SOM-213
MIH, Naturstoffe, Ubiquinol, Kamille, Shufeng jiedu
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Wissenschaft
Coenzym Q10 vs. Ubiquinol
Coenzym Q10 kommt im menschlichen Organismus in zwei
Formen vor: einer oxidierten und einer reduzierten Form, die
zwei zusätzliche Wasserstoffatome an sich gebunden hat – das
Ubiquinol. In der Atmungskette der Mitochondrien ist Ubiquinol
ein essenzieller Elektronenüberträger zur Herstellung
von Adenosintriphosphat (ATP). Mehr als 95 Prozent der
Körperenergie werden mithilfe von Ubiquinol produziert. Als
unerwünschte Nebenprodukte entstehen in der Atmungskette
reaktive Sauerstoffverbindungen, die die Zellen schädigen
können. Die antioxidativen Abwehrmechanismen des Körpers
– zu denen auch Ubiquinol gehört – können diesen freien
Radikalen entgegenwirken. Werden die Mitochondrien allerdings
in ihrer Funktion so beeinträchtigt, dass die Atmungskette
nicht mehr reibungslos ablaufen kann, nehmen die reaktiven
Verbindungen überhand und oxidativer Stress entsteht.
Parodontitis – die Lockere-Zähne-Krankheit
Oxidativer Stress kann Entzündungen wie eine Gingivitis verursachen
und steht auch in Verdacht, Hauptauslöser von Parodontitis
zu sein. [1] Dabei werden die Zahnfleischtaschen
immer tiefer, sodass die Zähne ihren natürlichen Halt verlieren.
Laut der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie [2]
ist etwa jeder zweite jüngere Erwachsene (35 bis 44 Jahre) von
einer parodontalen Erkrankung betroffen. Bei den jüngeren
Senioren (65 bis 74 Jahre) sind es rund 65 Prozent. Für die Zukunft
ist aufgrund der demografischen Entwicklung mit einer
Zunahme des parodontalen Behandlungsbedarfs zu rechnen.
Daher sind präventive Ansätze wie beispielsweise eine Nahrungsergänzung
mit Ubiquinol empfehlenswert.
Zwar kann der menschliche Organismus Ubiquinol selbst
bilden, doch diese Fähigkeit nimmt mit dem Alter ab. Der
Ubiquinol-Gehalt der Gewebe sinkt. So hat zum Beispiel ein
40-Jähriger etwa 30 Prozent weniger Ubiquinol im Herzmuskel
als ein 20-Jähriger. Auch bedingt durch Krankheiten oder Medikamente
kann die körpereigene Produktion von Ubiquinol
eingeschränkt sein, sodass eine Supplementation sinnvoll ist.
Bereits früh haben die Forschergruppen Littarru et al. [3] und
Nakamura et al. [4] herausgefunden, dass Parodontitis-Patienten
einen Coenzym-Q10-Mangel in ihrem Zahnfleisch
aufweisen, was für eine mitochondriale Dysfunktion spricht.
Ein typisches Bakterium schwerer Parodontitisformen, Porphyromonas
gingivalis, produziert Lipopolysaccharide, die die
Mitochondrien schädigen.[5]
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Nahrungsergänzung
mit Ubiquinol bzw. Coenzym Q10 Parodontitis
entgegenwirken kann. Forscher der zahnmedizinischen
Nihon Universität in Japan haben eine Studie [6] mit 45 Erwachsenen
mit leichter bis mittelschwerer Parodontitis durchgeführt.
Die Probanden erhielten über zwei Monate hinweg
entweder 150 mg Ubiquinol am Tag oder ein Placebo. Nach
Ende des Behandlungszeitraums zeigte die Ubiquinol-Gruppe
deutlich weniger Plaquebildung, weniger Zahnfleischbluten
und eine reduzierte Tiefe der Zahnfleischtaschen im Vergleich
zur Placebo-Gruppe. Des Weiteren wiesen die Teilnehmer, die
Ubiquinol erhalten hatten, weniger Mundgeruch und eine höhere
antioxidative Aktivität im Speichel auf. In der Mundhöhle
agiert Speichel durch seine Antioxidanzien als erste Abwehr
gegen freie Radikale.
Es wird angenommen, dass Ubiquinol über mehrere Wege
gegen Parodontitis wirkt. Beispielsweise haben McRee et al.
[7] herausgefunden, dass sich bei Parodontitis-Patienten, die
Coenzym Q10 eingenommen hatten, die Zahl der unter dem
Zahnfleisch befindlichen Bakterien reduziert hatte. Die Wissenschaftler
vermuten, dass Coenzym Q10 das Immunsystem
stärkt, sodass der Körper die Bakterien leichter bekämpfen
kann. Des Weiteren ergab eine schwedische Studie [8] unter
der Leitung von Magnus Nylander und Marina Nordlund,
dass eine Nahrungsergänzung mit 30–100 mg Coenzym Q10
am Tag das Zahnfleisch stärkt und Zahnfleischbluten verringert
– beides Faktoren, die dazu beitragen, dass sich die Zähne
nicht lockern.
Speichel beeinflusst orale Gesundheit
Neben Zahnfleischerkrankungen wie Parodontitis beeinträchtigt
auch Mundtrockenheit (Xerostomie) die Lebensqualität
der Betroffenen. Bei einem chronisch trockenen Mund ist die
Speichelproduktion deutlich verringert. Zu den Symptomen
zählen ein andauerndes Durstgefühl, Geschmacksstörungen,
Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, Zahnfleischerkrankungen
und Mundschmerzen. Zudem zieht eine Verschlechterung
des Speichelflusses oder dessen Zusammensetzung
ein erhöhtes Kariesrisiko nach sich. Mundtrockenheit
kann als Nebenwirkung verschiedener Medikamente, einer
Chemotherapie oder als Begleiterscheinung von Krankheiten
wie dem Sjögren-Syndrom, einer Autoimmunerkrankung,
auftreten. Speichelqualität und -quantität verändern sich aber
auch mit dem Alter. Oft leiden Frauen in den Wechseljahren
unter einem chronisch trockenen Mund, was darauf hindeutet,
dass hormonelle Veränderungen dabei eine Rolle spielen
könnten. Die genauen Ursachen chronischer Mundtrockenheit
sind zwar noch nicht geklärt, doch einige Wissenschaftler
vermuten, dass die altersbedingte Abnahme von Ubiquinol
bzw. der ATP-Produktion die Speichelsekretion beeinträchtigt.
Daher haben verschiedene Studien untersucht, ob ein höherer
Coenzym-Q10-Spiegel im Speichel Mundtrockenheit in fortgeschrittenem
Alter verhindern könnte – mit vielversprechenden
Ergebnissen.
Beispielsweise erhielten in einer Studie [9] 66 Patienten, die
am Sjögren-Syndrom mit Mundtrockenheit litten, über einen
Monat hinweg täglich entweder 100 mg Ubiquinol oder
ein Placebo. Ihre Speichelproduktion und der Coenzym-Q10-
Gehalt des Speichels wurden vor und nach der Behandlung un-
16 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021