SOM-213
MIH, Naturstoffe, Ubiquinol, Kamille, Shufeng jiedu
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Pflanzenportrait
Nicht verwechseln
Neben der echten Kamille gibt es auch
noch eine Reihe anderer Kamillen, die
der echten Kamille äußerlich sehr ähnlich
sehen können, aber heilkundlich
keine Verwendung haben, darunter
die Römische Kamille (Chamaemelum
nobile), die Geruchlose Kamille
(Matricaria inodora), die Strandkamille
(Matricaria maritima sensu stricto) oder
die Gemeine Hundskamille (Anthemis
arvensis).
Ein sicheres Merkmal der echten Kamille
ist die Beschaffenheit des Blütenbodens:
Bei der Acker-Hundskamille
z. B. ist er markig-voll, bei der Echten
Kamille dagegen hohl.
Viel offensichtlicher ist allerdings der
charakteristische Geruch: Nur die echte
Kamille duftet intensiv nach Kamille!
Inhaltsstoffe von
ätherischem Kamillenöl
(gewonnen durch Wasserdampfdestillation)
Monoterpene
▶ 4,2 % trans-Ocimen
▶ 0,7 % p-Cymen
▶ 0,06 % Limonen
Sesquiterpene
▶ 22,9 % cis-β-Farnesen
▶ 9,2 % cis-α-Farnesen
▶ 8,9 % Chamazulen (bis 35%)
▶ 5,2 % Germacren D
▶ 5 % γ-Cadinen
▶ 0,1 % δ-Cadinen
Sesquiterpenole
▶ 0,7 % Spathulenol
▶ 0,6 % α-Bisabolol
Ketone
▶ 1,1 % Artemisiaketon
Oxide
▶ 12 % Bisabololoxid
▶ 1,5 % Bisabololoxid A
Quelle: Primavera Life; zitiert in Zimmermann,
Eliane, Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe,
3. Aufl. (Stuttgart 2006), S. 194
milie, die weltweit mit etwa 24 000 Arten
zu finden ist. Zu den bekanntesten Arten
zählen neben der Kamille die Wegwarte
(Cichorium intybus), Chrysanthemen
(Chrysanthemum spec.) oder die Ringelblume
(Calendula arvensis).
Herkunft, Standort und
Aussehen
Die ursprüngliche Heimat der Echten
Kamille ist Vorderasien, Süd- und Osteuropa.
Heute ist sie in ganz Europa, auch in
Nord- und Südamerika und in Australien
eingebürgert.
Sie wächst auf Äckern, aber auch auf Brachen
und Ödland, bevorzugt auf frischen,
nährstoffreichen, eher humosen, kalkarmen
und leicht bodensauren Lehm- und
Tonböden sowie Salzfluren. Die Kamille
kommt bis in die montane Höhenstufe
vor (in Tirol z. B. bis auf 1300 m).
Die Pflanze wird etwa 20–40 cm hoch
und hat fiederteilige, wechselständige
Blätter. Die Blüten sitzen in Blütenköpfen
an den Enden der Sprossachsen und bilden
einen Blütenstand. Der Durchmesser
der Blütenköpfchen beträgt 10–25 mm.
Sie bestehen aus den weißen, äußeren
Zungenblüten sowie den gelben, inneren
Röhrenblüten.
Blütezeit ist von Mai bis September, die
Blütenköpfe werden üblicherweise im
Juni/Juli gesammelt.
Die Frucht der Kamille ist eine einsamige
Nussfrucht, eine sogenannte Achäne. Es
heißt, Kamillenfrüchte könnten im Boden
bis zu 100 Jahre keimfähig bleiben.
Inhaltsstoffe und Wirkung
der Kamille
Wasserdampfdestillation ist das Mittel der
Wahl, um Kamillenblüten ihre Wirkstoffe
zu entziehen. Dabei entsteht ein blaues Öl,
das Azulen. Besonders wirksam sind die
in den Blüten enthaltenen ätherischen Öle
(vor allem Bisabolol und Chamazulen),
Schleimstoffe und Flavonoide.
Ätherische Öle (vor allem das Matricin,
das α-Bisabolol und seine Oxide) und
die Flavonoide heilen Entzündungen,
indem sie zum Beispiel die Freisetzung
und die Bildung entzündungsvermittelnder
Botenstoffe blockieren. Apigenin,
ein Flavonoid, und Bisabolol und
En-in-Dicycloether im ätherischen Öl
lösen Verkrampfungen der Muskulatur,
da sie, so wird vermutet, den Kalziumeinstrom
in die Muskelzellen hemmen.
Auch schützen sie die Magenschleimhaut
vor dem Verdauungsenzym Pepsin und
hemmen gewisse Bakterien und Pilze in
ihrem Wachstum.
Kamille als Heilpflanze
Die Kamille findet in der Pflanzenheilkunde
eine ausgesprochen breite Anwendung,
sowohl äußerlich wie innerlich, sowohl
für körperliche wie für psychische
Zustände:
Oberflächliche Hautverletzungen, Wundliegen
bei Bettlägerigen, Spülung und
Nachbehandlung von Wunden sprechen
sehr gut auf die keimhemmenden und
hautberuhigenden Wirkstoffe der Kamillenzubereitungen
an, da sie im Gegensatz
zu den herkömmlichen Desinfektionsmitteln
die Wundheilung fördern und
nicht behindern.
Auch die Anwendungsformen sind vielfältig:
So kann man die Kamille je nachdem
als Tee, Tinktur, Umschläge, Salbe,
ätherisches Öl oder für Dampfbäder einsetzen.
Echte Kamille ist eine Heilpflanze, die
sehr sanft wirkt. Deshalb kann man sie
auch bei Kindern äußerlich wie innerlich
nutzen.
Vorsicht für die Augen
Bis vor Jahren wurde noch empfohlen,
die Augen mit Kamillentee auszuwaschen.
Diese Empfehlung gilt nicht
mehr, denn es gab viele allergische
Reaktionen – vor allem, wenn nicht
echte Kamille, sondern die römische
Kamille verwendet wurde. Abgesehen
davon hat Kamille auch eine austrocknende
Wirkung, was für die Augen
nicht unproblematisch ist.
32 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 3/2021