SOM-213
MIH, Naturstoffe, Ubiquinol, Kamille, Shufeng jiedu
MIH, Naturstoffe, Ubiquinol, Kamille, Shufeng jiedu
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Praxis
Zahnstatus lässt sich verbessern
Musste zu Beginn der Studie noch bei sehr vielen Proband*innen
ein sehr schlechter Zustand der Mundgesundheit attestiert
werden – auch bedingt durch Einschränkungen bei der
eigenen Zahnpflege –, so hatte sich das nach Ablauf von drei
Jahren erheblich reduziert: bei den zu Hause lebenden Personen
von über einem Drittel auf deutlich unter 10 % und bei
denen im Pflegeheim von 50 auf 18 %. Damit einher ging auch
eine deutliche Verbesserung der gefühlten Lebensqualität: Bis
zu 25 % weniger Proband*innen empfanden funktionale Einschränkungen,
Schmerzen oder Unbehagen im Zusammenhang
mit ihren Zähnen.
Rahmenbedingungen für erfolgreiche
Umsetzung
Das sind ermutigende Ergebnisse, die zeigen, wie deutlich die
Aufsuchende Zahnmedizin die Lebensqualität von Pflegebedürftigen
erhöhen kann. Zur erfolgreichen Umsetzung in die
Praxis gehören dabei:
▶ Beratung, Anleitung und Empfehlungen für den Einsatz
von Hilfsmitteln
▶ Schulung der Angehörigen
▶ Einweisung des Pflegepersonals
▶ feste Termine für die Patient*innen mit dem Hauszahnarzt
zu regelmäßiger Kontrolle
▶ Eine „Patientenampel“ mit Basisinformationen macht alle
Beteiligten zu Helfenden, die sich gegenseitig über den aktuellen
Status der pflegebedürftigen Person informieren.
Drei Szenarien in der Praxis
Welche Formen kann nun die Aufsuchende Zahnmedizin annehmen?
Bislang sind drei verschiedene Szenarien im Einsatz.
Typ 1: Vor Ort zu Hause
Das Equipment der aufsuchenden Zahnärzt*in ist geeignet für
Prophylaxe und Therapie. Durchgeführt wird die Behandlung
im Privathaushalt oder der Pflegeeinrichtung, möglichst niederschwellig,
also einfach in einem Sessel, auf einem Küchenstuhl
oder am Esstisch, im Einzelfall auch im Bett. So können
selbst unter schwierigen Bedingungen viele Leistungen erfolgen:
▶ Vorsorge/Kontrolluntersuchungen mit Mundhygieneeinweisung,
auch für Pflegende
▶ Zahnsteinentfernung
▶ professionelle Zahnreinigung/Zahnfleischbehandlungen
▶ chirurgische Eingriffe
▶ Füllungen
▶ Wurzelbehandlungen
▶ Prothesenreinigungen
▶ Entfernung von Druckstellen
▶ Prothesenreparaturen
▶ Unterfütterungen
▶ Zahnpräparation für Kronen und/oder Brücken
▶ Provisorienherstellung
▶ Prothesenneuanfertigungen
Typ 2: Im Kleintransporter
Der Transporter ist so eingerichtet, dass er eine hilfsbedürftige
Person, auch mit Rollstuhl und mit Begleitperson, aufnehmen
kann. Er enthält die für die Behandlung notwendigen Instrumente
und Materialien. Damit lässt sich ein Behandlungsspektrum
von prophylaktischen und konservativ rekonstruierenden
Maßnahmen durchführen, ebenso können Zähne
erforderlichenfalls gezogen werden, vorhandener Zahnersatz
kann repariert oder neu angepasst werden.
Typ 3: Mobile Behandlungspraxis im Zahnmobil
Das Zahnmobil ist für den Einsatz in Pflegeeinrichtungen
konzipiert: Es ist die aufwendigste Lösung, deshalb lohnt
es sich nur, wenn an einem Behandlungstag mehrere Patient*innen
termingerecht vor Ort behandelt werden können.
Das Zahnmobil verfügt über eine fest installierte Praxis-Einheit
in einem Container mit barrierefreiem Zugang, auch für
Schwerstpflegefälle. Auf einer Grundfläche von 4 x 2,20 Metern
bietet es Platz für Patient*in, Team (drei Personen) und
einen Angehörigen. Möglich sind hier Sedierung und Narkose
sowie mobiles Röntgen, auch ohne Bindung an das Zahnmobil.
Der Behandlungsplatz ist innerhalb des Containers durch eine
Faltwand abtrennbar. An der Containerwand am Kopfende
sind alle benötigten Materialien in Reichweite gelagert. Allerdings
gibt es auch für das Zahnmobil Grenzen – teils bei den
Patient*innen selbst (z. B. im Fall schwerer Demenz), aber auch
auf umfassende chirurgische Eingriffe oder umfangreiche Prothetikherstellung
ist das Zahnmobil nicht ausgelegt.
Fazit: Der Bedarf wird steigen
Die ISGOS-Studie zeigt auf, welche positiven Effekte auf Zahngesundheit
und Lebensqualität die Aufsuchende Zahnmedizin
bewirken kann. Vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels – also unserer älter werdenden Gesellschaft – ist
abzusehen, dass der Bedarf für diese Form der Zahnbehandlung
in Zukunft noch weiter steigen wird. Dafür bieten sich
wie gesehen mehrere Modelle an, weitere Formen lassen sich
bei Bedarf sicherlich entwickeln. Inwieweit allerdings flächendeckend
Angebote geschaffen werden können, ist noch nicht
entschieden. Es lohnt sich aber im Interesse aller betroffenen
Patient*innen – das heißt also möglicherweise von uns allen! –,
das Projekt Aufsuchende Zahnmedizin beherzt und optimistisch
voranzutreiben.
Die Redaktion
Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021 19