wirkenden Hydrolasen, die sicher den größten Anteil an

diesen Enzymen bilden, spielen die hydrolytischen Enzyme im

Verdauungstrakt eine entscheidende Rolle für den Aufschluss

der Nahrung und sind die Voraussetzung für die Resorption

der essenziellen Nahrungsbestandteile, wie Aminosäuren, Zucker

oder Fettsäuren. Damit rücken diese Enzyme aber auch in

den Fokus bei der Suche nach Wirkstoffen, die zur Behandlung

metabolischer Erkrankungen wie Diabetes oder Adipositas eingesetzt

werden können.

Therapeutisch werden gegenwärtig bei Diabetes mellitus Typ 2

zwei Enzyminhibitoren der α-Glykosidasen eingesetzt, Acarbose

und Miglitol, die beide Naturstoffe bakteriellen Ursprungs

sind.

▶ So hemmt die Acarbose, ein Pseudotetrasaccharid, welches

von verschiedenen Actinomyceten der Gattung Actinoplanes

produziert wird, vor allem die pankreatische α-Amylase und

damit den Stärkeabbau.

▶ Miglitol inhibiert die α-Glucosidase, ein Enzym des Bürstensaums

im Dünndarm, das vor allem Oligosaccharide

und Disaccharide zu Glucose und anderen Monosacchariden

spaltet. Ausgangspunkt für Miglitol war der pflanzliche

Glucosidasehemmstoff 1-Deoxynojirimycin, der in Rinde

und Blättern des Maulbeerbaums vorkommt, aber auch fermentativ

aus Streptomyces-Arten gewonnen werden kann.

Maulbeerbaumblätter wurden in der traditionellen Heilkunde

orientalischer Länder bereits seit Jahrhunderten zur

Behandlung von Stoffwechselerkrankungen eingesetzt [13],

die heute als Diabetes diagnostiziert würden. Acarbose und

Miglitol verhindern letztlich, dass Kohlenhydrate bis zur

Glucose abgebaut werden können und die postprandialen

Blutzuckerspitzen werden damit abgeflacht.

Bei der Einnahme von Acarbose oder Miglitol können Blähungen,

Durchfall und Bauchschmerzen, seltener auch Übelkeit

auftreten, was die Compliance verschlechtert und auch dazu

geführt hat, dass Miglitol seit Oktober 2015 in Deutschland außer

Handel ist. Die Suche nach Naturstoffen mit vergleichbaren

pharmakologischen Eigenschaften, aber ohne das Nebenwirkungsprofil

der beiden angeführten Arzneistoffe, ist daher eine

aktuelle Aufgabe der Naturstoffpharmakologie.

Ähnliche Wirkungen wie die neue Generation von oralen Antidiabetika,

die Gliptine, haben auch enzymhemmende Naturstoffe,

insbesondere pflanzliche:

▶ Polyphenole

▶ Flavonoide

▶ Phenolsäuren

▶ Katechinderivate

Ihre Effekte beruhen auf der Hemmung des Enzyms Dipeptidylpeptidase-4

(DPP-4), das für den Abbau der körpereigenen

Inkretine Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und glukoseabhängiges

insulinotropes Peptid (GIP) verantwortlich ist [6]. Die

blutzuckersenkenden Inkretine (intestinal secretion of insulin)

sind Peptidhormone aus dem Dünndarm und regulieren neben

Insulin und Glucagon den Glukosestoffwechsel. Durch die Abbauhemmung

der Inkretine werden deren Wirkungen verstärkt,

u. a. die Erhöhung der Insulinsekretion, die Verminderung der

Glucagonfreisetzung sowie eine Förderung des Sättigungsgefühls.

Polyphenole als Enzymhemmer

von Verdauungsenzymen

Ausgehend von der ziemlich trivialen Beobachtung, dass Menschen

mit vorwiegend pflanzlicher Nahrung seltener an Diabetes

mellitus oder Adipositas erkranken – durch epidemiologische

Untersuchungen über mehr als 60 Jahre und über 300

Studien auch bestätigt [5] – erhebt sich die Frage, warum das so

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 13


Wissenschaft

ist. Einen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage könnten die in

pflanzlicher Nahrung in zumeist hohen Konzentrationen vorkommenden

Polyphenole spielen. Zu dieser Stoffklasse gehören

u. a. Gerbstoffe, Flavonoide, Kaffeesäurederivate. Gesunde Ernährung

mit Obst und Gemüse, d. h., die gleichzeitige Aufnahme

von Polyphenolen neben den essenziellen Energieträgern

in der Nahrung führt zur Absenkung der hier genannten postprandialen

Metabolitenspitzen.

Alle natürlichen Polyphenole wirken mehr oder minder stark

als Hemmer von hydrolytischen Verdauungsenzymen [4] und

führen dazu, dass der Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und

Proteinen zwar nicht vollkommen blockiert wird, aber doch so

stark gehemmt wird, dass damit ein protektiver physiologischer

Effekt ausgelöst wird. Erfolgt der Abbau der Nahrungsbestandteile

ungehemmt durch die körpereigenen Verdauungsenzyme,

so werden die dabei entstandenen Monosaccharide, Fettsäuren,

Monoacylglycerole und Aminosäuren bis zum Erreichen

des Dickdarmes im Dünndarm vollständig resorbiert. In der

Folge kommt es je nach Menge der aufgenommenen Nahrung

bei Gesunden wie beim Diabetiker oder adipösen Patienten zu

postprandialen Blutzuckerspitzen, Fettsäurespitzen bzw. Triglyceridspitzen.

Abhängig vom Stoffwechselstatus werden diese

Metabolitenspitzen mehr oder weniger schnell abgebaut. Je

länger unphysiologische Blutzucker- oder Triglyceridspiegel andauern,

umso größer ist das Gefahrenpotenzial für pathogene

Effekte, z. B. beim metabolischen Syndrom [10] oder bei koronaren

Herzerkrankungen [9].

Literatur- und Quellenverweise

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weight, lipids, and lipid peroxidation in obese subjects with metabolic syndrome.

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extract treatment on the maternal-fetal outcome, oxidative stress status

and lipid profile of streptozotocin-induced diabetic rats. J Ethnopharmacol

2011;138:691-696.

Unter den Arzneipflanzen, die bei Stoffwechselerkrankungen

eingesetzt werden, findet man solche, die die Verdauungsenzyme,

insbesondere die pankreatische Lipase und die α-Amylase

hemmen. Ausgehend von klinischen Studien zur antidiabetischen

Wirksamkeit von polyphenolhaltigen Nahrungsmitteln

[11] untersuchten verschiedene Arbeitsgruppen sowohl isolierte

pflanzliche Polyphenole als auch polyphenolhaltige Drogenextrakte

hinsichtlich ihrer enzymhemmenden Aktivität bezüglich

der hydrolytischen Verdauungsenzyme. Im Endergebnis konnte

festgestellt werden, dass zwar alle polyphenolischen Naturstoffe

aus vielen verschiedenen Pflanzen mehr oder weniger stark die

Verdauungsenzyme hemmten. Allerdings gab es mit den Blattextrakten

von Camellia sinensis (L.) Kuntze, der den Grüntee

liefernden Arzneipflanze, eine Zubereitung, die besonders ausgeprägt

die pankreatische Lipase inhibierte [2]. Die orale Aufnahme

von Polyphenolen aus Grüntee und die damit verbundene

Hemmung der Fettverdauung führen bei Adipositas und

Diabetes zu einer Absenkung der Triglyceridspiegel und letztlich

auch des Körpergewichts, wie klinische Untersuchungen

gezeigt haben [1, 12]. Besonders interessant sind die Ergebnisse

mit Arzneidrogen der traditionellen Medizin, deren Extrakte

sowohl die Lipase als auch die α-Amylase relativ stark hemmen.

Dazu gehören u. a. Hibiscusblüten (Hibiscus sabdariffa L.) und

Tamarinden (die Samenschalen von Tamarindus indica L.), die

beide traditionell zur Behandlung von Adipositas und Diabetes

eingesetzt werden [3]. Pflanzliche Enzymhemmer für Verdauungsenzyme

besitzen offensichtlich ein Potenzial für Nahrungsergänzungsmittel

oder besser, Phytotherapeutika, deren

Wirkung, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit sowie Verträglichkeit

eigentlich lange bekannt sind – man sollte es nutzen!

Nachdruck aus dem zaenmagazin 2018-1

Autor

Prof. Dr. Matthias F. Melzig

Freie Universität Berlin

Institut für Pharmazie

Königin-Luise-Str. 2–4

14195 Berlin

14 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Wissenschaft

Der Mikronährstoff Ubiquinol

und dessen Beitrag

zur oralen Gesundheit

Dr. Uwe Weidenauer

Zahnarztbesuche werden oft aufgeschoben, bis Probleme wie Zahnschmerzen, Karies oder

Entzündungen auftreten. Dabei ist Vorbeugung statt Behandlung in Sachen Mundgesundheit

enorm wichtig. Nicht nur, um Zähne, Zahnfleisch und die Mundhöhle vor Krankheiten

zu schützen und bis ins hohe Alter gesund zu halten, sondern auch um Allgemeinerkrankungen

vorzubeugen. Denn orale Gesundheit spielt für das gesamte Wohlbefinden, das

Immunsystem und für viele andere Organe, wie das Herz, eine große Rolle. Neben einem

gesunden Lebensstil, guter Mundhygiene und regelmäßigen Vorsorgeterminen beim

Zahnarzt können Mikronährstoffe die Mundgesundheit unterstützen.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die

Mundgesundheit in enger Beziehung zur Gesundheit

des gesamten Körpers steht. Beispielsweise

können bestimmte Erkrankungen in einem frühen

Stadium bereits in der Mundhöhle erkannt werden. Darüber

hinaus können Entzündungsherde in der Mundhöhle, wie eine

Parodontitis, das Risiko für bestimmte Allgemeinerkrankungen

verstärken. Denn über die Blutbahn können Bakterien,

Bakteriengifte oder Botenstoffe aus der Mundhöhle in vom

eigentlichen Entzündungsursprung weit entfernte Regionen

des Körpers vordringen und dort entweder Erkrankungen hervorrufen

oder bereits vorhandene Krankheiten begünstigen

und verstärken. So wird unter anderem vermutet, dass eine

Parodontitis das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko erhöhen

kann. Bei schwangeren Frauen besteht zudem ein Zusammenhang

zwischen Erkrankungen des Zahnhalteapparates und der

Frühgeburtenrate sowie einem geringen Geburtsgewicht. Auch

Diabetiker mit ausgeprägter Parodontitis haben es schwerer,

ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Und nicht selten

scheinen akute oder chronische Atemwegserkrankungen von

Bakterien auszugehen, die eigentlich ausschließlich für Entzündungen

des Zahnbettes verantwortlich gemacht werden.

Umgekehrt haben viele Allgemeinerkrankungen deutliche

Auswirkungen auf die Mundhöhle und verstärken das Risiko

für Karies und Zahnbetterkrankungen. Nicht zuletzt beeinflusst

auch unsere Lebensweise die Mundgesundheit. So sind

zum Beispiel Raucher stark gefährdet, an einer Parodontitis zu

erkranken. Sowohl der Schweregrad der Erkrankung als auch

das Risiko, Zähne zu verlieren, sind bei ihnen im Vergleich zu

Nichtrauchern deutlich erhöht. Auf Zahnfleisch und Zähnen

von Rauchern bleibt ein Belag mit giftigen Stoffwechselprodukten

weitaus besser haften. Zudem verringert der Zigarettenkonsum

auch die Durchblutung des Zahnfleisches. Durch

Nikotinverzicht, eine gesunde Ernährung, tägliche Mundhygiene

und zahnmedizinische Prophylaxe lassen sich Erkrankungen

in der Mundhöhle deutlich reduzieren und die allgemeine

Gesundheit stärken. Zusätzlich können Mikronährstoffe wie

Coenzym Q10 die Mundgesundheit unterstützen.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 15


Wissenschaft

Coenzym Q10 vs. Ubiquinol

Coenzym Q10 kommt im menschlichen Organismus in zwei

Formen vor: einer oxidierten und einer reduzierten Form, die

zwei zusätzliche Wasserstoffatome an sich gebunden hat – das

Ubiquinol. In der Atmungskette der Mitochondrien ist Ubiquinol

ein essenzieller Elektronenüberträger zur Herstellung

von Adenosintriphosphat (ATP). Mehr als 95 Prozent der

Körperenergie werden mithilfe von Ubiquinol produziert. Als

unerwünschte Nebenprodukte entstehen in der Atmungskette

reaktive Sauerstoffverbindungen, die die Zellen schädigen

können. Die antioxidativen Abwehrmechanismen des Körpers

– zu denen auch Ubiquinol gehört – können diesen freien

Radikalen entgegenwirken. Werden die Mitochondrien allerdings

in ihrer Funktion so beeinträchtigt, dass die Atmungskette

nicht mehr reibungslos ablaufen kann, nehmen die reaktiven

Verbindungen überhand und oxidativer Stress entsteht.

Parodontitis – die Lockere-Zähne-Krankheit

Oxidativer Stress kann Entzündungen wie eine Gingivitis verursachen

und steht auch in Verdacht, Hauptauslöser von Parodontitis

zu sein. [1] Dabei werden die Zahnfleischtaschen

immer tiefer, sodass die Zähne ihren natürlichen Halt verlieren.

Laut der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie [2]

ist etwa jeder zweite jüngere Erwachsene (35 bis 44 Jahre) von

einer parodontalen Erkrankung betroffen. Bei den jüngeren

Senioren (65 bis 74 Jahre) sind es rund 65 Prozent. Für die Zukunft

ist aufgrund der demografischen Entwicklung mit einer

Zunahme des parodontalen Behandlungsbedarfs zu rechnen.

Daher sind präventive Ansätze wie beispielsweise eine Nahrungsergänzung

mit Ubiquinol empfehlenswert.

Zwar kann der menschliche Organismus Ubiquinol selbst

bilden, doch diese Fähigkeit nimmt mit dem Alter ab. Der

Ubiquinol-Gehalt der Gewebe sinkt. So hat zum Beispiel ein

40-Jähriger etwa 30 Prozent weniger Ubiquinol im Herzmuskel

als ein 20-Jähriger. Auch bedingt durch Krankheiten oder Medikamente

kann die körpereigene Produktion von Ubiquinol

eingeschränkt sein, sodass eine Supplementation sinnvoll ist.

Bereits früh haben die Forschergruppen Littarru et al. [3] und

Nakamura et al. [4] herausgefunden, dass Parodontitis-Patienten

einen Coenzym-Q10-Mangel in ihrem Zahnfleisch

aufweisen, was für eine mitochondriale Dysfunktion spricht.

Ein typisches Bakterium schwerer Parodontitisformen, Porphyromonas

gingivalis, produziert Lipopolysaccharide, die die

Mitochondrien schädigen.[5]

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Nahrungsergänzung

mit Ubiquinol bzw. Coenzym Q10 Parodontitis

entgegenwirken kann. Forscher der zahnmedizinischen

Nihon Universität in Japan haben eine Studie [6] mit 45 Erwachsenen

mit leichter bis mittelschwerer Parodontitis durchgeführt.

Die Probanden erhielten über zwei Monate hinweg

entweder 150 mg Ubiquinol am Tag oder ein Placebo. Nach

Ende des Behandlungszeitraums zeigte die Ubiquinol-Gruppe

deutlich weniger Plaquebildung, weniger Zahnfleischbluten

und eine reduzierte Tiefe der Zahnfleischtaschen im Vergleich

zur Placebo-Gruppe. Des Weiteren wiesen die Teilnehmer, die

Ubiquinol erhalten hatten, weniger Mundgeruch und eine höhere

antioxidative Aktivität im Speichel auf. In der Mundhöhle

agiert Speichel durch seine Antioxidanzien als erste Abwehr

gegen freie Radikale.

Es wird angenommen, dass Ubiquinol über mehrere Wege

gegen Parodontitis wirkt. Beispielsweise haben McRee et al.

[7] herausgefunden, dass sich bei Parodontitis-Patienten, die

Coenzym Q10 eingenommen hatten, die Zahl der unter dem

Zahnfleisch befindlichen Bakterien reduziert hatte. Die Wissenschaftler

vermuten, dass Coenzym Q10 das Immunsystem

stärkt, sodass der Körper die Bakterien leichter bekämpfen

kann. Des Weiteren ergab eine schwedische Studie [8] unter

der Leitung von Magnus Nylander und Marina Nordlund,

dass eine Nahrungsergänzung mit 30–100 mg Coenzym Q10

am Tag das Zahnfleisch stärkt und Zahnfleischbluten verringert

– beides Faktoren, die dazu beitragen, dass sich die Zähne

nicht lockern.

Speichel beeinflusst orale Gesundheit

Neben Zahnfleischerkrankungen wie Parodontitis beeinträchtigt

auch Mundtrockenheit (Xerostomie) die Lebensqualität

der Betroffenen. Bei einem chronisch trockenen Mund ist die

Speichelproduktion deutlich verringert. Zu den Symptomen

zählen ein andauerndes Durstgefühl, Geschmacksstörungen,

Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, Zahnfleischerkrankungen

und Mundschmerzen. Zudem zieht eine Verschlechterung

des Speichelflusses oder dessen Zusammensetzung

ein erhöhtes Kariesrisiko nach sich. Mundtrockenheit

kann als Nebenwirkung verschiedener Medikamente, einer

Chemotherapie oder als Begleiterscheinung von Krankheiten

wie dem Sjögren-Syndrom, einer Autoimmunerkrankung,

auftreten. Speichelqualität und -quantität verändern sich aber

auch mit dem Alter. Oft leiden Frauen in den Wechseljahren

unter einem chronisch trockenen Mund, was darauf hindeutet,

dass hormonelle Veränderungen dabei eine Rolle spielen

könnten. Die genauen Ursachen chronischer Mundtrockenheit

sind zwar noch nicht geklärt, doch einige Wissenschaftler

vermuten, dass die altersbedingte Abnahme von Ubiquinol

bzw. der ATP-Produktion die Speichelsekretion beeinträchtigt.

Daher haben verschiedene Studien untersucht, ob ein höherer

Coenzym-Q10-Spiegel im Speichel Mundtrockenheit in fortgeschrittenem

Alter verhindern könnte – mit vielversprechenden

Ergebnissen.

Beispielsweise erhielten in einer Studie [9] 66 Patienten, die

am Sjögren-Syndrom mit Mundtrockenheit litten, über einen

Monat hinweg täglich entweder 100 mg Ubiquinol oder

ein Placebo. Ihre Speichelproduktion und der Coenzym-Q10-

Gehalt des Speichels wurden vor und nach der Behandlung un-

16 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


tersucht. Beide Parameter verbesserten sich deutlich im Laufe

der Studie bei der Ubiquinol-Gruppe. Coenzym Q10 konnte

in den Speicheldrüsen nachgewiesen werden, was darauf hindeutet,

dass oral verabreichtes Coenzym Q10 über den Blutkreislauf

zu den Speicheldrüsen transportiert wird und dort

die Speichelsekretion verbessern kann.

Generell ist Ubiquinol als Nahrungsergänzung besser geeignet,

denn im Gegensatz zu herkömmlichem Coenzym Q10 muss es

nicht erst metabolisch umgewandelt werden. Als physiologisch

aktive Form kann es der Körper direkt aufnehmen und effektive

Werte können leichter erreicht werden. [10, 11]

Daher untersuchte eine weitere randomisierte, placebokontrollierte

Doppelblindstudie die Auswirkungen von Ubiquinol auf

die Speichelsekretion. [12] An dieser Interventionsstudie nahmen

40 Personen im Alter von 65 Jahren oder jünger teil, die

leichte Mundtrockenheit aufwiesen. Die Probanden erhielten

acht Wochen lang zweimal täglich entweder ein Kaubonbon

mit 50 mg Ubiquinol oder ein entsprechendes Placebo. Am

Ende der Studie war der Coenzym-Q10-Spiegel im Speichel

und die Speichelflussrate in der Ubiquinol-Gruppe im Vergleich

zur Placebo-Gruppe signifikant gestiegen. Verglichen

mit der Ausgangssituation bewerteten die Studienteilnehmer

der Ubiquinol-Gruppe ihre Mundtrockenheit am Ende der

Studie zudem als deutlich verbessert. Die Ergebnisse einer

In-vitro-Untersuchung deuten außerdem darauf hin, dass Ubiquinol

die Speichelsekretion durch Unterdrückung von oxidativem

Stress in den Speicheldrüsen und durch Förderung der

ATP-Produktion erhöhen kann.

Autor

Dr. Uwe Weidenauer

Mohren-Apotheke

Stettiner Straße 23

69514 Laudenbach

Fazit

Eine gesunde und gut gepflegte Mundhöhle ist Grundlage

für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden. Im

Vergleich zu anderen chronischen Erkrankungen lassen sich

durch eine effektive Mundhygiene und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen

sehr gute Präventionserfolge erzielen. Zusätzlich

kann die Supplementation von Ubiquinol die Mundgesundheit

unterstützen wie diverse Studien belegt haben. In

der Apotheke sind verschiedene Produkte mit Ubiquinol zu

finden – von Kapseln bis hin zu Mundsprays. Ubiquinol ist ein

natürlicher Mikronährstoff, der die körpereigene Produktion

nicht beeinträchtigt und keine Nebenwirkungen hat. Für gesunde

Menschen bietet sich eine präventive Einnahme von 50

bis 100 mg pro Tag an. Auch mit hohen Dosierungen sind keine

Nebenwirkungen zu erwarten. Die Unbedenklichkeit des

Mikronährstoffs wurde in zahlreichen Studien belegt.

Literatur- und Quellenverweise

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secretion of saliva: A randomized, double-blind, placebo-controlled parallel-group

comparative study and an in vitro study. PLoS One. 2019 Apr

3;14(4):e0214495.


Praxis

Aufsuchende Zahnärzt*innen

bringen mehr Lebensqualität

Ergebnisse der Studie „ZahnRad“

Viele alte Menschen sind auf Pflege angewiesen. Zu den Einschränkungen im Alltag gehört

dabei auch, dass diese Hochbetagten oft nicht mehr aus eigener Kraft in eine Zahnarztpraxis

gehen können. Wie kann dann die Zahnbehandlung zu ihnen kommen?

Das untersucht eine aktuelle Studie mit dem Arbeitstitel „ZahnRad“.

Gesund alt werden – wer wünscht sich das nicht? Und

doch geht das Alter früher oder später mit einem Verlust

der Leistungsfähigkeit einher – der körperlichen,

und nicht selten auch der geistigen. Dann sind wir

Menschen auf pflegende Unterstützung angewiesen, entweder

im Pflegeheim oder, wenn die Möglichkeit dazu besteht, auch

zu Hause. Doch aufgrund der eingeschränkten Mobilität heißt

das konkret: Viele alte Menschen können keine Zahnarztpraxis

mehr aufsuchen.

Wie soll ein alter Mensch, der kaum noch selbst gehen kann,

mit dem Bus oder Taxi vom Dorf in die nächste Stadt fahren?

Gibt es Angehörige in der Nähe und haben sie Zeit für die Begleitung?

Ist die Praxis überhaupt barrierefrei zu erreichen?

Gerade in ländlichen Regionen sind das oft unüberwindbare

Hürden für einen Zahnarztbesuch.

Die Folge: unzureichende Zahngesundheit im Alter und damit

einhergehend eine zusätzliche Einschränkung der Lebensqualität.

Lösung bei mangelnder Mobilität

Ein Lösungsansatz besteht in der „Aufsuchenden Zahnmedizin“.

Wenn die Patient*innen nicht in die Praxis kommen

können, gehen die Zahnärzt*innen zu den Patient*innen.

Deutschlandweit wird die Zahl der Patient*innen, denen dadurch

geholfen werden könnte, auf rund drei Millionen geschätzt

– und ihnen allen könnte durch eine bessere zahnmedizinische

Versorgung mehr Lebensqualität gegeben werden.

Dreijährige Studie „ZahnRad“

Welche positiven Effekte lassen sich mit der aufsuchenden

Zahnmedizin erreichen? Damit hat sich eine Studie des

ISGOS Berlin (ISGOS = Institut für sozialpolitische und gerontologische

Studien) mit dem Arbeitstitel „ZahnRad“ beschäftigt,

die erste bundesweite Längsschnittstudie zur häuslichen

zahnärztlichen Behandlung. Ziel war es, den Zahnstatus von

zu Hause lebenden pflegebedürftigen Patient*innen zu ermitteln

und die Effekte der Behandlung durch die aufsuchenden

Zahnärzt*innen zu überprüfen.

Fokusregion Unterfranken: Im Main-Spessart-Kreis betrug die

Stichprobengröße 123 Patient*innen, davon 62 in häuslicher

Umgebung und 61 in stationärer Versorgung (Kontrollgruppe).

Insgesamt konnten Daten aus drei Erhebungen einbezogen

werden, was einem Betrachtungszeitraum von rund drei

Jahren entspricht.

18 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Praxis

Zahnstatus lässt sich verbessern

Musste zu Beginn der Studie noch bei sehr vielen Proband*innen

ein sehr schlechter Zustand der Mundgesundheit attestiert

werden – auch bedingt durch Einschränkungen bei der

eigenen Zahnpflege –, so hatte sich das nach Ablauf von drei

Jahren erheblich reduziert: bei den zu Hause lebenden Personen

von über einem Drittel auf deutlich unter 10 % und bei

denen im Pflegeheim von 50 auf 18 %. Damit einher ging auch

eine deutliche Verbesserung der gefühlten Lebensqualität: Bis

zu 25 % weniger Proband*innen empfanden funktionale Einschränkungen,

Schmerzen oder Unbehagen im Zusammenhang

mit ihren Zähnen.

Rahmenbedingungen für erfolgreiche

Umsetzung

Das sind ermutigende Ergebnisse, die zeigen, wie deutlich die

Aufsuchende Zahnmedizin die Lebensqualität von Pflegebedürftigen

erhöhen kann. Zur erfolgreichen Umsetzung in die

Praxis gehören dabei:

▶ Beratung, Anleitung und Empfehlungen für den Einsatz

von Hilfsmitteln

▶ Schulung der Angehörigen

▶ Einweisung des Pflegepersonals

▶ feste Termine für die Patient*innen mit dem Hauszahnarzt

zu regelmäßiger Kontrolle

▶ Eine „Patientenampel“ mit Basisinformationen macht alle

Beteiligten zu Helfenden, die sich gegenseitig über den aktuellen

Status der pflegebedürftigen Person informieren.

Drei Szenarien in der Praxis

Welche Formen kann nun die Aufsuchende Zahnmedizin annehmen?

Bislang sind drei verschiedene Szenarien im Einsatz.

Typ 1: Vor Ort zu Hause

Das Equipment der aufsuchenden Zahnärzt*in ist geeignet für

Prophylaxe und Therapie. Durchgeführt wird die Behandlung

im Privathaushalt oder der Pflegeeinrichtung, möglichst niederschwellig,

also einfach in einem Sessel, auf einem Küchenstuhl

oder am Esstisch, im Einzelfall auch im Bett. So können

selbst unter schwierigen Bedingungen viele Leistungen erfolgen:

▶ Vorsorge/Kontrolluntersuchungen mit Mundhygieneeinweisung,

auch für Pflegende

▶ Zahnsteinentfernung

▶ professionelle Zahnreinigung/Zahnfleischbehandlungen

▶ chirurgische Eingriffe

▶ Füllungen

▶ Wurzelbehandlungen

▶ Prothesenreinigungen

▶ Entfernung von Druckstellen

▶ Prothesenreparaturen

▶ Unterfütterungen

▶ Zahnpräparation für Kronen und/oder Brücken

▶ Provisorienherstellung

▶ Prothesenneuanfertigungen

Typ 2: Im Kleintransporter

Der Transporter ist so eingerichtet, dass er eine hilfsbedürftige

Person, auch mit Rollstuhl und mit Begleitperson, aufnehmen

kann. Er enthält die für die Behandlung notwendigen Instrumente

und Materialien. Damit lässt sich ein Behandlungsspektrum

von prophylaktischen und konservativ rekonstruierenden

Maßnahmen durchführen, ebenso können Zähne

erforderlichenfalls gezogen werden, vorhandener Zahnersatz

kann repariert oder neu angepasst werden.

Typ 3: Mobile Behandlungspraxis im Zahnmobil

Das Zahnmobil ist für den Einsatz in Pflegeeinrichtungen

konzipiert: Es ist die aufwendigste Lösung, deshalb lohnt

es sich nur, wenn an einem Behandlungstag mehrere Patient*innen

termingerecht vor Ort behandelt werden können.

Das Zahnmobil verfügt über eine fest installierte Praxis-Einheit

in einem Container mit barrierefreiem Zugang, auch für

Schwerstpflegefälle. Auf einer Grundfläche von 4 x 2,20 Metern

bietet es Platz für Patient*in, Team (drei Personen) und

einen Angehörigen. Möglich sind hier Sedierung und Narkose

sowie mobiles Röntgen, auch ohne Bindung an das Zahnmobil.

Der Behandlungsplatz ist innerhalb des Containers durch eine

Faltwand abtrennbar. An der Containerwand am Kopfende

sind alle benötigten Materialien in Reichweite gelagert. Allerdings

gibt es auch für das Zahnmobil Grenzen – teils bei den

Patient*innen selbst (z. B. im Fall schwerer Demenz), aber auch

auf umfassende chirurgische Eingriffe oder umfangreiche Prothetikherstellung

ist das Zahnmobil nicht ausgelegt.

Fazit: Der Bedarf wird steigen

Die ISGOS-Studie zeigt auf, welche positiven Effekte auf Zahngesundheit

und Lebensqualität die Aufsuchende Zahnmedizin

bewirken kann. Vor dem Hintergrund des demografischen

Wandels – also unserer älter werdenden Gesellschaft – ist

abzusehen, dass der Bedarf für diese Form der Zahnbehandlung

in Zukunft noch weiter steigen wird. Dafür bieten sich

wie gesehen mehrere Modelle an, weitere Formen lassen sich

bei Bedarf sicherlich entwickeln. Inwieweit allerdings flächendeckend

Angebote geschaffen werden können, ist noch nicht

entschieden. Es lohnt sich aber im Interesse aller betroffenen

Patient*innen – das heißt also möglicherweise von uns allen! –,

das Projekt Aufsuchende Zahnmedizin beherzt und optimistisch

voranzutreiben.

Die Redaktion

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 19


Praxis

20 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Statistik

Stressige Assistenzzeit?

Anlässlich des Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung in Berlin 2018 präsentierten

Kettler, Krois und Frenzel Baudisch vom Institut der Deutschen Zahnärzte in Köln

und der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin Forschungsergebnisse

zum Thema Stressbelastung im zahnärztlichen Studium und der Assistenzzeit.

Insbesondere gingen sie der Frage nach, wie die Zahnärzt*innen

das Verhältnis zwischen Verausgabung und Gratifikation

erleben und ob sich das Stresserleben seit dem Studium

geändert hat. Ferner untersuchten sie, ob ein Zusammenhang

zwischen Stresserleben in der Assistenzzeit und Depressionsneigungen

herrscht.

Hintergrund der Untersuchung war die Erkenntnis, dass der

Übergang vom Studium in den Beruf belastend erlebt werden

kann für die Berufsanfänger*innen. Der letzte Studienabschnitt

in der Zahnmedizin birgt durch ein hohes Ungleichgewicht aus

starker Beanspruchung und geringer Gratifikation eine hohe

Wahrscheinlichkeit für ein Missverhältnis. Dieses kann auf

Dauer Krankheiten wie Depressionen fördern. Unklar war bisher,

wie sich das Stresserleben und die Neigung zur Depression

nach dem Einstieg in den Beruf entwickelt.

Angehende Zahnärzt*innen wurden in einer Vollerhebung im

Winter 2014/15 im 9. und 10. Semester des Studiums und dann

erneut zwei Jahre später in der Assistenzzeit befragt. Die longitudinale

Studie ist im Mixed-Methods-Design angelegt; neben

quantitativen Erhebungen werden auch qualitative Methoden

(Gruppendiskussionen) eingesetzt.

Das Stresserleben wurde mit der Langversion des ERI (effort-reward-imbalance)

gemessen, die 16 Items umfasst und das

Verhältnis zwischen Verausgabung und Gratifikation abbildet.

Als Maßzahl wurde die ER-Ratio gebildet. Dabei wurde für jede

der beiden Subskalen Verausgabung (effort) und Gratifikation

(reward) ein Wert aus den Antworten zu den entsprechenden

Items errechnet. ER-Ratio ist das Verhältnis zwischen effort und

reward sowie der Anzahl der auf jeder Sub-Skala verwendeten

Items. Für die Messung bei Studierenden wurde analog die Studierendenversion

des ERI eingesetzt.

Die Depressungsneigung wurde über die Depressionsskala des

Patient Health Questionnaire (PHQ-9) erhoben (Skala von 0 bis

27). Zusammenhänge zwischen der ER-Ratio und dem PHQ-

9 wurden über Rangkorrelationskoeffizienten (Kendalls Tau-b

und Spearmans Rho) bestimmt.

In die Auswertung einbezogen wurden nur die Ergebnisse der

Studienteilnehmenden, die in der zweiten Befragungswelle jeweils

alle Items der ERI-Skala beantwortet sowie 2017 angegeben

hatten, sich in der Assistenz- oder Weiterbildungszeit zu

befinden.

Grafik auf der folgennden Seite

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 21


Statistik

Stressige Assistenzzeit?

Verausgabung

(effort)

Das Stresserleben der Teilnehmenden

in der Assistenzzeit war überwiegend niedrig.

Bei 70 überwog die Gratifikation (reward) die Verausgabung (effort).

Gratifikation

(reward)

2.5

ER-Ratio

Die mittlere ER-Ratio, die das gewichtete Verhältnis

zwischen Verausgabung (E) und Gratifikation (R) angibt, betrug 0,9.

Die ER-Ratio der Studienteilnehmenden verteilt sich folgendermaßen:

Dichtefunktion der ER-Ratio

2.0

1.5

1.0

0.5

0

0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

Männlich Weiblich Gesamter Datensatz

geringe Verausgabung hohe geringe Gratifikation hohe

Dichtefunktion der Antworten

5 1 0 1 5 20 25 10 15 20 25 30 35 40 45

Männlich Weiblich

22

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Statistik

Stresserleben in Studium und Assistenzzeit

Ein Großteil derjenigen, die ein erhöhtes Stresserleben

im Studium angegeben hatten, empfanden die Assistenzzeit weniger stressreich.

Verausgabung

(effort)

Gratifikation

(reward)

Verausgabung

(effort)

Gratifikation

(reward)

Studienteilnehmende (n)

190

66

Verausgabung

überwiegt

Studium

95

124 77

18

Gratifikation

überwiegt

Assistenzzeit

84

66

18

Verausgabung

überwiegt

201

77

124

Gratifikation

überwiegt

25

Stresserleben und Depressionsneigung

Depressionsneigung (PHQ 9-Wert)

20

15

10

5

Quelle

0

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

Stresserleben (ER-Ratio)

idz Institut, Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2018

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 23


Praxis

Shufeng jiedu

– beruhigender Wind

Eine TCM-Kräuterrezeptur gegen Viren oder „Die Macht der acht“

Dipl.-Biologe Peter Emmrich M. A.

Diese außergewöhnliche Kräutermischung wirkt effektiv gegen virale Infektionen der

oberen und unteren Atemwege und hat sich inzwischen auch in Europa wie schon zuvor

auf den anderen Kontinenten einen Namen gemacht. Schon in einem sehr frühen Stadium

der Infektion kann diese Mischung aus 8 Heilpflanzen, die sich seit Jahrhunderten in der

TCM bewährt haben, bei einem Krankheitsgeschehen, das durch Viren ausgelöst wurde,

eingesetzt werden. Und dabei ist der Erreger untergeordnet. Es geht vielmehr darum, das

körpereigene Immunsystem, genauer gesagt das unspezifische Abwehrsystem, anzuregen.

Vornehmlich sind es die natürlichen Killerzellen, die dafür zu sorgen haben, dass eingedrungene

Viren außer Gefecht gesetzt werden. Im Übrigen ist eine weitere Aufgabe dieser

natürlichen Killerzellen, Zellentartungen frühzeitig zu bemerken und die entsprechenden

Zellen zum Absterben zu bringen. Der Fachmann spricht von einer Apoptose „plötzlicher

Zelltod“, wenn die Zellen plötzlich absterben. Die natürlichen Killerzellen können solch einen

Effekt auslösen. Damit bleibt der Organismus bis ins hohe Alter fit und leistungsfähig.

Schon in der SARS-Epidemie 2003 überzeugten die Kräuter

die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die eine

kontrollierte Beobachtungsstudie durchführte und signifikant

höhere Überlebensraten bei infizierten Patienten

feststellen konnte. Die Rezeptur geht auf das Tujia-Volk in

der Provinz Hunan in Südchina zurück, das seit Jahrzehnten

diese vegane Kräutermischung bei allen Erkältungskrankheiten

nutzt. Ich darf Ihnen nun diese Komposition aus acht Heilpflanzen

nacheinander vorstellen.

Beginnen wir mit dem Buschknöterichwurzelstock (Polygonum

cuspidatum radix et rhizome) [1], auch als japanischer

Staudenknöterich bezeichnet. Dieser gehört im botanischen

Sinne zur Familie der Knöterich-Gewächse (Polygonaceae).

Seine Wirkung liegt in der hohen Konzentration vieler

Gerbstoffe und Flavonoide aus der Gruppe der Phenole, die

insgesamt eine starke entzündungshemmende und antioxidative

Eigenschaft besitzen. Es sind gerade die Antioxidantien,

die unsere Zellwände vor dem Angriff freier Radikale

schützen. Die ROS = reaktiven Sauerstoffspezies sind dafür

berüchtigt, unsere Zellwände anzugreifen und damit einen

Untergang von Zellen zu initiieren. Geschieht der Angriff

dieser Radikale auf viele Zehntausend Zellwände gleichzeitig,

so kann ein massiver Gewebeschaden entstehen, dieses

geht nicht unbemerkt vorüber. Die betroffenen Menschen

fühlen sich schwach, müde und unwohl oder haben die typischen

Grippesymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen.

24 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Praxis

1 2

Bildquelle: wikipedia / KENPEI

Bildquelle: wikipedia / peganum

Japanischer Staudenknöterich

Forsythie

Betrachten wir nun die zweite Heilpflanze, die viele als Gartenzierpflanze

kennen und schätzen lernten: Forsythienfrüchte

oder Goldfliederfrüchte (Forsythia suspensa fructus) [2], die

zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehören.

Diese Pflanze besitzt unter anderem große Heilkräfte, um

unser Herz zu stärken, da es das sogenannte angiotensinkonvertierende

Enzym (ACE) hemmt. Dadurch stellt sich ein normaler

Blutdruck ein, der das Herz entlastet. Darüber hinaus

verfügt diese Pflanze über weitere sehr segensreiche Eigenschaften,

wie beispielsweise antientzündliche, antioxidative,

antibakterielle, antivirale, antiallergische und antitumoröse

Effekte. Sie wird daher in der TCM sehr gelobt und hat sich

einen besonderen Stellenwert gesichert.

Die dritte Heilpflanze ist die Färberwaidwurzel (Isatis indigotica

radix) [3], die sicherlich viele im deutschsprachigen

Raum auch als Indigo kennen. Botanisch gehört sie zur Familie

der Kreuzblütler (Brassicaceae). Über ihre Wirkung liegen

zahlreiche Berichte vor, vornehmlich zu ihren antiviralen

Eigenschaften.

Weltweit hat sich der Färberwaid bei der Behandlung einer

Masern- und Mumps-Infektion bewährt, obgleich bis dato die

Wirkung immer noch nicht geklärt ist. Sicherlich sind bisher

unbekannte Inhaltsstoffe dafür verantwortlich. Aber das kennen

wir von vielen anderen Heilpflanzen ebenso. So hat man

bei der Passionsblume (Passiflora incarnata) erst vor nahezu

40 Jahren herausgefunden, wie es diese Pflanze schafft, unseren

psychischen Zustand zu verbessern. Gerade bei einem

bestehenden Abhängigkeitspotenzial leistet die Passionsblume

immens viel. Sie besitzt als Inhaltsstoffe sogenannte Flavonoide,

die an bestimmten Rezeptoren (Bindungsstellen) im

Gehirn andocken und somit unsere Süchte stoppen können.

Dadurch hat sich die Pflanze in zweitausend Jahren Freunde

rund um den Erdball gemacht, die mithilfe der Passionsblume

ihr Suchtverhalten heilen konnten.

Kommen wir nun zur vierten Heilpflanze, der chinesischen Hasenohrwurzel

(Bupleurum chinense radix) [4], die zu der

botanischen Familie der Doldenblütler (Apiaceae) gehört.

Ihre Wirkung schätzt die TCM seit vielen Jahrtausenden,

denn dazu gehört das Senken des Fiebers genauso wie die

generelle Hemmung eines entzündlichen Prozesses, egal

ob dieser sich im Kopf, Hals, Brust, Bauch oder an den Extremitäten

abspielt. Darüber hinaus sind die Inhaltsstoffe

schmerzlindernd und zeigen eine abschwellende Eigenschaft

an den Schleimhäuten von Nase, Mund und Bronchialsystem.

Aber auch im Bereich von Darm und Urogenitalsystem wie

auch in den Innenhäuten von Gelenken können die Heilkräfte

der Hasenohrwurzel erfolgreich ihre Wirkung zeigen.

Eines sollte nicht unerwähnt bleiben: Mitunter kann die Hasenohrwurzel

eine innere Anspannung lösen und beruhigend

auf den ganzen Organismus wirken.

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 25


Praxis

3 4

Bildquelle: wikipedia / Rudolphous

Bildquelle: wikipedia / David Stang

Färberwaid

Hasenohr

Die fünfte Heilpflanze nennt sich Patrinakraut (Patrinia scabiosifolia

herba) [5] und zeichnet sich dadurch aus, dass sie

nicht nur antibakterielle, antientzündliche und fiebersenkende

Eigenschaften besitzt, sondern auch Bauchkrämpfe beseitigt,

die Ausscheidung fördert und überschüssiges Wasser aus

dem Gewebe eliminiert. Das Kraut hat verschiedene wirksame

Inhaltsstoffe, von denen gerade die Triterpene eine große und

zugleich bedeutende Wirkung haben. Diese stärken die Leber

und aktivieren so den Zellstoffwechsel. Gerade in Korea hat

die Wurzel in den letzten tausend Jahren einen famosen Siegeszug

hingelegt. Botanisch gesehen gehört das Patrinakraut

zu den Geißblattgewächsen (Caprifoliaceae).

Das Eisenkraut (Verbena officinalis herba) [6] ist in unserer

Abwehrmischung die sechste Heilpflanze und auch hierzulande

sehr bekannt. Botanisch gehört es zusammen mit anderen

Eisenkrautgewächsen, die wir als Ziergehölze aus Parks und

Gärten oder als Beet- und Balkonpflanzen kennen in die Familie

der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae). Traditionell wird

es auch in unseren Breitengraden als wesentlicher Bestandteil

von Erkältungsmitteln geschätzt.

Unter den vielen Inhaltsstoffen dieses Krautes sind die Iridoide

von großer Bedeutung, da sie antimikrobiell, entzündungshemmend

und antibiotisch wirken. Daher hat man das Kraut

schon im Altertum bei rheumatischen Beschwerden erfolgreich

eingesetzt, wenngleich es fatalerweise kein Eisen beinhaltet.

Meistens findet es traditionell in der Volksmedizin in Kräutermischungen

Verwendung, und es müssen noch weitere Prüfungen

erfolgen, bis der Status einer echten Arzneimittelpflanze

erreicht sein wird. Dennoch können die Phenylethanoide

unsere Zellen vor Zellschäden schützen, und ätherische Öle,

Flavonoide sowie Gerbstoffe fördern die Wundheilung, weil sie

adstringierende Eigenschaften besitzen. Im alten Ägypten und

bei den Griechen besaß das Eisenkraut hohes Ansehen.

Kommen wir nun zur siebten Heilpflanze, der Schilfrohrwurzel

(Phragmites communis rhizome) [7] aus der Familie der

Süßgräser (Poaceae). Dabei handelt es sich um eine Sumpfpflanze,

die über schmerzlindernde, harntreibende und fiebersenkende

Eigenschaften verfügt.

Das Schilfrohr kann an der Spitze an einem Tag 3 cm wachsen

und erreicht eine Wuchshöhe von maximal vier Metern. Es beinhaltet

Vitamin C, B1 (Thiamin) und B2 (Riboflavin), ebenso

konnten die psychoaktiven Entheogene Dimethyltryptamin

(DMT) und Bufotenin nachgewiesen werden. Weitere Forschungen

müssen folgen, um Zuverlässiges zu den Heilaussagen

des Schilfrohrs machen zu können. In der TCM kennt

und schätzt man die heilenden Eigenschaften im Bereich des

Magens bei Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen sowie auch die

ausscheidende Kraft bei entzündlichen Exanthemen (Hautausschläge).

Äußerlich kann das Schilfrohr bei Insektenstichen als

Auflage nützlich sein. Während eines grippalen Infektes beru-

26 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Praxis

5 6

Bildquelle: wikipedia / Syrio

Bildquelle: wikipedia / Isidre Blanc

Patrinakraut

Eisenkraut

higt das Schilfrohr den Husten, senkt das Fieber und fördert

den gelben zähen Schleim nach draußen.

Kommen wir nun zum achten Heilkraut dieser wunderbaren

TCM-Mischung: der Süßholzwurzel (Glycyrrhiza uralensis

radix) [8] aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), die

sicherlich viele kennen, denn aus der Wurzel diese Süßholzes

wird die leckere Lakritze gewonnen.

Diese Süßholzwurzel verfügt über viele heilkräftige Inhaltsstoffe,

die antibakteriell, antiviral, antimykotisch, antioxidativ und

entzündungshemmend auch im Mundraum wirken. Darüber

hinaus hat sie schleimlösende Eigenschaften bei Husten und

Magenbeschwerden, auch bei einer Magenschleimhautentzündung

(Gastritis) und bei einem Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus

duodeni) kann es erfolgreich angewendet werden. Es wirkt

einem niedrigen Blutdruck entgegen und erhöht den Blutzuckerspiegel

– durch größere Mengen kann der Blutzuckerspiegel

sinken und der Blutdruck steigen! (Cave: Nicht bei Hochdruck

anwenden!) Dafür ist das in der Wurzel enthaltende Amorfrutinen

verantwortlich.

Merke: Saponine wie Glycyrrhizin wirken wie das körpereigene

Cortison und Aldosteron und erhöhen den Blutdruck und fördern

die Ödembildung durch Einschränkung der Nierenfunktion (Senkung

des Kaliums). Weitere Inhaltsstoffe sind die Flavonoide und

Cumarine. Cumarine sind blutgerinnungshemmende Arzneistoffe,

die eine Thrombose oder eine Embolie verhindern können.

Anwendung des Shufeng Jiedu

Von dem getrockneten Pulvergemisch aus den acht Heilkräutern

nimmt man an drei aufeinanderfolgenden Tagen je 6 g auf

eine Tasse heißes Wasser und trinkt diese über den Tag aus.

(Warmhalten in einer Thermoskanne). Das Pulvergemisch ist

erhältlich in der Bahnhof-Apotheke in Kempten unter TCM

CC08 – 18,15 g oder in der Bio-Apotheke / Pestalozzi-Apotheke

in Lörrach.

Fallbeispiel:

Ich möchte Ihnen nun abschließend einen Praxisfall schildern:

Ein 79-jähriger Rentner bemerkt seit 5 Tagen eine zunehmende

Verschlechterung seines Allgemeinzustandes und klagt über

Nachtschweiß, Husten und Atemnot bei Anstrengung (Belastungsdyspnoe).

Es zeigt sich ein gelber Auswurf seit gestern,

heute Nacht 39,4 °C (axillar). Auf der Lunge hört man nichts.

Der Verdacht auf eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist

daher sehr groß. Daher schicke ich den Patienten direkt zum

Radiologen für ein Röntgenbild der Lunge. Dieser bestätigt die

Diagnose und schreibt in seinem Bericht: beidseits fleckige

pneumonische Infiltrate in den Mittel- und Unterfeldern – interstitielle

Pneumonie = beidseitige Lungenentzündung!

Mittlerweile liegt auch das PCR Nasen-Rachenabstrich Testergebnis

vor: SARS-CoV-2-RNA (COVID-19) positiv.

Als Vorerkrankungen hat der Patient einen Diabetes mellitus

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 27


Praxis

7 8

Bildquelle: wikipedia / Peter Mulligan

Bildquelle: wikipedia / Michael Wolf

Schilfrohr

Süßholz

Typ 2, der diätetisch eingestellt ist. Desweiteren leidet er unter

Bluthochdruck und Übergewicht (Adipositas Grad 2) sowie einer

beidseitigen Hüftgelenksdegeneration (Coxarthrose bds.).

Aufgrund des akuten Geschehens rezeptiere ich für den Patienten:

▶ Antibiose (Amoxicillin 1000 mg) 3 x 1 für 1 Woche

▶ Bronchicum (Thymian + Primelwurzel) 3 x 30 Tropfen

▶ Shufeng jiedu ab Tag zwei der Antibiose.

Nach vier Tagen ist derPatient völlig beschwerdefrei.

Man beachte: Das Antibiotikum wirkt nur gegen die Bakterien,

NICHT gegen die Corona-Viren. Diese wurden durch das körpereigene

Immunsystem des Patienten beseitigt, das durch die

Kräutermischung gestärkt wurde!

Nachbeobachtung 5 Monate: kein Rückfall, keine pulmonalen

Beschwerden.

Ein Beweis dafür, wie es mit Heilkräutern in Kombination mit

einem Antibiotikum gelingen kann, einen Patienten vor der

Intensivstation zu bewahren.

Autor

Dipl.-Biologe

Peter Emmrich M. A.

Jahrgang 1963

▶ Facharzt für Allgemeinmedizin mit den Zusatzbezeichnungen

Homöopathie, Naturheilverfahren, Akupunktur,

manuelle Medizin, Sportmedizin und Palliativmedizin

sowie dem Abschluss „Biologische Medizin“ der

WHO-Universität Mailand

▶ Hausarztpraxis in Pforzheim, die als akademische Lehrpraxis

der Universität Tübingen für den Fachbereich

Allgemeinmedizin fungiert

▶ Vorsitzender und Autor des größten deutschen Naturheilvereins

in Pforzheim

▶ Präsident des Europäischen Naturheilbundes, Vize-präsident

des ZAEN und 1. Vorsitzender des Landesverbandes

Baden-Württemberg im deutschen Zentralverein

homöopathischer Ärzte

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne

der Richtlinien des International Committee of Medical

Journal Editors besteht.

28 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Buchbesprechung

Johan Wölber und Christian Tennert

Die Ernährungszahnbürste

Die effektive Langzeitformel

gegen Karies, Parodontitis

und Übergewicht

Verlag: Stiftung Herdforschung

ISBN 978-3-96257-173-3

Preis: 26,99 €

In den letzten Jahrzehnten haben sich in der Parodontologie

bedeutsame Umwälzungen ereignet. Beginnend mit der Formulierung

einer spezifischen Plaquehypothese und der Erkenntnis,

dass dentale Plaque sich in Form eines Biofilmes

organisiert, hin zu neuen Vorstellungen von der Pathogenese

der Parodontitis:

Die heutige hochkalorische aber nährstoffarme Ernährung fördert

die Ausprägungsstärke parodontaler Entzündungen ganz

entscheidend, weil sie zu einer Reduktion der bakteriellen Artenvielfalt

im Mund führt.

Welchen Beitrag können entzündungsmodulierende Mikronährstoffe

in Kombination mit Probiotika zur Therapie parodontaler

Erkrankungen leisten?

Dieser Fragestellung gehen die beiden Autoren PD Dr. Johan

Wölber und PD Dr. Christian Tennert in ihrem Buch „Die Ernährungszahnbürste“

nach. Das Buch ist unterhaltsam und anregend

geschrieben, und es macht Spaß, die einzelnen Kapitel

zu lesen. Trotzdem sind die Aussagen umfangreich recherchiert

und es gibt zahlreiche Literaturverweise im Anhang.

Im ersten Teil des Buches wird ein Überblick über die bekannten

Munderkrankungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit

gegeben.

Der zweite Teil des Buches, der Ernährungsteil, ist gut strukturiert.

Neben den theoretischen Aussagen zum Thema Ernährung,

gibt es einen detaillierten Rezeptteil mit ansprechenden

Mahlzeitenfotos. Die inhaltliche Hauptaussage der Ernährungsempfehlungen

bezieht sich darauf, im Hinblick auf die Parodontologie

den Schwerpunkt auf die Versorgung der Patienten

mit Mikronährstoffen zu legen. Die Bedeutung der Makronährstoffe

tritt bei diesen Empfehlungen etwas in den Hintergrund.

Die konkreten Ernährungsempfehlungen sind nicht immer klar

einzuordnen. Die Autoren empfehlen eine Mischung aus Paleo-

und veganer/vegetarischer Ernährung, wobei diese Überschneidungen

eine neue, erklärungsbedürftige Variante als Ernährungsempfehlung

ergeben.

Durch die vorgeschlagenen Lebensmittelkombinationen können

sich die bekannten Versorgungsdefizite ergeben, die auch

bei veganer Ernährung vorkommen können. Dies betrifft verschiedene

Mikronährstoffe, wie Vitamin B12, Eisen, Calcium,

Vitamin D usw. Da aber gerade die Versorgung mit Mikronährstoffen

im Vordergrund der Ernährung zur Prophylaxe von

Zahnbetterkrankungen stehen soll, ist entweder eine Substitution

dieser Nährstoffe oder ein sehr ausgefeiltes Essverhalten im

Alltag erforderlich. Dies kann den einzelnen Patienten leicht

überfordern. Von daher ist die Umsetzung dieses interessanten

Ansatzes in der Zahnheilkunde nur mit Unterstützung durch

Ernährungsfachleute, wie Ernährungsmediziner*innen, Diplom-Oecotropholog*innen

oder Diätassistent*innen machbar.

Die „Ernährungszahnbürste“ zeigt, dass chronische, oftmals

unbemerkte Entzündungsprozesse für viele Menschen Realität

sind. Zum Glück sind wir aber diesen Vorgängen nicht hilflos

ausgeliefert, sondern können durch fundiertes Wissen undprofessionelle

Unterstützung, eine Umstellung unserer Ernährungsweise

sowie eine ergänzende Mikronährstoffsubstitution

den chronischen Entzündungsprozess vermeiden.

Barbara Blaeser, Dipl.-Oec.troph, Heinz-Peter Olbertz

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 29


Buchbesprechung

Christiane Maute

Homöopathie für Pflanzen

Der praktische Leitfaden für

Zimmer-, Balkon- und

Gartenpflanzen

Narayana-Verlag

15. überarbeitete und erweiterte Edition

232 Seiten, Hardcover

ISBN: 978-3-95582-096-1

Preis: 28 €

Die Autorin schreibt in ihrem Vorwort: „Wenn es Ihnen

gelingt, die Pflanzen mit Hilfe der Homöopathie gesunden

zu lassen, werden Sie doppelte Freude erleben. Es

geht sicherlich nicht von heute auf morgen, aber immer

ein bisschen besser – und es ist so spannend.

Ein weiterer Ansporn ist für mich, dass die homöopathische

Pflanzenbehandlung den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel

und Präparate deutlich minimiert oder sogar überflüssig

macht. Wenn sich nur ein Bruchteil davon umsetzen lässt, tragen

wir dazu bei, unsere Umwelt zu schonen.“

Hier kann ich nur zustimmen.

Damit dies gelingen kann, leistet das Buch einen wunderbaren

Beitrag.

Neue Beobachtungen und Erfahrungen flossen in die Neuauflage

ein und so entwickeln sich Themen und Informationen weiter;

zum Nutzen der Leser*innen.

Es soll, kann und darf Leser*innen und damit Nutzer*innen des

Buchs ermutigen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

Hierzu hilft die Übersichtlichkeit und Struktur des Buches in 7

Einzelkapitel. Ein reichhaltiger Anhang und eine beiliegende Dosierungstabelle

helfen, falls nötig, Detailfragen schnell zu klären.

Kapitel 1 legt die Grundlagen dar und erklärt kurzgefasst die

Homöopathie, damit die konkreten Tipps und Anregungen der

nächsten Kapitel verstanden und umgesetzt werden können.

In den Kapiteln 2–6 werden Schädlinge und ihre Schadensbilder

(Kapitel 2), Krankheitserreger und ihre Schadbilder (Kapitel 3),

Maßnahmen bei speziellen Krankheitszeichen (Kapitel 4), Zimmerpflanzen

(Kapitel 5), aus der Praxis für die Praxis (Kapitel 6)

besprochen. Kapitel 7 ist der Arzneimittelbeschreibung gewidmet.

Hier werden alle empfohlenen Einzelmittel alphabetisch

vorgestellt und beschrieben.

Das Buch ist reichhaltig bebildert. Innerhalb der Kapitel werden

die einzelnen Probleme – als Unterkapitel – vorgestellt und sofort

folgen die homöopathischen Mittelvorschläge differenziert nach

den möglichen Modalitäten. Dies ist sehr übersichtlich.

So kann das Buch auch als Nach-/Ratschlagwerk genutzt werden.

Durch die oben beschriebene Kapiteleinteilung findet man

schnell, z. B. bei einem Schadbild, die passenden Medikamente.

Es lohnt sich, dass Buch „klassisch“ von vorne nach hinten zu lesen,

denn oft finden sich, quasi zwischen den Zeilen, nützliche

Tipps und Informationen.

Besonders angesprochen haben mich die Hinweise (Garten-Tipp

3.1) auf die Veraschung (Nosodenherstellung). Dieser Tipp half

mir hervorragend beim Pilzbefall an Strauchrosen.

Homöopathie für Pflanzen von Christin Maute ist, wie der Untertitel

ankündigt, ein praktischer Leitfaden. Alle Gartenfreunde, ob

Ungeübte oder Profis der Homöopathie, profitieren gleichermaßen

vom profunden Wissen und den Tipps der Autorin.

Das Buch hat mich angeregt und ermutigt, mich mit der Homöopathie

bei Pflanzen zu beschäftigen. Dass Homöopathie bei

Mensch und Tier funktioniert, war mir seit Jahrzehnten bekannt.

So gelingt es auch ggf. mit anderen Naturheilmitteln, z. B. mit

Bachblüten (besonders Rescue), die Gesundheit der Pflanzen bei

entsprechender Bodengesundheit zu erhalten und zu steigern.

Ich wünsche dem Buch und den darin enthaltenen Ideen und

Anregungen eine große Verbreitung.

Kurzfazit: sehr empfehlenswert!

Peter Bornhofen

30 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Pflanzenportrait

Matricaria recutita – die Kamille

Eine Pflanze für die Zahnheilkunde

Kamillentee ist einer der Tees, die einem im Zusammenhang mit Heilpflanzen sofort einfallen.

Das heißt aber nicht, dass alle, die den Tee schon mal getrunken haben, auch die

Pflanze Kamille kennen – oder wissen, welche Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten

Kamillenblüten bieten, gerade auch in der Zahnheilkunde.

Eine Pflanze, viele Namen

Die Kamille ist seit Jahrhunderten

eine besonders beliebte Heilpflanze,

und so existieren Dutzende

Bezeichnungen für diese Pflanze,

auch mit landschaftlichen oder mundartlichen

Ausprägungen. Darunter so anschauliche

wie Apfelkraut, regionale wie

Hälmergen oder Romerey, niedliche wie

Hörminchen, traditionelle wie Kammerblume,

Kummerblume, Mägdeblume,

Mutterkraut, Mariamagdalenakraut und

viele weitere.

Selbst in der offiziellen Nomenklatur

finden sich verschiedene Bezeichnungen,

darunter Matricaria chamomilla

und Matricaria recutita als die geläufigsten,

daneben weitere wie Chamomilla

meridionalis, Chamomilla vulgaris,

Chrysanthemum suaveolens, Matricaria

coronata, Matricaria pusilla, Matricaria

suaveolens.

Historisch geht der Name „Kamille“ zurück

auf das lateinische Chamaemelum;

so wurden die römischen Kamillen (Chamaemelum

nobile oder Anthemis nobilis)

und auch die echte Kamille genannt.

Chamaemelum wiederum leitet sich ab

vom griechischen chamaí ›auf der Erde/

niedrig wachsend‹ und mēlon ›Apfel‹,

also gewissermaßen Erdapfel. Möglicherweise

deshalb, weil die kleinen Blüten bei

einigen Kamillearten apfelartig riechen.

Eindeutigkeit herrscht allerdings bei der

Zugehörigkeit der Kamille zur Familie

der Korbblütler (Asteraceae). Etwa 1600

bis 1700 Gattungen gehören zu dieser Fa-

Echte Kamille, Illustration von Franz Eugen Köhler, 1887

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 31


Pflanzenportrait

Nicht verwechseln

Neben der echten Kamille gibt es auch

noch eine Reihe anderer Kamillen, die

der echten Kamille äußerlich sehr ähnlich

sehen können, aber heilkundlich

keine Verwendung haben, darunter

die Römische Kamille (Chamaemelum

nobile), die Geruchlose Kamille

(Matricaria inodora), die Strandkamille

(Matricaria maritima sensu stricto) oder

die Gemeine Hundskamille (Anthemis

arvensis).

Ein sicheres Merkmal der echten Kamille

ist die Beschaffenheit des Blütenbodens:

Bei der Acker-Hundskamille

z. B. ist er markig-voll, bei der Echten

Kamille dagegen hohl.

Viel offensichtlicher ist allerdings der

charakteristische Geruch: Nur die echte

Kamille duftet intensiv nach Kamille!

Inhaltsstoffe von

ätherischem Kamillenöl

(gewonnen durch Wasserdampfdestillation)

Monoterpene

▶ 4,2 % trans-Ocimen

▶ 0,7 % p-Cymen

▶ 0,06 % Limonen

Sesquiterpene

▶ 22,9 % cis-β-Farnesen

▶ 9,2 % cis-α-Farnesen

▶ 8,9 % Chamazulen (bis 35%)

▶ 5,2 % Germacren D

▶ 5 % γ-Cadinen

▶ 0,1 % δ-Cadinen

Sesquiterpenole

▶ 0,7 % Spathulenol

▶ 0,6 % α-Bisabolol

Ketone

▶ 1,1 % Artemisiaketon

Oxide

▶ 12 % Bisabololoxid

▶ 1,5 % Bisabololoxid A

Quelle: Primavera Life; zitiert in Zimmermann,

Eliane, Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe,

3. Aufl. (Stuttgart 2006), S. 194

milie, die weltweit mit etwa 24 000 Arten

zu finden ist. Zu den bekanntesten Arten

zählen neben der Kamille die Wegwarte

(Cichorium intybus), Chrysanthemen

(Chrysanthemum spec.) oder die Ringelblume

(Calendula arvensis).

Herkunft, Standort und

Aussehen

Die ursprüngliche Heimat der Echten

Kamille ist Vorderasien, Süd- und Osteuropa.

Heute ist sie in ganz Europa, auch in

Nord- und Südamerika und in Australien

eingebürgert.

Sie wächst auf Äckern, aber auch auf Brachen

und Ödland, bevorzugt auf frischen,

nährstoffreichen, eher humosen, kalkarmen

und leicht bodensauren Lehm- und

Tonböden sowie Salzfluren. Die Kamille

kommt bis in die montane Höhenstufe

vor (in Tirol z. B. bis auf 1300 m).

Die Pflanze wird etwa 20–40 cm hoch

und hat fiederteilige, wechselständige

Blätter. Die Blüten sitzen in Blütenköpfen

an den Enden der Sprossachsen und bilden

einen Blütenstand. Der Durchmesser

der Blütenköpfchen beträgt 10–25 mm.

Sie bestehen aus den weißen, äußeren

Zungenblüten sowie den gelben, inneren

Röhrenblüten.

Blütezeit ist von Mai bis September, die

Blütenköpfe werden üblicherweise im

Juni/Juli gesammelt.

Die Frucht der Kamille ist eine einsamige

Nussfrucht, eine sogenannte Achäne. Es

heißt, Kamillenfrüchte könnten im Boden

bis zu 100 Jahre keimfähig bleiben.

Inhaltsstoffe und Wirkung

der Kamille

Wasserdampfdestillation ist das Mittel der

Wahl, um Kamillenblüten ihre Wirkstoffe

zu entziehen. Dabei entsteht ein blaues Öl,

das Azulen. Besonders wirksam sind die

in den Blüten enthaltenen ätherischen Öle

(vor allem Bisabolol und Chamazulen),

Schleimstoffe und Flavonoide.

Ätherische Öle (vor allem das Matricin,

das α-Bisabolol und seine Oxide) und

die Flavonoide heilen Entzündungen,

indem sie zum Beispiel die Freisetzung

und die Bildung entzündungsvermittelnder

Botenstoffe blockieren. Apigenin,

ein Flavonoid, und Bisabolol und

En-in-Dicycloether im ätherischen Öl

lösen Verkrampfungen der Muskulatur,

da sie, so wird vermutet, den Kalziumeinstrom

in die Muskelzellen hemmen.

Auch schützen sie die Magenschleimhaut

vor dem Verdauungsenzym Pepsin und

hemmen gewisse Bakterien und Pilze in

ihrem Wachstum.

Kamille als Heilpflanze

Die Kamille findet in der Pflanzenheilkunde

eine ausgesprochen breite Anwendung,

sowohl äußerlich wie innerlich, sowohl

für körperliche wie für psychische

Zustände:

Oberflächliche Hautverletzungen, Wundliegen

bei Bettlägerigen, Spülung und

Nachbehandlung von Wunden sprechen

sehr gut auf die keimhemmenden und

hautberuhigenden Wirkstoffe der Kamillenzubereitungen

an, da sie im Gegensatz

zu den herkömmlichen Desinfektionsmitteln

die Wundheilung fördern und

nicht behindern.

Auch die Anwendungsformen sind vielfältig:

So kann man die Kamille je nachdem

als Tee, Tinktur, Umschläge, Salbe,

ätherisches Öl oder für Dampfbäder einsetzen.

Echte Kamille ist eine Heilpflanze, die

sehr sanft wirkt. Deshalb kann man sie

auch bei Kindern äußerlich wie innerlich

nutzen.

Vorsicht für die Augen

Bis vor Jahren wurde noch empfohlen,

die Augen mit Kamillentee auszuwaschen.

Diese Empfehlung gilt nicht

mehr, denn es gab viele allergische

Reaktionen – vor allem, wenn nicht

echte Kamille, sondern die römische

Kamille verwendet wurde. Abgesehen

davon hat Kamille auch eine austrocknende

Wirkung, was für die Augen

nicht unproblematisch ist.

32 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Pflanzenportrait

Unbedingt auf Qualität

achten

In jedem Fall sollte man bei der Verwendung

von Kamille auf erstklassige Qualität

achten.

Wer sich auskennt, kann Kamillenblüten

in der Natur sammeln; allerdings findet

sich die Kamille an immer weniger Standorten,

und weil sie gerne in der Nähe von

Äckern wächst, sollte man unbedingt darauf

achten, dass die Pflanzen keine Pestizide

abbekommen haben.

Wichtig beim Kauf: Die Blüten sollten

nicht zerbröselt sein und auch getrocknet

intensiv nach Kamille duften. Am sichersten

ist der Kauf von getrockneten Kamillenblüten

in der Apotheke. Dort kann man

sich auch nochmals über die genaue Verwendung

beraten lassen. Und in der Apotheke

sind Kamillenblüten – anders als in

der Natur – das ganze Jahr über verfügbar.

Tipp:

Kamille selber ziehen

Man kann auch echte Kamille als Samen

kaufen und selbst anbauen. Dies

gelingt auf dem Balkon oder im Garten

sehr gut.

Ab Anfang März kann man mit der

Anzucht im Haus beginnen, nach den

Eisheiligen können die Jungpflanzen

dann ins Freiland, und ab Juli können

dann erste Blüten geerntet werden.

Kamille in der

Zahnheilkunde

In der Zahnheilkunde wird Kamille

meist als Aufguss bei empfindlichem

Zahnfleisch oder Zahnfleischentzündungen

als Mundspülung genutzt. Auch zur

Hemmung des Plaquewachstums kann

Kamille hilfreich sein.

Zur Behandlung von Zahnfleischentzündungen

oder zur Wundpflege nach Zahn-

OPs kann ein erkalteter Kamillentee zum

Spülen genutzt werden. Man nutzt dafür

entweder einen Teelöffel voll frisch gesammelter

Blüten pro Tasse oder bereitet einen

Aufguss aus getrockneten Blüten zu.

Weniger bekannt, aber auch interessant

ist der Einsatz gegen Aphthen sowie rezidivierende

orale Läsionen und entzündliche

Prozesse im Mundraum. Diese sind

zwar nicht schwerwiegend, bereiten den

betroffenen Patient*innen aber einen ho-

Wirkung auf den Körper:

▶ antiseptisch

▶ bakterienvernichtend

▶ blähungsmindernd

▶ entzündungshemmend

▶ fiebersenkend

▶ galletreibend

▶ hautpflegend

▶ keimtötend

▶ krampflösend

▶ leberanregend

▶ magenstärkend

▶ menstruationsfördernd

▶ narbenbildend

▶ pilztötend

▶ schleimlösend

▶ schmerzlindernd

▶ schweißtreibend

▶ verdauungsfördernd

▶ wundheilend

▶ wurmtreibend

▶ zellregenerierend

Wirkung auf die Seele:

▶ beruhigend

▶ depressionsmildernd

Quelle: Schirner, Markus, Aromaöle

(Darmstadt, 2005), S. 99 f.

Anwendung bei:

▶ Abszessen

▶ Allergien

▶ Aphthen

▶ Asthma (auch Kinderasthma)

▶ Blähungen

▶ Blasenentzündung

▶ Brechdurchfall

▶ Bronchitis

▶Dekubitus

▶ Entzündungen

▶ Erkältung

▶ Ekzemen

▶ Fieber

▶ Frostbeulen

▶ Furunkeln

▶ Gallenblasenentzündung

▶ Haarausfall

▶ Hämorrhoiden

▶ trockener und entzündlicher Haut

▶ innerer Unruhe

Anwendung bei:

▶ Energieblockaden

▶ Gefühlsschwankungen während der

Schwangerschaft

▶ Schlafstörungen

▶ krampfartigen Menstruationsbeschwerden

▶ Migräne

▶ Mundsoor

▶ Nasennebenhöhlenentzündung

▶ Nervenentzündung

▶ Nervenschmerzen

▶ Nervosität

▶ Nesselsucht

▶ Ohrenschmerzen

▶ Sonnenbrand

▶ Stirnhöhlenentzündung

▶ Verbrennungen

▶ Wechseljahrbeschwerden

▶ Schmerzen beim Zahnen

▶ Zahnfleischbluten

▶ zur Bildung weißer Blutkörperchen

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Pflanzenportrait

Kurios:

„Das sind doch

olle Kamellen!“

Was haben denn die Bonbons vom

Faschingsumzug hier zu suchen? Weit

gefehlt: Die Bezeichnung „olle Kamellen“

geht keineswegs zurück auf die

rheinländischen Süßigkeiten („Karamellen“,

vom französischen „caramel“),

sondern stammt aus dem Niederdeutschen:

Auf Hochdeutsch wären

es „alte Kamillen“. Erstmals wurde die

Redewendung in der 2. Hälfte des 18.

Jahrhunderts in Pommern nachgewiesen.

Hintergrund: Durch langes Lagern verliert

die Kamille ihren Duft, ihre Würze

und auch ihre Heilkraft. Entsprechend

bezeichnen „olle Kamellen“ alte, bis

zum Überdruss bekannte Geschichten,

die längst ihren Neuigkeitsgehalt

verloren haben und niemanden mehr

interessieren.

hen Leidensdruck durch starke Schmerzen

besonders beim Essen, Trinken und

Sprechen, sowie Mundgeruch. Dabei

kann es sich um Formen einer Gingivitis

handeln, aber auch Stress, ungesunde

Lebensgewohnheiten, ein geschwächtes

Immunsystem, Vitaminmangel, Hormonschwankungen

und krankheitserregende

Mikroorganismen können die sensible

Mundflora aus dem Gleichgewicht

bringen und einen Entzündungsprozess

im Mundraum bis hin zur Stomatitis in

Gang setzen. Gleiches gilt für kleinere

Verletzungen, z. B. durch versehentliche

Bisse, eine schlecht sitzende Prothese

oder Zahnspange. Auch chronische

Mundtrockenheit, wie sie mitunter als

Begleiterscheinung bestimmter Medikamente

(z. B. durch blutdrucksenkende

Mittel) oder bei chronischen Krankheiten

(z. B. Diabetes mellitus) auftritt, kann

Inflammationen zur Folge haben.

Linderung schafft auch hier die Kamille:

Man sollte einen starken Aufguss ansetzen,

für den man einen Esslöffel Blüten

mit 150 ml heißem Wasser aufgießt, zehn

Minuten abgedeckt ziehen lässt und nach

dem Erkalten mit einem Wattestäbchen

auf die Aphthe oder die entzündeten Stellen

aufträgt. Diesen Vorgang kann man

mehrmals täglich wiederholen, bis Linderung

einsetzt.

Kamille belegt ihre

Wirksamkeit in einer

klinischen Studie

Es handelt sich um eine Pilotstudie zur

klinischen Wirksamkeit von 1 % Matricaria

Kamille L. Mundwasser und

0,12 % Chlorhexidin zur Kontrolle von

Gingivitis – bei der Reduzierung von

Zahnfleischentzündungen und Plaquebildung

– bei Patienten, die sich einer

kieferorthopädischen Behandlung mit

festsitzenden Apparaturen unterziehen.

An dieser randomisierten, doppelblinden,

placebokontrollierten Studie nahmen

insgesamt 30 Männer und Frauen

(Alter 10–40 Jahre) mit festsitzenden

kieferorthopädischen Apparaturen und

mindestens 20 natürlichen Zähnen teil.

Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen

(jeweils n = 10) eingeteilt und gebeten,

mit 15 ml eines Placebos, 0,12 % Chlorhexidin

(CHX) oder 1 % MTC-Mundwasser

direkt nach dem Putzen für 1 Minute

morgens und abends zu spülen, und

zwar für 15 Tage.

Daten (Mittelwert ± SD) zum Index der

sichtbaren Plaque (VPI) und dem Gingiva-Bleeding-Index

(GBI) wurden an den

Tagen 1 und 15 aufgezeichnet.

Die Placebo-Gruppe zeigte von Tag 1

bis Tag 15 Anstiege von VPI und GBI

(10,2 % bzw. 23,1 %). Im Vergleich zu

Placebo nahmen VPI und GBI in der

MTC-Gruppe (–25,6 % bzw. –29,9 %)

und der CHX-Gruppe (–39,9 % bzw.

–32,0 %) signifikant ab.

Zusammenfassend reduzierte MTC die

Ansammlung von Biofilm und Zahnfleischbluten

bei Patienten mit Gingivitis,

wahrscheinlich aufgrund seiner antimikrobiellen

und entzündungshemmenden

Wirkung (J Oral Sci 58, 569–574, 2016).

Paula Goes 1 , Caio S Dutra, Mário R P Lisboa,

Delane V Gondim, Renata Leitão, Gerly A C

Brito, Rodrigo O Rego. PMID: 28025442 DOI:

10.2334/josnusd.16-0280

Fazit

Die Kamille zeigt wie wenige andere

Pflanzen eine bewundernswerte Anwendungsbreite

und ist gleichzeitig sanft

und gut verträglich. Das sind gute Gründe,

warum die Kamille schon seit vielen

Jahrhunderten ihren festen Platz unter

den Heilkräutern einnimmt. Gerade in

der Mund- und Zahnheilkunde kann die

Kamille ihre angenehmen Eigenschaften

ideal zur Geltung bringen – zum Wohle

von Patient*innen aller Altersgruppen,

von Kindern bis zu Hochbetagten.

Literatur- und Quellenverzeichnis

[1] Bäumler, S. (2013). Heilpflanzen – Praxis heute. 2. Auflage Elsevier München

[2] Schilcher, H.; Kammerer, S.; Wegener, T. (2010). Leitfaden Phytotherapie. 4. Aufl.

München: Urban und Fischer

[3] BLV (1996). Tier- und Pflanzenführer für unterwegs. ISBN 3-405-14800-6. München

[4] Schirner, M. (2005). Aromaöle. S. 99 f. ISBN 3-89767-496-3. Darmstadt

[5] Zimmermann, E. (2006). Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. 3. Aufl., S. 194;

ISBN 3-8304-9114-X: Stuttgart

Internetlinks

▶ https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=kamille

▶ https://www.gesundheit.de/lexika/heilpflanzen-lexikon/kamille-synonyme

▶ https://heilkraeuter.de/lexikon/kamille.htm

▶ https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Kamille#Nomenklatur

34 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Fortbildung

GZM-Veranstaltungen

Weitere Termine im Internet unter www.gzm.org

Weitere Veranstaltungen

und detaillierte Informationen

verschiedener Anbieter finden Sie

auf unserer Internetseite unter:

www.gzm.org/35-0-seminare.htm.

KONGRESSE

CURRICULA

140. ZAEN-Kongress

200 Jahre Kneipp

Termin: 22. bis 26. September 2021

Ort: Freudenstadt

Referenten: Dr. Bodo Wettingfeld, Hardy Gaus,

Dr. Hubertus von Treuenfels,

Dr. Dr. Josef Vizkelety u. a.

Ausführliches Programm S. 2

EAV-Intensivausbildung – Kurs 1

Seminar-Nr.: 141KEAV074

Termin: 22. September 2021, 9:30–18:00 Uhr

23. September 2021, 9:30–18:00 Uhr

Ort: Freudenstadt

Referenten: Knut Henning, Dr. med. dent.

Hubertus Hommel

Weitere Informationen:

ZAEN Freudenstadt

Am Promenadenplatz 1

72250 Freudenstadt

Tel.: +49 7441 918580

Fax: +49 7441 9185822

E-Mail: info@zaen.org

www.zaen.org

54. Medizinische Woche Baden-Baden

„Wohlstand trotz Krankheit“

Termin: 28. Oktober bis 1. November 2021

Ort: Baden Baden

GZM Zahnärztetagung

Termin: 30. Oktober, 9:00 bis 12:30 Uhr

Ausführliches Programm S. 38

Auskunft: EMENDO Event & Congress

Tel.: +49 711 8931-365

Fax: +49 711 8931-370

E-Mail: info@med-woche.de

www.medwoche.de

Curriculum Systemische ZahnMedizin

Alle Blöcke auch einzeln buchbar – Übersicht

Veranstaltungen Online oder Präsenz

Block 1: Umwelt-Zahnmedizin –

Fokus Systemische Orale Medizin

Referent: Dr. Uwe Drews

Termin: 28. bis 29. Januar 2022

Ort: Siegburg

Block 2:

Systemische Parodontologie

und Mikrobiologie – Einfluss

der Ernährung auf die

parodontale Gesundheit

Referenten: Dr. Heinz-Peter Olbertz,

PD Dr. Johan Wölber,

Dr. Andreas Rüffer

Termin: 25. bis 26. Februar 2022 – online

Block 3:

Moderne Prothetik im Kontext

kraniofazialer Orthopädie

CMD – Diagnose und Therapie

im Netzwerk

Referenten: Dr. Thomas Weidenbeck,

Dr. Jens Heerklotz, NN

Termin: 25. bis 26. März 2022 – online

Block 4:

Psychosomatische Aspekte in der

ganzheitlichen Zahnmedizin

Die systemische Zahnmedizin

vermarkten: Externes und internes

Praxismarketing

Referenten: Dr. Martina Obermeyer,

Dr. Sebastian Schulz

Termin: 29. bis 30. April 2022 – online

Block 5:

Ganzheitliche Zahnmedizin und

Implantologie

Ganzheitliches Schmerzmanagement

in der Zahnarztpraxis

Referenten: Dr. Thomas Rosner, ZA Hardy Gaus

Termin: 20. bis 22. Mai 2022

Ort: Siegburg

Block 6:

Praxisseminar: Integration

ganzheitlicher ZM in einer

ZA-Praxis – Regulationsmedizin

im täglichen Praxisablauf

Referenten: Jens-Uwe Jessen,

Dr. Jürgen Ludolph,

Dr. Dierk Remberg

Termin: 24. bis 25. Juni 2022

Ort: Hamburg

Anmeldung: GZM Geschäftsstelle

Kloppenheimer Str. 10

68239 Mannheim

Tel.: +49 621 4824300

Fax: +49 621 473949

E-Mail: info@gzm-org.de

www.gzm.org

Zehlendorf beste Lage + Klientel + hoher Gewinn Nahe U-Bahn, eigener Eingang

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Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021

35


Gesellschaften

Die Elektroakupunktur nach VOLL

Neues aus der Gesellschaft

Am 12. Juni 2021 fand die Jahresversammlung der Gesellschaft für Elektroakupunktur

nach VOLL (MGSR-EAV) in Limburg/Lahn statt. Die anwesenden Mitglieder wählten eine

neue Vorstandschaft: Mit Dr. med. Olaf Kuhnke, Prof. h. c., dem Ehrenpräsidenten des

ZAEN, wurde der Unterzeichner dieser Zeilen zum Präsidenten gekürt.

Dr. med. dent. Hubertus Hommel bleibt der Gesellschaft in seiner Funktion als Vizepräsident

erhalten. Die Kollegen Dr. med. Bernhard Weber und Dr. med. Metard Rogl fungieren

nun als weitere Vorstandsmitglieder. Herr Knut Henning, Inhaber der MBA GmbH, wurde in

seiner Funktion als Geschäftsführer bestätigt.

Dr. Kuhnke steht in der Nachfolge bedeutender EAV-Ärzte, die

das Geschick der Gesellschaft nun über beinahe 70 Jahre bestimmten.

Durch die Leistungen der vorhergehenden Generationen

wurde die EAV zur „Mutter“ nahezu aller modernen und

technisch basierten Regulationsmethoden; die Entdeckung der

systemischen Zusammenhänge zwischen Zahn-Mund-Kiefer-

Bereich und dem übrigen Organismus ist zum allergrößten

Teil dieser Methode und ihren Protagonisten zu verdanken.

Die Herausforderungen in der Gegenwart sind gewaltig, und

die zahlreichen Pressionen auf die Zahnärzteschaft, speziell

im Bereich der unkonventionellen Verfahren sind – zusammen

mit dem „demografischen Wandel“ – auch an der Elektroakupunktur

nicht spurlos vorübergegangen.

Die wichtigste Aufgabe ist nunmehr jene: durch neue und attraktive

Kursangebote – auch in der Schweiz und Österreich –

vermehrt neue Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen, die an

kausaler Diagnostik und Therapie interessiert sind. Mittlerweile

sind Vorstand und Geschäftsführung unverzüglich darangegangen,

attraktive Standorte für die neue und überarbeitete

Ausbildungsreihe zu suchen; bereits in den kommenden

Herbstmonaten sollen die entsprechenden Lehr- und Lernmöglichkeiten

angeboten werden; auch Online-Fortbildungen

werden nunmehr ins Programm kommen.

Warum EAV – ein Denkanstoß für

Interessierte:

Wer nach Freudenstadt kommt, zeigt bereits, dass er nach einem

erweiterten Horizont sucht.

Das Rüstzeug, das uns allen von Universitäten und Kliniken

vermittelt wird, ist zweifellos vorzüglich und mag in Teilbereichen

und spezialisierten sowie chirurgischen Disziplinen auch

bestens den Anforderungen an eine gute Patientenversorgung

genügen, doch was ist mit dem Gros der Kranken in Ambulatorien

und Praxen?

Insbesondere die kausale Diagnostik und Therapie der rapide

zunehmenden chronischen Störungen bleiben oft auf der Strecke.

Die meisten von uns kennen die Problematik des Zeit -

und Kostendrucks, der immer geringeren Ressourcen, die (besonders

in der augenblicklichen Situation) in Bereiche fließen,

die nicht der Allgemeinheit der Patienten zugutekommen und

Ihnen, den Kolleginnen und Kollegen im kurativen Bereich

auch nicht zur Verfügung stehen.

Kennen Sie das auch?

Ich darf Ihnen versichern, dass mir diese Sorgen seit den

1990er-Jahren (die rückblickend wie ein Hort der Therapiefreiheit

wirken mögen), bestens bekannt sind. Die Umstände

zwingen dazu, den gewohnten Anspruch auf Gründlichkeit

und Exaktheit weitgehend fallen zu lassen und im Bereich

des Symptomatisch-Ungefähren zu improvisieren oder mit

fast ausschließlich allopathischen Medikamenten eine Guide-line-/Mainstream-Therapie

ohne wirklich kurativen Anspruch

durchzuführen.

Diese unbefriedigende Situation kann nur mittels eines Verfahrens

behoben werden, das – bei sachgerechter Anwendung

und ernsthaftem, immer neuem Dazulernen – den klinischen

36 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Gesellschaften

Aspekt mit dem diagnostischen verbindet, entscheidend hilft,

weiterreichende Kosten (z. B. im Laborbereich) einzusparen,

und den Zahnärztinnen und Zahnärzten auch Möglichkeiten

der Behandlung zur Verfügung stellt.

Praktischer Nutzen!

Auf die gegenwärtige Situation übertragen bedeutet dies:

Handelt es sich bei dem vor mir sitzenden Patienten, der über

ständige Müdigkeit und Schwächezustände klagt, um einen

„Long-Covid“-Casus? Ist es aber vielleicht doch eine reaktivierte

Mononukleose? Eine Reaktion auf eine frühere Impfung

oder eine Umweltproblematik? Besteht ein Mangel an

Mitochondrien-aktivierenden B-Vitaminen oder ein latenter

Entzündungszustand durch ein Geschehen im Zahnbereich?

In der Hand der geübten EAV-Zahnärztinnen und -Zahnärzte

lassen sich derartig schwierige Überlegungen eingrenzen,

Entscheidungen sicher herbeiführen und die entsprechenden

Probleme lösen!

Aus nunmehr 30-jähriger eigener Erfahrung mit der Methode

darf ich allen Leserinnen und Lesern dieser Zeilen versichern:

Es geht, Sie müssen es nur anpacken. Dem derzeitigen

Dilemma in der Medizin – in Ihrer Tätigkeit – entkommen Sie,

verehrte Kollegin und verehrter Kollege – NICHT durch die

fortwährende „Palliation“ mittels der angepriesenen Mittel,

die zur Chronifizierung von Beschwerden beitragen, statt diese

wahrhaft zu beheben.

Versuchen Sie es mit der EAV! Besuchen Sie einen unserer Einführungskurse

und lassen Sie sich – so wie es mir vor vielen

Jahren geschah – von der Methode überzeugen und sichern Sie

sich eine erfolgreiche Zukunft als regulationsmedizinisch tätige

Zahnärztinnen und Zahnärzte.

Ihr Olaf Kuhnke, K. R.

Präsident der MGSR-EAV

Ehrenpräsident des ZAEN

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 37


Baden-Baden

54. Medizinische Woche

Baden-Baden

28. Oktober bis 1. November 2021

Krankheit trotz Wohlstand

Bitte beachten Sie:

Die Kongressleitung orientiert sich mit ihren Schutzmaßnahmen hinsichtlich des Coronavirus selbstverständlich

an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der Gesundheitsministerien des Bundes und des Landes

Baden-Württemberg.

Daher ist die Teilnehmeranzahl begrenzt.

Melden Sie sich frühzeitig online an und sichern Sie sich Ihren Teilnahmeplatz.

Alle zum Veranstaltungszeitpunkt gültigen Verordnungen und Richtlinien müssen kontrolliert und eingehalten

werden. Falls zum Zeitpunkt des Kongresses Belege über den Impf-, Test- oder Genesenenstatus notwendig sind,

bestätigen Sie diesen mit Ihrer Anmeldung.

Information & Anmeldung:

EMENDO

Event & Congress

Tel.: +49 711 8931-365

Fax: +49 711 8931-370

E-Mail: info@med-woche.de

www.medwoche.de

38 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021


Baden-Baden

Vortragsveranstaltungen

Samstag, 30. Oktober 2021 – Kongresssaal I, 1. OG

GZM-Vortragstagung

Tagesvorsitz: Christine Albinger-Voigt, Bad Homburg

9:00 – 9:05 Uhr Begrüßung und Einführung

Christine Albinger-Voigt, Bad Homburg

9:05 – 9:30 Uhr Heilung durch das Mikrobiom

Dr. Anne Katharina Zschocke, Netterheim-Tondorf

9:30 – 10:00 Uhr Biologische Zahnmedizin: Was kann die Zahnmedizin zur Lösung des Problems

chronischer Krankheiten beitragen?

Dr. Ulrich Volz, Konstanz

10:00 – 11:00 Uhr Pause und Besuch der Fachausstellung

11:00 – 11:30 Uhr Sanum in der ZahnMedizin

Dr. Josef Vizkelety, Gais

11:30 – 12:00 Uhr Neues aus der Wasserforschung für die ganzheitliche Zahnmedizin

Dr. Kirsten Deutschländer, Neuburg

12:00 – 12:30 Uhr Vom Quant zum Menschen

Dr. Bodo Köhler, Freiburg

Montag, 1. November 2021 – Forum Erdgeschoss

Krank trotz, wie auch durch Wohlstand = Wohlstands-Krankheit!

Tagesvorsitz: Matthias Bacher, Bern

14:00 – 14:05 Uhr Begrüßung und Einführung

Matthias Bacher, Bern

14:05 – 15:00 Uhr Krankheit als Preis für Wohlstand, oder nur unreifes Bewusstsein?

Dr. Bodo Köhler, Freiburg

15:00 – 15:30 Uhr Pause und Besuch der Fachausstellung

15:30 – 16:15 Uhr Krank trotz Wohlstand – betreutes Denken in der Corona-Krise

Dr. Bodo Wettingfeld, Arnsberg

16:15 – 16:45 Uhr Krank trotz und durch Wohlstand .... Wohlstands-Krankheit ...

Matthias Bacher, Bern

16:45 – 17:00 Uhr Abschließende Würdigung der Kongresswoche (mit Musik und Besinnung)

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Baden-Baden

Raum:

Kursleitung:

GZM-Seminare

Freitag, 29.10.2021, 09:00–13:00 und 14:00–18:00 Uhr

Zahnmedizin / Mundakupunktur, inkl. FK (Kurs 20)

Kurhaus, Konferenzsaal

Dr. med. dent. Hans-Jürgen Weise, München / Nina Klützke, Hetzerath

Die Mundakupunktur ist ein seit den 1970er-Jahren bekanntes Therapieverfahren, welches auf den Wechselwirkungen

von Mundschleimhautpunkten und Funktionen des Gesamtorganismus beruht.

Erstbeschreiber ist DÄGfA-Ehrenpräsident Dr. Jochen Gleditsch. Die Behandlung erfolgt durch Lokalanästhetika-

Injektion und ist leicht erlernbar. Mittlerweile existiert eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen, die deutliche

Hinweise auf ihre Wirksamkeit geben.

Dieser 1-Tages-Kurs bietet die besondere Gelegenheit, von einem langjährigen Schüler des Erstbeschreibers zu

lernen und praktisch zu üben.

Sonntag, 31.10.2021, 9:00 - 13:00 Uhr

Kausystem und Mundraum als Biocomputer und zentrale

Schaltstelle der Stressverarbeitung

MD – Kiefergelenk – Haltung – Bisslage – Lymphsystem – Mundakupunktur

Raum:

Kursleitung:

Kongresshaus, Sitzungsraum 2 (1. OG)

Prof. DDr. Irmgard Simma, Bregenz

Die funktionellen Wechselwirkungen von Zähnen, Bisslage, Zentralnervensystem, Kiefergelenk, Haltung, Muskulatur

und Lymphsystem beeinflussen viele interdisziplinäre Beschwerdebilder und sind mit verschiedenen digitalen

Messmethoden dokumentierbar.

Das Kausystem als Schnittstelle vieler interdisziplinärer Beschwerdebilder/CMD – Pressen, Knirschen – verfügt

auch über schnell erfassbare Potenziale und Ressourcen, die es zu Nutzen gilt.

Von Kindheit bis zum Erwachsenenalter gilt das übergreifende funktionelle Denken der chinesischen Medizin.

Früherkennung, begleitende und ordnende Therapien werden additiv angewendet.

Hochdigitalisierte Testmethoden der Komplementärmedizin ergänzen ebenso Diagnose, Wahrnehmung, diverse

Funktionsprüfungen und die Arzt-Patientenbeziehung.

Funktionsstörungen des orofacialen Raumes sind von allgemeinmedizinischer Bedeutung und zeigen sich

▶ von Geburt an (Stillschwierigkeiten, KISS-Syndrom),

▶ im Kindesalter (offene Mundhaltung, Status lymphaticus, Gesichtsasymmetrien, Zahnfehlstellungen und

Körperhaltung),

▶ bei Erwachsenen: CMD (Spannungskopfschmerzen, HWS, Tinnitus etc.)

▶ Schlüsselstellen für Form und Funktion für Zahn-, Kiefer-, Profil- und Gesichtsentwicklung:

– Frontzahnkontakt

– Lippenschluss

– Nasenatmung

– Myofunktion-Zunge am Gaumen in Ruhe und beim Schlucken

Die praktische Umsetzung durch Inspektion, Palpation von Muskulatur, Mundakupunktur und Lymphbeltpunkten

werden demonstriert und beinhalten einfach erfassbare, aber komplexe analoge Funktionalitäten des Stressbeantwortungsorgans

Kausystem

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Baden-Baden

Montag, 01.11.2021, 9:00 –13:00 Uhr

Irisdiagnostik - das Tor zur Seele

Raum:

Kursleitung:

Palais Biron, Salon Lichtental

Dr. Martina Obermeyer, Schlehdorf

Irisdiagnostik ist normalerweise Heilpraktikern und erfahrenen Ärzten für Naturheilverfahren vorbehalten – dies

betrifft überwiegend körperliche Pathologien und Unausgewogenheiten.

Es gibt auch eine psychische Interpretationslogistik, die sich mit einfachen Mitteln durchführen lässt. Man braucht

dazu entweder eine Lupe mit 5-facher Vergrößerung und LED-Licht, oder am Zahnarztstuhl schlicht die OP-Lampe.

Mit einem kurzen Blick in die Iris erfahren Sie viel über den Menschen, der Ihnen gegenüber sitzt.

Beispielsweise ob der andere mental-analytisch oder gefühlsmäßig ausgerichtet ist, ob er ein Teamplayer oder

Führungstyp, ungeduldig, konstant oder sprunghaft ist. Diese Details lassen uns Patienten treffsicherer beraten

und geben uns Hinweise auf die Art der Compliance, die wir von ihnen erwarten können.

Schon nach diesem Halbtages-Seminar werden sich Ihre Beratungsgespräche mit Patienten signifikant verkürzen.

Ohne viele Worte darüber zu verlieren, sehen wir in der Iris „en passant“ bereits so viel, dass wir diesen Menschen

als Patienten gut einschätzen können. Das spart Energie, Zeit und Nerven und erleichtert die Entscheidung, auf

welche Therapieform wir uns mit dem Patienten einlassen wollen. Dabei geht es hier nicht um Bewertung, sondern

schlicht um das Erkennen bestimmter Persönlichkeitsmerkmale.

Dementsprechend ist in der Folge ein gewinnbringendes, reibungsloses Miteinander möglich. Auch für die Teamzusammenstellung

ein echtes „Highlight“ – wer arbeitet gut mit wem und wer kann was besonders gut? Das Erkennen

psychischer Potenziale ist hier der Einstieg, weil das ohne Mikroskop oder andere aufwändige Hilfsmittel

(nur mit Lupe und Licht) zu bewerkstelligen ist.

Ein Seminar, um mit dem Sehen in der Iris vertraut zu werden, mit vielen praktischen Beispielen und Übungen,

unterhaltsam und humorvoll demonstriert.

Information & Anmeldung:

GZM

Kloppenheimer Str. 10

68239 Mannheim

Tel.: +49 621 4824300

Fax: +49 621 473949

E-Mail: kongress@gzm-org.de

www.gzm-kongress.de

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 41


Impressum

Einladung

zur satzungsgemäßen ordentlichen

Online-Mitgliederversammlung

Mittwoch, 17. November 2021 ab 19:00 Uhr – per Zoom-Konferenz *

(Die Einwahldaten dazu erhalten Sie nach Anmeldung kurzfristig per E-Mail.)

Tagesordnung:

1. Begrüßung und Feststellung der Beschlussfähigkeit

2. Mitglieder-Ehrung

3. Rechenschaftsbericht des Vorstandes

4. Bericht der Kassenprüfer

5. Entlastung des Vorstandes

6. Beschlussfassung über eingebrachte Anträge

(Anträge sind bis spätestens 14 Tage vor Versammlung schriftlich

bei der Geschäftsstelle einzureichen)

7. Verschiedenes

ZÄ Christine Albinger-Voigt

Elke Glenz-Scotland

Vorsitzende

* Aufgrund der Sonderregelung durch das Gesetz vom 27.03.2020: Artikel 2 § 5 Absatz 2: Online-Mitgliederversammlung; ist es uns ohne besondere

Satzungsregelung möglich, die Mitgliederversammlungen unseres Vereins virtuell abzuhalten.

Fachorgan der Internationalen Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin e. V.

IMPRESSUM

Herausgeber & Verlag:

Internationale Gesellschaft

für Ganzheitliche ZahnMedizin e. V.

Kloppenheimer Straße 10

68239 Mannheim

Tel.: +49 621 4824300

Fax: +49 621 473949

Internet: www.gzm.org

E-Mail: gzm@gzm.org

ISSN 2194-945X

Anzeigen/Koordination:

Cornelia Wittersheim, GZM-GmbH

Tel.: +49 6209 7975415

Fax: +49 6209 7975416

E-Mail: media1@gzm-org.de

Erscheinungsweise:

Format/Umfang:

Auflage:

4-mal jährlich

SOM: DIN A4 / 36 Seiten

MuM: DIN A4 / 8 Seiten

SOM: 2.000 Stück

MuM: 2.500 Stück

Preise:

GZM-Mitglieder:

SGZM-Mitglieder:

Nicht-Mitglieder:

Studenten:

Einzelverkaufspreis:

Chefredaktion:

im Mitgliedsbeitrag

enthalten

im Mitgliedsbeitrag

enthalten

€ 45,00/Jahr

€ 27,00/Jahr

€ 11,50/Exemplar

Constance Nolting

Anschrift der Redaktion:

Constance Nolting

Kloppenheimer Straße 10, 68239 Mannheim

E-Mail: gzm.redaktion@gzm-org.de

Redakteur

Mensch & Mund:

Ludwig Fiebig

Manuskripte, Rechte:

Manuskripte sind an die GZM-Chefredaktion zu senden.

Die Autoren sind für den Inhalt der Artikel verantwortlich

und bestätigen mit der Einsendung, dass sie

das volle Urheberrecht am Beitrag (inkl. Bildmaterial)

besitzen und der Beitrag keine Rechte Dritter verletzt.

Autoren dürfen die Manuskripte ihrer Artikel weder

vorher noch gleichzeitig anderweitig zur Veröffentlichung

in Zeitschriften, Büchern, Internet usw. anbieten.

Die GZM-Redaktion behält sich eine Kürzung

und Bearbeitung der eingesandten Manuskripte und

Leserbriefe vor. Für unverlangt eingeschickte Beiträge

und Abbildungen ist jede Haftung ausgeschlossen.

Mit der Einsendung der Manuskriptunterlagen überträgt

der Autor der GZM das Recht, den Beitrag zu

drucken und zu verbreiten. Die GZM kann Bearbeitungen

und Übersetzungen vornehmen sowie Unterlizenzen

erteilen. Die Veröffentlichung an anderen

Stellen bedarf der vorherigen Genehmigung der

GZM. Beachten Sie bitte auch unsere GZM-Autorenrichtlinien.

Gekennzeichnete Artikel sowie Anzeigen geben nicht

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wieder. Eine Haftung aus unrichtigen oder

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Quelle Titelfoto: Adobe Stock

Gestaltung und Produktion:

Biber Studio, Wolfsgartenweg 31, 69509 Mörlenbach

Druck:

Knödler Druck

Oberdorfstraße 166 a

72270 Baiersbronn

Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier

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Die GZM steht für die Erarbeitung, Prüfung und Verbreitung von diagnostischen und therapeutischen

Methoden, die einem erweiterten Verständnis der Zahnheilkunde im Sinne einer

Ganzheitsbetrachtung entsprechen. Der erkrankte Mensch steht im Mittelpunkt. Erkrankungen

im Zahn-, Mund und Kieferbereich sind nicht nur lokal und isoliert, sondern in ihrem gesamtmedizinischen

Zusammenhang zu erfassen.

Das Leitbild der GZM:

▶ Der Patient ist ein individuelles und komplexes Wesen.

▶ GZM-Zahnärzte arbeiten auf dem aktuellen Stand des

zahnärztlichen Wissens. Sie integrieren Naturheilkunde

und komplementäre Medizin durch interdisziplinäre

Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen Therapeuten

im Netzwerk.

▶ Sie betreiben individuelle Gesundheitsförderung durch

Gesundheitscoaching, agieren wertschätzend gegenüber

Patienten, Kollegen, Co-Therapeuten und sich

selbst.

▶ GZM-Zahnärzte sehen ihren Beruf als Berufung und

stellen traditionelle ärztliche Werte in den Vordergrund.

▶ GZM-Zahnärzte unterstützen die Persönlichkeits-entwicklung

der Mitglieder, der Patienten und der Mit-arbeiter

mit dem Ziel einer authentischen, heilsamen

Begegnung.

▶ GZM-Zahnärzte nutzen multimodale Therapieansätze

für chronisch kranke Patienten.

Mitgliedsantrag

E-Mail: info@gzm-org.de

Fax: +49 621 473949

Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur Internationalen

Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin e. V. (GZM)

Vollzahler Deutschland (Zahnärzte) 300,- €

Studenten

frei

(Andere gem. GZM-Beitragsordnung)

Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin

Kloppenheimer Straße 10

68239 Mannheim

Deutschland

Vorteile der Mitgliedschaft:

▶ Führen der Bezeichnung „Praxis für ganzheitliche Zahnmedizin“

(für qualifizierte Mitglieder)

▶ Praxisschwerpunkt „Ganzheitliche ZahnMedizin“

▶ Werbung neuer Patienten durch Netzwerkkontakte

und Datenbank

▶ Verlinkung mit Therapeuten-Suche auf Internet-Auftritt

der GZM

▶ qualifizierte Weiterbildung nach bewährtem Leitfaden

▶ vergünstigte Teilnahme an den durch die GZM veranstalteten

jährlichen Kongressen und Symposien

und an der Medizinischen Woche

▶ 4-mal pro Jahr Mitgliedszeitschrift „Systemische Orale

Medizin“ mit der Patientenzeitschrift „Mensch und Mund“

▶ MuM zur Weitergabe an die Patienten zum Selbstkostenpreis

▶ Sicherheit für den Patienten durch Zusammenarbeit

mit speziell geschulten zahntechnischen Laboren

▶ lebendiger Austausch mit Kollegen

▶ Unterstützung bei regionalen Veranstaltungen

für Patienten

Name, Vorname, Titel

Anschrift

Telefon, Fax

E-Mail, HP

Datum, Unterschrift

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44 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021

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